Entführt (Band 4) - Jasmin Baur - E-Book

Entführt (Band 4) E-Book

Jasmin Baur

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Beschreibung

»Du bist die erste Frau, für die ich jemals etwas gefühlt habe. Du hast mir mein verficktes Herz herausgerissen, dafür wirst du bluten.« Maya ist auf der Flucht vor der gefürchtetsten elitären Familie der Welt. Eine Adelsfamilie, die keine Skrupel kennt und ihre Feinde langsam und qualvoll zu Tode foltert. Was hat Maya vor dem berüchtigten Familienoberhaupt zu befürchten? Sie wusste, dass sie für ihren psychopathischen Ehemann die erste Frau in seinem Leben war, für die er Gefühle empfand. Er schlachtet jeden ab, der sich ihm in den Weg stellt. Er würde die Welt für sie niederbrennen und ist dazu bereit in den Krieg zu ziehen, um das zurückzubekommen, was ihm wichtig ist. Doch auch Mayas Gefühle sind im Zwiespalt. So sehr sie ihren skrupellosen Ehemann hasst, hasst sie am allermeisten, dass sie ihn begehrt. Pass auf, Maya. Denn wenn sie dich finden, wirst du lernen, was es bedeutet, ihnen ausgeliefert zu sein. Dieses Mal wird dich niemand vor seiner Rache beschützen, denn alle sieben Männer wollen dich.

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EPUB
MOBI

Seitenzahl: 397

Veröffentlichungsjahr: 2025

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COVER
Entführt
TRIGGERWARNUNG
Prolog
MAYA
KAPITEL 1
KAPITEL 2
KAPITEL 3
KILIAN
KAPITEL 4
MILAN & MAYA
KAPITEL 5
KAPITEL 6
KAPITEL 7
KAPITEL 8
KAPITEL 9
KAPITEL 10
KAPITEL 11
KAPITEL 12
IVEN & MAYA
KAPITEL 13

COVER

Jasmin Baur

Entführt

Dunkle Sehnsucht

Band 4

Dark Reverse Harem

Entführt

Dunkle Sehnsucht

Band 4 der Reihe

© 2024 Jasmin Baur

Coverdesign & Farbschnitt: Jennifer Schattmaier / 

schattmaier-design.com

Charakterkarten: Coverhexe (Alannah Kottenstede) (Charakter-Illustrationen wurden unter Einsatz künstlicher Intelligenz erstellt) Lektorat: gylgamesh2satyagraha

ISBN9783689955489

Impressum:

Jasmin Baur

c/o WirFinden.Es

Naß und Hellie GbR

Kirchgasse 19

65817 Eppstein

www.missjbaur.com

Alle Rechte an Text und Bildern vorbehalten, insbesondere das Recht der mechanischen, elektronischen oder fotografischen Vervielfältigung, der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, des Nachdrucks in Zeitungen oder Zeitschriften, des öffentlichen Vortrags, der Verfilmung oder Dramatisierung, der Übertragung durch Rundfunk, Fernsehen oder Video, auch einzelner Text- oder Bildteile.

TRIGGERWARNUNG

Dieser Roman ist keine Liebesgeschichte!

Die Inhalte dieser Geschichte richten sich ausschließlich an erwachsene Leser mit starken Nerven. Mit dieser Geschichte verherrliche oder romantisiere ich keinesfalls sexuellen Missbrauch und Gewalt!

Dies ist ein rein fiktiver Roman, der weder eine Moral noch ein Weltbild darbieten soll!

Alle Handlungen und Personen

in diesem Buch sind frei erfunden.

Einzelne Kapitel enthalten Entführung, Branding, grafisch beschriebene sexuelle Gewalt und andere Missbrauchsformen, anal, grafisch beschriebene Gewalt, besitzergreifendes Verhalten, Drogenmissbrauch, Alkoholkonsum, Mord, Waffen, Folter, Messerspiele, Erniedrigung, Demütigung, erzwungene Orgasmen, Depression, Suizidgedanken, Atemreduktion, Angstzustände.

Wenn dich diese Themen triggern, bitte ich dich ausdrücklich, dieses Buch nicht zu lesen.

Bitte denke daran, dass ich dich ausführlich gewarnt habe. Nichts in dieser Geschichte entspricht der Wahrheit.

Prolog

Mehrere Explosionen ertönen in der Ferne, das Geräusch herumfliegender Kugeln ist zu hören, was mich das Gaspedal bis zum Anschlag durchdrücken lässt. Hitze sammelt sich auf meiner Haut, als eine Handgranate nur wenige Meter von uns hochgeht. Die Explosion erhellt die tiefschwarze Nacht. Der Boden unter mir vibriert und macht es mir schwer die Spur zu halten. „Halt das Auto ruhig!", schimpft er konzentriert und erwidert aus dem Fenster das Feuer auf unsere Gegner. Mein Fuß auf dem Gaspedal zittert, meine Hände sind komplett verschwitzt und meine Nerven liegen völlig blank.

Mit aufgerissenen Augen versuche ich mich zu konzentrieren und nicht noch weiter in Panik zu verfallen. Es sind so verdammt viele. Wie sollen wir diesen ganzen Männern entkommen? Immer wieder spähe ich in den Seitenspiegel und beobachte die Autos hinter uns, die uns verfolgen. Mit quietschenden Reifen biege ich scharf nach rechts ab und beschleunige das Auto nochmal, was ihn Schimpfwörter fluchen lässt. Vermutlich hat er meinetwegen einen Schuss verfehlt. Rhythmisch feuert er Schüsse aus seiner Waffe und erwidert das Feuer auf unsere Gegner. 

Ein Blick auf den Tacho verrät mir, dass ich mit 180 Sachen viel zu schnell unterwegs bin. Es fällt mir zunehmend schwer, das Auto bei den ständig auf uns einprasselnden Schüssen unter Kontrolle zu halten. Undenkbar was passiert, wenn einer von ihnen unsere Reifen durchlöchert. Ich muss mir keine Sorgen machen, dass mich ein Kopfschuss tötet, denn sie wollen mich lebend. Deswegen spielen sie mit uns. Es macht ihnen Freude mich zu jagen. Doch ich will auf keinen Fall zurück in diese Hölle, also trete ich noch stärker aufs Gas.

Inzwischen haben wir es bis auf die Landstraße geschafft, dennoch zittere ich am ganzen Körper. Starr schaue ich geradeaus, als plötzlich mehrere Autos auf uns zu rasen. Mir bleibt nichts anderes übrig, als scharf abzubremsen, um nicht zu kollidieren. Sie haben uns umzingelt, denn die Scheinwerfer eines weiteren SUVs neben mir an der Fahrerseite blenden mich. Das Auto rast so schnell auf uns zu, dass ich nicht mehr reagieren kann und es uns rammt. „Pass auf!", brüllt er. Doch der harte Aufprall reißt mich zur Seite. Ein panischer Schrei entweicht mir. Es fühlt sich an, als würde mir der Kopf von den Schultern reißen. 

Mit voller Wucht werden wir von der Straße gedrängt und wir stürzen den Straßengraben hinunter. Meine Ohren dröhnen von dem ohrenbetäubenden Aufprall, während sich das Auto mehrfach überschlägt. Der Sicherheitsgurt schneidet schmerzhaft in meine Haut und presst die gesamte Luft aus meinen Lungen. Die Scheiben des Autos zerbersten unter dem Aufprall und die Scherben prasseln durch das Auto. Fest kneife ich die Augen zusammen, bis alles schlussendlich zum Stillstand kommt. Nur verschwommen nehme ich wahr, wie unser Auto frontal im Graben landet. 

Als ich wieder einigermaßen zu mir komme, dröhnt mein Kopf und meine Sicht ist komplett unscharf. Das Auto ist von dem Sturz komplett eingedrückt und alle Scheiben zertrümmert. Stöhnend fasse ich mir an die Schläfe und spüre etwas Feuchtwarmes. Als ich auf meine Hand blicke, sehe ich Blut. Da ist überall so unendlich viel Blut. „Geht es dir gut?", frage ich und taste auf die Beifahrerseite. Er bewegt sich nicht und scheint bewusstlos zu sein. Mir ist so sehr schwindlig, dass ich kaum die Augen offenhalten kann. „Hey..." wiederhole ich angestrengt. 

Plötzlich sind Autos zu hören, die ganz in unserer Nähe anhalten. Dicht gefolgt von dem Knallen der Autotüren, als mehrere Personen aussteigen. Meine Atmung beschleunigt sich und ein Schluchzen kommt über meine Lippen, als mir bewusstwird, dass sie mich holen kommen.

„Wo ist meine heiße Wildkatze? Ich bin schon hart, wenn ich daran denke, was ich heute Nacht alles mit dir anstellen werde", höre ich plötzlich meinen Ehemann rufen. Innere Kälte erfasst mich, während ein geballter Schub Adrenalin durch meine Venen pumpt. Seine grünblauen Augen haben sich in meine Seele gebrannt. Sie verfolgten mich, wann immer ich die Augen schließe. Wenn er mich bekommt, wird er mich für meinen Verrat bluten lassen. Er ist nah. Zu nah. Noch mehr Stimmen sind immer deutlicher zu hören, die immer näher und näher kommen. 

„Steh auf, sie kommen", jammere ich kläglich, doch er rührt sich keinen Millimeter. Überall ist sein Blut. Ich weiß nicht, ob er überhaupt noch am Leben ist. Er scheint sehr schwer verletzt zu sein. Meine Hände beben, als ich nach seinem Puls taste. Ein Schrei entweicht mir, da ich durch die Bewegung meine vermutlich geprellten Rippen spüre. Erleichterung macht sich in mir breit, als ich seinen Herzschlag fühle.

„Bitte... wach auf!", wimmere ich, als ich das Licht der Taschenlampen erkenne, die in unsere Richtung leuchten. „Bitte..." Ich bin kurz davor, innerlich zusammenzubrechen. Mein Puls erhöht sich, als mir bewusstwird, dass ich eine Entscheidung treffen muss. Ich werde es ohnehin nicht schaffen, uns beide zu retten. Wenn ich hier bei ihm bleibe, werden sie mich bekommen. Und jede Faser meines Körpers kann sich daran erinnern, was sie mit mir machen werden.

Ich bin mir sicher, dass mein Ehemann mit mindestens 100 Wachmännern hier ist, um mich einzufangen. Allerdings genießt er es viel zu sehr mich selbst zu jagen, als dass er jemand anderem diese Aufgabe überlässt. Schon aufgrund seiner Statur kann er mich in wenigen Sekunden unterwerfen. Das heißt aber nicht, dass ich es nicht zumindest versuchen werde vor ihm zu fliehen. Ich werde mich nicht kampflos ergeben. Durch einen adrenalingesteuerten Instinkt greife ich mit zitternden Fingern neben mich und nehme die Waffe an mich. Tränen brennen in meinen Augen, als ich flüstere: „Es tut mir so leid..."

Mein ganzer Körper tut von dem Unfall so höllisch weh. Der Gurt lässt sich nicht öffnen. Selbst meine Füße sind leicht eingeklemmt und die Türe ist komplett eingedrückt. Sie geht nicht auf. Ich brauche meine ganze Kraft, um mich stöhnend aus dem Fenster zu schieben. Dabei spüre ich wie die Glasscherben der Fensterscheibe in meine Haut schneiden. Ich lasse mich rückwärts auf den Rücken fallen, und lande mit einem schmerzerfüllten Schrei auf den harten Waldboden. 

Doch es ist zu spät. Gerade als ich mich mit all meiner letzten Kraft vom Boden hochdrücke, um auf die Beine zu kommen, stehe ich den Männern gegenüber, die mir alles in meinem Leben genommen haben. Jegliche Chance auf Normalität. Sie haben mir einfach alles gestohlen.

Leon und seine entfernten Cousins Santos und Leandro sowie Iven und Finn sind nur wenige Schritte von mir entfernt. Allesamt sehen sie mich mit diesem kühlen Blick an, der das Blut in meinen Adern gefrieren lässt und eine weitere Panikwelle durch meinen Körper jagt. 

Doch mein gesamter Fokus liegt allein auf meinem Ehemann. Von Angesicht zu Angesicht stehen wir uns gegenüber, was ihn schief grinsen lässt. Sein Hemd ist voller Blut, vermutlich das seiner Gegner. „Ich habe dich vermisst. Du bist noch genauso hübsch wie bei unserer letzten Begegnung. Selbst mit dem ganzen Blut im Gesicht bist du unwiderstehlich", grinst er und sieht mich mit derselben Begierde an, wie ich sie in Erinnerung habe. Er hat ein großes Messer in der Hand, von dem ebenfalls frisches Blut hinuntertropft. Es steht ihm ins Gesicht geschrieben, wie sehr er das Töten genießt. Genauso wie er sich an der Angst in meinen Augen ergötzt. Meine Panik erregt ihn. Ich bin mir sicher, dass seine Hose gefährlich eng ist, während er mich so hilflos sieht. Unzählige Male hat er erwähnt, wie hart ihn der Gedanke macht mich für meinen Verrat zu foltern. 

Ein Blutbad hat er zurückgelassen, um mich zu finden. Die Leichen ziehen sich von Sizilien über Mexiko bis nach Kolumbien. Todesangst schnürt mir die Kehle zu. Ich habe diesen Mann die letzten Monate so sehr vermisst und gleichzeitig fürchte ich mich unsagbar vor ihm. Mit zitternden Händen richte ich meine Waffe auf ihn. Das verräterische Klicken soll ihm symbolisieren, dass ich sie scharf gemacht habe.

Neugierig betrachtet er mich. Er vernimmt das starke Zittern meiner verkrampften Finger am Abzug, was sein Grinsen verstärkt. „Renn, meine kleine, süße Wildkatze! Denn wenn ich dich erwische, werde ich dich mit dem Lauf dieser Waffe blutig ficken!"

MAYA

KAPITEL 1

Gefangenschaft

Hilflos wimmere ich. Doch kein Laut kommt über meine Lippen, da mir der Mund mit Klebeband zugeklebt wurde. Seit Stunden liege ich mit einem Sack über dem Kopf sowie an Händen und Füßen geknebelt auf einem harten Untergrund. Die lauten Geräusche im Hintergrund deuten darauf hin, dass ich noch immer gefesselt in einem Kofferraum liege. Immer wieder werde ich umhergeschleudert, wenn das Auto bremst oder abbiegt. Es ist frustrierend abermals geknebelt zu sein und verschleppt zu werden.

„Ist alles zum Abflug bereit?", höre ich Juan mit deutlich schwerem Akzent fragen und ich stoße einen niedergeschlagenen Schrei aus. Doch auch dieser wird vom Klebeband gedämpft. Gott, ich will nicht seine Geisel sein und nach Mexiko verschleppt werden. Tränen säumen die Ränder meiner Augen und rinnen beim nächsten Blinzeln über meine Wangen.

Verflucht! Wenn ich könnte, würde ich schreien vor Ärger über mich selbst. Wie zur Hölle kann ich in Gefangenschaft eines Mafioso geraten? Das ist doch ein schlechter Film. Doch zumindest beruhigt mich eines. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Juan mich sexuell bedrängen wird. Schon bei unserer ersten Begegnung hatte er mir deutlich gemacht, dass er kein Frauenschänder ist. Ich kann es mir selbst nicht erklären, warum ich keinerlei Angst vor ihm verspüre. Vermutlich bin ich komplett wahnsinnig geworden. Oder in mir überwiegt ein Gefühl der Sicherheit, weil er sich mir gegenüber nie aufgedrängt hat oder gar böswillig verhalten hat.

Das ändert aber nicht, dass er mich als Druckmittel gegen Milan benutzt. Scheiße! Ich bin sowas von geliefert. Automatisch beschleunigt sich mein Herzschlag beim Gedanken an ihn. Noch immer ist in mir ein seltsames Gefühl der inneren Unvollständigkeit, von dem ich das Gefühl habe, dass nur Milan diese Leere füllen kann. So geisteskrank er auch ist, habe ich mich bei ihm wirklich lebendig gefühlt. Ich konnte mich bei ihm wirklich fallen lassen und ich habe ihm vertraut. Selbst als es aussichtslos wurde, hat er Iven aufgetragen mich zu beschützen. Er wollte sein Versprechen, mich zu beschützen nicht brechen. Davon bin ich noch heute überzeugt. Der naive Teil in mir hofft, dass er wie ein goldener Ritter auftauchen wird, um mich zu retten. Dass er mich weit wegbringt und mich vor seiner Familie beschützt. Doch das alles ist eine Illusion. Ein albernes Hirngespinst. In der Realität ist ein Platz an Juans Seite vermutlich sicherer. Milan würde mir zur Strafe für meine Flucht sicher Unaussprechliches antun.

Das Auto kommt ruckartig zum Stillstand, was mich erneut gegen die Rückbank scheuert. Ich höre, wie die Autotüren geöffnet werden. Kurz darauf das Geräusch, wie der Kofferraum aufgemacht wird. Meine Atmung beschleunigt sich und mein Puls beginnt heftig zu rasen, als mir der Sack vom Kopf gerissen wird. Fest kneife ich einen Moment die Augen zusammen, da die Sonne viel zu hell am Himmel steht und mich blendet. Wie viele Stunden sind wir gefahren, wenn mittlerweile helllichter Tag ist? Überall sind bewaffnete Männer um mich herum. Wir befinden uns mitten auf einem kleinen Flugplatz, auf dem eine Maschine abflugbereit steht.

„Möchtest du es immer noch auf die harte Tour?", fragt Juan provokativ mit seiner tiefen Stimme und mustert mich, wie ich gegen meine Fesseln kämpfe. „FICK DICH!", brabble ich unverständlich gegen das Klebeband. Er grinst schelmisch und zieht in einer schnellen Bewegung das Tape von meinen Lippen. „Steht er auf so wilde Frauen wie dich?", will Juan kühl von mir wissen und blickt einen Tick zu lang auf meinen Körper. Als ob er sich ein genaues Bild von meiner Figur macht. Dass ich nur ein schwarzes Top trage, aus dem meine Brüste fast herausfallen und eine Hotpant, die mir nur knapp über den Hintern geht, ist nicht unbedingt von Vorteil.

„Frag ihn doch!", keife ich spöttisch. Ich schnaube verächtlich, als sein Grinsen noch viel breiter wird. Der Typ ist nicht ganz dicht. Er scheint tatsächlich Freude an meiner geknebelten Position zu haben. „Das werde ich. Ich kann es kaum erwarten, ihm meine neueste Errungenschaft zu präsentieren."

„Ich schwöre, er wird dich umbringen!", fauche ich giftig und meine jedes Wort wie ich es sage. Wenn ich mir bei einem sicher bin, dann dass Milan niemals zulassen wird, dass ich in seinen Händen bleibe. Erschrocken kreische ich, als Juan mich wie einen nassen Sack über seine Schulter wirft. Er nimmt mich allerdings überhaupt nicht ernst und spottet: „Ich mag widerspenstige Frauen, die sind ziemlich wild im Bett."

„Bilde dir bloß nicht zu viel ein!" Empört stoße ich die Luft aus meinen Lungen. Doch er ignoriert meinen Protest und unterhält sich auf Spanisch mit einer Handvoll Männer. Alle Anwesenden sind mit Maschinengewehren schwer bewaffnet. Das ist total verrückt. Er hat einen gesamten Flugplatz nur für sich und seine Männer. Niemand hinterfragt, warum er eine gefesselte Frau bei sich hat und in ein Flugzeug schleppt. Vermutlich befinden wir uns auf einem privaten Flugplatz, sonst würde doch sicher irgendwer die Polizei verständigen.

Er schleift mich die Treppen nach oben ins Flugzeug und wirft mich anschließend vor sich auf einen Sitz. „Muss ich dich an den Sitz fesseln oder können wir das kleine Spielchen hinter uns lassen?", zwinkert er mir mit diesem verführerischen Grinsen zu und verschließt den Gurt an meiner Hüfte. Seine Hände und vor allem er ist mir viel zu nah, sodass ich sein herbes Männerparfüm riechen kann. Tief hole ich Luft, doch meine Lungen weigern sich, frischen Sauerstoff aufzunehmen. Es fühlt sich so verdammt falsch an, vor Juan auf diesem Sessel zu sitzen.

„Mach doch, was du willst!", zische ich giftig wie eine Schlange. Doch er ignoriert mich einfach, zieht sein Handy aus der Hosentasche heraus und macht ein Foto von mir, das er offensichtlich an jemanden versendet. Wem auch immer er das Bild schickt, er bekommt das, was Juan vermitteln möchte. Eine gefesselte Frau mit vom Weinen geröteten Augen. Meine Haare sind sicher komplett zerzaust, da ich stundenlang diesen Sack über dem Kopf hatte. Da ich meine Hände nicht frei hatte, konnte ich sie auch nicht notgedrungen mit den Fingern zurechtkämmen. Es gefällt mir nicht, sein Druckmittel zu sein, mit dem er seine Forderungen durchsetzen will. Ich werfe ihm einen bitterbösen Blick zu, doch es interessiert ihn anscheinend herzlich wenig. Denn Juan beachtet mich nicht, sondern redet weiterhin auf Spanisch mit seinen Männern. Er ist so verdammt unhöflich, dass noch mehr Wut in mir aufflammt.

Da er mir ohnehin keine Aufmerksamkeit schenkt, richte ich meinen Blick auf meine Umgebung. Das Innere des Flugzeugs sieht für mich eher wie ein Wohnzimmer aus. Dieser Privatjet ist einfach beeindruckend. Im hinteren Bereich des Flugzeugs gibt es sogar ein Schlafzimmer, soweit ich das erkennen kann. Der Ledersitz, auf dem ich festgeschnallt wurde, ist extrem komfortabel. Alles in dieser Kabine sieht wahnsinnig luxuriös aus.

Juan reißt mich aus meiner Beobachtung, als er schroff irgendwelche Anweisungen an seine Lakaien erteilt. Er klingt dabei ziemlich hart, wie jemand, der keine Widerworte zulässt und auch kein Versagen duldet. Doch als sein Handy auf einmal anfängt zu klingeln, beginnt er teuflisch zu grinsen. Nun richtet er doch sein Augenmerk wieder auf mich und sagt zwei Worte, die mich und meinen ganzen Körper zum Erstarren bringen. „Dein Ehemann."

Scharf ziehe ich die Luft ein. Ich bin völlig überfordert, als Juan mir plötzlich das Handy vor mein Gesicht hält und den Videoanruf entgegennimmt. Ich erschaudere, als ich in die finster dreinblickenden, grünblauen Augen meines Ehemanns blicke. Seine Mimik ist verhärtet, er sieht mich hasserfüllt an. Augenblicklich schießt mein Puls in die Höhe, und ich schaffe es kaum noch zu atmen, als ich nach ganzen fünf Monaten den Mann wiedersehe, nach dem sich jede einzelne Faser meines Körpers verzehrt. All die schrecklichen Gedanken und Gefühle holen mich ein. Ich habe ihn verraten – nachdem er mir seine Gefühle gestanden hat. Meine Brust zieht sich bei dem Gedanken schmerzhaft zusammen, dass ich ihn niemals verlassen wollte. Er wäre dazu bereit gewesen selbst seine eigenen Familienmitglieder umzubringen, um meine Ehre zu verteidigen. Nur deswegen brachte mich sein Onkel Enrico fort. Er wollte nicht, dass ich länger zwischen seiner Familie stehe. Ohne es aufhalten zu können, sammeln sich Tränen in meinen Augen, die beim nächsten Blinzeln über meine Wangen rinnen. „Es tut mir so leid. Das musst du mir glauben. Ich wollte dich nicht verlassen", flüstere ich. Meine Stimme hört sich rau und belegt an, als ich ihn anflehe: „Bitte, hilf mir!"

„Wie ich sehe, hast du meine verschollene Frau gefunden. Das macht es mir leicht. Jetzt muss ich meine Suche nur noch auf ein Ziel konzentrieren." Milans Gesichtszüge werden etwas weicher, auch wenn in seinen Augen noch immer eisige Kälte liegt. Ein bewaffneter Mann kommt zu uns in die Kabine, der Juan das Handy abnimmt. Nun beugt sich Juan zu mir herunter, sodass sein Gesicht neben meinem schwebt. „Ich denke, wir beide fangen nochmal von vorne an. Ich habe hier etwas, das dir wichtig ist." Völlig unerwartet packt Juan mir brutal in den Nacken, sodass ein spitzer Schrei meine Lippen verlässt. Mein Herz setzt einen Schlag aus und auch meine Lungen scheinen zu streiken. Eine eiskalte Gänsehaut zieht über meinen Körper, als Juans Finger über den Stoff meines Dekolletés streifen. „Du wirst also endlich meinen Forderungen nachgeben. Und du solltest dich damit beeilen, denn ansonsten werde ich heute Nacht herausfinden, wie sich deine Frau anfühlt."

„Fass sie an, und ich schwöre dir, du wirst dir wünschen, niemals geboren zu sein. Ich werde dich finden, Juan Pablo! Dich und deine ganze Familie, jeden einzelnen von euch werde ich auslöschen, bis keiner mehr von euch übrig ist!", knurrt er bedrohlich und fixiert Juan gefährlich. Mein Herz möchte den Dienst quittieren, genauso wie meine Lungen, als Juans Fingerspitzen über die Haut an meinem Brustansatz fahren.

„Ganz schön große Worte von einem Mann, dessen Frau ich hier gefesselt vor mir habe", provoziert Juan ihn weiter. Ich sehe Milans Anspannung, auch wenn er äußerlich abgebrüht wirkt. Da wird mir zum ersten Mal klar, dass ich ihn deuten kann. Zwar erkenne ich die abgrundtiefe Finsternis in seinen Augen, doch sie richtet sich gegen Juan und nicht gegen mich. „Du hast exakt zwölf Stunden Zeit!", droht Juan ihm noch, dann nickt er seinem Handlanger zu, der das Telefonat beendet.

Sofort wechselt Juans bedrohliche Ausstrahlung und er löst sich augenblicklich von mir. Der in Schwarz gekleidete Typ überreicht Juan sein Handy, das er zurück in seine Hosentasche schiebt. Mir ist heiß und gleichzeitig eiskalt beim Gedanken an seine Drohung. Ich hätte alles erwartet, aber nicht, dass er wirklich Hand an mich legen würde. Ich kann das einfach nicht glauben. Sind diese Männer wirklich alle so ehrenlos, dass es ihnen nur um ihr Vergnügen geht? Angewidert sehe ich Juan an und fauche abwertend: „Ich dachte, du bist kein Vergewaltiger?!"

„Die eigenen Gedanken können die schlimmste Folter eines Menschen sein. Zu wissen, dass seine Frau heute Nacht seinem Feind ausgeliefert ist, wird seine Ehre als Mann verletzen", erklärt er mir und zieht sein Sakko aus, das er säuberlich aufhängt.

„Ziemlich dumm von dir, eine Frau als Druckmittel einzusetzen, wo du doch wissen solltest, dass sie für ihn ersetzbar ist", spucke ich ihm verachtend entgegen. Doch er belächelt meine Worte nur. Bedrohlich kommt er auf mich zu und stützt seine Hände links und rechts auf meine Armlehne. Seine Augen verengen sich, während seine gesamte Ausstrahlung tiefschwarz wird. „Ziemlich dumm von dir zu denken, ich würde der einzigen Frau, die einen besonders hohen Wert für Milan von Arentin hat, kein Leid zufügen. Ich verrate dir etwas, princesa. Ich werde mir in genau zwölf Stunden von dir nehmen, was mir zusteht, wenn dein Mann meine Forderungen nicht erfüllt. Diese Familie vergewaltigt und schändet Frauen, tötet sie bestialisch, verkauft sie oder zwingt sie zur illegalen Prostitution. Sie haben sich ein Imperium mit dem Leid dieser Frauen aufgebaut. Er soll am eigenen Leib erfahren, wie es sich anfühlt, wenn dieses Schicksal einer Frau zugefügt wird, die ihm wichtig ist."

„Ich bin ihm völlig egal!" Theatralisch beginne ich zu lachen. Der einzige Grund, weshalb Milan mich zurückwill, ist, weil er mich für meinen Verrat bestrafen will. Juan zieht auf meine Reaktion arrogant eine Augenbraue hoch. Er kommt mir so nahe, dass ich seinen warmen Atem spüren kann. „Wenn du das wirklich glaubst, bist du dümmer als ich dachte. Du hast nicht die geringste Ahnung, welches Massaker er angerichtet hat, um dich zu finden. Milan ist völlig außer Kontrolle, seitdem du ihn verlassen hast. Und genau das werde ich mir zunutze machen."

Juan schiebt den Träger meines Tops von meiner Schulter und streichelt erneut über mein Schlüsselbein bis zu meiner Brust. Ich verharre regungslos, auch wenn sich bei seiner Berührung alles in mir zusammenzieht und das nicht auf angenehme Weise. Zwar kenne ich Milan und seine Vorliebe fürs Teilen, doch in diesem Fall bin ich mir sicher, dass er mir niemals verzeihen würde. Ich glaube, dass es ihn anwidern würde, wenn ich nicht bis zu meinem letzten Atemzug gegen Juan kämpfen würde. Doch ich fühle mich wie erstarrt, seine warmen Finger auf meiner Haut zu spüren. „Ich spreche nie leere Drohungen aus. Wenn du mir also nicht bald mehr Respekt entgegenbringst, werde ich dich bei dem nächsten frechen Wort mit meinem Schwanz zum Schweigen bringen."

Jedes noch so böse Wort bleibt mir im Hals stecken, denn es bildet sich ein riesengroßer Knoten darin. Ich schaffe es kaum zu schlucken, um meine staubtrockene Kehle zu befeuchten. Also weiche ich seinem Blick aus und sehe ihm nicht länger in die Augen.

Zu meinem Glück kommt einer der Männer zu uns in die Kabine. Dieser sagt etwas auf Spanisch zu Juan, das ich nicht verstehe. Juan lässt mich allerdings immer noch nicht aus den Augen, während er irgendetwas auf Spanisch antwortet. Erst als sein Lakai wieder verschwunden ist, beginnt er dunkel zu lachen. „So gefällst du mir schon viel besser. Du ordnest dich also im richtigen Moment unter und weißt, wann du den Mund halten musst. Das ist es offensichtlich, was ihm an dir gefällt. Wild wie eine Löwin und im richtigen Moment ein zahmes Kätzchen." Damit löst er sich von mir und setzt sich endlich auf seinen Platz. Ohne mich weiter zu beachten, zieht er sein Handy erneut hervor und beginnt darin zu tippen.

Erst als er genügend Abstand zu mir einnimmt, schaffe ich es wieder zu atmen. Die Maschine rollt mittlerweile auf die Startbahn und setzt zum Abflug an. Mein Herz klopft noch immer so heftig gegen meine Brust, während ich seine Worte wie ein Echo in meinem Kopf höre. Wie in Trance beobachte ich durch das kleine Fenster, wie wir vom Boden abheben und schon kurze Zeit später über den Wolken schweben. Nur ganz langsam beruhige ich mich und schaffe es mich wieder zu entspannen. Ich hasse es, dass er mich so einfach zum Schweigen bekommt. Doch ich möchte ihn auf keinen Fall weiter provozieren, diese Grenze zu überschreiten. Ich habe fünf Monate gebraucht, um einen kleinen Teil meiner Ängste zu verarbeiten. Ein erneuter Übergriff würde höchstwahrscheinlich meine Persönlichkeit in Stücke reißen.

Meine Therapeutin erzählte mir davon, dass manche Missbrauchsopfer noch Jahre nach dem Übergriff ihrer sexuellen Konditionierung unterliegen. Ich glaube, dass ich eine dieser Frauen bin. Nacht für Nacht habe ich mir nichts mehr gewünscht, als dass Milan mich findet. Ich habe mir vorgestellt wie er mich bestraft und genau diese Vorstellung hat mich erregt. Doch bei Juan ist es etwas anders. Ich fühle mich nicht zu ihm hingezogen. Nicht im Geringsten. Alles, was ich will, ist, dass er größtmöglichen Abstand zu mir behält. Allerdings scheint dieser Typ andere Pläne zu haben, denn während ich einfach nur meine Ruhe möchte, dreht er sich erneut zu mir und funkelt mich belustigt an: „Wo ist denn plötzlich deine große Klappe hin?"

„Lass mich einfach in Ruhe", bitte ich ihn. Dieses Mal ist keinerlei Provokation in meinen Worten. Ich will diese Sache nur so schnell wie möglich hinter mir haben. Vielleicht ist es dumm, aber ich kenne die von Arentins und weiß, was mich dort erwartet. Ich habe kein Mitspracherecht und muss, wann immer sie es verlangen, ihnen gehorchen. Sie werden mich auf so viele Arten bestrafen und gleichzeitig schaffen nur sie es, dass ich mich wirklich begehrt fühle. Das alles ist ein Widerspruch in sich und trotzdem möchte ich zurück. Vor allem zurück zu Enrico. Juan hingegen ist mir ein einziges Rätsel. „Ich will einfach nur diese zwölf Stunden hinter mich bringen und zurück zu meinem Mann!"

Plötzlich beginnt er zu lachen an, als hätte ich einen Witz gemacht. Er steht auf und läuft geschmeidig wie eine Raubkatze auf mich zu. Sobald er vor mir steht, umgreift er so fest mein Kinn, dass es beinahe schmerzt. Dabei fixiert er mich kühl mit seinen meerblauen Augen und offenbart dann mit dunkler Stimme: „Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich dich gehen lasse, guapa. Ganz egal wie sich dein Mann entscheidet, er wird dich nicht zurückbekommen. Gewöhne dich also besser an den Gedanken, meine Gefangene zu sein."

„Du hast gesagt, wenn er deine Forderungen erfüllt, bekommt er mich zurück." Meine Stimme ist kaum mehr als ein Hauchen. Ich will es einfach nicht wahrhaben, dass Juan mit falschen Karten spielt. Ich kenne Milan. Er steht immer zu seinem Wort.

Aber auch wenn er wirklich Juans Forderungen erfüllen würde, ist das für ihn einfach nur eine Falle. Egal wie er sich entscheidet und was er tut. Milan hat keine Chance, mich zurückzubekommen. Juan beginnt schief zu lachen, als er meine plötzliche Unsicherheit bemerkt. „Ich sagte, dass ich dich nach Mexiko bringe, bis ich ein attraktives Angebot erhalte. Ich habe nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass du mein Druckmittel gegen die Familie von Arentin bist. Und vor allem habe ich nie behauptet, dich an Milan auszuliefern. Er bezahlt, damit ich deinen hübschen Körper nicht erkunde."

Mein Atem stockt und auch mein Puls beginnt auf unangenehme Weise zu rasen, als er es nochmal mit eigenen Worten unterstreicht. Juan hatte wirklich nie vor, sich an seinen Teil des Deals zu halten. Das wird mir mit einem Schlag schmerzhaft bewusst. Ein übelerregendes Gefühl steigt in mir auf, während ich ihm zögerlich vorwerfe: „Du bist nicht besser als er, wenn du dich mir aufdrängst."

Ohne zu zögern, lässt er seine Finger hauchzart über meine Wange gleiten. Es fühlt sich an, als würde er mich mit einer scharfen Klinge an dieser Stelle schneiden. Nachdenklich legt er den Kopf schief und kommt mir dabei noch ein Stückchen näher. „Es muss nicht so sein. Es liegt allein an dir, wie das zwischen uns beiden laufen wird. Du kannst dich mir hingeben, oder dich dagegen wehren. Aber eines ist sicher, ich werde es mir nicht nehmen lassen, die Frau des gefürchteten Milan von Arentin zu probieren."

„Dann bring es endlich hinter dich!", fordere ich ihn auf und blicke ihm fest in die Augen. „Du hast eine entscheidende Tatsache vergessen. Ich bin auch eine dieser entführten Frauen. Ich habe nur überlebt, weil Milan irgendein abartiges Interesse an mir hat. Sie haben mich untereinander geteilt, in kleine Teile zerbrochen, vergewaltigt und gefoltert. Wirst du mich also dafür bestrafen, dass ich eine Überlebende bin? Dann bist du nicht besser als sie!"

Abrupt löst er sich mit einem Seufzen von mir und zieht ein Messer hervor. Als ich die glänzende, lange Klinge sehe, wird mir ganz anders zumute. Dennoch schließe ich für einen kurzen Moment die Augen und hoffe, dass er, was auch immer er damit vorhat, schnell hinter sich bringt. Verwirrt blinzelnd öffne ich die Augen wieder, als er meine Hand- und Fußfesseln durchtrennt. „Hast du es dir etwa anders überlegt? Willst du mich doch nicht ficken?", frage ich ihn irritiert und reibe mir meine schmerzhaften Handgelenke, die mittlerweile deutliche Schürfwunden von den Seilen haben.

„Wir haben einen Zwölf-Stunden-Flug vor uns. Wenn du dir die Zeit ein bisschen mit mir vertreiben willst, bin ich natürlich nicht abgeneigt. Nebenan befindet sich das Schlafzimmer", lächelt er mir spitzbübisch zu, was mich ihn abermals abwertend anblicken lässt. „Du bist doch nicht ganz dicht! Du wirst die Fesseln brauchen, denn ich werde gegen dich kämpfen, wenn du mir zu nah kommst!"

„Du könntest ruhig etwas freundlicher zu mir sein. Milan ist unser gemeinsamer Feind, das macht uns zu Verbündeten", behauptet er und steckt sein Messer zurück in sein Messerholster. Dann öffnet er mit einem Klick den Gurt um meine Hüfte. Verbündete? Das soll wohl ein Witz sein?! Abfällig schnaube ich und spucke ihm entgegen: „Keiner von euch ist einen Deut besser als der andere. Milan ist mein Ehemann und egal was du denkst, ich werde ihn nicht verraten!"

Bevor ich auch nur blinzeln kann, hat er mich grob am Kinn gepackt und zwingt mich, ihm in seine eiskalten Augen zu blicken. „Gewöhn dich besser an den Gedanken, dass du deinen Ehemann niemals wieder sehen wirst! Du sollst deine Treue ihm gegenüber also lieber in Ruhe überdenken. Denn da, wo ich dich hinbringe, wird deine Loyalität ihm gegenüber dein Untergang sein", prophezeit er mir mit finsterer Miene und jagt mir damit einen eisigen Schauer über den Körper.

„Lass mich doch einfach in Ruhe", bitte ich ihn. Meine Stimme klingt gequält. Vielleicht ist es furchtbar dumm, weiterhin zu einem Mann zu halten, der mir so viele Grausamkeiten angetan hat. Milan, seine Familie und seine beiden Freunde sind, wenn man es genau nimmt, keine bessere Option als Juan. Ich sollte mir lieber Gedanken machen, wie ich ihn für mich gewinnen könnte, um für mich die besten Konditionen zu verhandeln. Gott, ich bin so furchtbar durcheinander. Ich hasse es, irgendwo ans andere Ende der Welt verschleppt zu werden. Ich kann einfach keinen klaren Gedanken fassen.

„Na los, steh auf!", kommandiert er harsch und packt mich am Oberarm, um mich hochzuziehen. Meine Füße sind durch die stundenlang geknebelte Position ganz weich, sodass ich ihm mit wackeligen Beinen folge. „Was hast du vor?", will ich misstrauisch wissen, während er mich in Richtung des Schlafzimmers zerrt. In mir steigt Übelkeit auf, als er mich auf das Bett stößt. So schnell ich kann, rutsche ich rückwärts auf der Matratze, bis ich das Kopfteil erreiche. Ich mache mich bereit dazu, mich gegen ihn zu wehren, doch er zieht lediglich arrogant eine Augenbraue nach oben. „Ruh dich aus!", befiehlt er mir mit rauer, tiefer Stimme. Zuletzt greift er zu der Kommode und reicht mir eine Flasche Wasser, die ich kommentarlos entgegennehme. Danach wendet er mir den Rücken zu. Wie erstarrt blicke ich ihm mit rasendem Herzen hinterher, wie er die Türe hinter sich schließt.

Erleichtert lasse ich meinen Kopf gegen das Kopfteil des Bettes sinken und trinke gierig das Wasser. Es tut so unbeschreiblich gut in meiner trockenen Kehle. Für einen Moment dachte ich wirklich, Juan würde Hand an mich legen. Mir wird eiskalt beim Gedanken daran, dass er mich wirklich zwingen will, wenn Milan seine Forderungen nicht erfüllt. Da ich Juan nicht in unmittelbarer Nähe höre, krabbele ich unter die Bettdecke und lege mich hin. Eine Fluchtmöglichkeit zu suchen kann ich mir direkt sparen, schließlich fliegen wir hoch über den Wolken.

Grummelnd vergrabe ich meinen Kopf im Kissen und versuche das Gefühl zu verdrängen, wie sehr ich mir wünsche, dass Milan mich aus dieser Scheiße herausholt. Doch selbst wenn er es tut, sind da noch immer Leon, Santos und Leandro an seiner Seite, die ihren abartigen Spaß mit mir wollen. Es geht mir nicht um den Sex per se. Es geht darum, dass der Sex mit ihnen über meine Schmerzgrenzen hinausgehen sollte. Es gibt kein Safeword, sie würden mit mir machen, was sie wollen. Egal wie oft ich es seit Monaten überdenke, ich muss mich von ihnen fernhalten. So weit wie möglich Distanz wahren. Vermutlich wird das mit Juan nicht annähernd so schlimm, wenn ich mich auf ihn einlasse. Trotzdem fühlt es sich falsch an. Allein der Gedanke Milan erneut zu verraten, tut so unsagbar weh. Es fühlt sich an, als würde ich ihm fremdgehen wollen. Obwohl er von Anfang an festgelegt hat, dass er nicht monogam leben kann und er mir dasselbe Recht einräumt.

Eine gefühlte Ewigkeit foltere ich mich mit diesen Gedanken. Wäge meine Entscheidungen ab und drehe mich im Bett von links nach rechts. Zwar schaffe ich es, die Augen zu schließen und ein bisschen zu entspannen. Doch so richtig zum Schlafen komme ich nicht. Mittlerweile habe ich enormen Druck auf den Ohren, was mir verdeutlicht, dass wir uns im Landeanflug befinden. Das bestätigt sich, als Juan plötzlich ohne anzuklopfen zurück zu mir ins Schlafzimmer kommt. „Buenos días, hermoso. Wir landen. Sei so gut und setz dich ohne Drama auf deinen Sitz."

Ohne ihm zu antworten, krabbele ich aus dem Bett und laufe, ohne ihn anzusehen, an ihm vorbei, um Platz zu nehmen. Währenddessen kämme ich notgedrungen meine Haare mit den Fingern zurecht. Ich will gar nicht wissen wie ich aussehe. Sobald ich mich angeschnallt habe, nimmt Juan ebenfalls Platz. Auch er beachtet mich nicht weiter, sondern tippt irgendetwas in seinem Handy. Ich beobachte aus dem Fenster, wie wir landen und bin unglaublich froh, diesen Zwölf-Stunden-Flug hinter mir zu haben. Während wir über die Landebahn rollen, klingelt Juans Handy bereits. Er nimmt den Anruf entgegen und telefoniert in diesem harschen Ton auf Spanisch. Doch plötzlich sieht er zu mir und seine Stimmung scheint sich schlagartig aufzuhellen. „Er hat was?", fragt Juan ungläubig in gebrochenem Deutsch und beginnt plötzlich finster zu lachen. Er antwortet seinem vermeintlichen Gesprächspartner nochmal etwas auf Spanisch, bevor er das Gespräch beendet.

Jetzt liegen Juans meerblaue Augen auf mir. Dieser Blick, mit dem er mich ansieht, lässt mich von innen heraus erfrieren und gleichzeitig bringt die Intensität, die in seinen Augen liegt, mein Blut zum Kochen. Es ist mir unangenehm, wenn er mich so begehrlich ansieht, als sei ich ein seltener Vogel, den er nun in einem goldenen Käfig gefangen hat. Genauso fühle ich mich, wenn er mich so durchdringend ansieht. Doch seine Worte reißen mir endgültig den Boden unter den Füßen weg und lassen mich kaum noch atmen. „Dein Ehemann hat alle Forderungen anstandslos erfüllt. Zehn Jahre haben wir gegen diese Familie gekämpft und keinen Sieg erzielt. Nicht ein einziges Mal! Selbst als wir seinen eigenen Onkel gefangen genommen und gefoltert haben, weigerte er sich nachzugeben, wie schon zuvor sein Vater. Doch dem mächtigen Milan von Arentin scheint also tatsächlich etwas an dir zu liegen. Genau durch dieses Verhalten, dass er deinetwegen solch einen hohen Verlust in Kauf nimmt, steigert er mein Interesse an dir ins Unermessliche. Was hast du an dir, dass er so besessen von dir ist?"

Das Gefühl, das sich in genau diesem Moment in mir ausbreitet, scheint mich zerreißen zu wollen. Ich schaffe es kaum noch zu atmen und blicke starr in diese zufrieden dreinblickenden, meerblauen Augen. Milan hat seinen Forderungen zugestimmt? Das ist für mich einfach unwirklich. Mein Verstand will diese Information einfach nicht verarbeiten. Wer bin ich für Milan, dass er bereit ist, derart weit für mich zu gehen?

„Welche Forderungen?", will ich leise von ihm wissen und muss deutlich schlucken, als er mit diesem hämischen Grinsen aufzählt: „Dein Mann hat das Kopfgeld von 50 Millionen bezahlt. Dazu noch einen Bonus von weiteren 50 Millionen, damit ich dich nicht anfasse. Die Arentins ziehen sich aus sämtlichen Geschäften in Kolumbien und Mexiko zurück. Außerdem übernehmen wir einen Großteil ihres Netzwerks in den USA und Russland. Wir reden hier über Geschäfte, die den Wert eines jeden Menschenlebens bei Weitem übersteigen. Doch du scheinst ihm das wert zu sein." Starr blicke ich ihn an. Nicht imstande zu sprechen, weil ich es einfach nicht glauben kann, dass Milan bereit ist, solch einen hohen Preis zu bezahlen. Für mich war die knappe Million schon surreal. Geld, das ich in meinem ganzen Leben nicht verdienen würde. Doch das, was er jetzt getan hat, ist der pure Wahnsinn. „Na dann los, lass uns zu deinem neuen Zuhause aufbrechen", fordert er mich auf, als mehrere bewaffnete Männer zu uns ins Flugzeug kommen.

KAPITEL 2

Mexiko

Juan packt mich am Oberarm und zerrt mich aus dem Flieger. Die Eskorte begleitet uns bis zu einer schwarzen Limousine, die in der Mitte des Flugplatzes steht. Alles läuft wahnsinnig hektisch ab, bis ich in das Innere des Fahrzeugs gedrängt werde. Alle scheinen in höchster Alarmbereitschaft. Ihnen scheint der Ernst der Lage bewusst zu sein, mit welchen skrupellosen Menschen sie sich anlegen. Juan redet deutlich gehetzt, ausschließlich auf Spanisch, was es mir unmöglich macht, Zusammenhänge zu verstehen. Erst als sich das Auto in Bewegung setzt, lehnt er sich entspannt zurück und tippt irgendwas in seinem Handy.

Meine Augen liegen ununterbrochen auf ihm. Dem Mann, der mich einfach verschleppt hat und anscheinend unbedingt herausfinden will, was so besonders an mir ist. Ich würde es ja selbst gerne verstehen. Ich frage mich wirklich, warum er so ein Riesenarschloch ist. Juan ist attraktiv, er könnte jede Frau haben. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er aufgrund seines umwerfenden Aussehens vermutlich jeden Tag eine andere Frau in sein Bett bekommt. Was zur Hölle will er dann von mir? Anscheinend bemerkt er, dass ich ihn anstarre, denn er blickt zu mir auf.

„Du bist so ruhig", stellt er fest und schmunzelt mit diesem teuflischen Blick. Er scheint tatsächlich Spaß daran zu haben, mich aufzuziehen. „Was soll ich denn deiner Meinung nach anderes tun?", will ich von ihm wissen. Allein diese Aussage scheint ihn zu unterhalten, denn er beginnt erneut in seinem Handy zu tippen. „Ich habe da so eine Idee. Wie wäre es, wenn wir deinen Mann anrufen und ihm mitteilen, wann die Übergabe stattfindet?", schlägt er vor und scrollt in seinen Kontakten. Da ich augenscheinlich gar nichts mehr verstehe, unterstelle ich ihm bitter: „Du sagtest, er bekommt mich nicht zurück."

„Bekommt er auch nicht. Aber mit viel Glück kostet ihn seine Dummheit das Leben. Vielleicht ist er mittlerweile blind vor Liebe", spottet er, was mich ihn schockiert anblicken lässt. Es vergehen keine zwei Sekunden, bis ich Milans Stimme mit einem scharfen „JA" an der anderen Leitung höre. Juan allerdings ist die Ruhe selbst, während er entspannt erwidert: „Wie ich sehe, ist dir die kleine Hure eine ganze Menge wert. Allein das Wissen, dass es eine Frau gibt, die den mächtigen Milan von Arentin in die Knie zwingt", verhöhnt er ihn weiter in einem Unterton, der Übelkeit in mir erzeugt, bevor er provokant hinzufügt: „Es fällt mir zunehmend schwerer, nicht von ihr zu kosten. Sag mir, wie schmeckt sie, wenn sie ihre Beine weit für dich spreizt?"

„Pass auf, wie du über sie redest! Ich gebe dir den Rat gut aufzupassen! Es wird der Tag kommen, an dem ich dir bei vollem Bewusstsein ganz langsam die Eingeweide herausschneide! Du scheinst vergessen zu haben, mit wem du gerade sprichst!", droht Milan ihm aggressiv. Meine Wangen beginnen zu glühen, da Juans Augen unentwegt auf mir liegen. Ihm steht die Neugier deutlich ins Gesicht geschrieben.

Allerdings lacht er über Milans Drohung und kontert selbstüberzeugt: „Du solltest aufpassen! Denn noch befindet sie sich in meiner Gewalt. Es ist so einfach, sich einer Frau aufzuzwingen, nicht wahr? Bei wie vielen hast du diese Grenze überschritten? Und jetzt möchtest du deine eigene Frau davor beschützen?!"

„Sie hat nichts damit zu tun! Also halte sie da raus!", knurrt Milan bedrohlich und fordert mit finsterer Stimme zu wissen: „Wo wird die Übergabe stattfinden?" Juan macht eine kurze Pause, wodurch sich ein fürchterlicher Knoten in meinem Hals bildet. Er hat eindeutig Freude daran, Milan zu täuschen. „Ich schicke dir die genauen Daten zur Übergabe per Mail."

„Ich will mit ihr sprechen!", verlangt er harsch, was meinen Puls heftig zum Rasen bringt. Zu meiner Verwunderung übergibt mir Juan tatsächlich ohne Einwände sein Handy. Meine Stimme zittert, als ich mit einem gequälten „Ja" ans Telefon gehe.

„Hat er dich angefasst?", fragt Milan ohne Umschweife. Er klingt hart und kühl. So unglaublich distanziert, als wäre er ein Fremder, der mir etwas Schreckliches vorwirft.

„Nein" flüstere ich und sehe Juan dabei unentwegt in die Augen. In ihnen liegt eine unausgesprochene Drohung, bloß nichts Falsches zu sagen. Doch Milans nächste Worte lassen meine Augen glasig werden. „Du hörst mir jetzt zu. Ich werde das nicht zulassen. Hast du das verstanden? Deine Pussy gehört mir! Niemand von diesem Abschaum wird dich dort berühren. In zwölf Stunden bin ich bei dir. Spätestens dann wirst du den Tag verfluchen, an dem du mich hintergangen hast. Du wirst es hassen mir ausgeliefert zu sein und vor allem wirst du dir wünschen, mir nichts zu bedeuten!"

Noch mehr Tränen sammeln sich in meinen Augen. Ich würde ihm so gerne sagen, dass es mir leidtut, doch nichts kann mein Handeln entschuldigen. Ich presse das Handy fester an mein Ohr und schluchze bitterlich auf. „Tu es nicht! Komm nicht! Das ist eine Falle!", warne ich ihn und spüre, wie sich eine warme Träne in meinem Augenwinkel löst und über meine Wange rinnt.

Entgegen meiner Erwartung, dass Juan völlig aus der Haut fährt und mich schlägt, nimmt er mir lediglich das Telefon ab und beendet das Telefonat. Zwar sagt Milan noch irgendetwas, doch Juan legt einfach auf. Ein fieses Grinsen umspielt seine Mundwinkel, als sei er mehr als zufrieden. „Das war ein Test, mi belleza. Es war meine volle Absicht, dass du ihm die Wahrheit erzählst. Mich interessiert gewissermaßen eine ganz bestimmte Sache, die ich herausfinden wollte. Du behauptest, du bist eine der entführten Frauen. Dann erkläre mir, warum du zu einem Mann hältst, der dich missbraucht hat!"

Seine Worte treffen mich wie ein scharfer Dolch, der durch meine Brust gestoßen wird. Die Erkenntnis, dass ich nach allem zu Milan halte, schmeckt wie bittere Medizin. „Ich bin eine dieser Frauen", betone ich klar und deutlich und blicke aus dem Fenster. Die Landschaft rast schnell an uns vorbei und zeigt mir, dass wir eine enorme Geschwindigkeit zurücklegen.

„Gut, dann erkläre es mir, damit ich es verstehen kann", drängt er mich und lässt mich nicht aus den Augen. Ich zögere. Der Gedanke an all die grausamen Erlebnisse damals in der Waldhütte löst noch immer ein schreckliches Gefühl in mir aus. Ich brauche all meine innere Stärke, um die Erinnerungen zuzulassen. Egal wie oft ich in meiner Therapie darüber gesprochen habe, der Schmerz ist noch immer präsent.

„Du kennst das Video. Also solltest du wissen, was sie mir angetan haben. Doch das ist längst nicht alles", beginne ich und brauche erneut einen Moment, um mich zu sammeln. „Sie spielten ihre Spiele mit mir, machten mir vor, dass es erträglicher für mich wäre, wenn ich mich auf ihr krankes Spiel einlasse. Es hat mich all meine Überwindung gekostet, ihren Forderungen nachzugeben. Trotzdem hätte Milan mich sogar einmal fast umgebracht, wäre Iven nicht dazwischen gegangen. Er war völlig außer Kontrolle. Wegen einer Lappalie." Nachdenklich sehe ich aus dem Fenster und spüre Gänsehaut über meinen Körper ziehen. „Er demütigte mich, nachdem ich an seinem Schwanz fast erstickt wäre und verspottete mich, wie schlecht mein Blowjob sei." Bitter schlucke ich beim Gedanken an diesen Tag und spüre, wie sich alles in mir zusammenzieht. „Ich verpasste ihm eine schallende Ohrfeige. Dafür hat er meinen Kopf so oft gegen den Boden geschlagen, bis ich beinahe gestorben wäre. Ich war gesundheitlich in sehr schlechter Verfassung, bevor das besagte Video aufgenommen wurde."

„Was ist dann passiert?", fragt Juan neugierig. „Was hat er getan, dass du so loyal zu ihm stehst?" Ich schließe für einen kurzen Moment die Augen und knete nervös die Finger in meinem Schoß, ehe ich Juan direkt in seine meerblauen Augen sehe.

„Milan bot mir einen Ausweg an, nicht an seinen Onkel verkauft zu werden. Dafür setzte er mich unter Drogen. Wir hatten die ganze Nacht Sex. Gott, ich war so verdammt high, dass ich verrückt nach seinem Körper war. Da war plötzlich keine Angst mehr und wir sind uns emotional nähergekommen. Auch ich habe diesen Mann irgendwie fasziniert, sodass er bereit war, für mich eine knappe Million zu bezahlen, um meinen Verkauf an Leon zu verhindern. Damit hat alles angefangen. Milan von Arentin war der Einzige von allen, der zu seinem Wort stand. Selbst als sein abartiger Onkel seine Fantasien mit mir auslebte, hat er mir geholfen. Ich wurde gechipt wie ein verfluchter Hund und Milan entfernte diesen Chip. Er zeigte mir als Einziger einen Ausweg und verhalf mir zur Flucht. Für dich muss das wahnsinnig klingen, aber ich vertraue ihm. Ich kenne seine Schattenseiten, aber ich weiß auch, dass er sich wirklich bemüht, mir ein guter Ehemann zu sein. Selbst jetzt versucht er mich zu beschützen, obwohl ich ihn verraten habe. Reicht dir das nicht als Grund?"

„Du liebst ihn", unterstellt Juan mir und blickt mich durchdringend an. Seine Worte klingen nach einer Feststellung. Nicht nach einer Frage. Doch was das Thema Liebe betrifft, bin ich mir noch immer nicht ganz sicher, ob wir nicht einfach nur eine tiefe Verbindung zueinander haben. Die Gefühle, die ich für Milan empfinde, sind anders als die, die ich für Enrico fühle.

„Ich weiß es nicht", antworte ich ehrlich und blicke erneut aus dem Fenster. Dabei geht es nicht um die unzähligen Therapiestunden, in denen mir gesagt wurde, dass meine Gefühle nicht das Geringste mit Liebe zu tun haben. Wenn ich an ihn denke, ist da ein stechender Schmerz in meiner Brust. Es tut weh. Jedes Mal bei der Erinnerung an die Tatsache, dass ich ihn verlassen habe. Er wollte mich beschützen und hat mir seine Gefühle gestanden.

„Ich glaube das zwischen ihm und mir ist etwas anderes. Vielleicht ist es auch einfach eine tiefe Verbindung, die wir miteinander haben. Ich vertraue ihm, auch wenn er der Inbegriff des Bösen ist."

„Du bist eine interessante Frau, Maya. Du gefällst mir, bist hübsch, willensstark und vor allem hast du es irgendwie geschafft, als eine von tausenden Frauen zu überleben. Ich. Will. Dich. Dich und deine Loyalität. Ich werde dir ein Angebot machen. Du hast vor mir nichts zu befürchten, du lebst in meiner Villa unter meinem Schutz. Ich biete dir so viel Normalität, wie es die Umstände zulassen. Alles, was du dafür tun musst, ist, mir deine Loyalität zu schenken. Ich mache dich zu meiner Prinzessin, wenn du jetzt zustimmst", schlägt er vor. Juan wirkt plötzlich ernst auf mich. So als würde er es wirklich ehrlich meinen.