Endlich dünn! - Benjamin Paul Iddings - E-Book

Endlich dünn! E-Book

Benjamin Paul Iddings

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Beschreibung

Wie viel Rezepte gegen das Übergewicht mag es inzwischen geben? Das Ergebnis fast aller dieser Anleitungen führt zum Jo-Jo- Effekt, das wissen alle, die es schon versucht haben: Mit großer Disziplin nimmt man ab, um wenig später umso mehr wieder zuzunehmen. Umso eindrucksvoller ist es, wenn es Menschen gelingt, nicht nur ein paar Pfunde loszuwerden, sondern gleich anderthalb Zentner. Und zwar dauerhaft. Der Autor dieses Buches hat das geschafft. Die Schilderung seines Kampfes gegen das Fett hält den Leser regelrecht in Atem: Schafft er es? Schafft er es nicht? Und diesen Kampf nahezu minutiös zu verfolgen liest sich spannend wie ein Krimi. Ganz nebenbei lernt man hier in diesem Buch vieles und sehr Wichtiges und Praktisches über Ernährung, über Essen und über die Chance, mit Hilfe der Medizin und festem Willen ein großes Problem nachhaltig in den Griff zu bekommen. Selten gibt es Menschen, die in solcher Offenheit und Anschaulichkeit über ihre Gewichtsprobleme berichten. Es ist schon eine ungewöhnliche Erfahrung, einen in aller Offenheit geschilderten Lebenslauf von 70 kg bis 156 Kilogramm und zurück tabellarisch nach-verfolgen zu können. Zudem verfügt der Autor über die Fähigkeit, auch relativ komplizierte medizinische Vorgängen einfach und verständlich zu erklären. Wer es Medizinischer wünscht: Im Nachwort von Dr. med. Hinrich Köhler kommt ein Fachmann zu Worte, der die anschaulichen Darstellungen des Patienten aus der Sicht seines Arztes sachkundig vervollständigt. Ein umfangreiches Verzeichnis einschlägiger Institutionen macht aus dem Band ein informatives Kompendium für alle diejenigen, die dem Autor nacheifern wollen. Ihnen kann man nur guten Appetit beim Lesen dieses ungewöhnlichen Buches wünschen.

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Seitenzahl: 123

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Für all die Ärzte in den Adipositaszentren

Deutschlands, die Menschen wie mir ein neues Leben schenken

Inhalt

Vorwort

Einführung

Von fetten Säcken und Fehleinschätzungen

Das Schwingstuhl-Desaster

Spieglein, Spieglein…

Badewannenlift vs. Abnehmen

Wenn Krankheiten zum Thema Eins werden

Der lange Weg zur Entscheidung

Von 72 auf 156 in 40 Jahren

Der erste Schritt ins neue Leben

Die Entscheidung

Alles in Bewegung

Sport und andere Gemeinheiten

Adonis in der Badehose

Wenn Bewegung Spaß macht

Wo gibt es Informationen?

Fragen an den Spezialisten

Was denken die anderen?

Die Jo-Jo-Falle

Die Operation

Wieder zuhause

Wie sieht der Langzeit-Gewichtsverlauf aus?

Komplikationen

Von Schläuchen und Ballons

Ernährungs- und Verhaltensvorschriften

Lebensmittel-Tipps

Kleine Belohnungen

Nachwort von Dr. med. Hinrich Köhler

Adipositaszentren (zertifiziert) in Deutschland

Stichwortverzeichnis

Über den Autor

Buchtipps

Danke

Vorwort

Drei von vier Deutschen haben ein Problem. Wenn sie am Morgen auf die Waage steigen, sind sie entsetzt: Schon wieder zugenommen!

Drei von vier Bundesbürgern haben Übergewicht. Der eine mehr, der andere weniger.

In vielen Fällen ist es nur ärgerlich, in den meisten Fällen jedoch gefährlich: jedes Übergewicht hat seine problematischen gesundheitlichen Auswirkungen: Gefahr einer Diabetes, eines bedrohlichen Bluthochdrucks und anderer Dinge, auf die man eigentlich gerne verzichten würde. Und dann: Dem Entsetzen auf der Waage folgt sehr schnell der Schock vor dem Spiegel. In unserem Kulturkreis gilt - zu Recht oder Unrecht - eben nach wie vor nur der schlanke Mensch als schön. Und so mischen sich Wut mit Eitelkeit und dem immer dringenderen Wunsch, etwas gegen das Übergewicht zu tun.

Wie viel Rezepte gegen das Übergewicht mag es inzwischen geben? Das Ergebnis fast aller dieser Rezepte führt zum Jo-Jo- Effekt, das wissen wir alle, die es schon versucht haben: Mit großer Disziplin nimmt man ab, um wenig später umso mehr wieder zuzunehmen.

Umso eindrucksvoller ist es, wenn es Menschen gelingt, nicht nur ein paar Pfunde loszuwerden, sondern gleich anderthalb Zentner. Und zwar dauerhaft. Der Autor dieses Buches hat das geschafft. Die Schilderung seines Kampfes gegen das Fett hält den Leser regelrecht in Atem: Schafft er es? Schafft er es nicht? Und diesen Kampf nahezu minutiös zu verfolgen liest sich spannend wie ein Krimi.

Ganz nebenbei lernt man hier in diesem Buch vieles und sehr Wichtiges und Praktisches über Ernährung, über Essen und über die Chance, mit Hilfe der Medizin und festem Willen ein großes Problem nachhaltig in den Griff zu bekommen.

Selten gibt es Menschen, die in solcher Offenheit und Anschaulichkeit über ihre Gewichtsprobleme berichten. Es ist schon eine ungewöhnliche Erfahrung, einen in aller Offenheit geschilderten Lebenslauf von 70kg bis 156 Kilogramm und zurück tabellarisch nachverfolgen zu können. Zudem verfügt der Autor über die Fähigkeit, auch relativ komplizierte medizinische Vorgängen einfach und verständlich zu erklären. Wer es Medizinischer wünschte: Im Nachwort von Dr. med. Hinrich Köhler kommt ein Fachmann zu Worte, der die anschaulichen Darstellungen des Patienten aus der Sicht seines Arztes sachkundig vervollständigt. Ein umfangreiches Verzeichnis einschlägiger Institutionen macht aus dem Band ein informatives Kompendium für alle diejenigen, die dem Autor nacheifern wollen. Ihnen kann man nur guten Appetit beim Lesen dieses ungewöhnlichen Buches wünschen.

Prof. Dietrich Ratzke

Wehrheim im Taunus

Im März 2013

Einführung

B. P. Iddings im März 2011

…und im Juni 2012

„Dauerhaft und gesund abnehmen“, „Der ruck-zuck-Bauch-weg-Plan“, „Die Super-Diät-Pille“, „Die Heilkraft des Fastens“, „Abnehmen ohne hungern“…

Ich kenne sie alle, diese Slogans, die mir versprechen, dass ich mein Übergewicht verlieren kann, wenn ich nur ein paar Euro in das jeweilige Angebot investiere. Einiges davon habe ich im Laufe der Jahre tatsächlich ausprobiert, - leider immer ohne durchschlagenden Erfolg. Als ehemaliger 156 Kilo-Mann kann ich sagen, dass ich die Probleme, die Träume und auch die Verzweiflung der Dicken gut kenne. Ich kenne die hauszeltartige, wallende Kleidung, mit der ich versuchte etwas zu kaschieren, was nicht mehr zu verbergen war. Ich kenne die Stühle, die entweder unter meinem Gewicht zusammenbrachen oder mit ihren Armlehnen beim Aufstehen an meinem Allerwertesten hängen blieben. Sie sind mir noch im Ohr, die dämlichen Bemerkungen und gehässigen Spitzen einiger Mitmenschen bezüglich meiner Leibesfülle. Ich erinnere mich ungern an die Probleme in der Economy-Class eines Billigfliegers, in dem ich während des Fluges die viel zu enge Toilette aufsuchen musste. Unvergessen ist auch die Kurzatmigkeit im heimischen Treppenhaus, wenn ich nicht nur mich selbst, sondern auch noch die vollen Einkaufstaschen in die Wohnung nach oben schleppen musste. Und über das Sexualleben eines Dicken will ich mich erst gar nicht äußern.

Eines möchte ich an dieser Stelle allerdings klar und deutlich sagen: Dieses Buch beschreibt kein Patentrezept zum Abnehmen für jedermann. Dies ist auch keine neue Wunder-Diät mit zweifelhafter Erfolgsgarantie. Aber es ist ein realistischer Weg für Menschen mit einem Body Maß Index (BMI) jenseits der 35, ihre Gewichtsprobleme endlich in den Griff zu bekommen. Und es ist meine Geschichte, - eine phantastische Geschichte, an deren Ende ich sage und schreibe 150 Pfund abgenommen habe, wieder Sport treiben-, Fahrrad fahren- und das Leben in jeder Beziehung wieder genießen kann.

In meiner Geschichte verabschieden sich die vielen kleinen pharmazeutischen Lebenshelfer, die ich seit Jahren täglich schlucken musste auf nimmer Wiedersehen und der Kollege Depression sucht, zu Tode erschreckt, das Weite. Dies ist die unglaubliche Geschichte über die unerwartete Rückkehr einer lange als vermisst geltenden Freundin von mir, - der Lebensqualität! Ich bin unendlich dankbar, dass sie sich nach so vielen Jahren wieder zurückgemeldet hat. Deshalb möchte ich mit diesem kleinen Buch den Menschen, die es angeht, Mut machen.

An den Anfang habe ich einige Anekdoten aus meiner Zeit als Dicker gestellt. Wenn ich mich heute an diese Vorkommnisse erinnere, kann ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen, doch damals, in der konkreten Situation, fand ich das alles nur sehr bedingt komisch. Sehr oft habe ich in solchen Fällen – mehr oder weniger gezwungenermaßen – gute Miene zum bösen Spiel gemacht.

Im Hauptteil des Buches gibt es interessante und wichtige Tipps rund um das Thema Magenbypass-Operation. Du wirst teilhaben an meinen ganz persönlichen, subjektiven Empfindungen auf dem Weg in ein neues Leben. Zusätzlich lasse ich aber auch kompetente Fachleute zu Wort kommen, die mit seriösen Hinweisen und Informationen hilfreich sein können.

Zum Schluss möchte ich dich dann noch mit ein paar lustigen Geschichten, die ich nach 150 Pfund Gewichtsverlust als „Dünner“ erlebte, ermutigen, selbst eine Entscheidung für dein weiteres Leben zu treffen. Du wirst es nicht bereuen. Let´s go!

Benjamin Paul Iddings

Von fetten Säcken und Fehleinschätzungen

Wenn ich mich bei der Morgentoilette so im Spiegel betrachtete, fand ich mich eigentlich gar nicht so dick. Irgendwie sah ich aus wie immer, - Benny eben. Ok, das Gesicht wirkte ein bisschen füllig und dadurch der Hals ein wenig kurz. Das heißt, eigentlich gab es den Hals gar nicht mehr. Es sah schon irgendwie so aus, als ob der dicke Kopf direkt auf den dicken Rumpf aufgesetzt wäre. Benjamin, das halslose Ungeheuer. Ha, ha…

Na gut, - ich war mittlerweile 59 Jahre alt und bei 156 Kilo Lebendgewicht kann das schon mal sein. Das große Fettpolster jedenfalls, das unter meinem Kinn bedrohlich nach Doppelkinn aussah, hatte ich durch meinen Vollbart einigermaßen erfolgreich kaschiert. Da mein Spiegelbild auf Grund der baulichen Gegebenheiten unseres Badezimmers ohnehin kurz über der Brust endete, sah das doch gar nicht so schlimm aus, versuchte ich mir mein fettes Äußeres schönzureden. Die meisten meiner Freunde und Bekannten meinten ohnehin, dass ich irgendwie „gemütlich“ aussehen würde. Gemütlich klingt doch eigentlich ganz lieb, oder? Allerdings hatte mir die eine- oder andere Äußerung meines geliebten Eheweibes in der jüngsten Vergangenheit doch zu denken gegeben.

Wahrscheinlich, um mir meine Beobachtungen im morgendlichen Badezimmerspiegel bestätigen zu lassen (so schlimm sehe ich ja gar nicht aus), hielt ich gelegentlich Ausschau nach – wie ich meinte – wirklich Dicken. Also, wenn ich in der Stadt, oder auf dem Markt einen meiner Meinung nach wirklich sehr korpulenten Mann entdeckte, flüsterte ich, nach Bestätigung lechzend, einigermaßen unauffällig zu meiner Gertraud:

„Guck dir mal den fetten Sack da an. Unglaublich! So möchte ich nun wirklich nicht aussehen.“

Mein Schatzilein sah mich dann in aller Regel recht mitleidig an. Sie antwortete mit einem schlecht versteckten und daher nicht zu übersehenden Grinsen:

„Tust Du auch nicht, mein Herzblatt, denn dann müsstest Du wahrscheinlich erst mal etwas abspecken. Ich schätze so 15 bis 20 Kilo.“

Ich mochte diesen widerlich sarkastischen Unterton in ihrer Stimme nicht und entgegnete pikiert:

„Also bitte! Ich bin doch wohl nicht so fett, wie dieser Kerl da!?“

„Nein nein, mein Schatz. So fett wie der bist du nicht. Du bist deutlich dicker.“

Tief getroffen und auch ein bisschen gekränkt hielt ich nach derartig charakterlosen Äußerungen meist sofort beleidigt die Klappe und betrachtete bei nächster Gelegenheit heimlich mein Spiegelbild in einer Schaufensterscheibe. Die ungewohnte Perspektive des Blickes auf die ganze Fülle meiner stattlichen Erscheinung erschreckte mich immer wieder aufs Neue. So verkniff ich mir dann auch in der Zukunft meine unpassenden Bemerkungen über andere Dicke. Schließlich bin ich ja lernfähig!

Das Schwingstuhl-Desaster

Um einige Dokumente beurkunden zu lassen, begab ich mich vor einiger Zeit – noch als 156-Kilo-Mann – in die Kanzlei eines hiesigen Notars. Die freundliche junge Dame am Empfang hatte mich, gemeinsam mit einer Tasse lauwarmen Kaffees, in einem großen Besprechungsraum geparkt, in dem viele Regale mit unzähligen dicken Gesetzesbüchern und ebensolchen juristischen Kommentaren von der Seriosität und Fachkompetenz der hier arbeitenden Menschen zeugte. Ein großer, rechteckiger Tisch, um den herum mindestens zwanzig dieser modernen, verchromten und gut gepolsterten Designer-Schwingstühle gestellt waren, signalisierte jedem Besucher, dass hier unglaublich wichtige Besprechungen und Meetings stattfinden mussten. Und in diesem beindruckenden Raum würde mich gleich seine Exzellenz, der Herr Notar, höchstpersönlich empfangen. Nun denn.

Ich hatte an der linken Ecke des langen Tisches auf einem dieser bequem aussehenden Schwingstühle Platz genommen und trank von meinem Kaffee, bevor der endgültig völlig kalt wurde. Nachdem ich die Tasse zurückgestellt hatte, lehnte ich mich in dem elegant nach hinten frei schwindenden Stuhl, faltete die Hände im Nacken zusammen und streckte mich entspannt. Wenn sich allerdings 156 Kilo auf einem für normale Durchschnitts-Mitteleuropäer konzipierten Schwingstuhl zu sehr nach hinten lehnen, kann das unter Umständen katastrophale Folgen haben. So auch in meinem Falle.

Es dauerte freilich einige quälend lange Sekunden, bis ich überhaupt registrierte, dass mein Sitzmöbel den Punkt bereits überschritten hatte, an dem es normalerweise die nach hinten gerichtete Schwingbewegung abfangen- und in eine nach vorne gerichtete umwandeln sollte. Mein Stuhl tat das nicht. Er setzte die nach hinten gerichtete Bewegung einfach über diesen „Point of no Return“ fort. Als ich das bemerkte, war es für eine schnelle, das Unglück verhindernde Gewichtsverlagerung durch mich längst viel zu spät. So dauerte es denn auch einige quälend lange Sekunden, bis ich endlich, rücklings durch mein Körpergewicht in den Stuhl gepresst, mehr liegend als sitzend, den Kopf nach hinten hängend, mit der rückwärtigen Kante, die sich aus Sitzfläche und Lehne des zusammenbrechenden Stuhls bildete, den Fußboden erreichte und so die weitere, nach hinten gerichtete Abwärtsbewegung jäh gestoppt wurde. Ein Filmregisseur hätte den Ablauf der Ereignisse nicht besser inszenieren können, denn genau in diesem hochpeinlichen Augenblick betrat der Herr Notar den Raum.

„Ihr Stuhl…“, versuchte ich – wahrscheinlich mit hochrotem Kopf – die Schuld an dem Desaster von mir weg zu schieben. „…er ist wohl nicht ganz in Ordnung gewesen.“

„Um Gottes Willen“, bemühte der Jurist unseren Schöpfer, reichte mir in meiner misslichen Lage die Hand und zog mich aus dem kaputten Stuhl hoch.

„Ich weiß auch nicht, - ich hab´ mich nur ein wenig angelehnt und schon klappte er nach hinten zusammen. Komisch…“

„Hauptsache, es ist Ihnen nichts passiert“, entgegnete der sichtlich berührte Notar, der wahrscheinlich froh war, dass ich nicht zu jenen Zeitgenossen gehörte, die wegen jeder Kleinigkeit einen Schadensersatzprozess anstrengen. „Soll ich Ihnen einen anderen Stuhl bringen lassen?“

„Nein, nein, - ich nehme diesen hier. Es werden ja nicht all Ihre Stühle defekt sein“, erwiderte ich jovial, während ich mir einen anderen Stuhl heranzog. Allerdings achtete ich nun unauffällig darauf, dass ich mich möglichst weit vorne auf die Stuhlkante setzte, wo nach menschlichem Ermessen nichts mehr passieren konnte.

Spieglein, Spieglein…

Gelegentlich wurde ich aber auch auf andere-, ebenso drastische Art auf meine Fettleibigkeit aufmerksam gemacht. So erinnere ich eine Situation, in der mein geliebtes Weib sich einen neuen Badeanzug kaufen wollte und deshalb meine Anwesenheit als Ratgeber und Begutachter selbstverständlich zwingend erforderlich war. Ich muss gestehen, dass ich kein Freund solcher Einkaufstouren bin, aber als guter Ehemann ließ ich mich von der absoluten Notwendigkeit meiner Anwesenheit überzeugen. Schon war die beste aller Ehefrauen mit einigen Badeanzügen, die wir zuvor gemeinsam ausgesucht hatten, in einer Umkleidekabine verschwunden. Ich hatte genau gegenüber auf einem Hocker Platz genommen, weil das lange Herumstehen bei 156 Kilo Körpergewicht bereits nach wenigen Minuten sehr anstrengend sein kann. So wartete ich denn geduldig auf das Zeichen meiner Frau, damit ich gegebenenfalls sofort meinen Kopf in die Umkleidekabine stecken konnte, um den ersten Badeanzug an ihrem ehemals elfenhaften Körper zu begutachten. Als ich dort also wartend herumsaß, schaute ich mich gelangweilt um. Links von mir wühlte sich eine junge Mutter durch einen langen Ständer mit Bikinis, während ihre beiden Kleinkinder zwischen den Auslagen herumtollten. Dann schaute ich relativ teilnahmslos zur anderen Seite und entdeckte in geringer Entfernung einen großen Ganzkörperspiegel, der vielleicht in einem Winkel von 40 oder 50 Grad in eine andere Richtung der Abteilung zeigte. Meine apathische Teilnahmslosigkeit wich augenblicklich menschlicher Neugier, als meine Augen in diesem Spiegel einen weiteren Spiegel entdeckten, der mir die Rückfront eines sehr fetten Mannes zeigte, der mitten zwischen den Auslagen saß.

„Was für ein fetter, alter Sack“ dachte ich. „Das sieht ja wirklich unmöglich aus, wenn solche wandelnden Speckrollen als Monumente ungesunder Lebensweise auf die normale Menschheit losgelassen werden“. Ich musste grinsen und kratzte mich, einem Reflex folgend, am Kopf. Doch was war das? Der Fettsack kratzte sich ebenfalls am Kopf! Im Bruchteil einer Sekunde hatte diese grauenvolle Befürchtung Besitz von meinem Kopf ergriffen. Ich starrte wie elektrisiert in den Spiegel. Der Dicke bewegte sich keinen Millimeter. Sehr langsam und ohne Aufsehen zu erregen hob ich meinen Arm und machte zwei- oder drei kleine, winkende Bewegungen. Als der dickliche Kerl tatsächlich synchron dasselbe tat, wurde mein schrecklicher Verdacht augenblicklich zur unbarmherzigen Gewissheit: Der Fettsack, den ich gerade durch diese zwei Spiegel beobachtete, war ich selbst!

Badewannenlift vs. Abnehmen