Eine kleine Philosophie zum Überleben - Dr. phil. Hans-Peter Huppert - E-Book

Eine kleine Philosophie zum Überleben E-Book

Dr. phil. Hans-Peter Huppert

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Beschreibung

Unser Buch ist ein Antidepressivum in Buchform, das dabei hilft, die eigene Lebenssituation zu reflektieren, eigene Fähigkeiten besser zu erkennen und umzusetzen, aber auch Defizite heraus- und abzuarbeiten. Das bewegte Leben des Autors dient mit zahlreichen Anekdoten gleichermaßen als Ideenspender und Anleitung. Ganz nach dem Motto: Aus dem Leben fürs Überleben.Ein Menschenleben ist wie ein Baum: Aus einem winzigen Samen wächst ein kleiner Sprössling heran und entwickelt sich langsam zu einem ausgewachsenen Baum. Ein starker Lebensbaum, der ein selbstbestimmtes Leben ermöglicht, braucht eine solide Basis sowie permanente Pflege. Deshalb bilden die 5 Grundbausteine (Eigene Fähigkeiten, Selbstbestimmung, Ziele, Krisen und Kreativität) mit insgesamt 11 Bauelementen das Herzstück des Buches. Mit Hilfe der Grundbausteine schafft man einen besseren Zugang zum eigenen Ich und somit zur eigenen Seele. Auf die Welt gekommen, muss ein Mensch zuallererst Wurzeln schlagen, damit aus dem Keimling ein Baum werden kann. In der ersten Lebensphase ist es wichtig, dass der Keimling gut gewässert, gepflegt und auch beschützt wird. Es ist die Phase der Unselbständigkeit, in der man auf ein funktionierendes familiäres Umfeld angewiesen ist. Bis der Keimling so stark geworden ist, dass er eigenhändig sein erstes Bauelement herstellen kann, dauert es ein paar Jahre. In welcher Reihenfolge dann die weiteren Bauelemente folgen, hängt von der persönlichen Entwicklung ab. Wichtig ist jedoch, dass die Elemente sauber und stabil aufeinandersitzen, sonst fällt der Baum um, bevor er Früchte trägt. Das Gute daran ist, dass man während des gesamten Lebens immer wieder nachbessern kann und so seinen Lebensbaum stützen kann, falls er in Schieflage gerät. Die Reihen- und Zeitabfolge hingegen, wann die Grundbausteine genutzt werden, ist individuell und somit bei jedem Menschen unterschiedlich. Ein selbstbestimmtes Leben zu führen, war schon immer eine große Herausforderung. In unserer zunehmend globalisierten und digitalisierten Welt ist es jedoch noch schwerer geworden. Statt selbstbestimmt zu leben, werden wir gelebt. Und das, mit fatalen Folgen nicht nur für den Einzelnen, sondern für die gesamte Gesellschaft. Kein Wunder also, dass in den letzten zehn Jahren Psychopharmaka den Alkohol als Gesellschaftsdroge Nummer Eins abgelöst haben. Gelebt zu werden ist nämlich nur schwer erträglich und hinterlässt sowohl körperliche als auch seelische Spuren. Die Betäubung der Seele mittels Tabletten ist jedoch ein gefährliches Unterfangen, da sie nicht zur Lösung der Probleme führt, sondern auf Dauer einen Teufelskreis in Gang setzt, aus dem ein Entrinnen mit fortschreitender Zeit immer schwerer wird. Burnout und Depression, heißen die neuen Volkskrankheiten. Geplagt von Angstzuständen, verselbständigt sich bei den Betroffenen das Unterbewusstsein. Die Gedanken werden unkontrollierbar, jagen durch den Kopf und drehen sich immer wieder im Kreis. Wenn dieses ständige Kreisen im Kopf zur Normalität wird, dann ist es mitunter schwierig, die richtige Ausfahrt aus dem Kreisverkehr zu finden. Dann schlägt die Stunde der Psychopharmaka, die zwar auch nicht helfen, die richtige Ausfahrt zu finden, aber alles so verlangsamen, dass man glaubt, wieder gerade auszufahren, obwohl man sich noch immer im Kreisverkehr befindet. Im wahrsten Sinne des Wortes ein Teufelskreis. Mit unserem Buch zeigen wir Wege aus dem unheimlichen Kreisverkehr, die keine Nebenwirkungen haben.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
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Seitenzahl: 309

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Vorwort und Dankeschön

In unserem Leben kreuzen wir unzählige Male die Lebenslinie anderer Menschen. Weltweit wird so seit den ersten Urmenschen ein gigantisches Netzwerk gesponnen, das täglich wächst und von keinem Computer der Welt inklusive KI erfasst werden kann. Wie auch bei 8,2 Milliarden Menschen die sich mittlerweile digital im Sekundentakt austauschen. Durch die Vernetzung von Lebenslinien werden Ereignisse in Gang gesetzt, die in unser Leben eingreifen. Ereignisse die wir selbst größtenteils nicht beeinflussen können. Um trotzdem ein selbstbestimmtes Leben zu führen, müssen wir aktiv in unser kleines Lebensumfeld eingreifen, Lebensziele setzen, Möglichkeiten und Chancen erkennen, Verantwortung übernehmen und Entscheidungen treffen. Das klingt jetzt vielleicht ziemlich theoretisch und banal, ist es aber nicht. Denn genau hier liegt der Unterschied zwischen einfach nur zu leben, oder tatsächlich gelebt zu haben.

Nur eigenes Handeln öffnet die Tür der „Fügung“. Nur dadurch nehmen wir Sachverhalte wahr, die oftmals unerwartet auftauchen und uns neue Wege weisen. Vorausgesetzt wir wagen es, uns darauf einzulassen. Das Kreuzen von Lebenslinien ist der Motor, der unsere Lebenslinie in Bewegung versetzt, beschleunigt und vorantreibt. Wir dürfen unterwegs nur nicht vergessen zu tanken. Das notwendige Benzin ist hierbei die Aufmerksamkeit und Offenheit, die wir benötigen, um neue Möglichkeiten und Wege zu erkennen.

So hat sich unser Buch den Platz, wo es geschrieben und gezeichnet werden wollte, mit dem Miramonti Boutique Hotel in Hafling/Südtirol quasi selbst ausgesucht. Schon bei unserem ersten Aufenthalt im Miramonti erkannten wir: Das ist einer der ganz wenigen Orte, an dem man richtig viel Energie schöpfen kann. Das Zusammenspiel zwischen umgebender Berglandschaft, Hotelanlage und Gastfreundschaft verbunden mit Professionalität und Qualität, machen das Miramonti zu etwas Besonderem. Nachdem wir die Gelegenheit hatten, uns mit unseren Gastgebern etwas näher zu unterhalten, stellte sich schnell heraus, dass unsere Lebenslinien neben der Liebe zu den Bergen und der Natur einige weitere Parallelen aufweisen.

Die Inhaber Carmen und Klaus haben das Hotel 2012 direkt nach Ihrem gemeinsamen Abschluss an der Hotelfachschule mitten in der Eurokrise erworben. In so jungen Jahren ein mutiger und nicht leichter Schritt, da schon die Finanzierung eine Herkulesaufgabe darstellte.

Im gleichen Jahr haben Martina und ich geheiratet und ebenfalls aufgrund der Finanzkrise unsere Lebensziele neu abgesteckt.

Auch bei unseren Lebenspartnerinnen kreuzen sich die Lebenslinien. Denn sowohl Klaus als auch ich haben starke Frauen an unserer Seite, die wissen was sie wollen und beim Erreichen der gemeinsamen Lebensziele aktiv und entscheidend mitwirken.

Ich glaube, dass diese starke, gelebte Partnerschaft eine wesentliche Grundlage für den Erfolg des Miramonti Konzeptes ist. Schon, wenn man das Hotel betritt, hat man das Gefühl zu Hause zu sein. Die aufgesetzte Freundlichkeit, die man sonst in Hotels antrifft, gibt es hier nicht. Die Freundlichkeit ist echt und kommt von Innen.

Deshalb noch mal ein herzliches Dankeschön an Carmen und Klaus, aber genauso an alle Mitarbeitenden!

Das Miramonti ist definitiv ein Platz „zum Überleben“.

Dr. phil. Hans-Peter Huppert undMartina Huppertová

Eine kleine Philosophie zum Überleben

Zu leben ist das eine, tatsächlich gelebt zu haben jedoch etwas ganz anderes

© 2025 Dr. Hans-Peter Huppert & Martina Huppertová

ISBN

 

Softcover

978-3-384-52252-8

E-Book

978-3-384-52253-5

Druck und Distribution im Auftrag der Autoren: tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte sind die Autoren verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne ihre Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag der Autoren, postalisch zu erreichen unter: Sonnenberger Str. 37, Dr. Hans-Peter Huppert, 65193 Wiesbaden, Germany und per E-Mail unter [email protected].

Inhaltsverzeichnis

Cover

Vorwort und Dankeschön

Titelblatt

Urheberrechte

∞: Vom unendlich Kleinen

0. Mensch und Philosophie

1. Geburt

Bauelement 1: Die Fähigkeit zu staunen

Dimension 1: Das auslösende Element

Dimension 2: Die Wahrnehmung/Einwirkung

Dimension 3: Resonanz

2. Ausbruch

Bauelement 2: Die erste selbständige Entscheidung

Selbstbestimmung contra Selbstverwirklichung

Der Selbstbestimmung-Test

Schritt 1: Fragen zu den persönlichen und gesellschaftlichen Faktoren

Schritt 2: Die Ausprägungsskala

Schritt 3: Auswertung

3. Entdeckung der Unabhängigkeit

Bauelement 3: Das UnabhängigkeitsManagement

Die Gewohnheitsfalle

Der Wegweiser zum Unabhängigkeits-Management

4. Kurzer Zwischenstopp

Bauelement 4: Chancen erkennen und ergreifen

Das Stillstands-Maßband

5. Ins volle Leben

Bauelement 5: Ziele definieren und erreichen

Der Zielplaner

Fernweh und neue Erkenntnisse: Selbst die schönsten Berge sind verletzlich

Hohe Gipfel: Die Sehnsucht und der Tod

Neue Welten: Neue Lebensdimensionen

6. Neue Horizonte

Bauelement 6: Verantwortung übernehmen

7. Höher, Weiter, Schneller:

Bauelement 7: Der Überlebens-Plan

Höher

Weiter

Schneller

8. Doppelter Sturz ins Seil

Bauelement 8: Lebenskrisen bewältigen

Teil 1: Lernen mit der Angst umzugehen

Teil 2: Lernen mit Schmerzen umzugehen

9. Wissen bedeutet Macht: Aber nur wenn es genutzt wird

Baudelement 9: Eigene Fähigkeiten erkennen, ausbauen und nutzen

Die Stunde der Gutachter

Der Mutmacher

10. Die Kraft des Schreibens und Zeichnens

Bauelement 10: Handarbeit

Die Jugend schreibt nicht mehr

Die Politik Lässt schreiben

∞: Zum großen Ganzen

Bauelement 11: Die Überlebensversicherung

Fragen und Antworten zur Überlebensversicherung

Und darüber hinaus

Eine Schlussbemerkung

Überlebens-Zitate

Eine kleine Philosophie zum Überleben

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Urheberrechte

∞: Vom unendlich Kleinen

Überlebens-Zitate

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Vom unendlich Kleinen (mehr auf YouTube NOVALISM)

Vom unendlich Kleinen

Wo fängt das unendlich Kleine an und wo hört das große Ganze auf? Was auf den ersten Blick wie eine unlösbare wissenschaftliche beziehungsweise philosophische Fragestellung aussieht, ist in Wirklichkeit ein ganz trivialer Sachverhalt. Die Antwort auf die Frage lautet: Das Leben. Jegliches Leben beginnt im unendlich Kleinen - da macht auch der Mensch trotz all seiner Fähigkeiten keine Ausnahme - und endet im großen Ganzen, nämlich dem Tod. Das war so und wird auch immer so bleiben, egal wie schnell der technische Fortschritt voranschreitet. Lediglich die Grenzen werden durch neue Technologien immer mal wieder um ein paar Millimeter verschoben.

Was jedoch im Laufe eines Lebens zwischen Anfang und Ende geschieht, hängt größtenteils von uns selbst ab. Vorausgesetzt, wir sind bereit, aktiv in unser Leben einzugreifen. Natürlich sind wir von vielen äußeren Rahmenbedingungen abhängig, die uns Grenzen setzen. Diese Grenzen können sehr unterschiedlich ausfallen, aber innerhalb dieser Grenzen kann sich jeder Mensch frei bewegen, seine Möglichkeiten nutzen und so nicht nur überleben, sondern sogar ein selbstbestimmtes Leben führen.

Unser Buch ist kein Ratgeber, sondern eher ein Antidepressivum in Buchform. Es hilft dabei, die eigene Lebenssituation zu reflektieren, eigene Fähigkeiten besser zu erkennen und umzusetzen, aber auch Defizite heraus- und abzuarbeiten. Mein eigenes, ziemlich bewegtes Leben mit all seinen Anekdoten dient hierbei als Ideenspender und Trainingsplan. Ganz nach dem Motto: Aus dem Leben fürs Überleben.

Grundbausteine und Bauelemente

Ausgehend von einem leeren Blatt Papier über die ersten eigenen Linien bis hin zu einem bunten Lebensbaum der Früchte trägt und so langsam in die Altersphase übergeht: So kann man mein bisheriges Leben bildhaft gut zusammenfassen. Sozusagen vom unendlich Kleinen zum großen Ganzen. Damit ein Baum gut wachsen und gedeihen kann braucht er gesunde Wurzeln, und einen soliden Stamm. Davon zweigen die Hauptäste ab, welche die Symmetrie des Baumes ausmachen und dann folgen die vielen kleinen Äste mit tausenden von Blättern, die den Baum bunt und lebendig werden lassen. Der Baum in seinem Ganzen ist wie ein praktisch philosophischer Baukasten, bei dem die einzelnen Bausteine von den Wurzeln angefangen über den Stamm bis zu den Ästen mit immer neuen Erweiterungen jeweils aufeinander aufsetzen. Diese Bausteine sind für mich eine Art Navigationssystem und gleichzeitig eine Garantie für ein selbstbestimmtes Leben. Deshalb bilden sie das Herzstück dieses Buches.

Es sind nur wenige Grundbausteine, die man braucht, damit der Baum stabil wachsen kann. Die Grundbausteine selbst bestehen wiederum aus einzelnen Bauelementen, die in unterschiedlichen Lebensphasen zum Tragen kommen. Der Mix aus den einzelnen Bauelementen sorgt dafür, dass jeder Baum ein Unikat ist, genauso wie jedes Menschenleben.

Auf die Welt gekommen, muss ein Mensch zuallererst Wurzeln schlagen, damit aus dem Keimling ein Baum werden kann. In der ersten Lebensphase ist es wichtig, dass der Keimling gut gewässert, gepflegt und auch beschützt wird. Es ist die Phase der Unselbständigkeit, in der man auf ein funktionierendes familiäres Umfeld angewiesen ist. Bis der Keimling so stark geworden ist, dass er eigenhändig sein erstes Bauelement herstellen kann, dauert es ein paar Jahre. In welcher Reihenfolge dann die weiteren Bauelemente folgen, hängt von der persönlichen Entwicklung ab. Wichtig ist jedoch, dass die Elemente sauber und stabil aufeinandersitzen, sonst fällt der Baum um, bevor er Früchte trägt. Das Gute daran ist, dass man während des gesamten Lebens immer wieder nachbessern kann und so seinen Lebensbaum stützen kann, falls er in Schieflage gerät. Nur, dass man keinen der Grundbausteine weglassen sollte, das führt definitiv zu statischen Problemen und somit zu Schwierigkeiten beim alltäglichen Überleben. Die Reihen- und Zeitabfolge hingegen, wann die Grundbausteine genutzt werden, ist individuell und somit bei jedem Menschen unterschiedlich.

Nutzen Sie die Lektüre des Buches als Einstieg, um Ihren eigenen Lebensbaum zu gestalten und zu zeichnen. Genauere Anleitungen hierfür finden Sie auf dem YouTube Kanal NOVALISM.

So testen Sie gleich die erste Fähigkeit: Sie werden nämlich über Ihren eigenen Baum staunen und entdecken, wo Sie noch das ein oder andere Bauelement verstärken, oder neu anbringen können. Wenn Sie dadurch nur einen kleinen Schritt in Richtung tatsächlich gelebt zu haben machen, hat unser Buch seinen Zweck erfüllt.

Über die Grundbausteine zur Selbstbestimmung

Wir Menschen sind immer auf der Suche nach dem, was wir nicht wissen und laufen davon, vor dem, was wir wissen. Denn die Wahrheit über das, was wir insbesondere über uns selbst wissen, ist oftmals viel zu unangenehm. Das macht die Selbstbestimmung so schwer, da nützt es auch nichts, dass diese bei uns in Deutschland sogar in der Verfassung verankert ist.

Ein selbstbestimmtes Leben zu führen, war schon immer eine große Herausforderung. In unserer zunehmend globalisierten und digitalisierten Welt ist es jedoch noch schwerer geworden. Statt selbstbestimmt zu leben, werden wir gelebt. Und das, mit fatalen Folgen nicht nur für den Einzelnen, sondern für die gesamte Gesellschaft.

Der Lebensbaum-Baukasten

Grundbaustein: Fähigkeiten

Bauelement 1: Die Fähigkeit zu staunen

Bauelement 9: Eigene Fähigkeiten erkennen, ausbauen und nutzen

Grundbaustein: Selbstbestimmung

Bauelement 2: Die erste selbständige Entscheidung

Bauelement 3: Das Unabhängigkeits-Management

Grundbaustein: Ziele

Bauelement 4: Chancen erkennen und ergreifen

Bauelement 5: Ziele definieren und erreichen

Bauelement 6: Verantwortung übernehmen

Grundbaustein: Krisen

Bauelement 7: Der Überlebens-Plan

Bauelement 8: Lebenskrisen bewältigen

Bauelement 11: Überlebensversicherung

Grundbaustein: Kreativität

Bauelement 10: Handarbeit

Kein Wunder also, dass in den letzten zehn Jahren Psychopharmaka den Alkohol als Gesellschaftsdroge Nummer Eins abgelöst haben. Gelebt zu werden ist nämlich nur schwer erträglich und hinterlässt sowohl körperliche als auch seelische Spuren. Die Betäubung der Seele mittels Tabletten ist jedoch ein gefährliches Unterfangen, da sie nicht zur Lösung der Probleme führt, sondern auf Dauer einen Teufelskreis in Gang setzt, aus dem ein Entrinnen mit fortschreitender Zeit immer schwerer wird.

Burnout und Depression, heißen die neuen Volkskrankheiten. Geplagt von Angstzuständen, verselbständigt sich bei den Betroffenen das Unterbewusstsein. Die Gedanken werden unkontrollierbar, jagen durch den Kopf und drehen sich immer wieder im Kreis. Wenn dieses ständige Kreisen im Kopf zur Normalität wird, dann ist es mitunter schwierig, die richtige Ausfahrt aus dem Kreisverkehr zu finden. Dann schlägt die Stunde der Psychopharmaka, die zwar auch nicht helfen, die richtige Ausfahrt zu finden, aber alles so verlangsamen, dass man glaubt, wieder gerade auszufahren, obwohl man sich noch immer im Kreisverkehr befindet. Im wahrsten Sinne des Wortes ein Teufelskreis.

Mit unserem Buch zeigen wir Wege aus dem unheimlichen Kreisverkehr, die keine Nebenwirkungen haben.

Wenn das für Sie jetzt zunächst einmal ein wenig abgehoben, kompliziert oder sehr theoretisch klingt, ist aber gerade das Gegenteil davon. In unserem Buch dreht sich nämlich alles um 5 Grundbausteine, die einen besseren Zugang zum eigenen Ich und somit zur eigenen Seele ermöglichen.

Tauchen Sie mit diesem Buch in eine neue Gedankenwelt ein, verweilen Sie bei den Stellen, die zu Ihrer Lebenslinie passen und nutzen Sie diese für das Meistern Ihrer eigenen Herausforderungen beziehungsweise dabei ihren eigenen Weg zu finden.

Bei der autobiographischen Beschreibung meiner Lebenslinie greife ich bei einigen Ausführungen inhaltlich auf meine Bücher „Gleichgewicht“ und „Die Sünden der Nachhaltigkeit“ zurück.

Mensch und Philosophie (mehr auf YouTube NOVALISM)

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Mensch und Philosophie

Das große Ganze hat seinen Ursprung im unendlich Kleinen

Philosophieren ist eine zutiefst menschliche Eigenschaft. Alle philosophischen Fragestellungen haben ihren Ursprung in der Welt unserer Gedanken, deshalb philosophieren wir alle ob bewusst oder unbewusst. Das beginnt schon im Kindesalter unter anderem mit dem Prozess des Staunens (siehe Kapitel 1) und begleitet uns fortan durchs ganze Leben, in dem wir über so gut wie jede Lebenssituation philosophieren können. Völlig egal, ob es sich um persönliche, familiäre, berufliche, finanzielle oder sonstige Dinge handelt. Deshalb ist für mich Philosophie auch keine Wissenschaft, sondern eine alltägliche und notwenige geistige Aktivität. Beim Philosophieren können wir unseren Gedanken freien Lauf lassen, alle möglichen und unmöglichen Szenarien durchgehen und somit Druck aus vielen Lebenssituationen herausnehmen. Philosophieren ist eine Form der Entschleunigung von Denkprozessen - wenn Sie so wollen - eine geistige Erdung unserer Gedanken. Nur, dass diese Form der Erdung immer schwieriger wird, da es heute für jedes Problem sofort per Mausklick die perfekte Lösung im Internet nachzulesen gibt. Eigenes Nachdenken und philosophieren wird somit überflüssig und die gefühlte Lebensgeschwindigkeit nimmt rapide zu. Dies gilt mittlerweile nicht mehr nur für Erwachsene, sondern insbesondere auch für Kinder und Jugendliche.

Mit der Geburt lassen wir das unendlich Kleine hinter uns und bewegen uns mit schnellen Schritten in Richtung großes Ganzes. Als Kind scheint dabei die Zeit nur langsam zu vergehen, während sie mit zunehmendem Alter davonzurennen droht. Diese subjektive Zeitempfindung spielt gerade beim Aufbau eines stabilen Lebensbaumens mit all seinen notwendigen Bauelementen eine immens wichtige Rolle. Heutzutage haben Kinder und Jugendliche kaum noch die Chance, die Langsamkeit zu entdecken – sprich zu philosophieren - und diese zu nutzen, um die Grundbausteine für ihr weiteres Leben sorgfältig aufeinander zu setzen. Oft ist der Alltag bereits durchgeplant und die digitalen Welten erlauben keinerlei Verschnaufpausen.

Derart vorbelastet, wird der weitere Lebensweg nicht gerade einfacher. Zumal sich unser Lebensumfeld in einem enormen Tempo verändert und das immer schneller. Während frühere Generationen noch Zeit hatten, Körper und Seele an neue Situationen anzupassen, ist das heute zu einer schwierigen Aufgabe geworden. Wir hecheln im wahrsten Sinne des Wortes nur noch hinterher und ersticken buchstäblich im Überfluss an Neuigkeiten, Nachrichten und Entwicklungen. Was folgt ist der kollektive Burn-Out, den die Weltgesundheitsorganisation (WHO) 2022 folgerichtig als Krankheit anerkannt hat. Die Seele kommt nicht mehr hinterher. Die digitale Geschwindigkeit ist unmenschlich. Durch die Künstliche Intelligenz wird sich die Geschwindigkeit, in der sich unser Lebensumfeld verändert, sogar noch deutlich erhöhen. Um vorherzusagen, dass das nicht gut geht, braucht man kein Hellseher zu sein. Gebraucht wird daher ein Korrektiv, welches dabei hilft, sich selbst zu entschleunigen und wieder geerdet zu werden. Das bedeutet, dass man auf der persönlichen Lebenslinie seine eigene Geschwindigkeit finden und einstellen muss. Mit anderen Worten: Wir müssen wieder lernen zu philosophieren.

Über das begrenzte persönliche Umfeld hinaus, spielt die Philosophie jedoch auch bei der Weiterentwicklung unserer Gesellschaft seit jeher eine wichtige Rolle. Nur, woher sollen neue Denkanstöße und Ideen kommen, wenn wir kollektiv das Philosophieren einstellen? Vor zweieinhalbtausend Jahren haben Sokrates, Platon und Aristoteles in Griechenland sowie Laotse und Konfuzius in China fast zeitgleich die grundlegenden Fragen des gesellschaftlichen Zusammenlebens in die politische Diskussion eingebracht. Dabei waren Erkenntnis, Vernunft und Wissenschaft die Eckpfeiler ihrer philosophischen Überlegungen.

Philosophen waren stets angesehene Ratgeber von Regierungen und politischen Einrichtungen. Ihr Rat wurde bei anstehenden Entscheidungsprozessen gehört und berücksichtigt. Mit zunehmender Globalisierung und vor allem der Digitalisierung hat sich die Situation jedoch grundsätzlich verändert. Heute versteckt sich die Philosophie hinter einer wissenschaftlichen Fassade, produziert Texte und Inhalte, die niemand mehr versteht und die vor allem keinen Nutzen mehr bringen. Seit den antiken Philosophen über das Zeitalter der Aufklärung hinweg bis heute war die Vernunft immer einer der großen Hoffnungsträger der Menschheit. Davon ist leider nicht mehr viel übriggeblieben.

Neben der chancenlosen Vernunft müssen wir uns aktuell einem weiteren Problem stellen, welches in den letzten zwanzig Jahren weltweit auf dem Vormarsch ist. Es handelt sich dabei um den schleichenden Verlust vernetzt zu denken, fachübergreifende Zusammenhänge zu erkennen sowie echte, ergebnisoffene Dialoge zu führen, um Kompromisse und Lösungen zu finden. Seit dem Zeitalter der Aufklärung und der damit verbundenen Spezialisierung der Wissenschaft, mussten wir mühsam lernen, fachübergreifend zu denken. In einer zunehmend globalisierten und digitalisierten Welt ist das allerdings nicht mehr angesagt. Im Gegenteil: Wir sind wieder auf dem besten Weg in eine Schwarz-Weiß Phase wie im dunklen Mittelalter. Es wird nur noch zwischen Gut und Böse polarisiert und die so entscheidenden Grau-Töne dazwischen werden ausgeblendet.

Recht hat, wer es schafft, seine „Wahrheiten“ möglichst schnell und flächendeckend im Internet zu verbreiten.

Das Ergebnis ist eine tägliche Flut von Wahrheiten zu allen nur denkbaren Themen, die allerdings nur eine sehr kurze Verfallsdauer besitzen und immer wieder durch neue ersetzt werden. So ist es wenig verwunderlich, dass für das Philosophieren kein Platz mehr bleibt. Darunter leidet massiv eine unserer wichtigsten menschlichen Stärken, nämlich die Kreativität.

Nur Protest zu postulieren und Forderungen zu stellen, ist nicht unbedingt kreativ und reicht bei weitem nicht aus, um die Welt zu retten. Genau das ist das Kernproblem zum Beispiel der „Letzten Generation“, die definitiv nicht die letzte Generation auf unserer Erde sein wird. Schon der apokalyptische Name schafft wenig Vertrauen in eine Gruppe junger Menschen, die nicht wissen, wie es weitergehen soll und die keine wirklichen Lösungsansätze zu bieten haben. Sinnbefreiter Protest – wie zum Beispiel ein altes Kunstwerk zu verunstalten – ist nämlich auch nur eine Form von Dekadenz. Wir haben als Gesellschaft mittlerweile Maß und Ziel aus den Augen verloren und sind nur noch damit beschäftigt, unseren fragilen Wohlstand zu verwalten.

Statt kreativ nach vorne zu schauen, verstecken wir uns genauso wie die Politik es vorlebt, hinter Schlagwörtern wie zum Beispiel dem Klimawandel und der Nachhaltigkeit. Nur, dass in naher Zukunft bei dann rund 10 Milliarden Menschen, die alle gut leben, ein Auto fahren und zweimal im Jahr in den Urlaub fliegen wollen, ein bisschen Umweltschutz nicht wirklich weiterhilft. Insbesondere unter dem Deckmantel der sogenannten Nachhaltigkeit schaffen wir es, kollektiv uns selbst zu betrügen, denn ein bisschen weniger zu Fliegen, oder ein E-Auto zu fahren, ist keine Lösung. Statt uns an die Ursachen heranzuwagen, belassen wir es bei der Symptombekämpfung.

Um tatsächlich etwas zu verändern, müssen wir uns an die Grundfesten unserer Gesellschaftssysteme heranwagen und endlich begreifen, dass der Mensch alles andere ist, nur nicht nachhaltig. Wir brauchen vollkommen neue Denkansätze, die weit über das einfache Einspardenken hinausgehen und Lösungsansätze zulassen, die kreativ sind.

Das Erkennen und die Aufarbeitung der aktuell durchwegs negativen gesellschaftlichen Entwicklungen ist schon eine Herausforderung an sich, aber wie gelangt man darüber hinaus zu Lösungsansätzen, die uns dabei helfen, nichts weniger als die Welt zu retten? Wie schaffen wir es, Gewohnheiten hinter uns zu lassen und neue Werte zu akzeptieren? Wie können wir die fortschreitende Dekadenz in Politik und Gesellschaft ohne Gewaltanwendung überwinden? Welche Rolle kann dabei zum Beispiel die Künstliche Intelligenz in Verbindung mit der Quantenmechanik spielen?

Ihre spontane Reaktion beim Lesen wird jetzt wahrscheinlich in die folgende Richtung gehen: Was hat das alles mit mir zu tun, was soll ich damit anfangen? Da kann man als Einzelperson eh nichts machen. Ich habe meine eigenen Probleme und kann mich nicht auch noch um die Probleme der gesamten Menschheit kümmern.

Wenn Sie Sich jedoch die Zeit nehmen und ein paar Minuten darüber nachdenken, kommen Sie womöglich zu einem ganz anderen Ergebnis. Wir sind nämlich alle ein – wenn auch winziges – Teilchen der Gesellschaft, ob wir wollen oder nicht und das mit allen Konsequenzen. Angefangen in der Familie, über den Freundeskreis, den Beruf und sogar in der Freizeit, überall müssen wir uns den gesellschaftlich vorgegebenen Rahmenbedingungen beziehungsweise Konventionen anpassen, um ein gutes Leben führen zu können. Bewegen wir uns außerhalb der gesellschaftlichen Normen, werden wir von dieser bestraft und vorbei ist es, mit dem angenehmen Leben.

Dieses Abschotten gegenüber Veränderungen hat sich zu einem Kernproblem unserer Gesellschaft entwickelt. Die große Mehrheit der Menschen in der westlichen Welt führt ein - im Vergleich zu früher – angenehmes Leben. Einen alltäglichen Kampf ums Überleben gibt es hier schon lange nicht mehr. Vieles wie zum Beispiel genug zu essen, ein Dach über dem Kopf und medizinische Versorgung sind selbstverständlich geworden. Grundlegende Veränderungen sind deshalb weder gewünscht noch politisch durchsetzbar.

Wie soll sich dann das System Gesellschaft verändern, oder weiterentwickeln, wenn die einzelnen Systembausteine, sprich die Menschen es gar nicht wollen? Die Antwort ist einfach, gar nicht. Im Gegenteil: Heute wird krampfhaft versucht an alten Strukturen festzuhalten, die schon lange nicht mehr funktionieren. Seit Jahrzehnten leben wir auf Pump. Die weltweite Staatsverschuldung hat sich in den letzten 20 Jahren verzehnfacht und 2024 erstmals die 100 Billionen Dollar Grenze überschritten. Darüber hinaus hat auch die Verschuldung des Finanzsektors, der Unternehmen und der privaten Haushalte drastisch zugenommen. Die damit einhergehenden Gefahren blenden wir lieber kollektiv aus und führen stattdessen wieder vermehrt sinnbefreite Kriege. Man kann den Eindruck gewinnen, dass wir uns auf der Evolutionsleiter derzeit eher rückwärts als vorwärts bewegen.

Aber was machen, wenn es einerseits den meisten noch zu gut geht, um etwas zu verändern und andererseits die schnell anwachsende Zahl von Menschen, die das Tempo nicht mehr mitgehen kann oder will, einfach ruhiggestellt wird? Um hierfür Antworten und Hilfestellungen zu bekommen, kehren wir zum Ausgangspunkt des Kapitels zurück: Das große Ganze hat seinen Ursprung im unendlich Kleinen. Erst wenn wir es schaffen, ein eigenes, selbstbestimmtes Leben zu führen, werden wir in der Lage sein, nicht nur unsere ganz persönlichen Probleme in den Griff zu bekommen, sondern darüber hinaus auch noch unserer Gesellschaft die dringend notwendigen Impulse für Verbesserungen zu liefern. Lösungsansätze gibt es genug, wir müssen uns nur trauen. Anfangen müssen wir also zuerst bei uns selbst und unserer eigenen Lebenslinie.

Um dies zu erleichtern, tauchen wir nachfolgend in die ungewöhnliche Lebenslinie des Autors ein, die 1957 beginnt und zahlreiche Anekdoten bereithält, die zum Nachdenken, Nachmachen und Weitererzählen animieren sollen. Es ist kein Ratgeber oder Wegweiser, sondern ein Anstoß, sich mit seiner eigenen Lebenslinie auseinanderzusetzen, wieder mehr zu philosophieren und vielleicht die ein oder andere eingeschlagene Richtung zu korrigieren und so der Lethargie zu entrinnen.

Die Zeit der Unselbständigkeit (mehr auf YouTube NOVALISM)

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Geburt

Ein leeres Blatt Papier

1957-1970: Die unselbständige Linie

Auf das Wann, Wo und Wie unserer Geburt haben wir absolut keinen Einfluss. Mit den Genen unserer Vorfahren ausgestattet landen wir in einer Familie beziehungsweise in einem sozialen Umfeld, das wir uns nicht ausgesucht haben. Das bedeutet: Wir starten mit einer Hypothek belastet ins Leben, die sehr unterschiedlich ausfallen kann. Trotzdem haben wir es danach selbst in der Hand, etwas aus unserem Leben zu machen.

Jede Lebenslinie beginnt demzufolge auf einem leeren Blatt Papier. Wobei wir mit dem Papier und dem Stift, die uns zufällig oder schicksalhaft zur Verfügung gestellt werden, zunächst einmal auskommen müssen. Das zweite Handicap folgt sogleich, weil wir die ersten Linien unseres Lebens nicht eigenhändig zeichnen können. Wir sind in den ersten Lebensjahren von denjenigen abhängig, die sich täglich um uns kümmern. So beginnt unser Leben mit einer unselbständigen Linie und die ersten Kreuzungen und Abbiegungen werden für uns gezeichnet, ob uns das passt oder nicht. Falsche Abbiegungen können in dieser frühen Phase nur schwer korrigiert werden, weil man kaum einen Zugriff auf diese Lebensphase hat.

Bauelement 1: Die Fähigkeit zu staunen

Als im Jahr 1957 mit dem Sputnik die Raumfahrt begann, landete ich auf der Erde bei einer „ganz normalen Familie“. Vater Handwerker, Mutter Hausfrau und Schwester bereits mit der Schule fertig. An die ersten Lebensjahre habe ich keinerlei Erinnerungsvermögen weder positiv noch negativ. Ich habe bis heute keine Ahnung wie meine Lebenslinie in dieser Zeit verlaufen ist. Vielleicht will ich es auch gar nicht wissen, denn so ganz normal war die Familie dann doch nicht. Ein Vater, der immer wieder meine Mutter betrogen hat, dem sehr leicht die Hand ausrutschte, eine Mutter, die sich nicht zu wehren wagte und eine Schwester, die weggeschaut hat. Jedenfalls setzen meine ersten greifbaren Erinnerungen erst im Alter von sieben Jahren ein. Ab da beginne ich zaghaft an meiner Lebenslinie mitzuzeichnen und nehme dann mit zehn Jahren die erste bewusste und nachhaltige Abbiegung auf meinem Lebensweg und somit den Zeichenstift endgültig selbst in die Hand. Was ist passiert?

Ab dem siebten Lebensjahr habe ich gemeinsam mit meinen Eltern jeden Sommerurlaub im Zillertal in derselben Pension verbracht. Schon beim ersten Mal erfasste mich bei einfachen Hüttenwanderungen ein tiefes Gefühl der Verbundenheit zu den Bergen. Ich konnte es mit meinen jungen Jahren allerdings noch nicht richtig einordnen. Ich wollte nur unbedingt immer wieder so schnell wie möglich dorthin zurückkehren. Als Stammgäste bekamen wir näheren Kontakt zu unserer Vermieterfamilie, bei der Vater und Söhne passionierte Bergsteiger waren. Aufgrund meiner offensichtlichen Begeisterung wurde ich sehr schnell von der Familie bergsteigerisch adoptiert. Als ich dann mit zehn Jahren im Aufstieg auf den Schwarzenstein das erste Mal in meinem Leben auf einem Gletscher stand, habe ich erlebt, was echtes Staunen bedeutet. Diese ersten und nachhaltigen Eindrücke habe ich bis heute nicht vergessen, denn sie haben mein gesamtes weiteres Leben geprägt. Über das Bergsteigen hinaus, dessen Faszination mich nie mehr losgelassen hat, habe ich durch dieses erste bewusste Staunen einen tiefen Zugang zur Natur und zur Philosophie gefunden.

Wann haben sie das erste Mal bewusst über etwas gestaunt, das sie tief beeindruckt oder sogar ihr weiteres Leben beeinflusst hat? Und wann passierte es das letzte Mal? Wissen sie es noch? Denken sie einmal darüber nach und merken sie es sich gut, denn es kann ein wichtiges Instrument sein, auf der Suche nach dem Weg aus dem Kreisverkehr beziehungsweise aus schwierigen Lebensphasen.

Staunen zu können, ist wie ein Tresorschlüssel zu sich selbst. Bereits bei Platon kann man nachlesen: „Das Staunen ist die Einstellung eines Mannes, der die Weisheit wahrhaft liebt, ja es gibt keinen anderen Anfang der Philosophie als diesen.“ Und bei Aristoteles klingt das ähnlich: „Staunen veranlasste zuerst – wie noch heute – die Menschen zum Philosophieren“.

Um die elementare Bedeutung des Staunens zu verstehen, müssen wir uns etwas intensiver damit befassen. Wie funktioniert Staunen und was passiert dabei mit uns?

Im Kindesalter gehört Staunen zum Alltag. Ständig begegnen Kinder unvoreingenommen neuen Dingen. Ein Kind saugt die Umwelt in sich auf, lässt Neues an sich heran und in sich hinein. Dies gilt sowohl für positive als auch für negative Ereignisse. Mit dem Älterwerden lässt die Fähigkeit zu Staunen nach beziehungsweise erlöscht, wenn sie nicht gepflegt wird. Die Hauptgründe hierfür sind die stetig zunehmende Lebenserfahrung und ein immer wiederkehrender Alltag. Beides schränkt die Chance erheblich ein, neue Dinge zu erleben, über die man noch staunen könnte.

Der ärgste Feind des Staunens ist ein sich wiederholender und voll durchgeplanter Tagesablauf, wie er heute zur Regel geworden ist. Spontanität und ein durchaus positives Chaos haben zwischen Beruf, Familie und Freizeit kaum noch Raum. Diese Tendenz ist mittlerweile sogar schon vermehrt bei Kindern festzustellen. Eltern, die nicht nur sich selbst, sondern auch ihre Kinder verplanen, sollten begreifen, dass sie damit ihren Kindern keinen Gefallen tun. Das so wichtige Staunen wird dadurch schon bei Kindern ausgebremst, womit ein wichtiger Baustein zur Persönlichkeitsentwicklung fehlt.

Zunächst einmal ist es wichtig zu begreifen, dass beim Staunen im klassischen Sinne nach Platon und Aristoteles ein mehrdimensionaler Prozess abläuft. Heutzutage wird in der Regel - wenn überhaupt - nur noch eindimensional gestaunt. Da wir im Alltag kaum noch die Gelegenheit finden, um über etwas zu staunen, tun wir das heute vor dem Fernseh- oder Computerbildschirm. Wir schauen uns Ereignisse aus zweiter Hand an, zu denen wir keinen persönlichen Bezug haben. Die Folge ist ein kopfgesteuertes Staunen. Es ist nicht authentisch und nicht selbst erlebt. Deshalb bleibt dieses Staunen oberflächlich, erreicht Körper und Seele nicht und wird genauso schnell wieder ausgeblendet, wie es wahrgenommen wurde. Es bleibt bei einer Momentaufnahme ohne jegliche Bedeutung für unser persönliches Leben.

Heutzutage würde Platon echtes Staunen wohl eher als eine Art 3D Version beschreiben. Die erste Dimension beinhaltet das auslösende Element, die zweite Dimension die Wahrnehmung beziehungsweise Einwirkung auf Körper und Seele und die dritte Dimension die sowohl körperliche als auch geistige Resonanz. Es liegt auf der Hand: Je stärker das auslösende Element, desto stärker ist die Wirkung und die Resonanz darauf.

Fangen wir bei der ersten Dimension an und stellen uns die Frage: Wo finden wir den besten Zugang zu dem so wichtigen auslösenden Element? Hierauf gibt es eine klare Antwort: Zunächst einmal in der Natur. Als Teil der Natur unterliegen wir den gleichen Gesetzmäßigkeiten, die wir auch durch noch so ausgefeilte Technologien nicht aushebeln können. Die Naturgesetze sind die Grundlage, auf der unser gesamtes Leben aufbaut. Deshalb haben wir von Geburt an eine starke Verbindung zur Natur, die während unseres gesamten Lebens nicht erlischt. Selbst, wenn wir in einer Großstadt aufwachsen und leben, ändert sich daran nichts. Unsere Antennen für die Natur bleiben immer Online.

Die Natur kann etwas sehr Großes sein: Eine ganze Landschaft, ein Meer, ein Berg. Aber genauso gut etwas Kleines: Ein Stein, ein Tier, eine Pflanze. Oder sogar etwas sehr Kleines wie zum Beispiel eine Flechte, deren Schönheit und Geheimnisse als symbiotische Lebensgemeinschaft zwischen Pilz und Alge man erst unterm Mikroskop erkennt. Ganz egal in welcher Erscheinungsform wir sie wahrnehmen, die Natur besitzt als Auslöser das größte Potenzial, uns zum Staunen zu bringen. Und zwar zu einem Staunen, welches tiefgehende Wirkung und Reaktion nach sich zieht.

Nehmen wir uns anhand meines ersten großen Staunens die drei Dimensionen einmal vor:

Dimension 1: Das auslösende Element

Der Auslöser war die ursprüngliche Hochgebirgslandschaft mit den über 3000m hohen Gipfeln und dem tiefblauen Himmel. Es war eine Mischung aus Stille und immer wieder undefinierbar dumpfen und knackenden Geräuschen des sich in der Sonne erwärmenden Gletschers.

Dimension 2: Die Wahrnehmung/Einwirkung

Nun kommen wir zum zentralen Punkt des Staunens. Das auslösende Element - hier die Gebirgskulisse - lieferte lediglich den Anstoß. Um darüber staunen zu können, braucht man eine gewisse körperlich-seelische Offenheit und Wahrnehmungsfähigkeit. Hat man diese nicht, nimmt man den Auslöser erst gar nicht wahr. Eine Rolle spielt hierbei sicherlich auch, wie neu ein Ereignis ist. Bei mir war es wie gesagt das erste Mal, dass ich auf einem Gletscher stand. Wäre das schon öfter der Fall gewesen, wäre die Wahrnehmung anders, vielleicht schwächer ausgefallen, aber ignoriert hätte ich einen solchen Auslöser auch beim x-ten Male nicht.

Damit kommen wir jetzt zum eigentlichen Geheimnis, welches hinter dem Staunen steckt. Staunen kann ich nur, wenn ich das auslösende Element wahrnehme. Dafür stehen mir zunächst einmal meine Sinne zur Verfügung: Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten. Im Idealfall bestünde die Wahrnehmung aus einer Kombination aller Sinne. Das ist aber eher die Ausnahme. In der Regel haben wir es mit einer Mischung aus 2 bis 3 Sinnen zu tun, die zum Einsatz kommen. Wie verhielt sich dies bei meiner Gletschertour, welche Sinne kamen dort zum Tragen?

1. Sehen: Ich sehe die Landschaft um mich herum.

2. Hören: Ich nehme sowohl die ungeheure Stille wahr als auch die Geräusche aus dem Gletscher sowie dazu meine eigenen Atem- und Bewegungsgeräusche.

3. Riechen: Ich rieche die saubere und klare Luft. Schmecken und Tasten blieben bei diesem Auslöser eher außen vor.

Somit war der sinnliche Teil der Wahrnehmung vollzogen. Was fehlt ist der körperlich-seelische. Gerade die Natur ermöglicht eine sehr intensive körperlich-seelische Wahrnehmung, wobei die beiden Komponenten sehr eng miteinander verknüpft sind. Wie machte sich das auf dem Gletscher bemerkbar? Einerseits spürte ich ungeheure Größe und Kraft aber auch Gefahr, welche von dieser ursprünglichen Landschaft ausgehen kann. Ich spürte die Kälte auf Gesicht und Händen genauso wie die Wärme in meinem Körper und die Anstrengung, die es mich kostete, hier oben zu stehen.

Neben der Fähigkeit wahrzunehmen, spielt die Intensität der Wahrnehmung eine große Rolle. Diesbezüglich habe ich über all die Jahre hinweg eine sehr interessante Erfahrung gemacht: Je größer die eigene körperliche Anstrengung ist, desto empfindlicher und intensiver ist die körperlich-seelische Wahrnehmungsfähigkeit. Anstrengung und Wahrnehmung korrelieren direkt miteinander.

Kommt dann noch der Aspekt Gefahr hinzu, beinhaltet diese Mischung ein nicht zu unterschätzendes Suchtpotenzial. Fassen wir all das zusammen, hatte ich als Zehnjähriger auf dem Gletscher die idealen Voraussetzungen, um zu staunen. Und somit gelangen wir zur dritten Dimension.

Dimension 3: Resonanz

Wieder sind wir zurück auf dem Gletscher, wo ich als zehnjähriger Junge stehe und staune. Was passierte aber dann? Welche Wirkung hatte dieses Staunen auf mich? Und sofort wird es wieder spannend. Es entsteht zum einen etwas, was ich als Kurzzeitresonanz beschreibe. Ich stand da, staunte und auf einmal war, wie man so schön sagt, alle Anstrengung von mir abgefallen. Ich fühlte keine Müdigkeit mehr, im Gegenteil ich konnte tatsächlich eine für mich bis dahin unbekannte positive Energie spüren. Ich war wie elektrisiert.

Das bedeutet: Es erfolgte tatsächlich eine unmittelbare körperliche Reaktion. Erklären kann man das durch die vermehrte Ausschüttung der sogenannten körpereigenen „Glückshormone“, die heute auch gerne als endogene Drogen bezeichnet werden. Dies ist aber nur ein Aspekt, Was oftmals beim Staunen vergessen wird, ist die Langzeitresonanz. Darüber ist bis heute so gut wie nichts bekannt.

Während die Kurzzeitwirkung maximal ein paar Stunden anhält, kann sich die Langzeitresonanz über Monate, Jahre und sogar über Jahrzehnte halten. Im Extremfall kann sie dazu führen, dass sich ein ganzer Lebensweg daraus ableiten lässt, so wie es bei mir der Fall war.