ErRettet - Eberhard Platte - E-Book

ErRettet E-Book

Eberhard Platte

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Beschreibung

Auch mit diesen alltäglichen Erlebnissen im zweiten Band möchte der Autor Mut machen, den Glauben in einer Zeit zu leben, die mehr und mehr säkularer und chaotischer wird und deshalb die Frohe Botschaft von Jesus Christus um so dringender braucht. Sie sind zum Selberlesen und zum Vorlesen in Seniorenkreisen und evangelistischen Hauskreisen geeignet. Sie regen zum Nachdenken an und ermutigen zum Rückblick und Ausblick über das eigene Leben. Sie ermöglichen den regen Austausch und das Anknüpfen, die beste Botschaft der Welt ins Gespräch zu bringen.

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ErRettet

Neue Einblicke. Rückblicke. Ausblicke. Weitere Geschichten eines farbigen Lebens

Eberhard Platte

Impressum

© 1. Auflage 2022 ceBooks Verlag Alexander Rempel, Langerwehe

Autor: Eberhard Platte, www.wachsen-im-glauben.de

Cover: Caspar Kaufmann

ISBN: 978-3-95893-292-0

Verlags-Seite und Shop: www.ceBooks.de

Kontakt: [email protected]

 

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Danken möchte ich wie im ersten Band meiner geliebten Erika,die mich all die Jahre in großer Liebe und Treue begleitet hatnach dem Motto: „Ein Christ kann nur so viel für seinen Herrn tun, wie seine Frau hinter ihm steht und ihm den Rücken stärkt.” Danke, dass Du mich immer so unterstützt hast.Vieles ist erst durch Dich möglich geworden!Danke auch meinen Kindern, die die manchen Turbulenzenin unserer Familie durch die oft ungewohnten Gästein unserem Haus nicht nur mitgemacht haben,sondern bewusst unterstützt haben.Ich bin stolz auf euch!

„Die Gastfreundschaft vergesst nicht!Denn dadurch haben einige, ohne es zu wissen, Engel beherbergt. Gedenkt der Gefangenen als Mitgefangene;derer, die geplagt werden, als solche,die auch selbst im Leib sind!“Hebräer 13,2-3

Inhalt

Titelblatt

Impressum

Dank

Newsletter

Wie dieses zweite Buch entstand

Mach‘s nach

Am Eisernen Vorhang

Interne Gemeinde-Kommunikation

Das Dorf am Fuß der Hohen Tatra

Der Engel von Bratislawa

Spitzel und Wanzen?

Oma Olga und die Blaubeeren

Jesus im Alltag

Unmöglich!?

Verändert!

Schuld oder Strafe?!

Bist du glücklich?

Im Psychoknast

In bester Gesellschaft?

Im Kast vergessen?

Gyözö básci

Weihnachten gemeinsam erleben

Was nun?

Unsinn!

Eine radikale Umkehr!

Willi, der Wanderhirte

„Mir fehlt ein Schaf!“

„Ruhe im Stall!“

Hirte oder Schäferhund?

Briefe, die nie verschickt wurden

„Auf deinen Gott pfeif ich!“

Wie neu geboren

„Fang früh an!“

Ein peinlicher Eklat!

Die Rettungsstation

Das ist unvorstellbar!

Wenn Senioren die Bibel lesen

Hat Jesus Humor?

Glaubensschritte

Wo geht‘s lang?

Die beiden Japaner

Viele Fixer sterben – er aber lebt!

Die richtige Blickrichtung

Gott ruft immer noch!

Kein Frühstück ohne geistliches Frühstück!

Kann man hier Gott begegnen?

Zisterne oder Quellwasser?

Der anonyme Brief

Im Land, wo Jesus lebte

Yad-Vashem und Golgatha

Klagen hilft nicht! - Oder doch?

GLRG

Erste oder zweite Hilfe?

„Wir tragen den Sarg!“

Donnerwetter!

Die Journalistin

„Gott grüß die Kunst!“

Mittelalterliche Ansichten?

An der innerdeutschen Grenze

Eine polnische Lektion

„Das kann der doch gar nicht!“

Herbert und der Sündenbock

Die Stiftshütte in der Jungschar

Hausmeinster-Geschichten

Spannend ist das Gemeindeleben!

14000 Einladungen – und keiner kommt

Der Lack ist ab!

„Wehe, du hast das Zittern nicht mehr!“

Ein Haus von Gott

Steine vor dem Rednerpult

Jesus und seine Jungens

Letzte Seite

Wie dieses zweite Buch entstand

Als ich vor zwei Jahren das Buch „ErLebt“ schrieb, ahnte ich nicht, dass nun schon eine Fortsetzung dazu auf dem Weg in die Druckerei ist. Wer den ersten Band gelesen hat, weiß, dass wir mit einigen Ehrenamtlichen unserer Gemeinde ein Stadtteilcafé betreiben, um mit den Menschen in der Umgebung über Gott und die Bibel ins Gespräch zu kommen. Neben vielen anderen Aktivitäten findet dort an jedem Donnerstag ein Seniorenfrühstück statt, zu dem viele ältere Nachbarn sich gerne einladen lassen. Sie kommen nun schon seit einigen Jahren regelmäßig, um das leckere Angebot zu genießen. Wir beginnen um 9 Uhr mit einem gemeinsamen Gebet, in dem wir für das Essen danken, für die Kranken beten und den Segen Gottes für die Geburtstags-Senioren in unserer Mitte erbitten. Zum Ende unseres Zusammenseins lese ich in der Regel eine Geschichte vor. Zunächst waren es die Erzählungen von Pastor Wilhelm Busch. Sie treffen sehr genau unsere Alten und kommen immer sehr gut „auf den Punkt“, so dass sich anschließend schon manches Gespräch über den Glauben ergeben hat.

Nach fünf Jahren hatte ich alle Artikel aus Buschs „Kleinen Erzählungen“ durch und ich dachte: Fang doch wieder von vorne an. Aber unsere Senioren sind noch nicht dement. „Stopp“, riefen sie, „die Geschichte hast du schon gelesen. Die kennen wir schon ...“ – Was also tun?

Eine unserer Frühstücksdamen meinte: „Schreib doch selber. Du hast doch sicher in deinem Leben eine Menge mit Gott erlebt!“ So entstand der erste Band „ErLebt“ vor zwei Jahren. Inzwischen hab ich alle Geschichten daraus vorgelesen, und meine Senioren sagen: „Schreib doch weiter ...“ – Und nun ist der nächste Band fertig: „ErRettet“.

Auch hier habe ich die Begebenheiten nicht chronologisch aufgeschrieben (Nein, ich will keine Biografie schreiben), sondern so wie sie mir beim Schreiben einfallen. Mit diesen alltäglichen Erlebnissen möchte ich Mut machen, den Glauben in einer Zeit zu leben, die mehr und mehr säkular und chaotisch wird und deshalb die Frohe Botschaft von Jesus Christus um so dringender braucht. Vielleicht helfen die Begebenheiten auch anderen Christen und Gemeinden in ihrer missionarischen Seniorenarbeit, um darüber mit den Gästen ins Gespräch über Jesus Christus zu kommen.

Eberhard Platte

Mach‘s nach

Was meinte der Herr Jesus eigentlich damit, als er bei seinem Abschied seinen Jüngern auf dem Ölberg sagte: „Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern, und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu bewahren, was ich euch geboten habe!” Matthäus 28,19-20?

„Abgucken“ erlaubt

Als Kind habe ich häufig meinen Vater beobachtet, wenn er an der Staffelei im Wohnzimmer stand und malte. Es faszinierte mich, wie auf der weißen Leinwand nach und nach ein stimmungsvolles Bild entstand. Ich habe zugeschaut, es nachgemacht, abgemalt und dabei gelernt. Dann nahm er mich mit, um mit ihm gemeinsam Motive in der Natur zu entdecken und auf dem Aquarellblock festzuhalten. Ich lernte von ihm die Grundlagen der Perspektive, der Farbmischung, des Bildaufbaus und des Beobachtens in der Natur. Er zeigte mir in Museen und Bildbänden die großen Künstler und ihre Bildsprache und Farbführung. So bekam ich Appetit auf meinen späteren Beruf als Grafiker. Er begleitete mich interessiert während des Studiums, und ich lernte von ihm, dass ein guter Grafiker „nur die große Schöpfung Gottes nachempfinden kann – der einzigartige und wahre Künstler ist und bleibt Gott!“ Seine wunderbare Schöpfung ist das Kreativste überhaupt, sowohl in Ästhetik als auch in Funktionalität. Ein Künstler erkennt Gott in der Schöpfung und kommt zum Staunen und zur Anbetung!

Nicht neu – und sogar biblisch!

Dieses Prinzip des Mitnehmens, des Vormachens, des Anleitens und des Nachmachens lernte ich bei meinem Vater. Wir finden es auf vielen Ebenen im geistlichen Bereich in der Bibel ebenso. Ein Josua lernte 40 Jahre lang von Mose für seine spätere Führungsrolle. Paulus zeigte dem jungen Timotheus auf seiner zweiten Missionsreise in der Praxis die Grundlage der Missionsarbeit, der Seelsorge, des Gemeindebaus und der Gemeindeführung. Er betonte dieses Prinzip in 2. Timotheus 2,2: „Was du von mir in Gegenwart vieler Zeugen gehört hast, das vertraue treuen Menschen an, die tüchtig sein werden, auch andere zu lehren!“ und in Philipper 4,9 „Was ihr auch gelernt und empfangen und gehört und an mir gesehen habt, das tut! Und der Gott des Friedens wird mit euch sein“.

Diesen Vorgang, den man heute „Mentoring“, „Coaching“ oder „Learning by Doing“ nennen würde, kennt die Bibel also schon lange unter dem Stichwort „Jüngerschaft“. Der Herr Jesus ist so vorgegangen. Deshalb hatte er seine Jünger ausgewählt, „damit sie bei ihm seien und damit er sie aussende“ (Markus 3,14).

Jammern hilft nicht!

Ich habe den Eindruck, dass wir in unseren Gemeinden dieses Prinzip in den letzten Jahrzehnten in vielen Bereichen stark vernachlässigt haben. Wir müssen es uns neu bewusst machen und einüben, um eine kommende Generation zu befähigen, Mission und Gemeindebau zu praktizieren. Wir mögen den sinkenden „Grundwasserspiegel“ des geistlichen Lebens und der biblischen Kenntnis in den Gemeinden beklagen. Doch Jammern hilft nicht. Wir sind selber schuld und sollten unser Versäumnis an der nächsten Generation bekennen und Abhilfe schaffen. Wir sind Jünger Jesu geworden und haben von ihm den Auftrag, „Jünger zu machen“ (Matthäus 28,19). …

Wenn wir heute von Jüngerschaft reden, denken wir in der Regel an einen Kursus, an ein Trainingsprogramm, an einen Lehrgang, an eine Schulung. Doch ich bin überzeugt, dass das, was der Herr Jesus seinen Jüngern vermittelte, weniger ein zu lernendes Schulungsprogramm, sondern eben eine praktisch erfahrbare Lebensgemeinschaft war. Es ist nicht etwas Theoretisches, sondern zugleich angewandte Praxis! Der Jünger konnte seinen Lehrer beobachten. Nicht nur im Fachgebiet, sondern im alltäglichen Leben. Paulus schreibt später der Gemeinde in Thessalonich: „So in Liebe zu euch hingezogen, waren wir willig, euch nicht allein das Evangelium, sondern auch unser eigenes Leben mitzuteilen” (1. Thessalonicher 2,8). Das heißt, Paulus hat sein Leben mit den Thessalonichern geteilt, er hat sie an seinem Alltag teilnehmen lassen. Er hat sie hineinschauen lassen, wie er lebte …

Ein Prediger outet sich

Ein wenig davon habe ich erfahren, als ich in den 80er-Jahren einen der überörtlich tätigen Prediger begleiten durfte. Er diente in den verschiedenen Gemeinden vor allem mit seiner guten seelsorgerlichen Art, machte sogenannte Hausbesuche, d.h. er besuchte die Glieder der Gemeinden zu Hause, hörte sich ihre Nöte an, betete mit ihnen und machte Mut in der Nachfolge. Gerne denke ich an die Zeiten zurück, als er bei uns in der Gemeinde war. Da er selbst nicht Auto fuhr, habe ich ihn häufig begleitet. In der Regel saß ich bei diesen Besuchen irgendwo im Hintergrund und habe still von ihm gelernt.

Manche Begebenheiten sind mir unvergesslich geblieben. Während er in unserer Gemeinde Besuche bei den Glaubensgeschwistern machte, bekam er einen Anruf mit der Frage, ob er in seiner Heimatversammlung im hessischen Hinterland einen Beerdigungsdienst übernehmen könne. Er bat mich, ihn dorthin zu fahren. Unterwegs machte er sich Gedanken über die Predigt in der Trauerhalle und ließ mich an seinen Gedanken teilhaben. Als wir seinen Heimatort erreicht hatten, bat er mich, noch kurz zu dem Trauerhaus zu fahren, damit er die Hinterbliebenen begrüßen könne. Ich wartete derweil im Auto. Als er zurückkam, ließ er sich in den Beifahrersitz fallen und stöhnte: „Ach wärst du doch gleich zum Friedhof gefahren …” Ich schaute ihn verwundert an. Gequält sagte er mir, dass seine Gedanken über die Trauerpredigt völlig umsonst gewesen seien. Die Familie des Verstorbenen hätten einen völlig anderen Text ausgesucht, über den er predigen solle. „Eberhard”, meinte er seufzend, „lass uns beten, dass der Herr Jesus mir die rechten Worte in den Mund gibt.” Wir beteten und fuhren zum Friedhof. Bevor wir in die Halle gingen, bat er mich: „Bitte setz dich direkt unter die Kanzel und bete die ganze Zeit für mich! Ich weiß nicht, wie ich das überstehe!” –

Nun, er hat es überstanden. Gut sogar. Der Herr Jesus hat geholfen. Mir aber ist es unvergesslich, dass er sich mir so geöffnet hat. Er hat mir gezeigt, dass auch er schwach ist, dass auch er Unterstützung und Gebet braucht. Als er sich an jenem Tag so klein und verletzlich machte und mir seine Schwachstellen zeigte, wurde er in meinen Augen groß. Sein ,,outen‘‘ hat mir damals sehr geholfen. Da sind wir zusammengewachsen.

So konnte ich auch nicht Nein sagen, als er mich kurz darauf fragte, ob ich ihn zu einer längeren Reise in die damalige Tschechoslowakei fahren würde. Es war die Zeit vor der Wende. Er hatte von den dortigen Gemeinden eine Einladung zu etlichen Predigten bekommen. Nachdem ich ihn in seinem Heimatort abgeholt hatte, sagte er mir auf der Fahrt zur Autobahn: „Du glaubst doch nicht, dass ich dich nur zum Autofahren mitgenommen habe. Heute Abend in der Gemeinde in Pilsen wirst du predigen. Mach dir während der Fahrt Gedanken, worüber du predigen willst, wir werden uns darüber austauschen und miteinander beten. Wenn du heute Abend bei der Predigt nicht mehr weiterweißt, setzt du dich einfach, und ich mache weiter. Einverstanden?” Nun, die Fahrt bis ins tschechische Pilsen dauerte lange, und wir hatten etliche Stunden Zeit, über das Predigtthema nachzudenken und zu sprechen. Dass er eventuell einspringen würde, erleichterte mir den Gedanken an meine erste Predigt sehr. Und was soll ich sagen? Der Herr Jesus hat wirklich geholfen. So wie ich damals unter seiner Kanzel gesessen und gebetet habe, so machte er es bei mir. — Später, als wir bei unseren Gastgebern in unseren Betten lagen, machte er mit mir „Predigtnachbesprechung” und wir dankten unserem Herrn für die Hilfe. — Gerne denke ich an diese praktische und hilfreiche „Jüngerschaftsschulung“ zurück. In diesen zehn Tagen besuchten wir zehn Gemeinden, und ich konnte zehn Predigten halten, einschließlich Vor- und Nachbesprechung.

Wir sind in den kommenden Jahren noch öfter in den Osten gefahren und haben die dortigen Gemeinden besucht. Einige Begebenheiten und Erlebnisse mit Gott werde ich in diesem Buch noch erzählen. Es war eine spannende und gesegnete Zeit, in der wir Jesus hautnah erleben konnten.

Ein Jahr später machte ich eine ähnliche Reise mit einem anderen Prediger, und ich erlebte die gleiche praktische Unterweisung. Diese Zweierschaft mit erfahrenen und befähigten Verkündigern des Evangeliums hat mir in meinem Werdegang sehr geholfen, und ich wünschte, dass so etwas viel häufiger (und vielleicht auch systematischer) in unseren Gemeinden geschehen könnte. Ich muss bekennen, dass ich das selbst leider versäumt habe. Ich habe nicht in dieser Weise jüngere Männer geschult.

Darüber muss ich Buße tun und um Vergebung bitten. Ich habe zwar Jugendstunden gehalten, habe in vielen Gemeinden gepredigt, habe Bibelschulunterricht gegeben, aber in dieser Weise Jüngerschaft mit Jüngeren praktiziert, das habe ich leider nicht. Ich wünschte, ich könnte das nachholen. Vielleicht hilft dieses Erlebnis, dass in Zukunft in unseren Gemeinden Jüngerschaft wieder mehr ins Bewusstsein kommt und häufiger praktiziert wird.

Am Eisernen Vorhang

Warum besuchen Sie unsere sozialistische Republik?“ Der Grenzbeamte sieht meine Bibel, die demonstrativ auf dem Armaturenbrett liegt, und schaut mich durchdringend und prüfend an. Wir sind auf dem Weg in die Tschechoslowakei (also noch vor der Wende), um hinter dem sogenannten Eisernen Vorhang Gemeinden zu besuchen, ihnen Mut zu machen und mit ihnen Gemeinschaft zu haben.

Wir sind also nicht unterwegs, um heimlich Bibeln oder christliche Literatur zu schmuggeln, nein, wir sind „offiziell” von dortigen Gemeinden eingeladen, um zu predigen. Das war ihnen damals im Quartal in jeweils drei unterschiedlichen Städten pro Region erlaubt. Das Predigen hieß dann nicht „Predigen”, sondern wir durften „ein Grußwort” sagen. Aber wie lange solch ein „Grußwort” dauern durfte, war nicht festgelegt. Unsere Reisen in den Ostblock wurden deshalb dann von den dortigen Gemeinden so geplant, damit es sich lohnt: Jeweils „Grußworte” (Predigten) in drei Gemeinden in Böhmen, in drei Gemeinden in Tschechien und in drei Gemeinden in der Slowakei. Quartalswechsel. Und auf dem Rückweg: Drei Gemeinden in der Slowakei, drei in Tschechien und drei in Böhmen. Also insgesamt 18 Predigten in 18 Gemeinden.

Wir haben keine Schmuggelware dabei und brauchen deshalb auch keine Bauchschmerzen zu haben. Und doch beschleicht mich jedesmal ein sehr mulmiges Gefühl, wenn wir uns der Grenze nähern und von den Soldaten mit ihren Maschinengewehren kritisch begrüßt werden: „Warum kommen Sie also?“, fragt er argwöhnisch. „Das steht doch in unseren Visa“, antworte ich. „Wir sind von den christlichen Gemeinden der Tschechoslowakei offiziell eingeladen.“ „Aber wie passt das zusammen? Sie sind von Beruf Grafik-Designer und sind in Gemeinden eingeladen?“, will er wissen. „Da haben Sie recht“, stimme ich ihm zu, „aber in unseren Gemeinden haben wir keine angestellten Pastoren, sondern alles geschieht ehrenamtlich und nebenberuflich. Wenn Sie mir nicht glauben, kann ich Ihnen ja eine Probepredigt halten.” Ich greife zu meiner Bibel und schlage sie auf. „Nein! Nein! – Ist schon gut!”, antwortet er hastig, als habe er Angst, dass ich wirklich anfange zu predigen. Dann geht er mit meinen Papieren ins Büro und lässt uns warten. Nun, darauf muss man sich an der Grenze zum Osten einstellen. Wenn auch durch das Visa die Erlaubnis der Einreise gegeben ist, muss doch demonstriert werden, dass es ja nur Gnade ist, dass man das sozialistische Land besuchen darf.

Auch darauf muss man gefasst sein, dass auf der gesamten Reise (und sie ist ja den Behörden bekannt), immer ein Auto der Staatssicherheit hinter uns herfährt. An jeder Regionsgrenze ist Ablösung. Wir werden in diesen Tagen also rund um die Uhr überwacht. Wenn man so will: Es kann uns eigentlich nichts passieren, wir haben immer einen staatlichen „Wachhund“ auf vier Rädern hinter uns. Dazu muss man sich jeden zweiten Tag in der jeweiligen Stadt auf dem Amt zur Kontrolle melden. Für uns Westler sehr gewöhnungsbedürftig, aber wir sind dankbar, dass wir die Glaubensgeschwister besuchen und sie durch Gottes Wort ermutigen können. Und wir werden dankbar für unsere Freiheit im Westen, die wir als Christen oft so selbstverständlich nehmen. Nein, sie ist nicht selbstverständlich, sie ist Gnade Gottes!

Interne Gemeinde-Kommunikation

Wir wussten gar nicht, dass Ihr kommt!“ Das liebe, alte Ehepaar schaut uns verwundert an. Sie haben gar nicht mit uns gerechnet. Offensichtlich ist ihnen nicht übermittelt worden, dass wir heute kommen. Ja, es ist manches anders, wenn man eine Reise hinter den „Eisernen Vorhang“ tut: Wir sind auf dem Weg ins Altvatergebirge im Norden der Tschechoslowakei. Ziel ist die Gemeinde in Jesenik. Eine wunderschöne Fahrt. Schmale Straßen, enge Kurven, kleine Städte und idyllische Dörfer.

Wir fahren nach Karte, Navis gibt es ja noch nicht. Wenn man unterwegs fragen muss, verständigt man sich mit Händen und Füßen. Aber wir erreichen den Ort und auch die Adresse der Gemeinde bzw. die Anschrift, wo wir nächtigen sollen. Leider ist offensichtlich den Gemeindegliedern hier keine Information zugekommen, dass heute Abend außerplanmäßig eine Gemeindestunde sein soll. „Kein Problem”, erklärt uns unser 70-jähriger Gastgeber (er kann übrigens sechs Sprachen fließend), „das haben wir gleich”. Er ruft seinen Enkel herbei und sagt ihm einige Worte, und er Junge läuft los. Ohne Smartphone, ohne Internet, ohne Telefon ... –

Nach einer knappen Stunde ist der Gemeindesaal, der eine Straße weiter liegt, gerappelt voll! Alle Gemeindeglieder sind da! Wir schauen uns erstaunt an. Ob das bei uns im Westen möglich wäre?

Gleich nebenan liegt die Kaserne der russischen Besatzung, und während wir in der Gemeinde singen, marschieren draußen vor dem Fenster die Soldaten. Ich habe den Eindruck, dass die Gemeindeglieder besonders laut und kräftig das Lob Gottes singen. Während der Predigt (Entschuldigung: „Grußwort”), bemühe ich mich, mich nicht von den Uniformierten draußen irritieren zu lassen. Es geht um die Christen hier im Raum, und ich bin dankbar, dass unser Gastgeber so perfekt übersetzt. Er scheint meine Gedanken zu erkennen und unsere gemeinsame Predigt verschmilzt wie eine Einheit. Später sagt er zu mir: „Bruder, das ist eine Freude, dich zu übersetzen. Ich habe sofort gemerkt, dass wir in unseren Gedanken eins sind. Du predigst mir aus dem Herzen!“

Als wir später uns zu Bett legen, sehen wir, wie der „Iwan“ von der Kaserne gegenüber immer vom Wachturm zu uns herüberblickt. Natürlich steht mein Auto unübersehbar vor der Tür. Hoffentlich verstehen sie den Bibelspruch auf der Heckscheibe: „Jesus, die einzige Hoffnung der Welt!“ –

Das Dorf am Fuß der Hohen Tatra

Liiieberr Brrruderrr, bitte kuurrze Säätze, damit nicht fällt gutes Wort Gottes auf Boden!”, flüstert mir der Übersetzer vor der Predigt zu. Also muss ich darauf achten, keine endlosen Schachtelsätze zu gebrauchen, damit er es leichter hat, es in seine Sprache zu übersetzen. Auch das ist mir von meinen Ostblockreisen unvergesslich geblieben: Jeder Ort ist anders. Jede Gemeinde ist anders. Und jeder Übersetzer ist anders.

In einem anderen Ort habe ich einen Deutschlehrer als Übersetzer: „Bruder, bitte meeehr Futter!“ Er wünschte sich also immer gleich mehrere Sätze auf einmal, damit er den Gedankengang besser nachvollziehen konnte, um richtig und sinngemäß übersetzen zu können.

In einer slowakischen Industriestadt kommen wir erst kurz vor der Gemeindestunde an. Alle sind bereits versammelt und freuen sich auf die kommende Stunde. Es ist sehr heiß auf der Fahrt gewesen, und wir fragen, ob wir uns vor der Predigt noch kurz frisch machen dürften. „Aber natiierlich! Kein Problem!“, und eine Schwester bringt uns eine Schüssel, ein Handtuch und einen Krug mit Wasser und stellt sie auf einen Hocker vor das Predigtpult! „Bitte schön!“ –

Ehrlich gesagt, so habe ich mich auch noch nicht frisch gemacht – angesichts der ganzen Gemeinde ...

Viele Stunden sind wir unterwegs. Wir nähern uns den slowakischen Alpen: der Hohen Tatra. Beeindruckend und gewaltig schön. Hier könnte man Urlaub machen. Zu Füßen der mächtigen Berge ein eher unscheinbares Dorf: Batisovce. Aber es ist so anders als all die Orte, durch die wir bisher gekommen sind. Bisher hingen überall die roten Plakate, Spruchbänder und Banner der Partei, die darauf ihre Großtaten und Parolen verkünden. Gut, dass wir nicht slowakisch sprechen und lesen können.

Doch hier in Batisovce fällt uns auf, dass kein einziges Plakat, keine Parteiwerbung aushängt! Nur am Rathaus gibt es ein kleines rotes Schild. Wir fragen unsere Gastgeber, bei denen wir wohnen. „Nun”, meinen sie schmunzelnd, „hier in unserem Dorf gibt es zu viele Christen. Hier ist alles anders.” Und wir erfahren: Hier im Ort gibt es eine evangelische und eine katholische Kirche, eine große Brüdergemeinde und eine Baptistengemeinde. Es gibt nur wenige Dorfbewohner, die nicht zu einer der Glaubensgemeinschaften gehören.

Am nächsten Sonntag ist das besonders auffallend: Aus allen Häusern hört man Choräle und Harmoniumklänge. Man meint, in einer anderen Welt zu sein. Und um 9 Uhr sind alle Dorfbewohner zu ihren Gottesdiensten unterwegs – mit der Bibel unter dem Arm.

Unsere Gastgeber nehmen uns mit zu einem alten Bauernhaus, auf dessen großen Dachboden sich die Gemeinde versammelt. Eng gedrängt auf alten Stühlen und Hockern nicken sie uns aufmunternd zu. Selbst auf der Treppe nach unten sitzen sie auf den Stufen und freuen sich auf den Gottesdienst. Nach zwei mit Inbrunst gesungenen Liedern mit etlichen Strophen, fragt uns einer der leitenden Männer: „Brüder, habt Ihr ein Grußwort für uns?“ „Wie lang darf das Grußwort denn sein?“, fragen wir zurück. „Nun“, lächelt er zurück, „nun fangt doch erst einmal an. Wir bleiben so lange, wie Ihr predigt. Wenn jeder von Euch zunächst einmal jeweils eine Stunde predigt ...?“ – Wir nicken uns zu. Und ich darf beginnen. Als eine Stunde vergangen ist, sagte der Gemeindeleiter zu meinem Mitreisenden: „So, und nun du.“ Ich bin erstaunt, mit welcher Aufmerksamkeit jung und alt der Botschaft lauscht. Es ist heiß draußen, und besonders hier direkt unter dem Dach. Mir läuft der Schweiß von der Stirn, und es tröstet mich, dass es den anderen Zuhörern ebenso geht. Aber es scheint keinen zu stören.

Als die zweite Predigt vorbei ist, sagt der Gemeindeleiter: „Wir singen jetzt ein paar Lieder.“ Und alle stimmen vollmundig ein. Danach wendet er sich an mich und fragt: „Bruder hast du noch ein Grußwort?“ Und alle nicken mir erwartungsvoll zu. Nach meiner zweiten Predigt, wendet er sich an meinen Genossen: „Hast du auch noch ein Wort für uns?“ Wir schauen uns an. Ob es so etwas irgendwo bei uns im Westen geben würde? Insgesamt sind wir an diesem Sonntagvormittag über vier Stunden unter dem heißen Dach zusammen. Keiner geht früher, keiner muss anscheinend zur Toilette, alle schwitzen, aber alle strahlen eine Freude aus, die ansteckend ist ...

Als wir die Stufen hinunter ins Freie gehen, müssen wir jedem die Hand schütteln und viele geben uns nach ihrer Gewohnheit einen Kuss auf die rechte und auf die linke Wange.

Danach lädt uns die Jugendgruppe (die es eigentlich offiziell nicht geben darf), zum Mittagessen und zum anschließenden Fußball auf dem Dorfacker ein. Es wird gesungen und geredet mit Händen und Füßen. Man glaubt nicht, im kommunistischen Osten zu sein.

Und sie verraten uns, dass sie bei den Behörden den Antrag gestellt haben, ein Gemeindehaus bauen zu dürfen. Und sie zeigen uns die Baupläne. Wir wundern uns über den eigenartigen Grundriss. „Ja,“ erklären sie uns, „man darf hier im Osten nur auf ein Grundstück bauen, das früher schon mal christlich war. So haben wir nur dieses Areal in der Kurve bekommen. Es hat an der Straße nur eine ganz schmale Front, aber nach hinten geht es keilförmig auseinander, so dass hinten quer ein großer Saal entstehen kann. Wir möchten ein Gemeindehaus mit 600 Sitzplätzen bauen, in dem wir auch später Regionalkonferenzen abhalten können.“ Ich staune über die Weitsicht und den Mut der Gemeinde.

Als wir im nächsten Jahr wiederkommen, steht das neue Gebäude bereits, und sie berichten uns, dass viele Christen aus anderen Orten geholfen haben. Sie haben rund um die Uhr gearbeitet. Viele haben sich Urlaub genommen, die Frauen haben gekocht. Sie haben Wunder über Wunder erlebt. Die kommunistischen Behörden waren fassungslos, dass das Haus in so kurzer Zeit fertig wurde. Und das jeweils benötigte Material war immer zur rechten Zeit vor Ort. Das war in der ganzen Umgebung Gesprächsstoff.

Bei dem ersten Gottesdienst konnten wir dabei sein. Sie hatten eine Konferenz anberaumt, und der Saal war brechend voll. Bei unseren Gastgebern, die wir vom vergangenen Jahr kannten, ist ein Urlauber aus der DDR untergebracht, ein Vopo mit seiner Freundin. Als die beiden hören, dass wir aus Westdeutschland heute abend in der Gemeinde predigen werden, sind sie neugierig und gehen mit, obwohl – wie sie sagen – mit „Jott nix am Hut ha‘m“.

Nach dem Gottesdienst sitzen wir noch bis spät nach Mitternacht zusammen, und beide fragen und fragen. Auch, ob wir ihnen irgendwie eine Bibel besorgen könnten und versprechen, sie zuhause in Berlin zu lesen. Sie sind sehr ins Fragen gekommen. Das erste Ergebnis dieses Abends ist, dass sie sofort nach der Heimfahrt heiraten wollen ...

Der Engel von Bratislawa