EssMedizin für dich - Florian Überall - E-Book

EssMedizin für dich E-Book

Florian Überall

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Beschreibung

Das Erfolgsrezept der EssMedizin basiert auf der heilenden Kraft bewusster Ernährung. Während die Schulmedizin zur Verschreibungsmedizin geworden ist, plädiert Prof. Dr. Überall mit der EssMedizin für einen nachhaltigen Ansatz. Wozu benötige ich etwa einen Magensäurenblocker, wenn ich mein Unwohlsein auf natürliche Art und Weise behandeln kann? Mit der richtigen Ernährung werden nicht nur ganzheitlich, sondern auch langfristig positive Effekte erzielt. In Kombination des Besten aus beiden Sphären – den Möglichkeiten der westlichen Fachmedizin und dem tiefen Wissen der tibetanischen Heilkunde – bietet der zweite Teil der EssMedizin konkrete Einsichten in die Gefahren der Übermedikamentierung, zeigt die wichtige Funktion des Magen-Darm-Traktes auf und erklärt, wie man den eigenen Weg zu einer heilsamen Ernährung findet.

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EPUB

Seitenzahl: 271

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Besuchen Sie uns im Internet unter:

www.herbig-verlag.de

www.nymphenburger-verlag.de

© für die Originalausgabe und das eBook: 2017 nymphenburger in der F.A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

Umschlaggestaltung: Wolfgang Heinzel

Satz und eBook Produktion: Satzwerk Huber, Germering

ISBN 978-3-485-06144-5

Geleitwort: Auf der Überholspur

Unzählige Bücher, Schriften und Fernsehsendungen widmen sich dem Thema »gesundes Essen«. Jeder von uns findet einen anderen Zugang dazu.

Und doch gibt es einen Umstand, der allen Ansätzen gemeinsam ist: Ein Leben auf der Überholspur bedroht die Gesundheit von Millionen von Menschen und verändert unsere Gesellschaft insgesamt. Wir träumen davon, überall, am ganzen Körper gesund zu sein, Leib und Seele immer weiter zu optimieren. Diese Fantasie vom perfekten Organismus ist ein starker Beweggrund, etwas zu ändern, und fördert die Entwicklung von Gegentrends mit rasanter Beschleunigung. Immer mehr Menschen möchten aktiv ihr Wohlbefinden fördern und befassen sich deshalb mit Alternativen. Dabei suchen sie – neben den altbekannten Wegen in der Ernährung – vermehrt den Weg zurück zur Natur. Die Gewohnheiten am Esstisch befinden sich in einer großen Umbruchphase. Wir sind mit neuen Gesundheitstrends konfrontiert, denken an Insektennahrung, an Fleisch, das wir synthetisch aus Satellitenzellen züchten, und träumen von Drohnen, die uns alles Mögliche nach Hause liefern können. Digital und genial.

Völlig unbemerkt existiert daneben ein Wissen vom gesunden Essen, das den Stellenwert der Nahrung so definiert, dass es nicht übertrieben wäre, von einem einzigartigen personalisierten Ernährungstrend zu sprechen, der die ganze Welt verändern kann. Diesem Trend, der den Menschen als ein komplexes Ganzes versteht, Leib und Seele vereint und das Essen ohne Verlust des Genusses auswählt, wollen wir folgen. Doch zuvor müssen wir alte Mythen und Märchen überwinden.

An unserem Esstisch sitzt neben uns auch eine große Portion Verunsicherung. Es herrscht maßlose Verwirrung darüber, was an unserem Essen gesund oder schädlich ist. Löst der Verdauungsschnaps das fette Kotelett in meinem Magen auf? Ist Wasser vor oder während dem Essen erlaubt? Sind Low-Carb und Light Food der Weg aus der Krise? Erzeugen Fleisch und Transfette Krebs? Kommt Fruktose aus dem Obst? Sind Smoothies das neue Superfood?

Fragen über Fragen. Ein klarer Fall für das Internet als Wissensschatztruhe. Das Stöbern kann beginnen. Leider landen wir oft auf Seiten, die exakt gegenteiliger Ansicht sind, die sich immer wieder gegenseitig widersprechen. Wir suchen rasche Hilfe, aber wen können wir fragen? Lassen Sie uns erwägen, ob der Arzt als Ernährungsberater herangezogen werden kann. Jene Ärzte, die einem Morbus-Crohn-Patienten sagen, er könne alles essen, was ihm unterkommt, scheiden hier schon mal aus. Aber gibt es nicht auch noch andere Ärzte? Solche, denen die Ernährung wichtig ist?

Genau um dieses Thema wird es im vorliegenden Buch gehen. Wir werden uns damit beschäftigen, wie die westliche Medizin ihre Erkenntnisse gewinnt und welche Konventionen sie bei der Erstellung von Diagnosen und zur Behandlung benötigt. Und: Wir werden das Wissen um die Wirkung von Medikamenten unter die Lupe nehmen.

Wir laden Sie, liebe Leserinnen und Leser, herzlich ein, diesen Weg gemeinsam mit uns zu gehen.

Prof. Dr. Florian Überall

Dr. Andrea Überall

Inhalt

Vorwort

Kapitel 1: Der Mensch ist ein Pillenesser

Unser Blut sollte täglich verdünnt werden

Unsere Medizin erklärt den Menschen ohne Ernährung

Wir finden, was wir nicht suchen

Die Pflanzenpille macht den Unterschied

Kapitel 2: Mythos gesunde Kost

Fruchtzucker ist immer gut für mich

Smoothies sind das neue Superfood

Limonade löscht den Durst

Glutenfreies Leben ist möglich

Vegan, der letzte Ausweg

Naturstoffe haben keine Heilwirkung

Antioxidantien sind ein Allheilmittel

Kapitel 3: Mein Darmgehirn, mein zweites Ich

Die Harmonie in meinem Darm ist in Gefahr

Sündenbock Brot

Säureblocker zerstören die Darmflora

Die Antibabypille zerstört meine Darmbakterien

Das Marzipanschwein-Syndrom

Propionsäure – eine Energiequelle mit zwei Gesichtern

Kapitel 4: Darm-Wohlfühlprogramm

Die magische Kraft vergorener Alpenkräuter

Meine Freunde im Darm brauchen Hilfe

Resistente Stärke – Biofutter für die guten Bakterien

Reines Wasser nimmt dem Darm den Stress

Tägliches Darm-Yoga

Kapitel 5: Personalisiertes Heilen

Fünf Elemente bestimmen meine Existenz

Energetische Steuerung

Neue Wege einer personalisierten Diagnostik

Kapitel 6: Der Geschmack entscheidet

Mein persönlicher Ernährungstyp

Ich bin einzigartig – der Test

Impulsnahrung

Eine Pflanze heilt alle Krankheiten

Kapitel 7: Die Ess-Medizin verändert uns alle

Diabetes hat in meinem Körper keinen Platz

Wir brauchen keine Cholesterinspritze

Bitterstoffe sind unser neues Superfood

Wir schützen unser Gehirn

Wir lassen Krebs keine Chance

Wir sagen der Müdigkeit den Kampf an

Wir stärken unsere Bauchspeicheldrüse

Kapitel 8: Die Zukunft meiner Nahrung

Viel Geschrei um den Brei

Ich esse Insekten

Der Kot meines Nachbarn

Ich lebe in einer virtuellen Ernährungswelt

Ausblick

Anhang

Tibetische Kräuterrezepturen

Eigene Rezepturen: Das Herbal Impulse Concept

Nature Est Life – Heilpilze in einer neuen Formulierung

Weiterführende Literatur

Danksagung

Vorwort

Ich wurde an einem ruhigen Apriltag im Jahre 1954 in Kitzbühel geboren. Ich war ein ziemlich dickes Baby. Kugelrund, laut und lebhaft. Kaum konnte ich aufrecht gehen, war meine Begeisterung für das Skifahren geweckt. Mein Vater steckte mich in den Rucksack und raste mit mir huckepack über die Pisten der Kitzbüheler Alpen. Freiheit konnte nicht schöner sein.

Etwas größer geworden, sah ich mein Leben klar vor Augen. Ich wollte wie Toni Sailer, unser Stadtidol, Olympiasieger werden. Hansi, mein Schulkamerad und Banknachbar – er ist Ihnen wahrscheinlich besser als Hansi Hinterseer, der Blondschopf und Volksliedbarde bekannt – dachte genauso wie ich. Natur pur, frische Luft und Freiheit um jeden Preis. Nach einem gewaltigen Sturz auf der berüchtigten Streifabfahrt verarbeitete mein Vater meine ramponierten Skier zu Kleinholz, und damit ging mein Traum vom großen Skikönig abrupt zu Ende.

Richtig traurig war ich darüber aber nicht, hatte sich doch bereits eine ganz andere Leidenschaft bei mir immer wieder zu Wort gemeldet. Die Sommermonate waren auch die Zeit der Alpenblumen, und obwohl mein Vater mehr von seinen Bergerlebnissen sprach, war er doch auch ein Kräuterkundiger, der mich zum Sammeln von Arnikablüten, zum Stechen von Löwenzahnwurzeln und zum Sammeln von Heidelbeeren, Preiselbeeren und Pilzen in die Natur mitnahm. Schön langsam übertrug sich seine Naturfreude auf mich, und ich verspürte eine große Anziehungskraft zu allem Essbaren aus der Natur.

Mein großes Talent, niemals den normalen Anstieg auf einen Berg zu wählen, hat mich stets an wunderbare Plätze geführt. Meine Abenteuerlust wurde fast immer belohnt. Ich denke gerne an das feuchte Wiesenstück auf dem Weg zum Kitzbüheler Horn. Es war voller Trollblumen. Ein wunderbarer Anblick. Die Blütenköpfchen baumelten wie kleine Butterknöllchen im Wind. Ein noch viel größeres Naturwunder fand ich an einem halbtrockenen, kalkigen Schattenplatz. Hier stand eine sehr seltene Fliegen-Ragwurz. Diese Orchidee erzeugt zur Bestäubung keinen Nektar, sondern verwendet einen anderen Trick, um sich fortzupflanzen. Die Blütenblätter täuschen exakt die Form einer Wespe vor und locken durch ein wohlriechendes Sexualhormon die Männchen von Grabwespen an. Diese vollführen dann auf der Blütenlippe einen Begattungstanz. Dabei werden die Pollenpakete der Orchidee auf die Wespe übertragen. Sie trägt sie dann zu anderen Familienmitgliedern. Mit diesem Täuschungsmanöver gelingt es dieser Orchidee, an stillen Plätzen für regelmäßige Bestäubung zu sorgen. Ich musste so manches Buch zurate ziehen, um diese geheime Pflanzensprache, ausgelöst durch flüchtige organische Botenstoffe, besser zu verstehen.

Seit einigen Jahren gibt es nun in Japan eine neue Tradition. Sie nennt sich Shinrin-Yoku, übersetzt: Waldbaden. Man geht in den Wald und lässt die flüchtigen Stoffe, die der Waldboden, die Bäume und die Waldpflanzen freisetzen, auf sich wirken. Wissenschaftlich fassen wir diese Effekte unter dem Begriff der Biophilia zusammen. Da sich neben dem Pulsschlag und der Herzratenvariabilität auch die Freisetzung von Cortison unter dem Einfluss der flüchtigen Biogase beruhigt, findet das Waldbaden auch bei uns neue Befürworter.

Viele Sportbegeisterte, die die Gamsstadt besuchen, wissen nichts von den Naturschätzen oder den Menschen, die sie für uns entdeckt haben. Einer davon wurde Ende des 18. Jahrhunderts in Kitzbühel geboren. Er hieß Joseph Traunsteiner (1798-1850) und war Apotheker und Botaniker. Nach ihm wurde ein seltenes Knabenkraut benannt: Die rotblühende Orchidee oder auch Dactylorhiza traunsteineri. Erstmals am Schwarzsee gefunden, wurde sie unter diesem Namen weltberühmt.

Meine Kindheit und Jugend ist voll solcher Geschichten und fast immer spielten dabei Heilpflanzen, Bäume und seltene Alpenpflanzen eine wichtige Rolle. Ich war ein wildes Kind, und nur stille Plätze in der Natur konnten meinem unbändigen Bewegungsdrang Einhalt gebieten. Ich war faul in Mathematik, aber strebsam in Naturkunde und Deutsch. Gute Voraussetzungen für meinen ersten Lehrberuf: Ich wurde Drogist. Die Ausbildung förderte mein naturkundliches Interesse, und später, in der nahen Stadtapotheke, durfte ich fortan den Apothekern über die Schulter schauen. Anschließend folgte das größte Abenteuer meiner Jugend. Aus der Schneelandschaft der Tiroler Berge ging es nach Schwarzafrika. Nach einem mehrmonatigen Aufenthalt in einem Tropenspital in Fontem, einem Dschungelort im Niemandsland zwischen Nigeria und dem Kamerun, kehrte ich nach Tirol zurück und besuchte in Innsbruck das Gymnasium für Erwachsenenfortbildung.

Spätberufen, aber doch noch einigermaßen rechtzeitig in meinem Leben, begann ich das Studium der Mikrobiologie und Biochemie. Im reifen Alter von 35 Jahren promovierte ich mit Auszeichnung an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck. Ich erlebte diese Jahre wie im Zeitraffer. Zu viele neue Eindrücke in zu kurzer Zeit überwältigten meinen Geist, zu viel neues, unbekanntes Wissen überflutete mein Gehirn. Meine große Liebe zur Natur ließ mich durchhalten. Ich war durch und durch von dem Wunsch beseelt, Krebsforscher zu werden.

Heute bin ich Krebsforscher, Ernährungswissenschaftler und Trendforscher rund um die Gesundheit. Seit dem Abschluss meines Studiums habe ich mich mit der Frage nach der Entstehung und Behandlung von Krebs beschäftigt und Hunderte Naturstoffe auf heilende Eigenschaften hin untersucht. Ich reiste in ferne Länder und machte mich mit einfachen Heilmethoden vertraut, lernte die tibetische Medizin kennen und konnte mir in Sri Lanka erste Kenntnisse in Ayurveda aneignen. Begegnungen mit Mutter Teresa von Kalkutta, Treffen mit Heilweisen und tibetischen Ärzten im Himalaya und in der Mongolei, Gespräche mit Medizinkundigen auf allen Kontinenten sowie mehrmalige Treffen und Gespräche mit seiner Heiligkeit, dem XIV. Dalai-Lama haben mir die »Sprache des Herzens« nähergebracht. Von dieser Zeit an waren mein privates und mein berufliches Bewusstsein auf ganzheitliche Heilmethoden ausgerichtet. Bei vielen Reisen in die letzten Königreiche Indiens, in denen Tibeter wohnen, wurde meine Liebe zur tibetischen Medizin zur Passion. Einiges darüber möchte ich Ihnen im vorliegenden Buch vermitteln.

Andrea wurde in Hall in Tirol geboren. Schon sehr früh in ihrem Leben bereiste sie als Reiseleiterin des Akademischen Reisedienstes fremde Kulturen entlang der Seidenstraße. Tibet besuchte sie noch vor der völligen Umstrukturierung durch die chinesischen Machthaber. Dann kam eine schlimme Krankheit. Ein durchreisender tibetischer Arzt, der für einige Tage Innsbruck besuchte, wurde zum Lebensretter. Herb und bitter schmeckende Pflanzenmedizin brachte Andrea ihre Gesundheit wieder zurück. Inspiriert durch diese Begegnung war das Interesse für asiatische Medizin geweckt. Es folgte eine fundamentale Diplomarbeit zur Stellung der Frau im Islam. In ihrer Doktorarbeit beschäftigte sich Andrea dann mit einem Vergleich der Klostermedizinen von Christus Medicus, dem christlichen Heiland, und Buddha Shakyamuni, dem Medizin-Buddha. Nach der Lehramtsprüfung in Pädagogik, Philosophie und Geschichte folgte sie jedoch ihrer inneren Berufung und wurde Naturpraktikerin nach den Grundsätzen der tibetischen wie auch westlichen Energetik. Seit 17 Jahren leitet Andrea eine eigene Praxis in unserem Wohnort Telfs in Tirol.

Menschen haben eine innere Sprache. Pflanzen auch. Sie verwirklichen damit ein Überlebensprogramm, doch unseres scheint verstummt. Wir leben in der Hoffnung, lebenslang gesund zu bleiben, sehen Kochshows, lesen Gesundheitsmagazine, machen Fitnessübungen und bilden uns rund um die Ernährung im Internet fort. Dennoch werden wir krank, fast unbemerkt und ohne Gegenwehr. Wir haben ein neurotisches Verhältnis zum Essen entwickelt. Nahrung ist stets präsent, ja sogar an der Tankstelle sind Sandwich und Süßspeisen-Versorgungsstellen für uns eingerichtet. In einer Hand der Energiedrink, in der anderen der Burger – so starten viele von uns in den Tag. Verlockend, aber gefährlich.

Betritt man am späten Freitagnachmittag einen Supermarkt, bekommt man das Gefühl, eine Hungersnot stünde bevor, so prall sind die Einkaufswägen gefüllt. Was aber liegt hier in den Körben? Essbares? Krankmachendes? Allergieauslösendes? Oder gar Todbringendes?

Dieser Frage möchten wir in diesem Buch nachgehen. Andrea liefert die energetischen Bausteine zum Verständnis der tibetischen Medizin. Ich als Biochemiker jene der naturwissenschaftlichen Logik. Stets nach dem Motto: Altes bewahren und Neues daraus entwickeln.

EssMedizin heißt unser vorheriges Buch. Es verdeutlicht die große Chance für uns, alles Ess- und Trinkbare als Medizin zu wählen. Wie aber geht das?

Hier im Buch EssMedizin für dich wird ein neues Kapitel der Ernährungswelt aufgeschlagen. Wir geben Ihnen praktische Tipps und erklären einfache Überlebensstrategien, um im täglichen Dschungel des Ernährungswahns zu überleben. Was aber ganz wichtig ist: Wir möchten alle Menschen erreichen. Auch wenn so manches kritische Wort zur westlichen Medizin oder zu Ärzten fällt, hat unser Vorhaben nichts mit Polemik zu tun. Es lebt von der Hoffnung, dass wir als chronisch-entzündliche Gesellschaft gemeinsam umdenken möchten. Auch die Naturheilkunde kritisierende Ärztinnen und Ärzte können an Krebs erkranken. Dann kommt auch für sie der Tag der Entscheidung. Gift oder Natur oder doch beides.

Was ich nicht möchte, ist einem 150 Kilogramm schweren, kettenrauchenden Internisten gegenüberzusitzen, der mir dann Ratschläge zur Herzinfarktvorsoge gibt. Was wir uns als Autoren aber ganz innig wünschen, ist Ihre Stimme. Ihre mündige Stimme in der Gesellschaft, in der Familie, im Beruf.

Lassen Sie sich inspirieren. Bis zum heutigen Tag hält die Lesebegeisterung zum Vorgängerbuch EssMedizin an. Wir bekommen zahlreiche Anrufe, Mails und herzliche Briefe. Wir waren und sind überwältigt. Um all diese Anfragen bewältigen zu können, ist in Innsbruck eine eigene Ernährungsberatung entstanden. Dort stehen wir Ihnen mit Rat und Tat zur Seite.

Da Vieles im ersten Buch nicht zur Sprache kam und einiges Wissenswerte dazugekommen ist, entstand dieses zweite Buch. Es blickt noch tiefer in unseren Körper und vor allem in die Zukunft, auf die wir rund um die Ernährung zusteuern. Wir möchten gemeinsam mit Ihnen Alternativen finden. Wir geben keine Anleitungen für die Gesellschaft, sondern für Dich. Wir helfen Dir, den persönlichen Konstitutionstyp zu ermitteln, Deinen kranken Darm, und Deine leidende Seele zu harmonisieren.

Da im Weltbild der Tibeter einer körperlichen Störung immer eine energetische Grundstörung vorausgeht, möchten wir Ihnen einige Bausteine aus dem Heilsystem der Tibeter Sogpa rigpa – dem Wissen vom Heilen – noch näherbringen als im ersten Buch. Wir möchten auch mehr heilsame Rezepte zum Kochen anbieten und die ganze Familie am Küchentisch vereinen.

Dieses Buch vermittelt ganz einfache Anleitungen, steht auch nicht im Wettstreit mit den Gedanken und Techniken der modernen Medizin, sondern versteht sich als ein Trendforum des Herzens. Da aber Millionen von Menschen anderer Kulturen einen anderen Zugang zur Krankheit und den Methoden der Heilung gefunden haben, ist es legitim, diese anzusprechen. In den exakt messenden und wiegenden Wissenschaften mag es die wahre Erkenntnis geben, für den kranken Menschen sind aber vordergründig die gangbaren Wege aus der Sackgasse wichtig. Wir möchten auch den von der Medizin so hartnäckig verteidigten Begriff der Evidenz als Basis des ärztlichen Vorgehens kritisch hinterfragen. Nicht um diesen auszuhebeln, sondern um das ärztliche Handeln, das uns die Gesundheit bringen soll, um die tägliche Ernährung zu erweitern.

Für diese Methodenvielfalt möchte dieses Buch einstehen. Erwarten Sie sich auch kein Lehrbuch, keine abschließenden Gedanken. Dasselbe Thema wird oft an verschiedenen Orten im Buch wieder aufgegriffen. Dies auch, um die Zusammenhänge zu betonen und die verschiedenen Herangehensweisen an ein Problem klarzumachen.

Dieses Buch soll und kann also den ärztlichen Rat und die sorgfältige Abklärung Ihrer Beschwerden durch die Schulmedizin nicht ersetzen. Es soll aber Lebenshilfe bieten, für all jene, die als mündige Menschen Fragen zur Ernährung stellen und sich Gedanken machen über ihr Lebensumfeld. Für all jene, die bereits einen leidvollen Weg mit einer unheilbaren oder schwer therapierbaren Krankheit gehen, soll das Buch eine Quelle der Hoffnung sein. Scheuen Sie sich nicht, uns zu kontaktieren, wenn Sie aktiv Hilfe suchen. Wir betreiben seit Januar 2016 in Innsbruck, Valiergasse 62, 3. Stock unsere Ess-Medizin Beratungsstelle. Sie können uns über unsere Homepage www-natest.co.at oder über eine E-Mail an [email protected] erreichen.

Eingebettet in den Gedanken des aktiven Mitgefühls der Tibeter wünschen wir Ihnen viel Lebensfreude und laden Sie ein, weiterzulesen.

Kapitel 1: Der Mensch ist ein Pillenesser

Wir stellen dem Arzt keine Fragen mehr. Er greift uns auch nicht mehr an, er ist mit dem Röntgenbild beschäftigt. Wir müssen diese Entmündigung abschütteln. Unsere Abhängigkeit von der Ärzteschaft geht so weit, dass wir uns täglich dazu überreden lassen, unser Blut zu verdünnen, Medikamente zur Senkung des Cholesterinspiegels zu nehmen und den Magensaft zu vernichten. Viele Mediziner erklären uns auch, Naturstoffe seien gefährlich, Ernährung habe nichts mit Medizin zu tun, und es gäbe Pillen, die bei jedem gleich wirken. Wir glauben sogar den Hinweis, der Text im Beipackzettel eines Medikamentes sei nicht so wichtig für uns. Alles wäre ja bereits gesagt. Nebenwirkungen sind zwar möglich, aber wenn sie auftreten, sind ohnehin Arzt oder Apotheker gefragt.

In Deutschland und Österreich schlucken Millionen Menschen regelmäßig Aspirin, Blutdrucksenker, Statine zur Hemmung der Cholesterinbildung und Pillen gegen Sodbrennen. Viele dieser Patienten sind in Wahrheit völlig gesund. Sie haben aber Angst vor einem plötzlichen Gehirnschlag, einem Schlaganfall oder beginnender Arterienverkalkung, Fettleibigkeit und Demenz. Die tägliche Einnahme von Aspirin beugt diesen Erkrankungen dauerhaft vor, sagt der Arzt. Woher stammt dieser Mythos, dass eine Pille das alles kann?

Es sind oftmals Mythen und Geschichten zur Wirksamkeit, die von gut geschulten Pharmareferenten verbreitet werden und auf Ärztekongressen die Runde machen. Man kann es dem überarbeiteten Arzt nicht verübeln, wenn er diesen Strohhalm dankbar ergreift. Er geht unter in Tausenden von wissenschaftlichen Publikationen und Studienberichten. Er kann sich auch nicht mehr zeitgemäß fortbilden, und so halten sich solche mythischen Erkenntnisse jahrzehntelang in seinem ärztlichen Bewusstsein. Wenn wir häufiger fragen würden, welche Wirkung von Medikamenten ausgeht, ob Störungen beschrieben sind, die mit gleichzeitig gegessenen Lebensmitteln einhergehen, ob es pflanzliche Alternativen gibt und ob nicht schon zwei Medikamente zeitgleich genommen unvorhersehbare Nebenwirkungen haben, würden auch die Ärzte aufwachen.

Dieses Buch hat auch den Sinn, uns als Patienten und Ihnen den Mut zur Umkehr zu vermitteln.

Unser Blut sollte täglich verdünnt werden

Unser Blut zu verdünnen, ist in der Medizingeschichte nicht neu. Auch der althergebrachte Aderlass hatte den Zweck, durch das Ablassen von altem Blut einen Erneuerungsprozess im Körper zu ermöglichen. Auch finden sich in der Naturstoffmedizin unzählige Kräuterrezepturen, die das Blut klären oder sogar verdünnen.

Eine dieser Pflanzen ist die Weide. Deren Rinde wurde bereits im ausgehenden 19. Jahrhundert bei Rheumatikern zur Fieber- und Schmerzsenkung verwendet, Jahrhunderte davor bereits bei nordamerikanischen Indianern. Heute weiß man, dass hoher Gerbstoff- und Flavonoidgehalt nicht nur die antientzündliche Wirkung beträchtlich erhöhen kann, sondern auch das Blut verflüssigt. Diese Erkenntnis hat ein völlig neues Behandlungsfeld eröffnet.

Kürzen wir die Medizingeschichte zur Weide ab und fassen wir die beschriebene Wirkung zusammen: Der pharmazeutisch aktive Inhaltsstoff der Weidenrinde ist die Salicylsäure. Diese kommt in der Rinde nur in Vorstufen (Phenolglykoside) vor. Erst in der Leber erfolgt die Umwandlung zur aktiven Salicylsäure. Diese Säure wiederum ist der pflanzliche Vorläufer der Acetylsalicylsäure, dem eigentlichen Wirkstoff. Sie bewirkt eine Hemmung der entzündungsfördernden Boten (Prostaglandine) und unterbricht somit die Schmerz- und Entzündungsübertragungskette im Körper. Das pflanzliche Extrakt wirkt zwar schwächer, aber schonender. Aus pharmazeutischer Sicht ergibt es nur Sinn, dem Körper die chemisch reine Acetylsalicylsäure anzubieten. Mit dem weißen Pulver macht Big-Pharma richtig Geld. Unter der Bezeichnung Aspirin kennt es jedes Kind.

Das Branding ist perfekt gelungen und geht auf den 6. März 1899 zurück. An diesem Tag wurde Aspirin in die Warenzeichenrolle des Kaiserlichen Patentamtes in Berlin aufgenommen und damit offiziell zur Marke. In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich Aspirin zu einem Star am Pharmahimmel. Kein anderes Arzneimittel kann auf eine so vielseitige und erfolgreiche Medizingeschichte zurückblicken. Es ist sogar in der Hausapotheke der Raumstation ISS zu finden. Ebenso in der Bordapotheke jeder Raumfähre. Der schmerzstillende Effekt ist gut erklärbar. Warum aber müssen wir täglich mit Aspirin unser Blut verdünnen? Musste Ötzi das auch schon? Beim Eismann hinkt der Vergleich etwas. Er hatte stark verkalkte Gefäße. Wir werden nie erfahren, ob er die Weidenrinde zur Blutverdünnung kannte. Ob er an einer Gefäßerkrankung gestorben ist, bleibt ebenfalls im Dunkeln. Neue Erkenntnisse gehen sogar von Mord aus.

Bevor wir uns so intensiv mit dem Blutfluss selbst beschäftigen, sollten wir uns zuerst um die Funktion der Blutgefäße kümmern. Darin fließt es ja. Sind die Gefäße marode, droht Gefahr für den ganzen Körper. Die bekannten Risiken wie Bluthochdruck, Rauchen, fett- und kohlenhydratreiche Ernährung fördern Blutgerinnsel und Arteriosklerose. Klinisch betrachtet sind sie die Folgen eines gestörten Zusammenspiels zwischen der Gefäßwand, der darunterliegenden Gefäßschichten und Komponenten des Blutes. Besonders die unter der dünnen Verbindungsschicht des blutseitigen Endothels liegende Gefäßschicht, die Intima, ist der Ort der Veränderung. Hier kommt der Aminosäure L-Arginin eine besondere Funktion zu. Das Spurengas Stickstoffmonoxid (NO), das für die Dehnung notwendig ist, kann nur entstehen, wenn ausreichend L-Arginin zur Verfügung steht. Daraus wird es durch das Enzym NO-Synthase gebildet. NO kennen wir als gefährliches Autoabgas und Lungengift. Im Herz-Kreislaufsystem ist NO in geringsten Spuren als Modulator unverzichtbar. Es entspannt und weitet die Arterien.

Der Blutfluss braucht also kein Aspirin, sondern NO. Wenn das klappt, besitzen alle Organe eine reibungslose Sauerstoff- und Nährstoffversorgung. Stimmt etwas nicht an der Gefäßwand, droht dem Körper Gefahr. Der Arteriosklerose geht also immer eine Funktionsstörung des Gefäßendothels voraus. Aspirin ist hier fehl am Platz. Und noch eine Sache ist wichtig: L-Arginin ist von entscheidender Bedeutung für die Vermeidung von oxidativem Stress an den Gefäßen. Kürbis- und Pinienkerne, Erd- und Walnüsse, aber auch Hülsenfrüchte, Mais und Weizen sind gute Arginin-Quellen. Geringe Mengen finden sich auch in rohem Lachs und Hühnereiern. Meidet man Milchprodukte und rotes Fleisch, bleibt auch die Wirkung im Körper erhalten. Eine ganz besondere Schutzfunktion für die Gefäße besitzen auch Herb- und Bitterstoffe. Ein seit vierzig Jahren in Verwendung befindliches pflanzliches Präparat aus der tibetischen Medizin mit dem Namen PADMA Circosan, auch PADMA 28 oder Basic genannt, ist hervorragend zum Schutz der Gefäßwand und zur geringen Blutverdünnung geeignet. Klinische Untersuchungen und Metaanalysen zur Beschreibung der Wirkung stehen zur Verfügung. Dazu später mehr.

Die westliche profitable Vorsorgemedizin gibt sich nicht so schnell geschlagen. Das Zauberwort für unsere Lifestyle-Gesellschaft, die schmerzfrei und risikofrei an Herz und Gefäßen leben möchte, heißt Thrombo ASS. Kardiologen empfehlen 75 Milligramm Thrombo ASS (= Acetylsalicylsäure) für Menschen ohne Beschwerden pro Tag als Vorsorgedosis.

Sie haben richtig gelesen: 75 Milligramm für einen Gesunden.

Häufig kommt noch als Kommentar dazu: »Empfohlen, wenn das Risiko des betreffenden Menschen, in den kommenden zehn Jahren an einem Herzinfarkt oder einem Schlaganfall zu versterben, größer als zehn Prozent ist und der Blutdruck unter 140/90 mm Hg liegt.« Wie kann man eine solche Risikoabschätzung vornehmen? Warum sagen die Ärzte nichts zur Ernährung? Wenigstens erkennt man hier ein personalisiertes Denken der Mediziner. Man spricht von individuellem Risiko, der Wahrscheinlichkeit zur Erkrankung des Einzelnen, und nicht vom Risiko der Gesellschaft. Das macht mich hellhörig. Da man Aspirin zudem in der Apotheke ohne Rezept kaufen kann, verordnen sich viele Menschen das Medikament selbst. Man wird ja ständig gewarnt, bloß nicht zu verzichten.

Was früher nur ein Schmerzmittel war, kann jetzt auch das Herz schützen, sagt der Arzt. Gibt es dafür gute Befunde? Vorerst sehe ich nur eine neue Einnahmequelle. Man nimmt ein altes Medikament, gibt ihm einen neuen Namen und die Geldmaschine legt los. Was besonders befremdet, ist der Vorsorgegedanke. Die Sache kann auch zum tödlichen Bumerang werden. Das Präparat kann das Risiko für schwere Blutungen drastisch erhöhen. Ganz besonders gefährdet sind Dünn- und Dickdarm. Das beste Geschäft lässt sich bekanntlich immer noch mit der Angst machen, und trotz unzähliger Mitteilungen von Verbraucherzentralen und Gesundheitsdiensten geht die Massenversorgung mit Aspirin weiter.

Die Studienlage, die gegen eine tägliche Einnahme spricht, ist erdrückend. Die statistische Auswertung von sechs Studien mit insgesamt fast 100.000 Teilnehmern, bei denen Nutzen und Risiko der täglichen Thrombo ASS-Einnahme bewertet wurde, war ernüchternd. Bei der Langzeiteinnahme über 6,4 Jahre zeigte sich bei 3 von 1.000 Frauen und 4 von 1.000 Männern ein gewisser Gefäßschutz. Gleichzeitig traten bei den Frauen jedoch durchschnittlich 2,5 Fälle an potenziell lebensbedrohlichen Blutungen auf. Bei den Männern waren es drei Fälle. Die Evidenzmedizin lässt grüßen. Was bleibt, ist erschreckend: 997 Frauen und 996 Männer wurden umsonst behandelt. Der Schutzeffekt hat sich durch den Schaden aufgehoben. Leider haben auch diese Studien keinerlei Untersuchungen zu gefäßschonenden Lebensmitteln in die Auswertung eingeschlossen. Davor scheinen Ärzte Angst und Vorbehalte zu haben. Vielleicht war es aber auch nur ein Versehen. Wie auch immer: Es ist an der Zeit, in eine neue Medizin aufzubrechen, bei der die Ernährung heilt.

Unsere Medizin erklärt den Menschen ohne Ernährung

Die wichtigste Konvention der westlichen Medizin ist die Evidenz. Man ermittelt, was sein darf und was nicht, und nennt es ärztliches Vorgehen. Das hat natürlich Konsequenzen, in erster Linie für den Patienten. In einem engen Korsett darf die Behandlung durchgeführt werden, keinen Millimeter daneben. Der Leiter der Frauenklinik am Universitätsspital in Zürich wagte einiges, als er auf dem Perinatalmedizin-Kongress 2014 in Berlin sagte, dass weiße kleine Globuli im Kreißsaal nichts zu suchen hätten. Seiner Ansicht nach gäbe es keinerlei wissenschaftliche Evidenz für die Wirksamkeit der Homöopathie. Somit müsse dieser Unsinn ein Ende haben.

Eine klare Stellungnahme zu alternativen Heilverfahren. Was aber erklärt ein Mediziner wirklich, wenn er eine solche Aussage trifft? Er erklärt, dass nur die Evidenz zählt und nur ein evidenzbasiertes Vorgehen ein klares wissenschaftliches Ergebnis liefert. Dass die gefundenen Erkenntnisse durch andere Kollegen nachvollziehbar sein müssen, ohne Einflussnahme durch Industriepartner und Fördertöpfe publiziert werden und immer den aktuellen Stand der Wissenschaft berücksichtigen. Darauf stützt sich ärztliches Handeln. Alles andere sei Unsinn oder Scharlatanerie.

Bei Ernährungsfragen kommt die Evidenzmaschine aber stark ins Stocken. Die Vorstellung, wir könnten alles wiegen, messen und wertfrei dokumentieren, was in unserem Körper vorgeht, ist wunderbar, bei der Ernährung aber schlichtweg ein Märchen. Wir besitzen keinerlei einfache diagnostische Verfahren, um etwas Banales wie Blähungen nach dem Essen zu messen, zeitgleich das Fressverhalten der Bakterien im Darm zu beobachten und die Wirkung eines ebenfalls gleichzeitig eingenommenen Medikamentes auf den Verdauungstrakt zu beurteilen. Wir können nur raten, wie es dem Speisebrei geht, wenn die Freisetzung der Magensäure medikamentös blockiert wurde. Wie es unseren biologischen Zellmembranen geht, wenn sie durch den Einsatz von Cholesterinhemmstoff blockiert wurden, und wie es den Gallensalzen geht, wenn Cholesterin fehlt. Wir haben keine Ahnung davon, wie lange wir warten müssen, bis uns der Speisebrei wieder als Kot verlässt. Wohlgemerkt im Jahre 2017 und nicht etwa 1000 nach Christus.

Sie werden ungläubig einwerfen: »Das kann doch nicht sein! Wie alles im Körper funktioniert, ist dem modernen Menschen doch schon seit Jahrhunderten bekannt! Mein Arzt kennt jeden Winkel meines Körpers!« Das mag sein, leider wurde ihm während des Studiums aber nicht erklärt, dass die Nahrung neben der Nähstoffversorgung auch heilen kann. Jetzt wird uns auch bewusst, dass mit wenigen Ausnahmen all jener Ärztinnen und Ärzte, denen die Ernährung wichtig geworden ist, der evidenzsüchtige Arzt seine Rolle als Ernährungsberater gar nicht wahrnehmen kann.

Das Drama geht aber bereits in den zweiten Akt, und die Evidenzgeschichte zeigt eine weitere Ungereimtheit. Diese wird besonders bei der Überprüfung der Wirksamkeit von Medikamenten sichtbar, der Fassadenschwindel offenkundig. Zeigt sich nämlich unter Evidenzkriterien bei Hunderttausenden von Test-Patienten auf ein verabreichtes Medikament eine Tendenz der Wirksamkeit, wird dieses nach der sogenannten klinischen Prüfung zugelassen und dann millionenfach verkauft. Das schier Unglaubliche an dieser Vorgehensweise ist nun jedoch der Umstand, dass man bei fast allen dieser Studien zur klinischen Prüfung von Medikamenten zugleich eine Überwachung der Ernährungsgewohnheiten der Test-Patienten im Behandlungszeitraum vergessen hat. Das bedeutet also: Der wichtigste Faktor neben der Individualität der jeweiligen Person, der die Wirksamkeit eines Medikamentes, aber auch den Gesundheitszustand beeinflussen kann, wurde nicht berücksichtigt.

Der Evidenzbegriff in der modernen Medizin kommt ohne Ernährung aus. Das bedeutet, die Medizin erkennt die Ernährung nicht als wesentlichen Teil der Gesundheit. Ob sie auch eine Krankheit begünstigt, mit Medikamenten in Wechselwirkung tritt, bleibt nebulös. Müßig zu betonen, wie absurd dieser Vorgang ist und wie demaskierend für unser einfältiges Denken in der Medizin. Es handelt sich kaum noch um ein Versehen, sondern um ein gesellschaftliches Drama mit unfassbaren Folgen für uns alle.

Wir finden, was wir nicht suchen

Serendipität. Dieses wunderbare Wort beschreibt die Suche nach neuen Medikamenten, und Sie werden vielleicht sagen: »Davon habe ich ja noch nie gehört.« Es ist gut wissenschaftlich belegt, dass unzählige Medikamente nicht für die jeweilige Erkrankung gefunden wurden, für die man sie gesucht hatte, sondern eher zufällig. Es blieb aber fast immer ungeklärt, welche Rolle die Ernährung bei dem Heilungsverfahren spielte. Waren möglicherweise einzelne Bestandteile der Nahrung für einen Effekt verantwortlich oder gab es andere Gründe?

Die Medizin nennt entsprechende Auffindungswunder neuer Medikamente Serendipität. Ein gewitzter Name. Er stammt aus einem orientalischen Märchen. Die drei Prinzen von Serendip (ein mythologischer Name für die Insel Sri Lanka) entdeckten auf ihren Reisen mit Wagemut, Glück und Einbildung ständig Dinge, nach denen sie gar nicht gesucht hatten. So erging es auch dem Chemiker Barnett Rosenberg. In den 1960er-Jahren studierte er Darmbakterien. Er wollte herausfinden, wie Wechselstrom auf ihr Wachstum wirkt. Escherichia coli, ein besonderer Stamm, überlebte die Behandlung nicht. Mit dem verwendeten Wechselstrom hatte das aber nichts zu tun. Rosenberg erbrachte den Beweis, dass eine komplexe Verbindung, die unerwartet aus den Platinelektroden freigesetzt wurde, die Bakterien tötete. Eine weitere Serendipität der Medizin war vollbracht, ein neues Zytostatikum zur Krebstherapie war gefunden. Es trägt den Namen Cisplatin.

Cisplatin-Komplexe sind enorm giftig. Sie verschweißen die beiden DNS-Stränge untrennbar miteinander. Die Tumorzellen können somit die Erbsubstanz nicht mehr auf die Tochterzellen aufteilen und sterben. Gesunde Zellen aber auch. Übelkeit, Erbrechen, Nierentoxizität, Hörverlust sind nur einige der Nebenwirkungen, die vollständige Liste erspare ich Ihnen lieber. Die Rechnung zahlt der Patient. Medikamente sind nicht immer sicher in der Anwendung, auch wenn sie nach Evidenzkriterien untersucht wurden.

Noch absurder wird der Evidenzbegriff bei Mehrfacheinnahme von herkömmlichen Medikamenten. Es mag ja objektivierbare Kriterien in der Medizinforschung geben, dabei ist eines aber sicher: Der Experimentator ist immer Teil dieser eingeforderten Evidenz. Er hat das Experiment geplant, hat klare Vorstellungen, was er erwarten möchte, und vor allem Geldgeber. Diese Komponenten lassen sich nicht einfach ausschalten.

Kann es also sein, dass wir oft keine Ahnung haben, wie Medikamente wirklich wirken? Dass wir nicht wissen, welche Rolle die Ernährung dabei spielt, wenn wir sie einnehmen, und dass wir klinische Studien einfach falsch geplant haben?

Am Beispiel der Mehrfachmedikation wird dieser Umstand besonders sichtbar. Die Evidenz in der Medizin ist ein reiner Mythos. Jetzt ist es Zeit umzukehren. Wir müssen den Menschen in seiner Fülle und Ganzheit verstehen. Täglich steht unser Wissen zum gesunden ausgewogenen Essen neu auf dem Prüfstand. Wir werden gemeinsam von vorne beginnen. Dieses Buch wird Ihnen dabei helfen, die vielfältige Funktion der Ernährung für eine lebenslange Gesundheit zu erfahren und zu begreifen. Wir werden uns neue Beurteilungskriterien suchen, um die Wirkmuster der gegessenen Nahrungsmittel in unserem individuellen Körper zu beurteilen. Die neue Evidenz ist unser Körper: wir selbst. Jeder Einzelne ist jetzt aufgefordert, nach einem Bissen, den er zu sich genommen hat, in sich hineinzuhören. Habe ich nach dem Schnitzel Völlegefühle und stößt mir Kohlensäure immer wieder auf? Gibt es Blähungen? Vielleicht vertrage ich die Essiggurke nicht gut. Solche Zusammenhänge müssen wir jetzt an uns erkunden. So werden wir selbst zum inneren Arzt.

Und wir müssen uns fragen, weswegen wir täglich unser Blut verdünnen sollten. Hat hier die Natur von Anbeginn einen Fehler gemacht? Nein, die Natur richtet sich nicht gegen sich selbst. Das wahre Glück ist der Umstand, dass wir einen so vielfältigen und einzigartigen Stoffwechsel besitzen. Wir sollten diesen nicht durch Dummheit in Gefahr bringen.

Die Pflanzenpille macht den Unterschied

Bereits im Jahre 2006 habe ich den mongolischen Arzt Dr. Tschimit-Dorzhi Dugarov kennengelernt. Er war auf Einladung des ORF-Landesstudios Tirol zu uns gekommen und sollte im Fernsehen von seinen Heilmethoden berichten. Das Unterfangen war schwierig, denn er sprach nur Russisch. Die Übersetzung klappte zwar wunderbar, aber zwei eingeladene Tiroler Ärzte, die ebenfalls an der Diskussion teilnahmen, saßen ziemlich verstört am Tisch. Zu fremdartig war das Erzählte. Wie bei solchen Medienauftritten üblich, gab es zur besseren Unterhaltung der Zuseher die Befürworter und die Gegner. Ich war einer derjenigen am Tisch, die bereits Kenntnisse zur tibetischen Medizin hatten, und zählte somit zur Gruppe der Befürworter.

Insgesamt war es eine ziemlich absurde Situation. So musste es auch Dr. Dugarov empfunden haben. Er verhielt sich aber großartig, trat klug und kompetent auf. Besonders amüsierte mich der Umstand, dass die beiden Tiroler Ärzte, die der Gegnergruppe angehörten, die ersten waren, die Dr. Dugarov, nachdem die Kameras ausgeschaltet waren, um eine Konsultation mit Pulsdiagnose baten. Offensichtlich war das Interesse doch geweckt.