Erfolgreiche Kommunikation auf dem Büroflur - Stefan Häseli - E-Book

Erfolgreiche Kommunikation auf dem Büroflur E-Book

Stefan Häseli

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Beschreibung

Trifft man Kollegen eher zufällig auf dem Flur, ergeben sich immer Gespräche. Manchmal ist es der typische Büroklatsch, manchmal geht es auch um wichtige Themen. Auf jeden Fall sind Sie im Vorteil, wenn Sie diese zwanglose Alltagskommunikation beherrschen. Der Kabarettist und Kommunikationstrainer Stefan Häseli gibt Ihnen praktische und humorvolle Tipps. Inhalte: - Hintergrundgedanken zur Entstehung der Alltagssprache - Feldversuche, Ergebnisse und Analysen - Tipps und praktische Übungen für die erfolgreiche Kommunikation im Alltag - "Einweggeschichten" zur Förderung des kommunikativen Verständnisses 

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Seitenzahl: 215

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhaltsverzeichnis

Hinweis zum UrheberrechtImpressumVorwortEinleitung 1   Die Alltagssprache – Entstehung, Hintergründe und Gesetzmäßigkeiten1.1   Kommunikation im Alltag1.2   Wie Alltagssprache funktioniert1.2.1   Improvisation(stheater)1.2.2   Der Einfluss der eigenen Rolle und des Milieus1.3   Ein Feldversuch: Charakteristika in der Alltagssprache1.4   Bunte Alltagssprache1.4.1   Alltagssprache in den Regionen – Atlas zur deutschen Alltagssprache (AdA)1.4.2   Sprachdesign oder Business-Jargon1.5   Alltagstypen in der Edition „Rotkäppchen”1.5.1   Rotkäppchen im Netz der IT1.5.2   Rotkäppchen à la Finanzchef1.5.3   Rotkäppchen frisch gecoacht1.5.4   Rotkäppchen am Politiker-Stammtisch1.5.5   Rotkäppchen für Manager1.6   Mediatisierte Gespräche2   Die Alltagssprache – eine Analyse2.1   Die vier Seiten einer Botschaft2.2   Stimme, Sprache, Mimik und mehr …2.2.1   Der Weg zu einer guten Stimme2.2.2   Zentraler Aspekt Atmung2.2.3   Von der ausdrucksstarken Artikulation zur Sprache2.2.4   Zusatzfaktor Mimik2.2.5   Aktives Zuhören2.3   Ode auf das „Hä” – oder: „Hä” ist doch gar nicht so schlimm!3   Praktische Übungen für den Alltag3.1   Im Alltag besser kommunizieren: Beziehung ist Kommunikation – Kommunikation ist Beziehung3.2   Gespräche auf dem Flur3.3   Alles nur (Improvisations-)Theater?3.4   Die sechs Speed-Dating-Regeln3.4.1   Locker bleiben3.4.2   Präsent sein3.4.3   Offen sein3.4.4   Sich interessieren3.4.5   Lächle und sei freundlich3.4.6   Beginn mit einem netten Wort3.5   Noch ein paar Trainingseinheiten – Techniken zur Verbesserung der eigenen Kommunikation3.5.1   Förderung der Präsenz3.5.2   Kreativitätstechniken3.5.3   Humor erlaubt: Punkten mit Pointen3.5.3.1   Wie entstehen Pointen?3.5.3.1.1   Die DIT-Pointe oder Das-ist-typisch-Pointe3.5.3.1.2   Die IDUKV-Pointe oder Irritation-durch-unangekündigt-den Kontext-verändert-Pointe3.5.3.1.3   Die MÜT-Pointe oder Die massiv-übertriebene-Pointe3.5.3.1.4   Die KDG-Pointe oder Die Konsequent-durchgezogen-Pointe3.5.3.1.5   Die BDAK-Pointe oder Die Bedient-alle-Klischees-Pointe3.5.3.2   Im Alltag das Humorgefühl trainieren3.6   Fallbeispiele – wie Führungskräfte gelungen kommunizieren3.6.1   Kommunikation im Alltag mit Mitarbeitern3.6.2   Kommunikation im Alltag – Gefühle ansprechen3.6.3   Kommunikation im Alltag – gestern Kollege, heute Chef3.6.4   Kommunikation im Alltag – bei Konflikten3.6.5   Kommunikation im Alltag – im Team3.6.6   Kommunikation im Alltag – mit Kunden3.6.7   Kommunikation im Alltag – per Telefon3.6.8   Kommunikation im Alltag mit älteren Mitarbeitern3.6.9   Kommunikation im Alltag – Diversity-Management4   Fast ganz zum Schluss4.1   … noch ein paar „Einweggeschichten” zur Förderung des kommunikativen Verständnisses4.1.1   Haben Sie die alte dabei?4.1.2   Haben Sie einen Moment Zeit?4.1.3   Hast du noch einen Musikwunsch? Willkommen beim Happy-Radio-Morgen-Programm!4.1.4   Haben Sie eine Kundenkarte?NachwortDankDer Autor
[1]

Hinweis zum Urheberrecht

Haufe-Lexware GmbH & Co. KG, Freiburg

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Print ISBN: 978-3-648-06836-6 Bestell-Nr. 10119-0001EPUB ISBN: 978-3-648-06837-3 Bestell-Nr. 10119-0100EPDF ISBN: 978-3-648-06838-0 Bestell-Nr. 10119-0150

Stefan Häseli

Erfolgreiche Kommunikation auf dem Büroflur

1. Auflage 2015© 2015 Haufe-Lexware GmbH & Co. KG, [email protected]

Produktmanagement: Bettina Noé

Lektorat: Gabriele Vogt

Satz: kühn & weyh Software GmbH, Satz und Medien, 79110 FreiburgUmschlag: RED GmbH, 82152 KrailingDruck: BELTZ Bad Langensalza GmbH, 99947 Bad Langensalza

Alle Angaben/Daten nach bestem Wissen, jedoch ohne Gewähr für Vollständigkeit und Richtigkeit.

Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe (einschließlich Mikrokopie) sowie der Auswertung durch Datenbanken oder ähnliche Einrichtungen, vorbehalten.

Vorwort

„Wenn der Alltag dir arm erscheint, klage ihn nicht an – klage dich an, dass du nicht stark genug bist, seine Reichtümer zu rufen, denn für den Schaffenden gibt es keine Armut.“

Rainer Maria Rilke

Tipps für das große Glück gibt’s zuhauf, Leitfäden, um große Schwierigkeiten zu meistern, auch. Der Fokus im Hinblick auf die Kommunikation wird dabei meist auf den Bereich der „anspruchsvollen Gesprächssituationen” gelegt. Das ist sicherlich wichtig, denn dort findet die Krise statt; vergessen wird dabei aber zu oft, dass das Leben zu neunzig Prozent aus „Normalität” besteht.[2]

Wir kommunizieren täglich „einfach mal so”, wir führen jeden Tag unsere Mitarbeiter, überzeugen Kunden, gehen mit (Ehe-)Partnern um. Unspektakulär – aber dauerhaft und dementsprechend intensiv. Eben ein Alltag.

Der Alltag

Der Alltag hat einen schlechten Ruf! Zahlreiche Zitate zieren diesen oft vernachlässigten Bereich:

Das Tagtägliche erschöpft mich! ( Ludwig van Beethoven )

Im Alltag passiert überall nichts, aber das mit Höchstgeschwindigkeit … (Elmar Kupke)

Schon wieder ein Montag – zum Glück der einzige in dieser Woche! (unbekannt)

Alltag ist lediglich ein Durchschnitt von Geschehnissen. (Daniel Goral)

Der Alltag macht schon mürbe, bevor man Teig ist. (Stefan Schütz)

Und schlussendlich wird ihm die Farbe Grau zugewiesen: der graue Alltag … Das stimmt natürlich nur, wenn ich ihn mehr oder weniger gedankenlos hinnehme und ständig den Fokus auf die „großen Würfe” lege, sei es das Suchen von Glückshormonen oder das Managen von echten Schwierigkeiten.

In diesem Buch geht es um das vermeintlich Banale: die Kommunikation im beruflichen Alltag. Denn da – in der Alltäglichkeit – findet der nachhaltigste Erfolg statt. Erfolg im Umgang mit Kunden heißt, nicht nur dann gut zu kommunizieren, wenn etwas schiefgelaufen ist; einen Führungsstil zu leben, der Mitarbeiter fördert, findet nicht nur beim Lohn- oder Disziplinargespräch statt. Stressabbau im Alltag heisst nicht, dass ich zweimal im Jahr ins Wellness-Weekend gehe.[3]

Der Erfolg kommt schleichend im Alltag. Wenn wir es schaffen, zentrale, oft ganz kleine Erfolgselemente, sei es in der Kommunikation oder im Selbstmanagement, in unseren Alltag zu integrieren, wird er strukturell, rituell oder eben ganz normal und selbstverständlich. Erfolgreiche Kommunikation als Selbstverständlichkeit – eine Ode an die neunzig Prozent Normalleben. Für den Rest gibt es Coachings, Therapien und bereits zuhauf tolle Bücher.

Dieses Buch bedient den praxisorientierten Leser mit konkreten Tipps: Hinweise zu einer guten Beziehungspflege, weil diese wichtiger Bestandteil einer guten Alltags-Kommunikation ist, sind ebenso dabei wie sechs Speed-Dating-Regeln – übertragen auf die Kommunikation – sowie Trainingseinheiten für mehr Präsenz, Kreativität und den richtigen Umgang mit Humor. Für den Analytiker geben die aufgeführten Ergebnisse einzelner Feldstudien und Forschungen Einblicke in die Mechanismen der Alltags- und Umgangssprache. Auch wer einfach nur ein paar humorvolle Geschichten lesen und sich auf diesem Weg kommunikativ inspirieren lassen möchte, kommt zu seinem Recht. Alltag soll Spaß machen, das beginnt beim Lesen dieses Buches!

Wo andere beginnen, höre ich in diesem Buch auf! Bevor sämtliche kommunikativen Spezialsituationen im Leben, die es statistisch auf wenig Häufigkeit bringen, beschrieben werden, arbeite ich mit Ihnen lieber am und mit unserem Alltag.[4]

Ihr

Stefan Häseli

PS:

Darf ich vorstellen: Das ist Hannes!

Hannes

Hannes ist CEO eines internationalen Industriekonzerns und hat es mit der Alltagskommunikation nicht immer leicht. Immer wieder einmal im Buch werden Sie Hannes begegnen, er wird Sie durch dieses Buch begleiten. „Hannes kommuniziert im Alltag” sind kurze Geschichten mit feinsinniger Satire aus und über die Kommunikation in und aus der Management-Etage. Sie entdecken, wie kleine Dinge in der Alltagskommunikation oft entscheidend sind. Am Schluss jeder Geschichte sind die Lernfelder der entsprechenden Story nochmals zusammengefasst.

Einleitung

Die Alltagskommunikation prägt den beruflichen Alltag. Klar ist es wichtig, sich als Verkäufer gut auf Gespräche mit einem Kunden vorzubereiten, seine möglichen Einwände zu studieren. Es ist aber auch Teil einer Professionalität, sich als Führungskraft bewusst zu werden, d. h. zu wissen, wie anspruchsvolle Mitarbeitergespräche geführt werden, was alles in ein Beurteilungsgespräch gehört oder wie ein neuer Mitarbeiter eingeführt wird.

Die Frage, der hier im Buch nachgegangen wird, ist: Wo wird denn wirklich berufliche Kommunikation zu einem großen Teil „geführt”? Zu über 80 Prozent findet dies im banalen Alltag statt: auf dem Flur, so rasch nebenbei im Büro, auf dem Weg zu einem Meeting, an der Kaffeemaschine usw. Hier wird die Beziehung aufgebaut, Vertrauen gewonnen. Und genau darum geht’s: die Kommunikation im Berufs-Alltag!

Der „Flurfunk” lebt

In vielen Unternehmen ist der sogenannte „Flurfunk” ein bedeutender Faktor der Informationslogistik. Quasi im Vorbeigehen werden Informationen ausgetauscht, weitergegeben oder eingeholt. Diese Mitteilungen mit größtenteils eher inoffiziellem Charakter ergänzen offizielle Fakten oder bringen Zusatzwissen, das Vorgänge in einem anderen Licht erscheinen lässt. Dem informellen Informationsfluss kommt diese herausragende Stellung zu, weil dafür eben keine Besprechungen einberufen, keine Termine und Verabredungen getroffen werden müssen. Die Gesprächspartner treffen sich ungeplant und zufällig. Andere Anwesende und mithörende „Passanten” nehmen Informationen auf und tragen diese weiter oder klinken sich aktiv in Dialoge ein. Wie Radiowellen dringen Flurinformationen auch durch offen stehende Türen an Arbeitsplätze und zu den dort befindlichen „Empfängern”.[5]

Die informelle Kommunikation auf dem Büroflur gehört zum Berufsalltag. Sie beschränkt sich keineswegs auf Belangloses. „Nichts beflügelt die Wissenschaft so, wie der Schwatz mit Kollegen auf dem Flur”, konstatierte Physik-Nobelpreisträger Arno Penzias. Ob sie zu seiner Entdeckung der Hintergrundstrahlung, genauer gesagt, der kosmischen Mikrowellenhintergrundstrahlung, beigetragen hat, lässt sich zwar nicht belegen, fest steht aber, dass die Flurkommunikation eine Art kommunikative Hintergrundstrahlung selbst ist.

Viele Bürotätige verbringen zunehmend Zeit außerhalb ihres Arbeitsplatzes in inoffiziellen Besprechungsbereichen. Der Büroflur ist in diesem Zusammenhang nicht nur eine Verkehrszone. Er ist vielmehr der Bereich, wo Menschen sich entspannen, Ideen austauschen, in Teams arbeiten oder sich gar mit Kunden treffen. Kurz: eine Zone der Alltagskommunikation. Und manchmal gibt es sogar einen „Showdown auf dem Büroflur”, wie in der Kolumne von Johanna Bruckner1[6]:

„Showdown auf dem Büroflur” von Johanna Bruckner

High Noon auf dem Büroflur. Am anderen Ende setzt sich der Kollege in Bewegung, in der einen Hand sein omnipräsentes Smartphone, den Blick auf den Bildschirm gesenkt. Die andere Hand malträtiert einen Kugelschreiber. Klick, klick, klick – klingt wie eine durchdrehende Revolvertrommel. Der ihm entgegen laufende Kollege drückt die Schultern durch: Diesmal wird er nicht zuerst grüßen! Er will nicht wieder mit einem grußlosen Nicken abgespeist werden, das mehr sagt als Worte: Mit Leuten wie dir und Nichtigkeiten wie normalen Umgangsformen kann ich mich auf meinem Weg nach oben nicht aufhalten.

Klar, der Klügere lässt sich im Zweifelsfall gar nicht auf solche kindischen Machtspielchen ein. Aber mal ehrlich: Mit Klugheit kam man doch schon im Kindergarten nicht weiter. „Jeder darf mal Bestimmer sein", war die Ansage der Kindergärtnerin. Aber am Ende bestimmte dann meistens der große Dennis, indem er kleinere Konkurrenten einfach umschubste. Wie einfach und ehrlich das Ausfechten von Machtansprüchen damals war!

Im Job übt man sich bevorzugt in psychologischer Kriegsführung; da werden beständig feine Spitzen gesetzt, die das Selbstbewusstsein der Kollegen langsam aber sicher ankratzen. Beliebt, wie perfide: das tödliche Kompliment. „Hab' gehört, du sollst deinen Vortrag über energiesparendes Arbeiten auch dem Vorstand präsentieren? Ist ja toll! Mal unter uns, die scheinen ja gerade auch Sommerloch zu haben ..." Ein weiterer Klassiker der giftigen Job-Galanterie – die Arbeitsmoral des Gegenübers in Zweifel ziehen: „Also ich könnte ja keine ganze Stunde Mittagspause machen. Aber gut für dich!"[7]

Anarchie im Büro

Paradoxerweise werden Machtspielchen auch – vielleicht sogar: besonders – in Unternehmen mit flachen Hierarchien ausgetragen. Woran das liegen mag? Vielleicht daran, dass gerade in der Kreativbranche Beschäftigungsverhältnisse oft unsicher sind und ums schiere berufliche Überleben gekämpft wird. Vielleicht auch daran, dass hier vor allem jüngere Menschen zu finden sind, die ihre berufliche Position noch ausfechten müssen. Oder es ist eben doch etwas Wahres dran, an den machtpessimistischen Überzeugungen des englischen Staatstheoretikers Thomas Hobbes: Wenn Macht- und Besitzverhältnisse nicht geklärt seien, herrsche Anarchie und Gewalt, stellte er im 17. Jahrhundert fest.

Natürlich ist seine Idee eines allein und allmächtigen Leviathans aus demokratischer Sicht auch keine Lösung. Weder politisch, noch im Job. Denn wer will schon unter einem Chef mit Gottkomplex knechten? Und vielleicht ist das Ganze auch weniger eine Frage der Organisationsstruktur als vielmehr ein Geschlechterproblem. Unternehmensberater und Buchautor Peter Modler zufolge sind Machtkämpfe vor allem Männersache: „Hierarchien sind den meisten Männern sehr wichtig. Sie kommunizieren vertikal, wie man in der Soziolinguistik sagt. Das kann man schon bei kleinen Jungs beobachten: Wenn man die zusammen spielen lässt, ohne einzugreifen, werden sie sehr schnell untereinander ausmachen, wer wo in der Rangordnung steht.” [8]

Womit wir wieder bei Dennis wären. Aber sind wirklich erwachsen gewordene Kindergartentyrannen das Problem? Wohl kaum.

Beste Grüße, du Idiot

Auch Frauen spielen Machtspielchen, ja sie geben sogar die giftigsten Komplimente. Und sie sind Meisterinnen der verdeckten E-Mail-Attacke: Haben Sie schon mal von einer Kollegin eine Mail bekommen, die mit „Beste Grüße" endete? Ja? Dann sollten Sie sich in Acht nehmen – bei diesem vermeintlich harmlosen Gruß knallt eine Peitsche.

Männer demonstrieren Macht eher über territoriale Ansprüche und Statussymbole. Im Meeting wird einem der machtbewusste Kollege schon mal über den Mund fahren (vor allem, um sich selbst Redezeit zu sichern), und wenn es etwas zu besprechen gibt, bestellt er einen stets zu sich ins Büro. Apropos: Wehe dem Machtmenschen wird im neuen Office ein Schreibtischstuhl mit zerschlissenem Sitzpolster zugemutet – das ist für ihn so schlimm wie ein Schubs in den Sandkasten.

So gibt es am Ende auch zwei Wege, den Flur-Showdown für sich zu entscheiden. Zumindest theoretisch. Da wäre zum einen die männliche Variante: einfach umschubsen. Weil das zwar verführerisch, aber wenig karriereförderlich ist, bleibt der weibliche Weg: mit Freundlichkeit töten. Peng![9]

Wie schon erwähnt, bildet die Kommunikation im Büroflur keineswegs nur Belangloses oder Nebensächliches ab. Der die einzelnen Arbeitsplätze verbindende, meist lang gestreckte Raum dient als Informationszentrale und Showdown-Bühne gleichermaßen. Die Art und Weise der verbalen und nonverbalen Kommunikation gestaltet sich vielschichtig und individuell und ist ein ernst zu nehmender Teil des Jobs.

Der Flur ist überall

Nimmt man den Flur nicht nur in seiner wörtlichen oder besser gesagt örtlichen Bedeutung, kann der Flur natürlich überall sein: im Büro, wo sich Informationen arbeitsplatzübergreifend ausbreiten, also der/die Kollege/n aktiv oder passiv in die Kommunikation einbezogen sind, in der Betriebskantine oder auf dem Parkplatz ebenso wie am Telefon.

Hannes
Hannes kommuniziert im Alltag … nicht selbst (Teil 1)

Montagmorgen, 8.00 Uhr. Hannes sitzt im Büro und bereitet sich auf die Geschäftsleitungssitzung vor. Ein wöchentliches Ritual. Beginn 8.30 Uhr, Kaffee um 10.00 Uhr. Letzterer wird wegen der überfrachteten Tagesordnung jeweils spontan gestrichen. Offizieller Schluss 11.45 Uhr, faktisch nie vor 12.30 Uhr. Deshalb genehmigt Hannes sich den Kaffee prophylaktisch und lässt seinen Apfel zwischen den Zähnen knacken. Der Apfel ist neu, früher war’s Kuchen. Seit dem internen Programm „fit-for-work” wählen die Geschäftsleitungsmitglieder die Zwischenverpflegungen nach dem Vorbild-Ansatz aus.[10]

Der Nicht-Lieblingsjob erreicht ihn

Mitten in die physischen und psychischen Vorbereitungen klingelt sein Handy – die Büronummer ist bereits aufs Sekretariat umgeschaltet. Sein Chef sucht ihn: „Könntest du heute das Protokoll der Sitzung führen? Frau Blatter ist krank. Weil du am wenigsten Tagesordnungspunkte hast, möchte ich dir diese wichtige Aufgabe übertragen. Du weißt doch, im Grunde ist der Protokollführer die wichtigste Person – neben dem Chef.” „Mach ich”, gibt Hannes leicht mürrisch zurück. Unwillig denkt er sich: „Ich muss ja. Von wegen ‚die wichtigste Person’… – eine plumpe Schmeichelei.” Hannes fühlt sich eben gerade nicht als Zweitwichtigster im Unternehmen.

Die Sitzung beginnt

Pünktlich – wie immer – begrüßen sich alle freundlich und der Chef eröffnet mit dem seit Jahren immer gleichen, offiziell-witzigen Spruch „Dann platzen wir mal”. Ein kurzes, inszeniertes Anwärm-Mitlachen und man setzt sich – wie immer – auf die gleichen Plätze.

Der Chef beginnt: „Ich möchte euch alle herzlich begrüßen.” Hannes schreibt mit und stolpert über das Wort „möchte”. Warum „möchte”? Er könnte es einfach tun. Soll Hannes bei TOP 1 „Begrüßung” nun „Absichtserklärung” schreiben? Zeit, um darüber nachzudenken, bleibt ihm keine. Zackig geht es weiter mit den Worten: „Wir haben heute eine ‚sportliche’ Tagesordnungsliste.” (Auch dieser Spruch ist immer derselbe, genauso wie das kalkulierte Lachen aller).

Die Tagesordnung wird durchgeackert

Der Verkaufsleiter präsentiert die Verkaufszahlen der vergangenen Woche. Diese sehen seit längerer Zeit mies aus. Seine Stimme war schon mit mehr Selbstbewusstsein getränkt. „Warum habt ihr nicht mehr Gas gegeben?”, fragt der Chef. Der Verkaufsleiter: „Die Marktsituation ist außerordentlich. Die Mitbewerber produzieren unterdessen fast ausschließlich in China und haben bessere Preise.” Der Produktionsleiter rutscht unruhig auf seinem Stuhl hin und her: „Wir arbeiten bereits mit den Kosten am unteren Limit. Ich kann nicht akzeptieren, dass wir an den schlechten Verkaufszahlen schuld sind.” Der Chef greift ein und unterbindet die Schuldzuweisungen mit den Worten: „Man müsste halt schauen, wo wir Optimierungsmöglichkeiten haben, damit wir kostenmäßig wieder etwas konkurrenzfähiger werden.” Alle nicken nonverbal und mit gemurmeltem „genau”, „richtig”. Der Chef hat es wieder einmal auf den Punkt gebracht. Hannes protokolliert fleißig, bis ihn der Ausdruck „Man müsste halt ...” stocken lässt. In seinem Protokoll fehlt nun, wer was bis wann macht. Vielleicht ist auch diese Äußerung nur eine Absichtserklärung.[11]

Die zweite Halbzeit beginnt

Bereits jetzt ist man mit den Punkten der Tagesordnung in Verzug. Der Chef schlägt vor, ausnahmsweise auf die Kaffeepause zu verzichten. „Kein Problem”, hallt es aus der Runde. Der HR-Leiter gibt zu bedenken, dass man vielleicht eine ganztägige Sitzung planen könnte, um den sich türmenden Aufgabenberg abzubauen. „Gute Idee”, ist das Echo. Der Chef präzisiert: „Das sollten wir angehen.” Hannes schreibt mit und überlegt sich „Absichtserklärung oder Ziel?”[12]

In zügigem Stakkato takten sich die Geschäftsleitungsmitglieder durch die Geschäfte. Hannes beobachtet, wie einige offiziell am Tablet mitschreiben. Bei der Rückkehr in sein Büro wird er E-Mails von seinen Kollegen aus der GL erhalten, die sie am Vormittag geschrieben haben. Das lässt sich gut getarnt erledigen. Den Streber markieren, aber E-Mails schreiben.

Noch ein paar Mal erwischt sich Hannes beim Gedanken „Absichtserklärung”. Er macht sich einen Sport daraus, Wendungen wie „man sollte” oder „man müsste” in einer persönlichen Statistik zu zählen: „Sieben Mal ‚man müsste’ und einmal ‚man sollte’. Ach … immerhin 7:1 … War das ein Fußball-WM-Sommer in Brasilien ...”

Nach vier Stunden geschäftigem Sitzen kommt der Chef zum Schluss: „Ich hoffe, dass Ihnen die Nachspielzeit nicht geschadet hat.” Auch immer der gleiche Spruch, aber seit dem WM-Titel der Fußballer erhält er wenigstens einen positiven Nachgeschmack. Es ist 12.30 Uhr und der Chef verabschiedet sich mit dem üblichen Abgang: „Ich möchte mich herzlich bei Ihnen bedanken.” Es wäre somit die letzte Absichtserklärung des Vormittags gewesen …

Floskeln ersetzen keinen Inhalt. Sie dienen dazu, einen Redefluss am Laufen zu halten oder eine Denkpause zu überbrücken. Auch Konjunktive haben ihre Berechtigung. Sie heißen nicht umsonst Würdeform oder beschreiben eine hypothetische Möglichkeit. Der Ausgang des Gesagten ist bei „falls …, dann würde” offen. Aber wer Entscheidungen fällt und diese auch so kommunizieren soll oder möchte, muss sich der Sprachform bedienen, die das auch beinhaltet. Jede Verbform ist für einen Zweck da. Für Entscheidungen und Klarheit sind klare Worte fällig, für offene Punkte auch die entsprechende Feinheit in der Konjugation, dafür ist sie ja da. In der Praxis zeugen falsche Formen davon, etwas nicht ganz durchgedacht zu haben oder im Endeffekt auch gar nicht so zu wollen, wie man es gemeint hat.[13]

Learnings

Mit solchen Sprüchen, die im Alltag oft gesagt und gehört werden, dokumentieren Sie eines: Achtlosigkeit. Diese Sätze sind nur so dahingesagt und haben in der Botschaft keinen Kern mehr. Vor allem aber: Einfach so Dahingesagtes kommt nicht an! Es entsteht der Eindruck von mangelnder Präsenz und klarer Zielorientierung.

Hören Sie sich als kleine Beobachtungsaufgabe einmal um und notieren Sie, wo Sie den Eindruck hatten, dass im Büro, an Sitzungen, auf dem Flur nicht wirklich kommuniziert, sondern einfach geredet wurde.

1SZ-Artikelauszug Job-Kolumne „ #endlichfreitag” auf www.sueddeutsche.de 12. September 2014 (http://www.sueddeutsche.de/karriere/endlichfreitag-zu-machtspielen-im-job-showdown-auf-dem-bueroflur-1.2125977).

1   Die Alltagssprache – Entstehung, Hintergründe und Gesetzmäßigkeiten

Im Alltag werden Beziehungen gestaltet, und das zu einem großen Teil über die Sprache. Diese Alltags- oder Umgangssprache hat viele Wurzeln. Neben der austarierten und mit Regeln beseelten Schriftsprache entsteht die Umgangs- oder Alltagssprache durch viele Faktoren: der persönlichen Präsenz, dem gerade aktuellen Milieu, der Rolle, in der die Kommunizierenden gerade sind, und dem Impuls, der diesen gegeben wird und den sie über ihre Sinne wahrnehmen. In diesem Teil finden Sie neben spannenden Aspekten zur Entstehung der Alltagssprache sowie den Hintergründen des Milieus auch eine Feldstudie über verschiedenste Alltagsszenen. Diese werden auf ihre subtilen Regeln hin untersucht und es werden die Gesetzmäßigkeiten, z. B. anhand eines Gesprächs in der Betriebskantine, abgeleitet.[14]

1.1   Kommunikation im Alltag

Auch wenn Alltagskommunikation ein gängiger Begriff ist, ist es letztlich sehr schwer, ihn eindeutig und allgemeingültig zu definieren. Ist doch der Alltag an sich ebenso vielfältig und vielschichtig wie die Kommunikation, sodass beide in ihrer Verbundenheit noch viel mehr Fragen aufwerfen.

Von der EINEN Alltagskommunikation zu sprechen, würde einem sicherlich nicht gerecht werden: der ständigen Veränderung unserer Kommunikationsmittel und -wege. Dieser Prozess hat sich in den letzten Jahren drastisch beschleunigt und ist durch die Mediatisierung von Gesprächen noch dynamischer geworden. Hat sich unser Gespräch im Alltag – ob beruflich oder privat – durch Smartphones und Co. verändert? Ja! So hat sicher schon jeder von uns einmal Folgendes beobachten können: Zwei Menschen sitzen gemeinsam an einem Tisch im Straßencafé und anstatt sich zu unterhalten (wie das früher wohl der Fall gewesen wäre), tippt jeder auf seinem Handy herum. Ständig fordern eingehende WhatsApp-Nachrichten oder Facebook-Posts unsere Aufmerksamkeit, die doch eigentlich unserem menschlichen Gegenüber gelten sollte.[15]

Auch im Büro ist das oft nicht viel anders: Sprechen wir mit Kollegen oder Mitarbeitern an deren unmittelbarem Arbeitsplatz, müssen wir gewahr sein, dass vielleicht gleichzeitig wichtige E-Mails abgerufen und beantwortet werden. Wie gut, dass es im Büro den Flur gibt, auf dem man sich idealerweise ohne Computer oder Laptop begegnet … – wäre da nur nicht das schnurlose Telefon, dass selbst auf dem Weg zur Kaffeeküche nicht fehlen darf. Ob wir wollen oder nicht: Die Medien sind Teil unserer Kommunikation im Alltag. Aber Gott sei Dank gibt es inzwischen auch eine Art Etikette, damit die Verwendung portabler Medienendgeräte unsere Alltagskommunikation Face-to-Face nicht vollkommen ausrottet.

Woher kommt die Alltags- bzw. Umgangssprache – ein paar Gedanken und Hintergründe

Anette Herbst, eine Schweizer Kabarettistin, beginnt ihr abendfüllendes Bühnenprogramm mit den Worten: „Wenn ich die heutige Sprache nicht versteh, dann ist das mein Problem. Wenn ich Schiller nicht versteh, dann ist das Kunst. Versteh’n Sie? Das ist doch verrückt! Und darüber würd’ ich halt gern mal mit Ihnen sprechen.”

Kommunikation im Alltag wird geprägt von der Umgangssprache. Im Gegensatz zu den wohl abgewogenen Worten, die in vorbereiteten Vorträgen, Gesprächen und geschriebenen Texten zur Anwendung kommen, ist die Alltagssprache diejenige, die aus dem Moment heraus entsteht. Sie ist knapper, kürzer und hat eine Ausdrucksweise, die oft auch die Zugehörigkeit zu einer Gruppe (Milieu-Sprache) erkennen lässt. Sie kann die Tendenz haben, etwas nachlässiger, salopper daherzukommen.[16]

Die geschriebene Standard- oder auch Hochsprache ist durch den Brockhaus und Duden definiert, die gesprochene Sprache jedoch ist regional sehr unterschiedlich. Historie, Herrschaftsverhältnisse und Herkunft der Einwohner prägen bis zum heutigen Tag die entsprechende Sprache. Im deutschen Sprachraum herrscht daher eine große umgangssprachliche Vielfalt. Durch das Zusammenwachsen der Welt entsteht aber unweigerlich eine Art Standardisierung. Völker und Einwohnergruppen mischen sich mit Auswärtigen, Zugewanderten. Das ergibt schlussendlich neue Mischformen der Alltagssprache, die sich überregional leicht angleichen. Erkennen lässt sich dies beispielsweise anhand einzelner Wortschöpfungen. Aber auch das Aussterben von Berg-Tal-Dialekten, die kein Mensch außer den Einheimischen versteht, zeugt davon.

Die Alltagssprache ist ebenfalls ein Zeichen vom „Hier und jetzt”. Räumlich reden wir ähnlich – im gleichen Ort, im gleichen Tal, in der gleichen Region. Dies gilt aber auch zeitlich in der jeweiligen Situation. Milieus prägen die Alltagssprache. Sie hängt z. B. auch davon ab, mit welchen Personen wir im Dialog stehen. Am augenfälligsten sieht man das in touristischen Regionen. Oft haben die Einheimischen ihre Ur-Alltagssprache, ihren Dialekt. Den behalten sie im Grund auch dann, wenn Gäste da sind (von fremdsprachigen einmal abgesehen), brechen allerdings die Kanten der Spezialausdrücke und eigenartigen Betonungen, sodass die Verständlichkeit gewinnt. Hier findet ebenfalls eine gewisse Standardisierung der Alltagssprache statt.[17]

1.2   Wie Alltagssprache funktioniert

Die Alltagssprache unterscheidet sich, wie bereits beschrieben, von der austarierten, vorbereiteten und sich am schriftlichen Verkehr orientierten Standardsprache. Sie ist in der Regel kürzer und geprägt von Faktoren, die das Hier und Jetzt kennzeichnen. Um zu verstehen, wie die Alltagssprache grundsätzlich entsteht, werfen wir einen Blick auf die Theaterschaffenden.

1.2.1   Improvisation(stheater)

Bei Improvisationsspielen oder -stücken sind klare Regeln auf der einen Seite dafür da, um dramaturgisch ein möglichst sinnvolles Ganzes auf die Bühne zu bringen. Auf der anderen Seite wird das Improvisationstheater durch die spontan entstehenden Dialoge geformt und greifbar gemacht.

Wie entstehen Dialoge im Improvisationstheater? Improvisation bedeutet, etwas ohne Vorbereitung – also aus dem Stegreif – dar- oder herzustellen.Tatsächlich entsteht jede Handlung und jeder Dialog auf dieser Bühne im Moment. Es gibt kein Drehbuch, keinen vorgegebenen Text und keinen Regisseur. Ursprung der Szenen sind Vorgaben aus dem Publikum; als Stichwort hineingerufen oder durch kleine Dialogsätze, die auf Zettel geschrieben und auf der Bühne verteilt werden. Welche Szenen daraus entstehen, wissen weder Schauspieler noch Publikum. Es kann eine Komödie sein, ein Drama oder ein Musical. Oder irgendetwas ganz anderes …[18]

Im Alltag sieht das ganz ähnlich aus. Die Dialog-Szenen im Alltag entstehen hier nicht durch Vorgaben aus dem Publikum, sondern durch Impulse von innen und außen. Jeder Mensch reagiert in verschiedenen Situationen unterschiedlich. Und ob Mitmenschen, Situationen oder räumliche Veränderungen: Alles, was durch die Sinne wahrgenommen werden kann, ist als Impuls möglich und geeignet.

Beispiel

Zwei Menschen sitzen an einem Tisch, die Tür geht auf und es zieht ein eisig kalter Wind an den Tisch der beiden. Der Impuls ist Kälte. Da wird wohl der eine zum anderen sagen, „Saukälte”, oder dann den neu auf die Bühne tretenden Mitmenschen, der eben durch die Tür gekommen ist, darauf aufmerksam machen: „Mach die Türe zu.” So entstehen Dialoge, denn der andere kann ja wieder darauf antworten mit: „Frische Luft tut diesem stickigen Raum gut.” Nächster Impuls ist dann „Wahrnehmung über den Hörkanal”.

Immer spannend sind Dialoge in einer Cafeteria. Eine Szene nach dem Urlaub:

Beispiel