Einfach Gott hören - Pete Greig - E-Book

Einfach Gott hören E-Book

Pete Greig

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Beschreibung

Gebet ist kein Monolog: Pete Greig (24-7-Gebetsbewegung) hat einen "einfachen Leitfaden für normale Menschen" geschrieben, die Gottes Stimme hören wollen. Jeder Mensch ist dazu geschaffen, eine Gesprächsbeziehung mit Gott zu haben. Aber wie können wir Gott wirklich hören? Nichts ist wichtiger als die Antwort auf diese Frage, gerade weil Menschen in diesem Bereich anfällig für Täuschung, Betrug und Missbrauch sind. Pete Greig, Gründer der internationalen Gebetsbewegung 24-7, ist hier ein vertrauenswürdiger Ratgeber. Nach zwanzig Jahren Erfahrung an der Gebetsfront kennt er das Geheimnis, wie wir Gottes Worte und sein Flüstern im Sturm unserer heutigen Welt besser verstehen können. Auf leicht zugängliche Weise fasst er in "Einfach Gott hören" die verschiedenen Zugangsmöglichkeiten des Hörens auf Gott zusammen. Dabei verknüpft er seine Erkenntnisse mit der alten Weisheit christlicher Traditionen und den berührenden Geschichten bekannter Gebets-Menschen. Herausgekommen ist ein "einfacher Leitfaden für normale Menschen", wie Greig selbst es nennt, eine einladend geschriebene, umfassende Abhandlung des Themas Hören auf Gott, die inspiriert, wieder neu hinzuhören und ganz vertraut mit Gott unterwegs zu sein.

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Seitenzahl: 418

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Pete GreigEinfach Gott hören

www.fontis-verlag.com

Im Gedenken anFloyd McClung (03.08.1945–29.05.2021)Joel Edwards (15.10.1951–30.06.2021)– wahre Väter und Söhne.

Pete Greig

EinfachGotthören

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

Der Fontis-Verlag wird von 2021 bis 2024vom Schweizer Bundesamt für Kultur unterstützt.

First published in Great Britain in 2022 by Hodder & StoughtonAn Hachette UK companyCopyright © Pete Greig, 2022The right of Pete Greig to be identified as the Author of the Work has been asserted by him in accordance with the Copyright, Designs and Patents Act 1988.

© 2024 by Fontis-Verlag Basel

Übersetzung: Daniel Oesterle, Esslingen a. N.Umschlag: Spoon Design, Olaf Johannson, LanggönsGrafiken Umschlag: alla_line/Shutterstock.com E-Book-Vorstufe: InnoSet AG, Justin Messmer, Basel E-Book-Herstellung: Textwerkstatt Stefan Jäger

ISBN (EPUB) 978-3-03848-451-6

Inhalt

Vorwort von John Mark Comer

Dieses Buch in fünf Minuten

1 – Gottes Wort in und durch Jesus hören

Teil IGottes äußerliches Wort: Vox Externa

2 – Gottes Wort in der Bibel hören

3 – Gottes Wort im Gebet hören: Lectio divina

4 – Gottes Wort durch Prophetie hören

Teil IIGottes innerliches Flüstern: Vox Interna

5 – Gottes Flüstern hören

6 – Gottes Flüstern in Träumen und im Unbewussten hören

7 – Gottes Flüstern in Gemeinschaft, Schöpfung und Kultur hören

8 – Das Wort, das Flüstern und der Weg

Anmerkungen

Über den Autor

Gott schweigt nicht. Aber oft sind wir zu beschäftigt, um seine Stimme zu hören. Einfach Gott hören ist ein biblisch fundierter und historisch reicher Überblick über die verschiedenen Arten, auf die Gott zu uns spricht. Das Lesen dieses Buches und das Nachdenken über seine Botschaft hat mich zu einem besseren Zuhörer gemacht. Ich empfehle es jedem, der sich eine engere Beziehung zu Gott wünscht.

Gary D. Chapman, Autor von Die fünf Sprachen der Liebe

Unter den vielen Gemeindeleitern, die ich kenne, zeichnet sich Pete Greig durch seine Demut, Lernbereitschaft und seine Liebe für den ganzen Leib Christi aus. Er ist eine persönliche Inspiration für mich, und ich stimme ihm von ganzem Herzen zu, dass es kein größeres Abenteuer gibt als das vertraute, andauernde Gespräch mit Gott. Egal wer du bist: Du bist persönlich eingeladen, dieses Wunder zu erleben. Entdecke zusammen mit Pete, was es bedeutet, Gottes Reden mit deinem ganzen Sein zu suchen – in der Heiligen Schrift, in der Tradition der Kirche, in der Stille und in der kostbaren Gemeinschaft der Heiligen, die überall auf der Welt mit dir zusammenstehen.

Heidi G. Baker, Mitbegründerin und geschäftsführende Vorstandsvorsitzende von Iris Global

Pete schafft es jedes Mal aufs Neue, dass die gute Nachricht von Gottes Gegenwart, von seiner Führung und seiner Einladung zum Gebet mich tief in meiner Seele erreicht. Dieses Buch ist süß und salzig – eine perfekte geistliche Zwischenmahlzeit aus tiefen spirituellen Wahrheiten, gewürzt mit viel Lebensweisheit und von erfrischender Kürze. Es hat mich durstig nach lebendigem Wasser gemacht – und genau das soll es ja. Ich bete, dass du dir dieses Buch besorgst, es liest und dann zehn weitere kaufst, um sie deinen Freunden zu schenken. Es wird Leben verändern.

Danielle Strickland, Rednerin, Autorin und Aktivistin

Gottes Stimme zu hören ist unerlässlich für unseren gesamten Lebensweg – und Pete Greig ist ein idealer Reiseführer. Als Gründer von 24-7 Prayer ist Pete eine Legende in Sachen Gebet. Und er schreibt auch noch wunderbar. Ich freue mich sehr, dass er dieses Buch herausgegeben hat!

Nicky Gumbel, Mitentwickler des Alpha-Kurses1

«Wenn Generäle sprechen, hören Soldaten zu!» Jede Generation hat Generäle des Glaubens, die das Gehör der Kirche verdienen. Nicht, weil sie besonders inbrünstig rufen oder besonders geschickt reden würden, sondern weil die Früchte ihres Lebens und ihres Dienstes es förmlich verlangen, dass wir zuhören. Pete ist solch ein Leiter, und die Wahrheit in diesem Buch beantwortet eine der dringendsten Fragen, die sich Menschen heute stellen: «Wie hört man Gott?» Pete hat die Antwort.

Glyn Barrett, leitender Pastor der Audacious Church und nationaler Leiter der Assemblies of God in Großbritannien

Es gibt viele Menschen, die behaupten, Gott hätte ihnen etwas übermittelt, aber wenn man sich diese Offenbarung dann anhört, klingt sie eher nach dem Teufel. Und dann gibt es noch Leute, die den Anschein erwecken, ein Wort der Wahrheit für unsere Zeit zu haben, aber sie glauben nicht an Gott. Nun, hier ist ein Buch, das wir gerade jetzt brauchen – über das Gebet, über das Hören auf Gott. Und zwar von jemandem, dem man vertrauen kann. Pete Greig ist seit Jahren ein guter Freund, und was das Beten angeht, ist er einer der klügsten Menschen, die ich kenne. Dieses Buch schöpft aus dem tiefen Brunnen der Weisheit, welcher die Gläubigen seit Jahrhunderten versorgt. Es übermittelt uns die Stimmen von Heiligen, die nicht nur Menschen des Gebets waren, sondern auch Menschen der Tat – von Menschen also, die ihre Hände falteten, aber anschließend nicht in den Schoß legten. Dieses unglaubliche Buch ist daher ein Aufruf zum Gebet und ein Aufruf zum Handeln. Und das ist genau das, was unsere Welt gerade braucht!

Shane Claiborne, Autor, Aktivist und Mitbegründer von Red Letter Christians

Oft erscheint uns der Versuch, Gottes Stimme zu hören, wie eine zutiefst rätselhafte Aufgabe, und wir können uns dabei schnell entmutigt oder ratlos fühlen. Zu solchen Zeiten haben wir alle etwas Unterstützung nötig, und mit diesem Buch bietet uns Pete eine großartige Hilfestellung an. Was er schreibt, ist tief in der Bibel verwurzelt und gespickt mit den Erfahrungen vieler, die uns vorausgegangen sind. Pete zeigt, dass Gott wirklich zu uns spricht, und weist uns klare Schritte auf, um ihn zu hören, wenn er es tut.

Dr. Henry Cloud, New-York-Times-Bestsellerautor

Pete Greig hat uns ein weiteres Meisterwerk geschenkt. Klug und gewinnend, tiefgründig und doch spielerisch: Einfach Gott hören ist das Buch, das wir brauchen. Egal ob ungestüm-charismatisch oder kontemplativ-klösterlich – dieses Buch ist ein Festmahl für alle. Auch in hundert Jahren noch wird dieses Buch für viele eine entscheidende Ressource auf dem Weg des Glaubens sein.

Daniel Grothe, leitender Pastor der New Life Church und Autor von The Power of Place

In einer Welt, die so voller Lärm und Ablenkung ist, ist es dringend notwendig, dass das Volk Gottes lernt, die Stimme Gottes zu hören und auf sie zu achten. In diesem brillanten Buch zeigt Pete verschiedene Möglichkeiten auf, wie wir im Hören auf Gott wachsen können. Wenn du dich auch danach sehnst, Gottes Reden im Alltag besser wahrzunehmen, dann ist dies das richtige Buch für dich!

Tim & Rachel Hughes, leitende Pastoren der Gas Street Church Birmingham

Würden wir nicht alle gern von Gott hören? Wie viel einfacher wäre unser Leben, wenn wir seine Stimme vernehmen und seiner Führung folgen könnten! Ich liebe Petes einfachen, leicht verständlichen Schreibstil. Die unkomplizierte Art, auf die er mit solch einem schwierigen Thema umgeht, macht dieses Buch so überzeugend. Wenn du dich wirklich auf die Reise machen willst, um mehr von Gottes Stimme zu hören, wird dieses Buch dir helfen, deinem Ziel näherzukommen.

Agu Irukwu, leitender Pastor von Jesus House London

Alles, was Pete Greig schreibt, entfacht ein Feuer in mir. Dieses Buch hat mich gepackt und etwas in mir aufgeweckt. Auf einmal merkte ich, dass ich anders betete und Gott anders zuhörte – mit mehr Erwartung und mit der Bereitschaft, Glaubensschritte zu gehen, auch auf die Gefahr hin, mich dabei töricht zu fühlen. Pete nimmt ein potenziell entmutigendes und verwirrendes Thema, überwindet unsere Ausreden und demontiert unsere Einwände mit urkomischen Geschichten, bodenständigen Beispielen und einfachen Übungen. Jede Seite wird deine Vorstellungskraft beflügeln und dich einladen zu glauben, dass wirklich jeder Gott hören kann.

Glenn Packiam, leitender Pastor der Rockharbor Church und Autor von The Resilient Pastor

Ich liebe das Ziel, das Pete Greig mit diesem Buch verfolgt: Er will «einen einfachen Ratgeber für normale Menschen» schreiben. Genau darin ist Pete Greig so gut – ein zutiefst geheimnisvolles Thema wie das Gebet zu nehmen und es auf herrlich unspektakuläre Weise zugänglich zu machen. Was er uns in diesem Buch lehrt, ist eine wunderbare Mischung aus dem «Alltäglichen» und dem «Ewigen» – und deshalb ist es so bewegend und hilfreich. Einfach nur gut!

Matt Redman, Lobpreisleiter und Songwriter

Pete Greig hat ein gleichermaßen praktisches und tiefgründiges Buch darüber geschrieben, wie wir unsere Beziehung zu Gott vertiefen können. Ich glaube, dass dieses Buch das Leben vieler Menschen bereichern wird. Ich kann es nur wärmstens empfehlen.

Jon Tyson, leitender Pastor der Church of the City New York

Wir dienen seit über zwanzig Jahren jungen Menschen und bringen ihnen bei, wie man Gottes Stimme hört. Wenn wir von Anfang an dieses Buch gehabt hätten, wäre unsere Aufgabe sehr viel einfacher gewesen! Es ist das inspirierendste, hilfreichste und gründlichste Buch, das wir je zu diesem Thema gelesen haben. Es ist nicht die Art von Buch, die nur deinen Kopf mit Informationen füllt, sondern ein Buch, das ein Feuer der Inspiration in deinem Herzen entfacht. Du könntest es jemandem geben, der gerade erst zum Glauben gekommen ist, und er oder sie würde sofort in die Lage versetzt, auf Gottes Stimme zu hören. Oder du könntest es jemandem geben, der schon viele Jahre mit Gott unterwegs ist, und er oder sie würde angeregt und herausgefordert werden, ihn auf noch tiefere Weise zu hören. Der Leib Christi wartet schon sehr lange auf dieses Buch.

Jonathan und Melissa Helser, Musiker und Begründer einer christlichen Künstlerkommunität

Vorwort von John Mark Comer

Sollte es einen Gott geben …

Und sollte dieser Gott kein abstraktes Konzept sein, keine diffuse Macht oder ein endloses Meer der Energie, sondern eine persönliche, lebendige Gemeinschaft dreieiniger Liebe …

Und sollte dieser Gott, der selbst Beziehung ist, durch Liebe motiviert sein und Menschenform angenommen haben …

Wenn er in Jesus – einem Rabbi, einem Lehrer aus Nazareth – Fleisch und Blut annahm …

Wenn er Jünger berief, ihm nachzufolgen – Schüler, Lehrlinge –, die zu seinen Füßen saßen, seiner Lehre zuhörten und lernten, all das zu sagen und zu tun, was er sagte und tat …

Und sollte dieser Jesus, als er zum Vater zurückkehrte, seinen Geist ausgegossen haben, damit dieser überall auf der Welt und für alle Zeit mit allen Christen ist …

… dann ist der Kern von allem, was im Leben wichtig ist, mit Sicherheit, dass wir lernen, die Stimme dieses Gottes zu hören!

Vor vielen Jahren sagte einmal ein Mentor zu mir: «Zu lernen, die Stimme Gottes zu hören, ist die wichtigste Aufgabe eines Jüngers von Jesus.» Vor Kurzem sagte mir ein anderer erfahrener Lehrer: «Die Grundhaltung eines Jüngers von Jesus ist, zu seinen Füßen zu sitzen und zuzuhören.» Die gleiche Wahrheit, unterschiedlich formuliert.

Und doch: Wie soll das gehen? Ich wache nicht jeden Morgen auf und habe eine E-Mail von Gott im Postfach. Und du wahrscheinlich auch nicht, oder? Ich bekomme keine überirdische Textnachricht, wenn ich eine wichtige Entscheidung treffen muss, und ich höre auch keine laute Stimme vom Himmel, wenn ich verunsichert bin.

Hier kommt mein Freund Pete Greig ins Spiel. Vielleicht ist es ein bisschen anmaßend, ihn meinen Freund zu nennen. Er ist es durchaus, aber ich sehe ihn viel mehr als eine Art Bergführer, einen spirituellen Sherpa für die luftigen Höhen des Königreiches Gottes, ein lebendiges Bild der Art von Christ, zu dem ich im Laufe der Jahre heranreifen möchte.

Und Pete hat einfach das beste Buch geschrieben, das ich je gelesen habe, über das Wichtigste, was du jemals tun kannst – nämlich zu lernen, wie man Gott hört.

Pete nennt dieses Buch «einen einfachen Ratgeber für normale Menschen». Und was er schreibt, ist tatsächlich einfach und flüssig zu lesen, aber das heißt nicht, dass es sich hier um ein banales Thema handeln würde. Dieses Buch ist entwaffnend weise, tiefgründig und aufschlussreich.

Mit seinem außergewöhnlichen Wissen über die Geschichte der Kirche rund um den Globus überwindet Pete das christliche Stammesdenken unserer Zeit (charismatisch, nicht-charismatisch, reformiert, methodistisch, anglikanisch, täuferisch, konservativ, progressiv und so weiter). Er verwurzelt uns in etwas weitaus Älterem, gänzlich Unveränderlichem, Zeitlosem. In dem, was die frühen Christen «den Weg» nannten. Diese alte Beschreibung des Christentums (die übrigens älter ist als der Begriff «Christentum» selbst) ist das Gegenmittel für die meisten Leiden der modernen Kirche. Das Heilmittel für unsere Gebrechen.

Die Zukunft ist uralt.

Das Zeitlose ist zeitgemäß.

Und Gottes Stimme zu hören, ist der Schlüssel zu allem.

Dieses Buch in fünf Minuten

Der Weg nach Emmaus

Und siehe, zwei von ihnen gingen an demselben Tag zu einem Dorf namens Emmaus …

Lukas 24,13 (SLT 2000)

Dieses Buch ist eine einfache Anleitung für etwas, das gleichzeitig verblüffender und verwirrender ist als alles, was du jemals lernen wirst: Die Bibel sagt, dass du geschaffen wurdest, um eine echte, kommunikative Beziehung mit Gott zu genießen. Seine Stimme zu hören, ist somit die natürlichste Sache der Welt. (Und wahrscheinlich tust du das schon öfter, als dir bewusst ist.) Aber wann immer Gottes Wort verdreht, missbraucht oder ignoriert wird, kann das auch erschüttern und wehtun.

Das ganze folgende Buch hindurch will ich mit dir eine der schönsten Geschichten der Bibel betrachten: Die Begegnung des auferstandenen Christus mit den Zweien auf dem Weg nach Emmaus ist ein Meisterkurs für alle, die lernen wollen, seine Stimme zu hören. Und das nicht nur, weil sie so viele der Arten, auf die Gott spricht, illustriert, sondern weil die beiden Jesusnachfolger in der Geschichte immer wieder so konsequent und so beruhigend danebenliegen.

Kapitel 1: Gottes Wort in und durch Jesus hören

Während sie sich unterhielten und nachdachten, kam Jesus selbst hinzu und ging mit ihnen.

Lukas 24,15

Jesus ist der menschgewordene Klang von Gottes Stimme. Er ist buchstäblich das «lebendige Wort Gottes». Deshalb ist Gottes Stimme zu hören viel weniger eine Fähigkeit, die wir meistern müssten, sondern vielmehr ein Meister, dem wir begegnen müssen. All die anderen Wege, über die Gott kommuniziert – durch die Bibel, Prophetie, Träume, Visionen und so weiter –, kommen von Jesus und deuten wieder auf ihn hin. In der Tat liest du diese Zeilen wahrscheinlich deshalb, weil sich der verborgene Christus dir nähert, genau wie er es bei den beiden Jüngern auf der Straße nach Emmaus tat. Er lädt dich ein, dich auf eine langsame, tiefgehende Entdeckungsreise zu begeben, die dein Leben verändern wird.

Kapitel 2: Gottes Wort in der Bibel hören

Und er fing an bei Mose und allen Propheten und legte ihnen aus, was in allen Schriften von ihm gesagt war.

Lukas 24,27 (LUT)

Kapitel 3: Gottes Wort im Gebet hören: Lectio divina

Brannte nicht unser Herz in uns, da er … uns die Schrift öffnete?

Lukas 24,32 (LUT)

In diesem Kapitel gehen wir vom Lesen der Bibel zum Beten der Bibel über, und zwar durch eine antike Form des hörenden Gebets – die sogenannte Lectio divina. Durch den Einsatz von Vorstellungskraft und Meditation kann die Lectio divina ein «Feuer in unserem Herzen» entfachen und dafür sorgen, dass in vertrauten Texten neue Offenbarungen zu flackern beginnen. Die vier traditionellen Schritte der Lectio divina – lectio, meditatio, oratio und contemplatio – werden hier vereinfacht durch die englische Abkürzung P. R. A. Y. ausgedrückt: Pause (Innehalten), Read & Reflect (Lesen & Nachdenken), Ask (Bitten) und Yield (Hingeben).

Kapitel 4: Gottes Wort durch Prophetie hören

Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete auf dem Wege …?

Lukas 24,32 (LUT)

Das Neue Testament verwendet zwei verschiedene griechische Begriffe, um das Wort Gottes zu beschreiben: logos und rhēma. Logos bezieht sich auf die Formen, die wir bisher betrachtet haben: Gottes lebendiges Wort in Jesus (Kapitel 1) und Gottes geschriebenes Wort in der Bibel (Kapitel 2 u. 3). Doch der andere Begriff, rhēma, beschreibt Gottes lebendiges, aktives Wort durch prophetisches Reden im Hier und Jetzt. Wie der Apostel Paulus schreibt: «Wer aber prophetisch redet, der redet zu Menschen zur Erbauung und zur Ermahnung und zur Tröstung» (1. Korinther 14,3; LUT). In diesem Kapitel nenne ich einige Schlüssel, die dir helfen sollen, in dieser wichtigen geistlichen Gabe zu wachsen, und einige einfache Grundsätze für den angemessenen Umgang damit.

Kapitel 5: Gottes Flüstern hören

Jesus selbst kam hinzu und ging mit ihnen. Aber sie – wie mit Blindheit geschlagen – erkannten ihn nicht.

Lukas 24,15–16

Wir kommen von Gottes Wort (seiner äußerlich wahrnehmbaren Stimme) zu Gottes Flüstern (seiner innerlich wahrnehmbaren Stimme). Und damit kommen wir zum Kern des Problems, das viele Christen damit haben, Gott zu hören – nämlich ihren Vorstellungen davon, wie Gott klingt und wie er ihrer Meinung nach reden sollte. Seine Stimme ist relativ einfach zu hören, wenn sie uns laut und deutlich erreicht – durch eine Begegnung mit Jesus (Kapitel 1), durch die Bibel (Kapitel 2 und 3) und durch übernatürliche prophetische Rede (Kapitel 4). Aber sie ist weniger leicht zu erkennen, wenn sie – wie es meistens der Fall ist – flüsternd daherkommt, wie ein stilles, sanftes Sausen (1. Könige 19,12).

Kapitel 6: Gottes Flüstern in Träumen und im Unbewussten hören

Da wurden ihre Augen geöffnet, und sie erkannten ihn. Und er verschwand vor ihnen.

Lukas 24,31 (LUT)

Eine der wichtigsten Ebenen, auf denen Gott in der Bibel mit den Menschen kommuniziert, ist die des Unbewussten und der Intuition. Und so spricht er auch heute noch. Dieses Kapitel bietet praktische Ratschläge für all diejenigen, die Gott in ihren Träumen hören wollen, und betont, wie wichtig es ist, auf das eigene Gewissen zu achten – ein wesentliches, aber nicht unfehlbares Sprachrohr für den Heiligen Geist. Außerdem beschäftigen wir uns mit dem ignatianischen Tagesrückblick, dem sogenannten Examen – einem effektiven Werkzeug, um sich mit seiner eigenen inneren Welt zu verbinden.

Kapitel 7: Gottes Flüstern in Gemeinschaft, Schöpfung und Kultur hören

Als er mit ihnen zu Tisch saß, nahm er das Brot, dankte, brach’s und gab’s ihnen. Da wurden ihre Augen geöffnet.

Lukas 24,30–31 (LUT)

Die Emmausgeschichte ist ein unausweichliches Beispiel dafür, wie Gott durch die konkreten Gegebenheiten von Gemeinschaft, Schöpfung und Kultur spricht. Als Jesus geboren wurde, stand Gottes Volk bereits sein Wort in der Bibel zur Verfügung (zumindest der hebräische Teil, den wir das Alte Testament nennen), aber das war eindeutig nicht genug. Sie hatten auch sein Wort durch Propheten und Prophezeiungen, aber auch das war nicht genug. Sie kannten Gottes Flüstern wie in Elias Gottesbegegnung, in ihrem Gewissen, in Träumen und Visionen. Tatsächlich waren sie mit fast jeder Form göttlichen Redens, die wir bisher in diesem Buch untersucht haben, vertraut. Aber nichts davon war genug. Letztlich musste Gottes Wort Fleisch werden – nicht in einem Buch, sondern in einem Körper, nicht nur mystisch im Himmel, sondern materiell «unter uns» (Johannes 1,14). Es gibt keinen Aspekt von Gottes Schöpfung, durch den er nicht sprechen könnte oder sprechen würde. Deshalb geht es in diesem Kapitel darum, die Stimme Gottes in unserem ganzen Leben zu erkennen – nicht nur im religiösen Kontext, sondern auch in den Realitäten der Gemeinschaft, der Schöpfung und der Kultur.

Kapitel 8: Das Wort, das Flüstern und der Weg

Nun erzählten die beiden, was auf dem Weg nach Emmaus geschehen war …

Lukas 24,35

Es dauerte etwa drei Stunden, bis der Groschen endlich fiel und die beiden aus Emmaus erkannten, dass sie das personifizierte, lebendige Wort Gottes zu Gast hatten. Aber in dem Moment, als ihre Augen und Ohren geöffnet wurden, war ihre Reaktion ein deutliches «Ja!». Aus Hören wurde Tun. Sie eilten sofort aus dem Haus und warteten nicht bis zum Morgen. Sie gingen die elf Kilometer nach Jerusalem zurück, wo sie die Jünger fanden und ihnen «erzählten, was … geschehen war» (Lukas 24,35). Das ist das Muster, dem wir folgen: Je mehr wir «Ja» zu Jesus sagen, desto vertrauter und kostbarer wird seine Stimme. Und schließlich werden wir, am Ende der Straße, am Ende des Tages, am Ende unseres Lebens, wenn die Sonne untergeht, zurückblicken und vor Staunen und Freude flüstern: «Brannte nicht unser Herz in uns, als er mit uns redete?»

Jesus ist der menschgewordene Klang von Gottes Stimme. Er ist buchstäblich das «lebendige Wort Gottes». Deshalb ist Gottes Stimme zu hören viel weniger eine Fähigkeit, die wir meistern müssten, sondern vielmehr ein Meister, dem wir begegnen müssen. All die anderen Wege, über die Gott kommuniziert – durch die Bibel, Prophetie, Träume, Visionen und so weiter –, kommen von Jesus und deuten wieder auf ihn hin. In der Tat liest du diese Zeilen wahrscheinlich deshalb, weil sich der verborgene Christus dir nähert, genau wie er es bei den beiden Jüngern auf der Straße nach Emmaus tat. Er lädt dich ein, dich auf eine langsame, tiefgehende Entdeckungsreise zu begeben, die dein Leben verändern wird.

1Gottes Wort in und durch Jesus hören

Jesus selbst [kam] hinzu und ging mit ihnen.

Lukas 24,15

Rings um euch liegt die weite Welt: Ihr mögt euch einzäunen, aber euer Zaun wird sie nicht fern halten.2

J. R. R. Tolkien

Und so beginnt nun das große Abenteuer.

Nichts ist so aufregend und so wunderbar wie die menschliche Fähigkeit, Gottes Stimme zu hören. Aus genau demselben Grund hat sie aber auch – mehr als viele andere Dinge – das Potenzial dazu, Verwirrung zu stiften und Leid zu verursachen, wenn sie von Menschen instrumentalisiert, missbraucht oder ignoriert wird.

Vielleicht hast du dieses Buch deshalb in die Hand genommen. Du willst in deiner Fähigkeit wachsen, Gottes Stimme zu erkennen, weil dir bewusst ist, dass dies der Schlüssel zu allem anderen im Leben eines Christen sein muss. Es ist die eine Sache, ohne die all das Gerede von einer echten, kommunikativen Beziehung zum Herrn nur heiße Luft ist. Denn, wie es Teresa von Ávila schon vor fünf Jahrhunderten sagte: «Gebet ist nichts anderes als Freundschaft mit Gott.»3 Es ist einfach, aber es ist nicht leicht.

Während ich diese Worte schreibe, versuchen manche selbsternannten Propheten, ihre Spuren zu verwischen, nachdem sie das Ergebnis einer gewissen Präsidentschaftswahl falsch vorhergesagt haben. Gleichzeitig toben immer noch dieselben alten Grabenkämpfe zwischen Menschen mit gegensätzlichen Standpunkten, die jeweils behaupten, Gottes wahre Meinung zu allem zu kennen – von Pandemien und Humangenetik bis hin zur Geopolitik des Nahen Ostens.

Und leider ist dies für viele auch ein schmerzhaftes persönliches Thema: Wer wurde nicht schon einmal verletzt durch eine fehlgeleitete Berufung auf Gottes Wort – ob durch einen manipulativen Elternteil, durch die selbstgefälligen Äußerungen eines überheblichen Predigers oder durch eine arme, verwirrte Seele wie die jener wildfremden Frau, die mich eines Tages am Ende eines Gottesdienstes darüber informierte, dass Gott ihr befohlen hätte, mich zu heiraten.

Und so scheint es mir sowohl natürlich als auch notwendig, meinem letzten Buch über das Reden mit Gott4 ein Buch über das Hören auf Gott folgen zu lassen. Hier haben wir nun die andere Seite des Gesprächs. Der Teil, bei dem wir aufhören, über Gott, vor Gott oder sogar zu Gott zu sprechen, und tatsächlich anfangen, mit ihm zu sprechen.

♦ ♦ ♦

Höre, Israel, der Herr ist unser Gott, der Herr ist einer. Und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft.

5. Mose 6,4–5 (LUT)

Das wichtigste Gebet im Judentum beginnt mit diesem einen Wort: «Höre!» Die alttestamentlichen Verse aus 5. Mose 6,4–9, bekannt als Schma Jisrael (wörtlich «Höre», «Horche» oder «Gib acht, Israel»), wurden von den Rabbinern und von Jesus selbst als der Kern des Gesetzes angesehen. Das Schma Jisrael galt als das wichtigste von allen Geboten und somit als höchste Priorität für die gesamte Menschheit.5 Es bringt zum Ausdruck, dass wir lernen müssen, zuzuhören, bevor wir Gott mit ganzem Herzen, ganzer Seele und ganzer Kraft lieben können. Nur unter diesem Vorzeichen erschließt sich uns der Sinn des Lebens.

Unsere geistlichen Vorfahren schätzten diese Verse so sehr, dass sie sie in den Gebetsriemen an ihren Köpfen und Händen trugen. Tag für Tag und von Generation zu Generation erinnerten diese Worte sie daran, auf Gott zu hören. «Höre», beteten sie zweimal täglich und rezitierten das Schma Jisrael als Herzstück ihrer Morgen- und Abendgottesdienste. «Höre», sagten sie ihren Kindern und brachten ihnen bei, diese Worte beim Zubettgehen zu beten. «Höre», hauchten sie mit ihrem letzten Atemzug und beteten das Schma Jisrael als ihre letzten Worte.

Gottes Stimme zu hören – sein äußerlich wahrnehmbares Wort und sein Flüstern in unserem Innern – ist das Wichtigste, was du jemals lernen wirst. Das ist keine Übertreibung. Gott zu hören ist nichts, was marginal wäre; es ist ein zentraler Bestandteil der Menschheitsgeschichte. Es ist auch kein optionales Extra für Mystiker oder diejenigen, die zufällig besonders spirituell veranlagt sind. Gott zu hören ist ein wesentlicher Bestandteil dessen, wozu du und ich geschaffen wurden. Ohne diese Fähigkeit fehlt uns der Kitt, der alles zusammenhält. Aber wenn wir lernen, Gottes Wort zu lieben – es zu hören und ihm zu gehorchen –, dann findet alles seinen richtigen Platz. Wie Jesus sagt: «Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht» (Matthäus 4,4; LUT).

♦ ♦ ♦

Zischend schloss sich die Tür und ich ließ mich auf meinem Sitzplatz nieder, während der Zug langsam den Bahnhof verließ. Wir nahmen allmählich Fahrt auf, bis die vertrauten Straßen vor dem Fenster zu einem verschwommenen Häusermeer wurden, das auf dem Weg nach London an uns vorbeirauschte.

Das Abteil war vollgestopft mit Menschen, aber niemand sprach. Ich stieß einen kleinen zufriedenen Seufzer aus und steckte mir ein Paar weiße Kopfhörer in die Ohren. Ich scrollte zu einem Podcast der Kognitions- und Neurowissenschaftlerin Dr. Caroline Leaf, drückte auf Play und freute mich darauf, mich in Ruhe in ein paar neue Ideen zu vertiefen.

Das Rattern der Schienen wurde immer lauter und ich regelte die Lautstärke hoch, um besser verstehen zu können. Ich bemerkte, dass die Dame, die mir gegenübersaß, etwas sagen wollte, und für einen kurzen, grässlichen Moment dachte ich, sie wolle sich mit mir unterhalten. Ich lächelte hilflos, formte mit meinen Lippen das Wort «Sorry» und deutete dabei auf meine Kopfhörer. Sie zuckte ebenfalls mit den Schultern und widmete sich wieder ihrem Taschenbuch. Ich stellte den Podcast noch etwas lauter.

Dr. Leaf interviewte eine Frau, die ein so extremes Trauma erlitten hatte, dass bei ihr eine vorzeitige Menopause durch Eierstockversagen ausgelöst worden war. Aber sie hätte gelernt, viele der typischen Symptome der Wechseljahre zu mildern, indem sie ihren Stresspegel sorgfältig überwachte, sagte sie. Dr. Leaf fragte nach, wie das gehen würde, und die Frau erklärte ohne Umschweife, wie man den pH-Wert seines eigenen Urins testete.

Ein wenig nervös blickte ich die Dame gegenüber an. Der Zug hatte nun seine volle Geschwindigkeit erreicht. Es regnete in Strömen. Die Regentropfen prasselten wie kleine Steinchen gegen das Fenster und rannen in waagerechten Streifen über die schmutzige Scheibe. Der Lärm war wirklich beachtlich, also drehte ich den Ton so weit wie möglich auf.

Erst als ich anfing, meine Sachen zusammenzupacken, um auszusteigen, kam die schreckliche Wahrheit ans Licht: Meine Kopfhörer waren die ganze Zeit über nicht mit meinem Telefon verbunden gewesen. Fast zwanzig Minuten lang hatte ich das ganze Zugabteil auf maximaler Lautstärke mit Dr. Caroline Leafs Gedanken über Stimmungsschwankungen, Gedächtnisprobleme und die Menopause beschallt. Derjenige, der die detaillierten Hinweise des Interviewgastes zur Kunst der persönlichen Urinprobe am schlechtesten hören konnte, war leider ich gewesen! Mit Ausnahme der irritierten Dame gegenüber hatten alle um mich herum so getan, als würden sie nichts merken – sie waren allesamt zu höflich (typisch britisch!) gewesen, um sich zu beschweren.

Dies ist ein einfaches Buch für normale Menschen darüber, wie man mitten im Lärm und Geschrei des Alltags «auf Empfang stellen» kann, um die Stimme Gottes deutlicher zu hören. Es ist, anders gesagt, eine einfache Anleitung für eines der verblüffendsten und gleichzeitig verwirrendsten Dinge, die du jemals lernen wirst.

Verblüffend, weil, nun ja, was könnte erstaunlicher sein? Mit den drei Wörtern «Es werde Licht» (auf Hebräisch sind es sogar nur zwei Wörter) schuf Gott mehr als hundert Milliarden Galaxien (1. Mose 1,3). «Nur ein Wort sprach er, und der Himmel wurde geschaffen, Sonne, Mond und Sterne entstanden, als er es befahl» (Psalm 33,6). Was um alles in der Welt könnte passieren, wenn er – auch nur ein paar Worte – zu mir spricht?

Aber gleichzeitig ist die Sache auch verwirrend, weil Gott zum größten Teil nicht akustisch hörbar spricht, so wie wir miteinander reden. Das bedeutet, dass wir das, was er sagt, leicht missverstehen, falsch interpretieren oder sogar ganz verpassen können.

Im Allgemeinen liegt das nicht daran, dass Gott nicht kommunizierte, und normalerweise ist das Problem auch nicht, dass uns die Fähigkeit zum Hören fehlen würde Vielmehr ist es so wie bei mir auf dieser Zugfahrt: Wir werden allzu leicht von der unmittelbaren, engen Verbindung getrennt, abgelenkt oder abgebracht, für die wir eigentlich geschaffen wurden. Es ist eine Trennung, die – wie es die anglikanische Abendmahls-Liturgie ausdrückt – «durch Nachlässigkeit, Schwäche und unser eigenes vorsätzliches Verschulden» entsteht.

Falls sich das jetzt etwas mühselig anhört, mach dir bitte keine Sorgen. Wie gewohnt ist das Ganze bei Jesus erfrischend einfach, beziehungsorientiert und geerdet: «Meine Schafe hören auf meine Stimme», sagt er. «Ich kenne sie, und sie folgen mir» (Johannes 10,27). Mit anderen Worten, mach dir nicht zu viele Gedanken um hundert Milliarden Sonnensysteme oder gelegentliche peinliche Verbindungsfehler. Wenn selbst Schafe lernen können, die Stimme ihres Hirten zu erkennen, kannst du das auch!

Das ist etwas für jeden. Jesus wird am Jüngsten Tag sicherlich nicht deinen Taufschein prüfen oder deine Fähigkeit testen, das Glaubensbekenntnis aufzusagen. Seine Freunde wird man, wie er in diesem Vers sagt, an zwei einfachen Dingen erkennen: an ihrer Fähigkeit, seine Stimme zu erkennen, und ihrer Bereitschaft, ihm zu folgen.

Wenn du schon längere Zeit mit Christen zu tun hast, dann hast du wahrscheinlich schon mal jemanden ganz nüchtern sagen hören: «Oh, Gott hat mir dies und das gesagt» oder «Der Herr hat Folgendes zu mir gesprochen», als wäre es das Normalste auf der Welt. Und gewissermaßen ist es das auch, wie wir sehen werden. Aber versuch das mal bei deinem Hausarzt: «Frau Doktor, ich höre die Stimme von Jesus.» Oder vor Gericht: «Gott hat gesagt, ich soll das machen, Herr Vorsitzender.» Du wirst schneller Medikamente verschrieben bekommen oder eingebuchtet werden, als du «Halleluja!» rufen kannst.

Und doch haben viele der bedeutendsten Menschen, die jemals gelebt haben, unumwunden zugegeben, die Stimme Gottes zu hören – von George Washington Carver6, der als der afroamerikanische Vater der modernen Landwirtschaft bekannt ist, bis hin zu Florence Nightingale, der Mutter der modernen Krankenpflege. Kurz vor ihrem siebzehnten Geburtstag schrieb sie in ihr Tagebuch: «Gott sprach zu mir und rief mich in seinen Dienst. Welche Gestalt dieser Dienst annehmen sollte, machte die Stimme nicht deutlich.»7 Von Ben Carson, dem bahnbrechenden amerikanischen Neurochirurgen und ehemaligen Präsidentschaftskandidaten, der sich durch einen übernatürlichen Traum in die Medizin berufen fühlte,8 zu Dag Hammarskjöld, dem schwedischen Ökonomen, der den Friedensnobelpreis gewann und von John F. Kennedy als «der größte Staatsmann unseres Jahrhunderts» bezeichnet wurde.9 Vom genialen französischen Universalgelehrten Blaise Pascal10 bis hin zur entflohenen Sklavin und Vorreiterin in der Abschaffung der Sklaverei, Harriet Tubman11. Vom schottischen Olympioniken Eric Liddell, der Gottes Wohlgefallen spürte, wenn er lief, bis zum blinden englischen Dichter John Milton, der seiner Tochter jeden Morgen diktierte, was er in der Nacht zuvor von Gott eingegeben bekommen hatte.

Umfragen bestätigen immer wieder, dass die meisten Menschen in unseren vermeintlich säkularen westlichen Gesellschaften immer noch mit Gott interagieren.12 Wir unterziehen uns nicht einer Chemotherapie und denken: «Ich sollte wohl ein Gebet sprechen, aber das ist mir jetzt zu viel.» Meistens heißen wir Neugeborene nicht mit den Worten willkommen: «Siehe da, ein biologischer Zufall, der in ein bedeutungsloses Universum hineingeboren wurde.» Niemand hat jemals einen Vogelschwarm in der Abenddämmerung oder einen Sonnenuntergang auf stürmischer See beobachtet und geflüstert: «Wow, ich bin beeindruckt von meiner eigenen Pracht.» Menschen sind darauf angelegt, anzubeten. Du wurdest sorgfältig gemacht und mit der außergewöhnlichen Fähigkeit ausgestattet, mit Gott zu leben und mit ihm zu reden.

Tatsächlich sagt die Bibel, dass der höchste Sinn deines Lebens darin besteht, eine echte, kommunikative Beziehung zu einem unendlich liebenden göttlichen Wesen zu genießen. Das ist der Grund, warum du geboren wurdest. Und das ist zugleich auch der Grund, weshalb du Gottes Stimme heute bereits mit ziemlicher Sicherheit schon öfter hörst, als dir bewusst ist. Dein Vater im Himmel lädt dich ein, jeden Tag Zeit im entspannten Gespräch mit ihm zu verbringen, so wie Adam und Eva es im Garten Eden taten (1. Mose 3,8). Er möchte mit dir genauso vertraut und persönlich sprechen, wie er es mit Mose getan hat, «von Angesicht zu Angesicht … so wie Freunde miteinander reden» (2. Mose 33,11).

Gelegentlich wird Gott auf aufregende Weise durch Träume, Visionen und eine hörbare Stimme kommunizieren, so wie es der Apostel Petrus auf dem Dach in Joppe erlebte (Apostelgeschichte 10,9–20). Aber meistens wird er leise, mit einem «stillen, sanften Sausen» sprechen, wie es Elia auf dem Berg Karmel vernahm (1. Könige 19,12; LUT). Dabei wird Gott überraschend unspektakulär klingen, so wie damals, als der junge Samuel seine Stimme mit der des alten Mannes im Zimmer nebenan verwechselte (1. Samuel 3). Immer wieder wird er dich auf deiner Reise durch das Leben ein Stück weit begleiten, deine Seele anrühren und durch die Heilige Schrift zu dir sprechen. Er will sich dir offenbaren, wie er es gegenüber den beiden Jüngern auf dem Weg nach Emmaus tat, deren Geschichte wir in diesem Buch genauer betrachten möchten.

Die Begegnung auf dem Weg nach Emmaus

Am selben Tag gingen zwei Jünger nach Emmaus, einem Dorf elf Kilometer von Jerusalem entfernt. Unterwegs sprachen sie miteinander über die Ereignisse der vergangenen Tage. Während sie sich unterhielten und nachdachten, kam Jesus selbst hinzu und ging mit ihnen. Aber sie – wie mit Blindheit geschlagen – erkannten ihn nicht.

Lukas 24,13–16

So beginnt eine der bedeutendsten Kurzgeschichten, die je erzählt wurden. «Lerne, in dieser Geschichte zu leben», sagt der Theologe N. T. Wright, «und du wirst sie als unerschöpflich erfahren.»13 Als literarisches Werk ist sie ergreifend und tiefgründig. Als Lehrstück bietet sie zahlreiche Einblicke, wie Gott spricht (und wie wir ihm zuhören können). Und als eine Erzählung ist sie einfühlsam, humorvoll und voller Aaaahh-Momente, die einen staunen lassen.

Tatsächlich ist sie so elegant aufgebaut, dass einige Gelehrte sogar infrage stellen, ob sie überhaupt geschehen ist. Und deshalb, weil wir in den kommenden Kapiteln oft darauf zurückkommen werden, möchte ich mir einen Moment Zeit nehmen, um zu erklären, warum ich glaube, dass die Erzählung von den Emmausjüngern als eine tatsächliche, historische Begebenheit wörtlich genommen werden sollte.

Zuerst einmal wird uns gesagt, dass Jesus seinen Jüngern mindestens zehnmal nach seiner Auferstehung erschien, und dass sich eine dieser Erscheinungen vor einer großen Menge von etwa fünfhundert Menschen ereignete (1. Korinther 15,6). Bei so vielen Augenzeugenberichten, aus denen man wählen konnte, liegt es nahe, dass Lukas den eindrücklichsten und ergreifendsten auswählte, um ihn in sein Evangelium aufzunehmen, und natürlich bedeutet es auch, dass er – inspiriert vom Heiligen Geist – sein Bestes tat, die Geschichte gut zu erzählen. Nur ein sehr zynischer Blick auf die Welt würde einen dazu verleiten, die Wahrhaftigkeit eines Ereignisses infrage zu stellen, einfach weil es in sich bedeutungsvoll und dazu noch kunstvoll geschildert ist.

Zweitens beweist Lukas sowohl in diesem Evangelium als auch in seiner Apostelgeschichte immer wieder, wie sehr er sich zu einer präzisen Berichterstattung verpflichtet fühlt. Während sein Mitevangelist Johannes mit Chronologie, Poesie und bildlichen Ausdrucksformen spielt (und das mit großer Wirkung), bleibt Lukas ein entschiedener Chronist der Fakten. Warum sollte er eine so bedeutsame Begegnung erfinden?

Drittens gibt es eine Reihe wichtiger Details in dieser Geschichte, die sie besonders glaubhaft klingen lassen. Warum sollte Lukas zum Beispiel einem der Reisenden einen Namen geben und dem anderen nicht, wenn er die Geschichte doch frei erfunden hat? Und warum verschwindet Jesus, nachdem er das Brot gebrochen hat, ohne ein Sterbenswörtchen über Wein zu sagen? Wenn diese Geschichte (wie behauptet) zum Teil als Prototyp für die Abendmahlsfeier konstruiert worden wäre, hätte Lukas sich doch sicherlich an beide Elemente der Eucharistie erinnert!

Und es gibt noch ein weiteres interessantes Detail: Warum sollte er den relativ unbedeutenden Vorort Emmaus als Ziel der Jünger gewählt haben? Wäre es nicht interessanter gewesen, wenn sie zum Beispiel auf dem Weg nach Jericho gewesen wären, wo Josua zum ersten Mal das gelobte Land in Besitz nahm, wo erst vor Kurzem der blinde Bartimäus geheilt worden war und wo das Gleichnis vom barmherzigen Samariter spielte? Oder sie hätten nach Bethanien gehen können, wo Jesus nur wenige Tage zuvor mit Parfümöl gesalbt worden und wo Lazarus von den Toten auferstanden war. Daraus ließe sich doch mal eine gute Predigt machen! Aber nein, Lukas schreibt, dass die beiden etwa elf Kilometer nach Hause in eine obskure Kleinstadt gingen, die nirgendwo sonst in der Bibel erwähnt wird. Vermutlich tat er es deshalb, weil es einfach so war.

Und zuletzt ähnelt die Darstellung Jesu in dieser Geschichte auffallend den anderen Berichten, die wir von seinen Erscheinungen nach der Auferstehung haben. So wie Maria ihn früher am selben Tag für einen Gärtner hielt und wie sieben seiner engsten Freunde ihn einige Tage später am Ufer des Sees Genezareth nicht wiedererkannten, so gelingt es auch hier auf dem Weg nach Emmaus den Wandernden nicht, den Herrn zu erkennen. Anscheinend hatte sich sein Aussehen in irgendeiner Form verändert. Aber auch die Art, wie Jesus spricht, stimmt mit den anderen biblischen Berichten überein: Immer wieder nähert sich der Auferstandene seinen Freunden mit herausfordernden Fragen. Er begrüßt Maria mit den Worten: «Frau, warum weinst du?» Er will von den Fischern am See Genezareth wissen: «Habt ihr keine Fische gefangen?» Er fragt Petrus beim Frühstück: «Liebst du mich?» Und hier, auf dem Weg nach Emmaus, tritt er an die Reisenden mit einer weiteren unbekümmerten Frage heran: «Worüber sprecht ihr da miteinander?» (Lukas 24,17).

Angesichts all dieser biografischen, stilistischen und sonstigen Übereinstimmungen gibt es keine innere Notwendigkeit, die Emmausgeschichte nur als Metapher zu verstehen. Im Gegenteil: Es gibt genügend Indizien, um sie als Tatsache zu akzeptieren. Das ist wichtig, weil eine wortwörtliche Interpretation der Geschichte davon Zeugnis gibt, dass hier eine tatsächliche, persönliche Begegnung mit dem lebendigen Herrn Jesus Christus stattfand und dass eine solche möglich ist. Es bedeutet: Jesus wird greifbar und verfügbar für uns alle. Ist das nicht aufregend?

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Tauchen wir nun also tiefer in diese Geschichte ein, die uns so viel über das Hören auf Gott zu lehren hat.

Es ist später Nachmittag und die Sonne geht langsam unter, die Schatten werden länger. Wir sprechen über die Schrecken dessen, was sich jüngst in Jerusalem zugetragen hat. Wir schleppen uns den Weg entlang, als ob die Welt untergegangen wäre. Und dann kommt da hinter uns einer mit leichten, federnden Schritten angelaufen, so als ob die Welt gerade erst ihren Anfang nehmen würde. Wir dämpfen unsere Stimmen und erwarten, dass er mit den üblichen Höflichkeitsfloskeln an uns vorbeigeht, aber stattdessen wird er langsamer und passt sich unserem Tempo an. Wie es scheint, will er reden.

Er fragte sie: «Worüber redet ihr denn so erregt unterwegs?»

Da blieben sie stehen und blickten ganz traurig drein, und der eine – er hieß Kleopas – sagte: «Du bist wohl der Einzige in Jerusalem, der nicht weiß, was dort in diesen Tagen geschehen ist?»

«Was denn?», fragte Jesus.

Weiß er es wirklich nicht? Können wir ihm trauen? Dies sind gefährliche Zeiten.

«Das mit Jesus von Nazaret», sagten sie. «Er war ein Prophet; in Worten und Taten hat er vor Gott und dem ganzen Volk seine Macht erwiesen. Unsere führenden Priester und die anderen Ratsmitglieder haben ihn zum Tod verurteilt und ihn ans Kreuz nageln lassen. Und wir hatten doch gehofft, er sei der erwartete Retter, der Israel befreien soll! Aber zu alledem ist heute auch schon der dritte Tag, seitdem dies geschehen ist!

Und dann haben uns auch noch einige Frauen, die zu uns gehören, in Schrecken versetzt. Sie waren heute früh zu seinem Grab gegangen und fanden seinen Leichnam nicht mehr dort. Sie kamen zurück und erzählten, sie hätten Engel gesehen, die hätten ihnen gesagt, dass er lebt. Einige von uns sind gleich zum Grab gelaufen und haben alles so gefunden, wie es die Frauen erzählten. Nur ihn selbst sahen sie nicht.»

Der Gesichtsausdruck des Fremden ist schwer zu interpretieren. Offensichtlich hat er Interesse an den Dingen, die wir erzählen, aber irgendwie scheint er nicht besonders beunruhigt, beeindruckt oder überrascht zu sein. Einmal scheint es sogar so, als müsse er ein Lachen unterdrücken (aber das kann nicht sein). Schließlich bleibt er stehen, schaut zum Himmel auf und stößt einen langen frustrierten Seufzer aus.

Da sagte [er] zu ihnen: «Was seid ihr doch schwer von Begriff! Warum rafft ihr euch nicht endlich auf zu glauben, was die Propheten gesagt haben? Musste der versprochene Retter nicht dies alles erleiden und auf diesem Weg zu seiner Herrschaft gelangen?» Und Jesus erklärte ihnen die Worte, die sich auf ihn bezogen, von den Büchern Moses und der Propheten angefangen durch die ganzen Heiligen Schriften.

Unser ganzes Leben lang haben wir diese Geschichten von Abraham und Mose gehört, aber die Art und Weise, wie er sie uns jetzt erzählt, entfacht etwas Unbeschreibliches in unseren Herzen: eine Erkenntnis nach der anderen, die wir noch nie zuvor gehört haben. Zu Fuß braucht man ein paar Stunden von Jerusalem nach Emmaus (drei, wenn man müde ist und sich unterhält, so wie wir). Aber ehe wir’s uns versehen, sind wir zu Hause, die Sonne ist untergegangen und die Nacht bricht herein.

Inzwischen waren sie in die Nähe von Emmaus gekommen. Jesus tat so, als wollte er weitergehen. Aber sie ließen es nicht zu und sagten: «Bleib doch bei uns! Es geht schon auf den Abend zu, gleich wird es dunkel!» Da folgte er ihrer Einladung und blieb bei ihnen.

Zuerst werden natürlich die Füße unseres Gastes gewaschen, und danach schaut er die Dienerin mit einer Dankbarkeit an, die in keinem Verhältnis steht zu der kleinen Pflichterfüllung. Mittlerweile erfüllt der Duft von frischem Brot das Haus, die Lampen flackern und unser bester Wein wartet schon. Eifrig begeben wir uns an den Tisch, aber noch bevor ich das Tischgebet sprechen kann, übernimmt unser Gast die Führung:

Als er dann mit ihnen zu Tisch saß, nahm er das Brot, sprach das Segensgebet darüber, brach es in Stücke und gab es ihnen. Da gingen ihnen die Augen auf und sie erkannten ihn. Aber im selben Augenblick verschwand er vor ihnen. Sie sagten zueinander: «Brannte es nicht wie ein Feuer in unserem Herzen, als er unterwegs mit uns sprach und uns den Sinn der Heiligen Schriften aufschloss?»

Das Feuer, das auf dem Weg in unseren Herzen entzündet wurde, verzehrt uns jetzt ganz und gar. Mit unseren eigenen Augen haben wir ihn gesehen! In unserem eigenen Haus haben wir ihn beherbergt! Plötzlich sind wir wacher, erstaunter, lebendiger als je zuvor. Eilends ziehen wir unsere Mäntel an, von Müdigkeit keine Spur, und treten in die Nacht hinaus.

Und sie machten sich sofort auf den Rückweg nach Jerusalem. Als sie dort ankamen, waren die Elf mit allen Übrigen versammelt und riefen ihnen zu: «Der Herr ist wirklich auferweckt worden! Er hat sich Simon gezeigt!» Da erzählten sie ihnen, was sie selbst unterwegs erlebt hatten und wie sie den Herrn erkannten, als er das Brot brach und an sie austeilte.

Lukas 24,17–35 (GNB)

Gottes Reden und sein ultimatives Wort

Die Begegnung auf dem Weg nach Emmaus ist, wie es N. T. Wright sagt, nicht nur «eine wunderbare, einzigartige, faszinierende Geschichte», sondern auch «ein Modell für einen Großteil dessen, worum es, damals wie heute, beim Christsein geht».14 Hier entdecken wir den verborgenen Christus, der uns auf unserer Reise durch das Leben begleitet. Und hier werden wir daran erinnert, dass wir ihn aktiv in unsere Fragen, unsere Beziehungen und unser Zuhause einladen müssen. Hier fangen unsere Herzen Feuer und wird die Heilige Schrift lebendig. Hier geht er mit uns und spricht mit uns, beantwortet geduldig unsere Fragen, richtet unser Denken neu aus und lehrt uns beten. Hier am Tisch teilen wir das Brot und den Wein, erinnern uns an seinen Tod und erkennen die Realität seiner Auferstehung direkt vor unseren Augen. Und von hier treibt es uns hinaus in die Dunkelheit, als Zeugen der Wunder, die wir gesehen haben.

Vor allem aber ist die Emmausgeschichte ein Musterbeispiel in Sachen Gebet. Es mag merkwürdig erscheinen, aber diese wenigen Verse erlauben einen tieferen Einblick in die Art und Weise, wie Gott redet und wie wir sein Reden hören sollen, als sonst irgendein Text in den Evangelien. In weniger als zwanzig Versen kommuniziert Jesus auf mindestens fünf verschiedene Arten: im Gespräch, «als sie so miteinander sprachen und alles hin und her überlegten»; exegetisch, als er «ihnen die Worte, die sich auf ihn bezogen, … durch die ganzen Heiligen Schriften» erklärte; sakramental, als er «das Brot nahm, das Segensgebet darüber sprach, es in Stücke brach und es ihnen gab»; prophetisch, als «ihnen die Augen aufgingen»; und innerlich, als er direkt zu ihrem Herzen redete und es «brannte … als er unterwegs mit [ihnen] sprach».

Dies ist keine vollständige Liste all der möglichen Arten, auf die Gott sich uns Menschen mitteilt (es tauchen hier zum Beispiel keine Träume auf, keine Engelserscheinungen, keine sprechenden Esel und so weiter). Dennoch bilden diese fünf Punkte eine solide Grundlage, damit wir uns im weiteren Verlauf des Buches gründlich mit dem Thema «Hören auf Gott» auseinandersetzen können.

Bemerkenswert ist auch, dass die Geschichte zutiefst mit dem übereinstimmt, was wir selbst aus unserer Erfahrung als Christen kennen: Es ist nun mal eine Tatsache, dass eine solch dramatische Begegnung mit Christus, wie Paulus sie auf der Straße nach Damaskus hatte – mit gleißendem Licht und einer dröhnenden Stimme –, eher die Ausnahme darstellt. Für jeden Menschen, der so etwas erlebt, gibt es hunderte andere, die Jesus langsam und leise begegnen, inkognito wie auf der Straße nach Emmaus – durch die Freundschaft mit ihm, durch die Bibel und durch das gemeinsame Gespräch.

Ich habe behauptet, dass Gott in diesen zwanzig Versen auf fünf verschiedene Arten spricht. Aber die Liste wäre unvollständig ohne ihren wichtigsten Bestandteil: Die ultimative Art und Weise, wie sich Gott in dieser Geschichte offenbart, ist nicht durch die Bibel (wie manche Evangelikale überzeugt sind), noch durch das Brechen des Brotes (wie man als Sakramentalist meinen könnte), noch durch ein «Brennen im Herzen» (wie es die Kontemplativen vielleicht denken), sondern durch Jesus Christus selbst. Er ist das herausragende und endgültige Wort Gottes (Johannes 1,1), das jedes andere Wort, das Gott in unser Leben spricht, lebendig macht und definiert.

Auf dem Weg nach Emmaus sendet Jesus ausdrücklich keine Bibel, keinen Engel und auch keine spontane Offenbarung an die beiden, sondern macht sich die Mühe, ihnen persönlich zu erscheinen. Dabei nimmt er sich mindestens eine Stunde Zeit, um zu erklären, «was durch die ganze Schrift hindurch über ihn gesagt wird». Bei einer anderen Gelegenheit macht er deutlich, dass es möglich sei, «die Heilige Schrift [zu durchforschen], weil ihr meint, in ihr das ewige Leben zu finden». Aber dann fügt er hinzu: «Und tatsächlich weist gerade sie auf mich hin. Dennoch wollt ihr nicht zu mir kommen, um dieses Leben zu haben» (Johannes 5,39–40). An anderer Stelle bringt der Verfasser des Hebräerbriefes eine ähnliche Argumentation vor: «In der Vergangenheit hat Gott immer wieder und auf vielfältige Weise durch die Propheten zu unseren Vorfahren gesprochen. Doch jetzt, in dieser letzten Zeit, sprach Gott durch seinen Sohn zu uns» (Hebräer 1,1–2; Hervorhebung des Autors).

Das bedeutet, dass das Hören auf Gott in der Begegnung mit Jesus beginnt und endet. Wir verstehen die Bibel im Licht Jesu und nicht umgekehrt (mehr dazu im nächsten Kapitel). Jede andere Art und Weise, auf die Gott kommuniziert – und auf die wir ihn daher sprechen hören können –, kommt von Christus und deutet wieder auf ihn hin. Nichts ist wichtiger als eine persönliche Begegnung mit Jesus. Sie ist durch keine andere Sache auf dieser Welt zu ersetzen. «Es ist Christus selbst, nicht die Bibel, der das wahre Wort Gottes ist», schreibt C. S. Lewis. «Die Bibel, im richtigen Geist und unter der Anleitung guter Lehrer gelesen, wird uns zu ihm führen.»15

Manche Menschen werden sich nun unweigerlich Sorgen machen, eine solche Fokussierung auf Christus als das herausragende Wort Gottes könnte die Autorität der Bibel als Gottes Wort beeinträchtigen. Dabei ist das Gegenteil der Fall! Die Bibel ist die primäre Quelle, durch die wir sowohl die Absichten als auch die Persönlichkeit ihrer Hauptperson, Jesus Christus, kennenlernen. Und hier in der Geschichte von den Emmausjüngern zeigt sich uns ein dynamisches Bild von diesem Tanz zwischen Gottes Wort in der Bibel und seinem letzten Wort in Jesus: Sie deuten immer aufeinander hin. Unsere subjektiven persönlichen Begegnungen mit Jesus finden ihr Gegengewicht in der objektiveren Auseinandersetzung mit seinem Wort in der Bibel. Das eine funktioniert einfach nicht ohne das andere. Gott zu hören beginnt mit Christus und führt uns sofort zur Bibel, die uns wiederum auf ihn verweist.

Jede Offenbarung, die angeblich von Gott kommt, aber nicht nach Jesus klingt und uns nicht tiefer in die Beziehung mit Jesus drängt, ist daher grundsätzlich unchristlich – egal wie übernatürlich sie erscheint, wie tiefgründig sie klingt und in wie viele Bibelverse sie verpackt ist.

Die Vision ist Jesus

Vor vielen Jahren, zu Beginn der 24-7-Prayer-Bewegung, schrieb ich ein paar Worte an die Wand unseres ersten Gebetsraums, die sich unerwarteterweise auf der ganzen Welt ausbreiteten. Heute würden wir sagen, «sie gingen viral». Es war ein langes, ausuferndes Gebet/Gedicht/Wortschwall-Ding namens «The Vision», das so begann:

Da kommt doch dieser Typ zu mir und fragt: «Was ist die Vision? Worum geht es?» Ich mache meinen Mund auf und höre folgende Worte: «Die Vision? Die Vision ist Jesus! Unberechenbar, leidenschaftlich, unverwechselbar Jesus.»