König David in Ourland E-Book

Franck Sezelli

• Herausgeber: BookRix
• Kategorie: Fantasy und Science-Fiction
• Sprache: Deutsch
• Veröffentlichungsjahr: 2020

Beschreibung

Grateful oder besser Grehtvoll ist dankbar für das Leben, das er führen darf. Er ist damit zufrieden – auch kleinere Störungen beunruhigen ihn nicht groß. Bis ihn sein seltsamer Freund, der Zweifler an allem, auf unglaubliche Dinge stößt ...

Leseprobe

Franck Sezelli

König David in Ourland

Es ist gut zu hoffen, aber schlecht zu warten. (Jüdisches Sprichwort) BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Klappentext

Grateful oder besser Grehtvoll ist dankbar für das Leben, das er führen darf. Er ist damit zufrieden – auch kleinere Störungen beunruhigen ihn nicht groß.

Bis ihn sein seltsamer Freund, der Zweifler an allem, auf unglaubliche Dinge stößt ...

König David in Ourland

Wie an jedem Morgen weckte ihn zur gewohnten Zeit eine sanfte Stimme aus tiefem Schlaf. Die Wände seines Zimmers erhellten sich langsam, leise Musik erklang. Fast alles war wie immer, nur eine Erscheinung beunruhigte ihn seit einigen Tagen. Vielleicht war er krank? Aber er hatte Sorge, diesen Umstand zu melden, weil er nicht genau wusste, wie das System reagieren würde. Und außerdem: So unangenehm war diese Störung gar nicht, und sie ging ja auch relativ schnell wieder zurück.

Grehtvoll stand auf und ging in die Duschkabine. Warme duftende Wassertröpfchen hüllten seinen Körper ein. Auf der geschwollenen Stelle fühlte es sich sogar recht angenehm an. Als zum automatischen Abschluss der Morgenwäsche das kalte Wasser die verbliebene Schläfrigkeit völlig vertrieb, ging auch die Schwellung zurück.

Heute fand er in dem dafür vorgesehenen Fach einen grünen Overall. Er fühlte sich in dem weichen anschmiegsamen Stoff sehr wohl und freute sich auf den Tag. Aus dem Zimmer drei Nummern weiter kam zur selben Zeit Pretty. Er hatte die Nachbarin schon länger nicht gesehen und grüßte sie freundlich. Sie erwiderte seinen Gruß, kümmerte sich aber nicht weiter um ihn, sondern lief ihm in schnellem Tempo voraus. Pretty war ihm bisher noch nie sonderlich aufgefallen, aber heute Morgen gefiel sie ihm außerordentlich in ihrem orangenen Overall. Er starrte auf ihr breites Becken, das vor ihm im Lauf auf und ab hüpfte, wobei es ihm ganz absonderlich wurde.

Während des Morgenlaufs in die Frühstückskantine wurde er zwei Mal vom Watching Bracelet an seinem Handgelenk ermahnt, ruhiger zu laufen, um seinen Puls nicht zu hoch zu jagen. Von überallher kamen die Produktiven, Männer und Frauen in ihren verschiedenfarbigen Anzügen, joggend in das Section Center, zwischen ihnen mit wachsamem Blick langsam schlendernd die Ordnenden in den auffallend weiß-roten Uniformen. Entsprechend seinem heutigen Overall stellte sich Grehtvoll in die grüne Schlange, um sein GreenFood entgegennehmen zu können. Weiter vorn wurde ein etwas älterer Wartender in einem ausgewaschenen türkisfarbigen Overall von zwei Ordnenden in die blaue Schlange verwiesen. Wie blöd kann man denn sein, dachte Grehtvoll noch, das steht schließlich überall in den Regeln.

An seinem Schreibtisch auf Arbeit war er mit der neuen Werbeaktion »Ourland Food - for all people good« beschäftigt. Grehtvoll war dem System wirklich dankbar, dass er zu den Produktiven gehören durfte. Es ging ihm sehr gut, er hatte ein schönes, bequemes Zimmer, wurde hervorragend versorgt. Abends stand ihm eine umfangreiche Moviethek zur Verfügung, aus der er völlig frei auswählen konnte. Und vor dem Einschlafen nahm er sich aus dem Glücksspender an der Wand die zwei Happyness Pills, die gelbe und die graue, und hatte stets einen guten Nachtschlaf. Dummerweise fiel seit einigen Tagen keine graue Pille mehr in die Auffangschale unter dem Glücksspender, nur zerkrümelter grauer Staub. Der Einfachheit blies er ihn immer weg, der automatische Cleaner beseitigte die Staubreste im Laufe des Tages vom Zimmerboden. Wahrscheinlich war irgendein Teil, das die Pillen portioniert, defekt und zerbröselte diese. Normalerweise bemerkt das System solche Unregelmäßigkeiten sofort und beseitigt diese selbstständig. Diesmal aber blieb das offenbar bisher unbemerkt. Während der Arbeit und abends dachte Grehtvoll nicht mehr daran. Und vor der Nachtruhe, wenn der Fehler wieder auftrat, war er zu müde, das zu melden. Seltsamerweise habe ich jetzt auf Arbeit daran gedacht, fiel ihm auf, aber er hatte keine Lust, deswegen eine Meldung zu machen. Ich weiß ja gar nicht, wofür diese Pille gut ist.Mein Schlaf ist jedenfalls nicht gestört.

Glücklich und dankbar ließ sich Grehtvoll in seinen breiten Armsessel zurücksinken und dachte daran, wie es ihm erginge, wenn er nicht zu den nützlichen Produktiven gehörte. Er hatte bei einem Spaziergang im Park einen solchen Menschen kennengelernt. Der Park lag nicht weit von seinem Wohnblock, er bestand aus geschwungenen Kieswegen zwischen kunstvoll angeordneten Skulpturen. Wenn man dort auf den Bänken saß, konnte man die Fantasie schweifen lassen und in ihnen alles Mögliche und Unmögliche erkennen. Ab und zu verströmten an den Wegrändern angebrachte Düsen auch sehr berauschende, die Fantasie anregende Düfte.