EmoLogic Wave - Kollektive Intelligenz inszenieren - Jens Braak - E-Book

EmoLogic Wave - Kollektive Intelligenz inszenieren E-Book

Jens Braak

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Beschreibung

Ist kollektive Intelligenz messbar? Müssen Manager*innen intelligent sein? Können Künstler*innen normal denken? Brauchen komplexe Probleme einfache Lösungen? Kann man Kreativität lernen? Was unterscheidet Wissen von Weisheit? Mehr denn je stehen wir vor der Frage, wie wir unser kollektives Wissen nutzen können, um auf die Herausforderungen der Welt gute Antworten zu finden. Antworten, die viele Perspektiven berücksichtigen, die mit komplexen und unberechenbaren Entwicklungen gut umgehen und die von der Gemeinschaft getragen werden. Für erfolgreiche Strategieprozesse, Konfliktlösungen oder Innovationsprojekte braucht es mehr als eine Gruppe von engagierten und kompetenten Expert*innen. Die Autoren beschreiben, wie mit der EmoLogic Wave erweitertes Denken für komplexe Herausforderungen gestaltet werden kann. Sie führen in die Praxis ihrer Methode ein, erläutern die Zusammenhänge zwischen wissenschaftlichen und kreativen Strategien und geben konkrete Hinweise für die Anwendung.

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[6]Inhaltsverzeichnis

Hinweis zum UrheberrechtImpressumEinleitungUnsere EckpfeilerZufallstrefferUnser geistiger SchrebergartenParadigmenwechselMetaphorische ErkenntnisEmoLogic WaveKomplexe HerausforderungenNeues DenkenTypische AnwendungsfälleDrei ProzessschritteME: Golden Circle Drei Moderationsrollen Schritt 1: Das Phänomen bestaunenDas Phänomen herausarbeitenKern und FeldPrägung und InspirationME: WahrnehmungVerlockung und VerantwortungDas Phänomen in Szene setzenMindset und InspirationME: GlaubenskorridoreFakten und MetaphernVerstehen und ErlebenDas Publikum zum Staunen bringenCheckliste PhänomenSchritt 2: Das Repertoire erweiternDas Feld erforschenMensch und ThemaME: KreativitätZusammenhänge und DetailsErgebnisse zeigen und nutzenAnimation der Erkenntnisreise Fülle und FokusME: SpielräumeFeedback und FlowToolset RepertoireIntensive TalkBlitzlichtFünf-Minuten-AuditKonstruktive KommunikationKollektives Intuitionsatelier Fotografische GedankengängeAuf einen BlickKunstausstellungRessourcenorientierte AnalyseArenaTransformation Lab Business RitualeSchritt 3: Die Resonanz erzeugenKristallisationEmergenz ermöglichenIdentität stiftenME: IdentitätInhalte strukturierenMenschen verorten Reifemaßstab GänsehautCommitment Alleine und gemeinsamME: EntscheidungDer Zauber des ersten SchrittesStimmige Verantwortungsbereiche Seismograf der WiderständigenVernetzungFühren und Führen lassenFeste Gremien und wilde HaufenRollen: Experten und Imperten Im Kontakt mit dem SchwarmPraktische ExkurseAgile Transformation Space TeamkonfliktSystem-MetamorphoseInspirationskarten ErlebniskontemplationKlimakriseInterkulturelles BildpanoramaStrategiemeeting Reflexions-MosaikBühne der VeränderungDankWeiterführende LiteraturÜber die Autoren
[1]

Hinweis zum Urheberrecht

Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft - Steuern - Recht GmbH

[4]Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de/ abrufbar.

Print:

ISBN 978-3-7910-5135-2

Bestell-Nr. 10607-0001

ePub:

ISBN 978-3-7910-5136-9

Bestell-Nr. 10607-0100

ePDF:

ISBN 978-3-7910-5137-6

Bestell-Nr. 10607-0150

Jens Braak/Klaus Elle

EmoLogic Wave – Kollektive Intelligenz inszenieren

1. Auflage, November 2020

© 2020 Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft · Steuern · Recht GmbH

www.schaeffer-poeschel.de

[email protected]

Produktmanagement: Dr. Frank Baumgärtner

Lektorat: Heike Münzenmaier

Fotos und Abbildungen: Klaus Elle

Fotos der Autoren: Michaela Kaiser

Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, insbesondere die der Vervielfältigung, des auszugsweisen Nachdrucks, der Übersetzung und der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, vorbehalten. Alle Angaben/Daten nach bestem Wissen, jedoch ohne Gewähr für Vollständigkeit und Richtigkeit.

Schäffer-Poeschel Verlag Stuttgart

Ein Unternehmen der Haufe Group

[5]Für

Lisa und Julia

Johannes, David und Hanna

Clara, Paul, Jannes und Anton

und alle Kinder dieser Welt

[8]

[9]Einleitung

Umzug in die neue Welt der kollektiven Intelligenz.

Wenn nach dem letzten Ton der Applaus losbrandet und wir im gemeinsamen Klatschrhythmus von den Sitzen aufspringen, wenn unsere Mannschaft in letzter Minute durch einen Treffer das Spiel gewinnt und wir uns beim Abpfiff in den Armen liegen, wenn wir gemeinsam auf dem erklommenen Gipfel stehen und mit Gänsehaut vom weiten Blick bewegt tief Luft holen oder wenn wir als Team nach wochenlangen Verhandlungen endlich die ersehnte Unterschrift unter dem Auftrag in Händen halten, dann erleben wir uns als Gemeinschaft. Wir haben als Kollektiv etwas erlebt, was uns alleine nie möglich gewesen wäre.

Wenn Sie aus Ihren Meetings, Workshops, Arbeitssitzungen herausgehen, wenn Sie in Strategie-, Innovations- und Changeprozessen arbeiten – sind Sie dann erfüllt, begeistert und zuversichtlich? Oder sind sie eher erschöpft, frustriert und pessimistisch? Wir glauben, man kann viel dafür tun, dass die erste Variante zur Regel wird. Dann sind die Menschen nicht nur zufriedener. Auch die Ergebnisse sind deutlich erfolgreicher.

Damit sind wir auch schon bei dem Begriff der kollektiven Intelligenz, den wir relativ freizügig verwenden. Uns geht es darum, dass eine Gruppe von intelligenten und erfahrenen Expert*innen nicht unbedingt auch als Gruppe intelligent ist. Es ist nicht selbstverständlich, dass eine Gruppe als Kollektiv tiefere Erkenntnisse produziert, pfiffigere Lösungen kreiert, bessere Entscheidungen trifft und erfolgreicher mit schwierigen Situationen umgeht. Die Eigendynamik der Gruppe, ihre Schwarmintelligenz, kann in beide Richtungen gehen. Gerade bei heterogenen Gruppen ist die Gefahr für substanzielle Konflikte hoch. Das Entstehen kollektiver Intelligenz ist also keine Selbstverständlichkeit.

Der Schlüssel zur kollektiven Intelligenz liegt in der ganzheitlichen Nutzung von Kopf und Bauch, von Herz und Hand. Wenn man beide Seiten ernsthaft nutzt, ist das kein Zuckerguss auf den Tools der Zusammenarbeit, sondern eine professionelle Arbeit mit den vollständigen Ressourcen, die uns als Menschen zur Verfügung stehen. Ressourcen, die durch den einseitigen Fokus auf Effizienz und Rationalität aus dem Blickfeld geraten sind. Das rächt sich, wenn es nicht nur um graduelle Optimierungen geht, sondern um innovative Entwicklungen, substanzielle Weiterentwicklung und den Umgang mit komplexen Herausforderungen, die uns täglich aufs Neue überraschen.

[10]Wir glauben, dass es mehr denn je eine wichtige Frage für die Zukunft ist, wie wir unser kollektives Wissen nutzen können, um auf die Herausforderungen dieser Welt gute Antworten zu finden. Antworten, die viele Perspektiven berücksichtigen, die mit komplexen und unberechenbaren Entwicklungen gut umgehen und die von der Gemeinschaft getragen werden. Auch wenn der Schwerpunkt dieses Buches auf Teams und Organisationen und Netzwerken mit zehn bis tausend Menschen liegen, sind wir fest überzeugt, dass die EmoLogic Wave auch für gesellschaftliche Diskurse wertvolle Hilfestellungen geben kann. Gerade vor dem Hintergrund der globalisierten Herausforderungen kommt es darauf an, in unseren Gestaltungs- und Entscheidungsgremien nicht nur das Ich und das Wir, sondern auch die Umwelt in ein erweitertes Bewusstseinsfeld zu integrieren. Wir sind gespannt, wie sich unsere Welle verbreiten wird.

Für dieses Buch haben wir Menschen aus unserem Netzwerk interviewt und uns gemeinsam auf die Suche nach kleinen, aber feinen Erkenntnisschätzen gemacht. Eine kleine Fingerübung der kollektiven Intelligenz, die wir sehr empfehlen können. Es waren einstündige Videokonferenzen, die für alle Seiten bereichernd waren. Sie finden die kleinen Schatzexkursionen im Text verteilt mit jeweils einer metaphorisch-bildlichen Ergänzung.

Wir haben dieses Buch als Autoren gemeinsam geschrieben und uns dabei in unseren jeweiligen Domänen ausgetobt. Es war uns ein Vergnügen, für beide Perspektiven den Raum in diesem Buch zu haben. Das kreative Wechselspiel hat uns geholfen, die Methode zu formulieren. Mit vielen Aha-Erlebnissen nach dem Motto „Ach, so habe ich das ja noch gar nicht gesehen. Das ist ja wirklich interessant!“ konnten wir unsere pragmatisch-kreative Zusammenarbeit in das Modell der EmoLogic Wave überführen.

Der Text mit dem kursiven Schrifttyp und die Bildwelten stammen von mir, von Klaus Elle. Genießen Sie meine metaphorischen Bildstrecken und meine assoziativ anregenden Textergüsse.

Der Text mit dem regulären Schrifttyp stammt von mir, von Jens Braak. Ich führe Sie in die Praxis unserer Methode ein, erläutere die Zusammenhänge und gebe konkrete Hinweise für die Anwendung. Viel Spaß und Erfolg beim Ausprobieren unserer Methoden und Tools.

Wir machen uns mit diesem Buch gemeinsam mit Ihnen auf eine Reise und haben wie in den Bildern auf diesen beiden Seiten die Kartons mit einer Fülle von Fragen versehen.

Sicherlich haben Sie Ihre ganz eigene Sicht, aus der heraus Sie sich mit der EmoLogic Wave beschäftigen. Viel Freude und Erkenntnis beim Lesen. Wir freuen uns schon jetzt auf die weitere Entwicklung unseres Konzeptes, das wir mit diesem Buch in die Welt schicken.

[11]

[12]Unsere Eckpfeiler

Der konsequente Weg zur EmoLogic Wave – wenn man es im Nachhinein betrachtet.

Bevor wir in den Hauptkapiteln in drei Schritten die praktische Umsetzung der EmoLogic Wave-Methode erläutern, wollen wir Ihnen vermitteln, wie wir ticken. Als Künstler und Physiker haben wir diametral gegenüberliegende Sozialisationen durchlaufen und trotzdem vereint uns der Spaß am Neuen und die Liebe zu den Menschen. Besonders, wenn sie sich auf den Pfad der Veränderung begeben.

Im nächsten Abschnitt „Zufallstreffer“ erfahren Sie etwas über unsere Art der Zusammenarbeit, die sich durch einen Zufall ergeben hat. Wir hätten gar nicht nacheinander suchen können, denn wir wussten vor der Zusammenarbeit gar nicht, welche Potenziale in unserer Kombination als Da-Vinci-Team schlummern.

Insofern haben wir mit unserer Zusammenarbeit ein Paradebeispiel für Emergenz erlebt. Es entstand etwas Neues, das vorher nicht planbar war. Auch wenn im Nachhinein alles so plausibel und stimmig erscheint, ist es einfach viel Glück gewesen, dass die EmoLogic Wave auf diese zufällige Weise das Licht der Welt erblickte.

In unsere theoretisch-praktische Heimat führen wir Sie mit unserem „Schrebergarten“ ein. Welchen Schulen fühlen wir uns verbunden, welche Denker*innen haben uns inspiriert. Die Anschlussfähigkeit ist uns ganz wichtig, denn natürlich haben wir von vielen Vordenker*innen profitiert und schweben nicht als freigeistige Spinner durch das Beratungsnirvana. Im Literaturverzeichnis finden Sie unseren ausführlichen Lesefundus.

Die zentralen Eckpfeiler für die EmoLogic Wave sind die beiden Prinzipien des „Paradigmenwechsels“ als Kerngedanke zur Entwicklung offener Systeme und die „Metaphorik“ als intuitives Erkenntniswerkzeug in Ergänzung zu den durchdeklinierten rationalen Erkenntnismethoden.

Und schließlich bieten wir Ihnen eine erste Einführung in unsere „EmoLogic Wave“. Wir beschreiben, wie neues Denken für komplexe Herausforderungen gestaltet werden kann. Denken und fühlen Sie sich in typische Fälle für die Anwendung der Methode hinein. Lernen Sie die unterschiedlichen Moderationsrollen in den drei Schritten „Phänomen“, „Repertoire“ und „Resonanz“ kennen.

[13]

Zufallstreffer

Vom Widerspruch zur komplementären Dynamik der Zusammenarbeit.

Zwei Köpfe können sich ergänzen und beflügeln oder sich bekriegen im Kampf um die vermeintliche Wahrheit.

In unseren Köpfen ist mehr Platz, als nur für eine Wahrheit. Die vielen Wahrheiten können zu formschönen Skulpturen strömender Emergenz werden.

Wir beide, Jens, der Physiker und Klaus, der Künstler arbeiten unheimlich gern zusammen. Wenn wir uns treffen, um über Projekte zu sprechen oder Workshops vorzubereiten, sind wir meist hoch motiviert. Viele unserer Gespräche enden mit einer überraschenden Idee, mit einer interessanten Skizze für ein neues Tool. Wir fühlen uns nach jeder Begegnung bereichert.

Ist das normal, fragen wir uns manchmal? Haben wir etwas Besonderes an uns? Was machen wir anders? Warum können wir uns so unbeschwert und lustvoll die geistigen Bälle zuwerfen und lachen uns noch kaputt, selbst dann, wenn wir den Ball vor den Kopf bekommen oder harte Treffer einstecken müssen? Wir gehen in diesem Buch dieser Frage nach. Unter anderem. Und natürlich jeder auf seine ganz besondere Art und Weise. Poetisch verschlungen, analytisch geklärt. Gerade und kursiv, blau und rot. Dazwischen ist violett, die Farbe der kreativen Schöpferkraft.

Wir nennen uns Da-Vinci-Team. Wir verstehen uns als eine Art Prototyp für den Umgang mit Veränderungen und Entwicklungen in den Übergangszeiten der Instabilität. Ein Prototyp für Kooperation, Moderation und Interaktion mit dem Ziel, kollektive Erkenntnis- und Entscheidungsprozesse auf eine neue Qualitätsebene zu bringen.

Wir liefern kein mundgerechtes Wissen, sondern wir kreieren faszinierende Erregungsfelder, in denen kollektive Erkenntnis entstehen kann, die über den Rand der geforderten Notwendigkeit weit hinausreicht. Wir entwickeln ein erweitertes Spektrum, in das sich Menschen mit der Organisation ins Sinnvolle hinein dehnen können.

Sehr bewusst haben wir uns den Namen des italienischen Universalgenies gegeben und das Wort Team hinten [14]drangehängt, weil wir überzeugt sind, dass die Zeit der großen solitären Genies vorüber ist und heute multidisziplinäre Teams die innovativen Organe unserer gesellschaftlichen Weiterentwicklung sind.

Wir treten ganz bewusst durchaus etwas vereinfachend als Künstler und Physiker auf, weil wir wissen, dass Menschen in der enormen Flut von Informationen gern komplexe Sachverhalte zu simplen Klischees verknappen. Auch wenn es dann ein wenig verkürzt ist, kommt die wesentliche Botschaft doch an.

Ganz zufällig haben wir uns vor Jahren kennengelernt. Eine dieser Gelegenheiten, in denen der Satz „Und was machst du so?“ kein Erfolgsgarant für zukünftige gemeinsame Wege ist. Und doch hilft dieses gesellschaftsfähige Endoskop bei der Entscheidung, sich entweder einem vertiefenden Gespräch zu widmen oder sich doch lieber dem Organisieren eines gekühlten Getränkes zuzuwenden.

Jens entpuppte sich bei unserem Gespräch als promovierter Physiker mit pädagogischem Hintergrund, der seit längerem als Coach (noch genauer Hochleistungscoach) und erfolgreicher Unternehmensberater arbeitete. Er hatte viele berufliche Stationen durchlaufen, hatte eine kleine Beratungsfirma aufgebaut, sie dann wieder verkauft, er surfte hocheffizient durch ganz unterschiedliche Netzwerke, er hatte ein interessantes Buch über Chancenmanagement geschrieben und war der Auffassung, man bräuchte nur eine [15]genügend große Anzahl von Chancen zu erzeugen, (wenn man sie denn erkannt hatte) und beim konsequenten Verfolgen einiger dieser Chancen würde sich schon Erfolg einstellen. Er spielte nebenbei in einer kleinen Band Saxophon, beherrschte Exceltabellenkalkulationen so souverän wie Lang Lang Bach-Klaviersonaten intonierte, zudem war er ein passionierter Segler und ich hatte langsam einige Mühe, im saloppen Gespräch meine antrainierte Lässigkeit nicht zu verlieren, weil mein aufgeblasener Kompetenzballon ganz langsam seine Luft verlor.

Klaus war ein leibhaftiger Künstler. Mit richtiger Ausbildung in Malerei und Fotografie in Leipzig, mit beeindruckenden Ausstellungen über den Globus verteilt und mit einem wahnwitzig großen Atelier. Mit einer spannenden Vita, geprägt von grenzüberschreitenden Erfahrungen zwischen Ost und West. Auf der Suche nach Spielwiesen für seine Kunst fand er Wege, die Kunst als transformatorische Kraft für Veränderungsprozesse einzusetzen. Von den heiligen Hallen der Kunst in soziale Gestaltungsräume. Verschlungene Wege führten ihn nach Afrika, wo er mit einem holländischen Manager nach den Wurzeln einer uralten Kommunikations- und Entscheidungsmethode forschte, die man dort Kgotla nannte. Im Kern ging es bei dieser alten Methode um einen fundamental, kollektiv ausgetragenen Dialogprozess, bei dem jeder Beteiligte frei seine Meinung äußern konnte und am Ende der Chief eine Entscheidung [16]im Sinne der ganzen Gemeinschaft zu treffen hatte. Daraus entwickelten sich internationale Beratungsprojekte mit Großgruppen, Bücher mit aufregenden Illustrationen und ein internationales Programm für Studierende in aller Welt in Zusammenarbeit mit der ETH Zürich und dem MIT in Boston. Und nebenbei produzierte Klaus weiterhin „echte Kunst“ in seinem Atelier.

Da hatten sich zwei verrückte Typen gefunden. Der eine Hochleistungscoach und Zufallsexperte, der andere Metaphorischer Bewusstseinsverstärker. Das war der Start unserer Zusammenarbeit.

Von Beginn an spürten wir: Hier hatten sich zwei forschende Persönlichkeiten gefunden, die aus ihren völlig unterschiedlichen Blickwinkeln an der Thematik Veränderung interessiert waren und nach faszinierenden Wegen suchten, diesem Prozess eine mitreißende Dynamik einzuhauchen.

Zudem waren wir beide an Menschen und Systemen interessiert, die Veränderung als wesentlichen Motor ihrer Daseinskonstruktion verstanden. Wir begriffen schnell, dass sich in unserer aus Kunst und Physik geformten Polarität ein produktives Gestaltungs- und Beratungsfeld entwickeln konnte.

Durch unsere innere Freiheit durfte der Zufall einen großen Raum haben, wir pendelten mit spielerischer Leichtigkeit zwischen Schärfe und Unschärfe hin und her, mit unseren überraschenden kreativen Interventionen, mit unserem[17]Humor und unserer großen gegenseitigen Wertschätzung für Mensch und Prozess, konnte Veränderung als lustvoller Entfaltungsspielraum erfahren werden.

Aber wir wussten natürlich auch, schlussendlich mussten die Themen und Fragestellungen der Teilnehmenden (und natürlich der Auftraggeber*innen) knallhart auf den Punkt gebracht werden.

Wir wurden nicht als vitaminreiche Sprudeltablette für dahindämmernde Vorstände eingekauft oder als kreatives Wellnesspaket für gelangweilte Teams gebucht. Vielmehr mussten wir mit unserem Repertoire überzeugende Ergebnisse für konkrete Probleme liefern, neue Strategiepfade für herausfordernde Zukünfte erarbeiten oder Teams wieder funktionsfähig machen.

Der Unterschied unserer Arbeit im Vergleich zu herkömmlichen Beratungsansätzen mochte vielleicht sein, dass wir unsere Themen und Prozesse nicht nur auf den Punkt brachten. Unsere Fragestellung ist immer: Was ist der springende „Doppel-Punkt“? Der das Sowohl-als-auch enthält, der Intuition und Ratio ernst nimmt, der die nächste Veränderung schon in sich trägt, bereit als Welle oder Teilchen ein neues innovatives Resonanzmuster zu formen.

[18]

[19]Unser geistiger Schrebergarten

Neue Ideen brauchen fruchtbare Böden.

Von nix kommt nix! So ist es auch bei uns. Auf dem Weg zur EmoLogic Wave haben wir den Reichtum unserer Vordenker*innen genutzt. Wir haben es als Luxus empfunden, von unserer Erfinderbank aus auf die Schätze zu schauen, die die Expert*innen uns mit ihren Werken zur Verfügung gestellt haben.

Das Beet gibt einen Eindruck, in welchen Denkschulen wir beheimatet sind, welche Konzepte, Theorien und Modelle uns inspiriert haben.

Bei unserer Theorie haben wir trotz allem Respekt für unsere Vordenker*innen nicht den Anspruch, den Kriterien wissenschaftlicher Evidenz zu entsprechen. Das fiele uns schwer, wo doch jeder Fall wieder seine ganz eigene Geschichte hat und schwer vergleichbar ist.

Wir präsentieren mit unserer Theorie der EmoLogic Wave ein pragmatisches Modell, auf dessen Wachstum durch Rückmeldungen und Erfahrungen wir uns freuen. Möge es von vielen Anwender*innen genutzt werden, um kollektive Intelligenz zu inszenieren und den Reichtum der Diversität auf dieser Welt zu fördern.

[20]

[21]Paradigmenwechsel

Auf zu neuen Ufern, die auf der Reise dorthin entstehen.

Paradigmen sind die unsichtbaren Zäune, die jede Zivilisation vor den Abgründen der Ahnungslosigkeit bewahren. Paradigmen sind mentale Parasiten, geerbte Bodyguards der gesellschaftlichen Anpassung. Paradigmen basieren auf naturwissenschaftlichen Deutungsmustern über das Wesen der Realität, sie werden von Bündeln theoretischer Leitideen und unserer grenzenlosen Sehnsucht nach einer spirituell-übergeordneten Sinngebung zusammengehalten.

Wenn man früher in dunklen Zeiten die imaginären Grenzen eines Paradigmas suchte, dann gaben einem die grell leuchtenden Scheiterhaufen die beste Orientierung. Wer heute aus Unwissen oder aus überdrüssiger Neugier diese Grenzen überschreiten will, wird mit bunten Schildern freundlich gewarnt: „Suchender, bleib lieber stehen, wenn du nicht vereinsamen willst, denn hier endet die verordnete Wahrheit!“

Das grandiose Spiel der paradigmatischen Raumkonstruktion nennen wir Kultur. Diktaturen halten aus extremer Angst alle Fenster ihres Herrschaftsgebäudes fest verschlossen und gehen folgerichtig an ihrem eigenen Mief zugrunde. Sie sind gefangen in ihrer wahnhaften Furcht, die alleinige Macht über die Deutungshoheit der Wahrheit zu verlieren.

[22]

Schlussendlich brechen sie aus dieser elenden Logik aus, indem sie mit mörderischem Getöse die Türen zur frischen Luft aufreißen und ihre friedlichen Nachbarn zu Feinden erklären und sie dann brutal überfallen.

Moderne bürgerliche Demokratien mit sozial-marktwirtschaftlicher Profilierung, halten die Fenster immer einen Spalt breit offen, weil sie wissen, ohne den frischen Wind von den noch unerforschten Zukunftsfeldern und den damit verbundenen Ausbeutungsphantasien würde der Traum vom grenzenlosen Wachstum nicht mehr funktionieren. Diese durchlässig definierte Grenze gehört zum proklamierten Wesen eines zeitgemäßen Paradigmas.

Jedes Paradigma und die damit verbundene Kultur braucht neben all ihren Leitgedankengebäuden natürlich eines: Energie. Reale, materielle Energie für alle notwendigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Stoffwechselprozesse. Bisher war das fast ausschließlich fossile Energie. Und wie uns schon seit längerem bekannt ist, neigt sich diese Ressource ihrem Ende zu. Und wahr ist auch: Würden wir alle noch verbliebenen fossilen Energievorräte rücksichtslos ausbeuten und verbrennen, um damit das alte fossile Paradigma ein wenig zu verlängern, wäre das ein energetischer und klimatischer Verrat an den kommenden Generationen.

Betrachten wir die farbige Bildmetapher, dann erkennen wir auf der linken Seite die drei Ebenen unseres gegenwärtigen fossilen Paradigmas.

[23]In der Mitte erscheinen kafkaesk die Treppenhäuser unserer Kultur. Auf- und Abstiege, Karriereleitern, intellektuelle Parkhäuser, wissenschaftlich-technische Spielplätze. Man erkennt die sozialen Veredelungsorte mit strahlenden Umkreisungen, die Trainingscamps der nutzbringenden gesellschaftlichen Anpassung in Form von Schulen, Universitäten und Akademien, die wesentlich über Erfolg oder Misserfolg eines strebsamen Individuums entscheiden.

Im oberen linken Teil des Bildes befindet sich unsere spirituelle Requisitenkammer. Dort kann man sich mit historisch gewebten Glaubensmustern gegen die befürchtete Sinnlosigkeit seiner Existenz einkleiden und schließlich sieht man am unteren Bildrand die dunklen Lagerstätten des uns noch verbliebenen fossilen Brennstoffes.

Die vielen kleinen, farbigen Kügelchen, die man an unterschiedlichen Stellen in dieser eher kausal gebauten Welt entdeckt, symbolisieren die unterschiedlichen Individuen einer Gesellschaft, die in diesem Labyrinth ihren Weg zu Glück und Erfolg sucht. Die Navigation in dieser Welt schien überschaubar. Relativ.

Der Übergang ins solare Zeitalter zeigt sich in der Metapher zur Mitte hin als weite Öffnung unseres zivilisatorischen Spielraumes. Der Raum zu unserer endlos strahlenden Energiequelle, der Sonne, öffnet sich. Die fossilen Rohstoffe gehen zur Neige. Das große grafische Muster wird bunter, lebendiger, unkalkulierbarer, verspielter, ein instabil versponnener Entwicklungs-Kokon voll notwendiger Zufälle. Die Wahrheit zerfällt in immer kleinere Partikel, so dass man sie spielerisch leicht mit einer Spraydose an die bröckelnden Wände unserer überkommenen Überzeugungen sprühen kann.

Das Jetzt breitet sich so schnell aus, dass man zurück in die Vergangenheit gehen muss, um die Fehler der Zukunft reparieren zu können. Die Zeit wird flüssiger, die altgedachten Leitlinien verdrehen sich zu Spiralen ungeahnter Wahrscheinlichkeiten. Zwischen Ja und Nein wuchert das Filzgeflecht der Ambiguität. Jeder gedachte Gedanke hat eine gesteigerte Tendenz zu Realität zu werden. Alles scheint möglich zu sein, wenn man wüsste, welche Wahl man treffen könnte.

Die einen begrüßen das Chaos und kaufen sich bunte Trostpflaster, die bei Bedarf auf die Schürfwunden der Agilität geklebt werden können. Die fossilen Profiteure stemmen sich naturgemäß gegen die solare Wende und werfen halb verrottete ideologische Grenzpfähle in die Speichen des Rads der Geschichte. Die entfesselte Vorstellungskraft am brüchigen Rand alter fossiler Prägung ist voller exponentieller materieller Verlockungen, doch die solare Zeit verlangt Investments ins tiefere Sein, ins solare Bewusstsein.

Wir spüren: Wir sind am Anfang eines Paradigmenwechsels. Und fragen uns, was können wir Sinnvolles tun? Für den Planeten mit seinem bedrohten Ökosystem und für all die unterschiedlichsten Menschen? Für Eingeborene, Metaphysiker, Wüstenbewohner, Aboriginies, Palästinenser, Inuits, Juden,

Moslems, Veganer, Zeugen Jehovas, Bergbauern, Jesuiten, Ufologen, Katholiken, Generation X-Y-Z, Feministinnen, IS- Kämpfer, Buddhisten, Analphabeten, Hindis, Russen, Mormonen, Afrikaner, Pädophile, Materialisten, Idealisten, Gurus, Kriminelle, Soldaten, Taoisten, Generäle, Blinde und Sehende und was es noch so für unzählige humanoide Spielarten im Versuchslabor der menschlichen Evolution gibt, alle natürlich als *innen gemeint.

Ist das alles nicht irre aufregend, ein bestaunenswertes Phänomen? Sind wir nicht alle aufgefordert in dieser Übergangszeit unser Repertoire zu erweitern? Sollten wir nicht lustvoll lernen mit uns selbst und der ganzen Welt in eine vertiefte Resonanz zu kommen?

Darum geht es in diesem Buch.Ganz praktisch und poetisch metaphorisch. Also für jeden und jede.

Es geht um die Umdeutung von Problemen zu Phänomenen, um die spielerische Entwicklung von gegebenen Charaktereigenschaften in ein virtuoses Repertoire undum die Anhebung der körperlich-geistigen Schwingungen, damit erweiterte Resonanzmunster spürbar werden.
[24]

[25]Schon mit dem ersten Schritt über die Schwelle eines Unternehmens nehmen Sie das Klima war, das dort herrscht. Sei es eine offene, freundliche, kreative und kraftvolle Atmosphäre. Oder aber auch eine unfreundliche, abgeneigte, kritische und abwehrende Haltung. Wir Menschen sind in der Lage, diesen Stallgeruch meist schnell und treffsicher wahrzunehmen. Wir erschnuppern in Windeseile die vorherrschende Kultur eines sozialen Systems. Sie prägt das Zusammensein auch für die Menschen, die neu hinzukommen. Und wir alle wissen wie schwer es ist, diese Kultur zu verändern. Mit aufwändigen Change-Prozessen versuchen Organisationen immer wieder, die Kultur zu verändern. Sei es eine flachere Hierarchie, agilere Arbeitsmethoden, eine innovativere Produktentwicklung oder eine vertrauensvollere Zusammenarbeit. Die Ziele mögen plausibel, wünschenswert und gewollt sein. Trotzdem ist es so schwer, unerwünschte Verhaltensmuster hinter sich zu lassen und eine neue Haltung zu etablieren.

Diese kulturelle Prägung wird stark in Verbindung gebracht mit den sozialen Verhaltensweisen. Wie man miteinander umgeht, wie man sich begegnet. Wir gehen noch einen Schritt weiter, wenn wir mit Organisationen arbeiten und nutzen den Begriff des Paradigmas. Aus der Erkenntnistheorie entlehnt, steht er für die bewussten und unbewussten Denk- und Erkenntnismuster einer Gemeinschaft. Im Rahmen der Wissenschaft ist ein Paradigma einerseits [26]sehr mächtig, da die Mitglieder sich auf wichtige Gemeinsamkeiten verlassen können. Wir denken, argumentieren und bewerten. Andererseits ist jedes Paradigma auch immer ein Bild für die Begrenztheit. Es ist eine große Leistung, alte Paradigmen zu verlassen oder sie in neue, erweiterte Paradigmen einzubetten. Von der Erde als Scheibe zur Erde als Kugel. Von der Bewegung der Masseteilchen in der klassischen Mechanik zur statistischen Bewegung von Wärmeteilchen oder gar bis zur quantenmechanischen Beschreibung des Lichts als Teilchen und als Welle. Dieser Übergang von einem Paradigma zum nächsten gelingt im Rahmen einer Generation nur sehr schwer. Die Wahrnehmungsmuster sind so tief verankert, dass sie sich oft nur mit massivem Druck verändern. Nicht umsonst entstehen viele Innovationen in der Start-up-Szene. Dort kann frei von alten Traditionen gedacht werden. Dort gibt es keine fesselnden Prozesse, die einen anbinden, keine hohen Hierarchieleitern, die für Entscheidungen überwunden werden müssen.

Die Beharrungskraft von Paradigmen kann man gar nicht überschätzen. Nur weil Dinge sinnvoll, logisch, erwünscht oder gut sind, bedeutet das noch lange nicht, dass ein System einen paradigmatischen Wechsel vollziehen kann. Diese Strukturwandel sind Qualitätssprünge. Kein lineares Wachstum im Sinne eines Höher, Schneller, Weiter schafft diesen substanziellen Entwicklungsschritt. Vielmehr braucht es neue Ebenen von Erkenntnis und Bewusstsein. Deshalb hat auch der bewährte Dreisprung von Problem, Lösung und Handlung seine Begrenzung, wenn dieses im alten Paradigma geschieht.

Die in den letzten Jahren entstandenen Methoden der agilen Organisation sind eine Antwort auf die Erkenntnis, dass das Verhaften in alten Paradigmen mit klassischem Projektmanagement nicht mehr zukunftsfähig ist. Was die Informatiker*innen auf die harte Tour gelernt haben, hat man sich im Management von Organisationen und Projekten zu eigen gemacht.

Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es hilfreich ist, jede Entwicklung von Teams und Organisationen als einen Paradigmenwechsel zu betrachten. In der Bildmetapher sehen wir den Übergang vom fossilen in das solare Zeitalter. Eine große Metapher, die eine deutliche Sprache auch für kleine Paradigmenwechsel spricht. Diese Übergänge von einem Paradigma zum nächsten haben typische Herausforderungen, denen wir mit unseren Methoden begegnen:

Das Verlassen der alten Struktur ist mit Unsicherheit verbunden.Die Zeit des Übergangs ist von Zufällen geprägt.Neue Strukturen lassen sich nicht vorausberechnen.Es entstehen Dinge, mit denen niemand gerechnet hat.Die Gesamtdynamik bringt einen prinzipiellen Kontrollverlust mit sich.

[27]