Fachinhalte vermitteln und präsentieren - Andreas Rupp - E-Book

Fachinhalte vermitteln und präsentieren E-Book

Andreas Rupp

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Beschreibung

Vorträge, Vorlesungen, direkte Unterweisungen und Instruktionen sind wesentliche Formen der Vermittlung von Fachinhalten in der Aus- und Weiterbildung in allen Institutionen weltweit. Die dort gebotene Qualität hält den Ansprüchen oft nicht stand. Die Entscheidung zwischen neuen Trends und bewährten Methoden fordert sowohl erfahrenes Lehrpersonal als auch Fachkräfte in Unternehmen immer wieder aufs Neue heraus. Das vorliegende Buch bündelt deshalb die wichtigsten Faktoren und Methoden, um effektiv und nachhaltig (Fach-)Wissen zu vermitteln.

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[1]Fachinhalte vermitteln und präsentieren

Andreas Rupp

[3]Fachinhalte vermitteln und präsentieren

Effektiv und nachhaltig aus- und weiterbilden

[4]Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

DOI: https://www.doi.org/10.24053/9783816985518

© 2023 expert verlag– ein Unternehmen der Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KGDischingerweg 5 · D-72070 Tübingen

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Alle Informationen in diesem Buch wurden mit großer Sorgfalt erstellt. Fehler können dennoch nicht völlig ausgeschlossen werden. Weder Verlag noch Autor:innen oder Herausgeber:innen übernehmen deshalb eine Gewährleistung für die Korrektheit des Inhaltes und haften nicht für fehlerhafte Angaben und deren Folgen. Diese Publikation enthält gegebenenfalls Links zu externen Inhalten Dritter, auf die weder Verlag noch Autor:innen oder Herausgeber:innen Einfluss haben. Für die Inhalte der verlinkten Seiten sind stets die jeweiligen Anbieter oder Betreibenden der Seiten verantwortlich.

Internet: www.expertverlag.deeMail: [email protected]

Satz: typoscript GmbH, WalddorfhäslachCPI books GmbH, Leck

ISBN 978-3-8169-3551-3 (Print)ISBN 978-3-8169-8551-8 (ePDF)ISBN 978-3-8169-0135-8 (ePub)

[5]Vorwort

In der heutigen Wissensgesellschaft ist es entscheidend, Informationen klar, prägnant und überzeugend präsentieren zu können.

Dieses Buch ist ein Leitfaden für alle, die ihr Fachwissen und ihre Inhalte effektiv, wirksam, interessant und humorvoll präsentieren wollen. Ob in der Schule, an der Universität oder in einem Unternehmen – effektive Präsentationsfähigkeiten sind ein Schlüssel zum Erfolg.

In den folgenden Kapiteln werden bewährte, aber auch neue Methoden und Techniken vorgestellt, die Ihnen helfen, Inhalte zu strukturieren und Ihr Publikum zu begeistern.

Der Inhalt des Buches wird mithilfe von Schlüsselkomponenten beschrieben, die notwendig sind, um Fachinhalte effektiv und angemessen zu vermitteln. Dazu gehören Planung, Struktur, Klarheit, Motivation, Interesse, Engagement und die Schaffung einer angenehmen Atmosphäre.

Für diese Schlüsselkomponenten werden wiederum spezifische Verhaltensweisen vorgestellt und beschrieben. Wählen Sie einzelne dieser Verhaltensweisen aus und setzen Sie sie bewusst ein.

Viele der hier beschriebenen Konzepte und Verhaltensweisen wurden über viele Jahre systematisch erforscht sowie in Trainingsprogrammen umgesetzt und evaluiert. Die Ergebnisse wurden in wissenschaftlichen Publikationen veröffentlicht und auf internationalen Konferenzen vorgestellt.

Bei Prof. Hans Gerhard Klinzing möchte ich mich für seine wertvolle Arbeit und seine Beiträge bedanken. Seine Expertise hat geholfen, Konzepte zu entwickeln und verständliche Erklärungen zu formulieren. Seine Arbeit, sein Feedback und seine Vorschläge waren von unschätzbarem Wert und haben dazu beigetragen, dieses Buch zu einem nützlichen Werkzeug für alle zu machen, die nach effektiven Methoden zur Vermittlung von Fachinhalten suchen.

Mein Ziel ist es, Ihnen einen praktischen Leitfaden an die Hand zu geben, der Ihnen hilft, Ihre Botschaft klar und verständlich zu vermitteln, Ihr Publikum zu begeistern und Ihre Fachkompetenz hervorzuheben.

Ich hoffe, dass dieses Buch Ihnen wertvolle Einblicke und Anregungen bietet, um Ihre Präsentationsfähigkeiten weiterzuentwickeln und erfolgreich einzusetzen. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen und viel Erfolg bei Ihren künftigen Präsentationen!

[7]Hinweise zur Lektüre

Die Vermittlung von Wissen in Form von Präsentationen, Vorträgen, Vorlesungen, direkter Unterweisung und Instruktion ist ein wesentliches Merkmal der Aus- und Weiterbildung in allen Bildungseinrichtungen weltweit.

Doch um eine effektive und nachhaltige Vermittlung von grundlegendem Wissen sowie von technischen und wissenschaftlichen Inhalten zu erreichen, bedarf es verschiedener Faktoren wie etwa einer klaren Strukturierung der Inhalte und der Einbeziehung des Publikums.

Zudem steht bei der Wissensvermittlung neben der individuellen auch immer die soziale Natur des Menschen im Vordergrund, denn jede Form der Kommunikation ist beim Menschen auf Kooperation angewiesen – und das gilt auch für die Wissensvermittlung in Form von Präsentationen oder Vorträgen. Ohne ein gegenseitiges stillschweigendes Übereinkommen mit den Zuhörern ist eine Vermittlung von Wissen und Inhalten nicht möglich.

Nutzt man bei einer Präsentation also darüber hinaus die verschiedenen Möglichkeiten der sozialen Interaktion mit den Anwesenden, steigert dies die Aneignung und Vertiefung von Wissen und Lerngegenständen und, sofern der Stoff gut vorgetragen wird, auch die gegenseitige Freude am Thema.

Deshalb haben vier Gesichtspunkte die Auswahl und Darstellung dieses Buches beeinflusst, um zu beschreiben, wie Wissen in Form von Präsentationen und Vorlesungen effektiv und nachhaltig vermittelt werden kann:

Es werden Grundlagen der Kommunikation vorgestellt, die für ein besseres Verständnis dafür sorgen sollen, warum die Weitergabe und der Austausch von Wissen eine der herausragenden, einzigartigen kulturellen und kognitiven Fähigkeiten des Menschen ist, um kooperatives Handeln zu ermöglichen und Wissen zu erweitern, und wie wichtig dabei ein gemeinsamer Wissens- und Erfahrungshintergrund ist.

Es werden effektive Fähigkeiten und interaktive Vorgehensweisen vorgestellt, die dem Publikum dabei helfen, Informationen zu empfangen und zu verarbeiten. Dazu gehören die Fähigkeiten, Informationen klar und strukturiert zu präsentieren, Interesse und Aufmerksamkeit für ein Thema zu wecken und eine Atmosphäre zu schaffen, in der Menschen gerne zuhören.

Ein weiterer Leitgedanke des Buches ist die Methodenvielfalt. Um effektiv und nachhaltig interaktiv zu sein, erfordern Formen der Präsentation und [8]Instruktion eine Kombination mit anderen Methoden. Deshalb werden Methoden wie z.B. Einzelarbeit, Kleingruppenarbeit, Fallmethode und kontrollierte Diskussion vorgestellt, um mit ihrer Hilfe Präsentationen oder Vorlesungen interaktiv gestalten zu können und dadurch die Motivation und Behaltensleistung zu verbessern.

Es wird das evaluierte Trainingsprogramm „Interaktives und adaptives Vermitteln von Fachinhalten“ mit den dazugehörenden Verhaltensdimensionen sowie konkreten, effektiven und angemessenen Verhaltensweisen vorgestellt und beschrieben. Das Trainingsprogramm verknüpft verschiedene Methoden wie z.B. direkte Unterweisung, Einüben mit Fragen und angeleitetes, individuelles Arbeiten miteinander, um die unterschiedliche Leistungsfähigkeit von Lernenden und Publikum zu berücksichtigen, und verbessert durch interaktive Elemente die Motivation und Behaltensleistung der Lernenden.

Dieses Buch versteht sich als Arbeitsbuch und ist in erster Linie für das Selbststudium geschrieben. Komplexes habe ich versucht einfach darzustellen. Daraus ergibt sich wissenschaftliche Unschärfe hier und da, mögen dies alle, die das Buch lesen, nachsehen.

Die meisten Kapitel beginnen mit einer Tabelle. Hier finden Sie die wesentlichen Begriffe des jeweiligen Kapitels und für was sie notwendig sind. Zu vielen Abschnitten gibt es Übungen. Kenntlich gemacht werden sie durch dieses Zeichen:

[9]Inhalt

Vorwort

Hinweise zur Lektüre

I

Effektive Vermittlung und Präsentation von Fachinhalten

1

Konzeptioneller Rahmen für die Vermittlung von Wissen und Kultur

1.1

Sprache als einzigartige soziale und kognitive Fähigkeit

1.2

Lehrmethoden zur Vermittlung von Wissen

1.3

Argumente für und gegen die Vermittlung von Wissen in Form von Vorträgen

1.4

Integration verschiedener Komponenten für das effektive Vortragen und die Vermittlung von Wissen

2

Planung und Kontextfaktoren für die Vorbereitung einer Präsentation

2.1

Lernziele

2.1.1

Spezifische Lernziele

2.1.2

Schritte zur Lernzielbestimmung

2.2

Adressaten

2.3

Äußere Gegebenheiten

3

Verhaltensdimensionen zur Vermittlung von Wissen

3.1

Die Effektivität und Angemessenheit von kommunikativen Fertigkeiten (skills)

4

Die Verhaltensdimension Klarheit

4.1

Die Subdimension Gliederungsformen

4.1.1

Äußere Gliederung einer Präsentation durch formale Gliederungsmerkmale

4.1.2

Innere Gliederung einer Präsentation durch Folgerichtigkeit

4.2

Die Subdimension Grundstrukturen

4.2.1

Hierarchische Struktur

4.2.2

Lineare, sequenzielle Struktur

4.2.3

Vernetzte Struktur

4.3

Die Klarheit der Ausführung

4.3.1

Fertigkeiten, die zu Beginn eines Vortrags oder einer Präsentation den Aufbau einer klaren Struktur fördern

4.3.2

Fertigkeiten, die während eines Vortrags oder einer Präsentation das Mitdenken und Einordnen der Inhalte fördern

4.3.3

Fertigkeiten, die die Klarheit in der Ausführung und damit die Aufnahme der Informationen fördern

4.3.4

Fertigkeiten für alle Phasen der Präsentation

5

Verhaltensdimension „Motivation und Interesse“

5.1

Subdimensionen „individuelles Interesse“ und „situatives Interesse“

5.2

Fertigkeiten für die Subdimension „individuelles Interesse“

5.3

Fertigkeiten für die Subdimension „situatives Interesse“

5.3.1

Bedeutsame Ereignisse durch eine gute Vorbereitung schaffen

5.3.2

Bedeutsame Ereignisse durch technische Systeme schaffen

5.3.3

Bedeutsame Ereignisse durch verbale Lebendigkeit schaffen

5.3.4

Bedeutsame Ereignisse durch Enthusiasmus und nonverbale Lebendigkeit schaffen

6

Verhaltensdimension „Soziales Lernklima und soziale Atmosphäre“

6.1

Subdimension „Kontrolle“

6.1.1

Dominanz

6.1.2

Sozial-integratives Vortragen

6.1.3

Submission

6.2

Subdimension „Regeln“

6.2.1

Grundlegende Kommunikationsregeln

A.

Flexible und explizite Regeln

6.3

Subdimension „Affiliation“

6.3.1

Respekt durch Aufmerksamkeitsverhalten

6.3.2

Humor und Situationsentspannung

6.3.3

Offenheit

6.3.4

Freundlichkeit

6.3.5

Ermutigung

7

Nonverbales Verhalten

7.1

Der Gesichtsausdruck (Mimik)

7.2

Der Blick/der Blickkontakt

7.3

Die Körperhaltung

7.4

Das räumliche Verhalten (Proxemik)

7.5

Die Gesten (Gestik)

8

Visualisierungen

8.1

Funktion von Abbildungen und Visualisierungen

8.2

Arten von Diagrammen

8.3

Diagramme als Konzepte

8.4

Umgang mit Daten

8.5

Foliengestaltung

9

Vermittlung von Sachinhalten durch kooperatives Lernen

9.1

Kooperatives Lernen und Gruppenleistung

9.1.1

Prozessverluste

9.1.2

Koordinationsverluste

9.1.3

Motivationsverluste

9.2

Bereiche für Maßnahmen zur Verringerung von Prozessverlusten

9.2.1

Management und Monitoring

9.2.2

Arbeitsstruktur

9.2.3

Förderung von Kooperation durch Herstellung produktiver Interdependenzen (gegenseitige Abhängigkeit)

9.3

Murmelgruppen/Buzzgroups

9.4

Problemorientiertes, entdeckendes Lernen

9.5

Jigsaw („Gruppenpuzzle“)

9.6

Gruppenturnier: Teams Games Tournament (TGT)

9.6.1

Gruppenarbeit und Online-Quizspiele

9.7

Fall-Methode

9.8

Diskussion

9.8.1

Definition

9.8.2

Zielbereiche von Diskussionen als Unterrichtsmethode

9.8.3

Allgemeine Aufgaben der Diskussionsleitung

9.8.4

Spezifische Aufgaben und Funktionen der Diskussionsleitung

9.9

Modell der Direkten Unterweisung

II

Trainingsprogramm: Interaktives und adaptives Vermitteln von Fachinhalten

10

Konzeptioneller Rahmen für interaktives und adaptives Vermitteln von Fachinhalten

10.1

Interaktives Präsentieren

10.2

Adaptives Unterrichten

10.2.1

Macro-Ebene

10.2.2

Micro-Ebene

11

Das Trainingskonzept

11.1

Das Konzept Microteaching

11.1.1

Die Fähigkeit, theoretisches Hintergrundwissen zu nutzen und zu analysieren

11.1.2

Die Fähigkeit, begriffliche Strukturen von Interaktionsprozessen zur Analyse und Orientierung zu nutzen

11.1.3

Die Fähigkeit zur Hypothesenbildung und Entscheidungsfindung

11.1.4

Die Fähigkeit, Handlungen sachgerecht auszuführen

11.1.5

Feedback in Bezug auf konkrete effektive Fähigkeiten

12

Effektivität und Angemessenheit beim Erwerb von Verhaltensweisen und Fertigkeiten

13

Die Auswahl der Verhaltensdimensionen

14

Die Inhalte des Trainingsprogramms

14.1

Dimension Variation

14.1.1

Kontextfaktoren für die Planung

14.1.2

Auswahl und Kombination der Methoden

14.2

Dimension Flexibilität

14.2.1

Monitoring

14.2.2

Übergänge

14.2.3

Beziehung zu den Einzelnen und der Gruppe

14.3

Dimension Evaluation

14.3.1

Assessment

14.3.2

Tests, Prüfungen und Leistungsnachweise

14.3.3

Feedback, Lob und Anerkennung

15

Ergebnisse des Trainingsprogramms

15.1

Ergebnisse aus dem Seminar-Evaluations-Fragebogen

15.2

Ergebnisse aus dem Fragebogen Selbst- und Fremdkompetenz

15.3

Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

[15]IEffektive Vermittlung und Präsentation von Fachinhalten

1Konzeptioneller Rahmen für die Vermittlung von Wissen und Kultur

1.1Sprache als einzigartige soziale und kognitive Fähigkeit

Mit der Sprache verfügt der Mensch über einzigartige kognitive und soziale Fähigkeiten und Fertigkeiten. Er verwendet die Sprache, um soziale Prozesse zu organisieren und um die Herausforderungen und notwendigen Anpassungsprozesse an die Umwelt zu bewältigen. Einer diese Prozesse ist es, bei gemeinsamen Handlungen zu kooperieren. Dies beinhaltet die Fähigkeit, kognitives und kulturelles Wissen weiterzugeben und zu vermitteln. Um Wissen weiterzugeben, bedarf es dabei einer gemeinsamen Intentionalität (Tomasello, 2020). Dies bedeutet, dass zwei Akteure ein gemeinsames Ziel verfolgen und ihre Aufmerksamkeit auf ein Objekt ausrichten, dass also eine Zwei-Ebenen-Struktur gegeben ist (Tomasello, 2020), die sowohl Gemeinsamkeit als auch Individualität beinhaltet. Somit ist die Vermittlung von Informationen die kognitive Fähigkeit zu abstrahieren, eine objektive Sicht auf eine Entität darzustellen und diese mit Sprache zu vermitteln. Es geht also über die eigene individuelle Sichtweise hinaus.

Diese hier nur in Kürze beschriebenen Prozesse sind wichtig, um die Prozesse, die bei der Vermittlung und Weitergabe von Informationen geschehen, einordnen zu können und um zu verstehen, worum es beim Vermitteln von Inhalten in letzter Konsequenz geht. Denn das Präsentieren und Vermitteln ist immer auch ein kooperativer Prozess mit dem gemeinsamen Ziel, mehr zu wissen und sich gegenseitig zu helfen. Man macht das nicht für sich allein. Das würde, ontogenetisch betrachtet, auch keinen Sinn ergeben (Tomasello, 2020).

Dazu wurden im Laufe der Entwicklung des Menschen in vielen Kulturen verschiedene Formen der Informationsweitergabe (Vortrag, Präsentation, Instruktion, Vorlesung) entwickelt, wie auch ein institutioneller, kollektiver Rahmen und Raum geschaffen. Ein institutioneller Raum ist z.B. die Universität, [16]an der die Informationsweitergabe mit Hilfe von Vorlesungen durchgeführt wird. Neben den Formen der Informationsweitergabe wurden auch Formen des Miteinandersprechens entwickelt, wie z.B. die Diskussion, mit dem Ziel, Inhalte zu vertiefen, zu verfestigen oder sich weiteres Wissen anzueignen. Wobei auch eine gute Diskussion immer die Weitergabe von Informationen beinhaltet.

Ein wesentliches Element bei der Informationsweitergabe ist die Zuverlässigkeit. Die Informationen, die weitergeben werden, müssen zuverlässig sein, man muss, wenn in ein Wissensgebiet eingeführt wird oder dieses erweitert wird, den Informationen vertrauen können. Interessant ist dabei, dass z.B. Kinder bis zum Alter von ca. 5–7 Jahren vor allem dem Weltwissen der Erwachsenen vertrauen und nicht dem Wissen, dass sie von Gleichaltrigen erhalten. Zuverlässigkeit (Reliabilität) ist für die Weitergabe von Wissen von entscheidender Bedeutung. Ohne die Zuverlässigkeit der Informationen und der Fähigkeit zur Perspektivenänderung (vom Ich zum Du und Wir) hätte es, ontogenetisch gesehen, keine Entwicklung der Sprache gegeben. Tomasello (2020) hat dies sehr schön mit dem Beispiel der Jagd auf einen Hirsch dargestellt: Wenn ich zum Lagerplatz zurückkomme und die anderen in der Gruppe darüber informiere, dass es am Fluss einen Hirsch zum Jagen gibt, muss diese Information zuverlässig sein, sonst würde sich mein Gegenüber nicht mehr darauf einlassen, meiner Aufforderung ein zweites Mal zu folgen.

Abbildung 1: Sprache vermittelt Wissen und Kultur

Im Laufe der Entwicklungsgeschichte der Menschheit wurden also ganz unterschiedliche Methoden zur Weitergabe von Wissen und der Vermittlung von Fachinhalten entwickelt.

[17]1.2Lehrmethoden zur Vermittlung von Wissen

Dabei wird die Frage, was jetzt gute und effektive (kommunikative) Methoden zur Vermittlung von Wissen sind, schon sehr lange diskutiert. Schon Cicero (106–43 v. Chr.) hat sich im damaligen Rom mit der Frage auseinandergesetzt, wie man am besten unterrichtet.

Die Frage nach dem „gut“ und den Methoden im Zusammenhang mit der Vermittlung von Wissen sollte aber besser ersetzt werden durch Fragen wie „Gut für welche Ziele?“, „Gut für wen?“ und „Gut unter welchen Umständen?“ Dazu, wie man mit diesen Fragen umgehen kann, findet man in vielen Fachdisziplinen, die sich mit dem Unterrichten auseinandersetzen, interessantes und valides Wissen.

Schließt man sich diesen Fragen und der Auffassung, die ihnen zugrunde liegt, an (wie u.a. Joyce et al., 2014), dann ist die Suche nach der einen, besten, effektivsten, lernwirksamsten Methode zur Vermittlung von Wissen ein fragliches Unterfangen. Methoden des Unterrichtens werden aufgrund bestimmter Auffassungen von der Natur des Menschen und – daraus folgend – bestimmter Arten von Lernzielen und Verfahren entwickelt, ausgeformt oder verwendet, da sie diese Auffassungen jeweils zu fördern vermögen. Deshalb sind sie auch jeweils nur für das wirksam, wofür sie vorrangig entwickelt worden sind. Damit werden bestimmte Ziele in den Vordergrund gerückt und zu ihrer Erreichung bestimmte unterrichtliche Vorgehensweisen, Unterrichtsverfahren oder -methoden sowie zugehörige Aktivitäten ausgewählt und zugeordnet. Andere Ziele und durchaus wirksame Vorgehensweisen werden dagegen (manchmal notwendigerweise) vernachlässigt (Joyce, et al., 2014).

Beispiel: Wenn man der Auffassung ist, es sei dem Menschen eigen, die Welt zu verstehen, indem man sich Wissen aneignet, organisiert, Probleme erspürt und Lösungen für sie entwickelt, dann konzentriert man sich auf den Aspekt Informationsverarbeitung. In diesem Fall ist u.a. der Fachvortrag, die Vorlesung, ein geeignetes Verfahren. Denn Vorlesungen haben zum Ziel, Wissen zu vermitteln, und sind darin auch sehr effektiv (Klinzing, 1998). Andere Ziele der Bildung und Ausbildung, wie z.B. der Aufbau sozialer Kompetenz und die Entwicklung selbständigen Lernens, werden beim Vortrag oder der Vorlesung allerdings vernachlässigt, wenn nicht gar verhindert.

Bei den Unterrichtsmethoden geht es nicht nur darum, bestimmte Unterrichtswirkung zu erzielen. Unterrichtsverfahren bergen in sich auchindirekte, [18]erzieherischeEffekte und Auswirkungen, die bei ihrer Verwendung ebenfalls erreicht werden können. Direkte Auswirkungen beziehen sich auf die Bewältigung bestimmter Lernstoffe und Fertigkeiten (z.B. die Aneignung von Wissen sowie Fertigkeiten in der Organisation von Wissen im Rahmen einer akademischen Disziplin) und bilden die Grundlage für die unterrichtlichen Aktivitäten, mit deren Hilfe sie bewältigt werden sollen. Sie lenken die Lernenden in bestimmte Richtungen. Indirekte Wirkungen werden dagegen durch das Erleben, die Erfahrungen mit und innerhalb des Unterrichtsverfahrens sowie der Lernumgebung, die dieses schafft, vermittelt.

Beispiel 1:Die Präsentation, die Vorlesung, die Unterweisung ist u.a. ein effektives Verfahren, um große Wissensbestände zu vermitteln. Doch werden beim Vortrag andere Effekte (indirekte Effekte) der Bildung und Ausbildung, wie z.B. der Aufbau sozialer Kompetenz und die Entwicklung selbständigen Lernens, vernachlässigt, wenn nicht gar verhindert.

Beispiel 2: Eine Konkurrenz zwischen den Lernenden kann zur Erreichung direkter Effekte anspornen, aber die Atmosphäre einer Konkurrenzsituation kann Lernende auch miteinander verfeinden (indirekter Effekt).

Unterrichtsmethode

Wirkung A: wünschenswert?

Wirkung B: wünschenswert?

Wirkung C: wünschenswert?

Tabelle 1: Wirkung von Unterrichtsmethoden

Somit haben wir in Unterrichtsmethoden und bei der Weitergabe von Wissen direkte Instruktionseffekte und indirekte oder erzieherische Effekte.

Deshalb sollten Vorgehensweisen und Unterrichtsmethoden bei ihrer Auswahl daraufhin geprüft werden, welche Auswirkungen sie direkt anstreben, aber auch, welche Auswirkungen sie indirekt erreichen. Zum Beispiel kann ein Unterrichtsverfahren auch deshalb ausgewählt werden, weil es bestimmte indirekte, „erzieherische“ Auswirkungen hat, auch wenn dabei die direkten Ziele nicht so effektiv erreicht werden.

[19]Übung:

Bitte fassen Sie den Grundgedanken der vorangegangenen Argumentation zusammen.

Bitte entwerfen Sie mögliche sinnvolle Kombinationen von Ihnen bekannten Unterrichtsformen/-methoden:

1.3Argumente für und gegen die Vermittlung von Wissen in Form von Vorträgen

Die Wissensvermittlung in Form von Vorträgen, Präsentationen oder Unterweisungen ist ein Verfahren oder eine Methode, um große Wissensbestände zu transportieren, und hat mehrere Vorteile. Dazu gehören z.B. die Punkte, dass

Grundlagenwissen schnell und zuverlässig vermittelt werden kann,

der Aufbau von Wissen schnell und effektiv erfolgen kann,

aktuelles Wissen schnell, flexibel und direkt vermittelt werden kann,

eigene Forschungsergebnisse kommuniziert und geteilt werden können, die sonst nirgendwo (oder noch nicht) verfügbar sind,

Zusammenhänge, die für das Publikum nicht sofort erkennbar sind, erfolgreich dargestellt werden können,

die Zuhörer an den Denkprozessen des Vortragenden teilhaben können,

eine Lehrperson mit einem Vortrag hunderte von Menschen erreichen kann und es sich zudem um ein kostengünstiges Format handelt und

ein soziales Ereignis oder eine soziale Situation geschaffen wird, die das Lernen indirekt in vielerlei Hinsicht unterstützen.

Neben diesen Vorteilen gibt es aber auch Nachteile. Dazu zählen z.B. die Punkte, dass

ein hohes Maß an Passivität vorhanden ist,

man selbst nicht aktiv mitwirken und mitdenken kann,

die Erinnerungsfähigkeit so nicht sonderlich hoch ist und eine kritische Auseinandersetzung mit den Inhalten schwer möglich ist.

Die hier aufgeführten Vor- und Nachteile werden in dieser oder ähnlicher Form von Anhängern wie von Gegnern der monologischen Kommunikationsformen vorgetragen.

[20]Empirische Studien (vgl. McKeachie, 1990) hingegen zeigen, dass sich die Methode des Vortragens für das Vermitteln von Inhalten, die kurzfristig für eine Anwendung benötigt werden, oder als Motivation zu einem Thema oder als Einführung in ein Thema im Vergleich zu anderen Methoden als überlegen erweist, wohingegen bei einem langfristigen Behalten von Informationen der Vortrag anderen Methoden wie z.B. der Diskussion unterlegen ist.

Ein weiteres interessantes Ergebnis zeigt sich beim Vergleich von traditionellen Vorlesungen und interaktiven Vorlesungen. Freeman et al. (2014) zeigen anhand einer Metanalyse von 225 empirischen Studien in MINT-Fächern in den USA, dass die Leistungen der Studenten in Veranstaltungen mit interaktiven Vorlesungen gegenüber Veranstaltungen mit traditionellen Vorlesungen in Bezug auf die durchschnittlichen Prüfungsergebnisse deutlich besser waren und dass die Wahrscheinlichkeit des Nichtbestehens in Veranstaltungen mit traditionellen Vorlesungen 1,5-mal höher war. Sehr gute Ergebnisse zeigen sich in Bezug auf die Behaltensleistung auch, wenn das Vermitteln der Fachinhalte interaktiv geschieht; dadurch erhöht sich auch die Motivation der Studierenden. Interaktive Vorlesungen kombinieren und koppeln zusätzliche Methoden, um die Behaltensleistung, das Interesse und die Motivation zu fördern.

1.4Integration verschiedener Komponenten für das effektive Vortragen und die Vermittlung von Wissen

Effektives Vermitteln, Unterweisen und Vortragen ist ein zentraler Teil eines sorgfältig konstruierten Prozesses, der aus verschiedenen Komponenten besteht, die so koordiniert und aufgebaut sind, dass sie sicherstellen, dass

Wissen aufgebaut wird,

Wissen geteilt wird,

die Lernenden in der Lage sind, sich aktiv an diesem Vermittlungsprozess zu beteiligen,

die Reflexion gefördert wird,

Einblicke in das eigene Wissen ermöglicht werden,

die Motivation zum Lernen geschaffen wird,

ein produktives Lernklima möglich ist.

Um dies zu erreichen, werden die dafür wichtigen Bestandteile für das Vortragen, Vermitteln und Unterweisen integriert. Für das effektive Vermitteln, Vortragen und Unterweisen sind dies Planung und Kontextfaktoren, Verhaltens[21]dimensionen und die dazugehörenden kommunikativen Fertigkeiten, Strategien zur Unterstützung der Lernenden und kooperative Methoden.

Integration der Elemente für effektives Vermitteln und Vortragen

Notwendig für

Ausführlich in

Planung und Kontextfaktoren

Formulieren der Lernziele

Adressaten

Äußere Gegebenheiten

Kapitel 2: Planung und Kontextfaktoren für die Vorbereitung von Vorträgen

Verhaltensdimensionen

Klarheit und Struktur

Motivation und Interesse

Lernklima und Atmosphäre

Variation, Flexiblität und Evaluation

Kapitel 4: Dimension Klarheit

Kapitel 5: Dimension Motivation und Interesse

Kapitel 6: Soziales Lernklima und soziale Atmosphäre

Kapitel 14: Inhalte des Trainingsprogramms

Kommunikative Fertigkeiten

Effektivität und Angemessenheit

Kapitel 3–14

Nonverbales Verhalten

Effektivität und Angemessenheit

Kapitel 7: Nonverbales Verhalten

Strategien zur Unterstützung

Visualisierung

Kapitel 8: Visualisierung

Kooperative Methoden

Kombination von Präsentation und Unterweisung mit kooperativen Methoden

Kapitel 9: Kooperative Methoden

Tabelle 2: Komponenten für effektives Vermitteln und Vortragen

[22]2Planung und Kontextfaktoren für die Vorbereitung einer Präsentation

Kontextfaktoren

Nützlich für

Lernziele

Nachhaltigkeit und Motivation des Lernens

Adressaten

Berücksichtigung der Motive und Erfahrungshintergrund der Anwesenden

Äußere Gegebenheiten

Organisation und Planung

Tabelle 3: Kontextfaktoren

Kontextfaktoren sind bei der Vorbereitung von Präsentationen und Vorträgen zu berücksichtigen und umfassen die Punkte Lernziele, Adressaten und äußere Gegebenheiten. Die Art und Weise der Vorbereitung hängt davon ab, wie ausführlich und wie lange bestimmte Inhalte vorgetragen werden. Für die Vorbereitung sind die drei folgenden Kontextfaktoren zu berücksichtigen: Lernziele, Adressaten und äußere Gegebenheiten.

2.1Lernziele

Die Erstellung und Weitergabe von Lernzielen bzw. Vortragszielen ist ein wichtiger Faktor für effektives Vermitteln und Vortragen. Klare Lernziele verbessern die Nachhaltigkeit des Lernens und die Motivation (Hattie, 2013). Wenn Sie möchten, dass Ihre Adressaten mit Ihrer Präsentation oder Ihrem Vortrag nicht nur unterhalten werden (was legitim ist), sondern wenn Sie dabei mithelfen wollen, dass die Adressaten auch etwas lernen, empfiehlt sich die Verwendung von Lernzielen. Dies ist der erste Schritt, um zu einem nachhaltigen und bedeutungsvollen Lernen zu kommen. Egal ob Sie ein Seminar, einen Kurs oder nur eine Unterrichtseinheit planen: wirksames Vermitteln und daraus resultierendes Lernen benötigen klar definierte Ziele.

Zur Bestimmung von Lernzielen wurden von Bloom et al. (1956) Taxonomien für Lernziele für den kognitiven, affektiven und psychomotorischen Bereich entwickelt. Diese Lernzieltaxonomien wurden und werden weltweit erfolgreich eingesetzt und gelten mit als bekannteste Taxonomien im Bereich der Lernziele. [23]Lernziele helfen uns für die Planung und die Reflektion dessen, was wir inhaltlich erreichen wollen.

Ein weiterer bekannter Ansatz zur Formulierung von Zielen für den Unterricht wurde von Robert Mager (1975) entwickelt. Seine Perspektive ist aktionsorientiert und spezifisch im Sinne von Verhaltenszielen. Diese beschreiben das Verhalten, die Bedingungen und die Bewertungskriterien für das gezeigte Verhalten.

2.1.1Spezifische Lernziele

Neben den allgemeinen Zielen, die bei einem Vortrag zu beachten sind, wie z.B. die Vermittlung von Allgemeinwissen oder der Überblick über ein Thema, sind auch spezifische Ziele bei der Vermittlung von Fachinhalten und Wissen hilfreich und oft notwendig.

Ein Ziel beschreibt auf unterschiedlichen Ebenen, was die Lernenden wissen oder können müssen. Wenn diese Ziele fehlen, ist es schwer, die Wirksamkeit der Vermittlung oder des Unterrichtens zu bestimmen. Wenn keine Lernziele formuliert werden, fehlt daher die sichere Grundlage für die Auswahl weiterer Methoden, um die Inhalte zu vertiefen. Daher ist es wichtig, dass Sie eine klare Vorstellung davon haben, was die Lernenden am Ende des Fachvortrags oder des Unterrichtens wissen und können sollten. Durch eine klare Beschreibung von Lernzielen können Sie z.B. auch Tests anschließen, die den Lernerfolg feststellen.

Die im Folgenden beschriebene Vorgehensweise eignet sich, um das angestrebte Verhalten zu beschreiben:

Benennen Sie die Kennzeichen und die Art des Verhaltens sowie die Merkmale des Lernerfolgs, damit der Lernende das Ziel erreicht.

Versuchen Sie, das gewünschte Verhalten und die Merkmale des Lernerfolgs genauer zu bestimmen, indem Sie seine wichtigsten Voraussetzungen kennzeichnen.

Geben Sie als Maßstab für das gewünschte Verhalten an, wie gut das Verhalten geäußert werden muss, um als zufriedenstellend zu gelten.

Es handelt sich erst dann um die Beschreibung eines Lernziels, wenn die oben genannten Merkmale vorhanden sind, wenn also das von Ihnen angestrebte Verhalten klar formuliert ist.

[24]2.1.2Schritte zur Lernzielbestimmung

Die Beschreibung des Lernziels soll zeigen, was die Lernenden ausführen müssen, um zu demonstrieren, dass das Ziel erreicht wurde. Da wir die Gedanken der anderen nicht erraten können, sind wir darauf angewiesen, den Grad des Verständnisses und den Umfang der Fertigkeiten durch Beobachtung des Verhaltens und der Leistungen zu bestimmen. Wir können aber dazu auffordern, Fragen mündlich oder schriftlich zu beantworten oder bestimmte Fertigkeiten unter Beweis zu stellen. Daher müssen die Lehrpersonen die Art des Verhaltens und die Merkmale des Lernerfolgs eindeutig bestimmen.

Im Anschluss folgen drei Beispiele, wie generelle Lernziele durch spezifische Ziele genauer beschrieben werden können:

Beispiel

Generelles Lernziel:

Sie möchten, dass die Lernenden verstehen, wie eine Wärmepumpe funktioniert.

Ein spezifisches Ziel würde lauten:

„Nach der Instruktion oder dem Unterricht müssen die Lernenden in der Lage sein, die drei Funktionsprinzipien der Wärmepumpe zu benennen und zu erklären.“

Beispiel

Generelles Lernziel:

Sie möchten, dass die Lernenden wissen, wie Batterien recycelt werden können, und zwar unter Zuhilfenahme von Online-Fachjournalen, um relevante Informationen zu finden.

Ein spezifisches Ziel würde lauten:

„Die Lernenden sollen mit Hilfe der drei wichtigsten internationalen Fachjournale mindestens fünf Verfahren kennenlernen, die zum Recycling von Batterien verwendet werden können.“

Beispiel

Generelles Lernziel:

Sie möchten, dass die Lernenden die Ideen und Merkmale der Aufklärung verstehen.

Ein spezifisches Ziel würde lauten:

„Wählen Sie einen Text aus Lessings „Nathan der Weise“ und beschreiben Sie, welche Werte die drei von Ihnen ausgewählten Figuren in diesem Stück verkörpern und wie sich dies auf ihren Umgang mit anderen auswirkt. Lassen Sie die ausgearbeiteten Ergebnisse anschließend in der Gruppe diskutieren.“

[25]Übung:

Formulieren Sie für das generelle Lernziel „Anwenden von quadratischen Gleichungen“ ein spezifisches Lernziel.

2.2Adressaten

Bei der Vorbereitung und Planung einer Präsentation oder eines Vortrags sind auch die Adressaten zu berücksichtigen. Dabei sind folgende Fragen wichtig:

Was sind die Motive für die Teilnahme?

Die Motive für die Teilnahme an einer Veranstaltung sind zu Beginn nicht immer sofort klar. Die Beweggründe reichen von der freiwilligen Teilnahme, dem reinen Interesse am Thema, bis zur verpflichtenden Teilnahme, weil sonst keine Genehmigung für eine Prüfung oder Abschlussarbeit erteilt wird oder weil ein Arbeitgeber die Teilnahme an einem bestimmten Weiterbildungsthema oder Wissensgebiet wünscht.

Welchen Erfahrungshintergrund haben die Adressaten?

Ein gemeinsamer Erfahrungshintergrund in Bezug auf Alter, Bildung und Vorlieben ermöglicht oft einen besseren und leichteren Zugang zum Adressatenkreis. Dies ist besonders wichtig bei der Verwendung von Beispielen. Wenn ein gemeinsamer Erfahrungshintergrund vorhanden ist, können Beispiele effektiver und gezielter eingesetzt werden. Ist dieser gemeinsame Erfahrungshintergrund nicht vorhanden, müssen Beispiele, Vergleiche und Szenarien sehr sorgfältig ausgewählt werden, damit sie die Adressaten nicht verwirren oder irritieren.

Was wissen die Adressaten?

Diese Frage ist am schwierigsten zu beantworten. Wenn es sich um einen fortlaufenden Kurs handelt, der sich über mehrere Wochen oder Monate erstreckt, ist es möglich, im Laufe des Kurses immer mehr über den Wissensstand der Adressaten zu erfahren. Handelt es sich dagegen um eine einmalige Veranstaltung, haben Sie oft nicht die Möglichkeit, den Wissensstand der Adressaten herauszufinden.

[26]Eine gute Möglichkeit ist es, zu Beginn der Präsentation einen allgemeinen Überblick über das Thema in Form einer Hierarchie zu geben, um dann explizit den Bereich hervorzuheben, auf den Sie in Ihrer Präsentation näher eingehen möchten. Auf diese Weise lässt sich der Gesamtzusammenhang eines Themenbereichs schnell und effektiv darstellen. Sie erinnern diejenigen, die bereits mit dem Thema vertraut sind, noch einmal an das Thema, und geben denjenigen, für die das Thema neu ist, eine klare Struktur vor, indem Sie die wichtigsten Punkte aufzeigen, auf die Sie sich in dieser Präsentation konzentrieren werden.

Was ist der Anlass für diese Veranstaltung?

Wurde ich eingeladen oder habe ich selbst zu dieser Veranstaltung eingeladen? Wurde ich nur eingeladen, weil niemand anderes zur Verfügung stand? Arbeite ich im Auftrag eines Dritten, repräsentiere ich eine Firma/eine Institution oder repräsentiere ich nur mich selbst? In welchem Kontext findet die Veranstaltung statt? Werden formale Anforderungen an mich gestellt? Wie ist die Atmosphäre? Sind die Adressaten ablehnend, zustimmend oder abwartend? Gibt es Probleme in dieser Firma oder Gruppe, die ich lösen soll? Versuchen Sie sich mit Hilfe der Fragen ein klares Bild über den Anlass der Veranstaltung zu machen.

2.3Äußere Gegebenheiten

Die Gruppengröße spielt eine wichtige Rolle, wenn es um die Auswahl der Technik, der Übungen und der Interaktion mit der Gruppe geht. Je größer eine Gruppe ist, desto schwieriger ist es, die Inhalte interaktiv zu präsentieren.

Die Raumgröße beeinflusst auch das eigene Verhalten. In großen Räumen verwendet man mehr Gestik und Positionswechsel und sorgt damit für mehr Interesse und Aufmerksamkeit. Saubere Räume haben einen positiven Einfluss auf die Verarbeitung von Informationen. Kalte Räume führen zu Unwohlsein und beeinträchtigen die Fähigkeit zur Verarbeitung von Informationen.

Auch der zeitliche Rahmen spielt eine Rolle. Halten Sie sich unbedingt an die zeitlichen Vorgaben. Wenn die Vorredner sich nicht an die Zeitvorgaben gehalten haben, kann es sein, dass Ihnen statt 30 Minuten nur noch 15 Minuten für den Vortrag zur Verfügung stehen. Bereiten Sie sich deshalb, wenn es sich um einen sehr wichtigen Vortag handelt, darauf vor, die Präsentation auch in der Hälfte der Zeit durchführen zu können.

[27]Und bereiten Sie sich bezüglich der Medien so vor, dass der Vortrag zusätzlich auf einem weiteren Medium zur Verfügung steht und somit leicht und ohne große Verzögerung auf ein anderes Medium übertragen werden kann.

Das nächste Schaubild zeigt, dass die Kontextfaktoren Lernziel, Adressaten und äußere Gegebenheiten sowie die Auswahl der Lernmethoden eine Auswirkung auf die Auswahl, die Gewichtung und die Reihenfolge der Informationen der Präsentation haben. Für diese Gewichtung sind immer die Vortragenden verantwortlich. Diese Kontextfaktoren sind wichtig und bei der Planung und Vorbereitung zu berücksichtigen.

Kontextfaktoren

Auswirkungen für alle Kontextfaktoren in Bezug auf

Lernziele

Generelle

Spezifische

Auswahl der Informationen

Adressaten

Wissenstand

Erfahrungshintergrund

Atmopshäre

Gewichtung der Informationen

Äußere Gegegenheiten

Gruppengröße

Raumgröße

Zeitdauer

Reihenfolge der Informationen

Lehrmethoden

Präsentation

Gruppenarbeit

Diskussion

Gewichtung der sozialen Interaktion

Tabelle 4: Kontextfaktoren und ihre Auswirkungen