"Entschuldigung, sind Sie die Wurst?" - Felix Anschütz - E-Book

"Entschuldigung, sind Sie die Wurst?" E-Book

Felix Anschütz

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  • Herausgeber: Heyne
  • Kategorie: Lebensstil
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2009
Beschreibung

Dem Volk aufs Maul geschaut

Manchmal ist das echte Leben witziger als jede Komödie – und so fingen die Betreiber der Internetseite belauscht.de an, auf Deutschlands Straßen aufgeschnappte Dialogszenen zu sammeln. Ob an der Bushaltestelle, bei der Arbeit, im Kinosessel oder in der Bahn: Überall werden wir Zeugen unfreiwillig komischer oder grotesker Gespräche. Dieses Buch vereinigt nun die originellsten, witzigsten und absurdesten Einträge von belauscht.de – typisch deutsch und zum Schreien komisch!

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Seitenzahl: 187

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Inhaltsverzeichnis
 
Vorwort
 
TYPISCH DEUTSCH “THIS IS GERMANY!”
ich will meinen volksempfänger zurück!
integration einmal umgekehrt
hamburgspor
das dönertier bekommt gesellschaft
… wieso haben Sie das nicht gleich gesagt!
adolf honecker oder so ähnlich
der alte mann und das brot
bayrisch breakfast
wohin gates?
der dativ ist dem genitiv sein tod - live!
der saftneurotiker
dr. dummlittle tankt auf
ein döner ohne grammatik
eine hesse in bayern
das macht dann wohl fünf euro ehrlichkeitszuschlag
eurovision im einkaufsmarkt
fränglisch for anfängers
bist du nicht der frontfriseur?
die entdeckung eines neuen kontinents
die fetten gespräche sind vorbei
urlaub auf dem rollfeld
i am german
kleines hartz 4 mal 4
die mühlen der übersetzung
total nuts
der stinkefinger der großstadt
man spricht deutsch …
in herdkunde ist sie besser als in erdkunde
neues aus der hansastadt
mein persönlicher taschengeldsklave
das war wirklich komasaufen …
 
Copyright
VORWORT
BÄÄHÄÄÄ! Wolfgang sitzt in der Regionalbahn. Es ist später Nachmittag, die Bahn ist überfüllt mit müden Pendlern. BÄHÄHÄHÄÄ! Und schon wieder rennt dieser kleine Schreihals grölend durch das ganze Abteil. Wolfgang ist genervt, so wie die anderen Anwesenden auch. Nun beginnt das schreiende Kind auch noch damit, an dem Klappsitz neben Wolfgang geräuschvoll herumzureißen. Da beugt sich plötzlich der junge Mann gegenüber nach vorne und raunt dem Kind etwas zu. Wolfgang hört mit - und muss spontan losprusten. Das Kind kapituliert und tritt verschüchtert den Rückzug an. Wolfgang muss immer noch grinsen. Was für eine köstliche Situation!
 
Mal ganz ehrlich: Wer hat noch nie die Worte eines Fremden belauscht? Ob gewollt oder nicht - jeden Tag werden wir mit unzähligen verbalen Äußerungen konfrontiert, die eigentlich nicht für unsere Ohren bestimmt sind. »Entschuldigung, sind Sie die Wurst?«, fragt die Supermarktkundin und betritt dabei ahnungslos die Bühne öffentlicher Alltagskomik. Das Publikum der heimlichen Lauscher wartet schon. Ob in der U-Bahn oder im Büro, beim Shoppen oder im eigenen Wohnzimmer - wir lauschen und werden belauscht - immerzu und überall. Das Sprechtheater des Lebens bietet immer wieder Momente, die uns aufhorchen lassen; kleine Perlen in der großen, wabernden Geräuschkulisse unseres Alltags: Die Fragen des kleinen Kindes, das so unverschämt ehrlich ist, das Gespräch der beiden Teenies, das zu blöd ist, um wahr zu sein, oder die Bemerkungen der unheimlich schlagfertigen Kassiererin. Manchmal erzählen wir später unseren Freunden davon oder erinnern uns gelegentlich kopfschüttelnd wieder daran. Meistens haben wir jedoch alles nach wenigen Minuten wieder vergessen. Zu einer hohen Wahrscheinlichkeit bleiben unsere Erlebnisse einem kleinen, exklusiven Kreis vorbehalten.
 
Nicht so bei Wolfgang. Die Situation in der Bahn geht ihm nicht mehr aus dem Kopf. Anstatt sie in den Tiefen seines Gedächtnisses zu vergraben, setzt er sich am Abend vor seinen Computer und tippt den schrägen Vorfall aus der Bahn ab. Wolfgang schickt sein kleines Erlebnis an eine Internetseite. Einen Tag später haben bereits mehrere Tausend Personen seinen Bericht gelesen, bewertet und kommentiert. Und das ist er, gepostet am 26. August 2006 auf der Seite www.belauscht.de:

lauf, solange du kannst!

- Augsburg. In der Regionalbahn.
 
Ein extrem lautes Kind, dem die Mutter schon etliche Male gesagt hat, es solle sich hinsetzen, rennt grölend durch den Zug. Schließlich bleibt es bei einem Typ stehen, dessen gegenüberliegende Sitzbank nach oben und unten geklappt werden kann. Das Kind setzt an, die Bank nach unten zu klappen. Der Typ nimmt seinen Blick vom Fenster, schaut das Kind mit versteinerter Miene an und sagt:
 
»Geh zu deiner Mutter, wenn du leben willst!«

New York - Helsinki - Augsburg

Als wir im Sommer 2006 belauscht.de aus der Taufe hoben, ahnten wir nicht, dass sich an diesem Projekt bereits nach kurzer Zeit Zehntausende Deutsche, Österreicher und Schweizer beteiligen würden. Wir, das sind Felix, Nico, Krischan und Thomas, seinerzeit Bewohner einer gemeinsamen, chronisch putzbedürftigen Studenten-WG in Augsburg.
 
Die Entstehungsgeschichte von belauscht.de ist geradezu typisch für das Internetzeitalter. Die Idee, mitgehörte Gespräche zu archivieren und über das Internet zu verbreiten, entstand nämlich nicht in der Fuggerstadt. Vielmehr kommt sie, und das ist nur konsequent, aus der Stadt, in der wohl mehr geschwätzt, gequasselt, geschrien, geflüstert, geschnattert und letztlich auch belauscht wird, als an irgendeinem anderen Ort der Welt: New York. Die Mutter aller Lauschseiten, overheardinnewyork.com, wurde kurz nach der Jahrtausendwende von Steve Morgan Friedman und Michael Malice ins Leben gerufen und erreichte schnell Kultstatus. Weil nun nicht nur rund um den Big Apple ein allgemeines Interesse am Leben und am Reden der anderen bestand, dauerte es nicht lange, bis die ersten Overheard-Ableger entstanden. Mittlerweile existieren Dutzende Lauschseiten zwischen Kenia und Kanada, zwischen Delhi und Denver. In unsere Augsburger Altbauwohnung gelangte die Idee schließlich über Finnland. Finnische Freunde bastelten zu dieser Zeit an ihrer eigenen Overheard-Version. Insofern ist die erste deutsche Lauschseite eine späte Geburt. Selbst die Finnen, die nicht gerade als notorische Dauerquassler gelten, waren früher dran. Nichtsdestotrotz: Voller Motivation trugen wir innerhalb weniger Tage Belauschtes aus unserem Freundeskreis zusammen und stellten es auf eine notdürftig zusammengebastelte Internetseite. Wir nannten sie belauscht.de. So weit, so gut. Doch wären Menschen wie Wolfgang nicht auf unsere Seite aufmerksam geworden, wäre belauscht.de wohl eine Sammlung von knapp fünfzig privaten Geschichtchen geblieben. Das öffentliche Interesse an den Sprüchen, Situationen und Szenen wuchs jedoch mit einer Geschwindigkeit, mit der wir nie gerechnet hätten. Es wächst bis heute und hat belauscht.de über Deutschlands Grenzen hinaus bekanntgemacht. Die besten Einsendungen aus zwei Jahren halten Sie nun in Buchform in Ihren Händen. Glückwunsch! Denn dieses Buch ist mehr als eine Witzesammlung.

Deutschland im O-Ton

Das »Mehr« an Entschuldigung, sind Sie die Wurst? ist seine Authentizität, die Verbindung zur Wirklichkeit, die Vorstellung, dass sich das soeben Gelesene vielleicht nur ein paar Meter weiter zugetragen haben könnte. Man könnte durchaus selbst eine Person in diesem Buch sein oder kann es manchmal einfach nicht fassen, was so auf Deutschlands Straßen und Plätzen vor sich geht. Denn so gewöhnlich und banal die einzelnen Geschichten für sich alleine auch sind: Im Ganzen betrachtet spiegeln die kleinen Begebenheiten dieses Buches ein Stückchen Zeitgeist wider. Schließlich vermittelt das Gerede der Millionen von Menschen da draußen in den U-Bahnen, Bussen, Einkaufszentren, Schulen, Kinos, Discos, in den Straßen und Gassen der Republik ein ganz eigenes Gefühl für dieses Land. Lesen Sie ruhig ein wenig zwischen den Zeilen! Sie werden feststellen, dass die Gespräche und Aussagen mehr verraten, als ihren Beteiligten so manches Mal lieb sein dürfte.
 
Dieses Buch ist Deutschland im O-Ton. Viel Spaß damit!
 
 
Felix, Nico, Krischan und Thomas belauscht.de
 
 
 
Ach ja!
Eine kleine Bitte haben wir noch. Vielleicht werden Sie ja in Zukunft vermehrt Ihre Ohren spitzen, inspiriert von Wolfgang und den vielen anderen, die zu diesem Buch beigetragen haben. Falls Sie dann etwas hören, was Sie einfach nicht für sich behalten können, denken Sie bitte daran: Tausende Menschen warten sehnsüchtig darauf, dass Sie Ihre »Belauschnisse« mit ihnen teilen.

bierrepublik deutschland?

- Köln. Hauptbahnhof.
 
Wir sitzen biertrinkend im Zug im Kölner Hauptbahnhof und warten auf die Abfahrt. Vor unseren Sitzen stapeln sich die Bierflaschen. Am Fenster kommt eine Gruppe Amerikaner vorbei. Einer schaut zu uns hinein und kommentiert lautstark:
 
»This is Germany!«
TYPISCH DEUTSCH “THIS IS GERMANY!”
Sie sind griesgrämig und humorlos. Sie sind fußballverrückt und ordnungsfanatisch. Sie sind unsympathisch, trinken literweise Bier und sie tragen mehrheitlich Lederhosen. Die Vorurteile, die über Deutsche kursieren, sind so unterschiedlich wie vielfältig. Aber entsprechen sie auch der Realität? Diese Bestandsaufnahme aus belauschten Szenen zeigt: Deutschland, das sind Bouletten und Bradwerschd, Deutschland ist Bier und Marmelade. Deutschland, das ist der Hesse in Bayern, der Saarländer in Berlin, Deutschland ist der Türke in Hamburg und die Polin in Mannheim. Deutschland ist mehr als die Summe seiner Stereotype, obgleich man bei genauem Hinsehen das eine oder andere Klischee bestätigt sehen mag.
 
This is Germany!

ich will meinen volksempfänger zurück!

- Gera.
 
Am 1. Weihnachtsfeiertag. Opa (85) sitzt vor dem Fernseher und schaltet resigniert von Sender zu Sender. Nach einer halben Stunde flucht er plötzlich:
 
»In dem Scheißding kommt nur noch Mist, seitdem die Merkel dran ist!«

integration einmal umgekehrt

- Mannheim.
 
Ich warte neben einem Erdbeerstand auf eine Freundin, die dort verkauft. Hier arbeiten oft Polen als Erdbeerpflücker, auch sie ist Polin. Ein älterer Herr kommt vorbei.
 
Älterer Herr (in breitestem Mannheimer Dialekt): »Können Sie schon Deutsch sprechen?«
Sie (in reinstem Hochdeutsch): »Ja. Soll ich es Ihnen beibringen?«

hamburgspor

- Hamburg-Wilhelmsburg. Auf einem Schulhof.
 
Aufforderung zu einem Fußballspiel in der Pause:
 
»Oh ja! Türken gegen Ausländer!«

das dönertier bekommt gesellschaft

- Berlin. In einer Bäckerei.
 
Ein muslimischer Kunde zeigt auf die mit Fleisch belegten Brötchen und wendet sich an die Verkäuferin.
 
Kunde: »Welches Fleisch ist das?«
Verkäuferin: »Ditte hier?«
Kunde: »Ja, welches Fleisch ist das? Rindfleisch?« Verkäuferin: »Na, dit is Boulette!«

… wieso haben Sie das nicht gleich gesagt!

- Wadgassen. In einer Arztpraxis.
 
Arzthelferin: »Frau Kranzfelder, dann bräuchte ich noch Ihre Versichertenkarte.«
Ältere Patientin: »Ich wääß jetzt ned, was sie menne?« Arzthelferin (hilfreich): »Die Karte, die Sie von Ihrer Krankenkasse bekommen haben.«
Ältere Patientin (ratlos): »Nää, so ebbes hann ich ned.« Arzthelferin (mit Geistesblitz): »Ich brauch Ihr Kärtsche.« Ältere Patientin (glücklich): »Ach, es Kärtsche wolle se hann. Das hann ich dabei.«

adolf honecker oder so ähnlich

- Kiel. In einer Realschule, neunte Klasse.
 
Es wird gerade das Thema »Drittes Reich« behandelt. Plötzlich schaut mein Tischnachbar wie vom Blitz getroffen auf und verkündet stolz:
 
»Ahhhhhh! Jetzt kapier ich endlich, was DDR heißt! Das Dritte Reich!«

der alte mann und das brot

- Wuppertal. In einer Bäckerei.
 
Ein alter Mann drängelt sich vor einen jungen Mann.
 
Alter Mann: »Vier Mehrkornbrötchen.«
Bedienung: »Entschuldigung, der junge Mann ist zuerst dran.«
Junger Mann: »Zwei Nussschnecken.«
 
Der junge Mann bezahlt und geht.
 
Bedienung (zu altem Mann): »Was bekommen Sie?« Alter Mann (flippt aus und brüllt): »Hab ich doch eben schon gesagt! Das is ja hier ‘ne saumäßige Bedienung! Dann geh ich halt zur Konkurrenz!«
 
Er dreht sich um und verlässt den Laden.

bayrisch breakfast

- München. In der Straßenbahn.
 
Ältere Dame #1: »Heute ist es ja so heiß! Zum Frühstück hab ich nur eine Marmeladensemmel gegessen und ein Bier getrunken!«
Ältere Dame #2 (empört): »Das können Sie doch nicht machen! Zum Bier schmeckt doch keine Marmelade!«

wohin gates?

- Berlin. In der Straßenbahn.
 
Eine Gruppe Japaner steigt ein. Einer von ihnen klopft beim Fahrer an die Scheibe und fragt:
 
Japaner: »Entschuldigung, fahre zu Brändenburg Gate?« Fahrer: »Wat? Gate? Meinst du Schönefeld?«
Japaner (schaut hilflos und verwirrt): »Brändenburg Gate?«
Fahrer: »WAT IS GATE? Seid ihr sicher, dass ihr nach Brandenburg wollt?«
Japaner (lächelt): »Viele Dank!«
 
Setzt sich hin und die Tram fährt weiter.

der dativ ist dem genitiv sein tod - live!

- Euskirchen. In einem Gasthaus.
 
Während der Versammlung eines Männerchores.
 
Kellner (kommt in den Versammlungsraum): »Wem ist der Auto für de Düür?«
Antwort eines Gastes: »Isch!«

der saftneurotiker

- Augsburg-Lechhausen. Im Aldi an der Kasse.
 
Eine Frau, deren Einkaufswagen übervoll ist, fragt einen Typen hinter sich.
 
Sie: »Haben Sie nur den Orangensaft?«
Er: »Was geht Sie das bitteschön an?«
Sie: »Ich hätte Sie vorgelassen, falls Sie nur den Orangensaft haben.«
Er: »Kann man hier nicht mal mehr in Ruhe ‘nen Saft kaufen, oder was?«
 
Er stellt sich dann aber doch vor die Frau.
 
Sie: »Sehen Sie, ist doch alles kein Problem.«
Er (wutschnaubend): »Für Sie vielleicht nicht, aber mein Tag ist jetzt versaut!«

dr. dummlittle tankt auf

- Nürnberg. An einer Tankstelle.
 
Der Mann, der gerade bedient wird, deutet mehrmals ohne etwas zu sagen hinter den Kassierer.
 
Kassierer: »Was wollen Sie?«
Mann: »Ich möchte auf Rechnung zahlen! RECH-NUNG!« (deutet auf den Karteikasten hinter dem Kassierer)
Kassierer: »Ja, das müssen Sie schon sagen. Wie heißen Sie?«
Mann: »SPIE-SSEN-REIT!«
 
Der Kassierer beginnt in der alphabetisch sortierten Kartei zu suchen.
 
Mann (laut): »Ich stehe unter D, D für Doktor!«

ein döner ohne grammatik

- Bremen. An einer Dönerbude.
 
Kunde: »Einen Döner bitte.«
Verkäufer: »Mit alles?«
Kunde: »Nein, mit ALLEM.«
Verkäufer: »Ah! Mit Lamm?!«
Kunde: »Nein! Mit Rind!«
Verkäufer: »Häh, was los?«

eine hesse in bayern

- München. In der U-Bahn.
 
Ein junger Typ (ca. 25) steht neben dem Eingang. Ein Bayer in Lederhosen und Gamsbarthut steigt ein.
 
Bayer: »…« (sagt irgendwas Unverständliches)
Junger Typ: »Sorry?«
Bayer: »Can you tell me where we are going?«
Junger Typ: »Hey, Sie können ruhig Deutsch mit mir reden, ich komme nur aus Hessen!«

das macht dann wohl fünf euro ehrlichkeitszuschlag

- Hannover. Hauptbahnhof.
 
Eine Gruppe Jugendlicher an der DB-Info.
 
Bahnmitarbeiter: »Kann ich euch helfen?«
Jugendlicher: »Ja. Wir möchten nach Leverkusen. Möglichst schnell und möglichst billig!«
Bahnmitarbeiter: »So was gibt‘s nicht bei der Bahn.«
 
Und geht weg.

eurovision im einkaufsmarkt

- Gifhorn. Bei Aldi an der Kasse, kurz nach der Euro-Einführung.
 
Eine Kundin sortiert ihr Kleingeld zum Bezahlen und sagt:
 
»Oh, ich habe sogar einen französischen Euro.«
 
Darauf die Kassiererin zu ihrer Kollegin an der Nachbarkasse:
 
»Du, nehmen wir auch französische Euros?«

fränglisch for anfängers

- Nürnberg. In einem Lokal im Handwerkerhof.
 
Während der WM 2006. Eine Kellnerin kassiert bei einer Gruppe von Engländern Nürnberger Bratwürstchen ab und fragt in tiefstem Fränkisch:
 
»Warn des etz tuu bratwerschd odder srie bratwerschd?«

bist du nicht der frontfriseur?

- Waibstadt. In einem Pflegeheim.
 
Eine Pflegerin bemüht sich, aus dem verbleibenden Resthaar eines dementen alten Herrn eine Frisur zu kreieren. Als ihr Werk vollendet ist, schmettert er:
 
»Danke Kamerad!«

die entdeckung eines neuen kontinents

- Wörth.
 
Unterhaltung zwischen zwei ca. 16-jährigen Mädels.
 
#1: »Heut haben wir in Sozialkunde über den Türkei-Beitritt zur EU geredet.«
#2: »Und?«
#1: »Ich bin da ja mal voll dagegen!«
#2: »Wieso?«
#1: »Ey, von der Türkei da liegt doch grad mal so viel wie Mecklenburg-Vorpommern in der EU und der Rest im Islam!«

die fetten gespräche sind vorbei

- Dortmund. Plus am Nordmarkt.
 
Zwei Omas unterhalten sich.
 
#1: »Ah!«
#2: »Na?«
#1: »Und?«
#2: »Ja, ja. Einkaufen.«
#1: »Hmm.«
#2: »Ja, was soll man machen. Man braucht ja was zu
Hause!«
#1: »Hmm.«
#2: »Hmm.«
 
Sie gehen ohne Verabschiedung getrennter Wege.

urlaub auf dem rollfeld

- Flughafen Köln-Bonn.
 
Beim Einchecken zum Flug von Köln nach Las Palmas.
 
Kleiner Junge: »Wieso steht denn da ›Las Palmas‹? Ich dachte, wir fliegen nach Gran Canaria.«
Große Schwester (belehrend): »Tun wir ja auch. Las Palmas ist der Name vom Hotel.«

i am german

- Ibiza-Stadt. Yachthafen.
 
Morgens auf dem Weg von der Disco zum Hotel. Eine leicht bekleidete Frau (offensichtlich eine Prostituierte) spricht einen Typ neben mir in gebrochenem Deutsch an.
 
Frau: »Französisch?«
Typ: »Sorry, I‘m German.«

kleines hartz 4 mal 4

- Berlin. S-Bahnhof Friedrichstraße.
 
Zwei männliche Jugendliche unterhalten sich auf der Rolltreppe.
 
#1: »Hey, jetzt krieg ich ‘ne Hartz-IV-Rückzahlung, die ham nicht bezahlt! Für sechs Wochen!«
#2: »Mann …«
#1: »Das sind drei Monate, also … tausend Euro!«
#2: »Boah!«
#1: »Nee, warte! Das sind ja fast vier Monate, also noch mehr!!«

die mühlen der übersetzung

- Freiburg. In einem Café.
 
Gegenüber sitzen ein Mädchen und ihr englischsprachiger Freund. Er erzählt ihr irgendetwas über ausverkaufte PCs. Sie antwortet ihm mit starkem deutschen Akzent:
 
»Darling, so is the life. Who comes first, paints first!«

total nuts

- Freiburg. Markt am Münsterplatz.
 
Ein Ehepaar (offensichtlich Touristen mit nur geringen Deutschkenntnissen) zeigt fragend auf die Auslage des Bäckerstandes.
 
Verkäuferin: »Des sinn Nuss-Schnegge.«
Ehepaar: »???«
Verkäuferin: »Nuss-Schne-cken.«
Ehepaar: »???«
Verkäuferin: »Nuts-Schneck!«

der stinkefinger der großstadt

- Berlin. U-Bahnstation Boddinstraße.
 
Es herrscht hektisches Gedränge. Plötzlich ruft ein Typ aus der Menge mit lautstarker, alkoholisierter Stimme:
 
»Kannste dich nich mal entschuljijen, oder wat?«
 
Er streckt dabei seinen erhobenen Mittelfinger in die Luft.
 
Ein kleiner Junge (ca. fünf) meint daraufhin mit einem tiefen Seufzer:
 
»Tjaja, das ist halt Berlin, kannste nix mach‘n.«

man spricht deutsch …

- Split (Kroatien).
 
Ein deutscher Tourist steht in einem Laden und versucht ein Stück Fleisch umzutauschen.
 
Urlauber: »Wir haben hier dieses Fleisch …«
Verkäuferin: »English please!«
Urlauber (sehr selbstsicher): »We have buy this Fleisch and it‘s not gut!«

in herdkunde ist sie besser als in erdkunde

- Sylt. Auf dem Hindenburgdamm in der Bahn.
 
Eine Frau fährt mit ihrer Tochter über den Damm nach Sylt. Sie zeigt aus dem Fenster aufs Wattenmeer und sagt:
 
»Kuck mal, das ist die Nordsee.«
 
Dann deutet sie zur anderen Seite:
 
»Und das ist die Ostsee.«

neues aus der hansastadt

- Rostock. Vor dem Rathaus.
 
Stehe mit meiner Freundin vor dem Rathaus in Rostock. Anscheinend findet gleich eine Bundesligapartie statt, denn es wimmelt von Fußballfans. Ein Typ erklärt gerade einem Mädchen etwas Historisches:
 
»Und damals war hier die Hanse …«
 
Ein prolliger Typ, der gerade vorbeiläuft, brüllt ihn an:
 
»DAS HEISST HANSA, DU SPASTI!«
 
Hinter diesem fängt eine Gruppe von zwanzig Hansa-Rostock-Fans an zu schreien:
 
»HAN-SAAAA ROSTOCK, HAN-SAAAAA ROSTOCK!«

mein persönlicher taschengeldsklave

- Köln. City-Center.
 
Zwei Jungs (ca. acht) toben herum und unterhalten sich dabei laut.
 
#1: »Du, weißt du, es gibt Leute, die arbeiten für ‘nen Euro!«
#2: »Boah, echt?«
#1: »Ja!«
#2: »Ey, ich hab heut zwei Euro Taschengeld bekommen.«
#1: »Alter, du kannst dir dann zwei Leute holen, die alles für dich machen!«
#2: »Cool, wo kann man die sich kaufen?«

das war wirklich komasaufen …

- Nürnberg.
 
Ein alter Mann beobachtet, wie sich ein besoffener Jugendlicher die Seele aus dem Leib kotzt. Er sagt daraufhin in kantigem Wehrmachtsdeutsch zu einem anderen alten Mann:
 
»Frrrüher hat es so was nicht gegeben. Man hat einmal zu viel getrrrunken und hat sich einmal überrrgeben. Dann ist es nicht mehr vorgekommen. Und wer dann nichts gelernt hat … der wurde weggemacht!«
Der Inhalt der einzelnen belauschten Szenen spiegelt nicht die Meinung der Autoren oder des Verlags wider. Um die Anonymität der belauschten Personen zu gewährleisten, wurden alle Namen geändert.
Verlagsgruppe Random House FSC-DEU-0100
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Arctic Paper Mochenwangen GmbH.
 
 
 
 
 
 
 
Originalausgabe 07/2009
 
Copyright © 2009 by Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Printed in Germany 2009
Umschlaggestaltung: Eisele Grafik-Design, München Illustrationen: Lucia Götz
Satz: Der Buchmacher, Arthur Lenner, München
Druck und Bindung: GGP Media GmbH, Pößneck
eISBN : 978-3-641-03256-2
 
www.heyne.de
 
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