Katharinas spanischer Traum - Bettina Pecha - E-Book

Katharinas spanischer Traum E-Book

Bettina Pecha

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Beschreibung

In der völlig neuen Romanreihe "Fürstenkrone" kommt wirklich jeder auf seine Kosten, sowohl die Leserin der Adelsgeschichten als auch jene, die eigentlich die herzerwärmenden Mami-Storys bevorzugt. Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt "diese" Wirklichkeit. "Fürstenkrone" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken. »Du freust dich wohl schon sehr auf deine Reise nach Spanien?«, fragte Maik gespannt. Katharina nickte. »Ja, ich sehe es als eine Ehre an, dass die Stadt Toledo mich zu dieser Kunstausstellung eingeladen hat. In den letzten Wochen bin ich deshalb kaum aus meinem Atelier herausgekommen. Die Bilder müssen ja rechtzeitig für den Transport fertig werden. Bei dem letzten brauche ich übrigens noch deinen fachmännischen Rat.« Maik Delius war ein sehr erfolgreicher Maler. Seine Bilder hingen in den großen Galerien der modernen Kunst, und sein Name erschien häufig in den Medien. Auch Katharina hatte es inzwischen zu einem beachtlichen Bekanntheitsgrad gebracht, aber an den Freund würde sie nie heranreichen, das erkannte sie neidlos an. Sie führte ihn durch ihr Atelier zu der Staffelei am Fenster. Dort hing eine Skizze, die einen Sonnenuntergang am Meer darstellte. Maik betrachtete sie aufmerksam. »Nicht schlecht«, urteilte er dann. »Aber ich an deiner Stelle würde die Landschaft an einem stürmischen Herbsttag darstellen. Dunkle Wolken am Himmel und hohe, schaumgekrönte Wellen, vielleicht noch ein Boot, das gegen Wind und Wetter kämpft.« »Warum?«, wollte Katharina wissen. »Weil dein Bild dann vermutlich mehr auffällt«

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Fürstenkrone – 247 –

Katharinas spanischer Traum

Ein unverhofftes Wiedersehen verändert ihr Leben

Bettina Pecha

»Du freust dich wohl schon sehr auf deine Reise nach Spanien?«, fragte Maik gespannt.

Katharina nickte. »Ja, ich sehe es als eine Ehre an, dass die Stadt Toledo mich zu dieser Kunstausstellung eingeladen hat. In den letzten Wochen bin ich deshalb kaum aus meinem Atelier herausgekommen. Die Bilder müssen ja rechtzeitig für den Transport fertig werden. Bei dem letzten brauche ich übrigens noch deinen fachmännischen Rat.«

Maik Delius war ein sehr erfolgreicher Maler. Seine Bilder hingen in den großen Galerien der modernen Kunst, und sein Name erschien häufig in den Medien. Auch Katharina hatte es inzwischen zu einem beachtlichen Bekanntheitsgrad gebracht, aber an den Freund würde sie nie heranreichen, das erkannte sie neidlos an.

Sie führte ihn durch ihr Atelier zu der Staffelei am Fenster. Dort hing eine Skizze, die einen Sonnenuntergang am Meer darstellte. Maik betrachtete sie aufmerksam.

»Nicht schlecht«, urteilte er dann. »Aber ich an deiner Stelle würde die Landschaft an einem stürmischen Herbsttag darstellen. Dunkle Wolken am Himmel und hohe, schaumgekrönte Wellen, vielleicht noch ein Boot, das gegen Wind und Wetter kämpft.«

»Warum?«, wollte Katharina wissen.

»Weil dein Bild dann vermutlich mehr auffällt«, erklärte Maik. »Romantische Sonnenuntergänge haben die Spanier doch selbst genug. Du willst schließlich die Nordsee bei Husum zeigen und nicht einen Strand an der Costa del Sol, oder? Aber das ist nur meine Meinung. Die Entscheidung liegt bei dir.«

Er umarmte Katharina und küsste sie auf die Wangen. »Ich muss gehen. Wann kommst du zurück nach Bremen?«

»Das steht noch nicht ganz fest«, antwortete sie. »Eine Woche bleibe ich in Toledo. Danach möchte ich noch ein paar Urlaubstage in Spanien verbringen, vielleicht am Meer. Jetzt, Anfang April, ist es dort schon viel wärmer als hier, da kann ich die Sonne genießen.«

Er strich leicht über ihre Wange. »Ich freue mich, wenn du wiederkommst. Viel Erfolg und melde dich zwischendurch!«

Katharina begleitete den Freund zur Tür und kehrte dann in ihr Atelier zurück. Sie trat ans Fenster und blickte hinaus. Unter dem weißen Himmel erstreckten sich die Türme und Dächer von Bremen. Ihre Gedanken gingen zurück zu einem Sommer vor vielen Jahren …

Sie sah einen großen schlanken Mann mit schwarzem Haar und markanten Gesichtszügen vor sich, der sie aus fröhlichen braunen Augen anblickte.

Prinz Leon de Olivera.

Unwillkürlich schüttelte die junge Frau den Kopf und strich sich mit der Hand über die Stirn, als könne sie ihre Erinnerung damit löschen.

Es ist schon so lange her, dachte sie melancholisch. Inzwischen ist Leon sicher seinem Vater in Amt und Würden gefolgt. Unsere gemeinsame Zeit hier in Bremen kann nur noch eine Erinnerung für ihn sein. Wir werden einander nie wiedersehen. Ich sollte nicht mehr an ihn denken.

Sie kehrte zu der Staffelei zurück, legte die angefangene Skizze beiseite und spannte ein neues Blatt auf. Maik hatte recht: Für die geplante Ausstellung in Spanien war eine raue Nordseelandschaft ein wirkungsvolleres Motiv als ein romantischer Sonnenuntergang.

*

Die Zeit bis zur Abreise war für Katharina mit Vorbereitungen ausgefüllt und verging wie im Flug. Unter anderem stand noch ein Wiedersehen mit ihrer besten Freundin und einstigen Studienkollegin Nicole auf ihrem Programm. Diese hatte inzwischen Familie und arbeitete als Kunstlehrerin an einer Schule.

Die beiden Frauen schlenderten durch das Schnoorviertel, der malerischen Altstadt Bremens. Die Bäume und Mauerranken standen in ihrer ersten Frühlingsblüte, doch es war noch zu kalt, um im Freien zu sitzen. So steuerten sie ein gemütliches Café an.

»Die Wärme tut jetzt richtig gut.« Aufatmend setzte sich Nicole an einen Tisch am Fenster.

»Bist du schon im Reisefieber?«, fragte sie, nachdem die Kellnerin die Bestellung aufgenommen hatte.

Katharina nickte. »Ein bisschen schon. Mit Vernissagen in Deutschland habe ich ja schon Erfahrung, aber zum ersten Mal nehme ich an einer Ausstellung im Ausland teil.«

»Na ja, aber du sprichst doch ganz gut spanisch«, meinte Nicole.

»Ja, die Sprache ist sicher nicht das Problem. Aber ob meine Kunst so angenommen wird, wie ich es mir wünsche – und wie das Urteil der Presse ausfällt, steht noch in den Sternen.« Sie hob die Schultern. »Es wird also spannend.«

Die Kellnerin brachte eine dampfende Teekanne und zwei hohe Gläser. Dazu servierte sie frische Waffeln mit Schlagsahne.

»Was sagt Maik zu deinen Bildern?«, wollte Nicole wissen.

»Er hat mich gut beraten, was die Themen betrifft. Und er drückt mir die Daumen. Er ist wirklich ein treuer Freund.«

»Mehr nicht?«, forschte die Freundin.

»Wie meinst du das?«, fragte Katharina.

»Du weißt doch, dass er sich gerade von seiner Frau trennt …«

»Seine Scheidung hat aber nichts mit mir zu tun«, unterbrach die Malerin.

»Ich weiß«, versicherte Nicole. »Maik und seine Frau leben schon seit Jahren nebeneinander her, und nachdem ihre Kinder aus dem Haus sind, gibt es wohl keinen Grund mehr für sie, zusammenzubleiben. Aber ich glaube, dass du ihm viel bedeutest.«

Katharina ließ ein Stück Kandis in ihr Teeglas fallen. Das braune Zuckerkristall klirrte leise, als es den Boden berührte. »Die Kunst verbindet uns. Ich habe Maik sehr gern, aber mehr als ein guter Freund ist er nicht.«

Die Freundin schwieg. Eine paar Minuten lang herrschte Stille, bevor sie behutsam fortfuhr: »Früher hast du oft gesagt, dass du einmal eine Familie haben möchtest. Inzwischen …«

»… werde ich bald fünfunddreißig Jahre alt«, vollendete Katharina mit einem müden Lächeln. »Ich weiß, die Zeit bleibt nicht stehen, und ich werde nicht jünger. Aber ich kann das Glück doch nicht zwingen. Es wäre auch Maik gegenüber nicht fair, ihn nur zu heiraten, weil ich mir Kinder wünsche. Umso mehr, als er in dieser Hinsicht schon eine Enttäuschung hinter sich hat.«

Wieder entstand eine Pause. Dann fragte Nicole: »Glaubst du, dass du den Fürsten bei deinem Aufenthalt in Spanien treffen wirst?«

Katharina schüttelte den Kopf. »Nein, das halte ich für ausgeschlossen. Die Ausstellung findet ja in Toledo statt, während der Besitz der Familie de Olivera in Nordspanien liegt, also in einem ganz anderen Teil des Landes. Es gibt für Leon als gar keine Verpflichtung, die Vernissage zu besuchen.«

»Denkst du manchmal noch an ihn?«

Katharina wandte den Blick ab. »Das alles liegt doch schon mehr als dreizehn Jahre zurück. Leon ist längst verheiratet – ich bin vermutlich nur noch eine Erinnerung für ihn. Und ich habe meinen Beruf, in dem ich aufgehe.«

*

Gegen Abend verabschiedeten sich die beiden Freundinnen voneinander. Katharina schlenderte durch die belebte Fußgängerzone in Richtung Stadtmitte. Sie erreichte den Marktplatz. Unwillkürlich blieb sie stehen. Denn hier, in dem prächtigen Rathaus, auf das die Bremer mit Recht so stolz sind, hatte ihre Liebesgeschichte einst begonnen …

Einundzwanzig Jahre alt war sie, die Kunststudentin, damals gewesen, als sie zu dem »Internationalen Abend« ging, den der Kulturattaché in der Oberen Rathaushalle für deutsche und ausländische Studenten gab. Katharina erinnerte sich, dass sie ein wenig verloren in dem großen Saal zwischen den vielen Menschen gestanden und ihr Sektglas unschlüssig in den Händen gedreht hatte. Außer Nicole kannte sie niemanden. Doch die Freundin unterhielt sich angeregt mit einem Dozenten. Katharina fühlte sich ein wenig verloren in der Menge und überlegte bereits, die Veranstaltung vorzeitig zu verlassen. Es würde sicher nicht auffallen.

»Ein richtiges Kunstwerk, nicht wahr?«, hörte sie plötzlich eine Stimme neben sich. Ein junger Mann wies auf das Modell eines der Segelschiffe, die zwischen den Kronleuchtern von den verzierten Eichenbalken herabschwebten.

Katharina wandte ihm den Blick zu. Er war groß und schlank und trug einen gut geschnittenen Anzug, der dem festlichen Anlass entsprach. Ein Paar dunkler Augen sah sie aus markanten Gesichtszügen an, umrahmt von dichtem schwarzen Haar.

Sie nickte zustimmend. »Diese Modelle sind naturgetreue Nachbildungen von Bremer Hanseschiffen. Sie verfügen sogar über Miniaturkanonen, die früher bei festlichen Empfängen abgefeuert wurden.«

»Studieren Sie Geschichte?«, fragte er interessiert.

Katharina schüttelte den Kopf. »Nein, Bildende Kunst. Und Sie selbst?«

»Ich bin seit Kurzem hier und studiere für ein Semester Betriebswirtschaftslehre, bevor ich wieder an meine Universität in Oviedo zurückkehre. Oviedo liegt in Asturien, also im Norden Spaniens.«

Er sprach ausgezeichnet deutsch, nur ein leichter Akzent verriet, ebenso wie sein Äußeres, seine südländische Herkunft.

»Haben Sie sich denn schon gut bei uns eingelebt?«, fragte Katharina. »Vermissen Sie das warme spanische Wetter nicht?«

»Das deutsche Klima war allerdings gewöhnungsbedürftig«, antwortete er mit einem Blick auf die hohen Mosaikfenster, gegen die der Regen trommelte. »Aber Bremen ist trotzdem eine wunderschöne Stadt, und es gefällt mir hier sehr gut.«

Er hob sein Glas zum Anstoßen. »Übrigens heiße ich Leon.«

Damit waren sie beim ›Du‹, wie es unter Studenten üblich ist.

»Macht dir das Studium Spaß?«, forschte der junge Mann.

Katharina nickte lebhaft. »Ich würde mit keinem Menschen auf der Welt tauschen wollen. Obwohl der berufliche Weg für einen Künstler steinig und ungewiss ist.«

»Wenn man zielstrebig ist und Durchhaltevermögen hat, kann man, glaube ich, in jedem Beruf etwas erreichen«, erwiderte er.

Katharina merkte nicht, wie der Abend verging, so angeregt verlief die Unterhaltung mit dem jungen Spanier.

»Sehen wir uns wieder?«, bat er beim Abschied.

Ihre blauen Augen strahlten auf, während sie einen Termin vereinbarten.

»Du hast ja eine vornehme Bekanntschaft gemacht«, meinte Nicole später schmunzelnd, als sie gemeinsam den Heimweg antraten.

»Wen meinst du?«, fragte Katharina verwirrt.

»Den gut aussehenden Mann, mit dem du dich den ganzen Abend unterhalten hast. Sein Vater ist der Fürst von Olivera, die Familie ist mit dem spanischen Königshaus verwandt. Im ›Weser-Kurier‹ stand eine Notiz darüber. Prinz Leon verbringt ein Auslandssemester hier in Bremen.«

»Das wusste ich nicht«, antwortete Katharina überrascht.

*

Als sie wenige Tage später zusammen durch den Rhododendron-Park spazierten, sprach Katharina ihren Begleiter darauf an.

»Du hast mir nicht erzählt, dass du ein Prinz bist.«

»Macht das für dich einen Unterschied?«, fragte er.

»Ja, natürlich«, antwortete sie.

»Warum?«, wollte Leon wissen.

»Weil – weil ich eigentlich überhaupt keine Adligen kenne«, bekannte Katharina nach kurzem Nachdenken.

»Dann wurde es ja höchste Zeit«, lachte er und fügte leiser hinzu: »Ich bin jedenfalls sehr glücklich, dich kennengelernt zu haben.«

Sie sah in seine braunen Augen, und erst später wurde ihr bewusst, dass sie sich in diesem Moment in ihn verliebte.

Wenn Katharina an diesen wunderbaren Sommer zurückdachte, schien es ihr, als habe immer die Sonne geschienen. Leon und sie wurden bald ein Paar. Zusammen verbrachten sie unvergessliche Tage miteinander, fuhren an die Nordsee oder machten lange Spaziergänge durch die Heide. Katharina stellte den Prinzen auch ihren Eltern vor, die in Lüneburg wohnten. Sie war in Sorge, ob der erste gemeinsame Abend harmonisch verlaufen würde, doch mit seiner liebenswürdigen, ungezwungenen Art brach der junge Spanier bald das Eis.

»Ich hatte ein bisschen Angst davor, deinen Prinzen kennenzulernen«, vertraute die Mutter Katharina später an. »Aber er ist so ein natürlicher und sympathischer Mensch. Man kann sich sehr gut mit ihm unterhalten.«

An einem Sommernachmittag, während sie in einem Café in der Böttcherstraße saßen, dort, wo Bremen am schönsten ist, zog der Prinz Katharina zu sich heran und küsste sie.

»Ich liebe dich«, sagte er.

Die Künstlerin kehrte in die Gegenwart zurück. Die Straßenbahn fuhr ein, die sie nach Hause bringen würde. Während der Wagen langsam den Domplatz verließ und Katharinas Blick ein letztes Mal das prächtige Rathaus streifte, stieg Wehmut in ihr auf.

Es tut mir nicht gut, in der Vergangenheit zu graben, dachte sie.

*

Ein wolkenlos blauer Frühlingshimmel spannte sich über Madrid, als das Flugzeug auf dem Rollfeld landete. Bald darauf saß Katharina in einem Taxi und fuhr durch den dichten Abendverkehr nach Süden, Richtung Toledo, wo sie ein Hotelzimmer für die Dauer ihres Aufenthaltes gebucht hatte.

Sie hatte keinen Blick für die Schönheit der Stadt, denn sie war müde und erschöpft nach der Hektik der letzten Tage und dem Flug. Sie nahm ein ausgiebiges, heißes Bad und ging dann hinunter in den Speisesaal des Hotels, wo sie sich für ein leichtes Gericht entschied. An diesem Abend ging Katharina früh zu Bett, denn sie wollte am nächsten Tag frisch und ausgeruht sein.

Die Vernissage fand im Museum de Santa Cruz, einem historischen Gebäude im Herzen Toledos, statt. In einer großen, kreuzförmigen Galerie stellten zeitgenössische Künstler ihre Werke aus. Es handelte sich um ein kulturelles Event der Stadt.

Señor Barrea, der Kurator der Ausstellung, war ein eleganter Herr in seinen Fünfzigern. Er führte Katharina durch die Halle.

»Woher können Sie Spanisch, Señora Arnold?« fragte er interessiert.

»Ich habe es als Studentin gelernt«, antwortete sie ausweichend.

Der Prinz hatte ihr Spanisch beigebracht. Es fiel ihr leicht, und sie freute sich, seine Muttersprache zu lernen. Später verbrachte sie öfters ihren Urlaub in Spanien und vertiefte ihre Kenntnisse dabei. Doch Asturien, die Heimat des Prinzen, hatte sie stets gemieden.

Der Kurator führte die Künstlerin nun durch die Halle. Erfreut stellte sie fest, dass ihre Bilder an einer zentralen Stelle des Ausstellungsraumes hingen. Ihre ›Sturmlandschaft‹ war so platziert, dass sie den Besuchern sofort ins Auge fiel.

»Es ist eines der besten Exponate der Sammlung«, meinte Señor Barrea anerkennend, als sie ihm dafür dankte. »In Deutschland sind Sie ja bereits recht erfolgreich, und dies ist eine gute Gelegenheit für Sie, in Spanien ein wenig bekannter zu werden. Es ist das Anliegen unserer Stadt, die Kunst zu fördern und dabei auch internationale Kontakte zu pflegen.«

»Wen erwarten Sie heute Abend?«, fragte Katharina.

»Den Bürgermeister natürlich, er wird die Vernissage eröffnen«, erwiderte der Kurator. »Und es kommen einige Vertreter der Presse. Wir hoffen auf ein großes Publikum.«

*

In Spanien beginnt der Abend grundsätzlich später als in Deutschland, das wusste Katharina. Ihr Herz klopfte in freudiger Erregung, als sie kurz vor neun Uhr zu der Galerie zurückkehrte.

Die Strahler an der holzgeschnitzten, goldverzierten Reliefdecke tauchten den großen Raum in ein helles, warmes Licht. Ein angenehmer Geruch nach jahrhundertealtem Bauwerk, vermischt mit frischer Farbe, lag in der Luft. Bei Katharinas Eintritt waren bereits einige Besucher anwesend, und bald füllte sich der Saal zügig. Der Bürgermeister der Stadt hielt eine Rede, in welchem er dem Engagement der teilnehmenden Künstler dankte. Anschließend wurden Getränke und Canapés gereicht, während sich rasch kleine Gesprächsgruppen bildeten. Ein Vertreter der Tageszeitung von Toledo sprach Katharina auf ihre Bilder an.

»Wo liegt Ihr künstlerischer Schwerpunkt?«, fragte er.

»Bisher habe ich hauptsächlich Porträts gemalt«, antwortete sie. »Auf diese Weise kommt man mit den unterschiedlichsten Menschen zusammen. Seit Kurzem befasse ich mit der Landschaftsmalerei. Es ist eine neue Erfahrung, die mir viel Freude macht.«

»Warum nehmen Sie gerade an dieser Ausstellung teil?«, wollte der Journalist wissen.

»Ich bin sehr gern in Spanien«, antwortete Katharina. »Natürlich freue ich mich über die Gelegenheit, meine Werke hier in Toledo zeigen zu dürfen.«

Eine junge Dame trat zu ihnen. »Ihre Porträts sind wundervoll«, sagte sie bewundernd. »Sie spiegeln den Charakter des jeweiligen Menschen sehr genau wider.«

»Guten Abend, Doña Gabriela.« Der Journalist deutete eine Verbeugung an. »Welche Freude, Sie wieder einmal zu treffen!«

Sie unterhielten sich kurz miteinander, bevor er sich verabschiedete und einen anderen Künstler ansprach.

Die junge Dame reichte Katharina die Hand. »Ich bin Gabriela de Correa. Ihren Namen kannte ich bisher nicht, aber Ihre Bilder faszinieren mich.«

»Beschäftigen Sie sich auch mit Malerei?«, fragte Katharina.

»Zum Malen selbst habe ich leider kein Talent. Aber ich studiere Kunstgeschichte an der Universität von Oviedo, der Hauptstadt Asturiens«, antwortete die Komtesse. »Natürlich interessiere ich mich auch für zeitgenössische Kunst, darum bin ich heute Abend hier.«

Sie war eine auffallend attraktive Frau Anfang zwanzig. Dichtes schwarzes Haar umrahmte ihre regelmäßigen Züge mit dem makellosen, leicht gebräunten Teint. Ihre Bewegungen verrieten eine natürliche Anmut. Sie trug ein eng geschnittenes, kirschrotes Seidenkleid, das nicht nur ihre schlanke Figur, sondern auch ihren dunklen Typ vorteilhaft zur Geltung brachte.

Gabriela de Correa betrachtete das Porträt einer Mutter mit ihrem Kind, das Katharina vor einigen Monaten fertiggestellt hatte.