Eine zweite Chance für Momo - Immanuel Birmelin - E-Book

Eine zweite Chance für Momo E-Book

Immanuel Birmelin

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Beschreibung

 Werden Sie Zeuge, wie Persönlichkeit entsteht und welche Kraft Vertrauen hat! Der renommierte Verhaltensforscher Dr. Immanuel Birmelin nimmt Bernhardiner Momo bei sich auf – einen Kaspar-Hauser-Hund, aufgewachsen ohne Liebe, aber wahrscheinlich mit viel Gewalt. Erleben Sie, vor welch unerwartete Herausforderungen Momo ihn stellt und wie viel Fingerspitzengefühl und Einfühlen in Momos Welt für das Erlernen der alltäglichsten Dinge notwendig sind. Während sich der Hund an Neues herantastet, sieht der Verhaltensforscher viele Dinge nochmals aus einem ganz neuen Blickwinkel – persönliches Erstaunen inklusive. Erfahren Sie, wo Persönlichkeit entsteht, welchen Einfluss Gene und Umwelt haben, welche Rolle Gefühle spielen und vieles mehr.

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Seitenzahl: 234

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Impressum

© eBook: 2023 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

© Printausgabe: 2023 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

Gräfe und Unzer ist eine eingetragene Marke der GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, www.gu.de

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie Verbreitung durch Bild, Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.

Projektleitung: Anita Zellner

Lektorat: Gabriele Linke-Grün; Korrektorat: Annette Baldszuhn

Bildredaktion: Petra Ender, Natascha Klebl (Cover)

Covergestaltung: ki 36 Editorial Design, München, Bettina Stickel

eBook-Herstellung: Vicki Braun

ISBN 978-3-8338-8576-1

1. Auflage 2023

Bildnachweis

Coverabbildung: Trio Bildarchiv/Nicole Sikorski

Illustrationen: Icon: Shutterstock

Fotos: Claudia Rahlmeier; Immanuel Birmelin; Heinz von Matthey

Syndication: www.seasons.agency

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Wichtiger Hinweis

Die Gedanken, Methoden und Anregungen in diesem Buch stellen die Erfahrung des Verfassers dar. Sie wurden vom Autor nach bestem Wissen erstellt und mit größtmöglicher Sorgfalt geprüft. Weder Autor noch Verlag können jedoch für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch vorgestellten Informationen resultieren, eine Haftung übernehmen.

»Herr Birmelin,was sagen Sie zu ...«

Was hat Sie bewogen, einen Hund, der kaum Kontakt zu Menschen und Artgenossen hatte, aufzunehmen?

Nachdem mein geliebter Bernhardiner Balu gestorben war, konnte ich mir ein Leben ohne Hund kaum mehr vorstellen. Und wie der Zufall es will, bekam ich gerade jetzt einen Anruf, dass ein Bernhardiner-Rüde ein neues Zuhause sucht. Ich erfuhr, wie dieser Hund lebte, und bekam Mitleid mit ihm. Die arme Kreatur hat Ähnliches erlitten wie sein menschlicher Leidensgenosse Kaspar Hauser, der viele Jahre seiner Kindheit einsam – ohne soziale Kontakte – in einer Höhle dahinvegetierte und lediglich mit Nahrung versorgt wurde. Mit Momo, so nannte ich den Bernhardiner, hoffte ich noch mehr Zugang zum Denken und Fühlen von Hunden zu bekommen. Mein größter Wunsch aber war, Momo von seiner Angst zu befreien. Ich traute mir zu, uns beiden ein schönes gemeinsames Leben zu ermöglichen. Und Erfahrung mit Tieren konnte ich in meinem Leben tatsächlich viele sammeln.

Was war zu Beginn von Momos Einzug in Ihr Haus besonders überraschend für Sie?

Tiere haben mich durch mein gesamtes Leben begleitet – nicht nur privat, sondern auch als Wissenschaftler. Unter anderem hatte ich das große Glück, Wildtiere in Afrika beobachten und studieren zu können. Ich konnte mir beispielsweise nicht vorstellen, dass ein durstiges Tier Wasser meidet, weil es Angst vor ihm hat. Ich war der festen Überzeugung, dass etwa das Trinken aus einem Bach oder einem See ein angeborenes Verhalten ist. Doch da habe ich mich getäuscht. Nur mit viel Überzeugungskraft konnte ich Momo bei unseren ersten Spaziergängen die Angst vor einem Bach nehmen, obwohl er Durst haben musste. Es dauerte mehrere Tage, bis er seine Angst überwunden hatte und seinen Durst im Bach stillte. Heute liebt er es sogar, in Bächen zu planschen. Ein anderes Beispiel: Ich dachte immer, jeder Hund kann einen Knochen mit Fleisch fressen. Das sei auch ein angeborenes Verhalten. Falsch! Als ich dem hungrigen Momo eine gekochte Beinscheibe anbot, wusste er nichts damit anzufangen. Er musste erst lernen, wie man mit solch einem Teil umgeht. Heute sind gekochte Beinscheiben seine Lieblingsspeise.

Immanuel Birmelin mit seinem Hund Momo

Wie sind Sie vorgegangen, um Stück für Stück Momos Vertrauen zu gewinnen?

Es gibt meines Wissens kein »Rezept«, wie man das Vertrauen eines anderen Lebewesens gewinnen kann.

Jedes Lebewesen trägt seine eigene DNA und hat außerdem ganz persönliche Erfahrungen gemacht, die es verarbeiten muss. Bei meinem Lehrer Professor Bernhard Hassenstein habe ich gelernt, wie man mit Kindern, die milieubedingte Verhaltensstörungen aufweisen, umgeht. Momos Verhalten erinnert mich sehr an diese armen Geschöpfe. Seit über einem Jahr habe ich dementsprechend nie ein böses Wort an Momo gerichtet oder ihn gar angeschrien. Bestrafungen für Fehlverhalten gibt es nicht. Kommandos wie etwa »Sitz«, »Platz«, »Fuß usw. werden nicht eingeübt und müssen befolgt werden. Ich habe Glück. Momo und ich versuchen die Gedanken des anderen zu erraten, und ich bin erstaunt, wie häufig dies gelingt ...

Was war für Sie, als Verhaltensforscher, besonders anspruchsvoll in Bezug auf den Umgang mit Momo?

Wie schon gesagt, war mein größter Wunsch, Momo von seinen enormen Ängsten zu befreien. Zugegeben, ein ambitioniertes Vorhaben, doch wenn es gelingen würde, wäre das eine wunderbare Perspektive, um Momo ein glückliches Hundeleben zu ermöglichen. Und dann fand ich mit viel Empathie tatsächlich den Schlüssel zu Momos Psyche. Heute sind Momo und ich ein Herz und eine Seele. Aus Momo ist ein ganz normaler, typischer Bernhardiner geworden, der inzwischen sogar etwas verteidigt, das er besonders liebt, und sich nicht angstvoll zurückzieht. Allerdings überraschte es mich doch, wie lange es auch bei Tieren dauert, negative Erfahrungen zu verarbeiten und Neuland zu betreten. Es vergingen Wochen und Monate, bis Momo sein Angstkorsett ablegte. Selbst heute noch, nach über einem Jahr des Zusammenlebens, kann es passieren, dass eine unwillkürliche Handbewegung von mir Angst in ihm auslöst. Das kommt zwar mittlerweile sehr selten vor, aber dennoch passiert es.

Momo hat seine Angst besiegt.

Glauben Sie, dass die Überängstlichkeit bei Momo gewissermaßen angeboren ist oder vor allem durch seine schrecklichen Haltungsbedingungen ausgelöst wurde?

Das lässt sich nicht so einfach beantworten. Man weiß heute, dass beim Menschen bestimmte Gene das Risiko für eine Angststörung erhöhen. Und bekannt ist auch, dass Stress bei Menschen und Tieren, die diese Veranlagung in sich tragen, Panikattacken auslöst. Dem Thema Angst und wie man sie bewältigen kann, habe ich deshalb in diesem Buch viel Platz gewidmet.

Was empfinden Sie heute, wenn Sie auf die Entwicklung von Momo in den letzten Monaten zurückblicken?

Jeder Tag mit Momo ist spannend. Ich lerne täglich, seine Psyche besser zu verstehen. Das ist ein großes Abenteuer für mich. Ich freue mich, dass ich Momos Angstmomente inzwischen gut einordnen kann und sie nur noch ganz selten vorkommen. Momos Leben wird nicht mehr von der Angst diktiert. Vorsichtig, aber neugierig und bestimmt erobert er sich seine Welt. Dies zu beobachten, ist äußerst befriedigend für mich. Häufig denke ich: Tiere sind uns näher, als wir meinen. Danke, Momo!

1

Eine unbekannte Welt

Meine Frau Sylvia, Momo und ich gehen spazieren. Momo ist ein vierjähriger Bernhardiner. Wir kennen uns noch nicht lange. Es ist unser dritter gemeinsamer Spaziergang. Draußen ist es kalt, überall liegt Schnee. Ich knöpfe mir die Jacke zu und habe dazu nichts ahnend die Hundeleine am Stahlpfahl eines Verkehrsschildes festgemacht. Wie von der Tarantel gestochen springt Momo panikartig in die Höhe, zerrt an der Leine und jault herzzerreißend. Er schlüpft aus dem Halsband und rennt blindlings auf einen angrenzenden Acker. Erst nach mehreren Rufen kommt er zögernd zu mir zurück.

Ich streichle Momo und spreche dabei ganz ruhig mit ihm. Sylvia nimmt instinktiv seinen schweren Kopf in beide Hände und krault ihn. Unser Verhalten beruhigt Momo. Nach etwa 15 Minuten beginnt er im Gras zu schnuppern, seine Welt scheint wieder in Ordnung zu sein. Wir sind über dieses Verhalten erschrocken und diskutieren während des ganzen Spaziergangs, was wohl in Momos Kopf vor sich gegangen sein mag, als ich die Leine befestigte. Seitdem vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht darüber grüble, wie Momo unsere Welt erlebt. Wie er zurechtkommt in seiner neuen Umgebung, und was er wohl erlebt hat, bevor er zu uns kam.

Gern möchte ich Sie an dieser Diskussion teilnehmen lassen. Doch dazu müssen Sie etwas von Momos bisherigem Leben wissen. Beginnen wir also die Geschichte von vorne.

Wie alles anfing

Eine Woche nach dem Tod meines Bernhardiners Balu bekam ich eine Mail, dass ein männlicher Bernhardiner ein neues Zuhause sucht. Das war ein Wink des Schicksals, denn ich litt sehr unter dem Tod meines geliebten vierbeinigen Freundes. Meine Frau wollte keinen Hund mehr, geschweige denn einen großen Bernhardiner. Ich selbst war unentschieden, obwohl die übrige Familie mir zu einem Hund riet.

Als ich mehr über den Rüden erfuhr, tat er mir sehr leid. Er hatte eine schwere Vergangenheit. Kaum oder gar kein Kontakt zu anderen Hunden oder Menschen prägten seinen Alltag. Die Dame, die mir diesen bedauernswerten Hund vermitteln wollte, war eine engagierte Tierfreundin. Sie wusste, dass ich schon Erfahrung mit Bernhardinern hatte. Wir beide verstanden uns gut und versuchten die Probleme einzuschätzen. Nun lag es an mir, ob ich mich wieder auf eine neue Bindung und Verantwortung einlassen wollte. Es war, weiß Gott, keine leichte Entscheidung, aber frei nach Loriot sagte ich mir: »Ein Leben ohne Hund ist ein Hundeleben.« Als mein Entschluss schließlich feststand, spürte ich, wie in mir wieder Freude aufkam. Meine Frau akzeptierte meine Entscheidung, und wir holten unser neues Familienmitglied in Kassel ab.

Der erste Eindruck ließ vor allem Wut in mir aufsteigen. Das Tier war bis auf die Knochen abgemagert. Solch einen Bernhardiner, der ja normalerweise wegen seiner imposanten Erscheinung beeindruckt, hatte ich zuvor noch nie gesehen. Ich war erschrocken. Die arme Kreatur zeigte sich sehr ängstlich und scheu. Als ich den Bernhardiner streicheln wollte, wich er aus und senkte den Kopf seitlich nach unten. Die Angst war ihm ins Gesicht geschrieben. Während wir die Formalitäten erledigten, sprang er von sich aus in unser Auto. So als wollte er uns sagen: »Lasst uns bitte sofort nach Hause fahren.« Das war der Start in ein neues Leben – sowohl für Momo als auch für uns …

Ankunft im neuen Zuhause

Die lange Reise von Kassel nach Freiburg verlief problemlos. Ein Großteil der Zeit schlief Momo. Bei unserer Ankunft nahm ich ihn, ohne viel zu überlegen, an die Leine, um ins Haus zu gehen. Das Haus liegt an einem Hang, und zur Eingangstür geht man eine kleine Treppe mit 12 Stufen hinauf. Viele Hunde und Menschen sind diese Treppe ohne Probleme hochgegangen. Aber Momo kannte wohl keine Treppen.

Er weigerte sich mit Bernhardinerkraft, die Treppe zu betreten. Alles Einreden, Streicheln und Locken mit Futter half nichts. Ich war verzweifelt, was sollte ich nur tun? Einen vier Jahre alten Bernhardiner die Treppe hochzutragen, schaffe ich nicht. Ich musste sanfte Gewalt anwenden und zog Momo an der kurzen Leine mehr oder weniger einige Stufen die Treppe hoch. Dabei redete ich beruhigend auf ihn ein. Zum Glück ging er die letzten Stufen freiwillig. Sein erstes Erfolgserlebnis. Das nutzte ich aus. Sofort ging ich noch zwei- oder dreimal die Treppe mit ihm hoch und runter. Treppensteigen ist bis heute ein Problem für Momo, aber durch freundliches Zureden besiegt er seine Angst, solange ich unmittelbar neben ihm auf der Treppe gehe.

Im Haus lief Momo unruhig umher und beobachtete unsere Handlungen. Wenn man sich ihm näherte, drehte er den Kopf seitlich nach unten. Er schaute weder Sylvia noch mich direkt an. Wir glauben, er hatte Angst vor einer direkten Konfrontation mit einem Menschen. Aber glücklicherweise war er auch sehr neugierig und beschnupperte alles. Vermutlich roch er noch Balu, seinen Vorgänger, im Haus. Vielleicht gab ihm dieser Geruch etwas Sicherheit.

Um Momo die Angst zu nehmen, ihn auf andere Gedanken zu bringen und Vertrauen zu geben, fütterte ich ihn. Er bekam etwa eineinhalb Kilogramm gekochtes Fleisch mit Kartoffeln und zwei Eier. Im Nu hatte er seine Schüssel leer gefressen, und sein Blick verriet, dass er sich einen Zuschlag wünschte – den er auch bekam.

Die Sache mit der Beinscheibe

Die nächsten drei Tage waren reine Fressorgien. Ich habe noch nie einen Hund erlebt, der so viel fraß wie Momo. Wo er diese Mengen in seinem Magen-Darm-Trakt unterbrachte, ist mir bis heute ein Rätsel.

Nach diesen ersten Tagen hatte sich Momos Heißhunger gelegt, und er fraß so viel wie meine anderen Bernhardiner. Wenn er satt war, ließ er den Rest stehen. Sein Fressverhalten ist inzwischen völlig normal. Aber der Weg dahin war voller Überraschungen.

Als Momo zu uns kam, war er bis auf die Knochen abgemagert. Heute ist er ein stattlicher Bernhardiner, der gut und gerne futtert.

Eines Tages bot ich Momo mit der Hand eine große, gekochte Beinscheibe an. Er schnupperte zwar an ihr, nahm sie aber nicht ins Maul. Nach langem Zögern biss er schließlich ins Fleisch. Jetzt hatte er die große Beinscheibe im Maul, wusste aber nicht, was er damit anfangen sollte. Ich wartete ungefähr zehn Minuten, dann nahm ich die Scheibe, zerkleinerte das Fleisch und bot ihm kleine Stücke an, die er freudig fraß. Momo hatte vermutlich zum ersten Mal in seinem Leben eine große Beinscheibe mit Knochen gesehen und gefressen. Am nächsten Tag fütterte ich wieder eine Beinscheibe. Er reagierte wie am Vortag auf diesen Leckerbissen – und ich auch.

Bei der dritten Beinscheibe siegten jedoch Momos Neugier und Appetit. Er trug den großen Bissen durch den Garten, legte sich ins Gras und begann die Beinscheibe zu fressen. Seit diesem Tag sind Beinscheiben seine absolute Lieblingsspeise. Ich hatte immer gedacht: Knochen mit Fleisch zu fressen, das kann jeder Hund von Geburt an. Doch Momo hatte mir gerade das Gegenteil bewiesen.

Der erste Spaziergang

Der erste Spaziergang war eine Überraschung. Ich ging mit Momo – in der Absicht, andere Hundefreunde mit ihren Vierbeinern zu treffen – im nahe gelegenen Park spazieren. Ich wollte wissen, wie Momo auf Artgenossen reagiert. Momo ist zwar spindeldürr, jedoch ein großer, ausgewachsener Bernhardiner. Er überragt die meisten anderen Hunde.

Dann entdeckte Momo einen mittelgroßen Kumpanen, blieb stehen, beobachtete ihn, zog an der Leine und rannte auf ihn zu. Ich freute mich und dachte: Toll, er versteht sich mit anderen Hunden. Sein Artgenosse wollte aber nichts von ihm wissen und lief einfach weiter. Als ihm Momo zu nahe kam, knurrte er kurz. Worauf Momo panikartig die Flucht ergriff. Er zog an der langen Leine und lief blindlings davon. Der Höhepunkt dieses Morgens war jedoch die Begegnung mit einer vier Monate alten Berner Sennenhündin. Sie forderte ihn zum Spielen auf, aber er konnte ihr einladendes Spielgesicht nicht interpretieren (→ Gut zu wissen, >). Die Aufforderung eines anderen Hundes, mit ihm zu spielen, verstand er offensichtlich nicht und wollte flüchten. Ich hatte den Eindruck, dass er die Hundesprache nicht beherrscht. Alles war Momo fremd. Ich hinderte ihn am Wegrennen, indem ich ihn festhielt. Aber nach 10 bis 15 Minuten gab ich auf. Alles freundliche Zureden und Streicheln halfen nichts, Momo wollte weg. Aber ich wusste ja bereits, dass er nicht nur ängstlich, sondern auch neugierig ist. Und das machte mir Mut.

Ich muss lernen, Momo noch besser zu verstehen – seine Gedanken und Gefühle nachvollziehen können. Wie schwer das ist, habe ich oft am eigenen Leib erlebt. Wie wir wissen, nehmen Hunde die Welt anders wahr als wir selbst und beurteilen sie auch anders. Als Biologe gehe ich solchen Fragen mit Experimenten auf den Grund. Wenn man Glück hat, bekommt man eine Antwort. Wie oft man dabei seine eigenen vorgefassten Meinungen korrigieren muss, hat uns folgendes Experiment verdeutlicht.

GUT ZU WISSEN

Das »Spielgesicht« des Hundes

Ob ein Hund in Spiellaune ist, lässt sich leicht erkennen. Er setzt dazu das sogenannte Spielgesicht auf. Dabei hat der Vierbeiner das Maul weit geöffnet, sodass die Zähne sichtbar sind. Seine Nase ist gekraust. Sein Blick geht leicht am Spielpartner vorbei, um ihn nicht zu fixieren, was eine Bedrohung bedeuten würde. Auch mit der Vorderkörper-Tiefstellung signalisiert ein Hund seine Lust aufs Spielen. Der Vorderkörper wird auf den Boden gedrückt, der Kopf zwischen die Pfoten gelegt und das Hinterteil mit durchgestreckten Hinterbeinen in die Höhe gereckt.

Der Eimer-Versuch – ein Experiment zur Wahrnehmung

Wir stellten an Passanten in der Innenstadt von Freiburg folgende Frage: »Erkennt Sie Ihr Hund, wenn man Ihnen einen Eimer über den Kopf stülpt und Sie sich auf allen vieren auf ihn zubewegen?« Die Passanten schmunzelten über diese Frage und dachten wahrscheinlich, wie verrückt Wissenschaftler doch sind. 83 Prozent der Passanten beantworteten die Frage mit »Ja« und schoben gleichzeitig eine Begründung hinterher: »Hunde erkennen ihren Halter am Geruch.« Zugegeben, das haben wir auch vermutet. Aber die Versuchsergebnisse erzählen eine andere Geschichte.

Hundebesitzern, die bereit waren, an dem Experiment teilzunehmen, wurde ein Eimer über den Kopf gestülpt. Mein damaliger Hund Teddy und ich machten auch bei diesem Versuch mit. Teddy musste vor die Tür. Als der Hund wieder in den Raum zurückkehrte, hatte ich den Eimer über dem Kopf und bewegte mich auf allen vieren auf ihn zu. Zum Glück war Teddy angeleint. Er erkannte mich nämlich nicht. Er begriff nicht, wer sich unter dem Eimer verbarg. Aggressiv und aufgebracht bellte er das fremde Wesen an. Es hat nicht viel gefehlt, und er hätte mich gebissen. Viele Versuchsreihen ergaben immer dasselbe Resultat. Hunde erkennen eine vertraute Person nicht, wenn sie verändert aussieht. In ihren Reaktionen unterscheiden sich die Hunde jedoch: Furchtlose Hunde reagieren aggressiv, ängstliche Tiere weichen zurück. Der Geruch spielt vermutlich eine untergeordnete Rolle. Wir staunten, dass das Nasentier Hund in dieser Situation nicht seinen Geruchssinn zu Hilfe nahm. Wir erklärten uns das so: Die Körperhaltung und der Eimer sind für das Tier Störreize, die es nicht einordnen kann. Vermutlich wird der Geruch des Frauchens oder Herrchens in diesem Moment anders im Gehirn verarbeitet.

Mit Momo hoffe ich Zugang zum Denken und Fühlen von Hunden zu finden. Seine Erfahrungen sind auch für den Wissenschaftler in mir ein tägliches Abenteuer. Aber bevor wir zu ihm zurückkehren, hier noch ein weiteres Experiment. Wir wollten wissen, was ein Hund wahrnimmt, wenn er einen Artgenossen im Film beobachtet.

Virtual Reality

Zehn Hunde verschiedener Rassen haben ihren ersten Filmauftritt. Sie sind so nervös wie die Teilnehmer einer Casting-Show. Die Hunde werden einzeln gefilmt. Dieser jeweils kleine Film wird dann den einzelnen Hunden auf einer Leinwand in einem anderen Raum mittels Beamer präsentiert. Wichtig dabei ist, dass die Leinwand mit dem Boden abschließt und das Bild der realen Größe des Hundes entspricht.

Der erste Kandidat war Dusty, ein Jack Russell Terrier. Ihm spielten wir Filmaufnahmen eines Boston Terriers vor, der ruhig dastand und mit leicht angewinkeltem Kopf in den Raum schaute. Dusty betrat den Raum, stutzte und betrachtete die Leinwand. Es sah so aus, als ob die beiden Blickkontakt hätten. Plötzlich verbeugte sich Dusty mit nach vorn gestreckten Vorderbeinen und senkrecht durchgestreckten Hinterbeinen – die typische Spielhaltung (→ Gut zu wissen, >). Dusty forderte den Artgenossen im Film zum Spielen auf. Er rannte vor der Leinwand hin und her, so als ob er es mit einem leibhaftigen Gefährten zu tun hätte. Wir staunten nicht schlecht. Offenbar spielten Geruch und Stimme auch hier keine Rolle.

Gespannt warteten wir auf den nächsten Kandidaten. Es war Wisla, meine alte Bernhardiner-Dame. Sie trottete in den Raum, sah den Boston Terrier, würdigte ihn nur eines flüchtigen Blicks und legte sich entspannt vor die Leinwand. Was sie wahrgenommen hat, verrät ihr Verhalten nicht. Der dritte Kandidat reagierte wieder auf die Filmszene, als sei sie Realität. Für eine abschließende Aussage müsste man allerdings eine größere Anzahl Experimente durchführen.

Wie Hunde die Welt wahrnehmen und darauf reagieren, bleibt leider weitgehend rätselhaft. Es ist jedoch erstaunlich, dass sie winzige Details registrieren, obgleich sie Nasentiere sind. Kein Zweifel, die Hundenase ist ein leistungsfähiges Organ (→ >) und den Augen weit überlegen. Die Sehschärfe des Hundes erreicht nur die Hälfte unserer menschlichen Fähigkeiten. Allerdings sind Hunde uns beim Sehen in der Dämmerung überlegen.

Die Welt der Sinne und ihre Verarbeitung im Gehirn, auch die des Menschen, birgt immer noch viele Überraschungen und beschäftigt Forscher auf der ganzen Welt.

Der Mann, der mit den Fingern sieht

Uta Henschel, eine langjährige Freundin und Wissenschaftsjournalistin, hat in der Zeitschrift »GEO« in dem Artikel »Der Mann, der mit den Fingern sieht« auf verblüffende Sinnesleistungen hingewiesen (→ U. Henschel, Literatur, >). Als ich diesen Artikel las, war ich nur sprachlos. Sie beschreibt den seit seiner Kindheit blinden Evolutionsbiologen Geerat Vermeij. Er hat etwas erspürt, was alle seine Kollegen übersehen haben. Dank seiner tastenden Finger hat er Dinge an den Schalen von Meerestieren wahrgenommen, die seine Kollegen nicht entdeckt haben.

Nur mit den Fingerkuppen registrierte der Biologe winzige Riffeln, Rippen, Zähne und Verdickungen in den Kalkfestungen von Muscheln und Schnecken. Solche Umbauten im harten Gehäuse der Weichtiere interpretierte Vermeij als Beweise für eine Eskalation der Aufrüstung zwischen räuberisch jagenden Tieren und ihren potenziellen Opfern. Im marinen Wettrüsten vor rund 250 Millionen Jahren hätten Schalentiere immer wieder neue Rüstungen konstruiert, um ihr zartes Fleisch gegen den bedrohlichen Kraftzuwachs der Scheren und Kiefer ihrer zahllosen Angreifer zu verteidigen.

Vermeijs Kollegen erkennen die Verdienste des Blinden neidlos an. Ihre Begründung ist einleuchtend. Seine Einsichten sind unabhängig von den eingefleischten Vorurteilen unserer virtuellen Kultur, von den Bildern, die wir schon im Kopf haben, bevor wir sie sehen. Vermeijs tastende Untersuchungstechnik unterläuft die Missweisungen unserer optischen Filter. Weil seine Finger buchstäblich den Puls der Veränderung fühlen und dabei ganz eigene Erfahrungen machen, kommt Vermeij zu anderen Erkenntnissen, die uns Sehenden oft verborgen bleiben.

Wie sehr meine Freundin Uta von ihm beeindruckt war, hat mich berührt. Lassen wir sie zu Wort kommen: »Was das blinde Kind nicht sehen konnte – die Farben der Landschaft, Tiere, Straßen, Häuser, Autos, den hohen Himmel mit seinen wandernden Wolkengebirgen über den flachen Feldern –, beschrieben ihm die Eltern. Unablässig erzählten sie ihm, was sie beobachteten. Vermeijs Tastsinn schärft sich an der Vielfalt, die er erkundet. Am feinen Pelz auf dem Klee, den er mit den Fingern ertastete, an den gebogenen Rändern der Eichenblätter, an eingerollten Farnknospen, manchmal auch an Brennnesseln, an Moospolstern und Zapfen auf dem Waldboden oder an gesammelten Muscheln.«

Seine anderen Sinne haben sich durch diese Erfahrungen unglaublich herausgebildet. Als Kind will er das Raunen fallender Regentropfen gehört haben, ehe sie geräuschvoll aufschlugen und zerplatzten. Er konnte unterscheiden, ob der Wind durch Kiefernzweige oder nackte Kronen zischte. Am Echo der Laute in seiner Umgebung lernte er, sich zu orientieren, Menschen am Gang zu erkennen und aus Stimmen Stimmungen herauszuhören. Dazu kam eine unglaubliche Fähigkeit, Düfte zu analysieren.«

Uta schreibt: »Vermeijs Welt war nicht finster und hoffnungslos. In ihr blitzten und funkelten die Feuer anderer Reize und Signale des Lichtes und stachelten seine Neugier an.«

Er selbst sieht seine Blindheit nicht als Katastrophe. »Dass ich nicht sehen kann, ist nur eine meiner vielen Eigenschaften – wie meine Dickköpfigkeit, meine Ungeduld oder mein Interesse an Naturwissenschaften. Mir wäre es am liebsten, die Leute würden es einfach vergessen.« Vermeij und seine Eltern sind mir ein großes Vorbild. Die Eltern gaben ihrem Kind Lebensfreude und Mut, die Welt auf eigene Faust zu erkunden. Und was für den kleinen Vermeij zutrifft, sollte auch für Momo gelten. Beide leben sie in einer für uns fremden Welt. Beide müssen ihren Weg finden. Mein Ziel ist es, Momo auf diesem Weg behilflich zu sein. Ganz unbeschwert möchte ich vorgehen.

Ich habe keinen genauen Plan, jeden Tag aufs Neue werden wir vor Probleme gestellt. Das macht für ihn und für mich die Welt spannend. Sicher bin ich: Gift für Momos Entwicklung wäre, ihn mit Regeln und Geboten zu überschütten. Sylvia und ich sind uns einig. Momo soll die unbekannte Welt mit seinem Kopf untersuchen. Wir lassen ihm alle Freiheit. Es gibt keine Kommandos. Kein Nein. Aber viele Liebkosungen. Er soll spüren, dass wir ihn gernhaben und dass er an einem sicheren Ort lebt, an dem keine Gefahren auf ihn lauern. Erstes Gebot ist: Momo Sicherheit und Liebe zu schenken, damit er aus eigener Kraft Mut zum Leben fasst.

Ein Bad im Weiher. Daran wäre vor einigen Monaten nicht zu denken gewesen. Selbst ein kleiner Bach war Momo anfangs nicht geheuer.

Die Freiburger Fluten – Momo entdeckt einen Bach

Momo hat in seinem bisherigen Leben sicher wenig erlebt. Jetzt ist er vier Wochen bei uns, und die Lufttemperaturen steigen. Kein Schnee mehr, mit dem er seinen Durst unterwegs stillen kann. Und wie alle meine Bernhardiner, bekommt Momo während des Spaziergangs Durst. Kein Problem, dachte ich, auf unserem Weg finden wir einige Bächlein. Beim ersten Bach wollte ich ihn trinken lassen und führte ihn einen kleinen Abhang hinunter. Er ging auch freiwillig mit. Was ich aber dann erlebte, habe ich in meinem Biologenleben noch nie erlebt. Momo sah neugierig das fließende Wasser an, ging darauf zu und stoppte. Er machte keinerlei Anstalten, den kleinen Bach zu betreten, geschweige denn, daraus zu trinken, obwohl er hechelte und vermutlich Durst hatte. Ich tauchte meine Hand ins Wasser und forderte ihn vergeblich auf zu trinken. Erst als ich ihm eine Handvoll Wasser anbot, schleckte er es aus meiner Hand. Ich dachte, der Bann sei gebrochen, aber dem war nicht so. Nach etwa 20 Minuten zogen wir weiter.

Beim Rückweg kamen wir erneut an dem Bach vorbei, und ich wollte Momo wieder trinken lassen. Aber er verhielt sich wie zwei Stunden zuvor. Er schaute das Wasser nur an und legte sich erschöpft auf dem Weg nieder. Den ganzen weiteren Rückweg ging mir sein Verhalten durch den Kopf. Zugegeben: Ich bekam auch ein wenig Angst, denn wenn ich es nicht schaffte, ihn zu überreden, aus einem Bach zu trinken, könnte ich unsere ausgedehnten Spaziergänge vergessen. Im Sommer sind nämlich die Temperaturen in Freiburg häufig hoch, und Wanderungen machen durstig.

Mit viel Geduld und dem regelmäßigen Besuch von mindestens zehn kleinen Bächen brachte ich ihn nach drei Wochen dazu, direkt aus dem Bach zu schlabbern. Leider übertrug er diese Erfahrung nicht auf alle Bäche. Auch heute noch, fast zwei Monate nach seiner Ankunft, nähert er sich einem fremden fließenden Gewässer vorsichtig. Meist siegen jedoch Durst und Neugier, und er trinkt schließlich daraus.

Als Nächstes steht auf dem Lehrplan, aus einem Weiher oder See zu trinken. Das wird dauern, aber ich bin überzeugt, wir schaffen das. Langsam wird Momos Angst vor allem Fremden kleiner. Geduld und Liebe sind gefragt.

Artgenossen sind inzwischen kein Thema mehr. Momo läuft zielbewusst auf sie zu, beschnuppert sie und spielt mit ihnen, wenn diese Lust dazu haben. Sylvia und ich sind immer bemüht, Momos Gefühle abzuschätzen, sie zu interpretieren und darauf Rücksicht zu nehmen.

Gefühle als Richtschnur unseres Handelns

Stellen Sie sich vor, Sie würden keine Gefühle haben. Weder schöne, wie Freude, Glück, Liebe, noch negative, wie Schmerzen, Trauer oder Hass. Mich schaudert es bei diesem Gedanken, aber das wäre ein Trugschluss, denn ich würde ja nichts empfinden. Gefühle sind kein Beiwerk oder Luxus der Evolution, sie sind ein mächtiges Instrument der Natur, mit dem sie Geschöpfe antreiben und steuern. Wenn es zum Beispiel darum geht, sich gegen andere zu behaupten oder durchzusetzen, oder wenn es darum geht, sich zu versöhnen oder zu beruhigen, und natürlich auch, wenn es um das weite Feld der Sexualität geht – alles wird von Lust auf Lust bestimmt. Ohne sie fehlt uns der Maßstab, nach dem wir unsere Entscheidungen im privaten wie im beruflichen Leben ausrichten.

Dies gilt selbst dann, wenn wir mit Zahlen und Fakten operieren. Mehr, als uns bewusst ist, setzen wir unseren Intellekt dabei als Werkzeug ein, um argumentativ zu begründen, was unsere Gefühle uns eingeben. Letztlich plädieren wir immer für Entscheidungen, die angenehme Gefühle versprechen. Ungute Gefühle versuchen wir zu vermeiden. Gefühle sind es, die unsere Kontakte zu Mitmenschen und Tieren bewerten, die Wahrnehmungen und Erinnerungen durchdringen und jedem Erlebnis Bedeutung verleihen. Unsere innere Welt versieht alles, was sie aufnimmt, mit einer völlig neuen Qualität, die es in der Außenwelt nicht gibt, mit einer emotionalen Tönung. Keiner kann sich diesen Gefühlen entziehen. Eine Welt ohne Gefühle ist kaum vorstellbar.