Eine runde Sache - Tomer Gardi - E-Book

Eine runde Sache E-Book

Tomer Gardi

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Beschreibung

In "Eine runde Sache" reisen zwei Künstler aus zwei unterschiedlichen Jahrhunderten durch sprachliche und kulturelle Räume und sind immerzu in Bewegung. Fremdheitserfahrungen, Identität, das Leben als Künstler und jede Menge Politik sind die großen Themen des Romans, in dem sich die beiden Handlungsstränge gegenseitig spiegeln. Zuerst schickt sich Tomer Gardi selbst, auf Deutsch verfasst, als literarische Figur mit dem sprechenden Deutschen Schäferhund Rex und dem Elfen- oder gar Erlkönig an seiner Seite auf eine fantastisch-abenteuerliche Odyssee. Slapstickartig, komisch und mit vielen unterschwelligen Nadelstichen peitscht der Wind in die Segel. Im zweiten Teil des Romans, übersetzt aus dem Hebräischen, folgen wir dem im 19. Jahrhundert lebenden indonesischen Maler Raden Saleh von Java durch Europa und zurück nach Asien – ein historischer Roman und zugleich ein Abbild unserer Zeit. Virtuos spielt Tomer Gardi mit Sprachen. Mit all seiner Originalität und dem Überbordwerfen konventioneller Romankonzeptionen löst er auch die Krux mit der Wahl der Sprache, die sein literarisches Ich martert. Sagt es zu Beginn des Romans doch, »dass ich ein Idee für eine Geschichte habe, weiß aber nicht, ob ich es auf Hebräisch schreiben soll, oder auf meinem Deutsch. (…) Jeder Stimme wird ja was anderes und unterschiedliches Ausdrücken können. Andere und unterschiedliche Fantasien entwickeln, von andere und unterschiedliche Lebenserfahrungen erzählen können. (…) Und wie kann ich entscheiden?«

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Seitenzahl: 324

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Tomer Gardi

Eine runde Sache

Roman

Zur Hälfte aus dem Hebräischen übersetztvon Anne Birkenhauer

Literaturverlag Droschl

 

.הדוקנ איה הביזעה םצע

.בישהל ןיא הביזעה תא

המל אב דימת הביזעה ירחא

.ףוס םירבדל ןיאו .ינתבזע

ןורושי תובא

 

Das Verlassen selbst ist ein Punkt.

Das Verlassen kann man nicht widerrufen.

Nach dem Verlassen kommt immer Warum

hast du mich verlassen. Und die Sache hat kein Ende.

Avot Yeshurun

 

Eine runde Sache

 

 

Ich bin ein gieriger Mensch, eine Person mit starke Bedürfnisse, und nach der Eröffnungsabend des Theater Festivals wollte ich folgendes: Bier, Brot, Zigarette. Ich war eine die Ersten die aus der Theater Saal kammen, und der Erste bei der Buffet. In meiner Hand hatte ich schon meine Feuerzeug und eine Zigarette. Von der Buffet habe ich zwei belegte Brotte genommen. Dann ging ich zum Bar, kriegte ein großes Bier, und das wars. Ich war dann bereit raus zu gehen, wo ich in ruhe trinken und essen und rauchen könnte.

Ich hatte dann aber auch, klarerweise, meine Hände ganz voll, und nach zwei Schritte von Bar richtung Ausgang rutschte ein Stück Salzgürke von meiner Brot auf dem Boden. Ich habe entschieden diese kleine Unglück zu ignorieren und machte zwei oder drei Schritte weiter, als hinter mich hörte ich ein Schrei, ein Stürz, ein Knall.

Erschroken, drehte ich mich um, zu sehen was loss war. Am Boden lag der Intendant, auf meiner Salzgürke ausgerutscht. In einer Hand hatte er seine verletzte rechte Knie. Seine Gesicht war krum von Schmerz. Mit seiner andere Hand hat er seiner Stirn und rechte Auge berührt, leichte Berührungen, mit seine Fingerspitze, als ob er von seinem Fall Blind geworden ist, und versuchte jetzt seiner Gesicht neu kennenzulernen. Das rechte Seite seiner Gesicht war Rot. Morgen wird die Auge ganz blau. Übermorgen eine komische Grün. Dann eine hässlichen Gelb. Der arme Intendant.

Neben mir war eine von die zahlreiche Stehtische die ins Foyer gesetzt waren, mit weiße Tischdecke gedeck und Vasen mit weiße und rote Blumen. In meiner Hand war meine letzte Zigarette, in meiner Schrek habe ich es gebrochen. Tabak Krümel war auf die Brote. Ich habe die Sachen von meiner Hände auf dem Stehtisch hastig gelegt und eilte mich zu ihm. Es tut mir so leid, murmelte ich, verlegen, besorgt, es tut mir wirklich so leid.

Helfen Sie mir auf, Idiot!, hat der Intendant, voller Wut und Schmerz in meiner Ohr flüsternd geschriehen. Helfen Sie mir auf!

Ich hab meiner Problem gleich erkannt, die Ernsthaftigkeit meiner Situation. Im normalen Leben, in dem prosaischen Altag, kann alles passieren, und ein Rutsch auf eine Scheibe Salzgürke ist keine große Sache. Ins Theater aber, in eine ernste Haus so wie der hier, darf so eine Szene nicht vorkommen. So eine billige Akt, eine so abgespieltes Slapstick, so unmodern und so niedrig in seiner Niveau, hat auf eine Bühne wie diese kein Platz. Und ich, in meiner Achtlossichkeit, habe so eine Szene gerade hier trotzdem geschaffen. Ein Mann rutscht auf eine Scheibe Salzgürke aus, stürzt nieder auf seiner Arsch. Und wer muss die Hauptrolle spielen? Ausgerechnet, der Intendant.

Das Schmerz kommt und geht. Die blaue Auge auch. Das sind doch Kleinichkeiten. Das ist ja nichts. Was hier geschah war viel ernstes. Das Leben hat die Kunst beleidigt. Die Kunst wird Rache nehmen. Und der Schlachtfeld bin ich.

Ich habe der Intendant, zitternd und rot von Schmerz und von Schande auf seine Beine geholfen. Er war grösser als ich, und kein leichter Mann. Seiner linke Arm war um mich auf meinem Schulter. Sein verletztes, rechtes Bein hatte er hoch in der Luft. Seine Gewicht lag auf meinem Körper. Er schaute rum ins Foyer, zu sehen wer seine Fall gesehen hat. Ich hab seine warme Atem auf meine Gesicht gespührt, als er sein Kopf links und rechts in Beobachtung drehte. Ich folgte seine Blick, der Situation schetzen zu können. Bei der Buffet standen nur vier oder fünf Gäste, mit dem Essen tätig. Das Foyer füllte sich nur langsam. Ziemlich leer war es noch, die Gäste kammen ohne Eile aus der Saal, in ihren Gespräch nach der Theaterabend gefangen. Ich war, zu seiner Fall, der einzige Zeuge.

Der Intendant lehnte auf meine Schulter. Er hüpfte auf seine unverlezte Bein. Bringen Sie mich weg von hier!, hat er wieder in meinem Ohr kommandiert. Verdammt, worauf warten Sie?!

Ich schaute rum. Die Hauptausgang kamm nicht in Frage. Viel zu offensichtlich war es. Bei der Gardarobe sah ich eine Seitentür, eine Notausgang. Ich hab den Intendant richtung der Seitentür getragen. Er war schwer auf meiner Rücken. Er hinkte auf mich, die kurze Strecke zwischen der Buffet und die Seitentür. Wir ereichten die Tür ohne dass jemand uns hielt. Ich machte die schmale Notausgangstür auf. Unter uns hörte ich, leiser und prominent, der Fluss der durch die Stadt lief. Dann gingen wir durch die schmale Ausgang raus und standen da draußen, in die dicke, dunkle Tinte der Nacht.

Rufen Sie mir ein Taxi, hat der Intendant dann gesagt, fast befohlen, immer noch auf mich lehnend. Ich hab meiner Handy aus meiner Hosentasche gefischt und drückte meine Taxi App. Drei Minuten, hab ich den Intendant gesagt.

Er lasste mich loß, drehte sich zu mir. Mein blaues Auge und Hinken, hat er gesagt, werde ich den Festivalgästen morgen irgend wie noch erklären müssen. Er atmete schwer. Bis 18 Uhr morgen, Herr Gardi, liegt in meinem Posteingang eine passende Erklärung von Ihnen dafür. Ist das klar?

Ich habe entschieden es Naiv zu spielen. Aber schauen Sie bitte, habe ich, leiser und höfflich, gesagt. Das ist ja doch gar kein großes Thema. Sie wissen ja, die Menschen hier sind so höfflich. Keiner wird ja Bemärkungen über Ihren Gesicht machen. Und wenn jemanden doch nachfragen wird, sagen Sie doch einfach die Wahrheit. Menschen rutschen ja aus. Menschen fallen. Das passiert ja im Leben. Das kennt ja doch jeder.

Er kugte mich an, Gefahr in seiner Augen. Bis morgen,Herr Gardi. 18 Uhr. Sonst sind Sie hier raus. Ist das klar?

In einen fast perfekten Timing hielt eine Taxi vor uns. Ich habe das Auto genähert, machte das Hintertür auf, und habe der Intendant rein geholfen. Die Taxi verschwand.

 

Ich hatte dann keine Ahnung was ich machen kann oder soll. Das hat mich alles total überfordert. Und dazu, habe ich meine Bedürfnisse noch nicht befriedigt. Meine letzte Zigarette war gebrochen. Auf dem Tisch ins Foyer war mein Bier schon bestimmt flach und warm. Neben mein Bier lagen meine kapute Brote, Mayonaise und Herring, Salzgürke und Krümel von Tabak. Essen wollte ich nicht mehr.

Ich drehte mich um und ging die Notausgang Tür ins Foyer wieder rein. Drinnen hat der Abend sich langsam gewärmt. Ein DJ hat Musik gespielt. Der Bar war voll mit Menschen. Ich entschied runter zum Foyer Toilette zu gehen. Da soll ein Zigaretten Automat sein. Ich kaufe mir eine neue Schachtel, holl mir ein neues Bier, und geh wieder raus. Mit so einen einfachen Plan kann nicht viel schief gehen.

Unten im Kloh suchte ich den Zigaretten Automat. Da erwartete mich meiner nächste Unglück. Das Zigaretten Automat habe ich gefunden. Eine blöde rote Licht blinkte da, warnte die Kunden, signalisierte kein Ruckgeld. In meiner Tasche war nur ein Zwanzig Euro Schein. Die Zigarette entfernte sich. Das war deprimierend.

Weil ich schon in der Gegend war und nicht wusste was ich jetzt soll, ging ich Pinkeln. Die Toilette waren glänzend. Bei die Pissoirs, wie es so oft ist, war der Kondom Automat und daneben der Automat für Portabel Vaginas.

Gibt es in Frauen Toiletten Automaten für Dildos? Eine noch offene Frage für mich. In Männer Klohs ist ein Kondom Automat häufig zu finden, die tragbare Vagina Automaten seltner, aber auch kein Überraschung. Die zwei Automaten stehen immer bei die Pissoirs, im Augenhöhe den stehenden, pinkelnden Männer. Der Logik dieser positionierung ist klar. Da wird ein Mann stehen. Der Mann wird seiner Schwanz in seiner Hand halten. Der Mann wird eine leise Minute zum Nachdenken haben. Der Mann wird bestimt denken, was soll ich jetzt noch machen, mit dem Ding hier in meiner Hand? Der Mann wird dann seine Kopf heben. Der Mann wird, vor seine Augen, zwei Antworten sehen, dargestellt in zwei Automaten.

Die Kondome und die tragbare Vagina Automaten sind sehr oft die altmodischsten Geräte die es überhaupt gibt. Ein Schlitz für die Münzen und eine mechanische Drehknopf. Ein Relikt aus anderen Zeiten, in die der Café oder Bar, Kino oder Theater, noch Treffpunkte waren für eine mögliche Liebestreffen, heute gewechselt von zahlreiche Apps. Digitale Automaten für Kondome oder Portabel Vaginas, in die der Zahlung auch mit ein Geldkarte möglich ist oder mit einem Schein, Automaten, also, die auch Ruckgeld geben können, sind deswegen sehr selten zu finden. Nun, so selten zu finden sind sie, genau so eine Automat sah ich in der Foyer Toilette, bei die Pissoirs. Meiner Schwanz in meiner Hand. Eine leise Minute zum Nachdenken. Vor mir die zwei Automaten. Ich stand da und pisste und habe es mir überlegt. So wie meiner Abend bisher aussah, wird es keine Nacht für aufregende Treffen werden. Ich wählte Einsamkeit. Einen insularen Abend habe ich vor mich gesehen, mich selbst überlassen.

Ein Box aus dünen Karton fiel in den Automat Fach, und mein Ruckgeld. Ich habe das Box in meiner Hosentasche gesteckt, mein Rückgeld genommen, und ging zum Zigaretten Automat. Ich kaufte endlich eine neue Packung Zigaretten und ging rauf zum Foyer. Auf die Treppe hab ich gehalten. Ich war neugierig. Wie kann sowas überhaupt aussehen? Ich habe das Box aus meiner Hosentasche genommen und habe es aufgemacht. Eine pinke Rohr aus Silikon, Intimfrisur, eine primitive Zeichnung von Klitoris. Das war es. Ich habe es wieder in meine Hosentasche gesteckt und ging die Treppe weiter rauf. Bei der Bar hab ich ein Bier gekriegt und ging wieder raus, trinken und rauchen. Wie einfach der Wunsch, wie gewunden die Wege.

 

Drausen, Zigarette im Mund, Bier in meiner Hand, endlich zufrieden, kamm ein Mann zu mir, fragte nach Feuer. Ich hab was gesagt, er hat was gesagt, wir fingen an mit dem Schattentheater des Kennenlernens. Ich habe mit ihm über die zwei Automaten gesprochen, hängen da, an der Wand, über die Pissoirs. Auf die weiße Wandfliesen vor dir siehst du deine eigene Spiegelung, du pinkelst und stahrst, zwei Erzählungslinien vor dir, dargestellt in zwei Automaten. Und warum gibt es in die Männer Toilette kein Automat für portabel Arschlöcher?

Ahmmm, hat er gesagt. Seine Name war Markus. Tomer, habe ich gesagt, Tomer Gardi. Er war Besitzer und Leiter eine internationale Literaturagentur. Hauptsitz in Hamburg. Aus der Foyer flickerten die Disko Lichte. Sein Figur war dunkel und unscharf. Ich wollte mehr aus seine Schatten raus kriegen. Magst du Geschichten? Fragte ich ihm. Er lächelte leicht. Ja, hat er gesagt. Wie ein Jäger Wild liebt. Weißt du, warum Wild so gut schmeckt? Nein, ich wusste es nicht. Die geheime Zutat im Wild, hat er gesagt, ist Angst. Die geheime Zutat in Wild ist Adrenalin.

Die brutale Gedanke, schön auf ihre Weise, machte kein Sinn. Ein Reh der im Wald steht, kriegt ein Schuß, fällt um und stirbt, hat bestimmt weniger Adrenalin in seiner Blut als ein Schwein der im Schlachthaus mit hundert andere Schweine drengt, rumm ihm seine schreihende Brüder und Schwester, bis es dran ist. Die Gedanke blieb aber bei mir, nicht ausgesprochen. Ja, hat Markus gesagt. Geschichten müssen wild sein. Gute Geschichten brauchen Adrenalin.

Als ob er meine stumme Gedanken laß, hat er mir dann erzählt, von eine neue Entwicklung im Überwachungstechnologie. Ein Gerät, in der Tat, wie ein Polygraph, der aber nicht durch Messung von Blutdruck, Puls und Atmung funktioniert, sondern durch die Eigenschaften der menschliche Stimme. Stell dir vor, hat er gesagt. Du hast so was in Flughäfen. Oder bei Job Interviews. Oder, wenn du deine Frau verdächtigst, dass sie dich betrügt. Die Lüge steckt in der Stimme, hat er gesagt. Und ist durch diese neue Technologie jetzt sofort erkennbar, durch messbare, objektive Faktoren. Was er vorhatte, erzählte er weiter, ist eine ähnliche Gerät zu entwickeln, aber für Texte, für literarische Stimmen im Schrift. Ich hab ihm gesagt, Literatur beschäftigt sich nicht mit die Wahrheit, sondern mit Fantasie. Er hat gesagt, so ein Gerät nicht die Wahrhaftigkeit messen wird, sondern die Glaubwürdigkeit. Ich überlegte ihm von meine Lügen Workshop zu erzählen, hab es aber gelassen. Ich glaube, dann waren wir beide schon ins Foyer drinnen. Stattdessen erzählte ich ihm dass ich ein Idee für eine Geschichte habe, weiß aber nicht, ob ich es auf Hebräisch schreiben soll, oder auf meinem Deutsch. Verstähst du was ich meine? Jeder Stimme wird ja was anderes und unterschiedliches Ausdrücken können. Andere und unterschiedliche Fantasien entwickeln, von andere und unterschiedliche Lebenserfahrungen erzählen können. Das wären dann, in der Tat, total unterschiedlichen Geschichten. Geschichten, die noch nicht existieren. Und wie kann ich entscheiden? Markus gähnte. Ich langweilte ihm, mit meine literarische labern. Ich muss schlafen, hat er gesagt, es tut mir leid. Ich bin echt zu müde. Hast du aber vielleicht Lust, morgen auf meine Yacht mitzukommen?

Das hat mich überrascht, eine Yacht? Woher kommt hier plötzlich eine Yacht? Ja, hat Markus gesagt. Eine Yacht. Morgen früh. Komm, sag doch Ja.

Ich habe meine Augen zugemacht. Die Musik ins Foyer trommelte auf meinem Fell. Ich sah mich selbst auf eine große, weiße Yacht. Blaue Himmel über mich, offen. Kleine Wellen schaukeln mich leicht. Ich lag nackt in der Sonne. Der Liegestuhl weich. In meiner Hand hatte ich ein kühles Getränk. Meine Haar und mein Haut feucht und knackig von frischen Salzwasser. Über mich fliegte ein Kormoran. Ich hab meine Augen aufgemacht. Danke Markus, hab ich gesagt. Sehr gerne. Danke, was für eine wunderbare Einladung. Gut, hat der Markus gesagt, das freut mich. Morgen, also. Halb acht. Ich hol dich hier ab, vor dem Theater. Passt das? Passt super, hab ich gesagt. Gut, sagte er. Dann gehe ich schlafen. Bis morgen. Machs gut.

Ich hab noch ein Bier getrunken, schaute die Menschen an, tanzen, sprechen, und ging von dem Theater raus. Ein Weg führte runter, zu die Promenade die entlang der Fluss war, und ging die Promenade bis zu meinem Hotel.

In meine Zimmer konnte ich nicht schlafen. Es war vier Uhr früh. Ich machte mein Fenster auf und hörte der nahe Fluss in seiner Rascheln. Dann hab ich geduscht, hab Wasser ins Wasserkocher gekocht, machte ein Kaffee, trank drei Glässer Wasser und hab mein Koffer aufgemacht. Ich war Fit genug zum lesen, wollte also weiter meine Lügen Workshop entwickeln. Ich war und bin letztens sehr bescheftigt, mit die Frage von Lüge und Fantasie, Erfahrung und Erfindung, Wahrheit und Literatur. Ich bin ein Schriftsteller. Ich steh morgens auf, sitz an meiner Computer, und schreibe Sachen nieder, die nie passiert hatten. Bin ich dann ein Lügner? Was unterscheidet mich von der Lügner, wenn was uns überhaupt unterscheidet? Ist es möglich mit Fantasie Wahrheiten zu äusern? Wahrheiten, die aber auch Lügen sind, weil sie ja im wirklichkeit nie passierten? Was hat das alles mit Lebenserfahrung zu tun? Das war, mehr oder weniger, der Gedankfeld in dem ich mich wanderte, meiner Wanderstock, eine Motto aus Kafka.

Es ist schwer, die Wahrheit zu sagen, denn es gibt zwar nur eine, aber sie ist lebendig und hat daher ein lebendig wechselndes Gesicht.

Also saß ich in meinem Hotel Zimmer, zu wach für Schlaf, nur ein paar Stunden vor meine Yacht Tour mit Markus, und habe gelesen, Notizen gemacht, Kaffee und Wasser wechselnd getrunken bis es Zeit war wieder rauszugehen. Ich hab mein Zimmer verlassen und ging runter zum Straße. Bei der Bäcker an der Ecke habe ich ein Brötchen gekauft und aß es, gehend, richtung der Theater, Markus zu treffen.

 

Als ich der Theater erreichte war Markus schon da, lehnte an eine schwarze, schlamige Jeep. Gut, wer ein Yacht besitzt, kann wohlmöglich auch ein Geländewagen besitzen. Am Beifahrer Sitz saß eine riesige Deutscher Schäferhund. Er hatte sein Kopf aus dem Fenster. Der Rüde kugte mich an, böse. Ich lächelte, etwas nervös. Markus machte ein paar müde Schritte meiner Richtung. Das hier ist Rex, hat er gesagt. Hallo Rex, ich lächelte weiter. Ich versuchte freundlich zu sein. Komm, sagte Markus, lass uns fahren. Setz dich lieber nach hinten, wenn es für dich in Ordenung ist. Der Rex mag es nicht, wenn jemand auf seinem Platz sitzt.

Nach erste Versuche ein Gespräch im Auto zu schaffen, habe ich aufgehört. Ich war müde, Markus bestimmt auch. Auf der Yacht werden wir schon reichlich Zeit haben uns zu unterhalten. Rex saß bei Markus, starrte gerade aus, auf der Weg vor ihm. Im Auto drinnen waren leere Bier Flaschen, ein paar Wanderstiefel, eine lange, braune Regenjacke, alte Zeitungen. Ab und zu blickte Rex auf mich, kurz und pointiert in die Ruckspiegel, dann kugte er weiter die kurvende Weg vor ihm. Ich habe mein Fenster aufgemacht, schaute drausen. Die flache Felder, die Kirchdorfer, die Wälder. Meine schlafflose Nacht und die milde Fahrt von Markus haben gewirkt. Ich habe aufgehört zu denken, starrte nur drausen, lasste die Sichte vor meine Augen verschwinden in das Vergeht.

Ich weiß nicht genau wie lange wir so gefahren sind. Ich bin aus meine Wachtraum herausgezogen als der Jeep rechts kurvte, von eine kleine Strasse zu eine noch schmalere, ungepflasterte Waldweg. Wir waren tief ins Wald. Markus fuhr der Jeep noch ein paar Minuten die unbefestigter Weg ins Wald rein und hielt. Regen tromelte auf die Autoscheiben und Dach. Er hat das Motor ausgeschaltet und stieg aus von dem Wagen. Mit eine Leine in seiner Hand ging er zum Beifahrer Tür. Er hat das Tür aufgemacht und hat die Leine an der Halsband von Rex gefesselt. Rex hupfte runter, gespannt, aufgeregt.

Wo sind wir aber? Was tun wir hier, im mitten der Wald? Ich hab das Tür aufgemacht, hab den Regenjacke von der Sitz bei mir genommen, hab es auf meine Schultern gelegt und stieg aus. Die Erde unter meine Füße war matschig, der Luft dicht mit dem feuchte Geruch von verfallenen Blätter. Der Himmel über uns war niedrig und grau. Mit dem Leine von Rex in seiner Hand, der Hund, ernst und bereit bei seiner Bein, ging Markus hinter der Wagen. Er machte das Kofferraum auf. Ich ging ihm nach. Ich war konfus. Hei Markus, hab ich gesagt, was machen wir hier im mitten der Wald? Wo ist das Meer? Wo ist die Yacht?

Markus schaute mich an. Zuerst verwirend. Dann fing er an zu lachen. Yacht! Hat er gesagt, lachend und lachend. Yacht! Er wollte nicht aufhören. Bald wird er hier rollen, hab ich gedacht, auf die tote Blätter, in dieser Schlamm. Yacht! Yacht! Bei ihm machte Rex ein paar kleine, ungeduldige Schritte, wie gespannt vor Bewegung. Yacht! Yacht!

Nein, keine Yacht, mein lieber, sagte dann Markus. Er hat fertig gelacht. Stand vor mir. Keine Yacht, hat er gesagt. Ein Jagd ist es, hat er gesagt. Keine Yacht. Eine Jagd.

Aus dem Kofferraum zog Markus ein Gewehr. Schwarz und glänzend, geliebt. Rex, bei Fuß! Hat er dem Rüde befohlen. Der Hund saß bei ihm, zu der Knie seiner Herr, wie gefesselt. Markus hat die Haltschlaufe der Leine auf der Anhängerkupplung gehängt. Aus einem Box aus Karton die im Kofferraum lag, hat er ein Handvoll Kugeln genommen. Er hob das Gewehr zu seiner Schulter und lud es, der Lauf richtung Baumwipfel, zwei, drei, vier mal. Diese hässliche Klang. Ich zuckte jedes Mal zusammen, stand aber immer noch bei ihm. Yacht, hat er gesagt, murmelte lächelnd zu sich selbst, schütelte seiner Kopf, Yacht! Er kugte mich an. Eine Jagd, hat er gesagt, eine Jagd ist es. Und jetzt, renn.

Ich hab ihm angeschaut. Ist das irgend ein Witz? Kein Witz, hat Markus gesagt. Kein Witz, keine Yacht, eine Jagd. Er machte zwei Schritte zurück, das Gewehr zu seine Schulter. Bleib sitzen, Rex! Sein Gesicht war braun, Sonnenstudio gefärbt. Das Gewehr immer noch an seine Schulter. Er drückte den Abzug und hat geschoßen, ein mal über meine Kopf. Der Knall tromellte in meiner Ohren. Ich habe die Bewegung der Luft auf meine Glatze gespürt als der Kugel über mich flieh. Der bekannte Geruch von gebrannte Schwarzpulver. Ich schaute ihm an. Ich drehte mich um. Ich fing an zu rennen.

 

Ich hatte keine Ahnung wo ich war, mitten im Wald. Ich rannte, da wo meine Füsse mich führten. Hinter mich hörte ich die laute, aufgeregte bellen von Rex. Noch an seiner Leine, aber nicht mehr lange. Ich rannte zwischen die Bäume, bergab. Die Boden unter meine Füsse war rutschig, naß, unzuverlässig. Ich bin ein paar mal ausgerutscht, niedergefallen, stand wieder auf, rennte weiter, bergab, ungebremst. Als ich das Kliff vor mir sah war es zu spät. Ich konnte nicht bremsen.

Meine Fall erinnere ich nicht. Vielleicht habe ich für ein paar kurze Sekunden meiner Bewusstsein verloren. Ich lag auf die schlammige Erde.

Der Kliff hinter mir war lang, steil, vielleicht zwanzig Meter hoch. Ich war verletzt, in großer Schmerz. Es war ein Wunder, dass ich so einem Fall überlebt habe. Ich musste aufstehen. Ich musste wissen ob ich was gebrochen habe. Ich musste weiter rennen. Meine rechte Bein tat mir weh, meine Rippen, meine linke Auge, mein Stirn. Ich stand auf. Ich berührte mich selbst, da wo es weh tat. Der Schmerz war groß, aber nichts war gebrochen. Ich blickte noch ein mal zurück auf der Kliff. Bäume wachsten zwischen die Steine, verzweigt. Vielleicht hatte ein Baum meiner Fall gebremst, dachte ich kurz, und rennte weiter.

Es war mir klar dass ich nicht sehr lange noch laufen können werde. Ich war verletzt. Das Bellen von Rex hinter mir habe ich nicht mehr gehört. Der Jäger auch nicht. Ich dachte, es kann sein, dass ich die beide verloren habe, dass der Kliff uns trennt. Ich rannte, so schnell wie ich konnte, ich weiß nicht wie lang. Mir tat es weh, ich konnte nicht atmen. Bevor ich das Fluss sah, habe ich das Wasser gehört.

Es war breit und lebendig. Regen punktierte seine Fläche. Bei der Fluss, wo es kurvte, wuchs eine große, wilde Apfelbaum. Die Zweige der Baum waren dick, groß, verlässlich. Der Baum hoch, dick belaubt, beladen mit rote Äpfel. Ich kniete auf eine Stein bei der Ufer und trank aus dem Wasser, kühl, süß, erfrischend. Ich schaute in meiner Gesicht ins Wasser. Das rechte Seite meiner Stirn war verletzt, aber in der Tat, nichts schlimmes. Ich stand auf und habe in meiner Hosentasche reingegriffen. Ich dachte an meiner Handy. Wenn es meiner Fall überlebt hat, werde ich jemanden anrufen können, oder mein Standort schieken, nach Hilfe fragen. Ich hab meine Handy aus meiner Tasche rausgenommen. Das Körper der Gerät war gebrochen, der Bildschirm auch. Es ging nicht an. Ich steckte es wieder in meiner Hosentasche. Aus dem anderen Hosentasche, hollte ich meine Zigaretten raus, das Feuerzeug, die portabel Vagina war auch noch da. Das war absurd. Es war schaurig. Ich schaute das große Apfelbaum an. Ich brauchte Schutz, ein Versteckplatz. Der Baum wird mir helfen, hab ich gedacht. Ich hab noch ein paar Schlucke Wasser aus dem Fluss getrunken, meine Knie auf der Grass. Ich näherte mich zum Baum und kletterte hoch, langsam. Es tat mir weh. Ich habe es zum ersten großen Zweig geschaft. Von da höher zu klettern war es nicht so schwer. Zwischen der Stamm und eine große Zweig habe ich ein Platz gefunden wo es bequem war zu sitzen. Ich saß auf der Zweig und lehnte auf der Stamm. Ich war hoch genug dass von unten mich keiner sehen könnte. Ich war eingekreist in grüne Laub und rote Äpfel. Der Regen kam kaum den Laub durch. Ich hatte Schutz. Ich hatte sauberes Wasser und was zum Essen. Hier werde ich bleiben. Eine Weile, zumindest. Meine Stärke wieder sammeln. Mich ausruhen. Meiner Jäger verlieren. Ich versteckte mich in dem Baum. Verstecken ist ja auch ein Art Lüge. Tarnung. Schreckstarre. Ich verborgte mich selbst. Ich verdeckte mich. Hier sieht mich keiner. Auch nicht ihr.

 

Als ich aufwachte war Rex unter mich, bei dem Baum. Er hat geschlafen. Es war seltsam, unverständlich. Warum hat er nicht gebellt als er mich gefunden hat, seiner Herr und meiner Jäger zu zeigen wo ich bin? Warum schläft er? Er liegte unter der Stamm, seiner Schnauze lehnte auf seiner linke Bein. Das Fluss flieste jetzt ruhig und klar. Eine Idylle, ironisiert. Immer eine Frage der Perspektive, die Idylle. Der Rüde träumte. Von was kann eine Deutsche Schäferhund träumen?

Dass Rex mich hier gefunden hat, hat der Situation natürlich geändert. Mein Schutz würde zur Falle. Ich bin auf dem Baum gefangen. Er kann jeder Moment aufwachen, ich werde nie runter klettern können ohne ihm zu erwachen. Rex hat mich bewachen. Was kann ich jetzt tun? Oben bleiben und warten ist viel zu riskant. Und warten auf was? Vielleicht taucht auch der Jäger doch wieder auf. Und wer weiß was der Rex machen wird wenn er aus seiner Träume wieder erwächt. So ging ich in meine Gedanken rundrum. Wie schade, dass das Handy kaput ist. Ich habe es wieder aus meiner Hosentasche geholt, versuchte es in meiner Zweifel wieder an zu machen. Es ging nicht an. Ich habe das Handy zurück in meiner Hosentasche gesteckt, meiner Finger ruhrten die Portabel Vagina.

Die Gedanke war absurd. Die Gedanke war irrtümlich. Es war idiotisch und trotzdem ging es meiner Kopf durch, und ich habe es gefolgt. Das pinke Silikon Rohr könnte der Schnautze von Rex doch ziemlich gut passen. Es ist elastisch, es ist stark, es ist ungefähr der selbe Grösse. Wenn ich es schaffe von oben nach unten zu springen, der Hund überraschen und dem Rohr irgend wie an seine Schnautze zu festen, habe ich, in der Tat, für der Hund einem Maulkorb.

Ich ging die Gedanke wieder durch in meinem Kopf. Es war unplausibel, es war fabriziert, es war immer noch irrtümlich und gleichzeitig auch machbar. Es kann, in der Tat, funktionieren. Absurd ist besser als tot. Und im Lebensgefahr werde ich bestimmt sein, wenn ich hier auf dem Baum weiter warten wird, bis Rex wieder aufwächt, bis seine bewaffnete Herr wieder auftaucht, bis er mich erwischt. Ich habe das Rohr aus meiner Hosentasche genommen. Irgend wie werde ich es an seiner Schnauze fässeln müssen.

Ich habe meiner rechte Schuh aufgeschnurt. Ins pinke Silikon Rohr habe ich, mit eine kleine Zweig aus dem Apfelbaum, zwei Löcher gebohrt. Dann hab ich dem Schnur zu dem Rohr gebunden. Ich konnte nicht glauben dass ich es tuhe, doch habe ich es getahn. Ich atmete tief. Ich zählte bis drei. Ich sprang runter. Meine Landung habe ich auf die Schulter und Nacken des Hundes gezielt. Während die zwei Sekunden seiner Überraschung und Schmerz, habe ich seiner Schnautze ins pinke Rohr reingesteckt.

Der Hund heulte. Er versuchte von meiner Griff sich zu befreien. Ich saß aber schwer auf ihm, meiner ganze Gewicht auf seiner Rucken und Schultern, mein rechter Bein auf sein Kopf. Mit der Schnur habe ich dem Rohr zu seiner Leder Halsband gebunden.

Das hat der Rex natürlich überhaupt nicht gefallen. Er fing an zu springen, in Kreise zu laufen, zu heulen. Er versuchte das Rohr runter zu kriegen. Seine Vorderbeine reibte er auf seine Schnautze. Auf die Erde rollte er, hin und her. Nach eine seiner Rollen, wieder auf seiner Beine, stand er am Flussufer. Unter ihm flieste das ruhige Wasser. Er schaute ins Fluss rein. Er frierte, sein ganzes Körper im Spannung. Er hebte, langsam, sein Kopf. Er drehte sich um, schaute mich an. Als ob er mich gleich ansprechen würde. Das Erfunden, dachte ich, existiert nur in einer Bezug zu die Wahrheit. Der Bezug kann explizit sein und ergeben. Der Bezug kann schwer fassbar sein, flüchtig. Oft ist es maskiert.

Tü dü Fützü vün münür Schnützü wüg!

Ich lächelte.Wie bitte? Habe ich gesagt. Obwohl ich ja verstanden hab was er will.

Dü Plüstükfützü! Nüm sü jützt vün münür Schnützü rüntür!

Das ist kein Plastikfotze, Rex. Das ist dein Maulkorb.

Ürzül mür kün Schüß! Müch düs jützt wüg!

Es tut mir leid, Rex. Ich glaube aber, du kannst es verstehen, meiner Vertrauen in dir ist, wie soll ich sagen. Beschädigt?

Würüm dünn?

Wie, warum? Du hast versucht mich zu jagen!

Vürdümmt, üch bün ün Hünd! Üch fülgü münüm Hürr!

Ja, Rex, ich weiß dass du ein Hund bist. Ich weiß dass du deine Herr folgst. Und du und deine Herr haben versucht mich zu jagen. Also bleibst du jetzt mit deine Maulkorb.

Üch künn nücht müt ünür Plüstükfützü üf münür Schnützü rümrünnün!

Jetzt hör doch auf, Rex. Sachen ändern sich, ständig. Alles ist immer in ständigen Bewegung. Das war mal eine mänliche Masturbationsgerät und jetzt ist es ein Maulkorb. Hunde tragen Maulkörbe. Umsomehr, wenn sie so stark und gefärlich sind wie du, Rex!

Lück müch üm Ürsch!

Ich lächelte.

Üch künn übür sü nücht trünkün! Ünd üch nücht üssün! Üch würdü stürbün!

Komm jetz, Rex, hör auf. Sei nicht so dramatisch. Geh zum Fluss und versuch es. Du werdest sehen, es geht mit dem trinken.

Er ging zum Fluss und stand am Ufer, schaute seine Gesicht ins Wasser.

Plüstükfützü üm Schnützü. Üch künns nücht glübün.

Während Rex aus dem Fluss trank, bin ich wieder auf dem Baum hochgeklettert. Ich wollte Äpfel für unterwegs nehmen. Ich musste von dort wieder weg. Ich habe ein paar Äpfel gepflückt, habe sie in meiner Regenjacke eingewickelt, und kleterte von der Baum runter.

Ünd üch? Wüs süll üch dünn üssün? Ünd wü?

Rex saß bei mir, unter dem Baum. Er schaute mich an. Wasser tropfte von seiner pinken Maulkorb auf seine Brust.

Du werdest auch Äpfel essen, Rex.

Wüllst dü mün Hürr sün?

Um Gottes will, Rex, nein. Ich will nicht dein Herr sein. Ich geh jetzt von hier. Kommst du jetzt mit, oder wie?

Jü, üch kümm müt!

Sag mal, Rex. Hast du eine Ahnung wo wir sind?

Er biegte sein Kopf und schwieg.

 

Die Sonne geht auf im Osten, soweit hab ich gewußt. Ich habe meine Kopf gehoben, schaute richtung die Sonne, imitierte ein Gestus aus billige Filme. Sie kugte mich an, alt, kataraktisch. Dann verschwand sie hinter eine graue Decke von Wolken. Dicke, schwere Wassersäcke hängten über uns. Gut, jetzt weiß ich wo Osten ist. Und was bringt es mir?

Ich hab ein Apfel auf ein Stein in kleine Stücke zerquetscht und gab es der Rex. Während er fraß versuchte ich was auszudenken. Es war Vormittag. Die Erde war matschig. Bald wird es wieder regnen. Meine Kleider waren leicht, unpassend für ein Gewitter. Ich habe mit einem Yacht geplannt, und jetzt das hier. Zum Glück habe ich den alten Regenjacke von dem Jäger aus dem Auto geschnappt. Meiner rechter Bein war von meiner Fall verletzt. Meine linke Schuh war offen. Vielleicht werde ich später es trauen, meiner Schnürsenkel aus der Maulkorb von Rex aufzubinden, meiner Schuh wieder zuknotten. Aber noch nicht. Jetzt nicht. Vielleicht auch nie.

Fast alle Dörfer und Städte hier liegen an irgend ein Fluss. Wir müssen, so überlegte ich weiter, der Fluss hier weiter folgen. Es wird uns Trinkwasser geben, und früher oder später wird es in irgend ein Dorf oder Städtchen reinfliesen. Vielleicht sogar die Stadt die ich heute Morgen verlassen habe. Fluss heißt ja auch Richtung auf Deutsch, Rex, oder? Er schaute hoch von seiner Apfel. Starrte mich an.

Jü, wünn dü münst.

Dann gehen wir beide Richtung der Richtung, Rex. Das macht ja sogar sprachliche Sinn. Was meinst du, Rex? Wenn wir mit dem Lauf laufen, werden wir uns nicht verlaufen. Schau, Rex, ich habe ein deutsche Sprichwort erfunden, Rex, ein Idiom!

Üdüt, ücht!

Rex war nicht beeindrückt. Er hat seine Apfel zuende gefressen und jetzt schien er mir irgend wie nervös zu sein, unberuhigt. Ich war der Meinung, meiner Plan war gar nicht so schlecht. Zumindest war es etwas zu tun, auch wenn nur ein Entwurf.

Wurf! Wurf! Habe ich Rex angebellt.

Üdüt!

Was ist, Rex? Was hast du denn?

Üch wüß üs nücht. Ütwüs üst nücht ün Ürdnüng.

Etwas ist nicht in Ordenung?

Jü, vürdümmt!

Jeder von uns hat was verloren. Ich meine Jäger, er seine Herr. Es war also logisch, dass er in eine schlechtere Laune jetzt sein wird als ich. Ich hatte aber überhaupt keine Wille ihm auf seine Verlust zu trösten. Von eine große Erle bei uns, Myriaden von Vögel brachten im Flug, hektisch und roh. Sie fliegten die blaße Sonne vorbei. Unsere Grabkerze, dachte ich. Ein Zitter ging meiner Rücken durch. Es war kalt. Ich hatte Angst. Rex heulte, hoch und lang, und lag dann auf die Erde. Ich schaute ihm an.

Ich geh jetzt, Rex.

Er schaute auf mich hoch und stand auf.

Üch kümm müt.

 

Ich habe die restlichen Äpfel auf dem Boden gelegt, hab den Regenjacke angezogen und steckte die Äpfel rein in die Jackentaschen. Komm, Rex, hab ich gesagt, und fing an zu gehen. Rex stand auf, kam mir zu, ging auf meiner Seite. Links von uns war der Fluss. Über uns knirschten die Bäume ins schwere Wind. Ich sprang zurück, erschroken. Es war aber nur ein Zweig. Von einem Busch bei der Ufer sprangen drei Kaninchen, kreuzten uns im hektischen laufen, rein in die Tiefe der Wald. Rex sprang, rannte sie nach. Ein paar Sekunden später kam er von zwischen die Bäume zurück.

Düs mücht düch künün Sünn. Ün Ülünd üst düs.

Was ist das, Rex? Ich versteh dich nicht.

Ün Ülünd, vürdümmt!

Ach, ein Elend!

Ürschlüch. Südüst.

Langsam habe ich mich auf seiner Sprache gewohnt. Wie er die Wörter ausspricht und betonnt, der Syntax dass er aus seiner Situation formte. Ich versuchte Regeln zu finden, Mustern in seiner Sprache entdecken, die es für mich leichter machen werden ihm zu verstehen. Nach eine Weile hörte ich aber auf solche Regelheiten zu suchen und für mich selbst zu formulieren. Wenn ich ihm gut zuhöre, werde ich ihm schon verstehen. Ich verlasste mich auf meine Lernfähigkeiten und auf seine Wille verstanden zu werden. Vielleicht werde ich, auf dieser schlammigen Waldweg, in diesen unglaublichen Regen, mich auf ihm irgend wann oder irgend wie mich verlassen müssen. Denn es regnete wieder als wir entlang der Fluss gingen. Es war schwer in den Schlamm fortzumachen, meine rechte Bein verletzt, auf meine linke Fuß das offene Schu. Meine Auge und Stirn taten mir weh. Der Fluss bei uns stieg, von die Pflanzen am Ufer war es klar festzustellen. Bei mir ging Rex leiser. Ich wollte ihm weiter sprechen hören.

Sag mal, Rex.

Jü.

Rex.

Wüs dünn.

Seiner Jäger, Maulkorb Deutsch.

Hei, Rex!

Jü, süg schün, vürdümmt!

Ich lächelte. Dann entschied ich was ernstes zu sagen.

Sag mal, Rex. Warum habt ihr versucht mich zu jagen?

Nüvü Frügü.

Wie bitte?

Nüv!

Was ist nüv, Rex. Ich versteh nichts.

Nüv! Tümb! Ürglüs!

Ach, Naiv! Arglos!

Jü, züm Tüfül, nüv!

Gut, Rex. Sei doch nicht so üngedüldig mit mir.

Wüs für ün Ürschlüch. Üch künns nücht glübün.

Gut, Rex, ich bin naiv. Und ein Arschloch. Gut. Sag es mir aber trotzdem. Warum? Warum habt ihr versucht mich zu jagen?

Für dü Mücht.

Für die Nacht?

Nücht Nücht, Mücht! Hürschüft!

Was, für die Macht? Ihr habt mich versucht zu jagen, für die Macht? Rex, das versteh ich nicht.

Üch hüntürfrügü dü Mütüvütün vün münüm Hürrn nücht.

Die Motivation von dem Herr hinterfrage ich nicht. Was ist das, Rex, irgend ein Jägerhundgelöbnis?

Düs üst hült sü.

Gut, okey, Rex. So ist das halt. Und du, Rex? Was ist deine Motivation?

Mün Hürr büschützt müch.

Wovon brauchst du aber denn Schutz, Rex? Du bist schnell, du bist stark. Du kannst dich selbst schützen, du kannst jagen. Wovon brauchst du den Schutz?

Vün dür Ünsümküt. Vün Üngst.

Von die Einsamkeit.

Jü. Vün dür Ünsümküt ünd vün dür Üngst.

Ja, Rex, Schutz von Angst ist wichtig. Und ich habe auch Angst von die Einsamkeit. Trotzdem suche ich kein Herr, für dem ich anderen jagen kann, dammit ich nicht allein bin!

Jü güt. Dü hüst übür Fründü. Ünd sü dünkün üllü sü wü dü.

Ja gut, Rex. Aber Freundinen und Freunde auszusuchen, mit dennen ich Interesse Teile, und Meinungen, und die ähnlichen Sachen mögen wie ich, ist ja trotzdem nicht gleich zu eine Suche nach einem Herr, der ich gehörsam folgen kann! In eine Freundeskreiss sind alle mehr oder weniger Gleichsam, da herrscht kein Herr!

Mühr üdür wünügür glüchsüm …

Hör auf mich nachzumachen!

Rex biegte sich und hat nichts gesagt. Ich schaute mich rum. Der Fluss war breiter jetzt. Das Wasser braun von Erde. Vor uns biegte es rechts, in eine große Kurve. Eine riesen Weide war auf der Ufer gebrochen, ihre Zweige lagen nieder ins Wasser. Wir näherten uns zu dem Baum. Als wir es erreichten, bei seiner gebrochene Ast, sah ich ein Zweig auf die Erde. Es war etwas krumm aber sah stark aus, und hatte eine passende höhe. Ich habe es gehebt und die kleine Zweige von der große Zweig dann entfernt. Mit meinem Hinken und eine offene Schuh, war ein Gehstock jetzt ganz gut.

Sag mal Rex. Als ich auf dem Apfelbaum war, und du bei dem Baum geschlafen hast.

Jü, wüs dünn.

Es sah aus, als ob du geträumt hast. Weißt du das noch?

Üch künn sü nücht sprüchün. Üch wüll sü nücht sprüchün. Düs üst tütül lüchürlüch! Üs üst ürnüdrügünd. Düs üst Türqülürü.

Na, komm schon, Rex. Ich dachte, wir haben es schon hinter uns. Jeder hat seine eigene Ausdrucksarten, in dem seine persönliche und kollektive Erfahrungen und Geschichte sich manifestieren und sich äusern, und das ist halt jetzt deiner!

Rex schaute mich an. Dann hat er seine forderbein gehoben, die rechte, hat versucht das pinke Silikon Rohr von seine Schnautze runterzukriegen. Zwei, drei mal, gewaltsam, brutal, und hat es dann aufgegeben. Dann schwieg er als er weiter ging. Er hat über irgend etwas nachgedacht, oder versuchte was zu erinnern. Ich wollte ihm nicht stören.

Üch würdü üs dür sügün. Übür dü würdüst mür nücht glübün. Ülsü, wüfür und würüm.

Was würdest du mir sagen, Rex? Was werde ich dir nicht glauben?

Münün Trüm.

Deiner Tram?

Nücht Trüm, vürdümmt, münün Trüm! Bü düm Üpfülbüm!

Ach, dein Traum! Da bist du jetzt.

Jü, Üdüt!

Aber wie, Rex? Warum soll ich es dir nicht glauben? Erzähl doch mal!

Dü müsst mür übür glübün.

Rex, das kann ich dir nicht versprechen. Ich kann es aber ernsthaft versuchen.

Gütt hüt müt mür güsprüchün.

Gott, Rex? Gott hat mit dir gesprochen? Bei der Apfelbaum? In deiner Traum?

Jü, günü. Gütt. Dür lübü Hürrgütt.

Ach du scheiße, schonwieder ein Herr.

Sühst dü! Üch hübs güwüsst!

Okey, okey, du hast recht, Rex. Gut. Und was hat dir denn der lieber Gott gesagt?

Gütt hüt mür güsügt, ür würd ünü Flüt üf dü Ürdü brüngün.

Ein Flut? Ein Flut auf die Erde bringen? Wie in der Bibel, meinst du?

Üch münü nüchts. Üch süg nür, wüs dür lübü Hürrgütt mür güsügt hüt.

Und Gott hat dir gesagt, er wird eine Flut auf die Erde bringen?

Jü, günü. Ünü Süntflüt.

Eine Sündflut?

Nün! Ünü Süntflüt!

Okey, und was noch?

Ür hüt güsügt, ür hüt üs müt dür Münschhüt sütt, ünd düsmül für ümmür.