Elefanten kriegen keinen Krebs - Florian Überall - E-Book

Elefanten kriegen keinen Krebs E-Book

Florian Überall

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Beschreibung

Ess-Medizin kann helfen, Krebs zu vermeiden, denn das Risiko zu erkranken hängt stark von der eigenen Ernährung und Lebensweise ab. Die beste Vorbeuge-Strategie besteht in der Kombination von schulmedizinischem Wissen mit den Methoden alternativer Heilkunde. Die Autoren decken die Entstehung von Krebs aus ganzheitlicher Sicht auf, entlarven Risikofaktoren wie Zuckersucht und Tätowierungen, erläutern die Möglichkeiten der Epigenetik und geben 7 konkrete Hilfsmittel an die Hand, damit die Erkrankung erst gar nicht ausbricht. Diese 7 goldenen Regeln der Krebsvermeidung sind: 1. Zellschäden vermeiden, 2. Chronischen Stress eindämmen, 3. Die Haut schützen, 4. Den Körper bewegen, 5. Die Atmung stärken, 6. Die Entgiftung fördern, 7. Den Geist und die Seele vereinen. So lässt sich Krebs effizient vorbeugen und im besten Fall sogar heilen.

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Seitenzahl: 274

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Prof. Dr. Florian Überall

Dr. Andrea Überall

Elefanten kriegen keinen Krebs

Wie EssMedizin hilft, krebsfrei zu leben

nymphenburger

Umschlaggestaltung von Gramisci Editorial Design, München / Claudia Geffert unter Verwendung einer Zeichnung von iStock-823528488_Carmian

Alle Angaben in diesem Buch erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen. Sorgfalt bei der Umsetzung ist indes dennoch geboten. Der Verlag und die Autorin übernehmen keinerlei Haftung für Personen-, Sach- oder Vermögensschäden, die aus der Anwendung der vorgestellten Materialien, Methoden oder Informationen entstehen könnten.

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© für die Originalausgabe und das eBook: 2021, nymphenburger in der Franckh-Kosmos Verlags-Gmbh & Co. KG, Stuttgart,

Pfizerstraße 5-7, 70184 Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-96860-509-8

Projektleitung: Dr. Stefan Raps

Lektorat: Dr. Eva Eckstein

Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering

Produktion: Angela List

Geleitwort

Unsere Existenz liegt anfangs in der Hand der Eltern. Sie »planen« uns. Die Natur verwirklicht in unvergleichlicher Weise ihre Hoffnung auf ein gesundes Kind. Die Natur lässt sich jedoch nicht in die Karten blicken. Der Aufbau einer Zelle folgt einem evolutiven Rhythmus, Organe einem klar definierten Funktionsbedarf. Beides ist zu Beginn außerhalb unseres Einflusses und auch weitgehend außerhalb unseres Verstandes.

Das Wunder Mensch bedarf unserer Aufmerksamkeit. Wenige Menschen, außer Forscher im Labor, bekommen in ihrem Leben einen DNS-Faden zu Gesicht, sehen eine Zelle sich teilen oder beobachten einen Tumor beim Wachsen. Wir besitzen Kenntnisse vom Bauplan, den es zu verwirklichen gilt, haben aber wenig Ahnung von kritischen Momenten, wo sich alles zum Guten oder Schlechten wenden kann.

Wir wissen nicht, warum Frauen eher an der linken Brust Krebs bekommen, Solarbänke und Tattoos Krebs auslösen können, die vergiftete Luft nicht nur die Lunge zerreißt, sondern auch die Gefäße zerstört, und ein Gehirntumor süchtig nach Zucker ist. So wenig, wie wir von Viren wissen, wissen wir auch von Krebs. Wir glauben der Boulevardpresse und hoffen auf eine App, die uns die kritischen Momente, an denen sich alles entscheidet, frühzeitig anzeigt. Eigentlich wollen wir gar nicht mit diesem Thema in Berührung kommen. Wir sind ja gesund, und wer keinen Schmerz spürt, denkt auch nicht an eine Zeitbombe, die kurz vor der Explosion steht.

Krebs ist ein Tabuthema. So war es auch lange für mich. Ich war ja nicht an der lebensbedrohenden Erkrankung Krebs selbst interessiert, sondern nur an den biochemischen Abläufen. Als Forscher im Labor fühlt man sich wie ein Schöpfer. Man kann lebende Zellen züchten, ihre Erbinformation ändern und an Tumormodellen neue Hemmstoffe testen. Man sitzt wie ein Kind im Sandkasten und baut Wasserrutschen. Man hat eine arrogante Selbstsicherheit und glaubt, die Zügel fest in der Hand zu halten.

Langsam tauchten jedoch Zweifel auf, zuerst nur als Gefühl einer inneren Unruhe, dann als konkretes Bild, dass wir eine Kehrtwende im Denken benötigen. Und so wurde ich vom Krebsforscher zum »Krebsvermeidungsforscher«. In diesem Buch möchte ich meine Erkenntnisse zu einem Lebensplan, krebsfrei leben zu können, mit Ihnen teilen.

Prof. Dr. Florian Überall

Dr. Andrea Überall

Inhalt

Vorwort

Kapitel 1: VOLLENDET IM BAUPLAN

Krebs ist keine Erbkrankheit

Die Organisation des Erbfadens

Krebszellen führen ein egoistisches Leben

Die Reise ins Verderben

Die zwei Gesichter des Sauerstoffs

Das programmierte Sterben

Kapitel 2: DAS SCHWERT DES DAMOKLES

Es durchbohrt uns alle

Körperkult mit Langzeitwirkungen

Uns stockt der Atem

Proteinreiche Kost – Segen oder Fluch?

Tödliche Gefahr: Fettleibigkeit

Chemische Wölfe im Schafspelz

Kapitel 3: ELEFANTEN KRIEGEN KEINEN KREBS

Der Trick der Elefanten

Peto’s Paradoxon

Bakteriensprache

Die geheime Antibiotika-Fabrik

Flüchtige Krebsboten

Ich schöpfe Kraft aus den Botenstoffen des Waldes

Kapitel 4: EIN GESUNDER DARM: DIE VORAUSSETZUNG, UM KREBSFREI LEBEN ZU KÖNNEN

Das Verdauungs-Universum

Ist mein persönlicher Darmtyp mein Schicksal?

Der Vagusnerv: Taktgeber der Darm-Hirn-Achse

Meine Darmschleimhaut kann riechen

Gratwanderung zwischen Toleranz und Abwehr

Emotionale Befindlichkeit als Krebsindikator

Kapitel 5: DROHENDE VERÄNDERUNGEN ERKENNEN

Die Entscheidung fällt im Fötus

Krebszellen entkommen dem Sauerstoffmangel

Die Warnungen der Zirbeldrüse

Das energetische Gleichgewicht

Die Veränderung erspüren

Wenn Seelenteile verloren gehen

Kapitel 6: WAS ICH VON ASIEN GELERNT HABE

Der Geschmack der Nahrung stellt die Weichen

Jamu: eine Medizin für das einfache Volk

Altes Heilwissen zu Pilzen

Die Frucht, die alle Krankheiten heilt

Fermentieren: eine alte Tradition neu entdeckt

Kapitel 7: ZUTATEN FÜR EINE ANTI-KREBS KÜCHE

Bitterstoffe: altbekannte Allheilmittel

Yams – die pflanzliche Hormonkontrolle

Kurkuma: der optimale Gesundheitsbegleiter

Topinambur: ein Ballaststoff der Sonderklasse

Olivenöl: das grüne Gold des Mittelmeerraums

Die Öl-Eiweiß-Kost

Kakao stärkt das Immunsystem

Nüsse halten uns rundum gesund

Kapitel 8: UNSERE 7 GOLDENEN REGELN FÜR EIN LEBEN OHNE KREBS

Die Organ-Uhr: Wandlungsphasen unserer Organe

Die 7 Regeln

Ausblick

Anhang

Weiterführende Literatur

Tibetische Kräuterrezepturen

Simultane Wirkung von Naturstoffen

Widmung

Danksagung

Autorenporträt

Vorwort

Ist es nicht verrückt, ein Buch zu schreiben über einen Lebensplan, nicht an Krebs zu erkranken? Es scheint zu diesem Thema doch schon alles gesagt zu sein. Und was will man auch machen gegen eine Erbkrankheit? Die Frage nach der Entstehung von Krebs hat mich zermürbt, und meine Motivation, als Krebsforscher weiterzumachen, war verloren gegangen. Der Grund war einfach. Ich hatte die Rechnung ohne die Natur gemacht. Ich war so naiv zu glauben, ich könne sie entschlüsseln.

Die Wende brachte der Besuch bei einem tibetischen Arzt. Keine Angst, es folgt jetzt nicht die Geschichte der Erleuchtung im tibetischen Kloster. Es hat mich auch nicht der Blitz der Erkenntnis getroffen. Es kam ganz anders. Schmerzlich wurde mir klar: Es geht nicht ohne Demut, ohne Staunen und auch nicht ohne die Bereitschaft zu scheitern. Es bedarf einer tiefen Spiritualität. Ich habe das Wort »ganzheitlich« nie gemocht, es war für mich der Gipfel unpräziser Beobachtung. Jetzt war ich plötzlich selbst, durch einen Befund des tibetischen Arztes, mit meiner Ganzheit konfrontiert. Die Pulsdiagnose zeigte periphere Durchblutungsstörung meiner Innenorgane an, offenbarte ein schlechtes Verdauungsfeuer und ließ mich aufhorchen. Meine Leber, mein Herz, meine Augen und meine Gelenke waren in Gefahr. Noch nicht krank, aber auf dem Weg, sich zu verändern.

Wie war es dem tibetischen Arzt Dr. Choedrak möglich, so tief in meine biologischen Regelkreise einzudringen, sie zu erspüren und daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen? Ich kann es bis heute nur erahnen. Vielleicht um mich mit der Unsicherheit, die seine Diagnose in mir ausgelöst hatte, zu versöhnen, gab er mir einen Begriff mit auf den Weg, der mich bis heute begleitet: die »biologische Vernunft«. Er riet mir, ihr zu folgen. Sie wurde mir zur Lehrmeisterin. Sie hat mir wieder Mut gemacht, zuerst die Bausteine des Lebens zu hinterfragen und erst dann zu versuchen, Krebs zu begreifen.

Das vorliegende Buch handelt vom Bauplan des Lebens, stellt Fragen zur Funktion und versucht, das Geheimnis von Lebewesen zu ergründen, die offensichtlich nicht an Krebs erkranken. Es stellt die Darmgesundheit ins Zentrum und die Sprache, die Darmbakterien »sprechen«, zeigt, dass der Darm riechen und schmecken kann. Es lässt keinen Zweifel daran, dass auch die Seele Raum braucht, um zu atmen. Es offenbart kleine Geheimnisse rund um Heilpilze und Pflanzen, welche uns gute Dienste erweisen können. Es lässt Sie teilhaben an all dem, was ich über gesunde Ernährung in Asien und Afrika gelernt habe, um krebsfrei leben zu können. Und es zeigt auch meine Dankbarkeit für die Idee, dass es immer möglich ist umzukehren.

Der Elefant, der keinen Krebs bekommt, mag uns als Mahnmal dienen, beständig und ruhig zu handeln, der uns von der Evolution vorgesehenen Ernährung treu zu bleiben und uns nicht unbedacht Gefahren genetischer Veränderung auszusetzen. Doch auch seine krebsfreien Tage sind, angesichts der Zerstörung seines Lebensraumes, gezählt. Sein Bauplan trägt Geheimnisse, ob wir sie nützen können, versucht dieses Buch zu ergründen. Krebs ist kein Trauma und auch keine Geißel der Menschheit, wie viele Bestsellerautoren behaupten. Wir sind es, die es so weit kommen lassen. Wir sind Teil dieser Krankheit. Ignoranz, unkritische Haltung und die Gier nach ungezügelter Lebensfreude und Genuss sind ein gefährlicher Cocktail. Das menschliche Leben in seiner Endlichkeit ist geradezu ein Aufruf, täglich auf die Gesundheit zu achten. Sie ist wahrlich nicht nur die Abwesenheit der Krankheit.

Gemeinsam mit meiner Frau Andrea, die mir täglich auch meine energetische Dimension vor Augen führt, möchten wir Sie auf dem Weg, krebsfrei zu leben, begleiten. Fassen Sie Mut und folgen Sie uns.

Mit den besten Wüschen für Ihre Gesundheit

Andrea & Florian Überall

Kapitel 1

Vollendet im Bauplan

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben.

Hermann Hesse

Als kleiner Junge saß ich oft in unserem Garten und betrachtete mit einem Vergrößerungsglas Pflanzenreste, Stängel, Käfer, Würmer und anderes Kleingetier. Besonders die Blätter einer großen Sonnenblume hatten es mir angetan. Sie schienen im Sonnenlicht fast durchsichtig, und man konnte kleine Kammern erkennen, in denen ein grüner Farbstoff das Licht brach. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass diese ersten Versuche, die Natur zu verstehen, für mich einmal eine große Bedeutung bekommen würden.

Während meines Studiums der Mikrobiologie und Biochemie konnte ich tiefere Einblicke in die Struktur menschlicher Zellen gewinnen, die ich in kleinen Plastikschalen züchtete. Eine Wunderwelt tat sich auf. Je tiefer man eindringt in diese geheimnisvollen Gebilde, umso kleiner werden die Bestandteile. Im Zellkern ist die Erbsubstanz gelagert, als langer, zerbrechlicher Faden, in dem unser gesamter Lebensplan abgespeichert ist. Mit viel Erfahrung erkennt man auch, wie aus der Abschrift eines Stücks dieser Erbinformation das dazu passende Protein entsteht, welches dann, am richtigen Platz angekommen, seine Arbeit aufnimmt. Ein faszinierendes Schauspiel. Stets jedoch klaren Regeln unterworfen, niemals zufällig, präziser als ein Schweizer Uhrwerk. Man erkennt auch die Logik, nach der die Bausteine zusammengesetzt sind, und bemerkt dabei da und dort auch kleine Änderungen des Bauplans.

Unweigerlich stellt man sich die Frage, ob hier auch Programmfehler auftreten können. Und wenn ja, ob eine Zelle in der Lage ist, diese zu korrigieren. Vieles deutet auch auf äußere Störfaktoren hin: Staub in der Luft, Abgase von Autos und aus Industrieanlagen, ionisierende Strahlung, ausgebrochene Viren oder sogar Medikamente. Sehr häufig scheint auch unser Leben auf der Überholspur diesen Lebensfaden zu beschädigen. Deshalb möchte ich in diesem ersten Kapitel die Funktion gesunder Zellen vorstellen und dabei mögliche Planänderungen ansprechen, die uns gefährlich werden können. Wir müssen Zellveränderungen, die zu Krebs führen können, rascher erkennen. Das ist das Rüstzeug für einen neuen Lebensplan.

Krebs ist keine Erbkrankheit

Einen Mythos, der jeder Krebserkrankung vorauseilt, möchte ich gleich zu Beginn ausräumen: den Mythos, eine Erbkrankheit zu sein. Natürlich ist Krebs eine Veränderung verschiedener Gene, aber bei einem Krebsereignis ändert sich nur die Erbinformation einzelner Zellen, nicht aber die Erbsubstanz des ganzen Körpers. Krebs ist also keine Erbkrankheit (Dobos & Kümmel 2011).

Ein einfaches Rechenbeispiel bringt Aufklärung. Nehmen wir an, dass der Mensch aus rund hundert Billionen Zellen besteht. Diese Körperzellen teilen sich ständig. Dabei wird das genetische Material kopiert und somit verdoppelt. Dass dabei Fehler passieren, ist ganz normal. Bei einer angenommenen Rate von etwa 12 Fehlern pro Zellteilung aller daran beteiligten Zellen ereignen sich statistisch 1,2 Billiarden Teilungsfehler. So viele Störfälle könnten in der Tat Angst machen. Gäbe es da nicht noch molekulare Kontroll- und Reparaturmechanismen. Fast kein Fehler bleibt unbemerkt. Mithilfe von Reparaturenzymen, welche die Fehler aufspüren, werden defekte Stellen gefunden und mit molekularen »Enzymscheren« aus einem Strang der DNS der betroffenen Zellen herausgeschnitten. Das können einzelne Bausteine sein, aber auch ganze Ketten. Die entfernten Stücke werden dann sofort wieder durch intakte Bausteine ersetzt. Der Schaden ist ausgemerzt. Allerdings wird nicht jeder fehlerhafte Bereich entdeckt und repariert. Dieses veränderte genetische Material tragen wir ein Leben lang in uns. Jeder von uns besitzt also die Anlage, an Krebs zu erkranken. Es sind die nicht ordnungsgemäß reparierten schadhaften Stellen, die den Unterschied ausmachen. Es sind die verborgenen, die übersehenen Bereiche, die Krebs entstehen lassen.

Grundsätzlich kann also jeder an Krebs erkranken. Aber nur in sehr seltenen Fällen wird defektes Erbgut direkt von den Eltern auf das Kind übertragen. Wenn wir also alle gefährdet sind, es aber in erster Linie um den Schutz der gesamten Erbinformation geht, müssen wir alles daransetzen, unsere Erbsubstanz, die Desoxyribonukleinsäure (DNS), zu schützen. Sie werden nun vielleicht einwerfen: »Geht das überhaupt? Ich habe ja keine Ahnung davon, in welchen Zellen es gerade Probleme gibt.« Nur keine Panik, wir müssen nicht gleich alle einen Gentest machen. Die Veränderung des Erbmaterials kann funktionslose Bereiche betreffen. Dann kommt es zu keinerlei Störung im Aufbau oder Stoffwechsel des Organismus. Andere, verbleibende Schadstellen können dagegen fatale Folgen haben. Das ist unsere moderne naturwissenschaftliche Sicht. Wie aber sehen das Menschen, die einen anderen Zugang zum Körper gefunden haben? Jene, die über keine Möglichkeiten verfügen, das Erbgut zu analysieren?

Auf vielen Reisen in Asien bin ich mit ganzheitlichen Medizinsystemen Indiens, Indonesiens, Myanmars und Tibets in Berührung gekommen. Eine ihrer Kernerkenntnisse habe ich sofort übernommen, den Gedanken: »Die Gesundheit ist nicht die Abwesenheit der Krankheit, sie ist viel mehr.« Sie ist also die Summe aller Schritte, die ich täglich setze, um meinen Körper und meinen Geist gesund zu erhalten. Unsere Gesellschaft wird immer älter, und die Entstehung von Krebs hat natürlich auch etwas damit zu tun. Es ist verständlich, dass mit zunehmendem Alter die Reparaturmechanismen unpräziser arbeiten.

Warum aber betrifft diese Veränderung zunehmend auch immer mehr junge Menschen? Laut Fallschätzungen der WHO werden bis 2025 etwa 15 bis 20 Millionen Menschen weltweit an Krebs erkrankt sein. Viele davon werden jünger als 19 Jahre sein. Dazu kommen besorgniserregende Studienzahlen aus den USA. Versagen auch hier schon die Kontrollmechanismen am geschädigten DNS-Faden? Sind Fettleibigkeit, zu kohlenhydratreiche Nahrung, chronischer Stress, Lärm und Feinstaubbelastung, aber auch die gleichzeitige Einnahme mehrerer Medikamente (Mehrfachmedikation) die einzigen möglichen Ursachen? Nein, ich sehe auch noch andere, völlig neue Risikofaktoren, solche, über die fast niemand spricht. Eine davon betrifft den neuen Körperkult »Hautmodifikationen durch Tattoos«. Durch die wahllose Veränderung der Haut kommt eine neue Gefahr auf uns zu. Unbemerkt und unreflektiert.

Fassen wir also zusammen: Krebs ist keine Erbkrankheit, obwohl Gene betroffen sind. Die Veränderung betrifft zunächst einzelne Körperzellen. Einmal verändert, führen Krebszellen ein »egoistisches« Leben. Doch um besser zu verstehen, was bei der Veränderung von Körperzellen passiert, sehen wir uns zunächst die DNS etwas genauer an.

Die Organisation des Erbfadens

Unsere Erbinformation braucht in unseren Zellen eine Heimat. Es muss ein sicherer Ort sein. Ein Ort, den nur wenige Moleküle betreten dürfen. Wie eine Spinne im Netz ihren Faden aufwickeln kann, so gelingt es unserem Erbfaden, unserer DNS, sich in einen Knäuel zu verwandeln. Dazu wickelt er sich in unzähligen Windungen um sich selbst. Dafür braucht es Helfer, die Histone. Das sind Eiweißmoleküle, die das Gerüst des Knäuels bilden. Wie bei der Spule eines Elektromotors, um die Kupferdraht gewickelt wird, kann so das angestrebte Ziel, Platz zu sparen, geschützt zu sein, sich aber bei Bedarf schnell wieder auswickeln zu können, erreicht werden.

Das ist nötig, wenn sich eine Zelle teilen möchte, also aus einer zwei Tochterzellen werden sollen. Wie in einem Keimling sind alle Informationen in diesem Faden abgespeichert, und um eine Kopie davon herstellen zu können, muss die DNS wieder aufgedreht werden. Erst in diesem Zustand kann, wie mit einer Blaupause, eine identische Abschrift erzeugt werden. Neues Leben kann entstehen. Am Ende werden aus einer Zelle zwei genau gleiche Tochterzellen, die in Form und Funktion ein Ebenbild jener Zelle sind, aus der sie hervorgegangen sind. Sie können sich ihrerseits wieder teilen. Seit Jahrmillionen wiederholt sich dieser Prozess, und in der Regel sind alle nachkommenden Zellen ein identisches Ebenbild der Mutterzelle. Mit wenigen Ausnahmen. Es gibt Zellen, die ein besonderes Schicksal haben. Sie müssen Spezialaufgaben im täglichen Zellleben übernehmen, und sie bekommen auch ein etwas anderes Aussehen. Man nennt sie »ausdifferenziert«.

Sie werden sich jetzt vielleicht fragen: »Drohen bei einem solchen Verdoppelungsverfahren nicht auch Gefahren?« Ja, die Zellteilung birgt zahlreiche Gefahren und ist nicht selten der Beginn einer krebsbegünstigenden, ja sogar krebsauslösenden Veränderung. Aber die Evolution hat vorgesorgt: Es gibt ein ausgeklügeltes Reparatursystem, fast alle ungleichen Stellen aus den Erbfaden-Kopien werden aus dem genetischen Material entfernt. Die möglichen Fehler sind den Experten hinlänglich bekannt. Wird beispielsweise der Faden etwas unachtsam ausgewickelt, können kleine Bereiche verloren gehen oder unlesbar werden.

Zum besseren Verständnis dieses Vorgangs möchte ich noch einen weiteren Begriff erklären. Die Gesamtheit des aufgewickelten Erbfadens nennt man Chromosomen, deren Kappen, die äußeren Enden, verletzlicher sind als innen liegende Bereiche des DNS-Fadens. Die Wissenschaft hat für diese Veränderung des Erbguts einen Begriff geprägt: »Chromosomenaberration«, das heißt, kleine Abschnitte der DNS gehen für immer verloren. Das passiert seit Jahrmillionen bei jeder Zellteilung. Dies ist auch der Grund, warum wir altern. Wollte man ewig leben, müsste dieser Prozess gestoppt werden. Das hat die Evolution jedoch nicht vorgesehen. Vollendet im Bauplan, aber doch zerbrechlich, so ist unsere Erbinformation.

Krebszellen führen ein egoistisches Leben

Wenn wir also einen Blick auf den Bauplan des Lebens werfen, stellt sich die Frage, warum Gene überhaupt geschädigt werden können. Liegt hier ein Konstruktionsfehler vor? Hat die Evolution versagt? Hat der Bauplan früher genügt, und ist er jetzt für unser modernes Leben nicht mehr zeitgemäß? Dazu müssen wir festhalten: Der Umbau von normalen Zellen zu Krebszellen ist ungewollt. Ein genetischer Unfall. Er durchläuft zahlreiche Stadien und einmal eingeleitet, kann er so gut wie nicht mehr gestoppt werden. Auch Experten rätseln noch, wie diese Einzelschritte richtig zu deuten sind. Da einige Programmänderungen dabei häufiger vorkommen als andere, spricht man von »erworbenen Eigenschaften« von Tumorzellen. Es gilt also herauszufinden, wann und warum wir diese Veränderungen erwerben.

Zwei renommierte amerikanische Wissenschaftler waren Wegbereiter für ein besseres Verständnis. In Ihrer Arbeit Die Merkmale von Krebszellen verglichen Douglas Hanahan und Robert Weinberg im Jahre 2000 Krebszellen aus 100 verschiedenen Krebsarten. Dabei versuchten sie, alle relevanten Programmunterschiede zu skizzieren (Hanahan & Weinberg 2000). Elf Jahre später haben sie die exakt gleiche Frage nochmals gestellt. Das war ihr Befund:

Krebszellen sind egoistisch und vermehren sich hemmungslos. Ihre Zellteilung verläuft unkontrolliert, und sie können sich aktiv gegen das programmierte Sterben wehren. Sie lassen zu, dass zwei Zellen, die sich an den Zellrändern berühren, weiter- und vor allem übereinanderwachsen. Dadurch entsteht ein großer Zellhaufen, ein Tumor.

Besonders raffiniert ist die Versorgung mit Sauerstoff und wichtigen Nährstoffen im immer größer werdenden Tumorgewebe. Um einen Sauerstoffmangel im Inneren des Zellhaufens frühzeitig zu erkennen, besitzen Tumore einen Sensor (Rankin et al. 2016). Er zeigt an, wenn dem Tumor sprichwörtlich die Luft ausgeht. Je größer ein Zellhaufen wird, umso schwieriger wird die Sauerstoffversorgung in seinem Inneren. Hier haben Tumorzellen einen weiteren Trick entwickelt: Sie schicken kleine Boten in ihre Umgebung los. Diese Eiweißmoleküle sorgen dafür, dass feine neue Blutgefäße in den Tumor einwachsen. Damit kann die Versorgungskrise rasch aufgehoben werden. In der Krebsforschung wurden Versuche unternommen, diese Versorgungsstrategie durch Medikamente zu verhindern. Doch die Wirkung blieb bescheiden. Ausgewählte Naturstoffe, welche die Nährstoff- und Sauerstoffversorgung von Tumorzellen stören, können hier auch helfen und diesen Mechanismus rechtzeitig bremsen, da und dort sogar verhindern.

Doch Krebszellen sind raffiniert, sie können eine molekulare Maske tragen (Opitz et al. 2011). Damit täuschen sie ihrer gesamten Umgebung Harmlosigkeit vor und verstecken sich vor dem Immunsystem. Besonders ausgeprägt ist ihr Mechanismus, beweglicher zu werden als normale Zellen. So können sie jedes Schlupfloch zur Wanderung nutzen und erobern neue Lebensräume, abseits ihres Entstehungsortes. Dazu brechen sie, am neuen Ziel angekommen, das Gewebe auf, das sie neu besiedeln möchten, und heften sich dort an. Es geht aber auch noch einfacher: Sie binden sich an Blutzellen und lassen sich von diesen durch den Blutstrom transportieren (Schlesinger 2018). Hier sehen wir schon das fast unlösbare Problem, gegen Krebs mit einfachen Mitteln anzukämpfen. Zu viele Parallelschauplätze behindern eine gezielte medikamentöse Behandlung. Eine Vielzahl von Veränderungen im Bauplan ist möglich, und nicht alle treten zeitgleich auf.

In der Tumortherapie erfolgreich zu sein, würde bedeuten, alle gestörten Zellfunktionen rückgängig machen zu können. Das ist bis heute nicht gelungen. Doch warum? Ergreifen gesunde Zellen oder das umgebende Gewebe da keine Gegenmaßnahmen? Dazu müssen wir nochmals die DNS betrachten. Sie trägt ja alle Informationen, und hier beginnt auch die Veränderung, wie wir schon gesehen haben. Kleine Abschnitte des DNS-Fadens gehen verloren oder es entstehen durch Verluste Lücken in der Informationskette. Es ist wie in einem Buch. Beginnt man, Wörter zu schwärzen, wird es nicht lange dauern und der Fluss der Sätze ist verändert, ist ohne Sinn. So verhält es sich auch mit der Lesbarkeit unseres Erbfadens. Manchmal kann man den Sinn noch erkennen, und das produzierte Eiweiß kann seiner Funktion noch nachkommen. Manchmal passiert auch nichts, weil dieser Abschnitt gar nicht gebraucht wird.

Viele der Ursachen für solche Veränderungen an den menschlichen Genen sind uns hinlänglich bekannt. Hier kommen wir selbst ins Spiel. Standhaft ignorieren wir sie. Es trifft ja immer den Nachbarn und nicht mich. Alle lassen sich tätowieren, warum sollte das also schädlich sein? Ich liebe fette Speisen und bin zuckersüchtig, aber andere doch auch. Uns selbst absichtlich Schädigungen zuzufügen, ist jedoch nicht immer die Ursache. Es gibt auch Gefahren, über die wir ungern sprechen. Sie sind durch Presse und Medien allgemein bekannt, betreffen unseren Lebensstil oder die bereits veränderte Welt: Rauchen, verordnete Medikamente, gefährliche Luftschadstoffe und Strahlenexposition können zu Genschäden führen. Häufig lässt sich eine einzelne Ursache jedoch nicht eindeutig als Auslöser festmachen.

Spricht man jene Gene an, die häufiger als andere an der Krebsentstehung beteiligt sind, kann man drei Gruppen nennen:

Gengruppe 1: Sie bildet Eiweiße, die für das Wachstum der Zellen verantwortlich sind. Gene dieser Gruppe entkommen der körpereigenen Kontrolle.

Gengruppe 2: Sie produziert jene Eiweiße, die das ungezügelte Wachstum wieder bremsen sollen. Ihre Vertreter versagen oder werden durch andere Mechanismen inaktiviert.

Gengruppe 3: Sie liefert Eiweiße, die alle aufgefundenen Schäden reparieren sollen. Diese Gene arbeiten nur mehr eingeschränkt.

Zu Beginn der Krebsforschung ging es nur um die Frage, wie man das ungezügelte Wachstum stoppen könnte. Neuerding versucht man, auch die »Bremse« wieder zu aktivieren, Tumorzellen wieder programmiert sterben zu lassen oder einen Immunangriff zu starten, der nur Krebszellen erreichen soll. Theoretisch sind das gute Ansätze, praktisch jedoch bleiben sie ein schwieriges Unterfangen. Die egoistische Krebszelle findet häufig einen Ausweg, die eingeleiteten Therapiemaßnahmen zu umgehen. Aus normalen Zellen sind selbstsüchtige, rücksichtslose Lebensformen geworden, die den Organismus in seiner Existenz bedrohen.

Ich selbst habe jahrelang an einem »Superschalter« des Krebswachstums, dem Onkogen »Ras« geforscht. Von einem Onkogen spricht man, wenn ein potenziell in uns schlummerndes Krebsgen plötzlich aktiv wird und Krebs auslösen kann. Die Ideen, die wir hatten, waren bahnbrechend, unsere Erfolge allerdings bescheiden. Bis zu 30 Prozent aller bekannten Tumore tragen einen solchen Superschalter des Wachstums. Ist dieser einmal ungezügelt eingeschaltet, kann man ihn fast nicht mehr inaktivieren. Das besorgte mich ungemein, und von diesem Zeitpunkt an wollte ich unbedingt wissen, ob wir vor dem »genetischen Unfall« eingreifen können, und ob es Wege gibt, die Auslöser für diese fatalen Programmfehler zu finden und auszuschalten. Gelingt dies nicht, müssen wir auf jeden Fall versuchen, die Ausbreitung entarteter Zellen zu verhindern.

Die Reise ins Verderben

Besonders das letzte Stadium, die Wanderfreude der Krebszellen, müssen wir um jeden Preis verhindern. Beginnen Krebsherde sich vom Primärtumor zu entfernen, sinken die Heilungschancen der Erkrankten drastisch.

90 Prozent der Patienten, die an Krebs versterben, verlieren ihr Leben nicht wegen eines Primärtumors, sondern wegen der abgewanderten Tumorzellen, der Metastasen. Erst durch die Abwanderung in andere Organe wird Krebs zu einer unheilbaren Krankheit. Das muss um jeden Preis unterbunden werden.

Von Metastasierung spricht man also, wenn Krebszellen sich aus dem Tumorgewebe ablösen und in andere Körperregionen wandern. Dazu können sie ihren Zellkörper einschnüren und so auch ganz kleine Gefäßöffnungen passieren. Diese Fähigkeit besitzen sonst nur weiße Blutkörperchen, die sogenannten Leukozyten. Betrachtet man die eingeschlagenen Reiserouten, bewegen sich Krebszellen auf zwei bekannten Wegen durch unseren Körper: über die Lymphbahnen und das Blutgefäßsystem. Der Weg ist gefährlich und ineffizient, und vieles liegt dabei noch im Dunkeln.

Ein Faktor, der die Reise von Krebszellen erleichtert, ist erst seit Kurzem bekannt: »Dickes Blut« (Schlesinger 2018). Alles, was das Blut verdickt, erhöht auch die Gefahr, dass Blutbestandteile stärker verkleben. Zur körpereigenen Wundversorgung ist das gewollt. Dabei spielen Blutplättchen (Thrombozyten), kleine, zwei bis vier Mikrometer große, scheibenförmige weiße Blutkörperchen, eine wichtige Rolle. Verletzen wir ein Blutgefäß, beispielsweise durch einen Schnitt mit dem Messer, lagern sie sich an der verletzten Gefäßwand an und verschließen die Wunde. Um rasch am »Unfallort« zu sein und reagieren zu können, durchstreifen Thrombozyten, wie Vagabunden, ständig die Gefäße. Das haben Tumorzellen erkannt. Huckepack können einzelne Tumorzellen, an Thrombozyten gebunden, auf diese Weise weit entfernte Körperregionen erreichen.

Hier können wir mit Naturstoffen frühzeitig eingreifen. Eine tibetische Pflanzenrezeptur kann uns helfen, diesen Prozess zu bremsen. Der tibetische Arzt Sul Tim Badma hat diese Pflanzenmischung bereits im 19. Jahrhundert unter dem Namen »Gabur« (der tibetische Begriff für Medizinalkampfer, ein Hauptbestandteil) erfolgreich angewendet. Unter dem Namen »Padma 28« (heute »Padma 28 active«) trat diese Heilpflanzenmischung dann einen ungewöhnlichen Siegeszug an und wird heute in westlichen Apotheken als eines der ersten traditionellen pflanzlichen Arzneimittel gehandelt. Laborversuche und zahlreiche klinische Prüfungen zeugen von einer außergewöhnlichen medizinischen Eigenschaft: der sanften Blutverdünnung. Aber nicht nur der Blutfluss wird harmonisiert. Kräuter der Rezeptur stärken auch die Gefäßwände und unterstützen deren Gewebereparatur. Seit vielen Jahren vertrauen ich und meine Familie auf diese einmalige Wirkung.

Natursubstanzen genießen in der Blutgefäß- und Herzmedizin keinen hohen Stellenwert, sie gelten, fälschlicherweise, als zu wenig erforscht. Diese tibetische Pflanzenrezeptur stellt eine Ausnahme dar. Zahleiche internationale Publikationen beschreiben ihr blutverdünnendes und antientzündliches Potenzial (Schwabl & Vennos 2003; Überall et al. 2006; Gostner et al. 2013). Unzähligen Menschen würde sie die unnötige Einnahme von herkömmlichen medikamentösen Blutverdünnern, wie Thrombo ASS, ersparen. Deren Verwendung wird heute auch von namhaften Kardiologen kritisch betrachtet, denn zu häufig sind Dauerschäden, wie innere Blutungen, sichtbar geworden.

In meiner Rezeptsammlung zur Krebsvorbeugung stehen auch zahlreiche Vital- und Heilpilze. Das mag verwundern, da wir im Westen wenig Erfahrung mit Heilpilzen haben. Das Judasohr (Auricularia polytricha) beispielsweise kann es bei der Blutverdünnung gut mit Thrombo ASS aufnehmen. Als köstlicher Speisepilz, »Mu-Err« genannt, hat er die asiatische Küche erobert. Man findet ihn auch hierzulande, bevorzugt auf absterbenden Bäumen, bei Birken, Rotbuchen, Ulmen sowie Walnuss- und Holunderbäumen.

Biochemisch beruht das Prinzip der Blutverdünnung auf dem gefäßerweiternden Stoff Adenosin. Dieser auch körpereigene Baustein verbessert, gemeinsam mit Inhaltsstoffen des Tibetischen Raupenpilzes (Ophiocordycepssinensis) die Sauerstoffaufnahme von Zellen. Das Judasohr greift, im Unterschied zum künstlichen Thrombo ASS, kein körpereigenes Kollagen an, schädigt nicht die Magenschleimhaut und erzeugt keine inneren Blutungen. Daneben ist das Judasohr, gemeinsam mit dem asiatischen Heilpilz Reishi (Ganoderma lucidum) eine gute Alternative zur Unterbrechung der bei Tumorerkrankungen unerwünschten Gefäßneubildung (Angiogenese) (Chen et al. 2017).Während derAngiogenese versorgen sich große Tumore wieder mit Nährstoffen und Sauerstoff. Besonders wirksam ist die Kombination von Judasohr mit einem anderen Naturstoff, mit Kurkuma, dem Hauptinhaltsstoff der Gelbwurz.

Es wird also deutlich: Die Gefahr der Metastasierung steigt an, wenn das Blut sehr zäh wird und langsam fließt. Wie wir gehört haben, können wir hier selbst sanft eingreifen. Das ist schon deshalb bedeutsam, da besonders die stark durchbluteten Organe von Krebs bedroht sind. Alle Organe mit einem dichten, weit verzweigten Kapillargeflecht von Blutgefäßen sind in Gefahr. Deshalb sind auch sehr häufig das Lungengewebe, das Darmepithel und die Leber von einer Tumoransiedelung betroffen. Wir müssen uns bewusst machen, wie wichtig das auf natürliche Weise gut verdünnte Blut ist. Zumal wir ja nun wissen, dass winzige Primärtumore schon sehr früh ihre unheilvollen Boten in andere Areale des Körpers losschicken können. Dies betrifft besonders Tumorzellen in Lymphknoten oder im Knochenmark. In der Fachsprache nennt man sie »disseminierte« Tumorzellen. Es gilt also, körperliche Veränderungen ständig zu erspüren und auf gute Fließeigenschaften des Blutes zu achten. Die Naturmedizin kann dabei helfen.

Die zwei Gesichter des Sauerstoffs

Das Zellmaterial unseres Organismus ist einem stetigen Wandel unterworfen. Eine gewaltige Herausforderung für unsere »Zellfabrik«. Sauerstoff spielt dabei eine Schlüsselrolle. Ein Erwachsener besitzt rund 100 Billionen (1014) oder 100.000.000.000.000 einzelne Körperzellen, und mit einer Ausnahme, den sauerstofftransportierenden roten Blutkörperchen (Erythrozyten), haben alle menschlichen Zellen einen Zellkern. Er ist wie ein Samengehäuse und enthält unsere Erbinformation. Er steht so im Zentrum des ständigen Werdens und Vergehens. Allein schon die große Zahl der kernlosen roten Blutkörperchen, sie machen rund 25 Billionen, also ein Viertel aller Körperzellen aus, zeigt die Bedeutung des funktionierenden Sauerstofftransports an. Ein Leben ohne Sauerstoff ist für den menschlichen Körper nicht möglich.

Dabei kann es zu Störungen kommen und Sauerstoff kann sich in aggressive, zerstörerische Formen umwandeln. Man spricht dann von »freien Radikalen«, und da diese körpereigene Strukturen angreifen, von »Radikalstress«. Im Normalfall versucht der menschliche Körper, freien Sauerstoff in Wasser umzuwandeln. Das gelingt nicht immer, und statt Wasser entstehen freie Sauerstoffradikale. In kleinen Mengen kann der Körper sie zur Abwehr von Viren und Bakterien nutzen, und sie sind durchaus erwünscht. Kommt dieser Mechanismus aber nicht mehr zum Stillstand, werden körpereigene Membrane, andere Eiweißmoleküle und sogar der Erbfaden dauerhaft geschädigt. Das aggressiv gewordene Sauerstoffmolekül hat, chemisch betrachtet, ein Elektron verloren. Begierig versucht es nun, dieses von anderen Verbindungen zurückzubekommen. Freie Radikale sind also Atome oder Moleküle, denen auf ihrer äußersten Elektronenschale ein Elektron fehlt. Da alle Atome und Moleküle aber stets dem Edelgaszustand zustreben, das heißt, ihre äußerste Elektronenhülle sollte vollständig mit Elektronen gefüllt sein, muss Ersatz gefunden werden. Daher sind freie Radikale hochreaktiv und gefährlich.

Glücklicherweise gibt es in unserem Körper eine Vielzahl von Eiweißmolekülen, die freie Radikale entgiften. Wenn deren Arbeit erschöpft ist, können Naturstoffe helfen. Diese Stoffe, die Elektronen spenden können, nennt man »Antioxidantien«. Als Gemüse und Obst, isoliert in Form von Vitaminkapseln, als Nahrungsergänzungen oder auch unbedacht als Konservierungsstoffe in unseren Lebensmitteln nehmen wir ständig Antioxidantien zu uns. Bei gesunden Zellen scheint dieser Schutzmechanismus zu funktionieren, nicht aber bei Tumorzellen. Diese Annahme ist neu (Chandel & Tuveson 2014). Wenn das stimmt, müssen wir ein seit Langem in der Medizin geltendes Dogma neu überdenken: dass Antioxidantien, in hohen Dosen aufgenommen, das Wachstum von Krebszellen vermindern. Vitamin C beispielsweise ist ein solches Antioxidans, und es wurde jahrzehntelang in Höchstdosen bei Krebs verabreicht. War das falsch gedacht? Ja und nein. Zellen sind raffiniert, besonders Krebszellen. Nicht die Antioxidantien selbst erhöhen das Krebsrisiko, sondern die Krebszellen besitzen die Möglichkeit, einem Radikalangriff auszuweichen. Dabei scheint ein Protein der Leberentgiftung im Spiel zu sein.

Viele Jahre habe ich mit meiner Arbeitsgruppe in Innsbruck an der Zellfunktion dieses Eiweißes, es trägt den geheimnisvollen Namen »NRF2«, gearbeitet. Stets war uns aufgefallen, dass Tumorzellen, in denen dieses Eiweiß besonders aktiv war, immer dann besser wuchsen, wenn wir isolierte Antioxidantien, also Radikalfänger, dazugaben. Das haben wir zum damaligen Zeitpunkt nicht verstanden. Heute scheint mir, wir standen damals vor einer Schlüsselerkenntnis der Krebsbiologie. Würde es nämlich gelingen, in Krebszellen diesen erworbenen Schutzmechanismus gegen freie Radikale zu zerstören, wären Krebszellen dem Radikalangriff schutzlos ausgeliefert. Das wäre ein Durchbruch in der sanften Tumortherapie.

Einige Naturprodukte, die ebenfalls Vitamine – also Antioxidantien – enthalten, wie beispielsweise Brokkoligemüse, verhielten sich damals in unseren Experimenten jedoch unerwartet. Sie schienen den Radikalschutz, den Tumorzellen gegenüber Antioxidantien aufgebaut haben, umgehen zu können. Dazu muss man wissen, dass Brokkoli auch schwefelhaltige Senföle enthält. Diese Öle scheinen quasi durch die Hintertüre zu kommen und den Radikalschutz der Krebszellen aufheben zu können. Eine spannende Erkenntnis.

Von Beginn des Universums an war es für lebende Organismen eine Überlebensfrage, in sauerstoffbeladener Atmosphäre leben zu können. Dazu war es aber auch nötig, aggressiv gewordene Sauerstoffmoleküle umgehend zu zerstören. Ein ausgeklügeltes Sauerstoff-Schutzsystem stellte also einen unschätzbaren evolutiven Fortschritt dar. Es machte das Leben des Menschen erst möglich. Rote Blutkörperchen sind das beste Beispiel für diese Anpassung. Sie transportieren, an ein Eisenmolekül (Hämoglobin) gebunden, den lebenswichtigen Sauerstoff durch den Körper. Um ihn zu schützen, besitzen sie, huckepack, ein eigenes Schutzsystem. Man nennt es das »Glutathion-System«. Es funktioniert nur im Dreiklang mit drei Aminosäuren (L-Glutaminsäure, L-Cystein, L-Glycin). Fast alle unsere Körperzellen können diesen Schutzstoff herstellen.

Hier hat sich die Natur etwas Besonderes ausgedacht. Das System kann freie Radikale direkt, also nach kurzer Berührung, unschädlich machen. Da es dabei kurzzeitig selbst ein Elektron verliert, muss es an Ort und Stelle wieder repariert werden. Dazu bedient sich das Glutathion eines Wasserstoff-Ions (H+), das aus der aufgenommenen Nahrung stammt. Auf diese Weise molekular wieder vollständig, kann die nächste Runde der Radikalentgiftung aufs Neue beginnen. Organe wie die Leber haben diesen Zyklus perfektioniert. Sie leisten ja bei der Zellentgiftung täglich Schwerstarbeit. Wie wichtig es ist, kann man an Experimenten mit Mäusen sehen. Fehlt Glutathion in ihrer Leber, sterben diese Mäuse innerhalb eines Monats nach der Geburt. Sie sind schutzlos dem Angriff von freien Radikalen ausgeliefert. Wir sehen also, wie komplex unser Körper aufgebaut ist. Entwickeln wir Krebs, versagen diese lebensnotwendigen Schutzmechanismen.