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Harald Mössmer besitzt die seltene Gabe, mit der Energie seiner Hände vielerlei körperliche und geistige Einschränkungen und Krankheiten zu heilen.
Das E-Book Einblicke wird angeboten von tredition und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
alternative Heilung, Hände auflegen und heilen, alternative Medizin, energetisches Heilen, Erfahrungen eines Heilers
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Seitenzahl: 387
Veröffentlichungsjahr: 2024
Harald Mössmer
Einblicke.
Das turbulente Leben eines Heilers
© 2024 Harald Mössmer
http://www.bio-pranotherapie.com
E-Book
978-3-384-17486-4
Druck und Distribution im Auftrag :
BoD Books on Demand GmbH
In de Tarpen 42
22848 Norderstedt
Deutschland
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne schriftliche Genehmigung des Autors unzulässig.
Cover
Titelblatt
Urheberrechte
Vorwort
Meine Geschichte
Der Kapellmeister
Der Schlaganfall
Das erste Mal
Zyste im Gehirn
Migräne
Der Beweis
Die Ausbildung
Der heilige Sonntag
Beim Militär
Versuchskaninchen beim Militär
Der Tumor
Die Chance
Die Entscheidung
Meine erste Praxis
Fallgeschichten und Episoden
Die junge rheumatikerin
Die unwissende katholikin
Die vision
Beim papst
Die verrückte katze
Der unbelehrbare bauer
Das erdbeben
Das loch in der unterhose
Die mehrweg-unterhose
Die knoblauchknolle
Petroleum
Unheilbar krank
Die nonne und der sex
Unfruchtbar und undankbar
Ein besonderer mensch
Der arrogante hotelier
Der analkoholiker
Schwarze messen
Die saltomortale-rolle
Neue liebe
Umzug in den süden
Die mumie
Die reportage
Wieder daheim
Der schlaue nachbar
Bäuerin zahlt mit naturalien
Ein haus muss her
Die bürgschaft
Der unantastbare
Wo ist er denn?
Der absturz
Heirat und erstes kind
Tierliebe extrem
Die geschichtenerzählerin
Geburt unserer ersten tochter
Die frau des primars
Der unfall
Wir erwarten unser zweites kind
Lieber später als nie
Geburt unserer zweiten tochter
Die untertanin
Die eifersüchtige mutter
Veranlagung ?
Neue praxis
Fräulein lampe
Steinschlag
Beim zahnarzt
Auf augenhöhe
Die bäuerin und die lesben
„Sex mit dem heiler“
Hinterausgang
Der schmarotzer
Die ruchlose
Hausnummer 18 a
Die freundinnen
Der kuchen
Ein ende bereiten
Kurzsichtigkeit
Dessous
Dunkelheit
Hexenschuss
Regelschmerzen
Die intrige
Die schweinshaxe
Der ischiaskiller
Die fussball-zyste
Das verhältnis
In naturalien zahlen
Das amulett
Die eierstockleber
Übelkeit
Ist das alles?
Die klobesetzerin
„Sex in der praxis“
Sadomaso
Drei minuten
Die wahrsager-haare
Der teufel kommt
Padre pio
Der wertvolle geschenkgutschein
Leichte orientierungsprobleme
Nur eine woche
Im rollstuhl
Die strapse
Ohnmacht
Aus dem hohen norden
Das gipsbein
Lügen haben kurze beine
Ferngesteuerte kinderproduktion
Alufelgen
Vorsorge
Krebs
Musikgeschmack
Begleitschutz
Meinungslos
Die wirbelsäule
Geschmackslos
Besonderer wein
Tschernobyl
Zenzl
Zu spät
Die polizei
Die drogenfahnder
Der rotzlöffel
Übersehen
Betitelung
Praxisnamen
Todsünde
Das mysteriöse kind
Der gully
Die prüde
Mein fall in den abgrund
Holpriger neustart
Anhang
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Back Cover
VORWORT
Im vorliegenden Werk werden Geschichten und Momentaufnahmen im Leben eines Heilers festgehalten.
Die Ich-Form der Erzählung ist ein altes Stilmittel, um Erzähltes lebendiger zu gestalten. Die Lebensgeschichten und das Leben selbst prägen die Seiten dieses Buches. Der Heiler schaut tief in die Seele seiner Patienten. Was dabei in ihm vorgeht, wird in diesem Erzählwerk lebendig. Neid, Missgunst, aber auch heitere Momente sind die vielfältigen Erfahrungen, die der Heiler in all den Jahren gemacht hat und mit diesem Buch weitergeben möchte.
Mit diesem Werk erfährt die spirituelle Welt eine gute und wertvolle literarisch aufbereitete Bereicherung, wobei vermutlich auch nur Gleichgesinnte in der Lage und bereit sind, sich dem Erzählten voll und ganz zu öffnen.
Meine Geschichte
Als Heiler oder Handaufleger erlebt nicht nur der Patient, sondern auch der Heiler selbst so einiges. Was geht wohl in einem Heiler vor. Was hat er alles gesehen oder erlebt? Womit wird er konfrontiert oder wie geht er mit seiner Gabe um? Wer weiß, wie es im Inneren eines Handauflegers aussieht? Wohl kaum jemand.
Dieses Buch zu schreiben war für einen Hobbyautor wie mich eine riesige Herausforderung. Es enthält nicht irgendwelche erfundene Geschichten, sondern wirkliche Ereignisse, Erfahrungen und Erlebtes. Die Geschichten von einem Heiler und dessen Patienten, die eigentlich der Grund waren und sind, warum ich dieses Buch geschrieben habe. Immer wieder hörte ich dieselbe Aussage: „Sie haben in Ihrem Leben als Heiler sicherlich so einiges erlebt. Sie könnten ja einmal ein Buch darüber schreiben. Es wäre sicherlich interessant, Ihre Geschichten zu lesen zu bekommen“. Es waren meine Patienten und Freunde, die mich animierten meine Geschichten zusammenzutragen und auf Papier zu bringen. Dieses Buch enthält tragische sowie kuriose und amüsante Geschichten.
Beginnen möchte ich dabei mit meinem Leben als Handaufleger, wie alles anfing, meine Kämpfe mit mir und meinem Mitmenschen, sowie die dazugehörigen Intrigen, Lügen und Rufmorde. Es gibt in meiner Aufgabe als Heiler immer wieder Schwierigkeiten, mit denen ich tagtäglich konfrontiert bin, abnorme Krankheiten aber auch schöne Erfahrungen von diversen Heilungen. Dieses Buch ist nicht als Werbung für meine Person oder meinem Beruf gedacht. Es soll erheitern, zum Nachdenken anregen und die Leser in eine, für mich normale, Welt der Wunder entführen. Geschichten kann man viele schreiben, doch die genialsten und besten Geschichten schreibt wohl nur das Leben selbst. Zu den unschönen Dingen im Leben eines Heilers gehören mit Sicherheit die unzähligen Märchen, Mythen und Geschichten, die meine Person betreffen. Gar einige Menschen haben mich öffentlich bloßgestellt und verspottet. Ich wurde als Lügner oder Zechpreller bezichtigt, oder es wurden über meine Person üble Späße gemacht. Viele Menschen können sich unter Handauflegen nur wenig oder gar nichts vorstellen. Sie haben dieses Thema gemieden, weil sie einen solchen Alternativweg noch nie brauchten. Ein gesunder Mensch, der keine Hilfe braucht, sieht die Rolle des Heilers sicherlich skeptischer als jemand, der krank ist. Die Person des Heilers wird erfahrungsgemäß erst dann zu Rate gezogen, wenn der Patient unter irgendwelchen, nicht besser werdenden Schmerzen oder Krankheiten leidet.
Im Normalfall werden zuerst einmal Natursalben und Schnäpse einmassiert, Umschläge und Wärmeflaschen gemacht oder Wärmepflaster aufgeklebt und Pillen geschluckt. Hilft das alles nichts, wird zuerst der Hausarzt konsultiert. Der stellt dann seine Diagnose und verschreibt die entsprechende Kur. Oft wird vor Ort auch schon mal ein Medikament gespritzt. Wird der Schmerz nicht weniger, kehrt der Patient zum wiederholten Male zum Hausarzt zurück, um eine andere Medikation zu erhalten. Wieder wird der Patient zur Genesung nach Hause geschickt. Wenn die Schmerzen allerdings unverändert bleiben, kommt meist erste Panik auf. Die nächste Anlaufstelle ist dann zumeist das Krankenhaus. Dort werden dann genauere Untersuchungen vorgenommen und die Behandlung intensiviert. Das eigentliche Problem beginnt dann eigentlich erst, wenn auch diese Behandlungsmethode versagt. Dann kommt meist Ratlosigkeit beim Betroffenen und dessen Familienmitgliedern auf. Die Angst, nicht mehr schmerzfrei leben zu können, zieht den meisten Menschen dann den Boden unter den Füßen weg. In ihrer Ratlosigkeit keimen langsam vergessene und verpönte Gedanken und geführte Gespräche. „Da gab es doch einen, der mit den Händen heilt. Wie hieß der noch mal? Wer hatte mir das mal erzählt?“ Plötzlich erhält der vormals belächelte Heiler wieder einen Wert. Mit Dauerschmerzen leben möchte niemand gern. So begibt man sich reumütig auf den Weg zu diesem Handaufleger und hofft auf Linderung.
Der Kapellmeister
Ich war viele Jahre in unserer Dorfkapelle aktives Mitglied. Da gab es gar einige Vorfälle, die mich immer noch sehr bedrücken und nachdenklich machen. Ich wurde aufgrund meiner Tätigkeit als Heiler oft ausgelacht oder lächerlich gemacht. Unser damaliger Kapellmeister hatte einmal in einer Probe meinen soeben erhaltenen Ehrendoktortitel verkündet. Ich war sehr stolz darauf. Prompt ließ ein in die Menge gerufener Kommentar nicht lange auf sich warten. „Den Ehrendoktortitel hast du eh nur geschenkt bekommen“. Die ganzen 64 Mitglieder brachen in Gelächter aus. Meine Enttäuschung, wieder einmal nicht ernst genommen zu werden, war riesengroß. Jahrelang versuchte ich bereits vergeblich bei meinen Dorfbewohnern zumindest ein bisschen mehr anerkannt zu werden. Es folgten immer wieder Hänseleien dieser Art, so warf mir der Kapellmeister in einer Probe seine Geldbörse zu und sagte höhnisch, ich sollte doch mal dieser die Hände auflegen, vielleicht würde sich das Geld darin ja vermehren. Wieder Gelächter. Ein anderes Mal sagte er vor allen meinen damaligen Musikkollegen zu mir: „So Herr Kräuterdoktor. Jetzt spiel uns das mal alleine vor. Das kannst du hoffentlich besser wie Handauflegen und den Leuten ihr Geld aus den Taschen ziehen“. Wieder Gelächter. Nach der Probe, habe ich ihn mir dann zur Brust genommen. Ich sagte in sehr ruhigem Tonfall: „Ich hoffe für dich, dass du mich in deinem ganzen Leben niemals brauchen wirst. Ich wünsche dir nicht, dass du erkrankst, sondern hoffe nur für dich, dass du niemals meine Hilfe brauchst“. Darauf erwiderte er erbost: „So ein Quatsch. Von dir würde ich mich nie behandeln lassen. Wie kann man nur so blöd sein und so einen Schmarrn glauben. Sich das Geld aus der Tasche ziehen lassen. Niemals“. Zwei, drei Monate später hatten wir in der Kapelle unseren berühmten „Apfelklauber-Urlaub“. Ich war wie üblich in meiner Praxis, als die Türklingel läutete. Ich öffnete, und wer stand da, total krumm? Unser Kapellmeister. Ich sagte „Ja wen haben wir denn da. Du wirst doch nicht etwa meine Hilfe benötigen. Oder doch?“ Darauf entgegnete er: „Hallo Harald. Würdest du dir nicht mal meinen Rücken ansehen. Ich habe seit zwei Wochen unerträgliche Rückenschmerzen. Mir ist etwas ins Kreuz geschossen. Der Doktor war schon zwei Mal da und hat Spritzen gemacht. Aber leider hat es nicht geholfen.“ Ich konnte mir ein Lächeln natürlich nicht verkneifen. Mit einem „dann komm nur herein“ führte ich ihn in meine Praxis, um ihn zu behandeln. Bereits nach einer Woche war er beschwerdefrei. Niemals könnte ich gleiches mit gleichem vergelten. Seit jenem Tag, habe ich von diesem Menschen meine Ruhe. Er machte meine Heilung zwar nicht publik, dafür kam über seine Lippen aber kein schlechtes Wort mehr. Wieder ein Ungläubiger weniger. Doch das ist nur wie ein Tropfen Wasser auf einem heißen Stein. Die meisten Menschen tun sich schwer an einen Handaufleger zu glauben, selbst wenn sie seine Hilfe bräuchten. Ein Heiler, der diese angeborene Gabe besitzt, wird wohl sein ganzes Leben darunter leiden müssen, sich immer wieder beweisen zu müssen. Zumindest für mich war es immer schon wichtig, dass Menschen auf eine Heilung aufmerksam gemacht werden. Durch ein wenig Mundwerbung. Geld war und ist bis heute nie der Grund, warum ich diesen Weg des Heilers gegangen bin. Die Anerkennung und die Erfolge waren das eigentliche Motiv, dass Menschen erkennen müssen, dass es solche Dinge nun einmal gibt. Auch wenn sie es sich nicht erklären können.
Der Schlaganfall
Mundwerbung nach einer Heilung betreiben nicht alle. Dieser Umstand beschäftigte mich bereits in frühen Jahren sehr stark. Dazu fällt mir eine Geschichte ein. Ich war damals gerade einmal elf Jahre alt, da gab es in meinem Dorf einen älteren Mann. Es war ein typischer alter Bauer. Er trug die obligatorische Lodenhose und den bei uns üblichen blauen „Bauernschurz“. Er hatte ein von tiefen Falten zerfurchtes, braun gebranntes Gesicht. Seine freundlichen Augen und seine sehr tiefe Stimme, gaben ihm etwas Besonderes und mir ihm gegenüber ein warmes und vertrauensvolles Gefühl. Dieser alte Mann stand oft an der Schule, um den Schulkindern bei Schulschluss zuzusehen. Nicht weil er etwa pädophil war. Nein. Schlicht, weil er einfach Freude empfand den Kindern zuzusehen, sie anzulächeln oder ihnen zuzuwinken. Eines Tages sprach er mich an und wir haben uns einfach so unterhalten und miteinander gelacht. Von diesem Tage an wartete er täglich an der Schule, um mich danach ein Stück meines Weges zu begleiten. An meinem Geburtstag brachte er mir immer ein kleines Geschenk mit. Ich lauschte gerne den Geschichten, die er mir von seinem Leben erzählte. So ging es einige Jahre lang, bis er eines Tages nicht mehr auf mich wartete. Das kam mir sehr seltsam vor. Nach drei Wochen ging ich zu ihm nach Hause um zu sehen, was passiert war. Es war das erste Mal, dass ich sein Haus betrat. Ich klingelte an der Tür. Seine Frau öffnete mir und führte mich zu ihm. Er lag in seinem Bett. Als er mich sah, freute er sich sehr. Ein Schlaganfall hatte ihn niedergestreckt. Er war halbseitig gelähmt. Zum Glück blieb sein Gesicht verschont. Dafür waren aber sein rechtes Bein und sein rechter Arm fast zur Gänze gelähmt. Er tat mir sehr leid. Wir haben lange miteinander gesprochen. Ich fragte ihn, ob er sich von mir behandeln ließe. Man könnte es ja zumindest mal versuchen. Hilft es nicht, schadet es nicht. Er freute sich darüber und es gab ihm Hoffnung. An den darauffolgenden Tagen ging ich täglich nachmittags nach der Schule zu ihm, um ihm die Hände aufzulegen. Tatsächlich wurde seine Lähmung Tag für Tag besser. Nach eineinhalb Monaten, konnte er ohne Stock im Dorf spazieren gehen, sich mit der geschädigten Hand sein Butterbrot schmieren, sowie wieder selbst die Türklinke betätigen. Er war mir dafür sehr dankbar, zumindest verbal. Gegeben hat er mir für meine Bemühungen nichts. Doch das störte mich weniger als der Umstand, dass er mich verleugnete. Die Leute auf der Straße gingen auf ihn zu und sagten: „Hattest du nicht einen Schlaganfall, wodurch du einseitig gelähmt warst? Wie kommt es, dass man davon nichts mehr sieht?“ Er entgegnete: „Das ist von alleine wiedergekommen. Einfach so“. Über diese Aussage, die er immer wieder als Erklärung für seine wundersame Genesung abgab, war ich sehr gekränkt und verbittert. Ich hätte diese öffentliche Bestätigung meiner Begabung und Heilung dringendst gebraucht. Redeten die Leute im Dorf ja schon seit langen von mir. „Hast du gehört? Dieser junge Bursche soll durch Handauflegen Menschen heilen können. So ein Quatsch. Der soll den Kranken nur die Hände drauf halten und sie sind gesund. Wie unser Herr Jesus. Ja, wer glaubt denn so etwas.“ Diese und solche Stimmen hörte man immer und immer wieder. Ich diente vielen als Gesprächsstoff in Bars oder in Kaffees. Die Stimmen der Zweifler waren und sind bis heute in der Mehrzahl. Natürlich. Ich konnte ja nicht alle Menschen auf der Welt die Hände auflegen, um ihnen zu beweisen, dass meine Gabe kein Humbug war.
Das erste Mal
Diesen Beweisdrang, dem Mitmenschen zu zeigen, dass das mit dem Handauflegen funktioniert, habe ich heute zum Glück nicht mehr. Inzwischen ist es mir egal, ob Menschen an das glauben, was ich tue. Wenn sie ein unlösbares Problem haben, finden sie mich alle irgendwann. Als Kind hatte ich diesen Beweisdrang ebenfalls nicht. Ich wusste ja selbst nicht, was ich da eigentlich tat. Das erste Mal, dass ich jemand die Hände auflegte, wo ich mich erinnern kann, war bereits im Kindergarten. Ich spielte gerade mit den Bauklötzen, als eines der Kinder zu weinen begann. Die Kindergartentante nahm ihn in den Arm und setzte sich mit ihm an einen ruhigen Platz. Da er nicht aufhörte zu weinen, legte ich meine Bauklötze auf die Seite und fragte, was da los war. Die Kindergartentante antwortete, dass der Bub Bauchweh hätte. Da er immer stärker weinte, hielt ich ihm meine Hände auf seinen Bauch. Die Tante ließ mich irritiert gewähren. Dann wurden die Hände ganz heiß und nach ein oder zwei Minuten war sein Bauchschmerz vergangen. Die Kindergartentante starrte mich verdutzt an. Ich nahm das Kind an der Hand und wir spielten weiter mit unseren Bauklötzen. Immer wieder kam es vor, dass ein Kind sich irgendwo gestoßen oder irgendwo Schmerzen hatte. Ich ließ dann meistens alles stehen und liegen und legte den Kindern die heißen Hände auf die schmerzenden Stellen. Natürlich machte die Tante meine Mutter auf mein sonderbares Verhalten aufmerksam, die dazu nicht allzu viel erwiderte. Jedenfalls wuchsen meine Kindergartenfreunde mit meiner besonderen Gabe auf. Für sie war es das Normalste auf der Welt, dass ich meine heißen Hände drauflegte und die Schmerzen dann vergingen. Sie wuchsen damit auf und keiner hinterfragte als Kind meine Fähigkeiten. Hätte ich beispielsweise fliegen können, dann wäre das für meine Kindergartenfreunde auch nichts Besonderes gewesen. Kinder sind gegenüber Erwachsenen unvoreingenommen und ohne jegliche Vorurteile. Deswegen sind bei Kindern im Allgemeinen die Sitzungen und die Therapien viel kürzer. Sie nehmen die Energien auch viel schneller auf als Erwachsene und verwerten diese rascher. Zudem denken sie nicht groß darüber nach, was der Heiler da macht. Sie verlassen sich einzig und allein auf ihr Gespür. Sie lieben die wärmenden Strahlen der Hände und schauen mir meistens direkt ins Gesicht. Selten weinen Kinder während einer Behandlung. Kinder fühlen sich in meiner Nähe wohl und geborgen. Sie spüren die positive Aura, das eigene Energiefeld, das jeden Menschen umgibt. Besonders ganz kleine Kinder, die zwei bis drei Jahre alt sind, fühlen meine Aura besonders intensiv. Schon oft ist es passiert, dass Kinder in diesem Alter mir einmal in die Augen schauten und mich dann nicht mehr aus den Augen ließen. Zum Beispiel kam es vor, dass in einem Restaurant ein Kind in einem Hochstuhl saß und sich unsere Blicke zufällig trafen. Dann drehte sich dieses Kind alle fünfzehn Sekunden zu mir um. Ihre Mütter reagierten oft irritiert. Die Kinder spürten die Vertrautheit. Selbst an einer Supermarktkasse passierte dies des Öfteren. Fast immer wurde dabei gelacht, weil das Verhalten dieser Kinder so ungewohnt war. Es wird mit den Jahren jedoch immer schwächer und verschwindet dann gänzlich mit ungefähr dreizehn Jahren. Dann schaltet der Körper auf Skepsis und Vorsicht um. Danach werden die Sitzungen länger und für Therapien brauche ich fast das doppelte Zeitpensum.
Zyste im Gehirn
An einem Abend rief mich einmal meine jüngere Schwester an. Sie weinte und erzählte mir schluchzend, dass an ihrem zweiten Kind ein Problem festgestellt wurde. Sie war damals im sechsten Monat schwanger. Sie sagte: „Heute war ich beim Frauenarzt. Beim Ultraschall hat der Doktor eine riesige Zyste im Kopf der Kleinen festgestellt. Er meinte, dass die Zyste dreiviertel des Gehirns einnimmt und das Kind ganz sicher schon bei der Geburt stirbt. Wenn es nicht sofort sterben sollte, ist durch den Druck der Zyste auf das Gehirn mit schwersten körperlichen und seelischen Behinderungen zu rechnen“. Sie tat mir sehr leid. Ein Kind noch im Mutterleib zu behandeln war für mich etwas Neues, das ich bis damals noch nie versucht hatte. Ich tröstete sie und versprach es zu versuchen. Am nächsten Morgen kam sie zu mir in die Praxis und ich legte ihr meine linke Hand auf den Bauch. Mit der linken Hand, die minus geladen ist, kann ich die Zellteilung in den Myomen, Zysten oder anderen Gewächsen deaktivieren. Dadurch verkleinern sie sich oder schrumpfen bis zum Verschwinden. Genau dies war auch nach einer Woche der Fall. Nach einer zweiten, bangen Ultraschalluntersuchung war die besagte Zyste im Kopf der Kleinen verschwunden. Der Arzt meinte nur: „Ja, wo ist sie denn hin? Die kann ja nicht einfach verschwunden sein“. Darauf erklärte ihm meine Schwester: „Mein Bruder hat mir die Hände aufgelegt.“ Darauf lachte er und meinte: „ Ja wenn man an so etwas glaubt, dann wird’s schon helfen. Zudem gehen solche Zysten auch oft alleine wieder weg“. So die Meinung des Arztes. Meine Schwester war über diese Aussage sehr erbost und ging nie wieder zu diesem Arzt ins Krankenhaus. Ihr Kind kam jedenfalls ohne irgendwelche Schäden im Kopf auf die Welt und lebt bis heute als ganz gesundes Kind sein Leben. Gott sei Dank hat sie den Rat des Arztes nicht befolgt und hat das Kind nicht abgetrieben.
Zurück zu meiner Kindheit. Wir sind in unserer Familie drei Kinder. Ich habe eine jüngere und eine ältere Schwester. Leider besitze nur ich von uns Dreien die göttliche Gabe des Handauflegens. Meine Gabe erbte ich mütterlicherseits. Meine Mutter und deren Mutter, hatten die Gabe auch nicht. Aber der Vater meiner Oma. Der war damals weit bekannt für seine Heilerfolge an Tier und Mensch. Er lebte auf einem Bergbauernhof. Nur die wenigsten Menschen damals konnten sich einen Arzt leisten. So blieb ihnen oft nichts anderes übrig, als sich selber zu helfen. Mit selber gepflückten Kräutern und Wurzeln wurde versucht der Krankheit entgegenzutreten. Half das alles nichts, gingen sie zu den sogenannten Bauerndoktoren oder Ölern. Mein Urgroßvater war einer dieser Öler und man hieß ihn auch so. Wenn ein Nutztier erkrankte, Kühe die Schwindsucht hatten oder Ferkel nicht mehr fraßen, wurde er geholt. Er ging dann in den Stall und vollbrachte dann kleinere und größere Wunder. Obwohl Nutztiere damals fast wichtiger waren als der Mensch selber, behandelte er natürlich auch Menschen. Er besaß auch die Kunst des damals bei uns sehr verbreiteten Besprechens. Kleine magische Riten. Man benutzte diese Riten um Blut zu stillen, gegen die Schwindsucht oder bei Warzen. Natürlich auch bei Tieren. Man sparte sich so weite Wege zum Arzt und Geld, das die Leute damals meistens nicht besaßen. Mein Großvater stellte auch mancherlei Medizin aus Kräutern her. Zum Beispiel Cremen gegen Gesichtslähmungen und Verbrennungen. Viele Tinkturen gegen alles Mögliche. Oft sagte er zu meiner Oma: „Schreib dir die Zusammensetzung gleich auf.“ Die erwiderte dann immer: „Das brauche ich nicht. Das kann ich mir so merken“. Fakt war, dass meine Oma alles vergessen hatte, als ich sie um das Wissen des bereits verstorbenen Großvaters fragte. So ging sein gesamtes Wissen, das heute sicherlich sehr wertvoll für mich gewesen wäre, leider zur Gänze verloren. Als ich fünf Jahre alt war, hatte sich meine Mutter bereits daran gewöhnt, dass ich immer wieder mal einem anderen Kind die Hände auflegte. Als ich sechs Jahre alt war und bereits zur Schule ging, saßen wir gerade am Mittagstisch als meine Mutter zu mir sagte: „Ich habe heute so grässliche Kopfschmerzen. Könntest du mir auch die Hände auflegen? Vielleicht hilft es ja auch bei mir.“ Ich stand auf und legte ihr von hinten beide Hände auf den Kopf. Dieser wurde unter meinen Händen heiß. Durch meine Hände floss diese bereits bekannte pulsierende Vibration. Als das Kribbeln in meinen Händen ausklang, waren ihre Schmerzen verschwunden. Sie nahm mich in den Arm und war sehr stolz auf mich.
Migräne
An einem Nachmittag war eine meiner Tanten gerade zum Kaffeekränzchen bei uns, als sie gerade über ihrer Migräne klagte. Mein Onkel war auch dabei. Er grinste hämisch und meinte nur, dass das alles reine Einbildung sei mit dieser Migräne. Er habe noch nie in seinem Leben Kopfschmerzen gehabt. Ich spürte, welche Schmerzen meine Tante hatte, näherte mich ihr und legte ihr meine Hände kurz auf den Kopf. Mein Onkel lachte uns dabei nur spöttisch aus. Da nahm ich die Hände von ihrem Kopf und legte sie nur ganz kurz auf den Kopf meines Onkels. Als ich mich entfernte sah ich, wie er bereits sehr blass wurde. Ihm wurde schlecht und er bekam einen richtig heftigen Migräneanfall. Ihm drehte sich alles und er ging auf die Toilette, um sich zu übergeben. Meine Tante schmunzelte nur zufrieden, denn ihre Kopfschmerzen hatte nun er. Er legte sich auf unser Sofa und meine Tante und ich gingen in das Dorf, um dort gemütlich einen Eisbecher zu essen. Danach schlenderten wir wieder nach Hause, wo mein Onkel immer noch blass und betreten mit roten Augen und dröhnendem Kopf auf uns wartete: „Bitte entferne mir diesen grässlichen Kopfschmerz. Ich werde nie wieder meine Frau wegen ihrer Migräne verspotten. Ich hätte nie geglaubt, dass etwas so wehtun kann“. Ich legte ihm kurz die Hände auf seinen Kopf und der Schmerz verschwand. Nie wieder lachte er darüber. Dies war ihm eine Lehre gewesen. Es dauerte nicht lange, bis diese Tante mit ihrer Migräne zu mir kam, um sich heilen zu lassen. Sie litt schon jahrelang unter heftigsten Migräneattacken und war am Ende. Sie schluckte dauernd starke Tabletten gegen den Schmerz. Danach war sie tagelang benebelt, aber wirklich geholfen haben diese Medikamente nicht. Ihre Migräne war ein Fall für mich. Dass eine Migräne schwieriger zu heilen war als normale Kopfschmerzen war mir klar. Deshalb behandelte ich sie täglich für zwanzig Minuten und das eine ganze Woche lang. Die Migräneattacken blieben aus und sind bis heute nicht mehr aufgetaucht. Mein erster großer Heilerfolg an einer nicht zur Familie gehörenden Person, sie war nämlich angeheiratet. Ich war froh zu erkennen, dass das Handauflegen auch bei Erwachsenen und bei Nicht-Verwandten half. Nach diesem Heilerfolg begannen die Dorfbewohner wieder über das „Wunderkind“ zu reden. Viele redeten gut über mich und viele machten sich einen Jux. Meine Kinderfreunde von damals zweifelten nie an meiner Gabe. Mit einigen schloss ich Wetten ab, dass ich etwas kann was sie nicht können. Ich hielt meine Hand ungefähr zehn Zentimeter von einem Spiegel oder einer Glasscheibe entfernt, bis darunter der Spiegel zwanzig Zentimeter kreisrund anlief. Da gab es immer ein großes ungläubiges Staunen. Natürlich versuchten es nun meine Freunde, die aber zu meiner Freude immer wieder scheiterten. Ich liebte solche Experimente mit meinen komischen Händen. Wenn ich mich im Freien aufhielt und es kalt war faltete ich oft meine Hände. Ich wölbte sie dann, bis man Nebelschwaden von meinen Händen aufsteigen sah. Genauso war es oft in meinem damals recht kalten Zimmer. Wenn ich die Hände mit dem Daumen nach innen länger zu einer Faust geballt hielt und den Daumen dann nach außen schnippte, dann rauchte er. Das sah sehr komisch aus. Noch heute belustige ich mich oft damit, die Hände zu Fäusten zu formen. Dann öffne ich sie ein wenig, damit ein Krater entsteht. Aus diesem Krater steigt dann eine unglaubliche Wärme aus, die im Winter als Nebelschwade sichtbar wird. Lange schon ist mir aufgefallen, dass die Temperatur der Hände dabei keine Rolle spielt. Denn die Hitze kommt nicht von meinen Händen, sondern von meinen Strahlen. Die Hände können oft kalt sein und trotzdem enorme Hitze aussenden. Genau dies habe ich dann auch meinen Freunden erzählt: „Wetten, dass meine kalten Hände zugleich Hitze ausstrahlen können?“ Ich gewann damit jede Wette. Darauf war ich immer sehr stolz. Natürlich testete mich inzwischen auch der ein und andere Leidgeprüfte auf meine Fähigkeiten. Oft waren es meine Freunde, die mich, wenn wir uns trafen, um Hilfe baten. Ich heilte schnell einmal einen Hexenschuss im Schwimmbad oder eine schmerzende Schulter beim Spielen. Das war sehr praktisch. Auch in der Schule gab es immer wieder einmal jemanden, der meine Hände brauchte. Für mich war es das Normalste der Welt, das ich solche Fähigkeiten besaß und habe auch nicht weiter über deren Herkunft nachgedacht. Das änderte sich dann mit beginnender Pubertät. Da fing ich zum ersten Mal an, Zweifel in mir hochkommen zu lassen. Ich begann mit Gott zu hadern, warum ausgerechnet ich diese Gabe von ihm erhalten musste. Ich wollte doch eigentlich so sein, wie jeder andere. Ich kannte niemanden, der wie ich so eine Gabe besaß. Hier im Dorf nicht und weiter weg auch nicht. Nicht einmal im Fernsehen sah man damals einen Heiler in Aktion. Ich wollte diese Gabe nicht mehr. Ich wollte nur mehr so sein, wie jeder andere. Ich befand mich in einer schweren Krise mit Gott und der Welt. Das war auch das einzige Mal in meinem Leben, wo ich an Gott zweifelte. Ich verstand einfach seinen Weg nicht. Was hatte er wohl mit mir vor? Wozu sollte dies alles gut sein? Die größte Frage an den Herrgott war jedoch: Warum gerade ich? Ich war weder besser noch schlechter als ein anderer meiner Mitmenschen. Zudem war ich sicherlich kein Heiliger oder überfromm. Ich verstand einfach nicht wieso er gerade mich erwählte. Ich haderte mit ihm und bat ihn, er solle mir meinen Weg zeigen. Dies tat er dann auch so augenscheinlich und überzeugend, dass es für mich danach keinen Zweifel mehr gab. Nach einem einschneidenden Erlebnis mit Gott stand für mich fest, diese Gabe zu nutzen und sie zu meinem Beruf zu machen. Nach meinem absolvierten Hauptschulabschluss hatte mein Vater aber bereits andere Pläne mit mir: „Mein Freund ist Tischlermeister und sucht einen Lehrling. Ich habe ihn auch schon gefragt, ob du bei ihm in die Lehre gehen kannst. Er hat zugesagt. Du könntest schon nächste Woche bei ihm anfangen. Nach der Lehre machst du die Gesellenprüfung, damit du etwas Handfestes vorzuweisen hast in deinem Leben. Das ist ein ordentlicher Beruf. Mit Handauflegen wirst du nie und nimmer eine Familie ernähren können. Du weißt nicht, ob immer genügend Interesse da sein wird und ob das immer so vielen weiterhin hilft. Lerne was Gescheites. Danach sieht man weiter.“ So. Da stand ich nun. Geknickt und ratlos, was meine Zukunft anbelangte. Ich befolgte schließlich den Rat meines Vaters und ging in die Lehre als Tischler. Diese Lehre hat sich für mich im Nachhinein als sehr nützlich erwiesen, da ich heute kaum mal einen Handwerker brauche und handwerklich fast alles selber machen kann. In der Zwischenzeit legte ich abends natürlich weiterhin anderen Leuten die Hände auf. Meine Erfolge waren stets konstant und ich erweiterte laufend meine Anwendungsgebiete. Zuerst dachte ich, dass meine Therapien nur bei Kreuzschmerzen oder Migräne helfen würden. Weit gefehlt. Jede Woche kam etwas Neues dazu. Arthrosen, Rheumatismen, Magengeschwüre und alles was das Nervensystem betraf waren nur einige der Dinge, die ich heilte. Jeden Tag kamen nach meinem Feierabend als Tischler Bekannte aber auch fremde Menschen zu mir, um von mir therapiert zu werden. Oft waren es sieben Bedürftige am Tag, die ich auf unserem Sofa unentgeltlich therapierte und oft auch heilte. In unserem Dorf gab es einen sehr bekannten Iridologen und Homöopathen. Ich war bereits sechzehn Jahre alt, als ich diesen einmal aufsuchte um mich untersuchen zu lassen. Ich wollte diese Untersuchungsmethode an mir testen lassen um meinen Wissensstand zu erweitern. Ich war in seinem Wartesaal um Punkt 10.00 Uhr, wie vereinbart. Da waren allerdings weitere fünf Personen. Um 12.00 Uhr verglichen wir unsere Termine, die zu unserem Erstaunen alle um 10.00 Uhr angesetzt waren. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich mir dachte, wenn ich einmal eine Praxis haben sollte, dann muss bei mir sicher niemand länger als fünf Minuten warten. Diesen Vorsatz habe ich bis heute durchgezogen. Als ich endlich an die Reihe war, öffnete mir dieser alte Heilpraktiker mittels Irisdiagnose meine Augen. Er sagte zu mir: „ Mein lieber Junge. Ich sehe in deinen Augen, dass du heilende Hände hast. Du musst diese überschüssige Energie an andere abgeben, sonst wirst du krank. Entlade dich täglich an deinen Patienten.“ Ich erschrak, vertraute aber seiner Aussage, denn er war über alle Grenzen hinaus bekannt. Als praktischen Test legte ich gleich einem seiner Mitarbeiter die Hände auf dessen Augen. Der litt an einer chronischen Bindehautentzündung, die sofort besser wurde. Daraufhin gab mir der alte Heilpraktiker eine Adresse von einem Wissenschaftlichen Institut in Mailand. In diesem werden solche Menschen wie ich dann getestet und ihre Strahlenintensität gemessen. Ich dankte ihm und er bat mich ihn doch ab und zu besuchen zu kommen. Er würde mir gerne das ein und das andere zeigen. So ging ich nach Hause und erzählte dann meiner Mutter, wie es mir bei dem Heilpraktiker ergangen war. Meine Oma war gerade bei uns zu Besuch. Meine Mutter sagte; „Ja. Ja. Schön und gut. Aber das wussten wir ja bereits, dass du diese Gabe besitzt.“ Meine Oma sagte darauf: „Ja und du hast sie von meinem Vater geerbt. Der legte auch immer schon anderen wenn sie krank waren die Hände auf.“ Da wusste ich, dass mir diese Gabe vererbt worden war und ich sie vielleicht eines Tages an meine Kinder weitervererben könnte. Wir hatten einfach nie miteinander über dieses Thema gesprochen. Nun war mir einiges klar geworden.
Der Beweis
Ein paar Monate später fuhr ich also nach Mailand in dieses Wissenschaftliche Institut, das zugegebenermaßen kleiner war wie ich mir das vorgestellt hatte. Ich stellte mich vor, wartete geduldig bis ich aufgerufen wurde, dann ging es auch schon los. Ich wurde in einen abgedunkeltenRaum geführt, in dem allerlei elektronische Geräte standen. Ich musste Schuhe und Schmuck ablegen und mich dann auf eine Matte stellen, die vor einem elektronischen Gerät mit allerlei blinkenden Lämpchen lag. Auf dem Gerät war eine Glasplatte mit eingelassenen Löchern, in die ich alle meine Fingerspitzen platzierte. Als der Wissenschaftler den Kasten anwarf, begann es unter meinen Fingern zu knistern. Kleine Blitze zuckten aus meinen Fingern und der Raum wurde in blau-weises Licht getaucht. Ich war geschockt, meine Energie das erste Mal effektiv zu sehen. Nun gab es auch für mich keine Zweifel mehr. Nachdem die erste Messung abgeschlossen war, wurde ich zu einem ähnlichen Apparat gebracht, der dieselbe Platte mit diesen Löchern aufwies. Dies war der Apparat, so erklärte mir der Wissenschaftler, mit der man meine Strahlen sichtbar machen kann. Eine Fotoplatte wurde eingeschoben und die Fingerspitzen wieder positioniert. Nun wurde der Raum total abgedunkelt. Er schaltete den Apparat ein. Unter der Glasplatte befand sich ein Stab, der sich ein paar Mal unter meinen knisternden Fingern von vorne nach hinten bewegte. Wieder erzeugten die kleinen Blitze dieses knisternde Geräusch und das blauweiße Licht. Es war faszinierend und einzigartig zugleich. Danach musste ich meine gesamte Handfläche auf die Glasplatte legen. Zuerst die linke dann die rechte Hand. Unter meine Handfläche begann es knisternd zu brodeln. Der Raum war durch das Knisterlicht hellblau erhellt. Einfach faszinierend. Ich bat den Wissenschaftler danach, noch einmal kurz die Maschine anzuwerfen. Als er das getan hatte, nahm ich seine Hand und legte sie auf die Glasplatte. Nichts geschah. Danach positionierte ich noch zwei seiner Finger in die Löcher. Immer noch geschah rein gar nichts. Ich entfernte seine Hand und legte meinen Zeigefinger in das Loch. Sofort begann es zu knistern und zu blitzen. Der Wissenschaftler lachte nur und schüttelte den Kopf. Er nannte mich einen Ungläubigen. Danach brachte er mich in einen anderen Raum, in dem ein gemütlicher Sessel stand. Ich setzte mich. Der Wissenschaftler schob eine größere Maschine zu sich, die mit einem kleineren Kästchen mit einem Kabel verbunden war. Er drückte es mir in die Hand. In der Mitte des Kästchens befand sich ein Messingstift. In diesen sollte ich nun für fünf Minuten, meine Energie einfließen lassen. Das tat ich dann auch. Diese Energie wurde gespeichert, gemessen und gebündelt und mir in Form eines einzigen Stromschlags wieder zurückgegeben. Es knallte laut und mein Sessel und auch jener dieses Wissenschaftlers wurden zurückgeworfen. Der stand nur da und schüttelte ungläubig den Kopf. Ich war im wahrsten Sinne des Wortes elektrisiert. Beim nächsten Apparat war mir dann schon etwas mulmig. An jedem Finger wurden Sonden angeschlossen. Abwechselnd musste ich nun zuerst die linke dann die rechte Hand in einen Apparat stecken, der nicht nur aussah wie ein umgekippter Toaster, sondern der auch genau so heiß wurde. Darin sollte ich meine Hand so lange hineinlegen, bis es nicht mehr auszuhalten war. Als ich sie herauszog, wurde die Zeit gestoppt und die Daten erfasst. Danach wurde die Maschine gewechselt und diese sah wiederum aus wie ein umgekippter Toaster. Nur wurde es in diesem Gerät so kalt, dass mir fast die Finger abfroren. Als ich die Kälte nicht mehr aushielt, wurde wieder gestoppt und die Messung vorgenommen. Ich war heilfroh, als diese Tortur endlich vorbei war und ich es überlebt hatte. Am Abend bekam ich dann die finalen Testergebnisse und die Bilder mit meinen strahlenden Händen. Der Strahlen-Gesamtlevel war der höchste, den jemand mit dieser Gabe erreichen konnte. Supernormal. Das klang schon mal nicht schlecht. Die Fotos waren einfach nur strahlend einzigartig. Mein hart umkämpfter Beweis für die Kritiker, zum Anschauen und Vorzeigen. Endlich hatte ich etwas Handfestes in der Hand. Dieses Mal würde ich es allen Besserwissern unter die Nase reiben. Meine Eltern waren, glaube ich, auch ein wenig stolz auf mich.
Die Ausbildung
Mit diesem Befähigungsnachweis in der Hand bekam ich nun Zutritt zur eigentlichen Schule der Pranotherapie. Diese Schule besuchte ich in den Ferien in Blöcken oder meistens an den Wochenenden, da ich ja noch meine Lehre als Tischler beenden wollte. Diese Schule beinhaltete die Fächer Praxis und Theorie des Handauflegens, Medizin, Psychologie, Gestik und Ethik. Weiter umfasste die Schule Massagekurse, Chiropraktik, Akupunktur, Akupressur und einfach alles, was in die Naturopathie hineinfällt oder alles was zur Ganzheitstherapie dazugehört. Ich habe alles gemacht, was man einfach nur machen kann. Mit dem Handauflegen kann man meines Erachtens die meisten gesundheitlichen Probleme gut lösen, weshalb andere Methoden für mich nicht in Frage kamen. Ich denke es ist besser, nur eine Technik zu beherrschen und auszuüben, wie viele und keine so richtig gut. Wie heißt es so schön, weniger ist oft mehr. Nach Mailand zu meinen ganzen Tests und Lehrgängen bin ich von Anfang an alleine gefahren. Wie oft weiß ich nicht mehr, aber jedenfalls sehr oft. Die Schulungen und Kurse waren alle in Italienisch. Mein ständiger Begleiter war mein Wörterbuch, mit dem ich mich einigermaßen über Wasser hielt. Schwierig wurde es dann mit den medizinischen Fachbegriffen. Da kam ich schon öfters ins Schwitzen. Zum Glück war ab und zu eine Dolmetscherin da. Die war zwar alt, verstaubt und dick, aber zumindest war sie in Übersetzung Deutsch - Italienisch ein wahres Genie. Langsam, langsam verstand ich aber immer mehr und schon bald konnte ich fließend Italienisch. Darüber war ich außerordentlich froh, denn sonst hätte ich wohl nicht viel während dieser Einheiten erlernen können. In der Pflichtschule hatten wir zwar auch Italienisch als Zweitsprache, aber man lernt eine Sprache bekanntlich am besten, wenn man sie ständig spricht. In den Pflichtschulen war ich nie ein großes Genie. In dieser Schule fiel mir aber alles sehr leicht. Höchstwahrscheinlich weil mich die Materie einfach interessierte. Oft kam ich mir in dieser Großstadt schon sehr verloren vor. An die fremde Sprache und das italienische Temperament gewöhnte ich mich bald. Was mir zu schaffen machte, war die Stadt selbst. Die Hektik der Menschen und ihre ausdruckslosen Gesichter. Auch der stetige Lärm und der wahnsinnige Verkehr in den Straßen machten mich nervös. Die ungewohnten dunkelhäutigen Menschen, die in Gruppen abends die Straßen säumten, machten mir Angst. Irgendwie konnte ich die Kriminalitätsbereitschaft fühlen. Deshalb verließ ich abends so gut wie nie das Hotel. Wie schon erwähnt, fühlte ich mich in dieser Stadt oft deplatziert. Am Sonntag wenn der Kurs oder die Schulung zu Ende war, besuchte ich immer noch die Abendmesse. Die gab mir die Ruhe für die bevorstehende Heimfahrt. Nach vier Stunden war ich Gott sei Dank wieder zuhause. Wenn ich dann endlich im Bett lag, dankte ich Gott jedes Mal für die Ruhe, die mein Haus umgibt. Ruhe zu erfahren ohne störenden lauten Verkehr und heulenden Krankenwagen-Sirenen ist keine Selbstverständlichkeit. Ich werde mir das jedes Mal wieder bewusst, wenn ich aus Mailand zurück komme. Die Wochenendschulungen kosteten mir immer sehr viel Kraft. Aber ich wollte alles lernen, was wichtig war. Währenddessen arbeitete ich ja noch als Tischler und behandelte abends noch meine Patienten. Der Samstag und Sonntag waren mir damals wie heute als arbeitsfreier Tag heilig. Deshalb arbeitete ich nur selten an Wochenenden. Doch wenn es besonders schlimme Fälle waren, ließ ich mich doch ab und zu überreden.
Der heilige Sonntag
Da saß ich an einem Samstag gemütlich beim Frisör, um meine blonde Locken-Löwenmähne ein wenig zu bändigen. Eine ältere Frau betrat den Salon, um an der Theke einen Haarspray zu kaufen. Die alte Chefin des Salons bediente sie. Die Frau begann ihr über das Leid ihres Mannes zu klagen: „Ich weiß mir nicht mehr zu helfen. Mein Mann hat solche Rückenschmerzen, dass er schreien könnte. Er liegt zu Hause auf dem Boden, denn er kann weder gehen, noch sitzen. Das Liegen tut ihm auch so weh. Darum rollt er förmlich durch die Wohnung und ich weiß mir keinen Rat mehr. Der Arzt war auch schon drei Mal da, um ihm Spritzen gegen seine Schmerzen zu geben. Diese haben aber überhaupt nichts geholfen. Ich weiß auch nicht, was ich jetzt mit ihm machen soll.“ Daraufhin begann sie zu weinen. Ich erhob mich und ging zu ihr: „Wenn Sie möchten, schaue ich nach dem Frisör bei Ihnen zu Hause vorbei. Sie wissen doch wer ich bin?“ Darauf entgegnete sie: „Natürlich weiß ich wer du bist. Das wäre ja super, wenn du das machen würdest. Wir bezahlen dich natürlich auch für deine Mühe.“ Ich nickte und sie verließ dankend den Salon. So machte ich mich mit neu gestylter Mähne auf zu dem Haus des Patienten und klingelte an der Tür. Seine Frau öffnete mir und bat mich in die Wohnung. Da lag er tatsächlich auf dem Boden wie die Frau es beschrieben hatte. „Oh ich bin so froh dass du gekommen bist. Schau, wie es mir schlecht geht.“ Der arme Mann tat mir leid. Ich habe ihn daraufhin auf dem Boden die Hände aufgelegt. Danach ging es ihm spürbar besser und er konnte aufstehen. Zwar noch ganz krumm, aber er stand. Ich sagte zu ihm dass er sich schonen sollte, auch wenn die Schmerzen noch mehr nachlassen sollten. Er machte ein paar unsichere Schritte, bedankte sich und ich versprach ihm, morgen nach der Messe um 11.00 Uhr wiederzukommen. Am nächsten Tag, als ich nach der Messe zu ihm in die Wohnung kam, saß er wippend auf dem Sofa und sagte: „Schau mal, was ich heute schon machen kann.“ Er war glücklich und ich auch. So behandelte ich ihn nun ein zweites Mal. Danach ging es ihm noch besser wie zuvor. So vereinbarten wir vorsichtshalber am Tag danach einen dritten und letzten Termin. Dieses Mal nach dem Mittagessen, bei mir zuhause. Doch ich wartete vergebens auf ihn. Ich dachte, dass er einen Rückfall erlitten haben musste und beschloss ihn am Abend aufzusuchen. So läutete ich wieder an der Wohnungstür. Seine Frau öffnete mir. Ich fragte sie, warum ihr Mann heute nicht zur Behandlung erschienen war. Darauf sagte sie: „Ach der ist heute schon wieder zur Arbeit gegangen.“ Ich entgegnete ihr, dass er zumindest anrufen hätte können um abzusagen. Sie antwortete nichts darauf und schloss die Tür, um ihren Mann zu holen. Dieser öffnete die Tür und strahlte mich an. „ Hallo Harald. Ich war heute arbeiten und mir geht es ganz gut. Ich spüre so gut wie nichts mehr. Danke, dass du dir die Mühe gemacht hast, mich am Wochenende zu therapieren. Sag bitte wie viel bekommst du jetzt von mir?“ Ich nannte ihm eine kleine Summe. Er bezahlte und sagte dann: „Ich bin froh, dass es mir jetzt gut geht und es hätte mich doch arg gewundert, wenn die Spritzen vom Arzt nicht doch noch irgendwann angeschlagen hätten.“ Mein Mund klappte auf und ich sagte gar nichts mehr. Ich war enttäuscht und ich fühlte mich, als ob mir jemand einen Dolch in die Brust gerammt hätte. Er schloss die Tür. In diesem Moment schwor ich mir, nie wieder an meinem freien Wochenende jemand zu Hause zu therapieren. Ausgenommen meine Familie und meine Freunde. Diese Erfahrung war mir eine Lehre.
Beim Militär