23,99 €
ETF steht für Exchange-Traded Fund. Dieser Investmentfonds wird fortlaufend an der Börse gehandelt. In diesem Band werden unter anderem Antworten auf folgende Fragen zu lesen sein: Wie unterscheiden sich ETFs? Weshalb gibt es aktive und passive Fonds? Wozu kann ich ETFs verwenden? Wie baue ich mit ETFs ein Portfolio auf? Welche neuen Entwicklungen gibt es? Frag doch einfach! Die utb-Reihe geht zahlreichen spannenden Themen im Frage-Antwort-Stil auf den Grund. Ein Must-have für alle, die mehr wissen und verstehen wollen. Das Buch richtet sich neben Studierenden der Betriebswirtschaftslehre auch an Leser:innen, die sich mit aktuellen Geldanlagefragen intensiver befassen.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2025
Rolf J. Daxhammer / Moritz Schüßler
ETFs - Börsengehandelte Indexfonds? Frag doch einfach!
Klare Antworten aus erster Hand
Umschlagabbildung: © bgblue - iStock
DOI: https://doi.org/10.36198/9783838562711
© UVK Verlag 2025— Ein Unternehmen der Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KGDischingerweg 5 • D-72070 Tübingen
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Alle Informationen in diesem Buch wurden mit großer Sorgfalt erstellt. Fehler können dennoch nicht völlig ausgeschlossen werden. Weder Verlag noch Autor:innen oder Herausgeber:innen übernehmen deshalb eine Gewährleistung für die Korrektheit des Inhaltes und haften nicht für fehlerhafte Angaben und deren Folgen. Diese Publikation enthält gegebenenfalls Links zu externen Inhalten Dritter, auf die weder Verlag noch Autor:innen oder Herausgeber:innen Einfluss haben. Für die Inhalte der verlinkten Seiten sind stets die jeweiligen Anbieter oder Betreibenden der Seiten verantwortlich.
Internet: www.narr.deeMail: [email protected]
Einbandgestaltung: siegel konzeption | gestaltung
utb-Nr. 6271
ISBN 978-3-8252-6271-6 (Print)
ISBN 978-3-978-3-8463-6271-6 (ePub)
Wenige Themen an den Finanzmärkten haben Privatanlegerinnen oder -anleger in den letzten Jahren mehr gefesselt als der kometenhafte Aufstieg von Exchange Traded Funds (ETFs) im Universum der Anlagemöglichkeiten. Im Jahr 2005 betrug das weltweit investierte Vermögen in ETFs etwa 417 Milliarden US-Dollar. Bereits Ende 2023 waren rund 11.390 Milliarden US-Dollar investiert. Sie tauchen auf in den Produktempfehlungen automatisierter Anlageempfehlungen (Robo-Advisor), und sie werden mittlerweile in den Pausen am Schulhof, bei der Arbeit oder im Studium diskutiert wie neue Streaming-Serien. Das vorliegende Buch in der Reihe „Frag doch einfach“ soll dazu beitragen, den Schleier zu lüften, der häufig über dem Begriff ETF liegt und zu vielen Missverständnissen führt. Wir handeln aus einer doppelten Perspektive. Wir werden sowohl wissenschaftliche als auch praktische Aspekte von ETFs beleuchten. Wir orientieren uns bei unseren Ausführungen an Fragen, die sowohl Einsteiger als auch erfahrene Nutzer stellen können.
Wir beginnen mit einer etwas ausführlicheren Darstellung, was sich hinter dem Konzept ETF verbirgt, wie ETFs grundsätzlich aufgebaut sind und wie der Handel mit diesen Anlageinstrumenten funktioniert. Das zweite Kapitel Wie unterscheiden sich ETFs? befasst sich mit den unterschiedlichen Arten von ETFs. Die Bandbreite möglicher Produkte ist auf den ersten Blick beachtlich. In Deutschland gibt es inzwischen mehr als 2.000 unterschiedliche ETFs.
Das dritte Kapitel Weshalb gibt es aktive und passive Fonds? befasst sich mit der grundlegenden Frage, warum ETFs überhaupt existieren. Auf den ersten Blick wirken die meisten ETFs denkbar „langweilig“. Sie bilden hauptsächlich passiv einen Index nach und Anleger und Anlegerinnen sparen sich so die mühsame Auswahl einzelner Wertpapiere auf der Suche nach verborgenen Schätzen. Wie kann man ETFs sinnvoll einsetzen, wenn sie auf den ersten Blick uninteressant erscheinen? Wir werden sehen, dass ETFs ein wesentlicher Bestandteil der individuellen Altersvorsorge sein können. In anderen Ländern, z. B. in den USA, in UK oder in der Schweiz, werden sie dafür bereits in großem Umfang eingesetzt. Sie können jedoch auch für kurzfristigere Sparziele oder bewusste Spekulation genutzt werden.
Kapitel 5 Wie baue ich mit ETFs ein Portfolio auf? befasst sich mit der Frage, wie man ETFs am besten in seine individuelle Finanzplanung einbezieht. In Kapitel 6 Welche neuen Entwicklungen gibt es? werden wir die Frage beantworten, welche neuen Entwicklungen in Zukunft zu erwarten sind. Es ist durchaus denkbar, dass sich die Welt der ETFs in Zukunft verändern wird. Gerade die zunehmende Verbreitung unter Privatanlegerinnen und -anlegern eröffnet viele Möglichkeiten für spannende Innovationen.
Rolf Daxhammer (Reutlingen) und
Moritz Schüßler (Berlin),
im Frühjahr 2025
Toni gibt dir spannende Tipps. Er verrät dir Lesenswertes, Hörenswertes und Wissenswertes rund um das Thema.
Die Glühbirne zeigt eine Schlüsselfrage an. Das ist eine der Fragen zum Thema, deren Antwort du unbedingt lesen solltest.
Die Lupe weist dich auf eine Expert:innenfrage hin. Hier geht die Antwort ziemlich in die Tiefe. Sie richtet sich an alle, die es ganz genau wissen wollen.
Quelle: ETFGI, eigene Darstellung
Das Wachstum von Indexstrategien, insbesondere in Form von ETFs, ermöglicht Millionen von Anlegerinnen und Anlegern weltweit die Erreichung ihrer finanziellen Ziele. Investoren versprechen sich Berechenbarkeit – sie werden die Marktrendite abzüglich der Kosten erhalten. In der Regel sind die Kosten bei ETFs sehr gering. Da die Bevölkerung immer mehr Transparenz und Kostenbewusstsein entwickelt, wird wahrscheinlich auch die Verbreitung wissenschaftlich basierter Investmentstrategien zunehmen.
Viele Anleger und Anlegerinnen bevorzugen bei der Geldanlage zunehmend kosteneffiziente Vehikel. Global betrachtet findet in der Fondsindustrie eine enorme Umschichtung von teuren in kosteneffiziente Fonds statt. Die Gründe werden mit einem kurzen Blick auf die Kostenquoten von Fonds besonders ersichtlich. Während die durchschnittliche Verwaltungsgebühr für Anleger über alle Produktgruppen hinweg in der Eurozone bei bis zu 0,60 % liegt, können sich Anleger und Anlegerinnen in Europa mittlerweile komplette ETF-Portfolios für 0,10 % zusammenstellen (Quelle: Vanguard und Morningstar 2024).
Finanzielle Bildung ist eine der wesentlichen Stellschrauben der Zukunft, um mehr Anlegerinnen und Anleger für die Kapitalmärkte zu gewinnen und die Rentenlücke über die private Vorsorge zu schließen.
Die Erfindung von ETFs hat den Zugang zum Finanzmarkt enorm erweitert. Heute ist es sehr einfach, breit gestreut zu investieren. Die meisten Anlegerinnen und Anleger bezahlen jedoch weiterhin zu viel für die Geldanlage. In Deutschland lässt sich in den vergangenen Jahren nur eine geringfügige Steigerung der Aktionärsquote beobachten. ETFs sind dabei dies zu ändern. Viele Neuinvestoren in Europa, also insbesondere die jüngeren Generationen sowie Frauen, wählen ETFs explizit aus, um erstmals in den Kapitalmarkt zu investieren.
ETF steht für „Exchange Traded Fund“, welcher auch als börsengehandelter Fonds bezeichnet wird. → ETFs verbinden die Vorteile von Publikumsfonds (öffentlich zugängliche Fonds) mit Aktien. Sie sind das Synonym für passives Investieren, da sie sehr eng mit der Ursprungsidee klassischer Indexfonds verbunden sind.
Allerdings existieren auch aktive ETFs. Im Gegensatz zu → aktiven Fondsaktive Fonds und ETFs versuchen passive Fonds und ETFs nicht den Index zu schlagen. Während klassische Publikumsfonds nur einmal am Tag zum Nettoinventarwert (NAV) gekauft oder verkauft werden können, bieten ETFs eine börsentägliche Handelbarkeit (siehe auch Kapitel Wie unterscheiden sich ETFs?). Es findet also wie bei Aktien eine kontinuierliche Preisfindung statt.
Der börsengehandelte Indexfonds ist darauf ausgelegt, eine Indexrendite nach Abzug der Kosten möglichst genau abzubilden. So können Anlegerinnen und Anleger mit einem S&P 500 ETF mit einem Schlag in alle 500 Aktien des S&P 500 Index investieren. Die Wertentwicklung des ETFs sollte abzüglich der Kosten genau der Indexperformance entsprechen, sodass Investoren die Wertentwicklung sehr transparent nachvollziehen können.
ETFs sind in Europa als SondervermögenSondervermögen reguliert, sodass das Fondsvermögen treuhänderisch und sicher bei einer Depotbank verwahrt wird. Besonders beliebt sind in Deutschland → ETF-SparpläneETF-Sparpläne, mit denen ein regelmäßiges Investment ab 1 Euro möglich ist.
Podcast-Tipp | In der ARD Audiothek findet sich ein kurzer Podcast als Überblick: „Gold & Asche: Projekt ETF“.
https://www.ardaudiothek.de/episode/gold-und-asche-projekt-versicherungen/gold-und-asche-projekt-etf-trailer/ard/13625111/
Während es → IndexfondsIndexfonds schon seit den 1970er-Jahren gibt, datiert die erste Auflage eines börsengehandelten Indexfonds auf das Jahr 1990. Indexfonds gehen bereits auf die Anfänge der modernen PortfoliotheoriePortfoliotheoriemoderne zurück. Nach dieser Theorie ist es sinnvoll, seine Anlagen möglichst breit zu streuen, um das Risiko zu senken. Große Ideengeber für Indexfonds waren Eugene Fama, Harry Markowitz, William Sharpe sowie Louis Bachelier (siehe nachstehende Frage zu den entscheidenden Faktoren für die Entstehung von Indexfonds). Neben den wissenschaftlichen Erkenntnissen in Bezug auf die Portfoliotheorie gab es aber auch immer mehr Anlegerinnen und Anleger, die erkannten, dass selbst professionelle Fondsmanager nicht immer den Markt schlagen. ETFs sind ein nützliches Instrument, um die Geldanlage weiter zu demokratisieren und den Zugang zu erweitern. ETFs sind einfach, transparent und flexibel. Heute sind wir bei mehr als 10.000 ETFs weltweit angekommen (Quelle: ETF GI).
Der Wertpapierhandel an sich hat eine viel längere Geschichte. Er umfasst den Handel mit übertragbaren Wertpapieren, die auf den Finanzmärkten gehandelt werden. Die Geschichte des Wertpapierhandels reicht bis ins Mittelalter zurück, als die ersten Börsenplätze für den Handel mit Waren und Krediten entstanden. Die ersten Aktien im modernen Sinne wurden im 17. Jahrhundert von europäischen Handelsgesellschaften ausgegeben, die Kapital für ihre Überseegeschäfte benötigten.
Die erste feste BörseBörse wurde in Amsterdam errichtet, wo die berühmte niederländische Ostindien-Kompanie ihre Aktien handelte.
Der Wertpapierhandel entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einem globalen Markt, der von verschiedenen Gesetzen, Institutionen und Technologien beeinflusst wurde. Hier ist eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Ereignisse und Entwicklungen in der Geschichte des Wertpapierhandels:
1288: Die erste bekannte Aktie wird in Schweden ausgestellt, die einen Anteil an einer Kupfermine bezeugt.
1409: Die erste Börse wird in Brügge gegründet, wo Händler sich treffen, um Waren zu tauschen.
1600: Die britische East India Company wird gegründet und gibt 101 Anteilsscheine aus, um ihre Handelsaktivitäten in Asien zu finanzieren.
1612/13: Die erste feste Börse wird in Amsterdam gebaut, wo die Aktien der niederländischen Ostindien-Kompanie und anderer Handelsgesellschaften gehandelt werden.
1688: Die London Stock Exchange wird gegründet, die bald zur führenden Börse in Europa wird.
1792: Die New York Stock Exchange wird gegründet, die zur wichtigsten Börse in Amerika wird.
1848: Die Chicago Board of Trade wird gegründet, die den Handel mit Agrarprodukten und später mit Terminkontrakten ermöglicht.
1867: Der erste elektrische Börsenticker wird erfunden, der die Kurse von Wertpapieren in Echtzeit überträgt.
1896: Der Dow Jones Industrial Average wird eingeführt, der den Wert von zwölf führenden US-Industrieaktien misst.
1914: Der Erste Weltkrieg führt zur Schließung der meisten Börsen für mehrere Monate.
1929: Der Schwarze Donnerstag löst den Börsencrash von 1929 aus, der eine weltweite Wirtschaftskrise auslöst.
1934: Der Securities and Exchange Act wird verabschiedet, der die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC schafft, um den Wertpapierhandel zu regulieren.
1971: Die NASDAQ wird gegründet, welche die erste elektronische Börse ist, die den Handel ohne physischen Standort ermöglicht.
1986: Der Big Bang findet in London statt, der die Deregulierung und Modernisierung des britischen Wertpapiermarktes beinhaltet.
1987: Der Schwarze Montag ereignet sich, der den größten eintägigen Börsensturz in der Geschichte verursacht.
1997: Die Deutsche Börse wird gegründet, die aus der Fusion der Frankfurter Wertpapierbörse und der Deutschen Terminbörse entsteht.
2000: Die Dotcom-Blase platzt, was einen starken Rückgang der Aktienkurse von Internet-Unternehmen verursacht.
2007–2009: Die globale FinanzkriseFinanzkriseglobale bricht aus, die durch die Subprime-Hypothekenkrise in den USA ausgelöst wird. Die Börsen erleben starke Turbulenzen und Verluste.
2010: Der Flash-Crash findet statt, der einen plötzlichen und kurzlebigen Einbruch des US-Aktienmarktes verursacht, der durch einen algorithmischen Handelsfehler ausgelöst wird.
2020–2021: Die COVID-19-Pandemie führt zu einer weltweiten Rezession und zu starken Schwankungen der Börsenkurse. Gleichzeitig kommt es zu einem Anstieg des Online-Handels und zu Phänomenen wie dem GameStop-Hype, der durch soziale Medien und Privatanleger angeheizt wurde.
Der Wertpapierhandel ist also ein historisch gewachsenes und dynamisches Phänomen, das die Entwicklung der Wirtschaft, der Gesellschaft und der Technologie widerspiegelt. Er bietet Chancen und Risiken für Anleger, Unternehmen und Staaten. Er ist sowohl ein Spiegel als auch ein Motor der globalen Finanzwelt. Der Wertpapierhandel hat sich in den vergangenen Jahren zu einem wichtigen Faktor für die langfristige Altersvorsorge entwickelt. Vor allem in den USA spielt er dafür eine zentrale Rolle. Es ist daher nicht überraschend, dass viele Finanzmarktinnovationen, wie auch ETFs, ihre Wurzeln in den USA haben.
Der erste IndexfondsIndexfonds, je nach Definition, wurde Anfang der 1970er-Jahre aufgelegt. Davor gab es wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse, die für die Entstehung verantwortlich waren.
Im Jahr 1952 veröffentlichte der Ökonom Harry Markowitz seine Dissertation. Er begründete darin die moderne PortfoliotheoriePortfoliotheoriemoderne (siehe auch Kapitel Weshalb gibt es aktive und passive Fonds?). Er demonstrierte zum ersten Mal, wie man ein Portfolio rendite- und risikooptimiert aufstellt – und zwar durch Diversifikation. Markowitz erhielt 1990 den Wirtschaftsnobelpreis für dieses Projekt.
MarkowitzMarkowitz, Harry traf wenig später auf SharpeSharpe, der das Modell von Markowitz dahin gehend vereinfachte, dass er die Schwankungen von Aktien im Verhältnis zum Gesamtmarkt anstatt direkt zueinander berechnete. Die Worte „Beta“ (der Gesamtmarkt) und „Alpha“ (Abweichung vom Gesamtmarkt) sind seitdem Schlüsselbegriffe für eine gesamte Industrie.
Sharpe entwickelte das Capital Asset Pricing ModellCapital Asset Pricing Modell (CAPM), was es Anlegern ermöglicht, Finanzinstrumente zu bewerten. Es zeigte sich, dass für die meisten Anleger und Anlegerinnen ein Investment in den gesamten Markt die größten Chancen biete.
Eugene FamaFama, Eugene, ein weiterer Chicagoer Ökonom, zeigt, warum das Marktportfolio optimal ist. Er begründete 1970 die EffizienzmarkthypotheseEffizienzmarkthypothese. Diese argumentiert, dass in Wertpapierpreisen stets alle Informationen vorhanden sind – sie wird bis heute kontrovers diskutiert. Warum gibt es z. B. kurzzeitige Abweichungen in Form von Krisen und Spekulationsblasen? Hierzu werden wir später ausführlicher berichten.
In diesem Kontext sollten wir auch Paul Samuelson erwähnen, bis heute einer der berühmtesten Ökonomen seiner Zeit. 1954 wird dieser auf eine Doktorarbeit des französischen Mathematikers Louis BachelierBachelier, Louis aufmerksam. Die „Theory of Speculation“ von Bachelier untersuchte bereits Ende des 19. Jahrhunderts, ob sich die Wertentwicklung von Finanzinstrumenten statistisch vorhersagen lässt. Er gab darin erste Hinweise auf das sogenannte „Random Walk“ Konzept, nachdem es nicht möglich ist, auf Basis der vergangenen Wertentwicklung, auf die Zukunft zu schließen. Bis heute gibt es zahlreiche Hinweise darauf, dass aktives Portfoliomanagement basierend auf historischen Informationen keine systematischen Vorteile bietet.
Um die Renditen von Fonds vergleichbar zu machen, sind zwei weitere Elemente notwendig: eine wissenschaftliche Untersuchung über die am Kapitalmarkt möglichen Renditen und ein Vergleichsmaß, auch → IndexIndex genannt.
1957 entwickelte Standard & Poors (S&P) erstmalig den S&P 500 Index. Dieser Index bildet die 500 größten US-Aktien ab. Der Index ist ein zentraler Leitindex und zählt zu den wichtigsten globalen Indizes (siehe Kapitel Wie unterscheiden sich ETFs?).
Um herauszufinden, wie viel Renditepotenzial Aktien langfristig besitzen, spendete die Bank Merrill Lynch an die Universität Chicago, um das Center for Research in Security Prices (CRSP) – genannt Crisp – zu gründen. CRSP fand 1964 heraus, dass Anleger und Anlegerinnen inklusive aller DividendenDividenden in den USA zwischen 1926 – 1960 bis zu 9 % p. a. Rendite erwirtschaften konnten. Es war also zum ersten Mal möglich, das Können eines aktiven Fondsmanagers zu vergleichen. Ohne Internet war die Informationsverbreitung dieser Erkenntnisse sehr langsam. Die meisten professionellen Fondsmanager hatten kein Interesse an der Verbreitung solcher Studien.
Der erste Indexfonds wurde 1971 von Wells Fargo für ausgewählte institutionelle Anleger aufgelegt, allerdings ohne größeren Erfolg. Der ausgewählte "Equal-Weight-Index" gewichtete alle gelisteten Aktien am New York Stock Exchange (NYSE) gleich, was zu erheblichen Handelskosten führte. Hierdurch ließ sich der Index nicht genau genug abbilden. Auch dies ist einer der Gründe, warum sich bis heute Indizes, die nach der MarktkapitalisierungMarktkapitalisierung gewichtet sind, durchgesetzt haben (siehe Kapitel Wie unterscheiden sich ETFs?).
Die American National Bank in Chicago hatte im September 1973 den ersten Indexfonds auf den S&P 500 Index aufgelegt. Kurz darauf folgte Wells Fargo mit dem gleichen Produkt. Die Firma Batterymarch plante bereits 1972 ähnliches, gelangte aber erst 1974 an Investorengelder. Ende 1975 verwalteten Wells Fargo, Batterymarch und die American National Bank alle erfolgreich günstige Indexfonds für Pensionsfonds und Stiftungen.