Erst lieb ich mich, dann find ich dich - Rüdiger Opelt - E-Book

Erst lieb ich mich, dann find ich dich E-Book

Rüdiger Opelt

4,6

Beschreibung

Wer möchte nicht mit seinem Partner glücklich sein? Wer möchte nicht die vielen Klippen umschiffen, die einer guten Partnerschaft im Wege stehen? Liebe ist nicht immer eine heile Welt. Das Miteinander muss gepflegt und Konflikte müssen gelöst werden. Der oft schwierige Satz „Ich liebe dich“ ist das Leitbild des Buches und wird in allen Variationen diskutiert. Daraus ergeben sich die verschiedenen Strukturen der Liebesfähigkeit. Eine gute Beziehung zu sich selbst – und dann eine offene Beziehung zum Partner. In dieser Reihenfolge entsteht das Glück. Alte Verletzungen müssen ausgeheilt werden, wenn ich mich selbst lieben will. Der Weg vom „Ich mag mich nicht und dir trau' ich auch nicht über den Weg“ zum „Ich bin liebenswert und du bist noch liebenswerter“ wird aufgezeigt und erklärt – anhand vieler Fallbeispiele und Übungen.

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Seitenzahl: 242

Veröffentlichungsjahr: 2013

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Für meine Frau, meine Kinder, meine Eltern, und alle anderen, die mein Herz berührten.

Von der Ehe

Aber lasst Raum zwischen euch. Lasst die Winde des Himmels zwischen euch tanzen.

Liebt einander, aber macht die Liebe nicht zur Fessel: Lasst sie eher ein wogendes Meer zwischen den Ufern eurer Seelen sein.

Füllt einander den Becher, aber trinkt nicht aus einem Becher. Gebt einander von eurem Brot, aber esst nicht vom selben Laib.

Singt und tanzt zusammen und seid fröhlich, aber lasst jeden von euch allein sein, so wie die Saiten einer Laute allein sind und doch von derselben Musik erzittern.

Gebt einander eure Herzen, aber nicht in des anderen Obhut, denn nur die Hand des Lebens kann eure Herzen umfassen.

Und steht zusammen, doch nicht zu nah: Denn die Säulen des Tempels stehen für sich, und Eichbaum und Zypresse wachsen nicht im Schatten des anderen.

Khalil Gibran: Der Prophet

Vorwort: Gut leben und lieben

Ich sitze auf einer Steinterrasse im Süden Frankreichs. Es ist Mai und das Land steht in voller Blüte. Akazien, Ginster und roter Mohn überziehen die Felder mit ihren Farben. Meine Haut prickelt, während die warme Sonne die Feuchte auftrocknet, die das Tauchen im nahen Pool hinterlassen hat. Mein Hund räkelt sich auf heißen Steinen. Schwalben und Spatzen sausen an uns vorbei und verschwinden in den Ritzen der Steinmauern, in denen sie ihre Nester gebaut haben. Verfallene Gemäuer scheinen auf fleißige Handwerker zu warten, die sich aber wohl dem entspannten Nichtstun hingeben, so wie jeder Mensch an diesem Pfingstsonntag des Jahres 2010.

Meine Frau liebt die Dörfer im Département Gard der Region Languedoc-Roussillon. Die alten Häuser strahlen die Ruhe vergangener Jahrhunderte aus. Wuchernde Pflanzen decken sie zu, Eidechsen und Geckos turnen auf ihnen herum. Meine Frau genießt die Wochenmärkte, die Ausflüge zu den Kalkspitzen der nahen Berge, das Baden in den kühlen Flüssen, die schattigen Gärten der Restaurants. Dies ist ihre Seelenheimat. Kaum sind wir hier angekommen, ist alle Mühsal des Alltags verflogen.

Hier ist es leicht zu schreiben und kreativ zu sein. Das wussten schon Van Gogh und Gauguin, als sie im nahen Arles ihre wunderbaren Gemälde schufen. Hier ist es leicht, zu genießen und im Einklang mit dem Leben zu sein. Der Wein aus der nahen Domaine hat eine unbeschreibliche Note, die man zu Hause in Salzburg nicht schmeckt, selbst wenn er aus derselben Flasche stammt.

Hier ist es leicht, romantisch zu sein, zu lächeln und gute Gefühle im Bauch zu haben, aus dem Becher der Gemeinsamkeit zu trinken, wie es in 24 Jahren Ehe nicht immer selbstverständlich ist. Denn hier ist alles leicht.

Merken Sie etwas? Nicht dass ich Ihnen lange Zähne machen will, denn auch Sie kennen wohl einen Ort, an dem Sie glücklich sind, ob am Meer, am See oder in den Bergen. Vielmehr will ich Ihnen vom Geheimnis der Liebe erzählen: Genießen Sie das Leben, genießen Sie es gemeinsam mit Ihrem Partner. Füllen Sie den Krug des Glücks bis an den Rand. Lieben Sie sich selbst und alles um sich herum. Dann brauchen Sie sich um den Fortbestand Ihrer Beziehung keine Sorgen zu machen.

Die Paare, die meine Praxis in Salzburg füllen, haben den gegenteiligen Weg hinter sich. Arbeit, Kinder, Stress und ein aussichtsloser Kampf um die Aufmerksamkeit des anderen. Man schafft es, seine Pflichten zu erfüllen und sich ein bürgerliches Leben aufzubauen, so wie es erwartet wird. Aber die Liebe geht unterwegs verloren. Sehnsüchtig erwartet man, dass einem das Glück vom anderen geschenkt wird. Wenn diese Hoffnung über Jahre enttäuscht wird, ziehen sich Mann und Frau in ihre Schmollwinkel zurück und pflegen ihre Verbitterung. Wenn der andere nur endlich ein bisschen netter wäre, einen umarmen, einmal bedingungslos zuhören würde. Dann, ja dann wäre vieles möglich. Aber nachdem der Idiot das ja nicht zu kapieren scheint, hat er meine Liebe nicht verdient. Darum kriegt er sie auch nicht. Soll er doch schauen, wo er bleibt.

In diesem Schmollwinkel können Sie lange warten. Denn in Beziehungen verhalten sich Mann und Frau meist spiegelbildlich. Wenn einer nichts gibt, gibt auch der andere nichts. Wenn einer sich allein fühlt, ist auch der andere allein. Drehen Sie den Spieß einfach um. Wenn Sie sich nach Liebe sehnen, dann schenken Sie Liebe. Wenn Sie Nettes hören wollen, dann seien Sie nett. Sie werden staunen, wie rasch Sie damit die Zuwendung erhalten, die Sie so lange schon vermissen. Man kann aber nichts verschenken, was man nicht hat. Um Ihren Partner mit Ihrer Liebe zu betören, müssen Sie erst voller Liebe sein. Stellen Sie sich vor, Sie sind ein Honigtopf, der vor lauter Süße überläuft. Dann kommen die Bienen von allein.

Füllen Sie also Ihre Seele mit Süße, Liebe und Genuss, bis Sie Ihr Glück aus vollem Hals herausschreien möchten. Klingt unmöglich, ist es aber nicht. Um das Gefäß Ihrer Seele mit Liebe zu füllen, müssen Sie vor allem gut zu sich selbst sein. Seien Sie sich selbst eine gute Mutter und ein guter Vater. Seien Sie sich selbst ein aufmerksamer Liebhaber und eine zärtliche Geliebte. Schenken Sie sich selbst all das, was Sie sich vom Leben erträumen.

Klingt zu sehr nach Egoismus und Fantasterei? Zugegeben, Selbstliebe braucht etwas Übung, denn man hat sie uns meist in der Kindheit ausgetrieben. „Eigenlob stinkt“ und so. Aber wer soll uns denn bitte glücklich machen, wenn wir es nicht selbst tun? Partner sind überfordert, wenn man sie mit unerfüllten Hoffnungen überhäuft und ihnen dann wegen mangelnder Zuwendung noch Schuldgefühle macht. Das ist nur ein schneller Weg, um seine Beziehung loszuwerden.

Bauen Sie die Liebe in sich selbst auf, bis sie immer mehr wird. Nähren Sie Ihr Herz mit schönen Gedanken, bis es immer lauter schlägt. Wenn Sie es wollen und zulassen, werden Ihnen die Übungen in diesem Buch dabei behilflich sein.

Wenn Sie erst ein durch und durch liebevoller Mensch geworden sind, werden Sie sich vor Verehrern nicht mehr retten können. Wenn Sie tief in Ihrer Brust spüren, wie liebenswert Sie sind, wird Ihr Partner Sie nie wieder ziehen lassen. Wenn Sie Experte für das eigene Glück geworden sind, ist das Glück mit dem Partner nicht mehr weit.

Vorwort 2: Es ist alles viel komplizierter

Gerade habe ich meiner Frau mein wunderschönes Vorwort vorgelesen, da wendet sie ein: „Gefällt mir gut, aber du musst den Lesern schon die ganze Wahrheit sagen. Dass wir es auch nicht immer leicht hatten. Und was gestern geschehen ist.“

Meine Frau ist nicht nur meine Frau, sondern auch meine präziseste Kritikerin. Und sie hat wie immer Recht. Beispielgebend für viele Szenen unserer Ehe muss ich Ihnen daher auch vom Pfingstsamstag 2010 erzählen.

Um von Salzburg über Deutschland nach Frankreich zu gelangen, was an einem Tag mit Genuss nicht zu schaffen ist, hatten wir ein Hotelzimmer in Bern reserviert, Karten gekauft und genau studiert. Da ich gerne Karten lese und meine Frau gerne Auto fährt, saß sie am Steuer und ich war mir ganz sicher, den Weg zum Hotel genau erklären zu können. Autobahn Zürich-Bern, Abfahrt Nummer 37, bei der ersten Ampel links, dann zweimal rechts, Einfahrt in die Hotelgarage, aussteigen, fertig. Klappte gut bis zur ersten Ampel. Mit Linksabbiegen war aber nichts, denn dort klaffte eine riesige Baugrube. „Was soll ich jetzt tun?“, schreit sie. „Weiß ich auch nicht“, antworte ich genervt.

Nachdem wir Bern-Wankdorf zweimal umrundet haben, liegen die Nerven blank. Ich steige aus und frage eine Passantin, wie wir zum Novotel kämen. „Das kann ich Ihnen nicht erkläre, denn da ischt ja jetzt die Baustelle und da kommt keiner vorbei.“ Auf meinen gedehnten Einwand hin, dass wir die Baustelle bereits kennengelernt hätten, gibt sie mir doch einige brauchbare Tipps, wie wir uns näher an unser Ziel heranpirschen könnten. Nach zwei weiteren Stadtteilumkreisungen, in denen mir mein geografisches Selbstbewusstsein abhanden kommt, und einem unerlaubten Linksabbiegemanöver mit Schreiduellen, die ich nicht näher beschreiben möchte, taucht unvermutet die Straße zu unserem Hotel vor uns auf. Allerdings mit einem Umleitungsschild vorneweg. Nach einem weiteren heftigen Wortwechsel entdecke ich einen Polizisten als Retter in der Not. Dieser erklärt mir freundlich, aber bestimmt in bestem Schwyzerdütsch, dass wir das Hotel überhaupt nicht erreichen könnten, da ganz Bern durch den Stadtmarathon „Grand Prix von Bern“ abgesperrt sei. Gnädigerweise erlaubt er uns aber, das Umleitungsschild zu ignorieren und bis zur nächsten Parkgarage zu fahren, von der aus wir unser Gepäck ins Hotel schleppen dürfen, indem wir uns solidarisch unter die Läufer und Nordic Walker mischen.

Stunden später ist der Stadtlauf zu Ende und die Straße wieder frei. Frohlockend hechle ich zur Parkgarage zurück und fahre das Auto in die Hotelgarage. Nach einigem Herumirren im Hotelkeller finde ich den Lift, der mich rein, aber nicht wieder raus lässt. Ich versuche, den Lift mit der Zimmerkarte in Bewegung zu setzen, was mir nicht gelingt. Stattdessen fährt der Lift nach eigenem Gutdünken auf und ab, ohne dass die Türe sich öffnen lässt. Ich beginne, die Liftphobiker zu verstehen. Schließlich steigen zwei polnische Geschäftsleute ein und geben mir per Zeichensprache zu erkennen, dass ich im falschen Hotel sei, weswegen meine Karte auch nicht funktioniere. Mit meinem Latein am Ende durchsuche ich die Parkgarage erneut und entdecke schließlich einen zweiten Lift, der mich überraschenderweise zurück zu meiner Frau bringt. So wie der Tagesverlauf passt auch das Ende dieses Abends nicht zur romantischen Grundidee des Vorworts Nummer eins.

Sie sehen also: Oft ist alles komplizierter als geplant. Besonders in der Partnerschaft. Besonders wenn man ein gemeinsames Ziel ansteuert und nicht findet. Ich könnte Ihnen viele solche Geschichten erzählen, über die man hinterher lacht, die man mittendrin aber gar nicht witzig findet. Wie andere Paare auch schrammten wir mehr als einmal knapp am Ende unseres Liebeslebens vorbei.

Es geht, wie meine Frau schon sagte, in diesem Buch nicht darum, die Probleme zu leugnen, die Umleitungen und Baustellen zu ignorieren, die den gemeinsamen Lebensweg so im Allgemeinen behindern. Vielmehr darum, trotz aller Widrigkeiten immer wieder auf die richtige Straße zu finden, die zum Glück führt. Solange man am Ende im gleichen Bett landet, ist alles okay.

Teil 1: Erst lieb ich mich – Durch Selbstliebe zum Glück

ICH LIEBE DICH

Ich liebe dich! Drei einfache Worte, mit deren Inhalt Romane gefüllt werden. Worte, die man ganz einfach aussprechen kann. Man spricht sie in vielen Sprachen, nur in der eigenen tut man sich manchmal schwer damit.

Wenn er es doch einmal sagen würde! Viele Frauen verzehren sich nach den Worten, die die Welt bedeuten, manche Männer bringen sie nicht über die Lippen. Für die einen ist es der Satz, der beweist, dass man zusammengehört und sich nie wieder trennen wird. Für die anderen ist ebendies eine Gefahr, als würde man in eine Falle tappen, aus der es kein Entrinnen gibt.

Ich hab dich gern, ich mag dich, du gefällst mir. Bedeutet im Grunde dasselbe, klingt aber harmloser, nicht so schicksalsschwanger. Wer sich nicht festlegen will, ersetzt den Satz der Sätze durch seine weniger bedrohlichen Varianten. Manchen kommt der Satz allzu leicht über die Lippen. Gerade denen ist nicht über den Weg zu trauen, denn wenn sie ihn allzu oft bei zu vielen Menschen verwenden, dann meinen sie es nicht ernst. Casanova und Don Juan waren schnell mit Liebesschwüren zur Hand, die sie allzu oft brachen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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