F wie Friesland - Rolf Marfeld - E-Book

F wie Friesland E-Book

Rolf Marfeld

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Beschreibung

3. erweiterte und aktualisierte Auflage Jetzt mit Entfernungstabelle und neuen Rezepten Mit uns lernen Sie Friesland (NL) einmal von einer etwas anderen Seite kennen: - Wir bevorzugen naturnahe Anlegeplätze (Marrekrite) und Dorfkaden an Stelle von Marinas und Yachthäfen. - Wir verraten die Koordinaten der von uns getesteten Lieblings-Liegeplätze. - Wir berichten, was uns zwischendurch einmal passierte und was wir daraus gelernt haben. - Wir geben Tipps und Checklisten für die Vorbereitung eines Motorboot-Törns zu Hause. - Wir erleichtern Ihre Planung durch eine Entfernungstabelle. - Wir versorgen Sie mit zahlreichen (Internet-)Adressen von Sehenswürdigkeiten, Restaurants und Yachthäfen. - Wir bieten einfache Rezeptideen für die Kombüse, weil man in freier Wildbahn kulinarisch auf sich selbst angewiesen ist. Folgen Sie uns auf einer Reise kreuz und quer durch Friesland: Von Lemmer über Sloten, Woudsend, Heeg, Stavoren, Hindeloopen, Makkum, Bolsward, Ijlst, Sneek, Grouw, Franeker, Harlingen, Leeuwarden und Dokkum nach Zoutkamp am Lauwersmeer und über Kollum, Birdaard, Warten, Princenhof, Akkrum, Joure und das Tjeukemeer zurück nach Lemmer. Über eine Reihe dieser Orte gibt es Unterhaltsames zu berichten, Historisches, Lustiges und Skurriles. eBook-Version mit aktiven Links auf Karten und Internet-Adressen.

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Seitenzahl: 212

Veröffentlichungsjahr: 2024

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„De beste stuurlui staan aan wal.“

„Die besten Steuerleute stehen an Land.“

(Niederländisches Sprichwort)

Inhalt

Prolog

Vorbereitungen zu Hause

Törnplanung

Knoten, Knoten, Knoten

Checklisten für Kleidung, Bett und Küche

Kulinarisches

Dies und das

Tipps für die Kombüse

Erster Schiffskontakt

Das Schiff

Der Steuerstand

Checkliste Kontrolle

Die Reise geht los

Sloten

Woudsend

Kurioses am Rande

Leckeres aus der Kombüse

Heeg

Stavoren

Kurioses am Rande

Über das Ijsselmeer

Hindeloopen

Makkum

Kurioses am Rande

Leckeres aus der Kombüse

Von Kräuterschnaps zu Kräuterschnaps

Bolsward

Workum

Oudega

Kurioses am Rande

Leckeres aus der Kombüse

Ijlst

Sneek

Reise zu den Sternen und ans „Ende der Welt“

Grouw

Kurioses am Rande

Franeker

Leckeres aus der Kombüse

Harlingen

Über die Ee ins Lauwersmeer

Leeuwarden

Leckeres aus der Kombüse

Birdaard

Kurioses am Rande

Dokkum

Lauwersmeer

Zoutkamp

Vom Meer zum Moor

Kurioses am Rande

Kollum

Leckeres aus der Kombüse

Warten

Kurioses am Rande

Oude Venen und Princenhof

Von Riesen, Yoga und Kaffee

Leckeres aus der Kombüse

Akkrum

Kurioses am Rande

Joure

Über das Tjeukemeer nach Lemmer

Tjeukemeer

Leckeres aus der Kombüse

Lemmer

Kurioses am Rande

Anhang

Unsere Route

Zweisprachiges Friesland

Kleiner Einkaufshelfer

Quellennachweis

Index

Entfernungstabelle

Vorbereitungen zu Hause

Törnplanung

So eine Reise durch Friesland will gut vorbereitet sein.

Das Unwichtigste daran ist eine genaue und straffe Planung, wann man auf welchem Weg wohin fahren will und an welchem genauen Liegeplatz man anlegen möchte. Das ist nämlich die beste Methode, um später an einem ganz anderen Ort zu landen. Denn in aller Regel wird man diesen exakten Plan über den Haufen werfen.1 Unterwegs gelangt man häufig an schöne Stellen, an denen man gerne einmal eine kleine Rast einlegt, um die Stille der Natur oder das schöne Wetter auf dem Achterdeck zu genießen. Oder man verbringt in beschaulichen Dörfern, historisch und städtebaulich interessanten Städten oder turbulenten Wassersportzentren die eine oder andere ungeplante Stunde, um herumzuflanieren, zu shoppen, ein kopje koffie mit einem allgegenwärtigen appelgebak zu sich zu nehmen und/oder um die Geschicklichkeit anderer Freizeit-Seebären vor Brücken und in Schleusen zu beobachten. Ob man zudem genau am vorab ausgesuchten Liegeplatz anlegen kann, ist unter anderem von der Jahreszeit und vom aktuellen Wetter abhängig. In der Ferienzeit ist man bisweilen dazu gezwungen, wegen großen Schiffsaufkommens im Päckchen zu liegen oder einen anderen Platz zu suchen (wir ziehen letzteres vor). An sonnigen Wochenenden muss man davon ausgehen, dass jeder Friese, der über ein schwimmfähiges Fahrzeug verfügt, auf Seen und Kanälen unterwegs ist. Besonders viel Betrieb herrscht dann noch, wenn Windstärken um die 3 bis 4 optimales Segelwetter versprechen.

Wird es noch windiger, dann kann es für Motorboote etwas ungemütlich werden, und man sollte seine Route und die Wahl des Liegeplatzes den widrigen Wetterverhältnissen anpassen. Vor allem heißt das in der Regel: Kein Ausflug aufs Ijsselmeer, denn das haben die Charterunternehmen nicht gerne und verbieten es üblicherweise auch im Mietvertrag.

Kurz: Unser Törn unterliegt einer Reihe von Unwägbarkeiten. Trotzdem sollte man sich schon grob überlegen, ob man für seinen üblicherweise 7-Tage-Charter die Seenplatte südlich von Sneek bevorzugt oder weiter nördlich bis hin zum Lauwersmeer fahren will, oder ob vielleicht die Region Noordwest Overijssel das Zielgebiet werden soll. Alle Regionen haben ihren eigenen Charme, und wer beim ersten Mal nicht alles ‚erfahren‘ kann, der wird sicherlich wiederkommen, um den Rest zu entdecken.

Knoten, Knoten, Knoten

Aber statt in Gedanken schon unterwegs zu sein, sollten wir jetzt erst einmal mit den Vorbereitungen zu Hause beginnen. Die fangen bereits im Kopf an. Lassen Sie die Abläufe eines An- und Ablegemanövers vor Ihrem geistigen Auge immer wieder vorbeiziehen2. Selbst wenn in Prospekten ständig behauptet wird, Bootfahren sei wie Autofahren, glauben Sie das nicht! Ein Auto kennt keine Strömungen und keinen auflandigen oder ablandigen Wind. Egal von wo der Wind kommt: Ein Auto lässt sich leicht bremsen und einparken, und dann steht es wie festgeschraubt am Straßenrand. Ein Schiff hingegen muss man mit Leinen festbinden (festmachen), damit es nicht vom Ufer weggetrieben wird. Je nach Windverhältnissen muss das zügig vonstattengehen.

Deshalb sollten Sie sich schon vor Beginn Ihrer Reise mit einigen Knoten gut vertraut machen, damit die auf Anhieb klappen. Sonst steht möglicherweise später ein Crewmitglied traurig an Land und schaut frustriert dem Schiff samt Skipper hinterher, weil beide wegen nicht funktionierender Verknotung vom Wind abgetrieben wurden und der Skipper aufs Neue einen Anlegeversuch starten muss.

Bücher über Seemannsknoten gibt es zu Hauf3, und im Internet findet man eine Vielzahl von Anleitungen, wie man Seemannsknoten herstellt.

Welche Knoten wichtig für Ihren Törn sind, hängt von den Festmachmöglichkeiten ab. Die häufigsten, die Sie in Friesland finden, sind:

Wiesenpfähle,

Poller

:

Dies sind senkrecht in den Boden eingelassene Pfähle, mal rund, mal eckig, in der Regel ca. 50-60 cm hoch. Man findet sie z.B. an Anlegeplätzen der Marrekrite-Stiftung. Zum Festmachen eignen sich der

Webeleinenstek

4

und der

Pfahlstek

5

(nicht zu verwechseln mit dem Palstek!).

Kreuzpoller

:

Kreuzpoller sehen aus wie Poller, sind aber üblicherweise weniger hoch und verfügen über eine eingelassene Querstange knapp unterhalb des oberen Endes. Diese Art von Festmachgelegenheit ist sehr komfortabel. Kreuzpoller sind Bestandteil vieler Marrekrite-Stege neueren Datums. Zum Festmachen geht man ähnlich vor wie beim

Belegen einer →Klampe

(s.u.), indem man die Querstange ähnlich wie die Hörner der Klampe benutzt.

Klampen:

Klampen sehen aus wie ein großes „T“ mit einem sehr kurzen Fuß. Der Querbalken bildet zwei Hörner, über die die Leine zwei- bis dreimal so gelegt wird, so dass sich alle Seilstränge über der Klampe gegenseitig kreuzen. Abschließend erfolgt ein

Kopfschlag

6

, der den Knoten sichert.

Ringe:

Bisweilen sind Ringe in Anlegestege eingelassen oder man findet sie auf der Uferbefestigung von Kanälen in Dörfern. Hier empfiehlt sich für das erste Festmachen ein

halber Rundtörn (oder Bucht) mit zwei halben Schlägen

7

.

Stangen:

Stangen sind wie ganz niedrige Geländer (10-15 cm Höhe) in der Regel längsseits von Stegen oder auf Kaimauern in Ortschaften angebracht. Auch hier ist für das erste Festmachen ein

halber Rundtörn mit zwei halben Schlägen

eine geeignete Festmachart (siehe oben).

Nachteil des Festmachens mit diesen Knoten ist, dass das ‚lose‘ Ende an Land bleibt. Das bedeutet, ein Crewmitglied muss beim Ablegen wieder von Bord, um die Knoten dort zu lösen, und dann schnell zurück aufs Schiff klettern. Das einfachere Verfahren ist, die Leine unter den Hörnern von Kreuzpollern oder Klampen oder durch Ringe oder Stangen hindurch zurück zum Schiff zu führen und an den dortigen Kreuzpollern oder Klampen zu vertäuen. Dann können die Leinen beim Ablegen einfach an Bord gelöst und aufs Schiff zurückgezogen werden. Weniger geeignet ist diese Methode jedoch bei Pollern oder Wiesenpfählen, denn hier können durch Schiffsbewegungen die einfach nur um den Poller geführten Leinen über das obere Ende rutschen und den Halt verlieren.

„Friesenpoller“

„Friesenpoller“:

Neueste Erfindung im Revier ist etwas, was wir einfach „Friesenpoller“ genannt haben. Dabei handelt es sich um Poller, die schräg ein Hütchen in Form eines Seerosenblattes aufgesetzt bekommen haben, wie man es sieben Mal in der Flagge der Provinz Friesland findet. Wenn man dort seine Leine drumlegt und an Bord zurückführt, dann kann sie nicht nach oben abrutschen. Diese Konstruktionen findet man neuerdings vermehrt an Marrekrite-Plätzen, wo sie die alten Wiesenpfähle ersetzen und in kurzen Abständen nah am Ufer stehen.

Fender:

Fender sind ‚Polster‘ für den Schutz der Bordwand und werden üblicherweise an der Reling festgemacht. Der Webeleinenstek, den wir oben schon für senkrechte Pfäh le oder Poller kennengelernt haben, lässt sich auch hierfür verwenden. Am besten ist der

Webeleinenstek auf Slip

8

, den man besonders leicht wieder lösen und dann die Position des Fenders korrigieren kann.

Dummerweise hat man als Hobby- und Gelegenheitsskipper natürlich weder Fender noch Poller noch Klampen oder andere Festmachmöglichkeiten zu Hause rumliegen, damit man im Vorfeld der Reise angemessen üben kann. Jetzt ist Phantasie gefragt. Wir zum Beispiel haben uns zum Üben und Wiederauffrischen unseres Knotenwissens ein Brett besorgt, auf das wir eine Blechdose geschraubt haben, die früher als Verpackung für eine Aperitif-Flasche gedient hat. Das ist unser Übungspoller. Eine Klampe kann man sich aus einem kleinen Holzklotz und einer darauf festgeschraubten Leiste basteln und ebenfalls auf dem Brett befestigen. Stangen finden Sie in Ihrem Badezimmer oder am Balkongeländer, oder Sie benutzen die Querstangen von Stuhllehnen z.B. als Reling. Und wenn Sie einen Fender brauchen: Eine Sprühflasche mit Glasreiniger, an der Sie mit einem halben Rundtörn mit zwei halben Schlägen (s.o.) ein Stück Leine befestigen, erweist sich als geeignetes Übungsgerät. Um den Kauf von drei bis vier Metern Leine, Durchmesser ca. 10 mm, kommt man aber meistens nicht herum. Die gibt es preiswert in einigen Baumärkten. Nehmen Sie sie nicht zu kurz, denn dann können Sie einmal ausprobieren, was man im Ernstfall mit einer zu langen Leine machen kann, vor allem beim Festmachen an Ringen und Stangen. Man kann das freie Ende nämlich auch doppelt nehmen und damit Knoten fabrizieren. Das mutet dann zwar etwas durcheinander an, aber Hauptsache der Knoten hält.

Wir hatten unser Übungsterrain in der heimischen Küche eingerichtet. Immer, wenn wir daran vorbeikamen, hatten wir Gelegenheit, wieder einen Knoten zu knoten. Nun ja, es sieht schon etwas komisch aus, wenn die Hälfte der Küche ‚verkabelt‘ ist, aber wir stellen jedes Jahr aufs Neue fest: Irgendeinen Knoten hat man doch wieder vergessen, und der muss aufgefrischt werden. Für uns ist das besonders wichtig, weil wir immer nur zu zweit und außerhalb der Hauptsaison unterwegs sind und gerne in der freien Natur anlegen. Da gibt es dann nur selten hilfreiche Hände an Land, die beim Festmachen Unterstützung anbieten. Es hat sich bei uns eingespielt, dass meistens Rolf das Anlegemanöver fährt, während Eva an Land springt und das Schiff festmacht. Dass es dabei besonders auf ein gutes Zusammenspiel, gute Nerven, gegenseitiges Vertrauen und feste Knoten ankommt, liegt auf der Hand.

Unser "Trainingslager"

Checklisten für Kleidung, Bett und Küche

Charterfirmen statten ihre Motor-/Hausboote üblicherweise vorzüglich aus. Selbstverständlich ist alles, was zu einem Schiff gehört, an Bord: Über Anker, Festmachleinen und Fender bis zum Verbandkasten und der niederländischen Nationalflagge am Heck (die Sie übrigens auf keinen Fall durch eine andere ersetzen sollten!). Die Haushaltsausstattung ist überraschend umfangreich. Selbst mittel- bis höherpreisige Ferienwohnungen kommen da häufig nicht mit. Für uns ist das deshalb wichtig, weil wir während unserer Ferien tatsächlich auf dem Schiff wohnen. Im Bereich ‚Haushalt‘ finden Sie an Bord nahezu alles von A bis Z – von Abfalleimer bis Zuckerdose. Sogar Tischblumentopf und Fliegenklatsche sowie Wäscheleine und -klammern können dabei sein. Selbst Reinigunghilfsmittel wie Handfeger und Schaufel, Putz- und Spültücher und bisweilen sogar ein Staubsauger gehören zur Grundausstattung. Kurz: Wenn Sie wie wir nicht nur von Hafen zu Hafen und von Restaurant zu Restaurant fahren, sondern wenn Sie an Bord leben möchten, dann brauchen Sie sich um geeignetes Gerät in der Regel keine Sorgen zu machen.

Trotzdem verwandelt sich etwa eine Woche vor Abfahrt unsere Diele zu Hause in eine Art Warenlager. Warme Jacken, Regenjacken, ärmellose Westen und anderes hängen an der Garderobe, und Körbe und Taschen stehen als Sammelcontainer auf dem Fußboden.

Es empfiehlt sich nämlich zum Beispiel die Mitnahme einiger Verbrauchsprodukte, die jetzt in einen dieser Körbe gepackt werden:

Toilettenpapier, Papierservietten, Küchenrolle, Filtertüten, Spülmittel und Alu-Folie o.ä.

Handtücher, Bettdecken und Bettwäsche gehören meistens nicht zum Standard, können aber bei einigen Charterfirmen gemietet werden.

Wenn Sie das nicht wünschen, dann packen Sie also Bettzeug und Wäsche in ein geeignetes windfestes Behältnis, damit Sie nicht später beim Einräumen des Schiffs mit wehenden Laken auf der Wiese stehen. In dieses Bündel gehören:

Oberbetten inkl. Bezüge, eigene Kopfkissenbezüge, Betttücher,Badetücher, Handtücher, Bademattefür die Küche einige Geschirrtücher und Küchenhandtücher.

Das Wetter in Friesland kann recht wechselhaft sein. Tröstlich daran ist, dass auf diese Weise auch Regenwetter nicht allzu lange anhält. Trotzdem ist es unangenehm, wenn Sie gerade einen attraktiven Liegeplatz gefunden haben und dann bei Wind und in strömendem Regen zum Festmachen raus müssen. Weil in dieser Situation ein Schirm eher kontraproduktiv ist, haben wir, um nicht nass bis auf die Haut zu werden, immer folgende Dinge dabei (erst einmal aber im Korb und am Garderobenständer):

Gummistiefel, Regenjacke, Regenhose (Überhose), Mütze, gegebenenfalls ein Paar Arbeitshandschuhe.

Fast jeden Morgen ist es erforderlich, Deck und Scheiben vom Nachttau zu befreien, zum einen, weil das Deck sonst schlüpfrig und damit unfallträchtig ist, zum anderen weil man durch beschlagene Scheiben bekanntlich schlecht sieht. Die vorhandenen Hilfsmittel (Schrubber, Putzlappen) sind zwar nützlich, aber wir haben bessere Erfahrungen gemacht mit einem Teleskop-Besenstiel und angeschraubtem breiten Gummiwischer. Damit erreicht man vor allem die oftmals schwer zu reinigenden Frontscheiben vor dem Steuerstand.

Kulinarisches

Nun zur kulinarischen Kür. Wir wohnen bekanntlich nicht nur gerne auf dem Schiff, wir sind außerdem auch begeisterte Köche. Aber so eine Kombüse, die nun mal bei Weitem nicht so geräumig ist wie unsere Küche zu Hause, stellt eine besondere Herausforderung dar. Der Kühlschank hat ein recht begrenztes Volumen, es gibt so gut wie nie einen Backofen, dafür aber häufig – insbesondere bei Schiffen mit 220V-Bordspannung (OMV) – eine Mikrowelle.

Arbeitsflächen sind nicht gerade im Überfluss vorhanden, und sich zu zweit auf einem Quadratmeter Fläche zu bewegen und ein Abendessen vorzubereiten, bedarf schon einer ausgefeilten Choreographie, wenn man sich beim Kochen nicht ständig auf den Füßen stehen oder mit Pfannenstielen und Holzlöffeln gegenseitig aufspießen will. Aber für uns ist es ein Mordsvergnügen, mit beschränkten Mitteln auf beschränktem Raum mit beschränkten Zutaten für ein bis zu dreigängiges Abendessen zu sorgen.

Um möglichst schnell starten zu können, empfiehlt es sich, eine Grundausstattung an Nahrungsmitteln von zu Hause mitzubringen. Wir wählen deshalb aus unserer ‚Checkliste Einkaufen‘ (siehe S. 19) gerade so viel ‚Frisches‘ und ‚Gemüse‘ aus, dass wir damit zwei bis drei Tage über die Runden kommen. Im Übrigen macht es Spaß, in Friesland einzukaufen. Hier findet man das schmackhafteste Grünzeug, appetitliches Fleisch, und das Käseangebot besteht nicht nur aus Gouda in drei Altersklassen, sondern in den Kühltheken der Supermärkte und kaaswinkels (Käseläden) überraschen auch exquisite Schafs- und Ziegenkäsesorten aus ganz Europa. Käse nach Holland zu transportieren ist wie die berühmten Eulen nach Athen zu tragen.

Sie wollen sich weniger Arbeit machen? Die Supermärkte Frieslands bieten eine unglaubliche Vielfalt an Fertigprodukten sowie vorbereitete und bereits kleingeschnipselte Salate und/oder Gemüse.

Man sollte sich allerdings von der liebgewonnenen Autofahrergewohnheit verabschieden, dass man bis auf den Supermarkt-Parkplatz fahren kann. Das geht mit einem Schiff naturgemäß nicht, und man muss daher seine Einkäufe vor Ort möglicherweise ganz schön weit schleppen. Das ist bei einem Kilogramm Gemüse plus Petersilie plus ein Paket Brühwürfel zwar nicht schlimm, aber mit zwei Bündeln Wasser am Arm sieht die Sache schon mühseliger aus. Berücksichtigen Sie auch, dass Nahrungsmittel- und sonstige Geschäfte in kleineren Orten durchaus einmal fehlen können, in den großen (Wassersport-)Zentren aber zahlreich vorhanden sind.

Zurück zu unseren Einkäufen zu Hause: In unserer Diele steht während der Reisevorbereitungen ein Klappkorb, in dem wir nach und nach unseren Proviant sammeln. Eingekauft wird nach drei Gruppen: Haltbares, Gemüse und Frischwaren (siehe Tabelle auf der nächsten Seite).

Einiges aus der Kategorie ‚Haltbares‘ wird man sicherlich zu Hause haben, so dass man z.B. Essig und Öl nur in kleinere Flaschen füllen muss, und vielleicht gibt der Keller ein paar Flaschen Wein her. Wer hingegen Bier mag: Auch gut, aber das nimmt mehr Platz weg, und holländisches Bier schmeckt vorzüglich! Im Übrigen: Hände weg vom Alkohol am Ruder! Der zulässige Promillesatz Blutalkohol für Bootsführer beträgt genauso wie für Autofahrer 0,5 Promille. Das gilt gleichermaßen für Freizeitschiffer, und die Polizei führt in der Sommersaison regelmäßig Alkoholkontrollen auf den friesischen Gewässern durch. ‚Frisches‘ kaufen wir zuletzt und erst kurz vor der Abreise und verstauen es in einer Kühltasche, die hinterher, wenn Wurst, Käse und Milchprodukte im Kühlschrank untergebracht sind, weitere gute Dienste z.B. als Brotbehälter leisten kann.

Checkliste Einkaufen

Haltbares, z.B.

Aperitif

Kaffee

Saft

Bohnen (Kidney o.ä.)

Kapern

Schokolade

Bouillonwürfel

Kekse

Senf

Cabanossi-Wurst

Mais

Sprudel

Cracker

Marmelade

Tee

Dosentomaten

Nudeln

Thunfisch (Dose)

Essig

Oliven

Wein

Gewürze

Olivenöl

Gewürzgurken

Remoulade

Gemüse, z.B.

Brokkoli

Paprikaschoten

Champignons

Radicchio

Fenchel

Salatgurke

Kartoffeln

Zitronen

Knoblauch

Zucchini

Möhren

Zwiebeln

Frisches (last minute), z.B.

Eier

Milch

Fleischwurst (verpackt)

Parmesan

Frischkäse

Quark

Gnocchi (Frischetheke)

Sahne, Schmand o.ä.

Grau-/Schwarzbrot

Tortellini (Frischetheke)

Käse (verpackt)

Wurst (verpackt)

Unser Petersilientopf

Bei unserer Einkaufsliste handelt es sich natürlich nur um Anregungen. Für uns hat sich die Zusammensetzung als praktisch erwiesen. Unterwegs ist es bei Gemüsen und Frischesachen selbstverständlich ratsam, sie entsprechend ihrer Haltbarkeit zu verzehren, also z.B. Champignons, Brokkoli und Radicchio zuerst, wohingegen Paprika, Fenchel, Möhren und Zucchini vielleicht ein paar Tage durchhalten. Das, was wir auf unserer letzten Reise gemacht haben, ist natürlich kein Muss: Wir haben nämlich einen Blumentopf mit Petersilie mitgenommen, die sonst zu Hause vergammelt wäre. Da sie uns den Ausflug mit üppigem Wachstum dankte, haben wir den Rest wieder brav nach Hause zurück transportiert. Und mal ehrlich: Wer hat schon einen Petersilientopf mit Auslandserfahrung?

Dies und das

Das wirklich Wichtige wie aktuelle Wasserkarten und Wateralmanak 1 (Gesetze für die holländischen Gewässer sowie die Funkrichtlinien für Belgien und die Niederlande) sowie Wateralmanak 2 (Informationen über alle Wasserstraßen, über Brücken und Schleusen einschließlich Bedienungszeiten, über Yachthäfen einschließlich Ausstattung und Liegegebühren) müssen laut Gesetz mitgeführt werden und gehören daher zur Standardausrüstung der Schiffe. Trotzdem kann es im Vorfeld der Reise ganz spannend sein, sich mit dem Kartenmaterial und mit dem friesischen Revier vertraut zu machen. Wir haben inzwischen ein paar Karten der Region gekauft und fahren im Vorfeld schon mit dem Finger gerne alternative Routen ab.

Tipps für die Kombüse

Spätestens gegen 12 Uhr haben wir Hunger und laufen einen netten Liegeplatz für unsere ‚Frühstücks‘-Pause an. Die Himmelsrichtung will klug gewählt sein: Wo steht die Sonne, woher kommt der Wind, oder müssen wir unter Deck essen?

Wenn man bei schönem Wetter draußen essen will, sollte man die Tischdecke mit kleinen Gewichten an den Ecken beschweren, damit sie nicht wegfliegt.

Bei einer Kochaktion muss man angesichts der räumlichen Enge die Arbeit gut einteilen und einen strengen Plan mit einigen logistischen und organisatorischen Überlegungen aufstellen. Wer macht was an welchem Arbeitsplatz? Wie kommt er an das Material? Am besten steht einer am Herd und der andere sitzt am Tisch und bereitet Gemüse vor, das er – dem vorher heiß diskutierten Speiseplan folgend – ordentlich vor sich aufgebaut hat, damit er nicht mehr herumlaufen muss und im Weg ist.

Die wichtigste Frage ist natürlich: Was kochen wir heute?

Grundsätzlich gibt es zwei Nahrungsmittel, die wir nicht gerne auf unserem Schiff zubereiten: 1. gebratenes Fleisch, 2. gebratener Fisch (beides wegen der Geruchsentwicklung und der vielen Fettspritzer um den Kochplatz).

Generell entsteht beim Kochen Dampf. Man sollte daher nach Möglichkeit einen Deckel benutzen, andernfalls beschlagen nämlich sämtliche Scheiben und Wände aufs heftigste, und je nach Wetter und Außentemperatur kann das Lüften schwierig und ungemütlich werden.

Außerdem soll die Kochaktion nicht allzu viel Zeit in Anspruch nehmen, und die folgende Spülorgie erst recht nicht.

Ungeheuer vielfältig sind die Möglichkeiten, aus den aufgezählten Zutaten Speisen zuzubereiten, sei es als Vorspeise, als Beilage, oder als sättigendes Hauptgericht. Einige bewährte Rezepte bzw. Anregungen, die sich auch in einer kleinen Bordküche realisieren lassen, finden Sie im Buch verteilt. Tipps für weitere simple Bordrezepte bietet auch unser Buch Eva Lorenz, Rolf Marfeld, Gruß aus der Kombüse - 101 einfache Rezepte für Boot, Camping und Kleinküchen, Books on Demand, Norderstedt, April 2022, ISBN 9783755795544, und Ihrer eigenen Phantasie und Ihrem Variationsgeschick sind natürlich keine Grenzen gesetzt. Als Universalwaffen im Bereich Gewürze haben sich Bouillonwürfel, Salz, Pfeffer, Chilipulver, Chiliflocken, Muskat, Speiseöl (wir nehmen gerne Olivenöl), Essig, Zitronensaft, Zwiebeln, Knoblauch, Thymian, Origano, Lorbeerblätter, Remoulade und Senf bewährt, vielleicht ergänzt durch Ketchup und Curry sowie weitere individuelle Lieblingsgewürze.

Dessertspielt bei uns keine große Rolle; einige Kekse oder Schokolade reichen. Außerdem kann man in Holland herrlichen ‚Vla‘ (Pudding) oder quietschsüße Gebäckstücke kaufen, die einen prima Nachtisch abgeben. Fürs Selbermachen eignen sich zum Beispiel Joghurt oder Quark mit Keksen, getränkt mit einer Marmeladen-Bessengenever-Mischung, oder mit Birnen- oder Apfelkompott.

Die Standardkarte für unsere Reise ist die ANWB Waterkaart 1: Friesland, jeweils am besten in der neuesten Ausgabe. Ärgerlich ist, dass man neuerdings für alles, was östlich von Dokkum, aber noch immer in Friesland liegt, zwei weitere ANWB-Wasserkarten benötigt: die ANWB Waterkaart 2 Noord-Groningen und die ANWB Waterkaart 3 Zuid-Groningen. Schade, früher galt: Wo Friesland draufsteht, ist Friesland drin.

Hilfreich ist auch das Kartenwerk der Provinz Friesland im Internet, wo Sie unter https://www.fryslan.frl/ > Loket > Kaarten > Recreatiekaart > Open grote kaart bei ‚Inhalt‘ z.B. die Kategorien Jachthaven und/oder Aanleegplaats Marrekrite aktivieren können und eine Übersicht über Häfen und Liegeplätze erhalten.

Eine sehr ausführliche web-basierte Karte mit einer Vielzahl von ein- und ausblendbaren Elementen findet sich unter www.waterkaart.net,