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Das Allgäu ist eine der schönsten Urlaubsregionen Deutschlands, perfekt erschlossen mit einem dichten Wanderwegenetz. Und doch lässt sich in den Bergen und Tälern viel Überraschendes entdecken: stille Pfade, einsame Gipfel, kaum begangene Höhenwege, malerische Wasserfälle in abgeschiedenen Tobeln. In diesem Buch zeigt der Allgäuer Gerald Schwabe die stille Seite seiner Heimat und hat die schönsten Wanderungen abseits des Trubels zusammengestellt.
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Seitenzahl: 161
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Gemütliches Weideleben am Brentenjoch, TOUR 29
Gerald Schwabe
33 außergewöhnliche Wanderungenabseits des Trubels
Exklusiv für Sie als Leser:
MIT GPS-DATEN ZUM DOWNLOAD
unter: gps.bruckmann.de
Vorwort
Das Allgäu und seine Landschaften
DIE TOUREN
Einsteigerberge – der Oberallgäuer Alpenrand
1Über den Fluhgrat3:45 Std.
Kammweg im Angesicht der Nagelfluhkette
2Von Aigis zur Königsalpe4 Std.
Einsame Wege durch eine idyllische Almlandschaft
3Hauchenberg und Bergstätte6:30 Std.
Aussichtsreiche Bergrücken im Alpenvorland
4Über Kreuzleshöhe und Steinberg3:45 Std.
Hohe Wiesengipfel in der Adelegg
5Zur Wachters Alpe2 Std.
Gemütliche Runde zu einer hübschen Aussichtswarte
6Durch den Falltobel nach Diepolz4:30 Std.
Schöne Höhenwege und ein Wasserfall
7Aufs Gschwender Horn4:15 Std.
Schöne Almwanderung oberhalb von Immenstadt
8Übers Himmeleck zum Hündlekopf5:30 Std.
Zwischen Nagelfluhkette und Konstanzer Tal
9Durchs Ostertal zur Höllritzer-Alpe6 Std.
Ungewöhnliche Tour im stillen Gunzesrieder Tal
10Vom Gunzesrieder Tal aufs Rangiswanger Horn5 Std.
Auf einsamen Pfaden hinauf auf die Hörnerkette
11Durch das Lecknertal5 Std.
Auf stillen Wegen zum Lecknersee
12Zur Grüntenhütte6 Std.
Ungewöhnliche Wege am Grünten
13Burgkranzegger Horn und Elleghöhe4:45 Std.
Stille Kammwege zwischen Grünten- und Rottachsee
Der Hohe Süden des Oberallgäus und Kleinwalsertals
14Zum Sonthofer und Altstädter Hof5:15 Std.
Aussichtsreiche Runde über dem Illertal
15Zum Malerwinkel und Hinanger Wasserfall3:30 Std.
Stille Wiesen und weite Ausblicke im Illertal
16Über den Riedbergpass zur Mittelalpe5 Std.
Ungewöhnliche Tour im Balderschwanger Tal
17Von Rohrmoos zur Osterbergalpe6 Std.
Einsame Wege am Hörnlepass
18Über den Geißfuß zum Entschenkopf6:15 Std.
Großartige Höhenwege
19Laufbacher Eck und Himmelecksattel8:30 Std.
Herrlicher Höhenweg hinab ins Oytal
20Auf den Wildengundkopf6:30 Std.
Steiler Grasberg im Stillachtal
21Kanzelwand und Fiderepass4:45 Std.
Auf herrlichen Wegen rund um die Hammerspitzen
22Gratweg über die Ochsenhofer Köpfe3:30 Std.
Ausgesetzter Kammweg im hinteren Kleinwalsertal
23Spieser und Kleiner Hirschberg4:15 Std.
Wanderung von Oberjoch nach Bad Hindelang
24Willersalpe, Ponten und Zipfelsalpe6:15 Std.
Zwischen Tannheimer und Hintersteiner Tal
25Vom Obertal zu den Seen am Koblat7:30 Std.
Ungewöhnliche Tour im hinteren Hintersteiner Tal
Tannheimer Tal und Ostallgäu
26Einmal rund um den Sorgschrofen5 Std.
Durch stille Wiesen und entlang der rauschenden Vils
27Wertachtal und Seemoos4:30 Std.
Einsame Moor- und Uferpfade bei Nesselwang
28Durchs Älpelestal auf die Rohnenspitze5 Std.
Panoramatour im westlichen Tannheimer Tal
29Über die Vilser Alm zum Füssener Jöchle6 Std.
Ungewöhnliche Tour in den Tannheimer Bergen
30Über den gesamten Zirmgrat5:45 Std.
Schöne Streckenwanderung von Pfronten nach Füssen
31Zwischen Seeg und Schwaltenweiher4 Std.
Abwechslungsreiche Seen- und Wiesenwanderung
32Auf den Schönleitenschrofen4:30 Std.
Streckentour vom Tegelberg zum Buchenberg
33Einmal rund um die Hochplatte4:15 Std.
Hochalpine Tour in den Ammergauer Alpen
Bruckmanns Tourenfinder
PS:
Register
Impressum
Typische Allgäuer Landschaft bei Aigis, TOUR 2
Die Höflealpe oberhalb von Diepolz, TOUR 3
Stille Waldwege in der Adelegg, TOUR 4
Auf der Hörnerkette, TOUR 10
Wanderweg am Rangiswanger Horn, TOUR 10
Abendstimmung unterhalb der Sonnenköpfe, TOUR 14
Hüttendetail, TOUR 16
Höhenweg am Warmatsgundtal, TOUR 21
Der Zirmgrat bei Pfronten, TOUR 30
Rast am Alatsee, TOUR 30
Touren-Überblick
Leicht
5
Zur Wachters Alpe
27
Wertachtal und Seemos
31
Zwischen Seeg und Schwaltenweiher
Mittel
1
Über den Fluhgrat
2
Von Aigis zur Königsalpe
3
Hauchenberg und Bergstätte
4
Über Kreuzleshöhe und Steinberg
6
Durch den Falltobel nach Diepolz
7
Aufs Gschwender Horn
8
Übers Himmeleck zum Hündlekopf
9
Durchs Ostertal zur Höllritzer-Alpe
10
Vom Gunzesrieder Tal aufs Rangiswanger Horn
11
Durch das Lecknertal
12
Zur Grüntenhütte
13
Burgkranzegger Horn und Elleghöhe
14
Zum Sonthofer und Altstädter Hof
15
Zum Malerwinkel und Hinanger Wasserfall
16
Über den Riedbergpass zur Mittelalpe
17
Von Rohrmoos zur Osterbergalpe
23
Spieser und Kleiner Hirschberg
26
Einmal rund um den Sorgschrofen
29
Über die Vilser Alm zum Füssener Jöchle
30
Über den gesamten Zirmgrat
32
Auf den Schönleitenschrofen
Schwer
18
Über den Geißfuß zum Entschenkopf
19
Laufbacher Eck und Himmelecksattel
20
Auf den Wildengundkopf
21
Kanzelwand und Fiderepass
22
Gratweg über die Ochsenhofer Köpfe
24
Willersalpe, Ponten und Zipfelsalple
25
Vom Obertal zu den Seen am Koblat
28
Durchs Älpelestal auf die Rohnenspitze
33
Einmal rund um die Hochplatte
PIKTOGRAMME ERLEICHTERN DEN ÜBERBLICK
leicht
mittel
schwer
Gehzeit
Höhenunterschied
Weglänge
ZEICHENERKLÄRUNG ZU DEN TOURENKARTEN
Wandertour mit Lawfrichtung
Tourenvariante
Ausgangs-/Endpunkt der Tour
Wegpunkt
Bahnlinie mit Bahnhof
S-Bahn
Tunnel
Seilbahn, Gondelbahn
Bushaltestelle
Parkmöglichkeit
Hafen
Autofähre
Personenfähre
Flugplatz
Kirche
Kloster
Burg/Schloss
Ruine
Wegkreuz
Denkmal
Turm
Leuchtturm
Windpark
Windmühle
Mühle
Hotel, Gasthof, Restaurant
Jausenstation
Schutzhütte, Berggasthof (Sommer/Winter)
Schutzhütte, Berggasthof (Sommer)
Unterstand
Grillplatz
Jugendherberge
Campingplatz
Information
Museum
Bademöglichkeit
Bootsverleih
Sehenswürdigkeit
Ausgrabung
Kinderspielplatz
schöne Aussicht
Aussichtsturm
Klettersteig/Steig mit Sicherung
Wasserfall
Randhinweispfeil
Maßstabsleiste
Gipfelkreuz auf dem Gschwender Horn, TOUR 7
Seit über 20 Jahren bin ich in den Allgäuer Bergen unterwegs und oft noch genauso begeistert wie am ersten Tag. Und was am erstaunlichsten ist: Trotz unzähliger Wanderungen und Radtouren in fast jeden Winkel, nach über 30 Büchern und Bildbänden, für die ich im Allgäu unterwegs gewesen bin, gibt es jedes Jahr noch immer Neues für mich zu entdecken. Dann stehe ich das erste Mal auf einem »neuen« Gipfel oder wandere auf einem mir bis dahin völlig unbekannten Weg und frage mich, wie mir dieses hübsche Fleckchen in den vielen Jahren bisher entgehen konnte. Aber: Wer bei Entdeckertouren an Entdeckungen im eigentlichen Sinn denkt, an echte »Neu«-Entdeckungen, der wird vermutlich enttäuscht sein. Denn auch wenn es sich in vielen Bereichen um vermeintlich wilde und unwegsame Berge handelt, ist es nun mal so, dass wir uns im Allgäu in einer Kulturlandschaft mit jahrhundertealter Geschichte und Nutzung bis in den buchstäblich letzten Winkel befinden. Die Allgäuer Landschaft und die Berge sind durchzogen von Wegen und Fahrstraßen, über 700 Alphütten verteilen sich in der Region. Dazu kommen unzählige Kilometer an Wanderwegen, die die Region kreuz und quer durchziehen. Und als perfekt organisiertes Urlaubsgebiet gibt es praktisch keine Weggabelung, an der nicht ein Wegweiser steht.
Wie passt nun der Titel dieses Buches zum Allgäu, eine der beliebtesten Urlaubsregionen Deutschlands mit vielen Millionen Übernachtungs- und Tagesgästen? Überraschenderweise ist gerade das dichte Wanderwegenetz eine der Stärken und Vorteile des Allgäus. Es gibt so viele Wege und Wanderpfade, zwischen denen man wählen kann und auf denen sich die Natur erkunden lässt, dass man selbst an Wochenenden mit perfektem Wanderwetter und überfüllten Straßen und Seilbahnen mit etwas Flexibilität bei der Tourenwahl seinen Tag auf erstaunlich einsamen Pfaden verbringen kann. Auf der einen Seite gibt es die oft völlig überlaufenen, touristischen Hotspots, Bergstationen, an denen man vor Trubel kaum noch einen Berg wahrnimmt, und heillos überfüllte Talwege mit Scharen von Spaziergängern und Radlern. Aber auch das genaue Gegenteil kann man finden, die stillen Wege und überraschend einsamen Gipfel. Und genau darum geht es in diesem Buch: Wanderwege abseits des touristischen Trubels. Touren auf stille, vermeintlich unscheinbare Nachbargipfel. Pfade, die »hintenrum« oder etwas auf Umwegen zum Ziel führen und deshalb erstaunlicherweise kaum begangen werden. Obwohl sie bezüglich Aussicht und Naturerlebnis den bekannten Wegen in kaum etwas nachstehen. Was dieses Buch allerdings nicht enthält, sind Vorschläge zum weglosen Durchwandern der Natur. Denn wo kein Weg ist, da sollte man als Mensch auch nicht entlanglaufen. Oft genug handelt es sich um sensible Naturräume, seien es Hochmoore, artenreiche Blumenwiesen oder Lebensräume von Auerhahn, Steinbock und Co., die aus gutem Grund »weglos« sind und in denen der Mensch stört.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen schöne Erlebnisse im Allgäu.
Gerald Schwabe
Das Allgäu, im äußersten Südwesten von Bayern gelegen, hat keine genau definierte geografische Begrenzung und geht oft fließend in benachbarte Regionen über. Zum einen gibt es die Landkreise Ober- und Ostallgäu. Der Landkreis Unterallgäu hingegen hat mit dem Allgäu nur am Rande zu tun, während sich im Westen Teile des (bayerischen) Landkreises Lindau sowie Teile des (baden-württembergischen) Landkreises Ravensburg dazugehörig fühlen. Gleichzeitig sind auch die Allgäuer Alpen nicht auf das Allgäu begrenzt, sondern reichen bis in die benachbarten österreichischen Bundesländer Vorarlberg und Tirol hinein, weshalb ein Wanderführer über das Allgäu in der Regel auch das Kleinwalsertal und das Tannheimer Tal umfasst. Aber wo auch immer man die genaue Grenze ziehen mag: Das Allgäu ist ein Paradies für Bergwanderer und Naturliebhaber und nicht ohne Grund eine der beliebtesten Urlaubsregionen Deutschlands.
Im Süden des Oberallgäus bildet der Hauptkamm der Allgäuer Alpen die imposante Hintergrundkulisse sowie die Grenze zu Österreich. Mächtige Felsgipfel aus grauem Dolomitgestein, die in Höhen bis über 2600 Meter reichen und dort dem Allgäu einen hochalpinen Charakter verleihen. Zahlreiche lange und meist komplett autofreie Täler durchschneiden diese Bergwelt – wie Oytal, Trettachtal und Stillachtal – und streben sternförmig auf Oberstdorf zu, wo das touristische Herz der Region schlägt. Sowie das Hintersteiner Tal, das sich hinüber Richtung Bad Hindelang zieht, ein weiterer der vielen kleinen Allgäuer Urlaubsorte, die unter Wanderern und Alpenurlaubern in ganz Deutschland bekannt sind. Von Oberstdorf in Richtung Norden zieht sich das breite Illertal, die Berge werden allmählich niedriger und formen zusammen die bei Urlaubern so beliebte Erholungslandschaft des Allgäus: Offene Wiesen und Weiden, weite Horizonte, sanfte, von Almwiesen überzogene Bergkuppen mit familienfreundlichen Höhenwegen, aussichtsreiche Gipfel mit prächtigen Panoramen. Gut 20 Kilometer nördlich von Oberstdorf gehen bei Immenstadt die hohen Berge ins Alpenvorland über mit seinen lang gezogenen Bergrücken, die mit zunehmendem Abstand vom Alpenrand immer mehr an Höhe verlieren. In Richtung Westen beginnt beim kleinen, sehr beliebten Urlaubsort Oberstaufen das Westallgäu: eine offene Landschaft mit Grünland bis zum Horizont, in der sich immer wieder breite Täler mit langen Höhenzügen abwechseln, die weite Ausblicke bis zum Bregenzerwald gewähren.
Die Obere Mittelalpe, TOUR 16
Aggenstein und Brentenjoch, TOUR 29
Im Ostallgäu ist der Übergang zwischen Hochgebirge und Alpenvorland etwas abrupter als im Oberallgäu. Den Blick in Richtung Süden dominieren die hellen Kalkgipfel der Tannheimer Berge in Tirol, während im Südosten das Ammergebirge den Rahmen bildet, eine überwiegend dicht bewaldete Landschaft, aus der vereinzelt hohe Felsgipfel herausragen. Der Tourismus im Ostallgäu spielt sich hauptsächlich entlang des Alpenrands ab, in Orten wie Nesselwang und Pfronten, die sommers wie winters fest in Urlauberhand sind. Unbestrittene – und auch oft sehr überlaufenes – Zentren der Tourismusindustrie sind allerdings Schloss Neuschwanstein sowie das benachbarte Füssen mit jährlich vielen Millionen – überwiegend ausländischen – Besuchern. Dieser sogenannte Königswinkel ist sicherlich eine der malerischsten Landschaften Deutschlands und bietet – ebenso wie das restliche Ostallgäu – eine Fülle an herrlichen Wanderungen auf aussichtsreiche Gipfel wie Tegelberg, Breitenberg und Alpspitz.
Nördlich der hohen Berge schließt sich eine wunderschöne voralpine, leicht gewellte Landschaft an: weite, offene Wiesen, durchzogen von einzelnen Höhenzügen, unzählige Seen und Weiher – vom riesigen Forggensee bis hin zu schilfumsäumten Teichen –, kleine Moore und stille Wäldchen, und im Süden bilden die Berge die ständig präsente, beeindruckende Kulisse. Eine sehr abwechslungsreiche Region mit einem reichhaltigen Angebot für Radler, Naturliebhaber und Wanderer.
Kaum ein Allgäu-Wanderführer kommt ohne das Kleinwalsertal aus, das direkt vor den Toren von Oberstdorf beginnt. Denn obwohl es zu Österreich gehört, bildet es geografisch und touristisch eher eine Einheit mit dem Allgäu. Da die hohen Gipfel ringsherum eine Verkehrserschließung nach Österreich unmöglich machen, ist das Tal nur über das Allgäu zu erreichen. Mit einer Länge von ca. 16 Kilometern und einer Breite von bis zu 7 Kilometern ist es sehr viel offener und siedlungsfreundlicher als seine Nachbarn Stillach- und Trettachtal. Im 13. Jahrhundert durch die namensgebenden Einwanderer aus dem Schweizer Wallis besiedelt, finden sich im Tal heute vier kleine Siedlungen, die den Lebensraum für etwa 5000 Menschen bilden. Das Kleinwalsertal lebt fast ausschließlich vom Fremdenverkehr und ist Österreichs drittgrößte Touristendestination mit schier unbegrenzten Wandermöglichkeiten auf engstem Raum: Markante Gipfel wie Widderstein und Hoher Ifen, die Karsthochfläche des Gottesackerplateaus, aussichtsreiche Grate am Fellhorn und Walmendinger Horn sowie eine Handvoll weiterer, kleiner Nebentäler zum Entdecken.
Auch das Tannheimer Tal darf nicht fehlen: Seine hohen Gipfel sind für Ostallgäu-Besucher ständig präsent, und von Pfronten – wie auch vom Oberallgäuer Bad Hindelang – sind es nur wenige Kilometer hinein ins Tal mit seinem großartigen Wanderangebot. Das Tannheimer Tal gehört zu Tirol, ist etwa 15 Kilometer lang und verläuft in rund 1100 Metern Meereshöhe in Ost-West-Richtung zwischen dem Gaichtpass (hinüber zum Lechtal), dem Oberjoch (zum Ostrachtal im Oberallgäu) und dem Ostallgäu im Norden. Gespickt mit einigen kleineren Orten hat sich das Tal voll und ganz dem Tourismus verschrieben und bietet auf engstem Raum fast alles, was Urlauberherzen höherschlagen lässt. Dominiert wird es von den mächtigen Gipfeln der Tannheimer Berge, helle Kalkgipfel mit unzähligen Touren sowohl für Wanderer als auch für Kletterer. Problemlos kann man hier eine ganze Wanderwoche verbringen, so vielfältig sind die Touren: großartige Panoramawege, fantastische Aussichtsgipfel, aussichtsreiche Kammwege oder entspannte Touren durch die weiten Wiesen im Tal und entlang der Ufer eines der vielen Bergseen …
Skeptische Milchtrinker und Joghurtesser werden sicherlich schon längst den Verdacht haben, dass die auf den Lebensmittelverpackungen abgedruckten Bilder von glücklichen Kühen auf unendlichen, grünen Wiesen wenig mit der tatsächlichen Viehwirtschaft in Deutschland gemein haben – bis man Urlaub im Allgäu macht und sich auf der Terrasse einer urigen Almhütte wiederfindet, umgeben von bunten Blumenwiesen und begleitet vom Glockengeläut einer nebenan genüsslich saftiges Gras mampfenden Viehherde! Manch vermeintlich kitschige Almidylle ist hier Realität, und zwar nicht als Touristenattraktion, sondern als gelebte, bäuerliche Wirklichkeit.
Trotzdem hat sich natürlich auch im Allgäu die Landwirtschaft im Lauf der letzten Jahrzehnte stark verändert, viele Landwirte haben ihren Hof aufgegeben, andere haben aus ihren kleinen Familienbetrieben moderne Unternehmen mit Hunderten von Rindern gemacht. Und die meisten Rinder stehen auch im Allgäu im Stall und nicht auf einem Berggipfel. Tatsache ist allerdings auch, dass die Almwirtschaft noch immer sehr lebendig und aus dem Allgäu nicht wegzudenken ist. Diese Form der Landnutzung hat seit ihren Ursprüngen, die bis weit ins Mittelalter zurückreichen, im Alpenraum eine der ältesten Kulturlandschaften Deutschlands geschaffen. Und vielen Wanderern mag beim Genuss der weiten Ausblicke und freien Wiesen oben auf den Gipfeln und den Höhenwegen gar nicht bewusst sein, dass die meisten Berge bis zur natürlichen Waldgrenze, die mancherorts bis über 1800 Höhenmeter reicht, komplett mit dichtem Wald bedeckt wären, hätten die Bauern nicht in mühevoller Arbeit den Wald in Weideflächen umgewandelt; und quasi nebenbei eine für uns heute so ansprechende offene und abwechslungsreiche Urlaubslandschaft geschaffen.
Gemütliche Einkehr am Sonthofer Hof, TOUR 14
Dabei war ein Überleben der Almwirtschaft im deutschen Alpenraum durchaus nicht gesichert, denn bei allem Klischee handelt es sich um harte Arbeit. Zwar gab es regionale Unterschiede, doch bis in die 1970er-Jahre nahm die Zahl der Almen – bzw. Alpen, wie sie im Allgäu heißen – stetig ab. Und noch immer trifft man gelegentlich beim Wandern auf einsame Lichtungen mit kläglichen Mauerresten ehemaliger, vor langer Zeit aufgegebener Alphütten. Die Wende brachten großzügige finanzielle Unterstützungen für Hirten und Almbauern sowie ein massiver Ausbau des Wegenetzes, sodass heute praktisch jede Hütte – von wenigen Ausnahmen abgesehen – auf einer Fahrstraße erreichbar ist. Zudem ist die Zahl der Sennalpen, also Hütten mit Milchvieh und Käseherstellung, stark zurückgegangen zugunsten von pflegeleichterem Jungvieh. Und ein gesteigertes ökologisches Bewusstsein tat ein Übriges. In den letzten 40 Jahren hat sich der Bestand stabilisiert, sodass es heute im gesamten Allgäu wieder fast 700 Alphütten mit gut 30.000 vierbeinigen Sommergästen gibt. Fast die Hälfte der Allgäuer Gebirgsflächen wird almwirtschaftlich genutzt, im Extremfall bis in Höhen von 2300 Meter wie am Linkerskopf oder Rauheck mit den steilen Wiesenhängen. Das Oberallgäu ist zahlenmäßig bayernweit führend, auch dank der vielen etwas niedrigeren und sehr almfreundlichen Berge am Alpenrand. Allein im Gemeindegebiet von Oberstaufen befinden sich 155 Alpen.
Weit über die Grenzen des Allgäus hinaus bekannt sind auch die Viehscheide, die im September in vielen Orten stattfinden. Nach gut 100 Tagen auf den Bergen werden die herausgeputzten Rinder unter großem Getöse unzähliger Schellen von nicht weniger herausgeputzten Hirten ins Tal gebracht und auf den »Viehscheidplätzen« an ihre Besitzer verteilt. Zwar hat auch hier der (Massen-)Tourismus Einzug gehalten und aus dieser Tradition in einigen Orten ein fast partyähnliches Event gemacht, zu dem Besucher aus großer Entfernung in zahllosen Bussen herangekarrt werden, aber nichtsdestotrotz ist dieser Tag für alle beteiligten Einheimischen seit jeher ein großes Dorffest. Bleibt abschließend festzustellen: Die Almwirtschaft gehört zum Allgäu, und so wie es aussieht, bleibt sie der Region auch auf absehbare Zeit erhalten. Und sorgt weiterhin nicht nur für viele entspannte, freie Bergwiesen genießende Rinder, sondern auch für den Erhalt der Allgäuer Berg- und Erholungslandschaft mit ihrem attraktiven Mosaik aus Alpwiesen und Bergwäldern.
Das Naturfreundehaus am Gschwender Horn, TOUR 7
… mit dem Auto Aus dem Norden ist das Allgäu per Auto gut erreichbar. Die A7 führt direkt bis Füssen im Ostallgäu, im Oberallgäu schließt sich an die A7 bis Kempten die vierspurig ausgebaute B19 bis Sonthofen an. Auf den 12 Kilometern von dort bis Oberstdorf sowie weiter ins Kleinwalsertal kann es – insbesondere an schönen Wochenenden, wenn sich zu den quartierwechselnden Urlaubsgästen noch unzählige Tagesgäste gesellen – durchaus mal etwas zäher zugehen. Und aus allen anderen Richtungen (Bodenseeregion oder Oberbayern) sind die Straßen etwas kurviger.
… mit der Bahn Oberstdorf bzw. Füssen werden in der Regel stündl. angefahren. Ab München dauert es ca. 2 Stunden (Oberstdorf) bzw. 2.30 Stunden (Füssen), ab Stuttgart 3 Stunden (Oberstdorf) bzw. 4 Stunden (Füssen). Die Bahn bietet fast täglich je eine direkte IC-Verbindung von Hamburg sowie Köln/Dortmund an.
ÖPNV Das Nahverkehrsnetz in der Region ist sehr unterschiedlich ausgeprägt. Die Verbindungen im Kleinwalsertal sind perfekt (Busse von Oberstdorf bis Baad alle 10 bis 20 Min.), auch vom Ferienstandort Oberstdorf kommt man gut herum. Im übrigen Allgäu und im Tannheimer Tal ist das Busnetz brauchbar (Busse verkehren zwischen beliebten Urlaubsorten im Schnitt etwa stündl.), aber Touren etwas abseits der touristischen Brennpunkte erfordern manchmal sorgfältige Planung bzw. viel Geduld. An den Bahnhöfen sind kleine Fahrpläne mit allen Verbindungen erhältlich.
Zwecks Vorausplanung sind alle Busverbindungen auch im Internet einsehbar:
Allgäu-Walser-Card, KönigsCard etc.
Übernachtungsgäste erhalten bei ihrer Ankunft in teilnehmenden Übernachtungsbetrieben eine Chip-Karte. Darauf enthalten sind diverse kostenlose Leistungen bzw. Ermäßigungen (Busbenutzung, Seilbahnen, Freizeiteinrichtungen wie Freibäder und Thermen, Eintritte in die Breitachklamm u.v.m.). Zudem können zusätzliche Pauschalarrangements (Seilbahn-Wochenticket etc.) auf die Karte geladen werden, was das tagtägliche Handling sehr vereinfacht.
Kleinwalsertal: www.kleinwalsertal.com Walserbus
Südliches Oberallgäu und angrenzende Gebiete: www.oberallgaeu.org Bus und Bahn
Südliches Ostallgäu: www.rvo-bus.de
Tannheimer Tal: www.tannheimertal.at Fahrpläne