Evolution: Woher kommt der Mensch? (GEO eBook Single) -  - E-Book

Evolution: Woher kommt der Mensch? (GEO eBook Single) E-Book

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Beschreibung

Die Idee, der moderne Mensch sei durch einen einmaligen Geniestreich der Evolution entstanden – ein Hirngespinst. Fossilienfunde und Erbgutanalysen zeigen: Die Vielfalt unserer Vorfahren war größer als angenommen, und sie haben sich vermischt. Auch mit dem Homo sapiens. So wurde er zu dem, was er ist Die großen Themen der Zeit sind manchmal kompliziert. Aber oft genügt schon eine ausführliche und gut recherchierte GEO-Reportage, um sich wieder auf die Höhe der Diskussion zu bringen. Für die Reihe der GEO-eBook-Singles hat die Redaktion solche Einzeltexte als pure Lesestücke ausgewählt. Sie waren vormals Titelgeschichten oder große Reportagen in GEO.

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Seitenzahl: 29

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Herausgeber:

GEO

Die Welt mit anderen Augen sehen

Gruner + Jahr GmbH & Co KG,

Am Baumwall 11, 20459 Hamburg

www.geo.de/ebooks

Inhalt

Das neue Bild vom Ursprung des Menschen

Teil 1: Der verschlungene Pfad zum weisen Menschen

Von Henning Engeln

Teil 2: Post vom Neandertaler – ein fiktiver Brief

Von Klaus Bachmann

Zusatzinfos

Unsere Ahnen im Steckbrief: Australopithecus Afarensis, Homo Erectus, Homo Floresiensis undHomo Neanderthalensis

Lektüretipps undWebsites

Das neue Bild vom Ursprung des Menschen

Die Idee, der moderne Mensch sei durch einen einmaligen Geniestreich der Evolution entstanden – ein Hirngespinst. Fossilienfunde und Erbgutanalysen zeigen: Die Vielfalt unserer Vorfahren war größer als angenommen, und sie haben sich vermischt. Auch mit dem Homo sapiens. So wurde er zu dem, was er ist

Teil 1: Der verschlungene Pfad zum weisen Menschen

Von Henning Engeln

Schädel Nummer 5 war eine Sensation. Über Jahre hinweg hatten die Forscher unter der mittelalterlichen Ruinenstadt Dmanisi, 85 Kilometer südwestlich der georgischen Hauptstadt Tiflis, gegraben und immer wieder neue Fossilien zutage gefördert. Die Knochenfunde waren 1,8 Millionen Jahre alt, und allein dieses Alter war ein Knüller: Es lieferte den Beweis, dass Frühmenschen den Kontinent ihrer Entstehung, Afrika, bereits vor so langer Zeit verlassen hatten und Richtung Asien gezogen waren – früher als bis dahin vermutet.

Schädel Nummer 5 aber, das wurde rasch klar, würde das Denken über die Entstehung der Menschheit noch viel gründlicher auf den Kopf stellen.

Der Frühmensch, auf dessen Hals der Schädel einst saß, hatte ein breites Gesicht mit stark vorspringendem Ober- und Unterkiefer, fast wie eine äffische Schnauze. Vor allem aber steckte in seinem Schädel ein geradezu mickriges Gehirn von 546 Kubikzentimeter Volumen. Das ist vergleichbar mit dem Denkorgan der Australopithecinen – jener kleinhirnigen afrikanischen Vormenschen, die zwar bereits aufrecht liefen, denen die Forscher aber noch nicht die Intelligenz und den Status der Gattung Homo zubilligen.

Die übrigen vier in Dmanisi gefundenen Schädel boten dagegen größeren Hirnen Platz – und ähnelten eher den Köpfen von höher entwickelten Urmenschen wie Homo habilis („der Geschickte“) oder Frühmenschen wie Homo erectus („der Aufrechte “).

Wären die fünf Relikte nicht am selben Ort und in derselben Schicht entdeckt worden – die Paläoanthropologen hätten sie sicher verschiedenen frühen Menschenarten zugeordnet, jeweils eigenen Entwicklungsstufen auf dem Weg der Menschwerdung.

Aber sie lagen nun einmal zusammen. Und so kamen die Forscher 2013 zu einem kühnen Schluss: Dies sind die Überreste nur einer Spezies, nämlich des Homo erectus. Die einzelnen Vertreter hatten schlicht einen sehr unterschiedlichen Körperbau.

Warum auch nicht? Das ist so, als wenn in ferner Zukunft Wissenschaftler die Knochen des langen Sprinters Usain Bolt und des rundlichen Schauspielers Danny DeVito nebeneinander fänden – und sich dann hoffentlich auch nicht dazu hinreißen ließen, die beiden Wesen verschiedenen Arten zuzuordnen.

Für die Paläoanthropologen unserer Gegenwart aber war die Behauptung einer solchen körperlichen Varianz innerhalb einer einzigen Spezies eine Provokation. Sie rüttelte mächtig an einem der Pfeiler, auf denen das Konzept von der Menschwerdung ruht, das sich Forscher über hundert Jahre in mühevoller Kleinarbeit zusammengebastelt haben.

Bis dahin war es üblich, schon bei kleinen, manchmal kleinsten Unterschieden eines Skeletts eine eigene Art zu definieren. So ergab sich ein stabiler Stammbaum aus säuberlich voneinander getrennten Arten.

Doch nun schien nichts mehr gesichert: War H. habilis vielleicht nur ein kleiner Homo rudolfensis? Oder der H. erectus auf Java eine asiatische Variante des afrikanischen Homo ergaster? Waren all die sorgsam unterschiedenen homininen Knochen auf einmal Zeugnisse einer viel komplexeren Gemengelage?