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Jeder Gründer eines Start-Ups träumt vom Einhorn: Ein extrem erfolgreiches, hoch bewertetes Start-Up. "Einhornscheiß" beschreibt auf kurze aber witzige Art, warum viele Start-Ups scheitern und niemals zu einem Einhorn heranwachsen werden. Anhand vieler eigener Erfahrungen wird teilweise witzig, teilweise kurios und oft auch provozierend der Alltag im Start-Up dargelegt. Das Buch fordert Gründer von Start-Ups gerade zu auf, ihr aktuelles Verhalten im Start-Up gründlich zu überdenken.
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Seitenzahl: 76
Veröffentlichungsjahr: 2018
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Einhorn: Ein sehr hoch bewertetes Start-Up mit ca. 1 Mrd. € (theoretischen) Unternehmenswert.
Einhornscheiß: Der ganze Mist, den man als Start-Up Gründer falsch macht, weil man sein Start-Up wie ein Hobby und nicht wie ein ernstes Business behandelt.
Vorwort: Was ist Einhornscheiß und worum geht’s hier?
Einige meiner Start-Up Projekte
Kapitel 1: Von Blendern und Traumtänzern
Kapitel 2: Was bei Start-Ups wirklich zählt
Kapitel 3: Bootstrapping kann töten
Kapitel 4: Zu verkopft und zu akademisch
Kapitel 5: Innovation ist nichts für Anfänger
Kapitel 6: Missverständnisse über den Ideendiebstahl
Kapitel 7: Was Start-Ups von Konzernen lernen können
Kapitel 8: Die wichtigsten Aussagen des Buches
Literaturverzeichnis
„Entrepreneurship is kind of the new smoking, it’s cool to be creative, it’s cool to be making something“– aus dem Film “The Startup Kids1”.
In einem unspektakulären Burger-Restaurant im Frankfurter Bankenviertel hatte ich im Sommer 2015 die Schnauze voll von der Start-Up-Welt: Die Rechnung für meinen Burger mit Pommes und Getränk belief sich auf etwa 28€ und ich würde mich noch Wochen nach dem Termin in Frankfurt über den hohen Preis ärgern. Noch mehr würde ich mich aber über mich selbst ärgern, da ich eher ein Studentenleben lebte als das eines erfolgreichen Gründers, der sich auch mal einen überteuerten Burger leisten kann. Ich ärgerte mich darüber, dass ich 60 Stunden pro Woche arbeitete, über Jahre hinweg und mit meiner Gründung kein richtiges Geld verdiente. Rückblickend waren dies die ersten ernstzunehmenden Gedanken, das Gründerdasein an den Nagel zu hängen und etwas „Solides“ mit meinem Leben anzufangen.
Es war der Abend, an dem ich innerlich pauschal alle Start-Ups als Einhornscheiß (= nicht erfolgreiche Hobby-Start-Ups, die nie richtig Cash verdienen) beschimpfte, weil ich auf einmal einsah, dass viele Gründer – inklusive mir – eine Unternehmensgründung wie ein Hobby und nicht wie ein Business behandeln; dass insbesondere viele Gründer eines Start-Ups einem Einhorn-Traum hinterherrennen und ihn niemals realisieren werden. Es war der Abend an dem ich kapierte, dass ich ein gescheitertes Unternehmen an der Backe hatte und ich mich teilweise erfolgreicher gefühlt hatte, als ich eigentlich war. Ein knappes halbes Jahr später löste ich die Firma auf und legte eine Pause vom Gründersein ein.
Seit diesem Burger-Erlebnis habe ich mich immer wieder gefragt, wie es zu diesem Einhornscheiß gekommen ist und wie man jahrelang an einem Unternehmenserfolg arbeiten kann, ihn aber nie erreicht. Ich möchte in diesem Buch aufzeigen, woran ihr erkennt, ob ihr Euer Start-Up wie ein Hobby behandelt!
In den kommenden Kapiteln geht es unter anderem um diese Fragen:
Warum „fake-it-till-you-make-it“ dazu führt, dass viele Gründer in einer Blender- und Traumtänzer-Welt leben.
Warum man sich wahnsinnig busy und beschäftigt fühlt, ohne sich auf die einzig wahre Sache zu konzentrieren: das Geldverdienen.
Warum die „Ich bin Gründer, Ärmel hoch und alles selber machen“ Mentalität oft der falsche Weg ist.
Warum man gerade als Akademiker zu verkopft an viele Sachen herangeht.
Warum Innovation nichts für Anfänger ist.
Warum Gründer, die über ihr Start-Up nicht reden, keine Vorbilder für Euch sind.
Was Start-Ups von Konzernen lernen können.
Ein Start-Up zu gründen ist gerade hip, cool, en vogue, wie auch immer man es nennen mag - fast schon eine Art Life Style. Aber genau weil es ein gewisses Trendthema ist und überwiegend motivierende Start-Up Literatur dazu vorliegt, gehen Risiken und „ehrliche“ Meinungen meist unter. Es wird über Success-Stories gesprochen, motivierende Impulsvorträge gezeigt, Fördergelder vergeben, amerikanische „Can-Do-Literatur“ und sogar Start-Up-Dokumentationen und Filme angeboten. Aber eben wenig im Segment, was ich „Einhornscheiß“ nenne: Die dunkle Seite des Start-Up Daseins, den Mist den man selber macht, was alles nicht klappt, wie viele Gründer sich selbst im Weg stehen, wie viel sie sich teils unbewusst, teils bewusst belügen oder zumindest nicht ganz die Wahrheit sehen wollen, um ihrem Business nicht zu schaden sondern die Kraft aufrecht halten möchten, um fortzufahren.
„Einhornscheiß“ meint kurz gesagt die ganzen Fehler die man im Start-Up-Alltag macht; das Halbwissen, mit dem man meint, erfolgreich sein zu können.
Das Buch soll dabei helfen, einige dieser Fehler zu vermeiden, so dass es hoffentlich bald ein paar mehr deutsche Einhörner gibt!
Das Buch soll auch einige Tabus brechen, und tritt damit bestimmt einigen in der Start-Up Szene auf die Füße – Sorry, aber manchmal muss man die Gründer aus den Einhornwolken reißen und zum Nachdenken zwingen!
Wie ich genau zu diesem Thema gekommen bin, erfahrt ihr im folgenden Kapitel.
1 Vala Halldorsdottir, „The Startup Kids“, 2012
Vor circa 13 Jahren kam ich erstmals mit der Start-Up-Szene und der Entrepreneurship-Faszination in Berührung. Bereits mit 19 Jahren, vor meinem Studium, lebte und arbeitete ich während eines Forschungspraktikums an einer Universität in Australien. Eigentlich mit dem Ziel, die Pharmakologie und Toxikologie von diversen Schlangengiften zu analysieren. Während des Forschungspraktikums wuchs allerdings meine erste Gründungsidee heran - ungeplant und nicht direkt in Zusammenhang stehend mit dem Praktikum. Es ging dabei um so ziemlich genau das, was das heutige Research Gate ist (Research Gate ist heute ein riesiges soziales Netzwerk für Forscher, mit öffentlich zugänglichen wissenschaftlichen Papern, eine Mischung aus Xing und Facebook für Forscher-Nerds). Nur habe ich nicht Research Gate entwickelt, sondern nur eine Idee die mit dieser identisch war und leider niemals von mir fertig gestellt wurde. Ich war wohl zu jung, langsam und unerfahren um das Potenzial auszuschöpfen. Aber diese drei Monate in Australien, während ich tagsüber im Labor stand und abends an einem Businessplan schrieb, waren für mich sehr prägend. Ich war begeistert von der Idee, ein leeres Blatt Papier mit Ideen, Analysen und Konzepten zu schaffen. Die Faszination vom Gründen war fortan immer an meiner Seite.
Während meines Studiums der Biomedizin in Würzburg kam ich in Kontakt mit einer studentischen Unternehmensberatung, die auch heute noch in nostalgischer und positiver Erinnerung ist. Hier konnte ich als Berater bei einer Uni-Ausgründung für eine neuartige, computergestützte Therapie mitarbeiten. Auch heute, mehr als zehn Jahre nach der Ausgründungsberatung existiert die Firma noch; zwar weiß ich nicht wie erfolgreich, aber sie existiert noch. Und meine Unterstützung bei der Auswahl des richtigen Geschäftsmodells, der Mithilfe beim Businessplan war ein kleiner aber wichtiger Baustein dazu.
Aufbauend auf dem Biomedizinstudium, das mich nicht wirklich erfüllte, ging es zwei Jahre nach Schweden, um meine Liebe für das Gründen weiter zu vertiefen. Ich startete den Master in Business Creation and Entrepreneurship, damit meine Karriere nicht in einem unterbezahlten Universitätslabor enden würde.
Während dieser Zeit las ich ungefähr jedes Buch zum Thema Start-Up, das damals verfügbar war (alle Klassiker, wie beispielsweise Lean Startup, Crossing the Chasm, Blue Ocean Strategy, Nail it scale it, Rich Dad Poor Dad, Business Model Generation, Innovator’s Dilemma, Built to Sell und viele mehr). Ich war fasziniert von der Menge an interessanter Literatur zum Thema Gründung und Unternehmensführung und wollte alles hierzu wissen.
Aber ohne Praxiserfahrung ist all das theoretische Wissen wenig wert: Während des Studiums arbeitete ich eng mit zahlreichen etablierten und auch mit erst im Aufbau befindlichen Start-Ups in Schweden zusammen. Ob eine Firma, die personalisierte Bandscheiben-Implantate herstellt, neuartige, cloudbasierte Diabetesmessgeräte entwickelt, oder eine Forschergruppe, die das „Wundermittel“ für Intelligenzsteigerung in Form von Tabletten entdeckt haben will. Während des Masters unterstützte ich zahlreiche Gründungen. Ich lernte viel „Einhornscheiß“ und protokollierte viele Erlebnisse, die in dieses Buch eingeflossen sind. Am faszinierendsten war sicherlich die Tatsache, dass ich zwei Jahre tagtäglich mit zehn anderen Gründungsteams parallel an einem Start-Up gearbeitet habe. Eine Art Silicon Valley auf Schwedisch. Wer das Buch bis zum Ende durchgelesen hat, findet auch noch ein Foto aus diesen Tagen hierzu.
Eine besonders intensive und lange Gründung hatte ich zusammen mit einer schwedischen Kommilitonin und einer Erfinderin, welche eine neuartige Herstellmethode für smarte Textilien entwickelt hatte. Mein Beitrag war hier aus einer unausgearbeiteten Idee und einem nicht kommerziell genutzten Patent zunächst einen Business Plan zu schreiben, Investorengeld einzusammeln, Testkunden zu finden und letztlich die Firma auszugründen. Nach einem emotionalen Melt-down einiger an dem Gründungsprojekt beteiligten Personen wurde das Gründungsprojektes leider nach circa eineinhalb Jahren eingestellt. Das hielt mich allerdings nicht davon ab, mich während der Masterarbeit intensiv mit dem Thema zu beschäftigen, wie Start-Ups ihre innovativen Technologien auslizenzieren können und was rechtliche und betriebswirtschaftliche Fallstricke dabei sind.
Danach ging es erstmal zurück nach Deutschland zur Big Pharma, um zu schauen, wie die Welt außerhalb des Start-Up-Universums aussieht. Es klingt vielleicht seltsam, aber der Umweg tat mir sehr gut, insbesondere um in eine komplett andere Welt zu kommen. So konnte ich einige Instrumente aus dem Konzern-Werkzeugkoffer mitzunehmen, wie beispielsweise professionelles Projektmanagement, was in vielen Start-Ups leider nicht einmal rudimentär angewendet wird.
Einige Monate später klopfte allerdings wieder das Gründungsmonster in mir an und wollte zum bislang größten und längsten Gründungsunterfangen aufbrechen: Der Gründung eines Consulting- und Schulungsunternehmens, welches etwa drei Jahre an Blut, Schweiß, Freude und Frust bedeutete. Aus dieser Zeit stammen auch die meisten Anekdoten