EU-Gipfel - Wolfgang Machreich - E-Book

EU-Gipfel E-Book

Wolfgang Machreich

4,9

Beschreibung

Das Gipfel-Tourenbuch der Europäischen Union Dieses Buch ist eine gewanderte, gekletterte Liebeserklärung an Europa und seine Erhebungen und Berge. Es nimmt „EU-Gipfel“ wörtlich, rettet sie vor der Vereinnahmung durch die Politik, holt sie raus aus Brüsseler Konferenzen und beschreibt sie wie sie sind: von sanft und niedrig bis hoch und wild. Egal, ob er mit seiner Angst vor Bären im slowenischen Karst fertig werden muss, der Olymp sich seiner Besteigung mit einem Hagelschauer erwehren will oder er auf päpstlichen Spuren über die Südflanke des Mont Blanc klettert – Wolfgang Machreich erklimmt in jedem Mitgliedsstaat der Europäischen Union dessen höchsten Punkt. Dabei ist in manchen Ländern die Herausforderung diesen zu finden größer als hinauf zu steigen. Die einem Österreicher angeborenen alpinen Vorkenntnisse sorgen aber von den Azoren bis nach Zypern für den nötigen (Über-)Mut. Machreich ist in den Bergen aufgewachsen, hat sich als Journalist seine Sporen verdient und ist seit 2010 Pressesprecher der Vizepräsidentin des Europaparlaments Ulrike Lunacek. Mit EU-Gipfeln beschäftigt er sich somit regelmäßig, hat aber auch jene 28 EU-Gipfel bestiegen, auf denen Bergfexe und nicht Politiker das Sagen haben. Konsequent folgt Wolfgang Machreich seiner selbst gesteckten Aufgabe und berichtet humorvoll und hintergründig von der Vielfalt Europas und den traumhaften Aus- und Einsichten auf den Höhepunkten dieses Kontinents, die erst ein Blick von ganz oben zu zeigen vermag.

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Seitenzahl: 265

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Bildnachweis:

Die Bilder des Textteils: Wolfgang Machreich

Coverfotos: Wolfgang Machreich

großes Motiv: Ponta do Pico/Azoren/Portugal

kleine Motive: Fagaras-Berge/Rumänien

und Großglockner-Gipfelkreuz/Österreich

Kartenicon: © Stepmap GmbH, Berlin

Karte: © Cartomedia, Karlsruhe

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek: Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

© 2016 traveldiary.de Reiseliteratur-Verlag, Hamburg

www.reiseliteratur-verlag.de

www.traveldiary.de

Der Inhalt wurde sorgfältig recherchiert, ist jedoch teilweise der Subjektivität unterworfen und bleibt ohne Gewähr für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages. Bei Interesse an Zusatzinformationen, Lesungen o.ä. nehmen Sie gerne Kontakt zu uns auf.

Umschlagentwurf und Layout: Jürgen Bold, Jens Freyler

Satz: Jens Freyler

Druck: Standartu Spaustuve

ISBN 978-3944365-87-9

eISBN 978-3944365-94-7

Wolfgang Machreich

EU-Gipfel

28 Höhepunkte Europas,auf die man stehen muss

Das Gipfel-Tourenbuch der Europäischen Union

Ein Tourenbuch ...

... für alle, die bei EU-Gipfel an höhere, schönere, wildere Ziele denken als an Brüsseler Konferenzen von Staats- und Regierungschefs ...

... für alle, die Europa von oben sehen und groß und weit erleben möchten, weil sie sich die Neugier am Nachbarn erhalten haben ...

... für alle, die bei EU noch an europäische Gemeinschaft denken und an das europäisch Gemeinsame, an europaweite Begegnungen und Freundschaften ...

... nicht zuletzt für alle, die Berge lieben, die gerne wandern, steigen, egal wo, egal wie weit, egal wie hoch, egal wie schwierig oder leicht – aus reiner Lust am Raufgehen, aus reiner Lust am Runterschauen.

Auf geht‘s!

Inhalt

Von Gipfel zu Gipfel

Karte

1. Höhepunkt: Møllehøj, 170,86 Meter, Dänemark

2. Höhepunkt: Ta’ Dmejrek/Dingli Cliffs, 253 Meter, Malta

3. Höhepunkt: Gaizinkalns, 311,5 Meter, Lettland

4. Höhepunkt: Aukštojas, 294 Meter, Litauen

5. Höhepunkt: Suur Munamägi, 318 Meter, Estland

6. Höhepunkt: Vaalserberg, 322,7 Meter, Niederlande

7. Höhepunkt: Kneiff, 560 Meter, Luxemburg

8. Höhepunkt: Botrange, 694,24 Meter, Belgien

9. Höhepunkt: Kékestetö, 1014 Meter, Ungarn

10. Höhepunkt: Carrauntoohil, 1041 Meter, Irland

11. Höhepunkt: Haltitunturi, 1324 Meter, Finnland

12. Höhepunkt: Ben Nevis, 1344 Meter, Großbritannien

13. Höhepunkt: Schneekoppe, 1602 Meter, Tschechien

14. Höhepunkt: Dinara, 1831 Meter, Kroatien

15. Höhepunkt: Kebnekaise, 2104 Meter, Schweden

16. Höhepunkt: Ponta do Pico, 2355 Meter, Portugal

17. Höhepunkt: Rysy, 2499 Meter, Polen

18. Höhepunkt: Moldoveanu, 2544 Meter, Rumänien

19. Höhepunkt: Gerlachspitz, 2655 Meter, Slowakei

20. Höhepunkt: Triglav, 2864 Meter, Slowenien

21. Höhepunkt: Olymp/Mytikas, 2918,8 Meter, Griechenland

22. Höhepunkt: Musala, 2925 Meter, Bulgarien

23. Höhepunkt: Zugspitze, 2962 Meter, Deutschland

24. Höhepunkt: Pico del Teide, 3718 Meter, Spanien

25. Höhepunkt: Großglockner, 3798 Meter, Österreich

26. Höhepunkt: Monte Bianco, 4810 Meter, Italien

27. Höhepunkt: Mont Blanc, 4810 Meter, Frankreich

28. Höhepunkt: Olympos, 1952 Meter, Zypern

Z wie zukünftige EU-Gipfel

Danksagung

Von Gipfel zu Gipfel ein Netz spannen

Mein liebstes Schulbuch war der Atlas. Und zwei Weihnachtsgeschenke haben mich wie den Engel am Krippengiebel strahlen lassen: eine Elektroeisenbahn und ein Globus. Doch der österreichische Schriftsteller Robert Menasse zeichnet am Anfang seines Essays „Der Europäische Landbote – Die Wut der Bürger und der Friede Europas“ eine Landkarte Europas, die mit diesem positiven Bild bricht, deren Grausamkeit schockt. Menasse fordert auf, alle politischen Grenzen, die es in Europa jemals gegeben hat mit einem schwarzen Stift nachzuzeichnen: Ein engmaschiges schwarzes Netz entsteht, „das fast einer geschlossenen schwarzen Fläche gleichkommt“.

Markiert man anschließend noch mit roter Farbe die Frontverläufe und Feldzüge aller Kriege und Schlachten, die je in Europa stattgefunden haben, dann, so Menasse, „verschwindet das Netz der Grenzen völlig unter einem rotgefärbten Feld“.

Ein Bild des Grauens, eine Karte des Schreckens! Ich möchte in den folgenden Kapiteln eine andere Karte zeichnen, eine farbenfrohe, erhabene Karte illustriert allein mit Höhenlinien, die ein weitmaschiges Netz zwischen den geografischen Höhepunkten aller EU-Länder spannen, und darin den Schatz auffangen, der Europa ist. Denn Bergsteigen ist Schatzsuche. Der erste Bergführer war ein Schatzsucher. Auf der Suche nach Bergkristallen hatte sich Jacques Balmat immer weiter auf die Berge von Chamonix hinauf gewagt und sich dabei jene Fähigkeiten beigebracht, mit denen er schließlich den Gelehrten Horace Bénedict de Saussure auf den höchsten Gipfel des Mont Blanc-Massivs führen und damit die Geburtsstunde des Alpinismus einläuten konnte.

Bergsteigen eine europäische Erfindung

Das Bergsteigen ist eine europäische Erfindung. Es mögen zu allen Zeiten auch anderswo bereits Menschen auf Berge gestiegen sein. Aus verschiedenen Gründen, um in ein anderes Tal zu gelangen, um zu jagen oder verlaufene Tiere zu suchen ... Aber das Bergsteigen um des Bergsteigens willen ist in Europa, in den Alpen erfunden worden. „Die Eroberung des Nutzlosen“, wie der französische Ausnahmebergsteiger Lionel Terray einmal seine Obsession genannt hat, ist eine europäische Idee. Und ganz so nutzlos, wie Terray meinte, war das Bergsteigen nie. Denn begonnen hat das Bergsteigen mit einer Wette und einem Befehl. Und ganz am Anfang stand eine Motivation, die uns heute noch hinauf lockt: Die reine Lust am Runterschauen.

Zum Eingehen: Ausflug in die Alpin-Geschichte

Im April 1336 steigt Francesco Petrarca mit seinem Bruder auf den Mont Ventoux, einen nicht ganz 2000 Meter hohen einsam aufragenden Berg in der Provence. In einem Brief erklärt der Dichter, Humanist und Geschichtsschreiber seine für die Zeit beispiellose Tat: „Den höchsten Berg dieser Gegend, den man nicht zu Unrecht Ventosus, den Windigen, nennt, habe ich am heutigen Tage bestiegen, einzig von der Begierde getrieben, diesen außergewöhnlich hohen Ort mit eigenen Augen zu sehen.“

Das Bergsteigen allein aus Freude und Selbstzweck ist erfunden. Schon früher sind Menschen auf Berge gestiegen. Philipp von Makedonien, der Vater von Alexander dem Großen, wir begegnen ihm am bulgarischen Berg Musala, werden einige Besteigungen nachgesagt. Und Petrarca selbst trifft bei seinem Gipfelgang einen Hirten, der ihn davor warnt weiterzugehen. Er selbst sei in seiner Jugend oben gewesen, habe aber trotz der Mühen nichts davon gehabt außer Schrammen und zerrissene Kleidung. Aber Petrarca lässt sich nicht abhalten, ihn treibt, anderes als alle seine Vorsteiger, die reine Lust am Runterschauen.

Mit seiner Bergtour schafft Petrarca, so die heutige Bewertung, einen kulturhistorischen Schlüsselmoment an der Schwelle vom Mittelalter zur Neuzeit: Das Individuum setzt sich in Beziehung zum Erblickten, ein neuer Erkenntnisprozess wird in Gang gesetzt, der den Menschen wichtiger und größer machen wird als jemals zuvor und von Europa ausgehend die Welt – zum Positiven wie zum Negativen – verändern wird.

Heute ist der Mont Ventoux, der Geburtsberg des Alpinismus, des Raufsteigens um des Raufsteigens willen, als eine Bergwertung auf der Tour de France bekannt. Anstatt an die Erfindung des Bergsteigens erinnert am Gipfel eine Gedenkstätte an das erste prominente Dopingopfer im Radsport – immerhin ein sporthistorischer Schlüsselmoment: 1967 brach am Ventoux der britische Radweltmeister Tom Simpson am letzten Kilometer vor dem Ziel zusammen und starb – vollgepumpt mit einem Cocktail aus Amphetaminen, Betäubungsmitteln und Alkohol; seine letzten Worte sollen gewesen sein: „Setzt mich wieder aufs Rad!“

Doch drehen wir noch einmal das Rad der Zeit zurück zu Petrarca: Der war so wie in vielen anderen Dingen seiner Zeit auch in der Leidenschaft für den Berg weit voraus. Mit der Lust am Bergsteigen kann er jedenfalls keinen sofort anstecken. 150 Jahre lang ist nach Petrarcas Tour tote (Bergsteiger-)Hose. Niemand steigt rauf und wenn doch, dann war es denjenigen wohl weder Brief noch Ansichtskarte wert, und diese Touren sind damit dem Vergessen anheimgefallen.

Befohlener Gipfelsieg

Auch beim nächsten Anlauf im Sommer 1492 braucht es erst einmal einen Befehl, damit wieder welche losmarschieren: Kolumbus sticht gerade mit seinem Schiff Santa Maria von Andalusien aus in See, da befiehlt der französische König Karl VIII. seinem Kammerherrn Antoine de Ville ein Bergabenteuer. Er soll für ihn auf den Mont Aiguille klettern. Warum? Der steil aufragende 2087 Meter hohe Berg in den französischen Alpen gilt als unersteigbar. Unmöglich – das juckt den König, ein gibt’s nicht, gibt es nicht! Ansonsten ist Karl VIII., der mit 13 Jahren den Thron besteigt, vor allem mit Kriegen, darunter einem mit dem immer passenden Namen „Verrückter Krieg – Guerre folle“, beschäftigt. Anfangs ist ihm das Schlachtenglück bei seinen Feldzügen in Italien hold, letztlich verliert er aber wieder alles.

Wenigstens seine alpinen Ambitionen sind von Erfolg gekrönt: Mit Leitern ausgerüstet, von zwei Priestern, einem Notar und etlichen Gehilfen begleitet, findet der Kammerdiener eine Aufstiegsroute und macht das Unmögliche möglich. Sechs Tage bleibt der Trupp auf dem Gipfel, Gipfelkreuze und eine kleine Hütte werden errichtet, Heilige Messe gefeiert. Das Volk und Abgeordnete des eigens alarmierten Parlaments in Grenoble huldigen vom Tal aus den Bergsteigern – die Spötter darunter behaupteten aber, diese Berghelden blieben nur so lange auf dem Gipfel, weil sie sich vor dem Abstieg fürchteten!

Keine Liebe auf den ersten Blick

Wie auch immer, die Liebe zu den Bergen war jedenfalls keine auf den ersten Blick. Kurt Tucholsky hat diesen generellen Widerwillen gegen das Hohe und Schroffe und Spitze einmal so zusammengefasst: „Die Berge, ... das war eine grobe Sache, pfui. Sie fügten sich in kein ästhetisches System ein, unübersichtlich und frech lagen sie da, roh, unbehauen – da war keine Klarheit und keine Vernunft.“ Und das galt nicht nur für die Menschen in Europa, in den Alpen: Im Reisebericht „Durchs wilde Land“ des japanischen Haiku-Dichters und Reiseschriftstellers Matsuo Basho heißen die Pässe, die er Ende des 17. Jahrhunderts auf seinem Weg überqueren muss vielsagend Inumodori („Da-kehrt-jeder-Hund-um“) und Komagaeshi („Pferd-wird-heimgeschickt“). Wieder im Tal angelangt ist das Resümee Bashos eindeutig: „Diese Pässe hatten mich dermaßen erschöpft, dass ich mir nur noch eine Kopfstütze nehmen und mich hinlegen konnte.“

Im Eindringen in die Bergwelt sehen die Menschen früherer Epochen ausschließlich eine gefährliche Notwendigkeit. Bis weit ins 18. Jahrhundert gilt das Urteil des römischen Geschichtsschreibers Livius von der „foeditas Alpium“, der Hässlichkeit der Alpen. „Gott, gib mich meinen Brüdern zurück, damit ich sie warnen kann, diesen qualvollen Ort zu meiden“, betet von dieser Abneigung gegen alles Alpine geprägt ein englischer Mönch, als er im Mittelalter den Gotthard-Pass auf seinem Weg nach Rom überquert. Noch 1760 verhängt Johann Joachim Winckelmann, dem man als Begründer der modernen Kunstwissenschaften durchaus Sinn für das Schöne zusprechen darf, auf dem Weg über den Gotthard die Fenster seiner Kutsche, um sich den Anblick der Bergwelt aus nächster Nähe zu ersparen. Doch es dauert nur mehr wenige Jahrzehnte, bis sich die Einstellung gegenüber den Bergen ins Gegenteil verkehrt.

1802 sieht Johann Gottfried Seume auf seinem „Spaziergang nach Syrakus“ denselben Ort mit völlig anderen Augen: „Es müsste das größte Vergnügen sein, einige Jahre nacheinander Alpenwanderungen machen zu können. Welche Verschiedenheit der Gemälde hat allein der Gotthard? Kornfelder wogen um seine Füße, Herden weiden um seine Knie, Wälder umgürten seine Lenden, wo das Wild durch die Schluchten stürzt ...“

Was hat diesen Wandel in der Wahrnehmung ausgelöst? Was erweckte aufs Neue die seit Petrarca verloren gegangene Lust am Bergsteigen? Tucholsky bringt es auf den Punkt: „Das Achtzehnte macht alles wieder gut“ – im 18. Jahrhundert wird die Abneigung gegen die Berge vom wissenschaftlichen Interesse an den Bergen abgelöst, die Bergwelt wird entzaubert, während sich die Menschen von ihnen verzaubern lassen. Tucholsky kommentiert diesen Sinneswandel lakonisch: „Die Erde hält gutwillig still, wenn die Reisenden über sie dahinklettern, und es ist ihr gleichgültig, wie man sie anschaut. Schilderungen sind nur für den Schilderer charakteristisch.“

Hebamme des Alpinismus

Zum ersten Schilderer der Alpen nach Petrarca und erfolgreicheren Geburtshelfer des Alpinismus als der Lyriker avancierte der Genfer Philosophieprofessor und Naturforscher Horace Bénédict de Saussure: „Gratuliere mir! Ich komme von der Eroberung des Mont Blanc!“ rief er einem Freund zu, nachdem er der Bergsteigerei endgültig zum Durchbruch verholfen hat. Am 3. August 1787 um 11 Uhr erreicht Saussure den höchsten Berg der Alpen.

Auf den Mont Blanc geführt wurde der Gelehrte vom bereits erwähnten Schatzsucher Jacques Balmat. Der hatte im Vorjahr mit dem Arzt Michel-Gabriel Paccard einen Weg auf die Eiskuppe gefunden. Angespornt vom Preisgeld, das Saussure denen versprochen hatte, „die einen gangbaren Weg zum Gipfel finden“. 20 Louisdor waren die Belohnung, auf den heutigen Goldpreis umgerechnet rund 6.000 Euro. Eine gut investierte Summe. Der Spender Saussure verarmte zwar in den Wirren der napoleonischen Enteignungen, doch die Extravaganz seiner Unternehmung reizte zur Wiederholung, machte das Bergsteigen populär und die Alpen zum „Spielplatz Europas“.

Schatzsucher Balmat zeigt Gelehrten Saussure den Weg zum Mont Blanc

Doch um die körperliche Verfasstheit dieser ersten Bergsteiger war es nicht gut bestellt. Schon beim Aufstieg zum Mont Blanc ließen die Träger und Führer ihren Wein im Gepäck und tranken heimlich geschmolzenes Schneewasser. Den scharfen Beobachter Saussure machte das stutzig. Wenn seine Begleiter ihr Grundnahrungsmittel verschmähten, verhieß das nichts Gutes. Manchen war übel, einigen schwindlig, das Atmen fiel schwer. Auf dem Gipfel stampfte Saussure wütend im Schnee, anstatt sich am Gipfelglück erfreuen zu können, war er nur erschöpft. Er sei sich auf dem Gipfel wie ein Feinschmecker vorgekommen, klagte er nach der Rückkehr, der ein herrliches Festmahl nicht genießen konnte. Sein Fazit: „Die Natur hat den Menschen nicht für die hohen Regionen geschaffen; die Kälte und die dünne Luft halten ihn von dort fern.“

Höhepunkte auf einem flachen Kontinent

Eine grobe Fehleinschätzung von Saussure: Gerade die damit verbundenen Mühen, das Schinden, die Plackerei machen zusammen mit dem Naturerlebnis das Bergsteigen attraktiv und lassen Bergwanderer wie Bergsteiger nach ihren Touren zum selben Schluss kommen, den Ernst Haeckel nach der Besteigung des „Pik von Teneriffa“ im Winter 1866 gezogen hat: „Man wird fragen, ob dieser Genuss im Verhältnis stand zu den ungewöhnlichen Beschwerden und Gefahren, mit denen wir ihn erkämpft hatten. Ich stehe nicht an, diese Frage unbedingt zu bejahen.“

Haeckel hat bei seiner Tour einen der höchsten Gipfel der in diesem Buch beschriebenen Berge bestiegen. Der Pico del Teide reiht sich mit 3717 Metern als Nummer 25 in die Reihe der 28 EU-Gipfeltouren ein. So betrachtet, ist Europa eigentlich ein ziemlich flacher Kontinent. 15 der Höchsten sind unter 2000 Metern, 24 unter 3000, darüber schaffen es neben dem Pico del Teide nur noch der Großglockner, der Mont Blanc bzw. der Monte Bianco. Wobei die absolute Höhe dieser höchsten Punkte aber letztlich Nebensache bleibt. Hauptsache ist, dass nur einer im jeweiligen Land der Höchste sein kann. Dass das gerade bei den niedrigen unter den höchsten Bergen umstritten ist, zeigt sich in Dänemark. Im Land mit dem niedrigsten der höchsten Gipfel aller EU-Staaten und mit Ausnahme von Monaco und dem Vatikan von ganz Europa, streiten gleich drei Erhebungen um den Titel der Höchste im flachen Land zu sein. Der Gipfel Møllehøj geht mit 170,86 Metern als Sieger aus diesem Wettstreit hervor. Und das obwohl der drei Kilometer entfernte Yding Skovhøj eine Höhe von 172,54 Metern misst. Warum das so ist, werden wir gleich bei unserer ersten EU-Gipfel-Tour erfahren.

Und weshalb der Møllehøj und die anderen höchsten EU-Gipfel in jedem Fall wert sind, dass sie bestiegen werden, hat der britische Bergsteiger George Mallory ein für alle Mal und für alle Berge beantwortet, als er gefragt wurde, warum er auf den Allerhöchsten, den Mount Everest, wolle: „Weil er da ist!“

Ich geh jetzt los!

1. HöhepunktMøllehøj, 170,86 MeterDänemark

Abends Gourmet-Tempel, mittags Mozzarella-Kühe

„Wer hat, dem wird gegeben werden; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat.“ Ungerecht. Stimmt. Doch so steht‘s in der Bibel und an diesen Satz musste ich denken, als ich mich auf meine Tour zum höchsten Dänen machte.

Denn der höchsten Erhebung in Dänemark, die sowieso schon nicht sehr hoch ist, hat eine staatliche Kommission auch noch 1,58 Meter aberkannt und sie damit zur zweithöchsten abgestuft – mehr zu dieser Degradierung später, wenn wir vor Ort sind. Aber ich wollte von Anfang an keine Zweifel darüber aufkommen lassen, dass man es im flachen Dänemark mit den Höhen sehr ernst nimmt. In Anlehnung an eine folgenschwere Märchenfrage rätselt Dänemark gerne und schon lange und immer wieder aufs Neue: Wer ist der Höchste im ganzen Land?

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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