Ein Traum an der Reviera - Bettina Pecha - E-Book

Ein Traum an der Reviera E-Book

Bettina Pecha

0,0

Beschreibung

In der völlig neuen Romanreihe "Fürstenkrone" kommt wirklich jeder auf seine Kosten, sowohl die Leserin der Adelsgeschichten als auch jene, die eigentlich die herzerwärmenden Mami-Storys bevorzugt. Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt "diese" Wirklichkeit. "Fürstenkrone" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken. Laurenz Prinz von Ahrensburg parkte seinen silbernen Sportwagen auf dem großen Vorplatz des väterlichen Schlosses. Die Silhouette des prächtigen Barockbaus aus goldbraunem Sandstein zeichnete sich gegen den blauen Frühlingshimmel ab. Vor der breiten Freitreppe funkelten die Wasserfontänen des Springbrunnens im Licht der Abendsonne. Über dem Haupteingang erhob sich eine Kuppel. Laurenz stieg die Stufen zu dem Säulenportal hinauf und betrat die herrliche Eingangshalle. Graziöse Statuen der Antike flankierten die lange weiße Marmortreppe. Leuchtende Fresken mit Motiven der römischen Sagenwelt schmückten die Wände. Schlanke griechische Säulen trugen die hohe Stuckdecke, von der ein großer Kronleuchter mit unzähligen tropfenförmigen Kristallornamenten schwebte. Der Butler erwartete den Prinzen bereits. »Ist Ihr Tag zufriedenstellend verlaufen, Hoheit?« »Alles bestens, danke der Nachfrage, Herr Behrens. Ist mein Vater schon zu Hause?« »Der Fürst ist in die Residenz gefahren. Er lässt Ihnen ausrichten, dass er in einer Stunde zurückkommt.« Laurenz beschloss, die verbleibende Zeit für einen Spaziergang zu nutzen. Er betrat die weitläufige Terrasse und schritt die Treppe hinunter, die in den Park führte. In den Blumenbeeten blühten die schönsten Vergissmeinnicht und Maiglöckchen. Ein süßer Duft von Flieder erfüllte die Luft. Schloss Ahrensburg war im frühen 18. Jahrhundert nach dem Vorbild der französischen Königsresidenz Versailles angelegt worden.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 135

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Leseprobe: Enttäuscht – verfolgt – verliebt!

Alexandra von Waldenburg sah sich im Spiegel an, dann schüttelte sie den Kopf. Nein, das war sie nicht! Hier hatte sie einfach zu tief in den Farbtopf gegriffen. Sie ging nicht zu einem Fernsehauftritt, wo sie wegen der vielen starken Scheinwerfer mehr als üblich geschminkt sein musste. Sie wollte zu Mike fahren, und der kannte sie eigentlich eher naturgelassen und würde sich sehr wundern, sie so zu sehen. Also herunter mit allem. Als Alexandra sich wenig später wieder ansah, war sie zufrieden. Ja, das war sie. Ein wenig Wimperntusche, Rouge und Lippenstift, das reichte vollkommen. Das passte auch zu der beigen Leinenhose, dem weißen T-Shirt und der leichten Sommerjacke. Und die Haare? Mit denen machte Alexandra auch kurzen Prozess und bürstete sie nur einfach glatt herunter. Jetzt konnte sie zufrieden sein. Sie wollte lieber nicht darüber nachdenken, welche Schnapsidee sie in die Tat umsetzen wollte. Es war verrückt! Aber dennoch wusste Alexandra, dass sie, wenn sie es jetzt nicht tun würde, die Finger ganz davon lassen würde. Sehr eilig verließ sie ihre privaten Wohnräume und rannte die Treppe hinunter. Zum Glück sah sie niemanden vom Personal, der Köchin hatte sie Bescheid gesagt, dass sie zum Essen nicht daheim sein würde, und im Gegensatz zu Klara, die noch immer Urlaub hatte, schien es deren Vertretung nichts auszumachen. Im Gegenteil, Alexandra hatte den Eindruck, dass sie froh darüber war, wenn sie zum Essen nicht zu Hause war, das ersparte der Guten Arbeit. Für Klara war ihr Beruf im wahrsten Sinne des Wortes Berufung.

Fürstenkrone – 155 –

Ein Traum an der Reviera

Gibt es für Prinz Laurenz und die schöne Carina ein Happy End?

Bettina Pecha

Laurenz Prinz von Ahrensburg parkte seinen silbernen Sportwagen auf dem großen Vorplatz des väterlichen Schlosses. Die Silhouette des prächtigen Barockbaus aus goldbraunem Sandstein zeichnete sich gegen den blauen Frühlingshimmel ab. Vor der breiten Freitreppe funkelten die Wasserfontänen des Springbrunnens im Licht der Abendsonne. Über dem Haupteingang erhob sich eine Kuppel.

Laurenz stieg die Stufen zu dem Säulenportal hinauf und betrat die herrliche Eingangshalle. Graziöse Statuen der Antike flankierten die lange weiße Marmortreppe. Leuchtende Fresken mit Motiven der römischen Sagenwelt schmückten die Wände. Schlanke griechische Säulen trugen die hohe Stuckdecke, von der ein großer Kronleuchter mit unzähligen tropfenförmigen Kristallornamenten schwebte.

Der Butler erwartete den Prinzen bereits. »Ist Ihr Tag zufriedenstellend verlaufen, Hoheit?«

»Alles bestens, danke der Nachfrage, Herr Behrens. Ist mein Vater schon zu Hause?«

»Der Fürst ist in die Residenz gefahren. Er lässt Ihnen ausrichten, dass er in einer Stunde zurückkommt.«

Laurenz beschloss, die verbleibende Zeit für einen Spaziergang zu nutzen. Er betrat die weitläufige Terrasse und schritt die Treppe hinunter, die in den Park führte. In den Blumenbeeten blühten die schönsten Vergissmeinnicht und Maiglöckchen. Ein süßer Duft von Flieder erfüllte die Luft. Schloss Ahrensburg war im frühen 18. Jahrhundert nach dem Vorbild der französischen Königsresidenz Versailles angelegt worden.

Das Licht der untergehenden Sonne spiegelte sich in den unzähligen Bogenfenstern. Ein tiefer Abendfriede lag über dem Anwesen.

Der Prinz genoss die Stille, die ihn umgab. Er hatte einen anstrengenden Tag hinter sich, denn seit anderthalb Jahren unterstand ihm die familieneigene Bank des Fürstenhauses. Sein Vater, Fürst Georg, arbeitete ebenfalls in dem Unternehmen, hatte die Leitung jedoch seinem Sohn übergeben. Wenn Laurenz nach einem ausgefüllten Arbeitstag heimkehrte, genoss er die Ruhe und Harmonie, die ihn hier erwarteten.

Doch jetzt freute sich der Prinz auf seinen bevorstehenden Urlaub. In wenigen Tagen würde er nach Südfrankreich fahren und die Filmfestspiele in Cannes besuchen, die dort wie jedes Jahr im Mai stattfanden. Die Fürstenfamilie besaß einen Landsitz im Landesinneren der Provence. Im Anschluss an die Festspiele plante er einen zweiwöchigen Aufenthalt an der Riviera. In dieser Zeit würde sein Vater die Bankgeschäfte allein führen.

Laurenz kehrte ins Schloss zurück. Er kleidete sich um und ging dann in den Blauen Salon, wo Fürst Georg, der inzwischen zurückgekehrt war, ihn schon erwartete. Eine angenehme Wärme umfing den jungen Mann, als er eintrat. Der Raum, der mit Möbeln des späten Rokoko eingerichtet war, strahlte Harmonie und Atmosphäre aus. Über der Sesselgruppe in königsblauem Samt hing ein Porträt von Fürs­tin Eleonore, der verstorbenen Fürstin und Mutter des Prinzen. Kostbare Teppiche bedeckten den Intar­sien-Parkettboden. Bodenlange Portieren aus schimmernder nachtblauer Seide hingen an den hohen Sprossenfenstern, die den Blick auf den Park freigaben. Im Kamin prasselte ein Feuer, denn auch um diese Jahreszeit, Anfang Mai, wurde es abends empfindlich kühl im Schloss.

Der Fürst trat an die elegante Hausbar. »Was kann ich dir anbieten, mein Junge?«

»Einen Sherry als Aperitif, bitte«, antwortete Laurenz lächelnd.

Fürst Georg füllte ein funkelndes Kristallglas mit der goldbraunen Flüssigkeit, reichte es ihm und schenkte sich selbst einen Portwein ein. »Wie sind die heutigen Besprechungen verlaufen? Schließlich muss ich dich für die nächsten drei Wochen vertreten.«

Sein Sohn gab einen kurzen Bericht. Der Fürst betrachtete ihn anerkennend, während er zuhörte. Laurenz war groß und schlank. Dichtes dunkles Haar umrahmte seine markanten Gesichtszüge. Ein Paar fröhlicher brauner Augen sahen den Vater an.

Georg war sehr stolz auf seinen einzigen Sohn und Erben. Der frühe Tod der Fürstin vor sieben Jahren hatte die beiden Männer noch enger zusammengeschweißt. Laurenz erfüllte all seine Hoffnungen. Die Bank, schon vorher ein erfolgreiches Unternehmen, hatte unter seiner Führung weiter expandiert. Auch seine repräsentativen Verpflichtungen nahm er mit großer Sorgfalt wahr. Der Prinz erfreute sich bei den Bürgern der Residenz Ahrensburg uneingeschränkter Beliebtheit.

Der Vater hatte weitere ehrgeizige Ziele für seinen inzwischen sechsundzwanzigjährigen Sohn. Es war an der Zeit, ans Heiraten zu denken, fand er. Die Fürsten von Ahrensburg blickten auf eine lange Reihe ausnahmslos adeliger Vorfahren zurück, und Georg wollte diese Tradition fortsetzen. Verschiedene junge Damen waren ihm bereits bei gesellschaftlichen Anlässen ins Auge gefallen, insbesondere die Komtesse Vanessa von Hohensolms, die Tochter eines Freundes von ihm. Doch jedes Mal, wenn er diesbezüglich eine Andeutung machte, wich Laurenz ihm aus. Nun, heute Abend war nicht der geeignete Zeitpunkt, dieses etwas heikle Thema anzusprechen.

»Du hast dir deinen Urlaub redlich verdient.« Er hob sein Whiskyglas. »Wahrscheinlich kannst du es kaum erwarten, Südfrankreich wiederzusehen.«

Laurenz nickte. »Ich war jetzt schon längere Zeit nicht mehr auf unserem Landsitz in der Provence. Und auf die Filmfestspiele bin ich natürlich gespannt.«

»Ich habe eine Bitte an dich. In Cannes wohnt eine Bekannte von mir, Frau Beatrix Sibelius. Es ist mir ein Anliegen, dass du sie besuchst.«

»Die Erbin des internationalen Konzerns?«

Georg nickte.

»Ach, Vater, ich mache doch schon einen Abstecher nach Monte Carlo.«

»Na – na, du kannst nicht behaupten, dass dein Besuch bei der Familie Grimaldi eine Pflicht für dich bedeutet.«

»Nein«, gab Laurenz zu. »Ich freue mich auf ein Wiedersehen mit dem Fürsten von Monaco.«

»Das meine ich doch auch. Beatrix Sibelius ist Mitglied des internationalen Jetsets; eine Freundschaft mit ihr kann nur von Vorteil für uns sein. Ich habe sie vor einiger Zeit bei einem Empfang des französischen Staatspräsidenten kennengelernt«, er räusperte sich. »Du wirst feststellen, dass sie einen etwas schwierigen Charakter hat. Aber du findest bestimmt den richtigen Ton.«

Laurenz lachte. »Also gut, ich werde also meine Aufwartung bei der Dame machen und beste Grüße von dir ausrichten.«

*

»Wo bleiben Sie denn, Carina?«, klang eine scharfe Stimme aus dem Salon.

»Ich komme schon!« Atemlos betrat die junge Frau das elegante Boudoir, in dem Beatrix Sibelius, ihre Arbeitgeberin, an einem ovalen, reich verschnörkelten Tisch saß. Vorwurfsvoll hielt sie ein Blatt Papier hoch.

»Manchmal frage ich mich wirklich, wofür ich Sie bezahle, wenn Sie nichts recht machen können«, bemerkte sie bissig. »Der Ton dieses Briefes muss schmeichelnder klingen, das habe ich Ihnen schon einmal gesagt. Sonst schlägt Jacques Langlois meine Einladung erneut aus.«

»Ich befürchte, dass der Herr nicht kommen möchte – ganz gleich, wie ich die Einladung formuliere«, wagte Carina einzuwerfen.

»Widersprechen Sie mir nicht! Jacques Langlois ist ein Star-Regisseur – einer der ganz großen Cineasten in der Filmwelt. Ein Kontakt mit ihm ist äußerst wünschenswert«, verächtlich warf sie den Briefentwurf auf den Tisch. »Also, strengen Sie sich ein biss­chen an.«

Carina presste die Lippen zusammen. »Ja, Frau Sibelius.«

»Und denken Sie daran, dass Sie heute Mittag um zwei Uhr mit Bella im Hundesalon sein müssen! Bis dahin brauche ich noch …«

»Ich wusste nicht, dass Sie dort einen Termin für heute Nachmittag ausgemacht haben«, rief die junge Frau erschrocken.

»Hatt Ihnen eigentlich niemand beigebracht, dass es ungehörig ist, andere zu unterbrechen?! Davon abgesehen müssten Sie ja selbst merken, dass mein Liebling wieder einmal eine Schönheitskur braucht. Aber Mitdenken, meine Liebe, gehört bekanntlich nicht zu Ihren Stärken – falls Sie überhaupt eine Stärke besitzen.«

»Ich kann die gesamte Korrespondenz unmöglich bis halb zwei erledigen«, wandte Carina schüchtern ein.

»Sie müssen lernen, Prioritäten zu setzen«, entgegnete Beatrix kalt. »Sonst kann ich Sie nicht gebrauchen.« Ungeduldig wedelte sie mit der Hand – ihre Sekretärin war für den Augenblick entlassen.

Carina verließ den Salon und trat in die Eingangshalle, wo sie auf das Hausmädchen stieß.

»Madame hat heute schreckliche Laune, nicht wahr?«, murmelte diese. Carina nickte nur.

»Und Sie müssen am meisten da­runter leiden«, fuhr die Angestellte mitfühlend fort.

Die junge Frau ging in ihr Büro. Sie setzte sich an ihren Computer, legte den geschmähten Einladungsentwurf vor sich hin und atmete tief durch.

Seit einem knappen Jahr arbeitete sie nun für Frau Sibelius als Sekretärin und Gesellschafterin. Von der ersten Stunde an hatte sie gespürt, dass die Millionärin ein außerordentlich schwieriger Mensch war, aber finanzielle Not zwang Carina, diese Stelle anzunehmen.

Beatrix Sibelius, Alleinerbin eines internationalen Konzerns, wohnte in einer der landschaftlich reizvollsten Gegenden Europas, an der französischen Riviera. Doch Carina konnte die Sonne nur selten genießen, denn sie verbrachte den größten Teil des Tages in ihrem kleinen Büro, das nach Norden hinausging. Und die prächtige Villa im vornehmsten Wohnviertel von Cannes, die die Millionärin bewohnte, erschien der jungen Frau oft wie ein Gefängnis.

*

Abgehetzt betrat Carina einige Stunden später das Boudoir, in dem Bella, ein weißer Pudel, auf einem seidenen Kissen in ihrem Korb ruhte. Die junge Frau war gezwungen gewesen, auf ihr Mittagessen zu verzichten, um das umfangreiche Arbeitspensum im Büro bewältigen zu können und außerdem einen Botengang zu erledigen. Doch obwohl sie seit dem Frühstück nichts gegessen hatte, verspürte sie keinen Hunger, denn die unerfreuliche Szene am Vormittag hatte ihr den Appetit geraubt.

Bella hob den Kopf und musterte die Eintretende wachsam aus ihren dunklen Knopfaugen. Die kleine Hündin, die Frau Sibelius erst vor Kurzem gekauft hatte, war ungewöhnlich scheu. Carina, die Tiere liebte, war es bisher nicht gelungen, das Vertrauen des Pudels zu gewinnen.

»Wir beide gehen jetzt zum Hundesalon, Kleines«, begann die junge Frau mit schmeichelnder Stimme und versuchte, ihr die Leine umzulegen. Doch Bella riss sich los und rannte davon.

Schließlich hatte die junge Frau die Ausreißerin eingeholt. Sie befestigte die Leine am Halsband der Hündin, die ihren Protest durch lautes Bellen ausdrückte. Im ersten Stock wurde heftig eine Tür aufgerissen.

»Eben hatte ich mich zur Mittagsruhe hingelegt«, rief Beatrix zornig. »Der Lärm hat mich aus dem Schlaf gerissen. Von Hunden verstehen Sie genauso wenig wie von Ihrer Büroarbeit.«

Carina schoss die Röte ins Gesicht. Denn Andreas, der deutsche Chauffeur, stand bereits wartend am Portal und musste jedes Wort gehört haben.

»Nehmen Sie sich das nicht zu Herzen«, brummte der Fahrer mitleidig, während sie durch die mittäglich ruhige Innenstadt von Cannes fuhren. »Schließlich kenne ich unsere Chefin.«

Die junge Frau warf ihm einen dankbaren Blick zu. Nach kurzer Fahrt hatten sie den exklusiven Hundesalon erreicht. Die Besitzerin wartete bereits hinter dem Tresen und begrüßte Carina mit ausgesuchter Höflichkeit. Die Millionärin galt als eine der besten Kundinnen, und man wuss­te, was man ihrer Sekretärin schuldig war.

Nachdem die junge Frau Bella den kundigen Händen der Hundefriseurin überlassen hatte, setzte sie sich in eine Ecke des Wartebereichs und holte ihr Laptop hervor. Frau Sibelius plante im Anschluss an die Filmfestspiele einen längeren Aufenthalt in Paris und der Normandie. Carina musste die Reisestationen detailliert planen. Auch das kleins­te Missgeschick, selbst wenn sie nicht dafür verantwortlich war, bedeutete eine Flut von Vorwürfen für sie.

Schließlich kam die Salonbesitzerin mit Bella zurück. »Ich habe die Wünsche von Madame Sibelius genau ausgeführt«, erklärte sie mit einem Blick auf die aufgeputzte Hundedame.

Carina traute ihren Augen nicht. Das weiße Fell des Pudels war rosa gefärbt. Den Kopf schmückte eine pinkfarbene Schleife. Mitleid stieg in der jungen Frau auf.

»Arme Kleine«, murmelte sie, während sie die Leine wieder festknüpfte.

Bella war mit der Zierschleife keineswegs einverstanden. Immer wieder schnappte sie nach den herabhängenden Samtbändern in dem vergeblichen Versuch, diese herunterzureißen. Schließlich entfernte Carina den Haarschmuck. Sie wusste, dass ihr diese eigenmächtige Handlung einen Verweis von ihrer Arbeitgeberin einbringen würde, aber das kümmerte sie in diesem Augenblick nicht.

»Madame lässt Ihnen ausrichten, dass Sie mit Bella spazieren gehen sollen«, teilte das Hausmädchen der Heimkehrenden mit. Verdutzt betrachtete sie den rosafarbenen Pudel. »Du meine Güte, was haben sie denn mit dir gemacht?«

Als die Hündin die Worte »spazieren gehen« hörte, bellte sie fröhlich und tänzelte aufgeregt auf ihren Hinterbeinen. Auch Carinas Augen strahlten bei dem Gedanken an eine ungestörte Stunde an der frischen Luft.

Bald hatte die junge Frau Cannes hinter sich gelassen. In sanften Windungen führte die Straße den Hügel hinauf. Dann hatte sie ihr Ziel, den schönsten Aussichtspunkt an der Côte d’Azur, erreicht. Sie parkte das Auto am Wegrand und spazierte ein paar Meter zu einer niedrigen Mauer. Sie setzte sich auf die warmen Steine und atmete die laue Frühlingsluft ein. Jetzt, Anfang Mai, stand die üppige mediterrane Vegetation in voller Blüte. Ein feiner Duft nach Mimosen und Hyazinthen umfing sie. Unter ihr erstreckte sich das tiefblaue Meer, und die Abendsonne tauchte die Fluten in ein goldenes Licht. Carina schloss die Augen und spürte die warmen Strahlen auf ihrer Haut.

Es ist wunderbar hier, dachte sie. Wenn ich doch nur nicht für Frau Sibelius arbeiten müsste!

Sie erinnerte sich, mit welchen Hoffnungen sie in diese herrliche Gegend gekommen war. Doch sie hatte bald erkennen müssen, dass sie Beatrix Sibelius nichts recht machen konnte. Sie leistete hervorragende Arbeit, doch die Millionärin fand ein boshaftes Vergnügen daran, die Gefühle ihrer Mitarbeiterin jeden Tag aufs Neue zu verletzen.

Bella hatte eine Katze entdeckt und bellte aufgeregt. Mit einem Seufzer erhob sich die junge Frau.

*

Die Fahrt war lang und anstrengend gewesen, doch jetzt tauchte das Herrenhaus im Licht der Abendsonne auf. Montmirail, der Landsitz der Fürsten von Ahrensburg, war aus provençalischem Naturstein gebaut. Leuchtend hoben sich die blauen Fensterläden vor dem hellen Hintergrund ab. Eine hohe, undurchdringliche Taxushecke umgab das weitläufige Anwesen, doch das schmiedeeiserne Tor gab den Blick auf die Statuen im Garten und die Terrakotta-Vasen frei, in denen die ersten Rosen blühten. Der Kiesweg knirschte unter den Schritten des Prinzen, als er sich der Eingangstür aus schwarzem Ebenholz näherte, wo Madame Dupin, die Haushälterin, ihn erwartete.

»Willkommen auf Montmirail, Monseigneur.« Ihr rundes, gütiges Gesicht strahlte vor Freude über das Wiedersehen mit dem Hausherrn.

Eine angenehme Kühle umfing den jungen Mann, als er über den Marmorfußboden des Vestibüls schritt. Sein Blick streifte den antiken Schrank aus dunkler Eiche und die mächtige Standuhr aus Mahagoni, die gerade in diesem Moment neun melodische Schläge erklingen ließ. In der Ecke stand eine hohe Vase mit frischen Lavendelzweigen. Alles war vertraut – und doch ein wenig fremd nach so langer Abwesenheit.

Er betrat das Herrenzimmer und ließ sich auf das schwarze Ledersofa sinken. Auf dem kleinen Couchtisch aus Zedernholz stand eine eisgekühlte Limonade. Sein Blick umfasste den silberweißen Mosaikfußboden, die altmodische Vitrine, hinter denen feine, langstielige Weingläser glänzten. Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich ein mächtiger Schrank, dessen Regale mit Büchern aus einem vergangenen Zeitalter gefüllt waren.

Laurenz seufzte zufrieden auf. Vor ihm lagen drei Wochen herrlicher, unbeschwerter Erholung. Morgen würde er nach Monte Carlo fahren und den Fürsten von Monaco besuchen. An­schlie­ßend begannen die Filmfestspiele in Cannes.

Es klopfte, und die Haushälterin erschien in der Tür. »Es ist angerichtet, Monseigneur. Ich habe Ihr Lieblingsessen gekocht – Lammkarree mit Rosmarinkartoffeln. Und Joseph hat einen Rotwein aus dem Keller geholt – einen ganz besonders edlen Jahrgang.«

*