Es ist 5 Uhr und um 6 werde ich erschossen - Robert Blum - E-Book

Es ist 5 Uhr und um 6 werde ich erschossen E-Book

Robert Blum

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Beschreibung

Die Schriften des vergessenen Wegbereiters unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung Robert Blum, einer der bedeutendsten Vertreter der deutschen Revolution, wurde am 9. November 1848 in Wien für seine Ideale hingerichtet. Seine Forderungen nach politischer Mitbestimmung, sozialer Sicherheit, freiem Zugang zur Bildung, einem Rechtsstaat und einer parlamentarischen Verfassung sind bis heute von großer Aktualität. Dennoch ist der Vordenker und Wegbereiter unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung nahezu aus dem kollektiven Gedächtnis verschwunden. Geboren in ärmlichen Verhältnissen in Köln eignete sich Robert Blum aus eigener Kraft ein breites literarisches und historisches Wissen an. Als Autor und Publizist und kämpfte er in – hier in Auszügen erstmals versammelten – Artikeln, Buchtexten und Reden gegen die erstarrte Herrschaftsordnung in den deutschen Ländern. Schnell machte sich Blum einen Namen als politischer Führer und wurde Anfang Mai 1848 für die demokratische Linke in die Frankfurter Nationalversammlung gewählt. In seine Reden, Texten und Briefen warb er vehement für eine »gerechtere Verteilung der Güter der Erde, nicht durch Gewalt, sondern durch friedliche Ausgleichung«. Elektrisiert durch die Nachricht von revolutionären Aufständen in Wien reiste Blum im Oktober 1848 als Delegierter der Frankfurter Nationalversammlung dorthin, um eine Solidaritätsnote zu überbringen. Von der Atmosphäre überwältigt beteiligte sich der bis dahin stets auf friedliche Veränderungen Drängende an den Kämpfen, wurde nach deren Niederschlagung von kaiserlichen Truppen festgenommen und am 9. November standrechtlich hingerichtet.

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Edition PaulskircheRobert Blum

Es ist 5 Uhr und um 6 werde ich erschossenMit einem Vorwort von Gabriele GillenHerausgegeben von: Jörg Bong, Ina Hartwig, Helge Malchow, Nils Minkmar, Walid Nakschbandi und Marina Weisband

Kurzübersicht

Buch lesen

Titelseite

Über Edition Paulskirche

Über dieses Buch

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Hinweise zur Darstellung dieses E-Books

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Über Edition Paulskirche

Bibliothek der frühen Demokratinnen und Demokraten

 

Herausgegeben von: Jörg Bong, Ina Hartwig, Helge Malchow, Nils Minkmar, Walid Nakschbandi und Marina Weisband

 

Idee und Konzeption: Jörg Bong

Projektleitung und Redaktion: Rüdiger Dammann

Gestaltung: Kurt Blank-Markard

 

In Kooperation mit:

In der Buchreihe »Bibliothek der frühen Demokratinnen und Demokraten« werden erstmals die Schriften, Biografien, Gedanken und Geschichten der frühen Demokrat*innen versammelt und gewürdigt. Im Zentrum stehen die beiden Revolutionsjahre 1848/1849. Die ersten 5 von 16 Bänden erscheinen im Frühjahr 2023. Die einzigartige Bibliothek ist eine offizielle Kooperation mit der Paulskirchen-Stadt Frankfurt am Main.

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Über dieses Buch

Der am 9. November 1848 in Wien für seine Ideale hingerichtete Robert Blum ist einer der wichtigsten Vertreter der deutschen Revolution. Blums Forderungen nach politischer Mitbestimmung der Bürger, sein Kampf für soziale Sicherheit, den freien Zugang zur Bildung, einen Rechtsstaat und eine parlamentarische Verfassung sind bis heute aktuell. Dennoch ist der Vordenker und Wegbereiter unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung nahezu aus dem kollektiven Gedächtnis verschwunden.

Geboren in ärmlichen Verhältnissen in Köln eignete sich Robert Blum aus eigener Kraft ein breites literarisches und historisches Wissen an. Als Autor und Publizist und kämpfte er in – hier in Auszügen erstmals versammelten – Artikeln, Buchtexten und Reden gegen die erstarrte Herrschaftsordnung in den deutschen Ländern. Schnell machte sich Blum einen Namen als politischer Führer und wurde Anfang Mai 1848 für die demokratische Linke in die Frankfurter Nationalversammlung gewählt. In seine Reden, Texten und Briefen warb er vehement für eine „gerechtere Verteilung der Güter der Erde, nicht durch Gewalt, sondern durch friedliche Ausgleichung“.

Elektrisiert durch die Nachricht von revolutionären Aufständen in Wien reiste Blum im Oktober 1848 als Delegierter der Frankfurter Nationalversammlung dorthin, um eine Solidaritätsnote zu überbringen. Von der Atmosphäre überwältigt beteiligte sich der bis dahin stets auf friedliche Veränderungen Drängende an den Kämpfen, wurde nach deren Niederschlagung von kaiserlichen Truppen festgenommen und am 9. November standrechtlich hingerichtet.

 

Robert Blum (1807–1848) war einer der wichtigsten Vertreter der deutschen Revolution von 1848. Geboren in ärmlichen Verhältnissen in Köln eignete sich Robert Blum aus eigener Kraft ein breites literarisches und historisches Wissen an. Als Autor und Publizist und kämpfte er gegen die erstarrte Herrschaftsordnung in den deutschen Ländern.

 

Gabriele Gillen, geboren 1958, studierte Politik- und Theaterwissenschaften und ist Absolventin der Kölner Journalistenschule für Politik und Wirtschaft. Seit 1988 ist sie Redakteurin für Politik und Kultur beim Westdeutschen Rundfunk.

Inhaltsverzeichnis

(K)Ein Mann zum Verlieben

Freigeist

Über politische Ideen

Ein Blick in das Leben des Erzgebirges

Die deutsche Presse im Jahre 1842

Über die Bildung

Über das Proletariat

Über Sozialismus

Die Wunder des heiligen Rockes

Über die Glaubensfreiheit

Die Teilnahme der weiblichen Welt am Staatsleben

Über Alleinherrschaft

Belagerungszustand und Standrecht

Weihnachten

Reden und Aufrufe

Festrede zum ersten Leipziger Schillerfest am 9. November 1840

Aufruf an die Freisinnigen Sachsens vom 3. März 1848

Völkerrechtliche Verhältnisse

Rede zur »provisorischen Zentralgewalt«

Zweite Rede zur »provisorischen Zentralgewalt«

Die Stellung der Soldaten in Deutschland

Bericht an die Leipziger Wähler

Aufruf an die Wiener Bevölkerung am 18. Oktober 1848

Aus Briefen

Briefe aus Wien

Briefe an Jenny Blum

Tagebucheintrag von Berthold Auerbach – 9. November 1848

Todesurteil für Robert Blum

Den Mördern Robert Blums

Anhang

Biografische Notiz

Editorische Notiz

Quellen

(K)Ein Mann zum Verlieben

Vorwort von Gabriele Gillen

Robert Blum: Kein Mann zum Verlieben! »Denkt euch eine platte, sattelförmige Nase, zwei kleine graue, tief liegende Augen, eine flache holprige Stirn, einen Mund, der sich unter der Nase in sich selbst verkriecht und einen struppigen, urwalddichten rotblonden Bart, und ihr habt ungefähr einen Umriss des Blumschen Kopfes. Und dieser Kopf scheint gar nicht, wie bei anderen Sterblichen, an seinem Hals zu sitzen, sondern ist unmittelbar zwischen die breiten Schultern gequetscht«, so war es 1848 in der von Ludwig Kalisch gegründeten Sonntagszeitung »Der Demokrat« zu lesen.[1] Das ist nicht sonderlich schmeichelhaft, aber es ist auch nicht hämisch gemeint: »Übersichten über gewisse Entwicklungsperioden der Zeit knüpfen sich am bequemsten an Personen an. In der Persönlichkeit ist ein Bleibendes, während die Ereignisse vergehen. (…) Männer, in denen der Geist der Zeit Fleisch geworden ist.« Eine Formulierung, die gut zu dem politischen Dschungelkämpfer Robert Blum passt. Tatsächlich verkörpert er unsere demokratische Gründerzeit; die revolutionären Träume von einer Republik, in der die Bürger- und Menschenrechte für jeden und jede gelten; von einem für alle verlässlichen Rechtsstaat; von einem Europa, in dem freie Völker in Frieden zusammenleben. Denn: »Was wäre auch die Freiheit, wenn sie nicht jedem Menschen und jeder Meinung vergönnt sei?«[2] Robert Blum: Ein Mann zum Verlieben!

Wer sich mit seinem Leben, seinen Kämpfen, mit seinen Texten, Reden und Briefen beschäftigt, entdeckt einen wilden, abenteuerlustigen Geist; eine immer wache Beobachtungsgabe; die funkelnde Freude an der Sprache und am Denken; den Mut für Aufbruch und Wandel; den Mut, im stürmischen Gegenwind seinen Überzeugungen treu zu bleiben. Und einen heute kaum noch zu erlebenden fröhlichen Glauben an die Zukunft. »Die Zeit, in der wir leben, ist eine der schönsten und größten, die es je gegeben. (…) Alles will mit Kraft vorwärts«, schrieb Blum 1840.[3] Und verkörpert mit diesem Glauben, mit dieser Hoffnung auch den Geist der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Überall brach das Neue herein. Mit den Ideen der französischen Revolution – »Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit« – hatte in Europa eine neue politische Zeitrechnung begonnen; die Selbstverständlichkeit, mit der sich Kaiser und Könige über Jahrhunderte als gottgewollte Herrscher dargestellt hatten, wurde allerorts hinterfragt; die miteinander vernetzten und verschwägerten europäischen Königshäuser mussten Antworten finden auf den wachsenden Nationalismus, also auf die Forderung nach souveränen Staaten; die von England ausgehende Industrielle Revolution mit ihren neuen Herstellungsmethoden, Transportmitteln und technischen Errungenschaften wälzte die Wirtschaft um und schuf über den Besitz oder Nichtbesitz von Produktionsmitteln eine neue Klassengesellschaft, auch mit der Möglichkeit von Auf- und Abstieg; neben der Innerlichkeit und der Naturschwärmerei waren das Individuum und die Freiheit zentrale Begriffe der Romantik, der künstlerischen und intellektuellen Bewegung jener Zeit, Malerei oder Theater lösten sich aus ihren Abhängigkeiten von den Fürstenhäusern und suchten nach Autonomie; die Erfindung der Schnellpresse ermöglichte das Drucken und Verbreiten zahlreicher politischer Schriften und das Überlisten der überall herrschenden Zensur: kaum war eine Zeitung, war eine Buchreihe verboten, erschien unter einem anderen Namen eine neue Publikation derselben Herausgeber.

Aufbruch und Wandel waren die Stichworte der Zeit. Während der Adel auf die Rückkehr der guten alten Vergangenheit hoffte, wurden die Umbrüche in den bürgerlichen Kreisen als Chance für die Gestaltung einer neuen Gesellschaft gesehen. Damit einher gingen Forderungen nach einer breiteren Bildung, nach einer Förderung des Einzelnen. Hinter dieser Idee steckte auch die Vorstellung, durch mehr Bildung mehr Leistung und durch mehr Leistung mehr Besitz oder Reichtum zu erreichen – zur Abgrenzung nach unten von den armen Industrie- oder Landarbeitern, aber auch als Kampfansage an das Geburtsvorrecht des Adels, dem seine Privilegien selbst dann garantiert waren, wenn er – wie es der Schriftsteller Lorenz von Westenrieder formulierte – an »tierischer Unwissenheit und Dummheit« litt.[4] Und Robert Blum wird 1848 in dem von ihm herausgegebenen »Volksthümlichen Handbuch der Staatswissenschaften und Politik« über Bildung schreiben: »Wie die Sonne des Himmels für jeden da ist, der hinaustreten und sich ihrer erfreuen will, so muss das Licht des Geistes, welches die Bildung fördert und ausbreitet, jedem zugänglich sein.«[5]

Davon konnte Robert Blum selbst, geboren 1807 im damals zum Kaiserreich Frankreich gehörenden Köln, nur träumen. Zwar hatte ihm der bildungsinteressierte Vater vor seinem frühen Tod noch Lesen, Schreiben und Rechnen beigebracht, doch Not und Armut ließen nur einen kurzen Schulbesuch zu. (Kinder-)Arbeit statt Bildung. Ein Leben lang, so schreibt der Blum-Biograf Ralf Zerback, habe Robert Blum darunter gelitten, dass er nur eine kurze Zeit zur Schule gehen konnte.[6] Doch sein Bildungshunger, gepaart mit einer im frühen Überlebenskampf erworbenen Zähigkeit, suchte sich andere Wege, Wissen zu erwerben. Auf den jahrelangen Wanderjahren als Gelbgießergeselle und später als Angestellter der Kölner »Gesellschaft zur Beleuchtung der Städte«, die Straßen und Parks illuminierte, reiste er zu Fuß oder später mit der Kutsche in fast alle Fürstentümer und freien Städte Deutschlands. Er verfasste immer lebendiger werdenden Reiseaufzeichnungen, schärfte seinen Blick für Kultur, Architektur und soziale Zustände und suchte unterwegs alle erreichbaren Bibliotheken auf, außerdem Theater und Museen. Er las in jeder freien Minute; Tag für Tag, Nacht für Nacht erweiterte er seinen Wortschatz und seine Kenntnisse der belletristischen, philosophischen oder naturwissenschaftlichen Literatur. Im August 1830 kehrte er zurück nach Köln, wo er am Stadttheater eine Stelle als Theaterdiener fand. Das war zwar die unterste Stufe der Hierarchie, aber Intendant Friedrich Sebald Ringelhardt erlaubte ihm die Nutzung der Theaterbibliothek. Blum studierte, so weit vorhanden, die gesamte dramatische Literatur. Und entdeckte Friedrich Schiller, der ihn nachhaltig begeisterte und aus dessen Werken er zu lernen suchte, wie eine politische Botschaft in die Herzen und Köpfe der Menschen zu pflanzen sei.

1813 war die französische Armee in der blutigen Völkerschlacht bei Leipzig, der entscheidenden Schlacht der Befreiungskriege, besiegt worden, Napoleon musste sich aus Deutschland zurückziehen. 1815 beschloss der Wiener Kongress im Rahmen der territorialen Neuordnung, dass das Rheinland von nun an zu Preußen gehöre und damit zum neu geschaffenen Deutschen Bund. Ziel des Adels war die Restauration, die Wiederherstellung der früheren Verhältnisse. Doch die revolutionären Hoffnungen lebten weiter und die Pariser Julirevolution von 1830 bedeutete für die Generation Blums einen neuen politischen Aufbruch. Der Pariser Funke sprang über: in Polen, in Italien, in London. Überall gingen die Menschen gegen die alten Mächte auf die Straße, demonstrierten für ein neues Wahlrecht, für Grundrechte. Im Deutschen Bund wurden in Hannover, Kurhessen, Braunschweig und in Sachsen moderne Verfassungen erzwungen. Es erschienen zahllose revolutionäre Schriften. In Wirtshäusern wurde es üblich, Zeitungen vorzulesen, Handwerker und Lohnarbeiter nahmen an politischen Gesprächen und Debatten teil. In Rheinhessen, der Pfalz und in der Rheinprovinz sangen ländliche und städtische Unterschichten Freiheitslieder, pflanzten Freiheitsbäume und organisierten politisierte Katzenmusiken gegen Vertreter der staatlichen Behörden. Ein Höhepunkt der Bewegung ist im Mai 1832 das Hambacher Fest, eine riesige Demonstration für nationale Einheit, Freiheit und Volkssouveränität in der zum bayrischen Königreich gehörenden Rheinpfalz. Umbruch liegt in der Luft. Unter dem Eindruck der Pariser Julirevolution dichtet der 22jährige Robert Blum: »Ringet kühn für Recht und Freiheit. Jauchzet: Hoch die freie Welt.«[7]

Zur Spielzeit 1831/1832 wechselt Ringelhardt ans Theater in Leipzig. Blum folgt ihm 1832. Mit seinem Umzug in die sächsische Buch- und Kulturmetropole Leipzig, mitten hinein in den politischen Gärungsprozess des Vormärz, wird Robert Blum zu einem unermüdlichen politischen Aktivisten für Freiheit und Recht. Eine neue Welt tut sich für ihn auf, erst hier begreift er das Theater als einen der wenigen öffentlichen Räume, als Bühne des Volkes, die Verbindung von Sprache und Politik.

Die Arbeit im Theater inspiriert Blum, seine vielfältigen Talente auszuprobieren und zu entwickeln. Er ist Theatersekretär, Bibliothekar und Kassierer. Er schreibt Dramen, Gedichte und außerdem erste Feuilletontexte für verschiedene populäre Zeitungen und Zeitschriften. Gemeinsam mit dem Schriftsteller Carl Herloßsohn und dem Humoristen Hermann Marggraff veröffentlicht er ein »Allgemeines Theater-Lexikon«, eine »Encyklopädie Alles Wissenswerthen für Bühnenkünstler, Dilettanten und Theaterfreunde«, in der er ebenso über wichtige Theater in der Welt wie über das Haar als »schönste und natürlichste Zierde« des Kopfes schreibt und eine kleine Kulturgeschichte der Haartracht liefert. Er bewirkt die Gründung des Leipziger Schillervereins, bei dessen wiederkehrenden Schiller-Feiern er als Hauptredner regelmäßig Triumphe feiert. Zusammen mit dem Geschichtsprofessor und Literaten Friedrich Steger gibt er zur politischen Bildung der unteren Klassen den »Verfassungsfreund. Volksschriften über staatsbürgerliche Angelegenheiten« und außerdem eine Publikation mit dem Titel »Vorwärts!« heraus, ein jährliches Volkstaschenbuch mit Essays oder biografischen Porträts. Er arbeitet als Redakteur bei den »Sächsischen Vaterlands-Blättern«; er gründet eine Buchhandlung, in der u.a. das »Staatslexikon für das deutsche Volk« erscheint, für das Blum zahlreiche Artikel verfasst. Als Adressat hat Blum vor allem das einfache Volk vor Augen, dem er entstammt, das er kennt und dem er über den Weg der Bildung zur Emanzipation und zur Teilhabe am gesellschaftlichen und politischen Leben verhelfen will. Er beschreibt Hintergründe, erklärt Zusammenhänge und Begriffe. Er klärt auf. Kein Thema, kein politisches Stichwort, zu dem er nichts zu sagen, über das er noch nicht nachgedacht hätte: Freiheit oder Gleichheit, Gerechtigkeit oder Rechtsstaat, Militär oder Kirche, Bildung oder – zum Beispiel – politische Ideen: »Auch jetzt verlacht man noch die Ideen einer gerechteren Verteilung der Lebensgüter, eines allgemeinen Wohlstandes, einer Aufhebung der Armut und Verarmung. Allein auch sie werden unaufhaltsam der allgemeinen Anerkennung, dem Durchbruch, der Herrschaft entgegen reifen.«[8] Jeder von Blums Texten endet optimistisch, mit einem geradezu kindlichen Glauben daran, dass die bessere Zukunft nur noch wenige vernünftige Schritte entfernt ist. Ein Glaube, der unserer Gegenwart längst abhandengekommen ist.

Die Tätigkeit im Theater sichert auch den Lebensunterhalt der größer werdenden Familie Blums. Doch das Politische und die politische Publizistik werden immer mehr zum eigentlichen Lebensinhalt von Robert Blum. Blum ist ein politischer Visionär mit dem Instinkt eines Populisten, den er im Kölner Armen-Getto, auf seinen Reisen, in Versammlungen entwickelt hat. Er spürt, was die Stunde geschlagen hat, er wittert die Revolution. Und bereitet sich vor. Blum knüpft Kontakte, vorerst im Verborgenen, um den vormärzlichen Überwachungsstaat nicht auf den Plan zu rufen. Die Karlsbader Beschlüsse erlauben es nicht, offen gegen die antidemokratischen Zustände im Land vorzugehen: Überwachung, Denunziation, Pressezensur und Willkürjustiz bedrohen die Opposition.

Auch Blum wird in Sachsen überwacht. Er gründet zahlreiche Vereine, mit denen politische Diskussionen und Veranstaltungen getarnt werden können. Neben dem Schillerverein zum Beispiel den sogenannten »Redeübungsverein« oder die »Kegelgesellschaft«. Im März 1848 folgt der »Leipziger Vaterlandsverein«.

Robert Blum ist überall präsent. Seine Aktivitäten in Leipzig verblüffen durch ihre Vielfalt und ihre Entschlossenheit. Die politischen Botschaften müssen unters Volk gebracht werden, um ihre Wirkung zu entfalten. Das Netzwerk, das Blum knüpft, reicht schon bald weit über Sachsen hinaus. Robert Blum wird unter den führenden Liberalen des Deutschen Bundes zu einer maßgeblichen Gestalt. Im September 1844 muss Blum wegen angeblicher Verunglimpfung der königlich sächsischen Justizbehörden in den »Vaterlands-Blättern« für einige Woche ins Gefängnis. Seine Schwester Margarete drängt ihn, sich politisch zurückzuziehen. Er könne sowieso nichts ändern. Blum antwortet ihr geradezu empört: »Es hätte nie ein Christentum und eine Reformation und keine Staatsrevolution und überhaupt nichts Großes und Gutes gegeben, wenn jeder stets gedacht hätte: ›Du änderst doch nichts!‹ Glaubst Du etwa, es sei ein Spiel, dieser Kampf gegen die Übergriffe und unrechte Stellung der Staatsgewalten, aus dem man sich zurückzieht, wenn es keinen Spaß mehr macht? Oder glaubst Du, man beginne diesen Kampf leichtfertig und leichtsinnig, ohne das Bewusstsein, dass die Staatsgewalten die furchtbare Waffe eines Gesetzes, welches sie meist allein und für ihre Zwecke gemacht haben, gegen uns schwingen und wir fast unbewehrt sind? Allerdings gibt es der fischblutigen Amphibien sehr viele, die recht sehr freisinnig sind, solange es Volkstümlichkeit und Beifall einbringt, die aber sehr klug sind und sagen: ›Ich ändere doch nichts!‹, sobald ein unfreundlicher Wind geht. Willst Du mir raten, mich mit diesem Lumpengesindel in eine Reihe zu stellen?«[9]

Für die Befreiung der Menschen aus Unmündigkeit und systematischer Unterdrückung geht Blum keinem Konflikt aus dem Weg, auch nicht mit der katholischen Kirche. Nach seiner Kommunion hatte Robert Blum in der Kölner Kirche Groß Sankt Martin, die direkt hinter seinem Elternhaus stand, als Messdiener begonnen. Schon bald geriet der hochbegabte Junge in eine tiefe geistige Krise. Er vermochte nicht an die Transsubstantionslehre zu glauben, an die theologische Behauptung, dass sich bei der Abendmahlsfeier Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi verwandelten. Und offenbarte einem Kaplan während der Beichte seine Zweifel. »Statt aber die erwartete Beruhigung zu empfangen, musste er sehen, wie der Priester zurückschreckte, als ob ihm eine Schlange entgegenzische, und die Absolution kurzweg verweigerte.«[10] Robert kam vor ein »geistliches Gericht«, was ihm den Bruch des Beichtgeheimnisses offenbarte. »Diese (…) Verletzung des Beichtgeheimnisses gab dem eingeschüchterten Knaben den Mut wieder, und er erklärte nun kurz und bündig, halte man dieses Sakrament nicht heilig, so vernichte man mit dem Glauben an diesen Lehrsatz zugleich den an alle anderen.«[11] Der Pfarrer geriet so sehr in Wut, dass er sich auf Robert stürzte. Der konnte den Schlägen entfliehen und wurde als Messdiener gefeuert, womit seine Ablehnung der Kirche ihren Anfang nahm. Später sollte Robert Blum für eine strikte Trennung von Kirche und Staat, für eine Abwendung von Rom und dem Papst und für das Recht auf Glaubensfreiheit kämpfen. In den »Sächsischen Vaterlands-Blättern« rief er offen zum Austritt aus der katholischen Kirche auf und sprach sich gegen das katholische Sakrament der Beichte sowie gegen den Pflichtzölibat für Priester aus. »Glaubensfreiheit und Gewissensfreiheit, d.h. das Bewusstsein, weder etwas tun zu müssen, was das sittliche Gefühl beleidigt, noch etwas bekennen zu müssen, was man weder weiß noch glaubt, will die Welt und bedarf die Menschheit, wenn sie frei und glücklich werden will.«[12]

Im Laufe der Jahre in Leipzig findet Robert Blum zu seiner politischen Position. Die Liberalen spalten sich: Auf der einen Seite die Anhänger einer konstitutionellen Monarchie, auf der anderen die Anhänger einer Republik, einer parlamentarischen Demokratie, die demokratischen Linken, zu denen Blum gehört. Gewaltsame Umsturzpläne lehnt Blum ab. Schiller, das Vorbild Robert Blums, vertrat die Ansicht, dass nur der frei sein könne, der sich auch der Freiheit der anderen zuneige, und dies nicht aus taktischen Gründen oder aus Angst vor Strafe. Wie Schiller oder Kant glaubt Blum, dass der Frieden mit der Freiheit der anderen zum Balanceakt der Freiheit gehört, und träumt von einem idealen Staat mit freiheitsfähigen Bürgern, die mit Vernunft das Gleichgewicht zwischen eigener und fremder Freiheit selbst herstellen. Doch Blum, der die Not der unteren Schichten selbst erfahren hat, weiß auch, dass Menschen unter elenden Lebensbedingungen keine philosophischen Erörterungen wollen, sondern konkrete gesellschaftliche Veränderungen. Um diese aber aus eigener Kraft zu erreichen und zu verteidigen, so Blums tiefe Überzeugung, braucht es Bildung. Eines seiner Lebensthemen. Ende März 1848 wird Blum als Delegierter ins Vorparlament gesandt und zum Vizepräsidenten gewählt. Von den Leipzigern zum Abgeordneten bestimmt zieht Blum Mitte Mai 1848 in die Nationalversammlung ein und wird zum Sprecher der demokratischen Linken, die er schnell als erste Fraktion organisiert. Treffpunkt »Deutscher Hof«. Bald gilt er als einer der mitreißendsten Redner der Nationalversammlung, gerät aber auch immer mehr zwischen die Fronten. Der äußersten Linken, der Fraktion »Donnersberg«, die sich schon Ende Mai 1848 vom »Deutschen Hof« abspaltet, ist er zu gemäßigt, den Fraktionen der Liberalen und Rechten zu radikal. Die einen wollen die Revolution in Kämpfen auf der Straße retten, die anderen wollen mit oder gar ohne ein demokratisch gewähltes Parlament nicht auf einen König verzichten. Je länger er in der Nationalversammlung agiert, desto unerreichbarer scheinen Blum seine Ziele. Der Traum von einer demokratisch legitimierten Republik findet in der Nationalversammlung keine Mehrheit, stattdessen wird eine konstitutionelle Monarchie beschlossen.

Doch im Oktober 1848 gibt es aufregende Nachrichten von revolutionären Aufständen in Wien. Blum macht sich auf den Weg nach Wien, mit einer Solidaritätsnote seiner Fraktion in der Tasche. Ungeduldig, verzweifelt ob der verfahrenen Situation in der Nationalversammlung und sehnsüchtig nach dem Vorwärts lässt sich Blum von der revolutionären Stimmung auf der Straße oder in der Universität, von der Entschlossenheit der Aufständischen, von der Dynamik der Ereignisse mitreißen. Und übernimmt sogar das Kommando über eine kämpfende Einheit. Der Mann des Ausgleichs, der geistige Vater der parlamentarischen Demokratie, der glühende Anhänger der Vernunft kämpft plötzlich mit der Waffe in der Hand für seine Ideale. Die Revolution muss siegen! Sie siegt nicht. Der Aufstand in Wien wird niedergeschlagen, Robert Blum wird verhaftet, von einem Standgericht ohne Verteidigung zum Tode verurteilt und am 9. November 1848 außerhalb von Wien von einem Exekutionskommando ermordet. Ein politisch motiviertes Justizverbrechen – auch Blums Immunität als Abgeordneter wird missachtet. Felix Fürst zu Schwarzenberg, der österreichische Regierungschef, und Fürst Windischgrätz, Oberkommandierender der kaiserlichen Truppen, nutzen die Gelegenheit, an einem führenden Repräsentanten der Paulskirche ein Exempel zu statuieren, um ihre Verachtung für die Nationalversammlung und den Kampf um Freiheit und Recht zu demonstrieren. Und tatsächlich spiegelt Blums Exekution die realpolitische Machtlosigkeit der Paulskirchenversammlung wider.

Aufbruch und Wandel: Stichworte der Zeit, Merkmale von Robert Blums Leben. Der Weg aus Armut und Kinderarbeit zu einem autodidaktischen Großmeister in Schrift und Sprache. Der Weg vom Gelbgießergesellen und Laternenverkäufer in Köln zum Theatersekretär, zum Schriftsteller, Journalisten und Publizisten, zum Redner und Politiker in Leipzig. Der Weg aus den dunklen Schatten der Pfarrkirche hin zur hellen Erkenntnis über katholischen Machtmissbrauch und päpstliche Willkür. Der Weg aus der untersten sozialen Schicht hinein in die Paulskirche, hinein in die Nationalversammlung: Und auch der Weg vom Prediger der Gewaltlosigkeit zum verzweifelten letzten Kampf auf den Barrikaden von Wien. »Alles will mit Kraft vorwärts.«

Robert Blum ist eine bedeutende Gestalt der deutschen Demokratie- und Freiheitsgeschichte; Vordenker und Wegbereiter unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Seine Publikationen und Reden sind durchdrungen von dem Bekenntnis zu Frieden, Freiheit, Demokratie und Recht. Und seine Forderungen nach einer parlamentarischen Verfassung, nach politischer Mitbestimmung der Bürger, nach einem für alle geltenden Rechtsstaat, nach sozialer Sicherheit und dem freien Zugang zur Bildung nehmen die Grundlagen unserer heutigen Gesellschaft, unserer Demokratie vorweg. Aber Robert Blum wäre sicher auch ein kluger, leidenschaftlicher, unerschrockener Kritiker ihrer zahlreichen Beschädigungen und wachsenden sozialen Verwerfungen. Wir hätten Robert Blum dringend nötig. Seinen Einsatz für Bildung und Aufklärung, seine scharfen Analysen, seinen Mut zum Widerspruch – und seinen Einsatz für eine gerechte Demokratie.

»Eine ruhige Prüfung der gewichtigen Fragen, die auf die Gestaltung unseres öffentlichen Lebens von entscheidendem Einfluss sind, tut daher vor allem Not. Keine Leidenschaft, kein Irrtum, am wenigsten absichtliche Lüge, dürfen sich in die Erörterung der Formen und Einrichtungen, die für das Staatsleben die passendsten sind, mischen, sollen wir anders unsere Entscheidung richtig abgeben. Zu dieser Entscheidung sind aber alle berufen und berechtigt, Arme wie Reiche, Mächtige wie Schwache, Hohe wie Niedere, denn das Vaterland umschlingt alle Staatsbürger mit gleichem Bande, und was ihm widerfährt, Gutes oder Böses, das hat auch jeder Einzelne mitzuempfinden.«[13]

Robert Blum wurde am 9. November 1848 für seine Ideale hingerichtet. An einem Datum, das deutsche Geschichte schreiben sollte. Genau 70 Jahre später, am 9. November 1918, wurde von Philipp Scheidemann und Karl Liebknecht die erste deutsche Republik ausgerufen.

Freigeist

Das Wort bedarf kaum einer Erklärung; ein Freigeist ist ein Geist, der frei nach allen Richtungen denkt und forscht, ein emanzipierter Geist. Dass das Wort Freigeist eine Art Schimpfname in unseren Staatszuständen ist, spricht sehr deutlich dafür, dass sich der Geist in einem sehr wenig freien Zustand befindet.

Über politische Ideen

Die Masse der Gedanken, welche die stets wachsende Bildung erzeugt und reift, geben in ihrer Gesamtheit eine Art Bild, welches in immer weiteren Kreisen betrachtet, geliebt, ersehnt wird, ehe das Verständnis allgemein ist und diese Allgemeinheit den Eintritt der Ideen in das Leben notwendig macht. Man kann falsche, verderbliche, unhaltbare Gedanken in die Zeit schleudern und ihnen einen Anhang werben – sie werden deshalb nicht zu Ideen, sondern verhüllen dieselben nur auf Augenblicke, wie die Schale ihre Frucht, die zersprengt wird, sobald die Reife sich entwickelt hat; man kann Gedanken ächten, verfolgen, unterdrücken, wie dies die geistesmörderische Zensur in Deutschland 30 Jahre getan – man kann aber deshalb die Ideen nicht zerstören, die aus ihnen hervorgingen. Werfen wir statt aller Ausführung einen Blick auf unsere Zeit, so wird uns die Entwicklung der Gedanken zu Ideen, der Ideen zur Tat bald klar werden. Die Masse der Gedanken, welche Deutschlands große Geister am Ende des vorigen Jahrhunderts in die versumpften Zustände ihres Volkes schleuderten, schienen gar keinen Erfolg zu haben. Das Volk sank tiefer und tiefer, wurde völlig dienstbar fremdländischer Gewaltherrschaft, und die Leiter des Volkes, seine »Beglücker und Beherrscher«, vollendeten seine Schande und sein Unglück, indem sie (…) ihr Volk der Knechtung überlieferten durch Feigheit und Verrat. Hat dieses Elend die Ideen aufgehalten? Nein, unter dem eifernsten Druck sind sie gewachsen, bis sie stark genug waren, alle Gewalt zu zersprengen. Ein anderes Beispiel: An die Erhebung des Befreiungskrieges schlossen sich die Ideen von der Freiheit und Einheit des Vaterlandes an. Sie wurden niedergehalten durch 30jährige Geistesknechtschaft, durch das schmachvolle Mittel der Zensur, durch Bundesbeschlüsse, ministerielle Wiener Verschwörungen, Gewalt, Bevormundung und Polizei. Hat es geholfen? Unter dem ersten Eindruck der großartigen französischen Staatsumwälzung brachen die Ideen gewaltsam hervor und gelangten zur Herrschaft. Welche schmachvolle Rolle spielten dabei die deutschen Regierungen! Wie hatten sie hohngelächelt, wenn man ihnen diesen Durchbruch vorher verkündete! Wie pochten sie auf ihre Bajonette und auf ihre Polizei! Wie spotteten sie der »Ideologen, Utopisten, Schreier, Böswilligen« usw., welche unermüdlich forderten, was man jetzt sogleich gewähren musste! Wie übermütig wiesen sie auf ihre Unfehlbarkeit und Allmacht hin, der Knechtung noch den Hohn hinzufügend! Und das alles ist zerstoben und zugrunde gegangen vor einem Hauch der Freiheit; die Pfuscher und Bönhasen[14] in der Politik, die sich Minister und Staatsmänner nannten, sind beseitigt, nur die Schande ihrer hochverräterischen Unterdrückungsversuche und die Lächerlichkeit ihres Gebarens ist übrig geblieben als trauriges Denkmal ihres Daseins. So allmächtig sind die politischen Ideen, die kein Druck, keine Gewalt, kein Verrat zerstören kann, die immer weitere Kreise durchdringen, immer mehr Herzen entflammen, immer mehr Anhänger gewinnen, bis sie friedlich oder gewaltsam ins Leben treten und die Welt beherrschen. Es kann sie Niemand machen, es kann sie Niemand ausrotten, sie wachsen, wie die Pflanze bis zur Reife. Auch jetzt verlacht man noch die Ideen einer gerechteren Verteilung der Lebensgüter, eines allgemeinen Wohlstandes, einer Aufhebung der Armut und Verarmung. Allein auch sie werden unaufhaltsam der allgemeinen Anerkennung, dem Durchbruch, der Herrschaft entgegen reifen. Hoffentlich ist die Zeit für immer vorbei, wo man Ideen mit Polizei verfolgt (…).

Ein Blick in das Leben des Erzgebirges

Der gewaltige Notruf, welcher aus dem sächsischen Erzgebirge schon beim Beginn des Winters erscholl, und trotz des Aufgebots aller Kräfte und Mittel der lebhaft angeregten Wohltätigkeit sich kaum verminderte, hat die Blicke nicht nur in Sachsen, sondern fast in ganz Deutschland auf jenen Landstrich gelenkt, welcher durch den gänzlichen Verfall der nährenden Industriezweige dem Verderben preisgegeben scheint.