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Ob beim ausgelassenen Toben, beim Hundesport oder dem täglichen Spaziergang: Es kann jederzeit geschehen, dass ein Hund sich verletzt oder in eine Notlage gerät, in der er schnell Hilfe braucht. Wer die nötigen Handgriffe und Maßnahmen kennt, die dann erforderlich sind, und seinem Hund helfen kann, ohne in Panik zu geraten, rettet ihm vielleicht das Leben. Ein Hund kann jederzeit, völlig unerwartet, in eine Gefahrensituation oder Notlage kommen, in der es für ihn vielleicht die einzige Rettung bedeutet, dass sein Besitzer weiß, was zu tun ist, und ihm helfen kann. In diesem Buch erfährt der Leser daher, wie er die Notfallarten beim Hund – von absolut über dringend bis schwer – richtig erkennen und einstufen kann und wie er jeweils darauf reagieren muss. Er wird über die wichtigsten Erste-Hilfe-Maßnahmen informiert: von der Prüfung der Vitalwerte des Hundes bis zur Reanimation bei Kreislaufversagen. Das wichtige Thema Vergiftungen kommt ebenso zur Sprache wie das Erkennen von organischen Erkrankungen. Ein praktisches Symptomregister zum raschen Nachschlagen sowie Tipps zur Ausstattung der Notfallapotheke runden das Buch ab. Die detaillierte Beschreibung und die vielen anschaulichen Fotos, die unter anderem zeigen, wie Verbände fachgerecht angelegt werden, machen dieses Buch zu einem wertvollen Ratgeber für alle Hundebesitzer, die im Notfall richtig handeln möchten.
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Seitenzahl: 91
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Imke Niewöhner
Imke Niewöhner ist Tierärztin mit den Schwerpunkten Verhaltenstherapie und Chiropraktik. Sie besucht fortlaufend qualifizierte Seminare, unter anderem an der Akademie für Tierärztliche Fortbildung, und erfüllt die Auflagen für die Zusatzbezeichnung „Verhaltenstherapie“. Sie ist berechtigt, die Sachkundeprüfung im Rahmen des Hundegesetzes Niedersachsen abzunehmen. Imke Niewöhner hat diverse Bücher, Fachartikel und DVDs zu verschiedenen Hundethemen veröffentlicht und ist eine national und international gefragte Seminarreferentin.
IMKE NIEWÖHNER
Erste Hilfeam Hund
Im Notfall richtig handeln
Autorin und Verlag haben den Inhalt dieses Buches mit großer Sorgfalt und nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt. Für eventuelle Schäden an Mensch und Tier, die als Folge von Handlungen und/oder gefassten Beschlüssen aufgrund der gegebenen Informationen entstehen, kann dennoch keine Haftung übernommen werden.
Copyright © 2014 by Cadmos Verlag, SchwarzenbekGestaltung und Satz: Johanna Böhm, DassendorfLektorat der Originalausgabe: Dorothea von der Höh
Coverfoto: Melanie KrumnowFotos im Innenteil: Melanie Krumnow (falls nicht anders angegeben)
Konvertierung: S4Carlisle Publishing Services
Deutsche Nationalbibliothek – CIP-EinheitsaufnahmeDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation inder Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografischeDaten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
Alle Rechte vorbehalten.
Abdruck oder Speicherung in elektronischen Medien nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung durch den Verlag.
eISBN: 978-3-8404-6185-9
Inhalt
Vorwort
Was ist Erste Hilfe?
Wichtige Grundlagen, erste Schritte
Ruhe bewahren
Anlegen von Maulkorb oder Maulschlinge zum eigenen Schutz
Fixation des Hundes
Transport des Hundes
Erkennen und Einstufen der Notfallarten beim Hund
Absolute Notfälle
Dringende Notfälle
Schwere Notfälle
Notfälle
Vitalwerte prüfen lernen – das A und O der Ersten Hilfe
Wie bestimme ich den Puls meines Hundes?
Wie bestimme ich die Atemfrequenz meines Hundes?
Wie messe ich die Körpertemperatur?
Wie beurteile ich die Skleren, Schleimhäute und Kapilläre Rückfüllungszeit?
Notfall-ABC und Reanimation bei Kreislaufversagen
Schock: Was sind die Symptome und was kann ich tun?
Notfallsituationen
Schwere Verletzungen mit starkem Blutverlust
Anlegen eines Druckverbands
Abbinden einer stark blutenden Wunde
Erstickungsanfälle/Atemnot
Erste-Hilfe-Maßnahmen vor Ort
Magendrehung
Darmverschluss
Krampfanfälle
Bauchhöhlenverletzungen
Anlegen eines Bauchverbands
Brustverletzungen
Anlegen eines Brustverbands
Schusswunden
Lähmungen
Augenverletzungen
Fremdkörper im Auge
Hornhautverletzungen
Vorfall des Augapfels
Stromschlag
Verbrennungen
Ursachen, Schweregrade und Gefahrenfaktoren
Versorgung von Brandwunden und Rauchvergiftung
Hitzschlag
Sonnenstich
Gebärmuttervereiterung (Pyometra)
Weitere Notfälle
Lahmheiten
Knochenbrüche
Verrenkungen, Verstauchungen, Prellungen
Wunden und Wundversorgung
Schnittwunden
Schürfwunden
Risswunden
Wundversorgung und Wundschutz
Krallenverletzungen
Insektenstiche
Sonnenbrand
Unterkühlung
Fremdkörper entfernen
Vergiftungen
Giftköder und deren Wirkstoffe
Rattengiftköder
Schneckenkorn
Gifte aus dem Alltag
Giftige Lebensmittel
Gifte aus dem Haushalt und Umfeld
Mineralöle
Giftige Pflanzen
Giftköder-Netzwerk/-Hotlines
Tipps für häufig vorkommende „Notfälle“
Unrat gefressen
Zeckenbefall
Bindehautentzündung
Vorhautentzündung
Durchfall/Erbrechen
Erkennen von Krankheiten
Niereninsuffizienz
Herzprobleme
Leberprobleme
Schilddrüsenunterfunktion
Diabetes
Massiver Zahnsteinbefall
Medikamentenunverträglichkeit aufgrund von MDR1-Defekten
Notfallapotheke für zu Hause
Anhang
Gewöhnung an den Maulkorb
Literaturhinweise
Internetlinks
Danke
Vorwort
Erste Hilfe ist beim Menschen ein großes Thema, sogar eines mit Pflichtanteil. So muss jeder zum Bestehen des Führerscheins einen Erste-Hilfe-Kurs nachweisen können. Auch für viele Berufe wird dieser immer wieder gefordert. Bei einem Unfall mit verletzten Menschen keine Erste Hilfe zu leisten ist sogar strafbar.
Zwar ist das Thema bezogen auf den Hund noch weitgehend unbekannt und wird eher unterschätzt, jedoch beginnen immer mehr Hundehalter sich auch für Erste Hilfe beim Hund zu interessieren. Dieses Buch soll Ihnen helfen, im (hoffentlich niemals vorkommenden) Notfall passend zu handeln.
Die meisten Menschen haben große Angst, sowohl bei Menschen als auch bei Tieren, Erste Hilfe anzuwenden. Ich appelliere jedoch an Sie: Zu helfen ist immer besser, als nichts zu tun. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie die Situation verschlechtern, ist nicht sehr hoch. Wenn Sie sich an einige der Dinge, die Sie in diesem Buch lernen werden, erinnern, werden Sie eventuell ein Hundeleben retten können. Und allein der Versuch, ein Leben zu retten, ist immer wertvoll.
Was ist Erste Hilfe?
Als Erste Hilfe werden Maßnahmen bezeichnet, die von einem Laienhelfer durchgeführt werden können, um bei einem medizinischen Notfall die akute Gefährdung durch Gesundheitsstörungen zu überbrücken, bis professionelle Hilfe gegeben ist.
Beispiele für Erste-Hilfe-Maßnahmen sind:
Sicherung der Vitalfunktionen: Falls kein tastbarer Puls und keine Atmung vorhanden sind, sollten abwechselnd Herzdruckmassage und Beatmung durchgeführt werden.
Lagerung des nicht akut lebensgefährdeten Notfallpatienten, stabile Seitenlage
Versuch, starke Blutung zu stillen (Wunde verbinden, drücken)
Weitere Maßnahmen, wie zum Beispiel den Notfallpatienten mit Rettungsdecke vor Kälte schützen
Wichtige Grundlagen, erste Schritte
Ruhe bewahren
In einem Notfall sind Hektik und Panik unangebracht, deswegen gilt: Ruhe bewahren und deneigenen Schrecken überwinden. Anschließend ist es wichtig, ruhig und überlegt zu handeln.
Vermeiden Sie zusätzlichen Schaden und hindern Sie den Hund unbedingt am Weglaufen. In Panik und Schmerz ist ein Hund oft nicht berechenbar und teilweise orientierungslos.
Ruhe ist für ein Tier in Schmerz und Panik besonders wichtig. Sprechen Sie ruhig und leise, vermeiden Sie direkten Augenkontakt.
Versuchen Sie, sich zu erinnern: In welcher Reihenfolge gehe ich vor? Was habe ich gelesen/gelernt? Habe ich Hilfe zur Verfügung, wo ist der nächste Tierarzt?
Anlegen von Maulkorb oder Maulschlinge zum eigenen Schutz
Ein wichtiger Faktor, der vor allem am eigenen Tier oft vergessen und unterschätzt wird, ist die eigene Sicherheit. Verletzte, panische Tiere können beißen. Damit rechnet man als Tierhalter selten, das Vertrauen in den eigenen Hund ist oft sehr groß. Dennoch sollten Sie unbedingt zur eigenen Sicherheit dem Hund einen Maulkorb oder eine Maulschlinge anlegen.
1 Zum Anlegen einer Maulschlinge wird zunächst eine Schlaufe vorgefertigt.
2 Die Schlaufe wird um das Maul des Hundes gelegt, mit dem Knoten nach oben.
3 Die Bindenenden unter dem Kinn des Hundes überkreuzen …
4 … und hinter den Kopf des Hundes führen.
5 Zum Schluss die Enden zubinden.
6 Eine korrekt angelegte Maulschlinge.
Für Hunde, die eine gute Maulkorbgewöhnung genossen haben, ist der Maulkorb keineswegs unangenehm und kann in vielen Situationen eine Hilfe sein. Ich halte eine Maulkorbgewöhnung für einen sehr wichtigen Trainingsteil im Leben eines Hundes. Im Anhang finden Sie einen Trainingsplan, wie man einen Hund freundlich so an einen Maulkorb gewöhnt, dass er diesen ohne Stress tragen kann.
Wenn kein passender Maulkorb zur Verfügung steht, wird eine Maulschlinge angelegt. Dies kann mit einer sehr breiten Mullbilde (auf keinen Fall eine dünnere, diese schneiden ein) geschehen.
Gehen Sie dazu in folgenden Schritten vor:
1. Vorfertigen einer Schlaufe
2. Umlegen der Schlaufe um das Maul des Hundes, Knoten oben
3. Bindenenden unter dem Kinn des Hundes überkreuzen und hinter den Kopf führen
4. Zubinden der Enden
Fixation des Hundes
Stellen Sie sicher, dass für den Hund das Flüchten unmöglich ist. Am besten wird er angeleint, wenn Sie sicher sind, dass seine Wirbelsäule unverletzt ist.
Der Hund sollte unbedingt fixiert werden, wenn Sie ihn untersuchen. Am optimalsten funktioniert das mit einem Helfer. Sollten Sie am Unfallort allein sein, müssen Sie versuchen, den Hund zu fixieren und gleichzeitig zu untersuchen.
Fixation am stehenden Tier
Umfassen Sie mit einem Arm den Bauch des Hundes vor den Hinterbeinen und den Kopf-/Halsbereich mit Ihrem anderen Arm. Drücken Sie den Hund an Ihren Oberkörper. Ruhige Tiere lassen sich so meist gut untersuchen.
ACHTUNG!
Wenn der Hund erbrochen hat oder Maul und/oder Nase verletzt sind oder der Hund Atemnot zeigt, darf keine Maulschlinge angelegt werden! Vorsicht ist ebenfalls bei extrem kurznasigen Rassen angesagt.
Um einen stehenden Hund zu fixieren, umfassen Sie mit einem Arm seinen Bauch vor den Hinterbeinen und mit dem anderen Arm den Kopf-/Halsbereich.
Dann drücken Sie den Hund an Ihren Oberkörper.
Umfassen Sie von oben das Ihnen am nächsten stehende Beinpaar.
Ziehen Sie nun vorsichtig die Beine unter dem Hund weg und stützen Sie ihn dabei mit Ihrem Oberkörper.
Der Hund kommt auf der gesunden Seite zum Liegen.
Fixation am liegenden Tier
Dazu wird der Hund in Seitenlage gebracht. Setzen Sie sich an die gesunde Seite des Hundes, falls eine Seite Verletzungen zeigt (Ausnahme siehe Kapitel „Brustverletzungen“).
Greifen Sie von oben über den Hund und fassen Sie das Beinpaar, das näher bei Ihnen ist. Ziehen Sie die Beine nun vorsichtig unter dem Hund weg und stützen den Rumpf des Hundes beim Hinlegen mit Ihrem Oberkörper. Der Hund kommt dann auf der gesunden Seite zum Liegen. Achten Sie dabei unbedingt darauf, dass der Hund sich langsam hinlegt und nicht ruckartig umgeworfen wird.
Transport des Hundes
Um ein Tier zu transportieren, brauchen Sie in den meisten Fällen einen Helfer. Mit einer Decke oder einem Handtuch, worauf Sie den Hund platzieren, können auch schwerere Tiere getragen werden. Eventuell können Stöcke oder Bretter bei der Stabilisierung helfen.
Im Auto sollte der Hund wenn möglich unter Kontrolle sein, wenn er nach einem Unfall oder einer Verletzung transportiert wird. Versuchen Sie auf keinen Fall, einen Hund, der bei Bewusstsein ist, in eine bestimmte Körperhaltung zu bringen. Meist nehmen die Hunde instinktiv die korrekte Schonhaltung ein. Durch eventuell erzwungene Lagerungen muten Sie dem Hund unnötigen Stress zu.
Bewusstlose Tiere sollten in stabiler Seitenlage transportiert werden. Dazu wird der Hund auf die Seite gelegt und der hintere Teil seines Körpers in eine leicht erhöhte Lage gebracht.
Kleine Hunde werden getragen, indem eine Hand unter das Hinterteil fasst und die andere Hand von vorne (Hals) unter den Brustkorb greift.
Größere Hunde werden angehoben, indem beide Beinpaare jeweils vorne und hinten umfasst werden. Achten Sie immer darauf, dass Sie eventuell verletzte Gliedmaßen dabei nicht berühren und diese frei hängen lassen!
Erkennen und Einstufen der Notfallarten beim Hund
Absolute Notfälle
Beispiele für absolute Notfälle sind Herzstillstand, Atemstillstand, schwere Blutungen aus der Hauptschlagader und Verlegungen der Luftwege. Bei diesen Notfällen ist sofortiges Handeln (binnen Sekunden) nötig, damit der Hund nicht stirbt.
Dringende Notfälle
Hierbei handelt es sich um Notfälle, die binnen Minuten oder auch noch bis zu einer Stunde behandelt werden müssen. Beispiele sind mehrfache, tiefe Verletzungen mit starken Blutungen, Öffnungen einer Körperhöhle (Bauch- oder Brusthöhle), Kopfverletzungen mit Verhaltensauffälligkeiten, Schockzustände, schwere Atemnot und Wirbelsäulenverletzungen.
Schwere Notfälle
Hierunter fallen Notfälle, die innerhalb der ersten ein bis zwei Stunden tierärztlich behandelt werden müssen, aber keine sofortige Lebensgefahr bedeuten. Beispiele sind tiefe Verletzungen, Knochenbrüche großer Knochen oder offene Brüche (Hautverletzung am Bruch), offene Gelenkhöhlen und plötzliche Infektionskrankheiten, außerdem die Magendrehung.
So auf einem großen Tuch platziert, lässt sich auch ein schwerer Hund zu zweit gut transportieren.
So werden kleine Hunde sicher getragen.
Notfälle
Unter die Bezeichnung „Notfälle“ fallen verschiedene Verletzungen, die innerhalb der ersten 24 Stunden tierärztlich versorgt werden sollten. Beispiele hierfür sind tiefe Wunden und geschlossene Knochenbrüche ohne Schock, Verrenkungen und Bänderschäden.
Vitalwerte prüfen lernen – das A und O der Ersten Hilfe
Um zu beurteilen, wie schwerwiegend die Veränderungen der Kreislaufsituation des Hundes sind, müssen Sie wissen, wie seine normalen Werte aussehen und wie Sie diese bestimmen können. Alle genannten Werte können in der Gesamtheit Auskunft über die Kreislaufsituation des Hundes geben und sind zur Diagnose eines Schocks (siehe Kapitel „Schock – was sind die Symptome und was kann ich tun?“) besonders wichtig.
Wie bestimme ich den Puls meines Hundes?