Entsorgt - Stefan Kovacz - E-Book

Entsorgt E-Book

Stefan Kovacz

0,0
5,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Marcel Schlütter hat es nicht leicht im Leben. Aufgewachsen in Heimeinrichtungen und Pflegefamilien, hängt der arbeitslose junge Mann mit seinen Kollegen herum und droht zu verwahrlosen. Das ändert sich, als er die attraktive Jasmin kennenlernt, die gerade ihre beste Freundin durch einen Schicksalsschlag verloren hat und sich berufen fühlt, dem jungen Mann auf die Beine zu helfen. Das Vorhaben gestaltet sich schwieriger als erwartet, denn Jasmin wird schwanger und ihre Eltern lehnen den jungen Mann ab. Mühsam versucht Marcel seiner Drogen- und Spielsucht zu entkommen und durch einen Job bei der Müllabfuhr Verantwortung für sich und seine Familie zu übernehmen. Doch das gestaltet sich schwieriger als erwartet, denn seine muslimischen Kollegen scheinen ihm nicht geheuer und seine Frau alles andere als treu zu ein. Als Jasmin schließlich ins Rotlichtmilieu entgleitet und plötzlich um ihn herum Leute verschwinden, beginnt für Marcel ein wahrer Albtraum.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2022

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



ENTSORGT

 

Impressum

Erstausgabe: Juni 2022

Text: © S. Kovacz

Kontakt: [email protected] 

S.Kovaczc/o AutorenServices.deBirkenallee 2436037 Fulda

Coverbild oben: © artpodporin – stock.adobe.comCoverbild unten: © Srdjans – stock.adobe.com

Alle Rechte vorbehalten.Stefan Kovacz

 

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Alle in diesem Buch beschriebenen Personen sowie die Handlung sind rein fiktiv. Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen ist nicht beabsichtigt und rein zufällig. Das betrifft ebenso die gesamte Handlung.Für Jugendliche unter 18 Jahren nicht geeignet

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Entsorgt

Sommer 1996

Von meinem Versteck aus beobachtete ich die beiden Jungen im Innenhof. Sie saßen auf den Stufen am Ausgang unserer Wohngruppe. Beide waren nur ein oder zwei Jahre älter als ich und hatten ihre Zimmer am anderen Ende des Flures. Ich konnte sie nicht leiden. Sie waren gemein und ärgerten mich und die anderen Kinder, indem sie uns erpressten und uns Schläge androhten, wenn wir nicht parierten. Erst gestern hatte ich einem der beiden meinen Nachtisch abdrücken und für ihn den Küchendienst erledigen müssen.

Langsam ging ich in die Hocke und beobachtete, wie sie ihre Sammelalben zur Hand nahmen und sich über ihre Errungenschaften unterhielten. Zumeist handelte es sich dabei um Sammelbilder, die sie den anderen Kindern klammheimlich aus ihren Zimmern gestohlen oder arglistig abgeschwatzt hatten. Ihrem Grinsen nach zu urteilen, hatten sie fette Beute gemacht. Schnell wechselten einige der Bilder den Besitzer, sodass nach und nach die Alben gefüllt und der eigene Status aufgewertet wurde. „Darf ich mitspielen?“Der kleine Till war aus der Gruppe getreten. Er hielt einen bunten Gummiball in den Händen. Mit seinen gerade mal vier Jahren war er das jüngste Mitglied der Wohngruppe. Seine überschuldeten Eltern waren vor einigen Monaten gemeinsam vom Balkon ihrer Hochhauswohnung gesprungen, während der Kleine im Kindergarten war. Er war das neue Nesthäkchen der Einrichtung und bekam aufgrund der tragischen Umstände besondere Aufmerksamkeit.

„Verpiss dich, Heulsuse!!“, brummte einer der Jungs und zeigte Till den Mittelfinger. Mit hängendem Kopf ging der Kleine weiter und kam mit seinem Ball geradewegs auf mich zu. Konnte er mich sehen?Erschrocken ging ich in Deckung und machte die Augen zu. „Spielst du mit mir Marcel?“, fragte Till mit kindlicher Stimme.„Hau ab!“, zischte ich leise, doch es war bereits zu spät. „Na, sieh einer an! Wen haben wir denn da?“Die Jungs hatten ihre Alben abgelegt, stießen den armen Till zur Seite und zerrten mich aus dem Gebüsch!“

„Hast du uns etwa beobachtet, du halbe Portion?“Demütig blickte ich zu Boden und schüttelte den Kopf. „Lüg nicht, du Wichser. Dir werden wir´s zeigen!“Im nächsten Moment traf mich eine Faust in den Magen. Keuchend und wimmernd ging ich zu Boden.„Hilfe.“, sammelte ich, sah Till an und hielt mir den Bauch.„Wir werden dir helfen! Nicht wahr?“, hörte ich einen der Jungen sagen, bevor sie lachend auf mich eintraten.

Wenige Minuten später hoben mich die beiden vom Boden und trugen mich gemeinsam zu den großen Abfalltonnen, die Hausmeister Hansen auf den Innenhof bereitgestellt hatte.„Lasst mich! Hört auf!“, stammelte ich verzweifelt und sah, wie Till ihnen stillschweigend folgte.Sie öffneten den Deckel des großen Restmüllbehälters und warfen mich ohne zu zögern hinein. „Selbst schuld, wenn du uns nachspionierst.“, hörte ich sie rufen.

Dann ging der Deckel zu.

 

Freitag, 06. September 2019 – 13:15 Uhr - Marcel

Brrrr – Brrrr…

Leise vibrierte mein Handy.Neugierig nahm ich das in die Jahre gekommene und abgewrackte Gerät zur Hand und öffnete den Messenger. „Hallo Liebling. Ich freue mich auf dich. Wann kommst du?“Ich lächelte verkrampft. „Gleich. Es dauert noch etwas. Ich freue mich auch!“ Mühsam tippte ich Buchstabe für Buchstabe auf das mehrfach zerborstene Display und warf das Gerät achtlos auf die Ablage. Ich war aufgewühlt.Durch den Wind.Panisch!Ziellos glitt mein nervöser Blick durch den Raum und versuchte jeden Winkel zu erfassen. Ich versuchte mich zu beruhigen; mich zu sortieren; einen klaren Gedanken zu fassen. Mein Herz raste wie verrückt. Mein Atem ging schnell.

Ich stand in der Küche unsers kleinen Hauses, das wir vor zwei Jahren bezogen hatten. Meine Schwiegereltern hatten es ihrer Tochter überschrieben, weil ihnen das abgelegene Gemäuer zu groß geworden war. Sie hatten ihr und der Enkeltochter etwas Gutes tun wollen. Mich hatten sie mit keiner Silbe erwähnt. Seit Jahren wurde ich von ihnen beharrlich ignoriert und mit Missachtung gestraft.

Durch den großen rechteckigen Durchbruch, den ich vor unserem Einzug selbst geschlagen hatte, konnte ich von der Küche aus ins Wohnzimmer blicken. Ich sah unsere zerwühlte Couch. Auf dem Tisch standen Gläser. Neben der Couch befand sich die Spielecke unserer Tochter mit all ihren großäugigen LOL-Puppen und dem kostspieligen Zubehör. Auf dem Boden lagen verstreut diverse Kleidungsstücke. Mir fehlte der Mut den Blick schweifen zu lassen, denn ich wusste, was meine Augen dort zu sehen bekämen.Verdammte Scheiße!

Für einen Moment schloss ich die Augen, drehte mich um, öffnete den Küchenschrank und entnahm mir ein Glas. Mit zitternden Händen befüllte es mit Wasser. Was habe ich getan?Ich stellte das Glas ab und betrachtete meine Hände.Blut!!!An meinen Händen klebte Blut!!Viel Blut!Sehr viel Blut!Es war ein Albtraum, ohne die geringste Chance auf ein Erwachen.Das ist kein Traum. Das ist real!

Verzweifelt drehte ich den Kopf und riskierte erneut einen Blick ins Wohnzimmer. Plötzlich erschien das Bild vor meinen Augen wie eines der markanten Wimmelbilder aus den Büchern meiner Tochter.Eines unserer Rituale, wenn ich sie zu Bett brachte. „Manche Details entdeckst du erst auf dem zweiten oder dritten Blick. Du musst nur genau hinsehen und gut aufpassen!“Ich versuchte mich zu konzentrieren.

Auf dem Boden erblickte ich eine Rolle Küchenpapier. Weshalb lag das Küchenpapier im Wohnzimmer?Erneut ließ ich den Blick schweifen und entdeckte eine aufgerissene Kondomverpackung. Das benutzte Präservativ lag in unmittelbarer Nähe unseres Esstisches. Angestrengt presste ich die Kiefer aufeinander und knirschte mit den Zähnen.HÖR AUF!!NEIN!! Das ist nicht real!Das bildest du dir ein!Du fantasierst!Das sind Nebenwirkungen der beschissenen Drogen.Ich holte Luft, öffnete die Augen und blickte in jene Richtung, in der sein Körper lag.Scheiße!Eine große Blutlache hatte sich neben ihm gebildet. Die Schleifspuren, die sein lebloser Körper hinterlassen hatte, waren deutlich zu erkennen.Selbst schuld. Was hat er auch in meinem Haus verloren?Hier gibt es nichts zu holen!

Ich löste mich von dem entsetzlichen Anblick und sah auf die Uhr. In weniger als zwei Stunden würden meine Schwiegereltern unsere Tochter aus der Schulbetreuung holen und fürs Wochenende mit zu sich nach Hause nahmen. Mir blieb genug Zeit, mich um das Wesentliche zu kümmern: Der Entsorgung!

Gut, dass ich Jasmin Bescheid gegeben habe! 

Montag, 14. November 2016 – 07:15 Uhr - Marcel

Langsam bewegte sich der Müllwagen durch die engen Straßen der Kleinstadt. Es war eisig kalt. Am Morgen hatte es geschneit, doch die Flocken waren auf den nassen Straßen direkt geschmolzen. Die meisten Bewohner lagen noch in ihren Betten oder standen unter der wärmenden Dusche, während wir unserer Dienstleitung nachgingen und den Müll abholten. Trotz meiner Arbeitshandschuhe und der körperlich anstrengenden Arbeit hatte ich eiskalte Hände und es fröstelte mich am ganzen Körper.

Alle paar Meter stoppte der schwere LKW. Mein Kollege und ich sprangen von dem schmalen Tritt, eilten zu den prall gefüllten Tonnen, bugsierten sie zum Wagen und warteten, bis die Schüttung ihre Arbeit verrichtet und wir die Tonnen wieder an den Straßenrand stellen konnten. Wir waren ein eingespieltes Team. Wir, das waren mein Kollege Mustafa und ich, Marcel. Die Arbeit bei den städtischen Entsorgungsbetrieben machte Spaß, denn ich hatte endlich eine Aufgabe und saß nicht mehr länger zu Hause auf der Couch. Vorbei waren die Zeiten, in denen ich stundenlang an der Playstation gezockt und auf Kosten des Staates gelebt hatte. Auch wenn mein aktueller Verdienst nur sehr geringfügig über dem lag, was ich zuvor fürs faul Herumsitzen erhalten hatte.

Ein weiteres Manko waren die befristeten Verträge der Zeitarbeitsfirma. Bereits mehrfach hatte ich den Versuch unternommen, mich direkt beim Entsorger zu bewerben, doch mir wurden stets meine zahlreichen Fehlzeiten sowie meine nicht vorhandene Berufsausbildung zur Last gelegt. In der Tat hatte ich die Schule abgebrochen und alle beruflichen Aus- und Fortbildungen nach kurzer Zeit in den Sand gesetzt. Es mangelte mir an Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und Belastbarkeit. Ich schien nicht geschaffen für das frühe Aufstehen und erst recht nicht, einer körperlich anstrengenden Arbeit nachzugehen. Warum auch? Das Geld kam vom Amt und ich konnte die Zeit nutzen, um mit Kollegen abzuhängen, zu zocken und mir mit kleinen Gefälligkeiten etwas zu verdienen.

Rückblickend war ich auf diese Phase meines Lebens nicht sonderlich stolz, doch sie hatte auch etwas Gutes, denn ich hatte zu jener Zeit meine geliebte Ehefrau kennengelernt. Sieben Jahre war es nun her. Jasmin war damals zarte 19 Jahre alt und die Freundin eines Bekannten. Ich war bereits 23 und hatte ihr im Wohnzimmer meines Kumpels einen Joint angeboten. Entsetzt hatte sie mich angesehen. „Kiffst du etwa?“„Ja und? Hast was dagegen?“Weil sie damals eine Ausbildung zur Bäckereifachverkäuferin machte, war sie in unseren Augen eine Streberin und doch saß sie keine zwei Stunden später auf meinem Schoß und küsste mich, als wenn es kein Morgen gäbe. Seitdem waren wir ein Paar. Auch wenn es immer mal wieder schlechte Zeiten in unserer Partnerschaft gab, so hielten wir zusammen wie Pech und Schwefel.

Am häufigsten knallte es, wenn sie mittags von der Arbeit kam und ich noch immer im Bett lag oder bereits mit einer Flasche Bier vor der Konsole hockte. Sie schrie mich an und ließ mich ihren Unmut spüren, was mich veranlasste, die Wohnung zu verlassen und zu meinen Kumpels zu gehen. Wenn es ihr zu viel wurde, flüchtete sie zu ihren Eltern, denen ich sein Anbeginn unserer Beziehung ein Dorn im Auge war. „Nichtsnutz!“, oder „Tölpel!“, waren noch die harmlosesten Begriffe, die sie für mich übrighatten. Trotz alledem hielt mir Jasmin die Treue, auch wenn ich es ihr nicht immer leicht gemacht habe. Gekrönt wurde unsere Liebe, als sie vor vier Jahren schwanger wurde und mir eine Tochter gebar. Wir heirateten im kleinen Kreis und waren fortan eine richtige Familie.

Leider brachte die Geburt unserer Tochter Vivian nicht nur positive Veränderungen mit sich. Jasmin widmete ihr fortan all ihre Liebe und Aufmerksamkeit, während ich zunehmend Druck zu spüren bekam. Ich musste die Konsole abbauen und sollte mich an der Erledigung der Hausarbeit beteiligen. Zähneknirschend nahm ich das zur Kenntnis und fand mich häufiger denn je vor unserer Haustüre wieder, wo ich mir einen beruhigenden Joint reinzog. „Du kotzt mich an. Such dir einen Job! Du hast jetzt ein Kind und das bedeutet, Verantwortung zu übernehmen. Sorge für deine Familie!“, hatte Jasmin vehement gefordert, als ich mich wiederholt vor der Hausarbeit drückte und darum bat, die Konsole wieder aus dem Keller zu holen. Widerwillig hatte ich mich beim Jobcenter arbeitssuchend gemeldet und darauf ein Angebot der Zeitarbeitsfirma erhalten.

„Hey Matze, nicht schlafen!“, rief Mustafa und war bereits auf dem Weg zu einer ganzen Batterie überfüllter Mülltonnen. Seufzend sprang ich vom Tritt und folgte meinem muslimischen Kollegen durch die Kälte. Mustafa war fünf Jahre jünger, einen ganzen Kopf größer und von sportlicher Statur. Für ihn war ich „die kleine deutsche Kartoffel“. Unser Verhältnis war freundschaftlich kollegial, auch wenn ich mich mit all den muslimischen und afrikanischen Kollegen schwertat. Für Mustafa war es ein Kinderspiel, die schweren Tonnen zu manövrieren, während ich mich insbesondere mit den oftmals überfüllten Rest- und Biomülltonnen abmühte.

„Bald übernehme ich Papas Betrieb und dann arbeitet die kleine deutsche Kartoffel für mich.“, hatte er verlauten lassen und mich mit strahlend weißen Zähnen übertrieben angegrinst. „Nur, wenn du besser zahlst, Mustafa“, hatte ich entgegnen und dies mit der Versorgung meiner Familie begründet. „Jasmin, ne?“ Nickend hatte ich zugestimmt. „Weißt du, der Name kommt aus dem Arabischen und bedeutet die Duftende oder auch Sinnbild der Liebe.“ Misstrauisch hatte ich ihn angesehen und mich gefragt, woher der Muselmann das wusste und was er mir damit sagen wolle. „Schöner Name. Schöne Frau.“, hatte er gerufen und mir zugezwinkert.

Nie wäre ich auf die verwegene Idee gekommen, dem Türken ein Foto meiner Frau zu zeigen, geschweige denn sie ihm vorzustellen und war über seine Aussage verwundert. Das hinter seinen belanglosen Äußerungen mehr stecken sollte und dies nur die Spitze des Eisbergs sein würde, sollte mir erst viel später bewusst werden.

 

Montag, 14. November 2016 – 07:20 Uhr – Jasmin

Verschlafen streckte ich den Arm aus und tastete ins Dunkel. Die Betthälfte neben mir war kalt und leer.Marcel?Mühsam drehte ich den Kopf und blinzelte auf den Wecker. Verdammt, schon so spät. Ich griff den Schalter der Nachttischlampe und schaltete das viel zu grelle Licht ein. Gähnend richtete ich mich auf und warf einen Blick auf die Betthälfte meines Mannes. Sein Bett war benutzt, also muss er irgendwann nach mir ins Bett gekommen und bereits wieder aufgestanden sein. Noch hatte ich mich nicht daran gewöhnt, dass Marcel einer geregelten Arbeit nachging. Zu oft hatte er mich in den vergangenen Jahren vertröstet und enttäuscht. Hatte versucht, seinen Verpflichtungen aus dem Weg zu gehen und ausschließlich seinen Interessen nachzugehen, die größtenteils aus Schlafen, dem Spielen an seiner beschissenen Konsole und dem Kiffen mit seinen abgewrackten Kollegen bestand. Ich dagegen kümmerte mich aufopferungsvoll um die Versorgung und Erziehung unserer kleinen Tochter, dem Haushalt und sorgte mit meinem Job im Verkauf einer Bäckerei für eine Verbesserung der Einkommenssituation unserer kleinen Familie.

„Was findest du bloß an dem Typen?“, hatte meine Mutter mich erst letzte Woche noch gefragt. „Der bringt dir bloß Unglück!“ Beharrlich versuchten meine Eltern seit Jahren mir Marcel madigzumachen, obwohl wir bereits im dritten Jahr unserer Ehe waren. „Ach, Mama!“ „Nein, im Ernst. Er ist ein Taugenichts.“ „Aber er geht doch jetzt arbeiten. Sei nicht so streng mit ihm! Gib ihm Zeit. Das wird schon.“Mutter hatte gelacht und mich missbilligend von der Seite angesehen. „Bei der Müllabfuhr. Zeitarbeit!? Das ist doch keine Arbeit.“

Nein, es war nicht leicht mit einem Mann wie Marcel, aber ich liebte ihn, denn er war anders als andere Männer. Marcel hatte eine schwierige Kindheit und Jugend erfahren und dadurch einen Nerv bei mir getroffen. Ich hatte Mitgefühl. Er tat mir leid. Im Gegensatz der überbehüteten Erziehung meiner Eltern, die ich durchlaufen hatte, war er in verschiedenen Pflegefamilien und Kinderheimen aufgewachsen und hatte viel Ablehnung und Stigmatisierung erleben müssen. Als ich ihn 2009 kennenlernte, hatte mich sein Schicksal berührt. Fortan hatte ich mir zur Aufgabe gemacht, ihn bei der Bewältigung seines Alltags und der Drogensucht zu helfen, ihm auch die schönen Seiten des Lebens zu zeigen und ihn zu einem besseren Menschen zu formen.

Mir waren all seine Macken und Eigenarten bekannt. Eigenarten, die es mir nicht immer leicht machten, ihn anzunehmen und zu lieben. Doch trotz aller Höhen und Tiefen war ich noch immer bei ihm geblieben und hatte ihm in besonders schweren Phasen sogar Geld geliehen, damit er sich bei seinem Dealer etwas hatte besorgen können.

„Was willst du mit dem?“, hatten meine Freundinnen entsetzt gefragt und mir von einem Junkie wie ihm abgeraten. Fortan hatte ich mich regelmäßig bei meinen Mädels ausgeheult und mich von ihnen in regelmäßigen Abständen wieder aufbauen lassen. Wenn wir Mädels gemeinsam feiern gingen, endete dies aufgrund meiner Belastung nicht selten in einem Absturz, was dazu führte, dass ich mich am nächsten Morgen in fremden Betten wiederfand. Meine Freundinnen hielten stets zu mir und deckten mein Treiben. Ich war froh, dass Marcel keine Fragen stellte, wenn ich erst am nächsten Morgen zurückkehrte und ihn schlafend oder noch immer vor seiner geliebten Konsole sitzend vorfand.

Marcel war in vielerlei Hinsicht unbedarft und gutgläubig, denn ich wusste, dass er mir blind vertraute und sich zufriedengab, wenn er zu seinen Kumpels gehen und nächtelang vor der Konsole verbringen durfte. Ich hatte meine Ausbildung zu Ende gebracht und bis zur Geburt unserer Tochter mit einer halben Stelle in der Filiale einer Bäckerei gearbeitet. Der Kontakt zu den Kunden hatte mir gutgetan, denn ich bekam so Abwechslung von meinem Alltag mit Marcel. Zu jener Zeit war ich insbesondere bei der männlichen Kundschaft beliebt und einem Flirt nicht abgeneigt. Sie brachten mir Aufmerksamkeit entgegen und machten mir Komplimente. Komplimente, die ich von Marcel nur äußerst selten bekam.

Nach Vivians Geburt und unserer Hochzeit nahmen die Probleme zu. Ich war fortan den ganzen Tag zu Hause und bekam das ganze Ausmaß seines unbekümmerten und gleichgültigen Lebenswandels hautnah zu spüren. Marcel ging und kam, wann es ihm beliebte, schlief bis in die Puppen und war bemüht, jedweder Arbeit oder Anforderung aus dem Weg zu gehen. Tagtäglich kam es zwischen uns zu Konflikten und wiederholt verbrachte er die Nächte bei seinen kiffenden Kollegen, um Ruhe vor mir und unserer Tochter zu haben. Unterstützung fand ich zu jener Zeit bei meinen Eltern, die glücklicherweise keine Fragen stellten und sich liebevoll um mich und ihr Enkelkind kümmerten.

In zahllosen Gesprächen hatte ich versucht, Marcel auf die Probleme aufmerksam zu machen. In der Folge hatte ich ihm Aufgaben im Haushalt an die Hand gegeben und seine Konsole im Keller versteckt. Wiederholt hatte ich ihm zu verstehen gegeben, dass ich auf ihn setzte und sehen wollte, dass er sich wenigstens bemühte. Leider hatte er sich nicht sonderlich belastbar gezeigt und wiederholt unsere Wohnung verlassen, um runterzukommen und sich vor der Türe einen Joint zu genehmigen.

Schlussendlich war mir der Kragen geplatzt und ich hatte ihn vor die Wahl gestellt, dass er entweder einer geregelten Arbeit nachkommt und Verantwortung zeigt oder ich mich gezwungen sehe, ihn mit Vivian zu verlassen. Kleinlaut hatte er den Weg zum Jobcenter angetreten und arbeitete seitdem für die Entsorgungsbetriebe der Stadt.

Die Schlafzimmertüre ging auf und Vivian stand ihm Raum. „Mama, habe ich heute Kindergarten?“ Verschlafen rieb sich mein Sonnenschein die Augen und blinzelte mir entgegen. „Aber natürlich mein Schatz. Wir müssen uns beeilen. Wir sind spät dran. Mama muss ja auch arbeiten, wenn du im Kindergarten bist.“ Verstohlen grinste meine Tochter. „Darf ich Lupo mit in den Kindergarten nehmen? Ich möchte ihn Nazan zeigen.“Lupo war ihr Kuschelbär. Sie liebte ihn abgöttisch. „Wenn deine Kindergärtnerin nichts dagegen hat, darfst du Lupo gerne mitnehmen und ihn deiner Freundin zeigen.“Ich stieg aus dem Bett und lief lachend auf meine Tochter zu. „Jetzt aber flott. Wir müssen uns beeilen!“

 

Montag, 14. November 2016 – 22:12 Uhr – Marcel

Langsam kreisend bewegte ich das Becken und genoss nach langer Zeit der Abstinenz das wohlig warme Gefühl, wieder mit meiner Frau zu schlafen und dass, obwohl mir aufgrund der körperlichen Belastung sämtliche Knochen schmerzten. Jasmin hatte den Kopf abgewandt und hielt die Augen geschlossen. Ihre Arme ruhten passiv neben dem Körper und bis auf ein tiefes Atmen zeigte sie kaum Regung. Ich kannte ihr passives Verhalten beim Sex nur zu gut, obgleich es mich von Zeit zu Zeit störte. Manchmal beschlich mich das vage Gefühl, als würde sie den Akt lediglich erdulden und keinerlei Lust dabei empfinden.

Ich beugte mich über meine Frau und küsste liebevoll ihre Wange. Keine Reaktion. Seit der Geburt unserer Tochter hatte sich unser ohnehin dezimierter Sex noch einmal deutlich reduziert, doch ich verbuchte dies unter ihren allgemeinen Launen und der Frustration, die sie aufgrund meines destruktiven Verhaltens zeigte.

„Was erwartest du von mir? Du lässt dich von vorne bis hinten bedienen, bekommst den Arsch nicht hoch und erwartest dann, dass ich abends für dich die Beine breit mache? Vergiss es!“, hatte sie mir vor einigen Monaten erbost an den Kopf geworfen, nachdem ich widerwillig die Konsole ausgeschaltet und mich reumütig an meine aufgebrachte Frau herangepirscht hatte. „Aber ich gehe doch arbeiten. Was soll ich denn noch alles tun? Dir kann man auch nichts recht machen.“ Kopfschüttelnd hatte sie mich angesehen. „Marcel, es wäre schön, wenn du dich insgesamt mehr beteiligst. Auch ich gehe arbeiten. Aber ich kümmere mich auch um den Haushalt, um die Wäsche, die Einkäufe, um Sauberkeit und Ordnung und um unsere Tochter, während du von der Arbeit kommst, dich vor die Konsole setzt und so tust, als hättest du damit deine Pflicht und Schuldigkeit getan. Werde endlich erwachsen!“

Schweigend hatte ich ihre Worte über mich ergehen lassen, mir die Kippen vom Tisch genommen und hatte für mehrere Stunden die Wohnung verlassen. Ich hatte das Gefühl, es meiner Frau nicht Recht machen zu können. Nachdem ich mich widerwillig darauf eingelassen hatte, einer geregelten Arbeit nachzugehen und nahezu jeden Morgen den inneren Schweinehund überwinden musste, mich aus dem Bett zu quälen, schien sie dem keinerlei Anerkennung zu zollen, sondern stellte immer weitere Forderungen. Dabei war sie es, die mir die Erlaubnis erteilt hatte, meine Konsole aus dem Keller zu holen, weil ich endlich einer beschissenen Arbeit nachging. Dass ich aufgrund der Witterung gleich mehrere Male daran erkrankt war, betrachtete ich nicht als mein Verschulden und konnte ihr Unverständnis darüber nur schwer nachvollziehen.

„Ich liebe dich!“, flüsterte ich keuchend und gab ihr einige festere Stöße, die Jasmin mit einem gequälten Seufzen quittierte. Aufgrund meines Konsums verspürte ich häufiger sexuelles Verlangen, hatte jedoch keine sonderlich gute Kondition und begann schnell zu schwitzen. Rein äußerlich war ihr die Geburt unserer Tochter nicht anzusehen. Jasmin hatte noch immer ihre fantastische Figur und das wohlgeformte B-Körbchen behalten. Ich stützte mich seitlich ihres sündhaft schönen Körpers und betrachtete lüstern die hübschen Brüste, welche sich im Takt meiner Stöße schwungvoll bewegten. Jasmin benetzte ihre Lippen und schien den Akt auf ihre introvertierte Weise zu genießen. Nur selten kam sie aus sich heraus und noch seltener zum Höhepunkt. Ein Umstand, den ich weitaus mehr bedauerte als ihre notorische Passivität.

Bevor ich sie kennenlernte, hatte ich bis auf einige wenige lockere Bekanntschaften in meiner Jugend nur eine feste Freundin gehabt. Die meisten Mädels hatten Schwierigkeiten, sich mit meinem Lebenswandel und dem damit verbundenen Freundeskreis zu arrangieren und waren über alle Berge, bevor es ernst wurde. Auch meine problembehaftete Vergangenheit und die mangelnde Schulausbildung trugen dazu bei, dass ich nicht sonderlich begehrt bei jungen Frauen war, außer bei denen, die bereits völlig abgewrackt daherkamen und denen ohnehin alles scheißegal war.

Unweigerlich spürte ich den Höhepunkt nahen und beschleunigte meine Bewegungen. Jasmin hatte den Mund leicht geöffnet. Ihr angespanntes Gesicht ließ vermuten, dass ihr der Fick mit mir gefiel. Mir stand Schweiß auf der Stirn, während das Ziehen in meinen Lenden zunehmend stärker wurde. Nur wenige Stöße trennten mich vom erlösenden Höhepunkt. Ich betrachtete das liebreizende Gesicht meiner wunderschönen Frau, während ich mich druckvoll in ihrem Unterleib verströmte.

Schwer atmend legte ich mich neben sie und betrachtete erschöpft und mit mir im Reinen die Zimmerdecke. Ohne ein Wort zu sagen, stand Jasmin auf und ging zur Toilette. Kurz darauf vernahm ich die Spülung und sah, dass sie zurück ins Schlafzimmer kam.

„War es für dich denn auch schön?“, fragte ich neugierig und betrachtete sie beim Ankleiden ihrer Nachtwäsche. „Hmmm!“, tat sie kund, was ich als Zustimmung wertete. Jasmin setzte sich auf die Bettkante, sah mich mit gequältem Ausdruck im Gesicht an und lächelte. „Vivian hat sich für morgen mit Nazan verabredet.“„Wer ist Nazan?“, fragte ich und zog erschöpft die Decke über meinen geschwitzten Körper. „Eine türkische Freundin aus dem Kindergarten. Die beiden Spielen in der Gruppe häufig miteinander. Frau Michelbrink hat mir das bestätigt.“ Ich schmunzelte, denn Frau Michelbrink war Anfang 20 und eine absolute Augenweide. Wenn sie die Kinder in Empfang nahm, waren auffallend häufig Väter zugegen, die ihren Nachwuchs in den Hort brachten. Ich war mir jedoch im Klaren, dass insbesondere Männer wie ich bei ihr nicht landen konnten. Weshalb auch? Ich war ja mit Jasmin zusammen.

 

Mittwoch, 16. November 2016 – 09:15 Uhr – Jasmin

Lediglich mit einem Handtuch um meinen Kopf und einem String bekleidet trat ich aus unserem kleinen innen liegenden Bad und ging über den Flur in den Schlafraum. Marcel war bereits vor einigen Stunden zur Arbeit gefahren und unsere kleine Tochter hatte ich vor etwas mehr als einer Dreiviertelstunde in den Kindergarten gebracht. Ich hatte mir das Duschen am frühen Morgen geschenkt und es auf das Zeitfenster zwischen Kindergarten und Dienstbeginn geschoben.

Ich löste den Knoten des Handtuchs und trocknete meine schulterlangen brünetten Haare. Seit Marcel bei den Entsorgungsbetrieben arbeitete und bereits früh losmusste, hatten sich meine Abläufe verändert. Ich genoss die freie Zeit ohne Mann und Kind, wobei es gefühlt fast zwei Kinder waren, denn mein Schatz hatte sich trotz seiner Vaterschaft nicht wesentlich weiterentwickelt. Ich wollte mich jedoch nicht beklagen, denn ich war froh, dass er endlich einer geregelten Arbeit nachging, auch wenn das Geld, welches durch die Zeitarbeit verdiente, nicht wirklich unsere Situation verbesserte.

Bereits seitdem Vivian auf der Welt war, überlegten meine Eltern, uns deren Haus zu überlassen, denn es war insbesondere meiner Mutter schon lange viel zu groß. Das Putzen und die Gartenarbeit bereiteten ihr zunehmend Probleme, sodass sie geneigt waren, sich eine kleine Stadtwohnung zu suchen und mir das Haus zu schenken. Das Hauptproblem bestand jedoch darin, dass sie sich mit Marcel nicht arrangieren konnten. Seit Anbeginn unserer Beziehung war er ihnen ein Dorn im Auge, denn er entsprach nicht dem Typ von Mann, den sie sich für ihre einzige Tochter erhofft hatten. Unzählige Konflikte hatte ich mit meiner Mutter ausgetragen, die sich äußerst schwer damit tat, dass ihr einziges Kind mit einem „kiffenden Faulenzer und Taugenichts“ zusammen war. Wobei dies noch mit die harmlosesten Begriffe waren, die sie für gewöhnlich für ihn fanden.

Ich warf das Handtuch aufs Bett und betrachtete mein Ebenbild im Spiegel. Langsam drehte ich mich von links nach rechts, legte ich die Hände auf meinen straffen Bauch und streckte die Brust raus. Dank guter Gene war die Schwangerschaft nahezu spurlos an mir vorbeigegangen. Ich hatte meine jugendliche Figur behalten. Meine Brüste waren noch genauso fest und auch mein Hintern hatte kaum an Volumen zugenommen. Ich konnte mich mit meinen 26 Jahren sehen lassen und hatte trotz Geburt einer Tochter noch immer eine knackige Figur. „Wie machst du das nur?“, hatte mich eine Arbeitskollegin neulich gefragt und mich dabei bewundernd von der Seite betrachtet. „Meine Schwangerschaften haben die Figur ruiniert.“, äußerte sie verbittert, während sie sich verdrossen ein Quarkbällchen in den Mund schob. Meine Vermutung war vielmehr, dass ein ungesunder Ernährungsstil die eigentliche Ursache ihrer Fettleibigkeit war. Ich behielt den Gedanken jedoch für mich.

Lediglich mit meiner Größe war ich am Hadern, denn mit gerade Mal 1,51 Metern gehörte ich eher zu den kleineren Frauen und hatte aufgrund dessen recht häufig das Problem, dass Kleidungsstücke, die mir rein optisch gefielen, nicht in meiner Größe verfügbar waren. Ich seufzte, nahm einen frischen BH aus der Lade und begann mich anzukleiden. Generell konnte ich mich über mangelnde Aufmerksamkeit von Männern und Komplimenten nicht beklagen. Aufgrund des direkten Kundenkontakts beim Verkauf und meiner lockeren und fröhlichen Art bekam ich durchweg positive Rückmeldungen und auch das eine oder andere Trinkgeld zugesteckt. Die halbe Stelle reichte gerade so, um einigermaßen über die Runden zu kommen.

Als ich am Vortag Vivian bei ihrer Freundin Nazan abgeholt hatte, war ich beim Verlassen des Anwesens der Familie auf deren Vater getroffen. Herr Edgü hatte mir freundlicherweise das Tor aufgehalten und charmant gelächelt, während ich meine quengelnde und weinende Tochter hinter mir hergezogen habe. „Verflixt, hör endlich auf zu heulen! Du siehst Nazan morgen wieder. Meinetwegen könnt ihr euch erneut verabreden.“, hatte ich ihr fluchend zugerufen, während Herr Edgü gezwinkert und mir nicht gerade unauffällig auf den Hintern gestarrt hatte. Er war ein großgewachsener, sportlicher Südländer und stand alleine aufgrund seines imposanten Äußeren im krassen Gegensatz zu jener Art von Mann, den ich geehelicht und zu Hause sitzen hatte. Wenn ich nicht gerade Feiern war und was getrunken hatte, machte ich mir nichts aus Männern mit südländischen Wurzeln. Sie schienen mir zu temperamentvoll und hatten ein sehr verqueres Frauenbild. Doch Nazans Vater schien da eine Ausnahme. Er machte einen sympathischen Eindruck und so schenkte ich ihm ein Lächeln und bedankte mich für sein aufmerksames Verhalten.

Marcel tat sich dagegen seit jeher schwer mit Ausländern jedweder Herkunft, weil er der Auffassung war, dass sie den Deutschen die Arbeitsplätze klauten und mit ihren zahllosen Kindern den Sozialstaat belasteten. Allein aufgrund dieser Meinung war er mit meinem Vater in Konflikt geraten. Ich hatte mir im Nachhinein einiges von meinen Eltern anhören dürfen, die ihren Schwiegersohn fortan als Individuum mit Rechter Gesinnung abtaten. Marcel und ich hatten daraufhin eine massive Krise, woraufhin ich ihn genötigt hatte, endlich seinen Verpflichtungen nachzukommen und arbeiten zu gehen.

Meine Eltern hatten sich für das Wochenende angeboten, auf Vivian aufzupassen, woraufhin sich Marcel mit seinen Kumpels zum Pokern verabredet hatte und ich mich darauf freute, mit meinen Mädels um die Häuser zu ziehen und auf andere Gedanken zu kommen. Ich keine Ahnung, dass dieses Wochenende schicksalsträchtig und richtungsweisend verlaufen würde.

 

Freitag, 18. November 2016 – 21:37 Uhr – Marcel

„Aber mal ehrlich, deine Schnecke würde ich auch nicht von der Bettkante stoßen.“, erwiderte Tobias auf die neuerliche Anspielung von Sebastian und reichte den Joint in die Runde. Ich nahm einen tiefen Zug und reichte die Tüte weiter an Sebastian, der rechts neben mir saß und grinsend darauf wartete.

Seit dem frühen Abend saßen wir beisammen und hatten bereits einige Runden gepokert sowie das eine oder andere Bier gekillt. Das Glück war mir leider nicht hold, denn ich hatte von den 150 Euro, die ich mir zuvor heimlich aus Jasmins Geldbörse genommen und als persönliche Obergrenze gesetzt hatte, noch etwa 80 Euro in der Tasche. Tobias und Sebastian kannte ich seit meiner Kindheit. Sie waren meine besten Freunde und auch meine Zuflucht, wenn Jasmin mir mit ihren Forderungen auf den Wecker ging oder sie meiner überdrüssig war und mich vor die Türe gesetzt hatte. Die beiden bestritten ihren Lebensunterhalt ebenfalls von der Stütze sowie dem lukrativen Handel mit Gras, Amphetaminen und diversem anderen Zeug.

„Jasmin war ein absoluter Glücksgriff.“, antwortete ich grinsend und war bemüht, mir meine schlechte Laune, die ich aufgrund der Niederlagen hatte, nicht anmerken zu lassen. „Bring sie doch mal mit.“, meinte Sebastian und reichte die Tüte zwinkernd an Tobias weiter, der sie mit zustimmendem Kopfnicken entgegennahm. „Ihr wisst doch selbst, wie sie über euch denkt und dass sie euch nicht leiden kann.“, antwortete ich kopfschüttelnd. „Wir können sie ja gemeinsam vernaschen. So wie Jasmin aussieht, steht die bestimmt darauf.“Ich glaubte mich verhört zu haben und blickte fassungslos in Richtung Sebastian, der die Aussage getätigt hatte. „Sag mal, spinnst du?“ „Was denn? Entspann dich mal Bruder! Nimm noch ´nen Zug.“Sebastians Aufforderung folgend, hielt Tobias mir die Tüte entgegen und blies den Rauch gen Zimmerdecke. „Bleibt mal locker!“, meinte er beschwichtigend und zwinkerte mir zu. Schweigend rauchten wir den Joint zu Ende, bis Tobias den Vorschlag unterbreitete, den Pokerabend fortzusetzen.

Ich verlor auch die folgenden Partien und hatte letztendlich mein gesamtes Geld verspielt. Frustriert lehnte ich mich zurück und drehte mir ´ne Kippe. „Tja, Pech im Spiel. Glück in der Liebe.“, vertröstete mich Tobias und klopfte mir freundschaftlich auf die Schulter. Zwinkernd leckte ich das Blättchen und durchsuchte die Taschen nach einem Feuerzeug. „Ist deine Kleine eigentlich noch genauso eng wie vor der Geburt. Oder hat sie eingebüßt?“, grinste Sebastian und reichte mir das Feuer. „Such dir endlich ´ne eigene Freundin und hör auf dämliche Fragen zu stellen.“, brummte ich genervt und zog an meiner Kippe. „Auf so ein Balg hätte ich gar keinen Nerv.“Tobias stand auf, ging zum Kühlschrank und kam mit drei geöffneten Bieren zurück. „War Vivian eigentlich gewollt?“, erkundigte sich Sebastian.Bedächtig schüttelte ich den Kopf.

„Damit hat sie dich natürlich an der Kandare.“, analysierte Tobias folgerichtig. „Ne sorry, aber keine Jasmin der Welt könnte mich dazu bewegen, bei der Müllabfuhr zu arbeiten. Da kann sie noch so ein geiles Geschoss sein und mir drei Mal am Tag einen blasen! Im Leben würde ich die Drecksarbeit nicht machen. Dann noch die ganzen Ausländer! Pfui Teufel!!“ Obwohl ich Sebastian gut leiden konnte, gingen mir seine unüberlegten und niveaulosen Kommentare zunehmend auf die Nerven. „Halt doch einfach mal die Fresse!“, brummte ich und griff erneut nach der Flasche.Schon häufiger hatte ich den Eindruck, dass er mich um Jasmin beneidete und sie die Ursache seiner feuchten Träume war. Dass er dabei die eine oder andere Grenze überschritt, schien ihn nicht zu interessieren. Ich ärgerte mich über das verlorene Geld und konnte aufgrund dessen sein selbstgefälliges Grinsen in Verbindung mit den überflüssigen Kommentaren nur schwer ertragen. Wäre er nicht mein Freund, hätte ich ihm schon längst eine verpasst, doch die beiden waren meine erste Adresse für guten Stoff und außerdem waren sie jeweils einen ganzen Kopf größer und deutlich kräftiger als ich.

„Kommt Jungs, spielen wir noch ´ne Runde.“, versuchte Tobias die angespannte Stimmung zu retten. „Sorry, ich bin raus. Bei mir ist nichts mehr zu holen.“ Sebastian grinste, griff in seine Gesäßtasche und schob zwei Plastikbeutelchen mit Gras über den Tisch. „Wenn du willst, kann ich dir was borgen.“, bot Tobias und zog ein Bündel Scheine aus seiner Hosentasche.

 

Freitag, 18. November 2016 – 21:45 Uhr – Jasmin

„Hey, ihr seid ja schon da!“ Strahlend ging ich zu meinen Freundinnen, die sich in einer gemütlichen Ecke in unserem Stammlokal niedergelassen hatten. Alle waren bereits mit Getränken versorgt und wurden von mir zur Begrüßung ordentlich gedrückt und geherzt. Wir kannten einander seit vielen Jahren und waren bemüht, uns wenigstens einmal im Monat zu treffen. Die wilden Zeiten waren längst vorbei, denn die meisten von uns waren weit über 20, hatten zumeist feste Partner und gingen einer Arbeit nach. Allerdings waren Ebru und ich die Einzigen, die verheiratet waren und Nachwuchs vorweisen konnten.

„Na hat Marcel dich nicht eher gehen lassen? Wir sind schon seit zwei Stunden hier.“ „Was? So lange schon?“ Lachend herzte ich Katy, die mit ihren 23 Jahren die Jüngste im Bunde und somit das Küken in unserer Runde war. „Ich war noch bei meinen Eltern und habe Vivian dort geparkt. Marcel hängt bei seinen Kollegen ab.“Ich merkte, dass meine Freundinnen sich Blicke zuwarfen und die Augen verdrehten. „Hängt er etwa noch immer mit Sebastian und Tobias rum?“, erkundigte sich Ebru, die bereits zwei Kinder hatte und zur waschechten Hausfrau mutiert war.Ich nickte seufzend und sah mich nach der Bedienung um.

„Unfassbar. Ich verstehe dich echt nicht, Süße.“ Mitfühlend sah Samantha zu mir auf und machte etwas Platz, sodass ich meinen Stuhl in die Runde stellen konnte. Sie war mit 29 Jahren die Älteste in unserer Clique und hatte einen großen Verschleiß an Männern. Ich hatte irgendwann aufgehört zu zählen und fragte mich, ob sie überhaupt gewillt war, sich eines Tages an nur einen Mann zu binden. „Musst du auch nicht verstehen.“, antwortete ich bemüht freundlich und klinkte mich in die Unterhaltung ein, die sich primär um berufliche Erlebnisse, Klamotten und Styling drehte.

Während wir quatschten, Alkohol tranken und den Abend genossen, scannten meine Augen regelmäßig die Tanzfläche sowie das Treiben an der Theke. Mein besonderes Augenmerk galt einer Gruppe junger Männer, die in der Nähe unseres Tisches zusammenstanden, sich unterhielten und bereits auf uns aufmerksam geworden waren. Samantha registrierte meinen interessierten Blick als Erste und beugte sich zu mir. „Jemand dabei, der dir gefällt?“ Ich fühlte mich ertappt und schüttelte verlegen den Kopf. „Der Dunkelhaarige mit dem weißen Hemd ist doch ganz schnuckelig.“, sagte sie inmitten der lauten Musik direkt in mein Ohr.Grinsend knuffte ich sie mit dem Arm, bevor ich die Gruppe erneut ins Visier nahm. „Such dir einen aus! Wer wird heute dein Prince Charming?“ „Hör auf, ich bin verheiratet.“, zischte ich und spürte, dass mir die Schamesröte ins Gesicht stieg. „Warum mit einem Mal so bieder? Das hat dich doch auch sonst nicht gestört.“ „Das geht dich nichts an. Wehe, du sagst was.“ Samantha begann zu lachen, griff nach ihrem Glas und prostete mir zu. „Als ob ausgerechnet ich was sagen würde. Glaub mir Süße, ich kann dich gut verstehen.“

Innerhalb der nächsten halben Stunde blickte ich wiederholt zu der Gruppe junger Männer rüber. Ebru unterhielt sich derweil mit Katy über Styling und Make-up und schien ihr Tipps und Tricks für ein noch besseres Aussehen zu geben, obwohl insbesondere Katy dies beileibe nicht nötig hatte. Sie war eine Naturschönheit. Ich beneidete sie um ihr jugendliches Aussehen, für das sie weiß Gott nicht viel Make-up benötigte. Gedankenverloren starrte ich sie an und musste an Miriam denken, die mir im zarten Alter von 16 Jahren gezeigt hatte, wie schön Liebe unter Frauen sein kann.

Sie war einst meine beste Freundin. Miriam war ein Rebell. Sie war anders als all die anderen Mädchen. Miriam hörte Death-Metal, rauchte seit ihrem 13. Lebensjahr und ritzte sich die Unterarme und Oberschenkel, wenn es ihr nicht gut ging. Meine Eltern fanden sie durchtrieben und verboten mir mehr als einmal den Umgang zu ihr. Mit ihr erlebte ich den ersten Zungenkuss und auch mein erstes intimes Zusammensein. Sie war die erste Person, die mir Orgasmen schenkte, mich schweben ließ und liebevoll wieder auffing. Mit 17 drehte sie dann ab, nahm harte Drogen und durchtrennte sich eines Abends im Vollrausch die Pulsadern. Ihre Mutter fand sie in der Badewanne. Die herzzerreißenden Schreie ihrer Trauer werde ich nie vergessen. Sie waren quer über die Straße zu hören. Erst Jahre später hatte ich erfahren, dass ihr Vater sie seit ihrem achten Lebensjahr regelmäßig missbraucht und gegen Bezahlung auch an seine Kollegen ausgeliehen hatte.

Miriam hatte ihr düsteres Geheimnis mit ins Grab genommen und mich, ihre beste Freundin verzweifelt und trauernd zurückgelassen. Vermutlich war dies auch einer der Gründe, weshalb ich mich zu jener Zeit zu Marcel hingezogen fühlte. Auch er war ein Rebell. Ein sanfter Rebell, dem von Anbeginn seiner Kindheit nur Schlimmes widerfahren war. Bei ihm wollte ich die Verfehlungen meiner Freundschaft zu Miriam wiedergutmachen und ihm die Aufmerksamkeit schenken, die meine Freundin so dringend von mir gebraucht hätte. Ich wollte ihn retten und ihm die schönen Seiten des Lebens zeigen.

„Hey, darf ich dich auf ein Getränk entführen?“Erschrocken fuhr ich zusammen und blickte entsetzt nach dem Ursprung der Stimme. Unmittelbar neben mir stand der großgewachsene, dunkelhaarige Typ und lächelte freundlich auf mich herab. Er sprach akzentfreies Deutsch, obwohl er vom Äußeren eher südeuropäisch wirkte. „Kommst du mit an die Theke? Ich lade dich ein.“ Ich blickte in die Runde meiner Freundinnen und konnte deren gebannte Anspannung förmlich spüren. Samantha lächelte. „Ja, ok! Warum nicht.“, antwortete ich, wie fremdgesteuert.

 

Freitag, 18. November 2016 – 23:38 Uhr – Marcel

Aufgrund meiner Pechsträhne trank ich mehr als gewöhnlich, was in Verbindung mit dem Marihuana, das wir in den Spielpausen rauchten, zu einer gefährlichen Mixtur wurde. Immer wieder redete ich mir ein, dass ich beim nächsten Spiel das Ruder herumreißen und mir das verlorene Geld zurückholen würde. Doch das Gegenteil war der Fall. Während Tobias mich in den Spielpausen zu bremsen versuchte, spornte Sebastian mich immer weiter an und steckte mir nun seinerseits Geld zu. Längst hatte ich jedes Gespür verloren und kämpfte verzweifelt gegen den Untergang.

„Wie ist Jasmin denn so im Bett?“ Aus dem Augenwinkel sah ich das schäbige Grinsen von Sebastian und versuchte mich auf das Spiel zu konzentrieren, was mir aufgrund meines angeschlagenen Zustands zunehmend schwerer fiel. „Lass ihn.“, raunzte Tobias halbherzig, griff seine Flasche und nahm einen Schluck. „Was denn? Ich interessiere mich für das Wohlbefinden meines Freundes. Nicht wahr, Marcel?“Angewidert schüttelte Tobias den Kopf. Ich zeigte keine Reaktion und versuchte mich an meinem Pokerface. Mit glasigen Augen starrte ich auf meine Hand und vermochte mein Glück kaum glauben, denn was ich sah, war ein lupenreines Full-House. „So geil wie die aussieht, hat sie bestimmt eine geile und dauerfeuchte Fotze.Sebastian befeuchtete die Lippen und zwinkerte Tobias zu, der sich jedoch unbeeindruckt zeigte. Ich erhöhte den Einsatz und war bemüht, mir die aufkeimende Euphorie durch seine Sprüche nicht zerstören zu lassen. Wider Erwarten ging Sebastian mit. Ich sah meine Chance gekommen. Tobias schien das Risiko zu groß und legte die Karten auf den Tisch.

Ich warf einen abschätzenden Blick zu Sebastian, der in seinen Gedanken woanders schien. Ein letztes Mal erhöhe ich den Einsatz und freute mich diebisch, diesem Schwätzer einen auszuwischen. „Ich würde es ihr derart besorgen, dass ihr Hören und Sehen vergeht …“, brummte er und legte seinen Anteil auf den Tisch. Nur noch wenige Sekunden trennten mich von meinem Triumph und dem Moment, in sein entsetztes Gesicht zu blicken. Showdown!

Ich holte Luft und präsentierte Stolz mein Blatt. „Full House.“, sagte Tobias sichtlich beeindruckt und blickte erwartungsvoll zu Sebastian, der langsam, Karte für Karte, einen Straight Flush vor sich ablegte. Entsetzt blickte ich auf seine Karten! Fuck!„… und sie zur Krönung mit meiner Sahne abfüllen!“, vollendete er sein Geschwätz. Mit gelben Zähnen grinste er in die Runde und nahm das Geld vom Tisch. „Nicht dein Tag, Kleiner!" Seine Stimme klang überheblich. Wütend ballte ich die Fäuste.

„Genug für heute.“, sagte Tobias entschlossen, ging an den Kühlschrank und kam mit einer Flasche Hochprozentigem zurück. Er stellte drei Shots auf den Tisch und befüllte diese. „Verfluchte Scheiße!“, rief ich und ärgerte mich über meine verfluchte Serie. „Nimm es nicht so schwer! Ist doch nur ein Spiel! Pech im Spiel. Glück in der Liebe.“ Tobias war redlich bemüht zu beschwichtigen, während sich Sebastian das schäbige Grinsen nicht verkneifen konnte. „Ob seine Schnecke das auch sagen würde, wage ich zu bezweifeln!“ Sebastian begann zu lachen und seine Einnahmen inclusive meiner Schulden zu zählen.

Wir kippten gleich mehrere Shots, bis Sebastian irgendwann eine weitere Tüte entzündete und in die Runde reichte. Ich bereute den Abend zutiefst und lümmelte mich volltrunken auf der verschmutzten und mit Flecken übersäten Ledercouch. „Unser kleiner Freund hat kein Durchhaltevermögen.“, kommentierte Sebastian meinen Zustand und nahm einen weiteren Shot. „Kein Wunder, dass sein kleiner Engel die Fühler anderweitig ausstreckt.“ „Halt endlich dein verflixtes Maul! Das stimmt gar nicht!“, rief ich aufgewühlt und merkte, dass meine Artikulation verwaschen klangAm liebsten wäre ich aufgesprungen und hätte ihm eine reingehauen, doch er war mein Freund und Dealer und mir zudem deutlich körperlich überlegen. Ein weiterer Grund war, dass ich mich aufgrund meines vollgedröhnten Zustands dazu nicht mehr in der Lage sah. „Hey, ruhig bleiben Kleiner.“, brummte Tobias, zog genüsslich an der Tüte und reichte mir diese.Ich nahm einen tiefen Zug und versuchte mich zu beruhigen.

„Glaub mir doch, Jasmin ist treu. Wir führen eine gute Ehe und sind glücklich, du dämlicher Wichser.“, lallte ich vor mich hin.Lauthals begann Sebastian zu lachen und klopfte sich wiederholt auf die Schenkel. „Ist klar. Und du hast den Poker Abend gewonnen und gehst mit einem Koffer voller Geld nach Hause. Werde wach kleines Träumerle und setz die rosarote Brille ab. Vielleicht solltest du einfach mal weniger kiffen.“Kopfschüttelnd sah ich ihn an und bemühte mich, diesen Dummschwätzer auszublenden und mich auf die Musik zu konzentrieren, die Tobias kurz zuvor angestellt hatte.

„Wenn du willst, kannst du heute hier pennen.“ Freundschaftlich klopfte Tobias mir auf die Schulter. Teilnahmslos blickte ich ihn an und begann wie fremdgesteuert zu nicken. „Jo man, klingt gut.“, lallte ich und lehnte meinen Kopf ans Leder.

 

Freitag, 18. November 2016 – 23:38 Uhr – Jasmin

Kemal hieß der schnucklige Typ, der mich vom Tisch meiner Freundinnen entführt und mir zwei Longdrinks ausgegeben hatte. Im Laufe unserer angeregten Unterhaltung hatte ich in Erfahrung bringen können, dass er 23 Jahre jung war und Fremdsprachen studierte. Überrascht hatte ich in seine tiefgründigen dunklen Augen geschaut und mich kaum getraut zu verraten, dass ich ganze drei Jahre älter als er und eine einfache Verkäuferin war. Seinem interessierten Blick hatte ich entnehmen können, dass er für einen Moment meinen Ehering ins Visier genommen hatte und dies offenbar kein Hinderungsgrund für ihn war, mit mir zu flirten. Während wir an der Theke verweilten, hatte ich gesehen, wie Ebru, Leslie und Emma sich verabschiedeten und sich nur wenige Augenblicke später zwei ältere Semester zu Samantha und Katy gesellt hatten.

Ich bewunderte Kemals akzentfreies Deutsch, was vermutlich an seinem hohen Bildungsstand und einer gelungenen Integration lag. Es schmeichelte mir, dass ein so gut aussehender Typ wie er sich für eine wie mich interessierte, was vermutlich auch mit meiner aufreizenden Kleidung in Verbindung stand, denn ich trug einen enggeschnittenen schwarzen Lederrock sowie ein cremefarbenes, figurbetontes Oberteil. Während ich auf dem Barhocker sitzend einen Cocktail genoss, stand er derart nah bei mir, dass ich trotz der stickigen Luft des Lokals seine Körperwärme spüren konnte.

Nachdem ich auch das zweite Glas geleert hatte, wurde mir leicht schwummrig. Plötzlich kam er mir sehr nahe. „Komm.“, hauchte er mir ins Ohr und ehe ich mich versah, half er mir vom Barhocker, nahm meine Hand und zog mich durch die tanzende und feiernde Menge in Richtung Ausgang. Als wir am Tisch von Sam und Katy vorbeikamen, griff ich schnell nach meiner Jacke und sah, dass die Männer meinen Freundinnen auf die Pelle gerückt waren und sie ihre kräftigen Hände auf deren Schenkel liegen hatten. Sam zwinkerte vergnügt und wünschte mir einen schönen Abend, derweil sich Katy in ihrer Haut nicht wohl zu fühlen schien. Sie war seit zwei Jahren mit Kevin zusammen. Er war Mechatroniker und verdiente ganz ordentlich. Erst vor wenigen Wochen war sie mit ihm in eine gemeinsame Wohnung gezogen.

Kemal zahlte unsere Getränkekarten und geleitete mich auf den Parkplatz. Die kühle Luft war sehr angenehm. Ich holte tief Luft und hoffte, dass ihn mein beschwipster Zustand nicht allzu sehr störte. Neben einem schwarzen, tiefergelegten Mercedes blieb er stehen, drehte sich in meine Richtung und blickte mir derart tief in die Augen, dass ich weiche Knie bekam. Er drückte mich gegen die Beifahrertüre, beugte sich über mich und begann mich zärtlich zu küssen. Unweigerlich wurde mir heiß und kalt und ich spürte, wie es in meinem Unterleib zu kribbeln begann. Das ich verheiratet und Mutter einer dreijährigen Tochter war, blendete mein Verstand zum Selbstschutz vollständig aus. Ich wusste, bei wem Marcel war und was sie machten und dass er vor Mittag nicht nach Hause kommen würde.

Die Küsse des schnuckeligen Südländers schmeckten nach mehr und ich spürte, wie er mir forsch eine Hand unter den Rock schob. Als ich seine Finger an meiner erregten Spalte spürte, schien mein Körper für einen kurzen Moment zu beben. Kemal zog meinen String zur Seite und versenkte, ohne mit der Wimper zu zucken einen Finger in meiner hungrigen Möse. Unkontrolliert stöhnte ich auf und presste mich an seinen durchtrainierten und maskulinen Körper. Meine Atmung ging schnell, als sein Finger in mir zu rotieren begann. Obwohl ich Marcel über alles liebte, schien er nicht in der Lage, ein derartiges Verlangen in mir zu entzünden. Ich stellte mich leicht breitbeinig und registrierte, dass er einen zweiten Finger hinzunahm.

Während Kemal meinen Hals und meine Ohren zu liebkosen begann, schloss ich keuchend die Augen. Ich benetzte meine Lippen und gab mich voll und ganz den Zärtlichkeiten des fremden Südländers hin. Seine flinken Finger wussten, was sie taten und brachten meine Libido rasend schnell auf Betriebstemperatur. „Ja – ja - ja …“ Wispernd spornte ich ihn an und genoss das Gefühl der unbändigen Lust. „Komm kleine Maus, lass dich gehen.“, hauchte er und leckte meinen Hals an jener Stelle, an der ich zuvor mein Parfum aufgetragen hatte.

„Hey Kemal, läuft bei dir!“ „Hey Bruder! Alles klar!“Erschrocken fuhr ich zusammen und sah einen Schatten an uns vorübergehen. „Scheisse! Wer war das?“, hauchte ich stockend und hoffte, dass er nicht mitbekommen hatte, was wir taten. „Ist doch egal.“Kemal grinste verwegen. „Komm, lass uns fahren. Ich möchte dich genießen.“Lüstern und mit verklärtem Blick lächelte ich zurück. Er entfernte die Finger aus meiner juckenden Möse, führte sie zunächst an seine Nase und dann an meinen Mund. Ich umfasste sein Handgelenk und leckte seine feuchtverschmierten Finger sauber.

Der Abend hatte gerade erst begonnen. 

 

Samstag, 19. November 2016 – 02:57 Uhr – Marcel      

Rums! Erschrocken fuhr ich zusammen und öffnete die Augen.Verdammt! Ich muss eingeschlafen sein. Um mich herum war es dunkel. Orientierungslos tastete ich umher und musste mich zunächst einmal sortieren. Ich befand mich auf der Couch meines Freundes und war zugedeckt mit einer übel riechenden Wolldecke, die seit Ewigkeiten nicht gewaschen worden war. Mühsam versuchte ich den Kopf zu heben, was sich als schlechte Idee herausstellte, denn in mir begann es zu kreisen, was in Verbindung mit dem Gestank der Wolldecke eine schlechte Kombination war. Ich warf das stinkende Teil zur Seite und setzte mich aufrecht. Rasend schnell überkam mich eine Übelkeit. Ich rülpste verzweifelt und spürte, dass sich mein Mageninhalt bereits auf den Weg befand.

So schnell es mein derangierter Zustand zuließ, eilte ich durch die Dunkelheit zur Toilette. Als ich jedoch die Türe öffnete, quoll mir ein penetranter Gestank von Urin entgegen. Das Objekt der Begierde in Sichtweite vermochte ich es nicht länger zu halten und erbrach mich noch bevor ich die Toilette erreicht hatte. Auf Knien robbte ich durch meine Kotze, bis ich endlich die stinkende Latrine erreicht hatte. Meine verschwitzten Hände umklammerten den Rand der Keramik, welcher von gelben Urinrückständen übersät war. Schwallartig würgte ich den Inhalt meines Magens hervor. Mein ganzer Körper begann zu schmerzen. Der Gestank war schier unerträglich.

Ich betätigte sie Spülung und setzte mich mit dem Rücken an den Rand der völlig versifften Badewanne. Verzweifelt musste ich an meine Familie, an Jasmin und Vivian denken. Ich hatte mit unserem ohnehin knappen Geld gespielt und alles verloren. Ich konnte nicht einmal sagen, wie viel ich verloren hatte, denn mir fehlte jede Erinnerung. In meiner Verzweiflung begann ich zu weinen und bereute, dass ich derart tief gesunken war und mich so hatte gehen lassen. Wenn Jasmin davon erfährt, bin ich geliefert!Ich bin ein beschissener Ehemann!Was für eine Scheiße!Ich wischte die Tränen mit dem Handrücken ab und betrachtete mit schmerzendem Kopf das Chaos, welches ich verursacht hatte. Scheiße!Ich drehte den Kopf und entdeckte neben dem Waschbecken mehrere verdreckte Handtücher. Mühsam rappelte ich mich auf und versuchte, auf meinem Erbrochenen nicht auszurutschen.

In diesem Moment wurde es schlagartig hell. Schmerzerfüllt schloss ich die Augen und versuchte sie vor dem gleißenden Licht zu schützen. „Heilige Scheiße, was ist das?“, hörte ich eine Stimme rufen. „Hey Tobi, komm mal her und schau, was unser kleiner Freund in deinem Wellness-Bereich veranstaltet hat.“ Ich blinzelte und sah Sebastian im Türrahmen stehen. In der einen Hand hielt er eine Dose Bier und in der anderen sein Handy. Belustigt starrte er auf mich herab und machte offenbar Beweisfotos von meinem Debakel. Tobias erschien neben ihm und blickte entsetzt auf das Chaos, welches ich verursacht hatte. „Scheiße! Ich geh draußen pissen, bis der kleine Junkie geputzt hat.“, brummte Sebastian und verschwand aus meinem Blickfeld. „Du kannst die Lappen nehmen.“ Tobias deutete auf zwei verdreckte Aufnehmer, die über dem Heizkörper hingen. „Ich hole dir einen Eimer.“

Dreißig Minuten später war ich fertig und hockte in einer fremden Jogginghose, die mir Tobias zum Wechseln gegeben hatte, auf der Couch. „Kann passieren. Nicht schlimm.“, brummte er und blickte mitfühlend auf mich herab. Ich nickte und verspürte bei jeder Bewegung meines Kopfes stechende Schmerzen. „Du solltest auf Jasmin aufpassen und es nicht übertreiben. Sebastian hat mir einiges berichtet. Es gefällt mir gar nicht, dass Typen wie er so was wissen. Sei vorsichtig Marcel.“ Konsterniert blickte ich zu ihm auf und fragte mich, was Sebastian ihm erzählt haben mochte. Ich bekam einen Kloß im Hals. „Was – was hat er denn erzählt?“, fragte ich mit ungewohnt kratziger Stimme.Tobias schüttelte den Kopf. „Ich beteilige mich nicht am Geschwätz anderer. Wer weiß, wo er das herhat, aber du solltest vorsichtig sein.“

Sebastian erschien hinter ihm. Zu meiner Verwunderung trug er lediglich eine enge Shorts sowie ein Shirt. Er lehnte sich in den Türrahmen, öffnete eine weitere Dose Bier und blickte überheblich grinsend auf mich herab. „Erbärmlich, was aus dir geworden ist.“, brummte er und nahm einen großen Schluck aus der Dose. „Lass ihn.“, raunzte Tobias. „Was denn? Wenn ich so eine Perle hätte, würde ich nicht das sauer verdiente Geld verprassen und mich derart gehen lassen. Schau dir den an. Der ist im Arsch!“Seine Worte trafen ins Schwarze und versetzte mir einen Stich. Sebastian rülpste, während er sich den Bauch kratzte. Unweigerlich ging mein Blick zwischen seine Beine, wo sich die Konturen eines enormen Genitals abzeichneten. Eilig löste ich den Blick und sah zu Tobias, der in der Zwischenzeit an die Kommode gegangen war und sich mit einem Joint zu mir drehte. „Lass uns noch eine rauchen.“, meinte er und entzündete die Tüte.

 

Samstag, 19. November 2016 – 03:05 Uhr – Jasmin

Kemal hatte mich mit in seine Studentenbude genommen, die opulent eingerichtet war. Nach einer wilden Knutscherei war ich vor ihm auf die Knie gesunken, um in freudiger Erregung mein Geschenk auszupacken. Meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht, denn der süße Moslem konnte ein ordentliches Kaliber vorweisen. Zudem war er traditionsgemäß beschnitten, sodass seine Manneskraft ein optischer Leckerbissen war. Beim Betrachten seines blankrasierten Schmuckstücks sog ich erwartungsvoll die Luft durch die Zähne und vermochte kaum zu glauben, was ich sah. „Gefällt er dir, Babe?Voller Ehrfurcht und Vorfreude hatte ich genickt, ihn an der Wurzel umfasst und ihm einen zarten Kuss auf die imposante Eichel gegeben. Wie selbstverständlich hatte ich meine Lippen, die noch vor wenigen Stunden meinen Mann sowie unsere kleine Tochter zum Abschied geküsst hatten, über das Geschlechtsorgan des attraktiven Studenten gestülpt und es willkommen geheißen. Kemal hatte seine Hände an meinen Hinterkopf gelegt und mir gezeigt, wie er verwöhnt werden wollte.

Ich wusste aus Erfahrung, dass beschnittene Kerle länger können, doch die Ausdauer dieses süßen Studenten hatte mich dann überrascht. Als ich mit schmerzendem Kiefer an meine Grenzen kam, hatte ich ihn aus meinem Mund entlassen, Kemal nach einem Kondom gefragt und es ihm über den Prachtschwanz gerollt. Bereitwillig hatte ich mich vor ihm auf das Bett gekniet und mich von ihm doggystyle vögeln lassen. Dabei hatte ich nicht nur sein südländisches Temperament, sondern auch sein imposantes Begattungswerkzeug zu spüren bekommen, welches meine überaus feuchte Pussy perfekt auszufüllen wusste. Nach einer gefühlten Ewigkeit und zahlreichen Höhepunkten hatte Kemal den Inhalt seiner wohlproportionierten Samendatteln ins Reservoir entleert und das Präservativ neben das Bett geworfen.

Seitdem lagen wir eng beisammen und streichelten gedankenverloren den jeweils anderen. „Du bist eine wunderschöne Frau.“, hauchte mein muslimischer One-Night-Stand und lächelte herzallerliebst. „Das sagst du bloß, weil du mich ins Bett bekommen hast.“Kemal nahm meine Hand und küsste jede Einzelne meiner Fingerkuppen, bevor er sich über mich beugte und an meinen empfindsamen Brüsten knabberte. „Nein“, antwortete er entschlossen, „dein Mann muss ein sehr glücklicher Mann sein. Das meine ich ernst.“Ich seufzte, sah in seine wundervollen Augen und dachte mir meinen Teil. „Nimm mich!“, flüsterte ich fordernd, statt auf seine zweifelhafte Aussage zu antworten.

Kemal gab mir einen sanften Kuss, während ich bereitwillig die Beine öffnete und ihm signalisierte, mich zu besteigen. Er zog ein weiteres Kondom aus der Verpackung und rollte es über seinen versteiften Riemen. Offenbar schien ihn der Anblick einer schlanken Deutschen sehr zu erregen. „Schade, dass du vergeben bist.“, murmelte er leise.Ich schmunzelte und verheimlichte, dass ich älter als er und bereits Mutter einer hübschen kleinen Tochter war. Eigentlich ging es ihn auch gar nichts an. Meine Augen fixierten den umhüllten Freudenspender, der sich langsam meiner frisch rasierten Möse näherte. Anstatt ein schlechtes Gewissen zu haben, freute ich mich auf das erneute Vergnügen, seinen Schwanz genießen zu dürfen.

Butterweich und sanft tauchte seine Eichel in mein Paradies. Ich betrachtete sein ausgesprochen männliches Gesicht, seinen Dreitagebart und sah, dass er das gleiche Glück wie ich empfand. Es schien mir befremdlich, weshalb Marcel eine Aversion gegen Ausländer hatte, wo sie derart freundlich und zugewandt sein konnten. Behutsam zog sich Kemal zurück, um im nächsten Augenblick das Schwert bis zum Heft in meiner Scheide zu versenken. „Oh Gott!“, keuchte ich und klammerte mich an ihn. Meine Hände berührten seine muskelbepackten Oberarme und glitten von dort zu seinen überaus kräftigen Schulterblättern. Ich hob den Kopf und bedeckte seine Schulter mit liebevollen Küssen. Es war zu schön, um wahr zu sein und ich wünschte, dass dieses intensive Empfinden niemals endete.

Kemal bewegte sich geschmeidig wie ein Raubtier. Es gab nichts Hektisches oder Wildes, wie es beim Sex mit meinem Mann der Fall war. Trotz seiner noch jungen Jahre verstand es der Student tausendfach besser mit einer Frau umzugehen als mein Gatte, der ganze sieben Jahre älter war und sich doch in vielen Dingen unerfahren und wie ein pubertärer Teenager verhielt. Kemals Bewegungen nahmen an Tempo und Intensität zu. Wimmernd klammerte ich mich an den schönen Osmanen und spürte, dass ich einem wundervollen Höhepunkt entgegensteuerte. Wie aus dem Nichts brach der Orgasmus über mich zusammen und riss mich mit sich in die Tiefe. Ich versank in einem Strudel der Lust, während Kemal unerbittlich weiter stieß und mir schier den Atem raubte.

Noch bevor ich mich erholen konnte, übermannte mich ein weiterer Höhepunkt. Meine Hände krallten sich ins Laken und zerrten daran. Ich vernahm, dass ich seinen Namen schrie und meine Schenkel unkontrolliert zu zittern begannen. Es war schier unfassbar, was dieser schöne Mann mit mir anstellte. Zu schön, um wahr zu sein!Unermüdlich trieb er seinen Kolben in meinen bebenden Leib. Ich hörte das satte Schmatzen unserer verschmolzenen Geschlechtsorgane sowie das laute Aufeinandertreffen unserer kopulierenden Körper und war nicht mehr ich selbst, sondern bestand nur noch aus sexueller Gier und unbändiger Leidenschaft.

Ich hatte jedes Gefühl für Raum und Zeit verloren, als ich plötzlich spürte, wie sich Kemal mir entzog. Eilig zerrte er das schützende Präservativ von seinem Penis und umfasse den pulsierenden Schaft. Gebannt starrte ich auf den zarten Schlitz seiner Eichel, aus der sich zunächst ein zarter Tropfen und kurz darauf ein fetter Strahl Ejakulat löste. Schnell griff ich zwischen unsere Beine und umfasste den zuckenden Schaft. Kemal warf den Kopf in den Nacken und überließ mir das Melken seines prächtigen Kolbens. Mit schnellen Bewegungen massierte ich den Inhalt seiner Samenstränge auf meinem flachen Bauch und freute mich über das üppige Ergebnis.

Sichtlich erschöpft blickte der schöne Student auf mich herab. „Das war heftig Babe! Echt heftig! Du bist eine klasse Frau.“Ich schenkte ihm ein Lächeln und begann, das cremig weiße Sperma auf meinem Bauch zu verteilen. „Wenn du möchtest, kannst du hier schlafen.“Ich schüttelte den Kopf. „Keine gute Idee.“, antwortete ich leise und betrachtete gedankenverloren die cremigen Schlieren auf meinem Leib.Kemal stand auf, ging in den Nebenraum und kehrte mit einem kleinen Handtuch zurück. „Hier.“, sagte er und reichte es mir. Ich wischte mir den Samen ab und gab ihm das Tuch in die Hand. „Es ist besser, wenn ich jetzt gehe.“ „Darf ich dir meine Nummer geben?“, fragte er verhalten.Erneut schüttelte ich den Kopf, stand auf und suchte meine Kleidungsstücke zusammen. „Versteh mich nicht falsch Kemal. Du bist wirklich nett, aber ich bin verheiratet und es war eine einmalige Sache.“ Ich versuchte mir ein ermutigendes Lächeln abzuringen.

„Ich möchte dich gerne wiedersehen.“, versuchte es der schöne Student erneut.So schnell ich konnte, kleidete ich mich an. Szenen wie diese galt es zu vermeiden. „Bitte Babe, gib mir eine Chance!“ Seine Stimme klang verzweifelt, ja fast flehend. Ich stieg in meine Schuhe und lächelte verlegen. „Soll ich dich fahren?“ „Nein! Ich nehme mir ein Taxi. Danke!Ich griff nach meiner Jacke und der Handtasche und verließ eilig die Wohnung.

Als ich im kalten Treppenhaus stand, kamen mir die Tränen. Ich nahm das Handy aus der Tasche und wählte die Nummer des Taxidienstes. Als ich wenig später einen Blick in meine Geldbörse warf, wunderte ich mich sehr. Obgleich Kemal meine Getränke bezahlt hatte, fehlten mir weit über 100 Euro und ich hoffte, dass die wenigen verbliebenen Scheine für die Heimfahrt reichten.

 

Samstag, 19. November 2016 – 14:43 Uhr – Marcel

Mit schmerzendem Kopf, einem flauen Gefühl im Magen und einem winzigen Strauß leicht gewelkter Blumen, welchen ich von meinem letzten Münzgeld an der Tankstelle gekauft hatte, betrat ich unsere Wohnung. Vivian war noch bei meinen Schwiegereltern und so blieb das gewohnte Begrüßungsgeschrei meiner kleinen Tochter auch. Ich stellte die Plastiktüte mit meiner verschmutzten Kleidung an die Garderobe und ging ins Wohnzimmer. Jasmin saß auf der Couch und faltete die Wäsche unserer Tochter. Ohne erkennbare Regung im Gesicht sah sie zu mir auf.

„Na, da bist du ja. Wie wars?“Ich schluckte, hob den Strauß und streckte ihn meiner Frau entgegen. „Hier! Für dich.“, sagte ich leise und beobachtete aufmerksam ihre Reaktion.Jasmin sah erneut auf und stutzte. „Für mich? Wieso? Ist was passiert?“ „N – nichts. Wieso fragst du?„Na, weil du für gewöhnlich nie Blumen mitbringst.“Ich lächelte. „Freust du dich denn nicht?“