Eine französische Odyssee  rund ums Impfen - Franck Sezelli - E-Book

Eine französische Odyssee rund ums Impfen E-Book

Franck Sezelli

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Beschreibung

Was ein in Frankreich lebendes deutsches Ehepaar so alles erleben konnte an sehr erfreulichen, aber teilweise auch etwas abenteuerlichen Ereignissen im Zusammenhang mit den Impfungen gegen COVID-19, das wird hier erzählt.

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Franck Sezelli

Eine französische Odyssee rund ums Impfen

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Vorab

 Entsprechend den Empfehlungen des Hohen Gesundheitsrates haben das Sozialministerium und das Gesundheitsministerium die Wahl getroffen, vorrangig die am stärksten gefährdeten Personen zu impfen.

 

 

 

Was ein in Frankreich lebendes Ehepaar so alles erleben konnte an sehr erfreulichen, aber teilweise auch etwas abenteuerlichen Ereignissen im Zusammenhang mit den Impfungen gegen COVID-19, das möchte ich hier erzählen. Nennen wir sie einfach Marion und Rolf Beier und ihren Wohnort Saint Ballard.

 

 

Impfzertifikat?

 

»Aber das ist doch die richtige Adresse?«, fragte Marion, während sie und ihr Mann Rolf auf die metallene schmale Tür starrten, die aussah, als ob sie schon mehrere Jahrzehnte niemand mehr geöffnet hatte. Aber über ihr prangte die Hausnummer 2. Rolf klinkte, aber erwartungsgemäß tat sich da nichts.

Er schaute auf den Zettel, auf dem er die Adresse notiert hatte, zeigte ihn seiner Frau und las ihn zur Bekräftigung laut vor: »Centre de Vaccination Foch Perpignan, 2 Rue Docteur Zamenhof«. Dann schaute Rolf sich um und wies auf das Straßenschild, das beide schon vorhin gesehen hatten, als sie in die Straße eingebogen waren. Das Paar blickte die kurze Straße herunter. Neben dem recht alten und unansehnlichem Haus, vor dem sie standen, war rechts das Eckhaus mit einem geschlossenen Kebap-Imbiss, der zur Rue Maréchal Foch um die Ecke gehörte. Links von der Nummer 2 war ein gerade mal drei Meter schmales Haus mit geschlossenen Rollläden, daneben noch ein Tabakladen. Nirgends ein Schild von einem Impfzentrum oder irgend etwas anderes Medizinisches. Dann folgte nach einem Durchgang zu der Straße, wo die beiden ihr Auto in der Tiefgarage namens Arago gelassen hatten, ein großer, mit einer Einfahrtsschranke versehener Parkplatz. Der bildete offenbar das Oberteil des Parkhauses Arago. Danach war ein weißes Hochhaus hinter einem riesigen Kaktus zu erkennen mit einem verglasten Eingangsbereich.

»Vielleicht ist das dort das Impfzentrum. Das Haus hier zählt wahrscheinlich auch noch zur Straße um die Ecke. Ich sehe mal dort vorn nach.« Rolf ging am Parkplatz vorbei und besah sich den Eingang des Hochhauses. Aber sowohl dieses als auch das nächste durch einen abgesperrten Hof davon getrennte stellte sich als Wohnhaus heraus. Und dann war die Straße auch schon zu Ende. Die ganze andere Straßenseite gegenüber dem Parkplatz nahm ein stattliches mehrstöckiges Gebaude ein. Mit seinem leuchtenden Gelb und mit dunkelroten Ziegeln eingefassten Fenstern erweckte es den Endruck einer ehemaligen Kaserne. Nirgends dort war eine Hausnummer zu sehen.

 

Als Rolf zu Marion zurückkam, meinte diese: »Die verarschen uns. Hier gibt es gar nichts. Das war gestern auch zu einfach.« Der Mann wollte die Hoffnung aber nicht aufgeben. »Das glaube ich nicht, aber irgendetwas scheint hier nicht zu stimmen.«

 

Den Termin hatten die beiden Übersiebzigjährigen wirklich gerade einen Tag vorher bekommen und sich riesig darüber gefreut. Schließlich ging ihnen die Corona-Pandemie mit ihren wiederholten Ausgangsverboten und Bewegungsbeschränkungen, mit Ladenschließungen und den bedrohlichen Nachrichten aus aller Welt schon ein Jahr mächtig auf die Nerven. Deswegen waren sie über die seit Ende vergangenen Jahres möglich werdende Impfung gegen die unheilvolle Krankheit sehr glücklich. Sie warteten ungeduldig darauf, dass endlich auch ihre Altersklasse zur Impfung berechtigt war. Denn natürlich verstanden sie, dass noch ältere und gefährdetere Menschen wegen des Mangels an genügend Impfstoff höhere Priorität hatten. Als sie dann eines Dienstags im März in den französischen Fernsehnachrichten Emmanuel Macron während des Besuchs eines Krankenhauses sagen hörten, dass seine Regierung ab Samstag die nächste Altersstufe ab 70 Jahren zur Impfung zulassen wird, waren sie froh. Das würde auch die wegen einer Augenoperation für Mai geplante Fahrt nach Deutschland ungemein erleichtern und sicherer machen.

Am Mittwoch setzte sich Rolf deswegen an den Computer und recherchierte bei Doctolib. Mit dieser Internetplattform für ärztliche Terminreservierungen hatte er sich schon im Januar beschäftigt, als er auf der Webseite des Gesundheitsministeriums erfuhr, dass darüber Impftermine vermittelt werden. Seinerzeit kam man wegen der Altersschranke nicht weiter, aber es wurde klar, dass es keinerlei regionale Einschränkungen gab. Man war nicht an sein Département gebunden, sondern konnte praktisch in ganz Frankreich suchen, auch wenn das in diesem Fall sicher nicht sinnvoll war. Am Mittwoch musste man allerdings noch über 75 Jahre als Alter angeben, um bei www.doctolib.fr zur Vergabe von Impfterminen zu kommen, dasselbe auch noch am Donnerstag.