Einfach Reisen - Thorsten Rottmann - E-Book

Einfach Reisen E-Book

Thorsten Rottmann

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Beschreibung

Zu Beginn wirft Thorsten Rottmann einen Blick auf die Anziehungskraft, die das Reisen seit langer Zeit auf uns Menschen ausübt und entwickelt auf dieser Grundlage seine Vorstellung von "Einfach Reisen". Er beschreibt seine persönliche Art des Nomadenlebens mit gezogenem Stecker, das sich in seinem alten Reisemobil abspielt, und lädt seine Leserinnen und Leser ein, sich gemeinsam mit ihm im Sinne von "Einfach Reisen" auf kleine Abenteuer zu begeben: einfach losfahren, einfach machen und nur das mitnehmen, was man wirklich braucht. Unterwegs den mobilen Alltag genießen und die Magie der besonderen Momente erleben, die in den vielen kleinen Dingen um uns herum auf ihre Entdeckung warten. Die Freiheit im Gepäck. Aller Anfang ist schwer. Das merkt auch Thorsten Rottmann schnell, als er eines Frühlings voller Vorfreude und Spannung Eigentümer seines alten Reisemobils wird, denn sein Start ins mobile Leben verläuft holprig und nicht so, wie man ihn sich vorstellt oder gar wünscht. Eine steile Lernkurve. Nach dem ersten Praxisschock schließen sich Roadtrips, vor allem im Süden Europas an, die voller faszinierender Eindrücke, überraschender Begegnungen und fesselnder Momente sind. Sie alle haben eines gemeinsam: Es sind vor allem die kleinen, leisen und auf den ersten Blick eher unscheinbaren und unspektakulären Dinge, die den Reiz des Unterwegsseins in einem Reisemobil ausmachen. "Einfach Reisen". Es sind genau diese kleinen Abenteuer, Auszeiten und Glücksmomente, die das Leben so ungemein bereichern. Sie sind Synonyme für Freiheit und Unabhängigkeit, die immer dann als Reisebegleiter mit im Gepäck sind, wenn man in einem Wohnmobil unterwegs ist. Der Autor zeigt einen praxisnahen Weg zum "Einfach Reisen" auf. Er erklärt in einem Überblick die Unterschiede zwischen den gängigen Reisemobiltypen, erläutert wichtige Begriffe rund um ein Wohnmobil und gibt eine Vielzahl praktischer und nützlicher Informationen für die Ausrüstung und Optimierung des eigenen fahrbaren Weggefährten. Abgerundet wird das Buch mit zehn goldenen Tipps für ein möglichst autarkes und nachhaltiges Unterwegssein im Sinne von "Einfach Reisen". Sie werden es lieben.

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Seitenzahl: 239

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Das Buch

Zu Beginn wirft Thorsten Rottmann einen Blick auf die Anziehungskraft, die das Reisen seit langer Zeit auf uns Menschen ausübt und entwickelt auf dieser Grundlage seine Vorstellung von Einfach Reisen. Er beschreibt seine persönliche Art des Nomadenlebens mit „gezogenem Stecker“, das sich in seinem alten Reisemobil abspielt, und lädt seine Leserinnen und Leser ein, sich gemeinsam mit ihm im Sinne von Einfach Reisen auf kleine Abenteuer zu begeben: Einfach losfahren, einfach machen, nur das mitnehmen, was man wirklich braucht. Unterwegs den mobilen Alltag genießen und die Magie der besonderen Momente erleben, die in den vielen kleinen Dingen um uns herum auf ihre Entdeckung warten. Die Freiheit im Gepäck.

Aller Anfang ist schwer. Das merkt auch Thorsten Rottmann schnell, als er eines Frühlings voller Vorfreude und Spannung Eigentümer eines alten Reisemobils wird, denn sein Start ins mobile Leben verläuft holprig und nicht so, wie man ihn sich vorstellt oder gar wünscht. Eine steile Lernkurve. Nach dem ersten Praxisschock schließen sich Roadtrips, vor allem im Süden Europas an, die voller faszinierender Eindrücke, überraschender Begegnungen und fesselnder Momente sind. Sie alle haben eines gemeinsam: Es sind vor allem die kleinen, leisen und auf den ersten Blick eher unscheinbaren und unspektakulären Dinge, die den Reiz des Unterwegsseins in einem Reisemobil ausmachen. Einfach Reisen. Es sind genau diese kleinen Abenteuer, Auszeiten und Glücksmomente, die das Leben so ungemein bereichern. Sie sind Synonyme für Freiheit und Unabhängigkeit, die immer als Reisebegleiter mit im Gepäck sind, wenn man in einem Wohnmobil unterwegs ist.

Der Autor zeigt einen praxisnahen Weg zum Einfach Reisen auf. Er erklärt in einem Überblick die Unterschiede zwischen den gängigen Reisemobiltypen, erläutert wichtige Begriffe rund um ein Wohnmobil und gibt eine Vielzahl praktischer und nützlicher Informationen für die Ausrüstung und Optimierung des eigenen fahrbaren Weggefährten. Abgerundet wird das Buch mit zehn goldenen Tipps für ein möglichst autarkes und nachhaltiges Unterwegssein im Sinne von Einfach Reisen. Sie werden es lieben.

Inhalt

Vorspann

Warum

Einfach Reisen

genau das Richtige für Sie ist!

Erfahren Sie, was

Einfach Reisen

so besonders macht

Unsere Liebe zur Natur ist die Grundlage

Wie die moderne Tourismusindustrie entstanden ist

Wie das Gehirn unser Reisen beeinflusst

Den Fallstricken des Pauschaltourismus entkommen ...

Die Magie des Reisens spüren ...

Wie kleine Abenteuer Ihren Alltag verändern ...

Einfach Reisen

: Ihre Freiheit im Gepäck

Von Bergen, Meer und Wind

Warum

Einfach Reisen

eine Frage der Geschwindigkeit ist ...

Leichtes Gepäck – Ihr schneller Weg zur Freiheit

Entdecken Sie das Geheimnis von

Einfach Reisen

!

Wie ich mit

Einfach Reisen

gelernt habe, glücklicher unterwegs zu sein

Premierenpech

Bella Italia

Unter der Sonne Griechenlands

Sizilianische Momente

Orte

Begegnungen

Leben

Meer

Wie Sie Ihr

Einfach Reisen

anpacken ...

Wohnmobilpioniere & Co.

5 gängige Reisemobile: Welcher Typ sind Sie?

Campingbusse

Kastenwagen

Alkovenmobile

Teilintegrierte

Vollintegrierte

Entdecken Sie, wie Sie Ihr Wohnmobil für Ihr

Einfach Reisen

ausrüsten

Ich packe meinen Koffer ...

Ihre Ausrüstung macht den Unterschied!

10 goldene Tipps für Ihr

Einfach Reisen

Die magische Zahl

Peripheres Reisen

Einfach Reisen

@Europa

Freistehen, Stellplatz & Co.

Safety First

Ihr Bauch ist Ihr bester Begleiter

Einhandfahren

Apps & Co.

Null Toleranz!

Kleine Rettungsringe

Lesenswertes: Noch mehr Anregungen für Sie!

Glossar: Wichtige Wohnmobilbegriffe kompakt!

Ortsregister: Wegpunkte meines

Einfach Reisen

Abspann

Danke!

Der Autor

Ebenfalls erhältlich ...

Vorspann

Oh Mann, jetzt gibt es sowas von auf die Mütze, voll auf die Zwölf – oder ist es gar schon komplett aus? Ich bin so was von enttäuscht, stinkesauer, logisch – in erster Linie auf mich selbst – und frage mich, ob das bereits das Ende ist, bevor es überhaupt losgegangen ist!? Keine Ahnung. Das sind derbe und heftige Worte, ja ich weiß, ich bin aber auch so ein Depp, ein solches Rindvieh, ein echter Vollpfosten, dass es diese Sätze rundweg auf den Punkt formulieren. Im Moment schießt mir allen Ernstes die Frage durch den Kopf, wie blöd ein einzelner Mensch sein kann! Idiotischerweise zu denken, dass ich mir ein altes Reisemobil zulege, ein paar Dinge einräume, den Kühlschrank fülle, mich reinsetze, und die ganze Sache geht, oder besser fährt ihren Gang. Vor allem aber würde ich gerne vor Wut laut losheulen. Zu denken, das Ding läuft, als wäre es nagelneu, ungebraucht, fabrikneu. Wie konnte das passieren? Was veranstalte ich überhaupt hier? Ist hier irgendwo eine Kamera versteckt und gleich kommt dieser semmelblonde Moderator, dieses dauergrinsende Honigkuchenpferd der gleichnamigen Fernsehsendung um die Ecke und feixt mich blöd an? Vor allem aber arbeitet in meinem Kopf die Frage, wie und ob es überhaupt weitergeht.

Ich stehe hier mitten im Rheinland, vor meinem geparkten Reisemobil und alles scheint den Bach runter zu gehen. Denn so sieht sie aus, meine erste kurze und vor allem subjektive Bilanz des mobilen Lebens:

Nach geschätzt 3.000 gefahrenen Kilometern, einmal quer über den Balkan aus dem Norden Griechenlands, nach einer ersten erfolgreichen Überquerung der Alpen, fühle ich mich fast schon ein bisschen wie Hannibal. Ja genau, der Karthager mit den Elefanten aus dem Geschichtsunterricht, der haarscharf das Römische Reich besiegte, bevor es so richtig aufzusteigen vermochte. (Keine Angst, die dunklen Erinnerungen verziehen sich bald wieder!) Alles, um meinen frisch erworbenen Reisebegleiter, meinen designierten Weggefährten und Fluchthelfer in Deutschland durch die TÜV-Untersuchung zu bringen, um ihn auf mich ummelden zu können. Dann das erste Fiasko, die erste kleine Katastrophe: Der Anlasser des Motors ist defekt – glatter Totalschaden. Wen wundert’s – selbstverständlich ohne jede Vorwarnung und konsequenterweise unterwegs. Ich habe nur kurz den Schlüssel abgezogen, nur kurz den Motor ausgeschaltet, um auf einem Autohof zu tanken und mir einen Kaffee zu holen. Danach bewegt er sich schlicht und einfach kein Stückchen mehr. Er gibt nicht einmal mehr ein leises Klacken von sich: Komplettverweigerung nennt man so etwas trefflich, Generalstreik im Nordwesten Europas!

Die Verbraucherbatterie des Aufbaus hat sich gleichfalls verabschiedet. Passiert von Zeit zu Zeit mal! Die Konsequenz aber ist, dass der Kühlschrank über Nacht den Gasbetrieb verweigert hat, da die elektronische Zündüberwachung der Gasflamme den Dienst quittiert hat. Sämtliche kulinarischen Mitbringsel aus Hellas sind entweder aufgetaut oder hochsommerlich temperiert. Alles ist gammelig und gehört entsorgt. Schöner Mist. Vor dem Kühlschrank im Wohnmobil steht eine beträchtliche Pfütze, die gleich auf den ersten Blick nichts Gutes verheißt.

Doch mit einer Wasserlache im Innenraum ist es nicht erledigt, warum auch. Denn der Frischwassertank ist ebenfalls leergelaufen, sein Inhalt hat sich komplett auf den Asphalt ergossen. Nichts ist mehr drin, da sich wegen der zu geringen Spannung der Batterie das Sicherheitsventil geöffnet hat und das Wasser aus dem Tank vollständig herausgeströmt ist. Geschätzte 80 Liter stehen unter dem Reisemobil, der kleine See ist gleich auf den ersten Blick zu erkennen. Die Pfütze des Tauwassers vor dem Kühlschrank harrt da noch auf ihre Entdeckung.

Doch das Allergrößte ist, dass der Schlüssel für den Aufbau im Schloss der Eingangstür abgebrochen ist. Okay, denkt man, passiert ebenfalls ab und an. Richtig. Wie dem auch sei, mir stehen trotzdem die Haare zu Berge. Denn gleichfalls alle anderen Schlösser des Aufbaus, die des großen und einzigen Staufaches unter dem Bett, das des Fachs für die Gasflaschen und auch das des Deckelverschlusses des Frischwassertanks, sie alle haben das gleiche Schließsystem und benötigen dementsprechend den identischen Schlüssel. Okay, ebenfalls kein Problem? Doch! Denn jetzt kommt’s. Ich komme nämlich an nichts mehr ran, an gar nichts! Denn ich Hornochse habe doch allen Ernstes nur einen einzigen (!) Schlüssel aus Griechenland mitgenommen, kein Ersatz, kein Back–Up weit und breit in Sicht! Kein Schlüssel im Portemonnaie oder sonst wo an einem geheimen Ort am Reisemobil. Kein Zugang mehr zu nichts! Wie blöd kann man sein!?

Meine Güte, welch eine Menge, welch eine fragwürdige Anhäufung dämlicher Anfängerfehler habe ich mir hier geleistet! Womöglich noch schmerzlicher, ich hab’ in allen Fällen erst gar nicht darüber nachgedacht, geschweige denn für irgendwelche Eventualitäten Vorsorge getroffen. Oh, Mann! Ich stehe hier vor meinem alten Bürstner und mir ist nach Heulen zumute ... Samma Leute, geht’s noch?

–––––

„Ein Optimist ist ein Mensch,

der die Dinge nicht so

tragisch nimmt wie sie sind.“

Karl Valentin

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Warum

Einfach Reisen

genau das Richtige für Sie ist!

Im ersten Abschnitt dieses Buches erfahren Sie, weshalb Sie das Thema Einfach Reisen anspricht und neugierig macht. Und warum Sie sich diesen Band gekauft haben, in den Sie sich jetzt im Moment vertiefen. Woher kommt dieses Unbehagen, wenn man als ein Pauschaltourist unter vielen in diesem oder jenem Urlaubsland unterwegs ist? Woher kommt dieser Wunsch, irgendetwas an seiner Art des Reisens zu verändern? Warum zieht es uns dennoch immer wieder in die Natur, nach draußen, wo liegen unsere Wurzeln? Und nicht zuletzt: Was macht Einfach Reisen so besonders?

Sie werden in einem kurzen Überblick erfahren, wie der moderne Massentourismus entstanden ist und wie er bis heute unser Bild von der Welt prägt. Genau an dieser Stelle setzt mein Konzept vom Einfach Reisen an. Klingt recht theoretisch und ist es ein Stück weit auch. Aber keine Angst, ich werde Sie nicht zu lange auf die Folter spannen, bevor es uns gemeinsam in die Wohnmobilpraxis zieht. Hoffe ich zumindest. Wie auch immer, die Grundgedanken dieses ersten Buchabschnitts bilden die Basis für unseren nächsten Schritt, der sich darum dreht, in vielerlei Hinsicht nur mit leichtem Reisegepäck unterwegs zu sein. Und wie sich das für Sie anfühlt. Am besten in einem Reisemobil. Für das Einfach Reisen bedarf es keiner weltumspannenden, monatelangen Abenteuerfahrten. Wem ist es schon vergönnt, einen ganzen Sommer lang unterwegs zu sein. Eine Nacht, ein Wochenende, zwei Wochen. Egal. Es gibt immer Zeit für ein kleines Abenteuer zwischendurch. Einfach los. Die Freiheit im Gepäck.

Erfahren Sie, was

Einfach Reisen

so besonders macht

„Adventure is a state of mind, a spirit of trying something new and leaving your comfort zone. It’s about enthusiasm, ambition, open-mindness and curiosity.“Alastair Humphreys

Unsere Liebe zur Natur ist die Grundlage

Vor mehr als einer Million Jahren begann es, als die ersten Menschen in die Ferne zogen. Klar, nicht in einem Wohnmobil, und schon gar nicht ich selbst – so alt bin ich dann doch nicht. Versteht sich. Logischerweise auch nicht in der Form, wie wir dem Tourismus in der heutigen Zeit begegnen. Aber das Unterwegssein, das Reisen wurde ins Rollen gebracht, und das stellt letztlich einen zentralen Bestandteil von Einfach Reisen dar. Die Sehnsucht nach Natur ist nicht erst seit heute weit verbreitet. Viele Deutsche wandern, klettern, schwimmen, segeln oder sind sonst in ihrer Freizeit auf die ein oder andere Art draußen. Eine nicht unwesentliche Anzahl Menschen engagiert sich im Naturschutz, ganz zu schweigen von denjenigen, die im eigenen Garten graben und pflanzen. Natur hat etwas Befreiendes. Sie holt uns aus erdrückender Isolation und der Beengtheit unseres Zuhauses. Berge, Meere und Seen formen einerseits eine Art Heimat und Vertrautheit, und doch sind sie anders, bilden eine eigene Welt mit spezifischen Regeln und Gesetzen. Wie sehr wir Menschen sie in unserem Leben trotz allem brauchen, spüren wir erst dann, wenn unsere Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkt sind.

Über den Daumen 10.000 Generationen lang, das ist der größte Teil der Geschichte unserer Art, lebten wir in kleinen Familienverbänden in der Natur, ständig draußen, ständig unterwegs auf der Suche nach Schutz, Nahrung und Beute. Jäger und Sammler. In und mit der Natur haben sich unsere Körper und unsere Verstandeskraft entwickelt. Ebendiese uralte Nomadenkultur ist der wahre Ausgangspunkt der Menschheit, von uns allen. Dort sind jene Gefühlsregungen entstanden, die wir heute spüren, wenn wir uns draußen aufhalten. Erst seit drei Generationen sitzen und arbeiten wir mit künstlichem Licht an Schreibtischen, und sogar seit erst einer Generation bedienen wir Menschen Computer. Wir fühlen uns am lebendigsten, wenn wir alle uns vorhandenen Sinne nutzen, um mit unserer Umwelt in Kontakt zu treten. Wenn wir draußen sind, verändern sich unsere Gehirnströme. Der Körper schüttet weniger Stresshormone aus, das Herz schlägt gemächlicher. Wissenschaftliche Studien belegen, dass wir uns in Parks und baumbewachsenen Straßen langsamer bewegen. Und dieses Erbe sitzt tief, sehr tief. Bis heute haben viele Menschen mehr Angst vor einer Spinne oder einer kleinen Blindschleiche am Boden als vor einem tonnenschweren Geländewagen, der in der Stadt in einem Meter Abstand an ihnen vorbeidonnert.

Dabei ist unsere Sehnsucht nach Natur in gewisser Weise Eskapismus, Flucht und Suche zugleich. Auf der Suche nach unversehrten und intakten Lebensräumen lässt sich die Schuld verdrängen, die wir uns durch die Zerstörung der Umwelt aufgeladen haben. Diese Schuldgefühle sind es, die uns bis in den letzten Winkel der Erde treiben, wo wir nach dem angeblichen und vermuteten Paradies suchen. Menschen haben mittlerweile drei Viertel des Landes und zwei Drittel der Meere enorm verändert. Während die Natur zerstört wird, boomt gleichzeitig der Markt, der ihre Schönheit hochleben lässt. Hochglanzzeitschriften, Reiseblogs und Dokumentationen in Ultra-HD feiern in schwelgenden Bildern das bisschen Wildnis, das es noch irgendwo auf der Welt gibt. Während die Umweltzerstörung sich weiter beschleunigt, wächst die abstrakte Liebe der Menschen zur Natur – komisch und widersprüchlich zugleich.

Wie die moderne Tourismusindustrie entstanden ist

Als in Europa die Industrielle Revolution ihren Siegeszug antrat, durchwanderten die Dichter und Poeten der Romantik Wälder und Wiesen und gossen die Anmut der Natur in Worte. Um zu retten, was damals schon nicht mehr zu retten war. Denn genau zum selben Zeitpunkt, als der Wald dem Hunger der Städte, Werften, Kohleöfen, Dampfmaschinen und Bergwerke zum Opfer fiel, rühmte man seine Ruhe und Schönheit. Vorher galt der Wald als gefahrvoll, als Ort, aus dem man nur mit Glück wieder lebend herauskam. Viele Volksmärchen handeln von diesen durchaus realen Bedrohungen. Das beste Beispiel dafür ist die Erzählung von Hänsel und Gretel. Ironischerweise wurde der Wald erst dann zu einem Sehnsuchtsort, als es schon zu spät war, als er längst zu einem großen Teil zerstört war.

Der moderne Massentourismus ist parallel zum europäischen Hochimperialismus entstanden, der die ökonomischen und politischen Grundlagen gelegt und ihm damit den Weg geebnet hat. Noch im 18. und 19. Jahrhundert waren gebildete Reisende davon überzeugt, durch geografische Bewegungen, sprich Reisen, in der Lage zu sein, sich gleichsam in der Zeit zurückzubewegen; und zwar an jene Orte, an denen ihnen das Schöne aus der Vergangenheit noch zur Verfügung gestanden habe. Im ersten Boom des Tourismus in den 1850er Jahren wurde diese Vorstellung überaus populär. Seine Aufrüstung mit immer leistungsfähigeren technischen Netzwerken und Infrastrukturen, von der Eisenbahn, dem Grand Hotel, bis hin zu Pauschalangeboten mit Flug und All-inclusive-Ferienanlagen, hat den Fremdenverkehr ab der Mitte des 20. Jahrhunderts immer weiter expandieren lassen – eine ausgeprägt postromantische Angelegenheit, um beim Bild des Waldes zu bleiben. Und auch heute, wo der letzte Winkel der Erde erforscht und besiedelt ist, sind wir in Bewegung – mehr als jemals zuvor. Es wirke so, als seien wir gar nicht sesshaft, schreibt der englische Journalist Michael Palin. Auf ständiger Suche nach neuen Orten, wo es schöner und wärmer ist. Daran habe sich über Jahrtausende hinweg wenig geändert.

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Während sich die Umweltzerstörung

beschleunigt, wächst die abstrakte

Liebe der Menschen zur Natur.

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Reiseberichte der Frühzeit sind nüchtern, emotionslos und knapp. Über die Reisenden selbst erfährt man zumeist nichts, was kein Wunder ist, denn die Berichte wurden für jene geschrieben, die die Reise in Auftrag gaben – Könige, Fürsten und reiche Geschäftsleute. Für Persönliches war da kein Platz. Kolumbus war einer dieser Auftragnehmer. Erst in der Neuzeit bildete sich nach und nach eine Tradition des Reisens heraus. Und die Reisenden schrieben nun auch über ihre Beweggründe, ihre Hoffnungen und Befürchtungen. Von jeher trieb die Reisenden die überschwängliche Lust, ins Unbekannte vorzustoßen, und die namenlosen und bislang nicht entdeckten Flecken auf den Landkarten der Erde zu tilgen. Irgendwo der erste Weiße, der erste Europäer zu sein. In einer Zeit, in der es noch keine Photographie und schon gar kein Fernsehen oder Internet gab, öffneten die Beschreibungen der Reisenden den Menschen zu Hause den Blick auf jene fremde Welten, die ihnen selbst unzugänglich blieben. Die Augenzeugenberichte und Dokumentationen der Entdecker, Abenteurer und Weltreisenden wurden begierig verschlungen. Heute stünden sie auf der Bestsellerliste des „Spiegel“ ganz weit oben. Die Reisebeschreibung entwickelte sich zu einem eigenen Genre, der „Reiseschriftsteller“ trat als neuer Typus einen ersten Schritt in die Welt.

Heute fühlt sich der Pauschal- und Massentourismus wie eine Privatsache an und das ist die Absicht. Aber er ist keine, ganz und gar nicht. Dieser Tourismus ist eine Industrie, die von sich sagt, dass sie genau das Gegenteil einer Industrie sei. Der Strand, das ist gemeinhin das Traumziel unzähliger Pauschalreisen. Am Beginn der Neuzeit waren Strände jedoch noch riskante und unbeherrschbare Ränder der christlichen Welt. Der Strand war eine Art Todeszone. Vom Land her lauerten Gefahren, Angriffe, Hinterhalte, und der einzige Fluchtweg war über das Wasser – keine günstige Ausgangsposition. Aufschlussreich ist in diesem Zusammenhang ein gängiges Narrativ, das sich beispielsweise im Film „1492“ nachweisen lässt. Kolumbus, gespielt von Gérard Depardieu, schleppt sich am Ende der strapaziösen Überfahrt durchs Wasser an den karibischen Strand, um die spanische Flagge in den Sand zu rammen. Todesmutig und höchst gefährlich wäre das gewesen. Und töricht dazu. Vermutlich hat es folglich so nie stattgefunden. Diese Filmszene bedient das gängige Kopfkino, in dem der Strand das Traumziel ist – deshalb wurde sie genau so gedreht. Bewährte und bekannte Klischees. Gelungenes Marketing für die Tourismusindustrie. Bis weit ins 18. Jahrhundert waren viele Küstenstreifen im Mittelmeer Schauplätze der Razzien von Piraten in osmanischen Diensten, die ihre Opfer in die Sklaverei nach Nordafrika und Istanbul verschleppten. Auf Sizilien heißen Strände „Vendicari“, die teuren Gekauften, oder „Scala di Turchi“, die Treppe der Türken. Wenig romantische Vorstellungen sind das. Der Strand, der im 19. Jahrhundert zu einer der landschaftlichen Hauptattraktionen Italiens wurde, war für einen Reisenden dreihundert Jahre früher alles andere als verlockend.

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Der „Mount Everest“ –

von einer Göttin zu

einem Bürokraten.

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Solche Ereignisse sitzen tief und prägen das Leben bis in die Moderne, nicht nur in der Karibik oder im Mittelmeerraum. So zieht es bis heute Bewohner der Ostfriesischen Inseln – die, die dort geboren und aufgewachsen sind, nicht die neureichen Zugezogenen und Ferienhausbesitzer – nicht an den Strand und schon gar nicht ins Wasser der Nordsee. Okay, sie ist ohnehin meistens zu kalt. Aber zu tief sitzen die Erfahrungen der Insulaner mit dem „Blanken Hans“, der aufgepeitschten Nordsee im Winterhalbjahr mit ihren Sturmfluten. Wasser ist eben der Feind, nichts anderes. Romantik und Traumdestinationen gehen anders.

Denn so ist sie, die dunkle Seite der Reiselust, die uns schon lange Zeit begleitet. Sie zeigt sich in dem Drang, die abgelegensten Winkel der Erde zu erobern, mit dem Ergebnis, dass in den Kolonien Millionen von Menschen versklavt wurden. Unbekannte Teile der Welt (zumindest aus westlicher bzw. europäischer Perspektive) zu kartografieren und zu vermessen hatte durchaus einen wissenschaftlichen Wert und war der Startpunkt der Katalogisierung der Welt und der Natur. Doch die Informationen, die dabei gesammelt wurden, waren gleichermaßen von großem Nutzen für das expandierende britische Empire und andere Kolonialmächte und vermittelten dem Militär die nötigen Kenntnisse, um in ein Land einzudringen und anschließend seinen Einfluss auszuweiten. Diese Auffassung hat sich unbewusst in unserer heutigen Reisekultur verankert. Das „Zeitalter der Entdeckungen“ und die „Europäische Expansion“ zu Beginn der Frühen Neuzeit führte unsere Vorfahren in Kulturen, für die das Reisen ein Fluch war; in vielen Fällen war ihre Auslöschung die Folge. Diese Haltung zeigt sich bis dato in gebräuchlichen westlichen Namen für geografische Wahrzeichen, wie z. B. den Mount Everest, den die Sherpas „Mutter des langen Lebens“ nennen. Seinem Selbstverständnis und seiner Identität als weibliche Gottheit beraubt wurde er zum „Mount Everest“, benannt nach einem männlichen Beamten, dem obersten indischen Landvermesser, George Everest. Von einer Göttin zu einem Bürokraten. Diese Art des Reisens bildet sich bis heute in großen Teilen der modernen Tourismusbranche ab. Ganze Landstriche sind von ihren indigenen Kulturen gesäubert und bereinigt worden, um Platz für die homogenen Handelsmarken zu schaffen, die sich zunehmend bis in die entlegensten Winkel der Erde verbreiten.

Wir halten auf Reisen sowohl nach dem Ausschau, was wir vergessen haben, als auch nach dem, was wir nicht kennen. Wir sind darauf aus zu wissen, wer wir sind, und wo wir herkommen. Wir wollen uns an unsere Herkunft erinnern. Das sind große und lohnenswerte Ziele, und sie existieren nur deshalb, weil diese Entdeckungsreise in der evolutionären Struktur jedes menschlichen Gehirns erhalten ist. Möglich, dass der Drang zu reisen uns daran erinnert, wozu wir fähig sind. Dieser Instinkt steckt gleichermaßen in der oft zitierten Phrase, das Reisen würde „den Horizont erweitern“. Vor der Reformation im England des 16. Jahrhunderts verband man das Reisen vor allem mit spirituellen Pilgerfahrten. Eines der bekanntesten Beispiele sind die mittelenglischen „Canterbury Tales“ von Geoffrey Chaucer. Als die religiöse Pilgerreise jedoch an Bedeutung verlor, bestand die Notwendigkeit, den Zweck von Auslandsreisen neu zu definieren.

Wie das Gehirn unser Reisen beeinflusst

Hinsichtlich des Reisens stecken wir in einem Dilemma. Und in einem Widerspruch. Die linke Hemisphäre des menschlichen Gehirns versteht Dinge, die bewährt, vertraut und eng fokussiert sind. Wenn wir etwas wissen wollen, Hilfe benötigen, schauen wir das im Internet nach, benutzen ein Lexikon oder besorgen uns einen Ratgeber. Das ist vermutlich der Grund dafür, warum wir sofort losgehen und uns einen Reiseführer kaufen, wenn wir uns für ein Reiseziel entschieden haben. Doch die rechte Gehirnhälfte funktioniert anders. Sie strebt danach, dass wir Menschen offen für frische Ideen und neue Perspektiven sind. Es ist möglich, dass das der Grund dafür ist, dass einen die Informationen aus dem Reiseführer schon bald langweilen und man ihn häufig schnell nach dem Kauf erstmal wieder auf die Seite legt. Heutzutage wird das Reisen auf der Grundlage dessen verkauft, was der rechten Hemisphäre zufolge zum Reisen gehört: Neues entdecken, andersartige Dinge kennenlernen, dem Unbekannten begegnen. Doch der Prozess heute zu reisen, entspricht eher der strukturierten Denkweise der linken Hemisphäre. Diese Arbeitsweise unserer linken Gehirnhälfte scheint unumstößlich zu sein. Sie kommt uns entgegen und sie ist uns so vertraut. Indem wir die Welt um uns herum in einen bunten Reiseprospekt planbarer und vorprogrammierter Erfahrungen verwandeln, die dem Kopf nur wenig abverlangen, vergessen wir, welcher Impuls uns überhaupt erst dazu bringt, was uns antreibt, uns auf den Weg zu begeben. Es ist das grundlegende Bedürfnis, seinen Blickwinkel auf das eigene Leben ein wenig zu verändern, und vor allem über sich selbst zu bestimmen, indem man sich mit dem Unbekannten konfrontiert. Durch diesen Prozess entdecken wir immer wieder neu, was Wissen für das Leben bedeutet. Genau dieser Impuls hat bekannte Forschungsreisende des 18. und 19. Jahrhundert angetrieben, sich auf den Weg zu begeben. Für Humboldt, Livingstone und Co. waren Reisen, Entdeckergeist und Bildung stets eng miteinander verbunden.

Vom Reisen erhoffen sich viele, zwischendurch dem Alltag und einem allgegenwärtigen Zeitdruck zu entkommen. Und so steigen wir in ein Flugzeug, um schnell anzukommen, alles ist durchgeplant, alles ist durchgetaktet. Wir haken Listen an Sehenswürdigkeiten ab, legen uns neben andere Touristen an den Strand und fühlen uns am Ende seltsam unzufrieden, wenn wir wieder zu Hause sind. Selbst im Urlaub streben viele Menschen nach Effektivität und Zeitmanagement. Ferien sind in der heutigen Zeit das Versprechen, man könne Veränderung und Überraschung bestellen, als verlässliche Anti-Maßnahme gegen den Schwermut und die Tristesse des eigenen Alltags.

Den Fallstricken des Pauschaltourismus entkommen ...

Nahezu jeder Ort auf der Erde, sei er auch noch so abgelegen, ist innerhalb von ein, zwei Tagen erreichbar. Die Zahl derer, die reisen, hat sich vervielfacht, und um ihre Bedürfnisse zu befriedigen, ist eine ganze Industrie entstanden. Manchen gefällt es, immer wieder aufs Neue an denselben Ort zu fahren, sie suchen in der Fremde das Bekannte. Andere sehen den Sinn des Reisens darin, in kürzester Zeit möglichst viele Orte zu durcheilen und dabei fast nichts dem Zufall zu überlassen. Die Industrie rund um den Fremdenverkehr ist das, was die Soziologie einen „Superreplikator“ nennt: Sie verspricht die Erfüllung von Bedürfnissen, die sie selbst erzeugt hat, und erzwingt so dauernde Wiederholung. Touristisches Reisen, und allem voran Pauschalreisen enttäuschen und ernüchtern auf eine Weise, gegen die nur mehr Reisen zu helfen scheint. Ein Superreplikator ist dann erfolgreich, wenn er seine Benutzer bzw. Kunden so unzufrieden macht, dass sie mehr davon verlangen. Getreu dem Motto: So paradiesisch wie auf den Bildern im Katalog ist es hier im Moment nicht; vielleicht und hoffentlich im nächsten Urlaub. Ein erfolgreiches und vor allem lukratives Geschäftsmodell. Diese Art des Reisens ist seit langem Konsum, Statussymbol, sozialer Wettbewerb und Vehikel der Selbstdarstellung.

Zu diesem Zweck benutzt der Tourismus eine überschaubare Palette einiger weniger Bilder, die dafür gebetsmühlenartig wiederholt werden. Zum Beispiel den Strand. Mir fallen immer wieder Werbeplakate in Reisebürofenstern auf, die Strände ohne jegliche geografische Verortung abbilden. Sie könnten überall liegen. Karibik, Mittelmeer, welches Land, welche Insel? Hinweise darauf sind völlige Fehlanzeige. Langweilige und nichtssagende Beliebigkeit. Seit den 1850er Jahren verspricht die Dienstleistungsindustrie Tourismus ihren Kunden, dass es nur um deren eigene, persönliche Erlebnisse gehe, um ihre individuellen Eindrücke und Gefühle. Das ist die Erzeugung privater Emotionen nach vorgefertigten Vorbildern im industriellen Maßstab – zuerst für hunderttausende, dann für Millionen, heute für 1,5 Milliarden Kunden. Das ist das, was den Massentourismus ausmacht. Dabei sind unsere angeblichen Traumdestinationen schlicht die Übernahme fiktiver Filmszenen und Sequenzen anderer Leute ins eigene Kopfkino. Deswegen sind die Ziele des Traumsommers keine real existierenden Städte, Berge oder Strände, sondern weiter nichts als Schauplätze und Szenarien für einen imaginierten Film, den ich dann dort aufführe – mit mir in der Hauptrolle. Das Drehbuch habe ich mir nicht selber ausgedacht, sondern aus Filmen und Büchern übernommen. Kein Mensch braucht so etwas.

Man vermag es in Venedig und Florenz ebenso zu besichtigen wie anderswo auf der Welt. Mir ist es in Limone am Gardasee so ergangen, aber nicht nur dort. Wenn viele Touristen kommen, passiert nichts Neues mehr an einem Ort – außer mehr Hotels, mehr Parkplätze, mehr Souvenirläden und noch mehr Bilder von den immergleichen Wahrzeichen und Naturschönheiten. Es entstehen austauschbare touristische Monokulturen. Für mich stellt sich immer wieder die Frage, was diese Sehenswürdigkeiten für einen Ort, einen Flecken bewirken, wie sie ihn verändern. Fremdenverkehr ist eine wirkungsvolle, erfindungsreiche Dienstleistungsbranche, aber eigene Inhalte hat er nicht. Das ist ein Grundprinzip, auf dem die Branche basiert. Tourismus in all seinen verschiedenen Formen erzeugt aus sich heraus nicht Neues, sondern beruht auf immerzu repetierten Rotationen. Anbieter von Reiseerlebnissen verkaufen etwas, was ihnen nicht gehört. Landschaften, Stadtbilder und den damit verbundenen attraktiven öffentlichen Raum am Ziel der touristischen Gewinnmaximierung. Sie ziehen Profit daraus, den Zugang zu etwas zu vermarkten, für das sie selbst nichts bezahlt haben. Die Dienstleistungsindustrie Fremdenverkehr lagert die Kosten für Erhaltung und Infrastruktur ihrer Sehenswürdigkeiten an staatliche Institutionen, und damit an uns alle aus.

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Lernen wir von den Orten, die

wir besuchen, oder drängen wir

uns lediglich Örtlichkeiten auf,

die ohne uns besser dran wären?

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Mir stellt sich bisweilen die Frage, ob dieses ganze Reisen der persönlichen Entwicklung allen Ernstes förderlich ist? Begünstigt es tatsächliches, echtes Verständnis und Toleranz oder protegiert es weiter nichts als elitäres Denken und Uniformität? Lernen wir von den Orten, die wir besuchen, oder drängen wir uns Örtlichkeiten auf, die ohne uns besser dran wären? Und wieso eigentlich kehren wir von diesen angeblich „lebensverändernden“ Reisezielen nicht zurück mit einem spürbar anderen Leben? Vielleicht, weil dieser Art des Reisens, wie den meisten Dingen, die vermarktet werden, die Seele oder eine tiefere Bedeutung fehlt? Für viele Menschen sind Reisen ein weiterer Konsumartikel. Das wahre Wesen des Reisens wartet weiterhin auf seine Entdeckung – es hilft aber, einen sinnvollen Grund zu haben, sich auf die Reise zu begeben, aber keine aus einem Hochglanzprospekt, so viel ist sicher. Das Einzige, was ernstlich notwendig ist, sind Neugier und tiefes Verständnis. Vielleicht brauchen wir heute beides mehr denn je. Allein deshalb ist es unsere Pflicht zu reisen. Nur wohin und wie wir reisen, bleibt uns überlassen. Wir haben die Wahl. Einfach Reisen.

Veränderung beginnt mit Unterbrechung. Indem ich etwas unterlasse, indem ich mir erlaube, dass sich eine Lücke auftut. Freiheit ist die Frage danach, was ich selber in die Tat umzusetzen beabsichtige. Sie besteht deswegen zu einem beträchtlichen Teil im Unterlassen, im Verschlampen und Nicht-Handeln. Wenn das Wort überhaupt einen Sinn hat, dann ist Freiheit die selbst erteilte Genehmigung, aus unserem selbst auferlegten Ferien- und Urlaubsplan auszusteigen. George Bernard Shaw sagte einmal: „Freiheit bedeutet Verantwortung. Das ist der Grund, warum die meisten Menschen sich vor ihr fürchten.“ Aber wovor fürchten wir uns? Vor uns selbst? Keine Ahnung. Das Ende eines uns wohlvertrauten (Massen-)Tourismus ist die Chance, in einer kleinen Nische, in einer Art Niemandsland zu landen. Dieser Ort ist der einzige Fleck, an dem noch etwas Neues passiert. Das macht Einfach Reisen zu einer anderen, eigenen Kategorie, und genau deshalb setzt mein Konzept von Einfach Reisen