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Wir nennen ihn den Silent Death. Denn er tötet ohne ein Geräusch. Der epische Auftakt der vierbändigen Romantasy-Reihe «Fae Isles». Als die 20-jährige Emelin vom Silent Death, dem brutalen Henker und Sohn der Fae-Königin, beim Wirken verbotener Magie erwischt wird, scheint ihr Schicksal besiegelt. Doch anstatt sie zu töten, will Creon ihre Hilfe. Denn selbst der stumme, tödliche Krieger ist nicht dazu in der Lage, die grausame Fae-Königin zu verwunden. Einzig Emelins Magie, welche nicht von der Königin gebunden wurde, kann die Inseln der Fae von der tyrannischen Herrscherin befreien. Um ihre Anwesenheit am Hof der Fae zu erklären, muss sie die Geliebte des königlichen Henkers spielen. Doch wie soll sie leidenschaftliche Gefühle für einen skrupellosen Mörder vortäuschen?
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Lisette Marshall
Roman
Wir nennen ihn den Silent Death. Denn er tötet ohne ein Geräusch.
Als die 20-jährige Emelin vom Silent Death, dem brutalen Henker und Sohn der Fae-Königin, beim Wirken verbotener Magie erwischt wird, scheint ihr Schicksal besiegelt. Doch anstatt sie zu töten, will Creon ihre Hilfe. Denn selbst der stumme, tödliche Krieger ist nicht dazu in der Lage, die grausame Fae-Königin zu verwunden. Einzig Emelins Magie kann die Inseln der Fae von der tyrannischen Herrscherin befreien. Um ihre Anwesenheit am Hof der Fae zu erklären, muss sie die Geliebte des königlichen Henkers spielen. Eine Rolle, die sie hasst. Und trotzdem fällt es ihr von Tag zu Tag leichter, leidenschaftliche Gefühle für den skrupellosen Mörder vorzutäuschen …
Fake Dating at the Fae-Court: Wenn sie mit dem Henker ausgehen muss …
Der Auftakt der epischen Romantasy-Reihe «Fae Isles»
Lisette Marshall – selbst großgeworden mit epischer Fantasy, Regency-Romanen und gemütlichen Krimis – schreibt am liebsten heiße und herzzerreißende Geschichten, immer versehen mit einer kleinen Prise Mord. Sie lebt zusammen mit ihrem Freund und den wenigen Zimmerpflanzen, die ihr unregelmäßiges Gießregime überlebt haben, in den Niederlanden. Wenn sie nicht gerade liest oder schreibt, findet man sie beim Zeichnen von Fantasy-Karten oder beim Backen von Keksen. Mehr Informationen sind auf ihrer Homepage (lisettemarshall.com) und auf Instagram (@authorlisettemarshall) zu finden.
Nina Bellem ist im Ruhrgebiet geboren und aufgewachsen. Nach ihrem Studium zog es sie nach Korea und Hawaii, bevor es nach Berlin ging. In der großen Stadt machte sie es sich mit Mann und Reiseführern gemütlich und wechselte vom Agenturleben in die Freiberuflichkeit. Nachdem Berlin aber zu eng wurde, ging es mitsamt Mann und Reiseführern zurück ins schöne Ruhrgebiet, wo sie auch heute noch lebt.
Die englische Originalausgabe erschien 2022 unter dem Titel «Court of Blood and Bindings».
Veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Hamburg, Juli 2025
Copyright © 2025 by Rowohlt Verlag GmbH, Hamburg
«Court of Blood and Bindings» Copyright © 2022 by Lisette Marshall
Published by Arrangement with HERE BE DRAGONS BV
Redaktion Janina Roesberg
((U2: Inseln der Fae - Karte)) (c) Andrés Aguirre
Covergestaltung SO YEAH DESIGN, Gabi Braun
Coverabbildung Jaroslaw Blaminsky/Trevillion Images; Shutterstock
ISBN 978-3-644-02417-5
Schrift Droid Serif Copyright © 2007 by Google Corporation
Schrift Open Sans Copyright © by Steve Matteson, Ascender Corp
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Für mein 14-jähriges Ich, das dank dieser Geschichte nie den Mut verlor
Wein, Mathematik und entferntes Gebrüll waren eine furchtbare Kombination.
Ich stöhnte, rieb mir die Augen und versuchte erneut, die Zahlen zusammenzurechnen, die über das Pergament vor mir flimmerten. Meine letzte Aufgabe an diesem Morgen war, die Buchhaltung für den Monat abzuschließen. Nur noch drei Seiten mit Belegen für Farb- und Leinwandkäufe, dann konnte ich dieses Büro verlassen – und endlich das Kleid fertigstellen, das ich für die heutige Siegesfeier genäht hatte. Danach würde ich mich auf den Weg zum Dorfplatz machen, wo sich die langen Tische bereits unter dem Lammbraten, gegrilltem Ziegenkäse und Netties berühmten Honigfeigen bogen.
Nur noch ein paar letzte Zahlen, die ich zusammenrechnen musste – aber das Rechnen würde mir viel leichter fallen, wenn ich am Vorabend während der Vorbereitungen für das Fest nicht ein Gläschen über den Durst getrunken hätte. Oder wenn ich die Stimmen meiner Eltern nicht hören müsste, die in ihrem Schlafzimmer laut brüllten, was keinen Zweifel daran ließ, dass sie einen ihrer heftigeren Streite hatten.
So viel zur festlichen Stimmung.
Ich fluchte leise, schnappte mir ein weiteres Stück Pergament und rechnete einige vorläufige Summen zusammen. Nein, das konnte nicht stimmen – auf keinen Fall hatte mein vorsichtiger, gelegentlich sogar geiziger Vater das Doppelte seines monatlichen Einkommens für Firnis ausgegeben. Ich hatte wahrscheinlich irgendwo ein Komma falsch gesetzt …
Die Wände und Decke vibrierten unter dem unverkennbaren Schluchzen meiner Mutter.
«Oh, verdammt noch mal», murmelte ich laut und stieß mich vom Schreibtisch ab. Es war eine Sache, noch immer für meine Eltern zu arbeiten, obwohl ich eigentlich gehofft hatte, in dem Alter die Insel schon längst verlassen zu haben. Allerdings war es eine ganz andere, zu versuchen weiterzuarbeiten, während sie mich ständig mit ihrem täglichen Drama unterbrachen … Ich hatte wirklich Besseres zu tun.
Zuerst würde ich die Stickerei auf meinem neuen Kleid fertigstellen. Mit etwas Glück beruhigten sich die beiden bis dahin und verließen das Haus; dann könnte ich schnell die restliche Buchhaltung erledigen, bevor ich ihnen folgte.
Ich schlich mich aus dem Büro und durchquerte Vaters weitläufige Werkstatt. Über meinem Kopf schrie meine Mutter – jetzt, da uns nur noch eine Wand trennte, konnte ich sie deutlich verstehen – und beschwerte sich über die Nachbarn und Erwartungen und …
Selbst durch die Wände hindurch hörte ich, wie mein Name fiel.
Mitten im Schritt erstarrte ich und hielt den Atem an, um sie besser verstehen zu können. Bei den Göttern, was hatte ich dieses Mal wieder angestellt? Hatte jemand wieder getratscht wegen meiner sechs Monate auf Ildhelm? Oder ging es um Männer und Heirat, wie so oft in letzter Zeit?
Ulda ist bereits zum zweiten Mal schwanger, hatte Mutter mir gestern mit vor Ärger schmalen Lippen erzählt, dabei ist sie jünger als du …
Aber es hatte niemand um meine Hand angehalten, nicht wahr?
Mit Herzklopfen ging ich zur Werkstatttür und öffnete sie einen Spaltbreit. Ihre Stimmen waren jetzt viel deutlicher zu hören. Offenbar bemerkten die beiden nicht, dass ich sie belauschte.
«Ich sage dir, das können wir nicht riskieren!», brüllte mein Vater, während seine Stimme von seinen schweren Schritten untermalt wurde. Ich kannte diese Schritte. Sie verhießen selten etwas Erfreuliches. «Dieser Othmar studiert seit Jahrzehnten Magie! Wenn Em auch nur der kleinste Ausrutscher passiert …»
«Ihr ist seit Monaten kein Ausrutscher mehr passiert! Seit Jahren!»
«Du warst nicht derjenige, der Matilda erklären musste, warum ihr Lehrling plötzlich anfing, Kleider zu verbrennen!»
Mein Herz zog sich zusammen. Zwei Jahre, und immer noch überkam mich der vertraute Stich von Scham, Verlust und Schuld. Er war heute noch immer genauso schmerzhaft wie an dem Tag nach dieser Katastrophe. Wenn sie Angst hatten, dass mir so was wieder passierte, und das auch vor den hochwohlgeborenen Besuchern des Festivals, was noch schlimmer wäre …
Was hatten sie vor? Wollten sie mich im Haus einsperren?
«Na gut, dann lass mich deinem verdammten Othmar die Situation erklären!», schrie meine Mutter über mir. Ah. Das war der Grund für den Streit – sie wollte mich nicht im Haus einsperren.
«Das kannst du nicht erklären!» Eine Tür wurde zugeschlagen, und jede Wand vibrierte unter der Wucht. Weitere Schritte und ein freudloses Lachen, das laut genug war, um es durch zwei geschlossene Türen zu hören. «Er hat angedeutet, dass er Porträts für die Akademiegalerie in Auftrag geben will! Die Akademiegalerie! Wenn er herausfindet, dass meine Tochter …»
Ich versteifte mich und wartete auf den Rest des Satzes. Doch er kam nicht.
Eine enttäuschende kleine Katastrophe, die einen Hauch jener unberechenbaren Magie in sich trug, die in der Familie meiner Mutter schon vor Generationen hätte aussterben sollen. Vater hatte mir das nie ins Gesicht gesagt, aber es war nicht schwer, die Worte in seinen Augen zu lesen. «Sie könnte uns eine beträchtliche Menge Geld kosten», fuhr er fort, jetzt nicht mehr ganz so laut. Stattdessen flehte er sie fast an, zur Vernunft zu kommen. «Es geht nicht nur um Othmar, hast du das schon vergessen? Dieser Senator der Weißen Stadt hat erwähnt, dass er jemanden sucht, der sein Familienporträt malt, und du weißt, wie sie dort über Magie denken …»
«Aber du kannst sie nicht einfach vom Festival ausschließen, Valter! Es wird die Feier des Jahrzehnts!»
Ich schluckte, Angst breitete sich in meinem Bauch aus. Eher des Jahrhunderts. Hundertdreißig Jahre erzwungener Tributzahlungen, aber dann hatte Cathra endlich einen Weg gefunden, sich gegen unsere Herrscher zu wehren. Die Wissenschaftler und Senatoren – sie kamen nicht hierher, um eine kleine Insel in der Provinz zu besuchen und ein bisschen Lamm zu essen. Sie waren hier, um die eiserne Barriere um die Strände mit eigenen Augen zu sehen und zu entscheiden, ob sie dieselbe Methode anwenden könnten, damit die Fae von ihren eigenen Ufern ferngehalten werden konnten.
Und um bei Valter von Cathra Porträts zu bestellen. Das auch. Zumindest, wenn seine Peinlichkeit von Tochter ihm nicht das Geschäft verdarb.
«Es wird für sie auch keine große Feier werden, wenn sie versehentlich die Buffettische zerstört, oder nicht?», fauchte mein Vater.
Ich schloss die Augen und lehnte mich gegen die verputzte weiße Wand, in der Hoffnung, dass meine Mutter etwas Vernünftiges sagen würde. Komm schon. Es wäre so einfach, ihn zum Schweigen zu bringen. Rede nicht über unsere Tochter, als wäre sie ein Kleinkind, das zu Wutanfällen neigt. Bei den Göttern, sie ist eine erwachsene Frau; du kannst ihr kaum sagen, was sie machen darf und was nicht, es sei denn, du drohst ihr damit, das Gehalt zu kürzen. Sie bereitet sich seit Wochen auf die Feierlichkeiten vor, wie jeder andere in der Stadt auch. Wäre es nicht ein wenig unfair, ihr den Spaß zu verderben, gerade jetzt, wo sie ihr Kleid für den Anlass fertiggestellt hat?
Stattdessen rief sie: «Aber denk doch mal daran, was die Nachbarn sagen werden, wenn sie nicht dabei ist, Valter!»
Die Nachbarn.
Richtig. Vor zehn Jahren wäre ich vielleicht die Treppe hinaufgestürmt und hätte sie angeschrien, dass sie vernünftig sein sollten. Vor fünf Jahren hätte ich vielleicht noch gefleht und argumentiert. Aber nach zwanzig Jahren in diesem Haushalt wusste ich, dass Schreien nur zu strengeren Maßnahmen führte, dass Flehen mir nur ein paar wütende Blicke einbringen würde, aber nicht das kleinste bisschen Mitgefühl.
Ich ballte die Fäuste, mir wurde übel, aber ich schluckte den Würgereiz herunter. An Buchhaltung war für heute nicht mehr zu denken.
«Die verdammten Nachbarn sind mir egal!», ereiferte sich mein Vater im Stock über mir. «Werden sie uns das ganze nächste Jahr über mit ihren Aufträgen ernähren?»
«Du musst dir ihr Genörgel die nächsten sechs Monate nicht anhören, während –»
«Genörgel? Du denkst, Nörgelei ist das Schlimmste, was dabei herauskommen könnte?»
Meine Mutter stieß ein schrilles Lachen aus. «Du vergisst, dass es garantiert Nörgelei geben wird, während die Wahrscheinlichkeit, dass Em ein Ausrutscher passiert –»
«Es ist mir egal, wie klein die Wahrscheinlichkeit ist!» Er brüllte laut genug, dass die Nachbarn ihn jetzt sicher hören konnten. Ich fragte mich, ob er das überhaupt bemerkte. «Sie ist da! Das ist alles, was ich wissen muss!»
Eine atemlose Stille folgte; ich sah förmlich vor mir, wie sie im Schlafzimmer auf und ab gingen, mein Vater nervös und aufgebracht, meine Mutter kalt und streng. Ihre Stimmen wurden jetzt leiser, die Worte waren schwerer zu verstehen.
Auf Zehenspitzen schlich ich durch die Tür in die Küche, alle festliche Vorfreude war verflogen. Wenn ich meine Wange an das Küchenfenster presste, konnte ich gerade so einen Blick auf die geschmückten Kiefern auf dem Stadtplatz, die Girlanden, Laternen und gelegentlich ein Banner erhaschen. Eine dunkle, schwere Angst überkam mich, eine Last, die selbst das helle Sonnenlicht nicht vertreiben konnte.
Natürlich war ich naiv gewesen, weil ich das nicht hatte kommen sehen. Ich war naiv, zu glauben, dass sie sie endlich hinter sich gelassen hätten, diese Katastrophe von vor zwei Jahren.
Nicht zum ersten Mal fragte ich mich, ob ich überhaupt nach Cathra hätte zurückkehren sollen. Ob es nicht besser gewesen wäre, alles hinter mir zu lassen, mein Zuhause, Miss Matilda und alle, die ich kannte … Aber wohin hätte ich gehen sollen, damals, mit achtzehn Jahren und ohne einen Penny in der Tasche?
«Emelin?» Vater rief mich bei meinem vollen Namen. Auch das verhieß nichts Gutes.
Ich schluckte einen bitteren Kloß hinunter und rief zurück: «Ja?»
«Kommst du bitte mal her?»
Wie ein Angeklagter, der kurz vor dem Urteilsspruch stand, nahm ich all meinen Mut zusammen und stapfte die Treppe hinauf, ohne zu wissen, ob ich so tun sollte, als hätte ich ihren Streit nicht gehört. Sie sollten es eigentlich besser wissen, als zu glauben, dass ich so tief in die Rechnungen vertieft gewesen war. Anderseits, nur weil sie es sollten, bedeutete es nicht, dass sie es auch taten.
Mutter lehnte am Kleiderschrank in dem geblümten Kleid, das ich ihr letztes Jahr genäht hatte. Die harten Linien um ihre Lippen verströmten nicht unbedingt eine festliche Stimmung. Vater schritt zwischen dem Bett und der Balkontür auf und ab, seine Wangen waren zu rot, seine Lippen zu blass.
«Em, deine Mutter und ich haben über die Feier nachgedacht.»
Nachgedacht, wollte ich sagen. Komisch, wenn ich normalerweise nachdenke, brülle ich dabei nicht herum. Aber abfällige Erwiderungen würden mich nur ihr letztes bisschen Wohlwollen und möglicherweise die Hälfte meines Gehalts für diesen Monat kosten.
Ich brauchte das Geld, so wenig es auch war, wenn ich jemals von hier wegkommen wollte.
Also sagte ich nur: «Worum geht es?»
Die Erklärung kam in einem Gewirr aus Lügen und Halbwahrheiten heraus, mit gelegentlichen ehrlichen Geständnissen dazwischen – sie wären besorgt um meinen Ruf, falls etwas passieren sollte, und sicherlich wollte ich die Feierlichkeiten auch nicht ruinieren, und die Ehrengäste aus der Weißen Stadt könnten mir viel Ärger bereiten – aber natürlich konnten sie mich nicht gegen meinen Willen zu Hause festhalten. So oder so könnten sich andere fragen, warum ich nicht auf dem Fest war …
«Also, was willst du, Em?»
Was ich wollte? Was für eine heimtückische Frage. Jetzt gerade wollte ich mich auf dieser verdammten Feier ordentlich betrinken. Ich wollte das Kleid tragen, das ich genäht hatte, und das Essen genießen, das ich zubereitet hatte, und hören, wie die Mütter der Stadt die Girlanden lobten, die ich gemacht hatte.
Aber das war nicht die richtige Antwort. Zwanzig Jahre in diesem Haushalt hatten mich auch gelehrt, dass die Frage nach meinen Wünschen nie eine ernstgemeinte war, sondern eher ein Test, eine Bewertung, wie gut ich mich als ihre Tochter schlug. Normalerweise bedeutete die ehrliche Antwort, dass man diesen Test nicht bestand. Und ein Scheitern führte zu tagelangem Schweigen und einsilbigen Antworten auf alles, was ich sagte – oder, wenn ich Pech hatte, zu einer weiteren Gehaltskürzung für meine Arbeit als Assistentin meines Vaters.
Das Problem war, dass die richtige Antwort heute nicht eindeutig war. Es gab vielmehr zu viele davon.
Vaters richtige Antwort war, dass ich die Feierlichkeiten in der Tat nicht verderben wollte und gerne zu Hause bleiben würde. Mutters richtige Antwort war, dass ich die Feier nicht einmal für tausend Goldmünzen verpassen wollte, aber sehr darauf achten würde, nicht einmal einen Farbfleck irgendwo zu hinterlassen oder einem der Ehrengäste Anlass zu geben, zu glauben, ich wäre etwas anders als eine langweilige, unauffällige junge Frau. Was auch immer ich sagte, ich würde zwangsläufig einen von beiden verärgern, und derjenige würde dafür sorgen, dass ich es merkte.
Natürlich konnte ich dieses Risiko eingehen. Ich konnte zur Siegesfeier gehen und müsste nur darauf achten, nicht in die Nähe von Farbe zu kommen, über die ich versehentlich die Kontrolle verlieren könnte. Aber ich würde den ganzen Abend über den Blick meines Vaters im Nacken spüren und falls ich auch nur den kleinsten Fehler machte …
Über diese Möglichkeit wollte ich nicht nachdenken. Ich hatte ihn nach meiner Rückkehr aus Ildhelm gesehen. Das hier wäre hundertmal schlimmer.
Mutter würde uns wochenlang über jede tratschende Hausfrau informieren, wenn ich nicht hingehen würde. Sie würde uns jede hinterhältige Bemerkung, jeden Seitenblick melden und sich deswegen unerträglich als Märtyrerin aufspielen.
Inzwischen war mir die ganze verdammte Feier egal. Ich wollte nur nicht weiter in die Ecke gedrängt werden. «Warum sagst du ihnen nicht, dass ich nicht kommen kann, weil ich meine Aufgaben noch nicht erledigt habe?», hörte ich mich selbst mit leiser Stimme sagen. «Ich werde mich hier nützlich machen und im Voraus etwas Arbeit erledigen. Nach all der Aufregung würde ich mich morgen auf einen freien Tag freuen.»
Natürlich würden die Nachbarn immer noch tratschen, aber nicht über meine Mutter und ihr Versagen, die Familie im Griff zu haben. Nur über mich. Und das taten sie ohnehin schon seit meiner überstürzten Rückkehr aus Ildhelm.
Das Gesicht meiner Mutter hellte sich auf. «Nun, wenn dir eine kleine Notlüge nichts ausmacht, Em …»
Ich hatte gelogen, hatte ihnen gesagt, dass es mir nichts ausmacht, und sie hatten beschlossen, mir zu glauben. Zehn Minuten später waren sie aus dem Haus, liefen hinein in das laute Stimmengewirr drei Straßen weiter.
Dagegen blieb ich im stillen Haus zurück und verfluchte mich und meine dummen, unerwünschten Kräfte.
Ich faltete die Wäsche. Ich putzte die Küche. Ich ordnete Vaters Pinsel neu und sammelte seine Schürzen ein, räumte die Skizzen und Studien auf, die er weggeworfen hatte, und sortierte seine Tinten und Farben.
Als ich fertig war, war es kaum Mittag. Auf dem Platz draußen spielte Musik, Gläser klirrten, Menschen jubelten. Die meisten Stimmen erkannte ich schon von Weitem, und ich hätte wahrscheinlich jeden einzelnen der weniger als zweihundert Inselbewohner allein an ihrem Geflüster identifizieren können.
Meine Abwesenheit, falls sie überhaupt bemerkt wurde, schien niemanden im Geringsten zu stören.
Was natürlich genau so beabsichtigt gewesen war. Genau so, wie meine Mutter es sich vorgestellt hatte. Aber ich schmollte in der Küche wie ein trotziges Kleinkind, frustriert darüber, dass niemand auch nur vorbeigekommen war, um mir ein Stück von dem Honigkuchen anzubieten, den ich selbst gebacken hatte. Selbst wenn ich den ganzen Tag mit Arbeit beschäftigt gewesen wäre, könnte ihnen doch klar sein, dass ich die eine oder andere Pause machen würde, oder etwa nicht?
Der Gedanke an Kuchen machte mich hungrig. Eine schnelle Suche in den Körben und Kisten förderte eine Handvoll frische Feigen, einige Oliven und die Reste des gestrigen Brotes zutage. Nicht viel, aber es hätte schlimmer sein können. Letztes Jahr, als die Ernte miserabel ausgefallen war und die jährlichen Tribute höher als gewöhnlich, hatte ich monatelang von noch weniger gelebt.
Ich setzte mich außerhalb der Sichtweite von Passanten ins Sonnenlicht im hinteren Garten und versuchte, die Jubelrufe, die in ein paar Hundert Metern Entfernung ertönten, auszublenden, während ich auf meinem Brot kaute. Eine seltsame Vorstellung, dass wir nie wieder Tribut zahlen mussten. Dass nie wieder eine geflügelte Versammlung auf unserem Dorfplatz landen würde und im Namen der Mutter aller Fae, die uns beherrschte, Geld und Nahrung forderte. Dass wir von nun an die Ernte einbringen und die Früchte und das Getreide daraus behalten konnten. Dass wir essen konnten, was wir hatten, ohne die Hälfte davon beiseitelegen zu müssen, während wir in unseren Schuppen und Kellern darauf warteten, dass die Fae kamen und es holten.
Seltsam genug, dass es unwirklich erschien.
Vielleicht hätte es realer gewirkt, wenn ich jetzt auf dem Platz gewesen wäre und mit dem Rest der Stadt trinken und tanzen würde. Stattdessen fand ich mich hier wieder, versteckt wie der Dorftrottel, und schlug mich mit lauwarmem Wasser und trockenem Brot durch.
Ich fluchte leise. Ich hätte ihnen einfach sagen sollen, was ich wollte, egal ob mir das eisige Blicke und Gehaltskürzungen einbrachte.
Aber jetzt aufzutauchen und zu behaupten, dass meine Arbeit erledigt war – das würde die Sache nur noch viel, viel schlimmer machen. Vater mochte unangenehme Überraschungen noch weniger als freche Antworten. Ich musste mich irgendwie beschäftigen und hoffen, dass sie wenigstens ein paar Reste vom Festmahl mitbrachten.
Wie konnte ich mich also noch ein paar Stunden nützlich machen?
Nähen? Aber der Gedanke an mein fast vollendetes Kleid oben im Haus ließ selbst die einfache Freude an den Handarbeiten verblassen. Ich würde es später fertigstellen, wenn die Verbitterung nachgelassen hatte. Heute war es besser, wenn ich mich um die unangenehmeren Aufgaben kümmerte; schlimmer konnte dieser Tag ohnehin nicht mehr werden.
Dann also die Farben. Das Rot ging uns bald aus; Vater würde sich über einen neuen Vorrat freuen.
Ich sammelte meine Materialien zusammen, hatte das schon so oft getan, dass ich gar nicht mehr darüber nachdenken musste – Schürze und Handschuhe, Zinnober und Ei, Glasläufer und Palettenmesser. Zumindest erforderte das Pulverisieren von Mineralien kein Nachdenken. Wenigstens konnte ich mich ein paar Minuten lang auf die Arbeit unter meinen Händen konzentrieren und jedes einzelne Zinnoberkörnchen so lange zerreiben, bis ich einen leuchtend roten Löffel voll Zinnoberrotpulver hatte, das so fein war, dass selbst Vater nichts daran auszusetzen hätte. Ich trennte das Ei, fügte etwas von dem Eiweiß zum Pulver hinzu und vermischte alles zu einer dicken Paste. Nur ein paar Tropfen Wasser, dann noch ein paar …
Ich war viel zu schnell fertig. Die Feier war noch nicht vorbei, als ich die blutrote Farbe in ihr Glas kratzte, und es klang auch nicht so, als würde sie bald enden.
Also überprüfte ich die anderen Farben, aber von den meisten hatten wir noch reichlich. Es hatte keinen Sinn, sie zu lange im Voraus herzustellen. Mit der Zeit würden sie nur an Qualität verlieren.
Vielleicht könnte ich oben noch irgendetwas anderes putzen. Wenn nicht, konnte ich mich genauso gut davonschleichen und in das strahlend blaue Meer springen, anstatt weiter nutzlos herumzusitzen. Solange ich sicherstellte, dass die Nachbarn mich nicht dabei erwischten, wie ich mich scheinbar vor meinen Pflichten drückte …
Ich zog meine Handschuhe aus, dann meine Schürze, und erstarrte.
Oh, verdammt.
Irgendwie hatte sich ein leuchtend roter Farbfleck von dem robusten Leinen meiner Schürze auf die Vorderseite meiner Tunika verirrt. Die Farbe war wie Blut auf dem weißen Stoff verschmiert, als hätte ich gerade einen brutalen Mord begangen. Ich starrte auf diesen Flecken auf der Tunika, die meine Mutter mir auf ihrer letzten Reise nach Rhudak gekauft hatte, und verspürte tatsächlich das Bedürfnis, irgendetwas zu töten.
Sie würde nicht darüber glücklich sein, wenn sie nach Hause käme und die Tunika ruiniert war. Überhaupt nicht glücklich. Sie würde mir einen Vortrag darüber halten, dass ich in der Werkstatt keine teure Kleidung tragen sollte, und damit würde sie nicht einmal falschliegen. Jedes Wohlwollen, das ich mir verdient hatte, weil ich eine Ausrede für meine Abwesenheit auf dem Fest gefunden hatte, würde sich in Luft auflösen, bevor ich überhaupt die Gelegenheit dazu bekam, mich für meinen Fehler zu entschuldigen.
Verdammt.
Ich schloss die Augen und versuchte, ruhig zu bleiben. Versuchte, vernünftig und erwachsen mit diesem neuen Problem umzugehen. Ich war nicht mehr das kleine Mädchen, das sie ohne Abendessen ins Bett schickte. Sie konnte mich nicht mehr mit dem Staubwedel schlagen. Es gab keinen Grund, Angst zu haben. Ich war eine erwachsene Frau. Ich war hier, weil ich als Angestellte meines Vaters arbeitete – gut, und weil ich nirgendwo anders hinkonnte –, und das Schlimmste, was sie tun konnte …
Nun, das Schlimmste, was sie tun konnte, war, mich für das verdammte Ding bezahlen zu lassen.
Würde sie das tun? Die Tunika war ein Geschenk gewesen – also hatte ich, technisch gesehen, auch das Recht, sie zu ruinieren. Aber sie hatte sie für mich gekauft, damit ich etwas Anständiges zum Anziehen hatte, wenn Vaters reiche Gönner zu Besuch kamen. Sie könnte behaupten, dass ich eine neue brauchte und dass sie sie nicht bezahlen würde.
Wie gelähmt stand ich mitten in der Werkstatt, und meine Gedanken überschlugen sich. Wahrscheinlich könnte ich ernsthaftere Konsequenzen verhindern, indem ich ankündigte, dass ich für eine neue Tunika bezahlen würde, bevor ich ihr überhaupt von dem Fleck erzähle. Das Flehen und Streiten und tagelange kalte Anschweigen zu verhindern, war mir ein paar Münzen wert.
Aber ich würde diese Münzen verlieren.
Oh, verdammt. Warum musste ich mir das selbst vermiesen? Die kommenden Tage hätten doch so einfach werden sollen. Mit der Fae-Barriere, die endlich errichtet worden war, und ein paar reichen neuen Gönnern für meinen Vater, hatte ich gedacht, dass wir für eine Weile wieder diese einfache glückliche Familie sein würden, die wir mal gewesen waren. Diese Familie von früher, als ich noch keinen Ärger machte. Als wir so tun konnten, als ob meine unberechenbare Magie, dieses verhasste Fae-Talent, das in der Familie meiner Mutter seit Generationen weitergegeben wurde, einfach nicht existierte.
Jetzt verursachte ich doch wieder Ärger, und die Magie hatte nicht einmal etwas damit zu tun.
Wie viel hatte die verdammte Tunika gekostet? Der Qualität des Leinens und dem modischen Schnitt nach zu urteilen, waren dafür mindestens zwei Monate Erspartes nötig. Schon allein bei dem Gedanken daran wurde mir der Mund trocken. Zwei Monate Arbeit für nichts, alles wegen eines unachtsamen Moments. Vielleicht konnte ich den Fleck herauswaschen? Nein, die Jahre in der Werkstatt eines Malers hatten mich gelehrt, dass kein Essig der Welt dieses leuchtende Rot aus einem so hellen Stoff herausbekommen konnte. Die einzige andere Möglichkeit …
Ich schluckte. Die einzige andere Möglichkeit war die, die sie mir ausdrücklich verboten hatten. Die Möglichkeit, die mir gerade das Verbot für den Dorfplatz eingebracht hatte, bis jeder einflussreiche Besucher die Insel wieder verlassen hatte.
Ich könnte die Farbe herausziehen.
Eine schreckliche Idee. Aber es würde mir monatelang mühsam erspartes Geld und einige unvermeidliche Vorträge ersparen.
Ein unerwarteter, ungewöhnlicher Anflug von Ärger ließ mich aufstehen, und ich lief bereits zur Hintertür, bevor mein Kopf sich vollständig mit dem Plan abgefunden hatte. Wenn sie schon erwarteten, dass ich jeden Moment in unkontrollierbare Spritzer aus Magie zerplatzte, konnte ich diese Kräfte genauso gut einmal benutzen. Was war schon dabei, wenn ich darauf achtete, dass mich niemand sah, und ich nichts Wertvolles zerstörte?
Also, zur Hölle damit.
Ich schlich mich nach draußen in den trockenen Garten. Rote Magie im Haus einzusetzen, war eine noch schlechtere Idee, als sie überhaupt einzusetzen, und um diese Tageszeit sollte niemand hinter unserem Haus vorbeikommen. Mein Blick suchte den Garten nach etwas ab, bei dem es nicht schlimm wäre, wenn ich es zerstörte – nicht Mutters Kakteen, nicht den kleinen Geräteschuppen … dort, einen der Tontöpfe in der Ecke.
Hinter mir sang ein lauter Chor aus Stimmen eine triumphale Ballade über einen der seltenen Siege der Menschheit während des Krieges. Völlig ahnungslos, dass nur wenige Minuten entfernt eine dürre Zwanzigjährige Kräfte einsetzte, die der verhassten Magie seltsam ähnlich waren.
Ich machte es mir in der Tür bequem und fuhr mit meiner linken Hand über den roten Fleck auf meinem Bauch und meiner Hüfte, genoss, wie glatt der gewebte Leinenstoff war. Ein leichtes Kribbeln wanderte von meinen Fingerspitzen durch meinen Arm, die Magie in mir erwachte und machte sich bereit.
Rot für Zerstörung.
Ich richtete meine rechte Hand auf den Tontopf, der der Tür am nächsten war, und ließ die Farbe durch mich hindurchwandern. Das Rot verblasste unter meinen Fingern, verschwand ganz, und der harte Ton zersprang, als hätte ich mit einem Hammer darauf geschlagen.
Verdammt.
Das war vielleicht … ein bisschen zu viel Kraft gewesen.
Ich unterdrückte den Drang, laut zu fluchen. Musste heute denn alles schiefgehen? Aber ich musste sicher sein, dass ich die Farbe vollständig aus meiner Tunika gezogen hatte, damit sie nicht zurückkommen konnte. Selbst ein verblasstes Rosa, und sei es noch so schwach, würde sich innerhalb weniger Stunden wieder zeigen und beweisen, gegen welche Regeln ich verstoßen hatte, um es loszuwerden. Nur eine vollständig weiße Oberfläche, aus der die Farbe vollkommen entfernt worden war, würde für immer weiß bleiben, so wie ich es brauchte.
Ich versuchte, noch etwas zerstörerische Kraft aus dem Fleck herauszupressen, aber der zweite Topf, auf den ich es abgesehen hatte, blieb ganz. Gut. Die Farbe war tatsächlich vollkommen herausgezogen worden. Jetzt ging es darum, den Topf zu reparieren, bevor jemand bemerkte, was passiert war.
Ich rannte nach oben und fand eine Rolle hellblauen Leinenstoff, den ich für ein anderes Kleid vorgesehen hatte. Das musste reichen. Wenn ich die Farbe nicht vollständig aufbrauchte und den Stoff anschließend gut versteckte, würde das Blau bis morgen früh wiederhergestellt sein. Meine Eltern hatten seit Jahren keinen Fuß in mein Zimmer gesetzt; der Plan konnte also unmöglich schiefgehen.
Mit dem blauen Leinen in den Armen rannte ich wieder nach unten, kniete mich vor den Haufen Tonscherben und atmete tief ein. Blau für Heilung. Ich sollte das reparieren können.
Und das hoffentlich schnell.
Meine linke Hand lag auf dem Azurblau meines Stoffes, während ich mit der rechten Hand die Scherben des Topfes wieder zusammensetzte, sorgsam Kante an Kante hielt. Ein kleiner Strom blauer Magie lief über die Bruchstellen und verschmolz sie wieder miteinander. Aus kleinen Stücken wurden größere, und aus größeren Stücken wurden sichtbar Teile des Topfes, der bis vor wenigen Minuten noch unschuldig in der Gegend herumgestanden hatte. Das Blau verblasste unter meinen Fingerspitzen immer weiter, bis es heller als ein Rotkehlchenei war und ich es nicht wagte, noch mehr davon herauszuziehen.
Aber der Topf war erst zur Hälfte repariert.
Ich fluchte und stand auf. Ich hatte oben noch ein blaues Kleid; hoffentlich konnte ich ihn vollständig zusammensetzen, wenn ich das für meine Magie einsetzte. Und wenn es wirklich notwendig wäre, könnte ich mir etwas blaue Farbe aus der Werkstatt holen und eine blaue Oberfläche schaffen, die ich verwenden könnte …
Aber eins nach dem anderen, unterbrach ich mich selbst und drehte mich wieder um, um ins Haus zurückzugehen. Ich musste sehen, wie weit mich das zweite Kleid bringen würde. Dann könnte ich …
Jemand stand hinter mir.
Ich bemerkte es, noch während ich mich umdrehte, und sprang zurück wie eine erschrockene Ziege – jemand. Eine menschlich geformte Silhouette, die sich scharf gegen das brennende Sonnenlicht abhob, stand ruhig hinter mir in unserem bescheidenen, trockenen Garten …
Und beobachtete mich?
Erst da wurde mir bewusst, was ich da anstarrte. Menschlich geformt, ja – aber nicht menschlich.
Überhaupt nicht menschlich.
Der Fremde war groß, überragte mich um mindestens fünfzehn Zentimeter. Sein seidiges Haar, das so schwarz war, dass es selbst das gleißende Licht der Sonne zu absorbieren schien, reichte ihm bis weit über die Schultern und fiel auf einen langen, ebenso schwarzen Mantel.
Darunter trug er ein Paar Messer am Gürtel, eine dunkle Hose und schwarze Lederstiefel, die ihm fast bis zu den Knien reichten. Hinter ihm, zu beiden Seiten seiner muskulösen Schultern, breiteten sich ein Paar dunkler Flügel aus, die im Sonnenlicht wie tintenschwarzer Samt schimmerten.
Flügel.
Fae.
Fae.
Jede Faser meines Körpers schrie auf, erwartete das silbrige Aufblitzen eines Messers oder einen Ausbruch roter Magie – aber es passierte gar nichts. Ich atmete noch. Ich lebte. Und der männliche Fae stand kaum drei Meter von mir entfernt, seine dunklen, lang gezogenen Augen waren auf mein Gesicht gerichtet, aber er rührte sich nicht. Als hätte ihn der Anblick eines verschwitzten, schlaksigen Menschenmädchens, das mit Magie hantierte, die sie nicht besitzen sollte, ebenso schockiert, wie seine Gegenwart mir Angst einjagte.
Meine Magie. Er hatte meine Magie gesehen.
Ich war mir nicht sicher, ob ich tatsächlich noch wusste, wie Atmen funktionierte. Eine leichte Brise wehte um uns herum, ein Hauch kühler Meeresluft streifte meine feuchte Stirn. Sie erinnerte mich daran, dass meine Sinne noch funktionierten, und irgendwie reichte das, um mich aus meiner Erstarrung zu reißen. Ich musste jetzt klug vorgehen, mir schnell etwas einfallen lassen. Wenn ich es geschafft hatte, ihn aus irgendeinem Grund so sehr zu überraschen, dass er sich für zwei volle Sekunden nicht bewegte, konnte ich ihn vielleicht noch ein paar Momente länger ablenken. Mir Zeit verschaffen, um … was zu tun? Zu fliehen? Alarm zu schlagen? Gegen ihn zu kämpfen?
Ablenkung. Ablenkung kam zuerst.
«Oh», brachte ich heraus. Ein furchtbarer, ganz furchtbarer Start. Meine Stimme war nur ein hohes, heiseres Krächzen. Andererseits hatte ich wenigstens etwas über die Lippen gebracht. «Ein unerwarteter Besucher. Möchtet Ihr vielleicht etwas zu trinken?»
Der männliche Fae blinzelte.
Eine Geste, so perfekt, so kalkuliert wie alles andere an ihm, und doch entfachte sie einen Funken Mut in mir. Immerhin stürzte er sich nicht auf mich, um mir einen seiner Dolche in die Brust zu stoßen. Immerhin zog er nicht das Rot aus seinem schwarzen Mantel, um mich in Stücke zu reißen, so wie ich den Topf vor wenigen Minuten zerschmettert hatte. Also schluckte ich und fügte hinzu: «Es ist warm, und Ihr müsst eine Weile geflogen sein. Ich sollte noch etwas kühlen Traubensaft haben.»
Es war, als hätte er mich nicht einmal gehört. Keine Reaktion, nicht einmal die kleinste Bewegung. Er stand einfach nur da, starrte mich an, dann den Topf zu meinen Füßen und dann wieder mich, in fassungsloser, tödlicher Stille.
Stille.
Ein anderer Gedanke traf mich wie ein Vorschlaghammer. Ein Flüstern, das ich so oft am Lagerfeuer gehört hatte … Sie nennen ihn Silent Death.
Den Henker der Mutter.
Sie nennen ihn Silent Death, weil er lautlos tötet und niemanden zurücklässt, der noch sprechen kann.
Mir drehte sich der Magen um, als ich einen halben Schritt zurück wankte. Nein. Nein, ich zog wahrscheinlich nur voreilige Schlüsse. Andere Fae wussten sicherlich auch, wie man sich leise bewegte. Wie hoch war die Wahrscheinlichkeit, dass die Mutter ihren gefürchtetsten Mörder auf diese Insel schickte? Aber meine Erinnerung machte einfach weiter, die Geschichte war mir so vertraut wie die Albträume, die sie mir beschert hatte. Er zeichnet seine Wunden in seine Haut, damit er niemals einen Gegner vergisst, der ihn verletzt hat …
Sein Gesicht war von einer Schönheit, die nicht von dieser Welt zu sein schien, wie ein übertrieben beschönigt gemaltes Porträt, das zum Leben erweckt worden war – nur scharfe Züge, nur geheimnisvolle Schatten. Hohe Wangenknochen, streng verzogene Lippen. Aber eine tiefe tätowierte Linie verlief durch eine seiner dunklen Augenbrauen wie eine Narbe, die ewig dort bleiben würde.
Mein Blick fiel auf seine Hände. Die bronzefarbene Haut war überall von Tinte gezeichnet, harte Linien zogen sich über seine Finger, den Handrücken und den Ansatz seines Handgelenks.
O Zera, erbarme dich meiner.
Ein Laut entfuhr mir, eine Mischung aus einer bedeutungslosen Silbe und einem Wimmern. Der Silent Death. Der Mann, der mehr Menschen getötet hatte, als ich Sonnenaufgänge in meinem Leben gesehen hatte, der ganze Armeen im Namen der Mutter gefoltert, verstümmelt und ausgelöscht hatte. Unmöglich konnte er vor mir stehen. Ich roch das Festmahl auf dem Dorfplatz, Hunderte von Menschen feierten ihren Sieg über seine Art – feierten, dass sie alle Fae für immer von der Insel verbannt hatten. Aber Sekunden vergingen, und noch immer löste er sich nicht einfach in Rauch auf.
Warum hatte er mich noch nicht getötet? Mein Volk hatte seinem gerade den Krieg erklärt. Wenn er gekommen war, um Vergeltung zu üben, konnte er genauso gut bei mir anfangen.
Wartete er auf etwas?
«Gibt es etwas, das ich tun soll?», brachte ich hervor.
Er wich zurück. Zurück. Nur ein wenig, leicht und anmutig, aber dennoch wich er zurück. Abrupt schloss ich meinen Mund und schluckte, hatte das Gefühl, als würde man mir Dornenranken in die Kehle stopfen.
Kurz sah er zum Haus hinter mir. Dann über meine Schulter, in Richtung des Platzes, wo die Musik und das Gelächter immer lauter wurden. Dann wieder zu meinem Gesicht. Sein Blick bohrte sich in meine Augen mit einer Intensität, die die Strahlen der Mittagssonne wie stumpfe, kraftlose Lichter wirken ließ.
Er nickte. Als wollte er sich meinen Anblick einprägen. Als wollte er mir sein Zeichen aufdrücken.
Und mit einem einzigen mächtigen Schlag seiner Schwingen war er wieder verschwunden.
«Vater!»
Zwanzig Jahre lang lief ich schon durch diese sandigen Straßen, aber heute stolperte ich darüber, als würden meine Füße zum ersten Mal diesen Boden berühren. Die vertrauten weißen Häuser verschwammen um mich herum, der Geruch von salziger Seeluft und trockener Erde wirkte eher bedrohlich auf mich und nicht beruhigend wie sonst. Die Musik und der Gesang auf dem Hauptplatz waren zu einem Chor des Hohns geworden, der die Angst verspottete, die immer noch in meiner Brust pochte.
«Vater!»
Genervte und verächtliche Blicke folgten mir, während ich mich schwitzend und zerzaust durch die Menge drängte. Ausnahmsweise bemühte ich mich nicht darum, unsichtbar zu sein. Vater – wo war er? Dort, auf der anderen Seite des Platzes, im Schatten der Olivenbäume, und unterhielt sich mit einem in Samt gekleideten Herrn. Erst als ich ihn ein drittes Mal rief, sah er auf. Sein Lächeln erstarrte, er presste die Lippen zu einer dünnen Linie zusammen, und dieser eine Ausdruck trat auf sein Gesicht, bei dem sich meine Eingeweide vor Übelkeit verdrehten.
Normalerweise hätte mich diese Miene gewarnt und mir gesagt, ich solle, verdammt noch mal, verschwinden.
Heute konnte keine Warnung die Panik in meiner Brust lindern.
«Vater …»
Der ältere Mann neben ihm betrachtete mich mit leiser Neugier und sagte: «Das ist also Eure Tochter, Valter?»
«Ja. Emelin.» Er presste es zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Ich wollte nicht wissen, wie ich gerade aussah, keuchend und blass wie ein Bettlaken. Das war sicherlich nicht der erste Eindruck, den ich bei seinem neuen mächtigen Bekannten von den Inseln im Norden hinterlassen sollte, zumindest wenn es um meinen Vater ging. «Em, das ist Professor Othmar aus Rhudak. Er ist …»
Es war mir egal. Denn wir würden alle sterben, sobald der Silent Death mit seinen Waffenbrüdern zurückkehrte. Ich rang nach Luft und stammelte: «Vater, die Fae … die Fae kommen.»
«Was?»
«Er war hier. Der Henker.» Ausgestoßen in kurzen, keuchenden Sätzen klangen die Worte selbst in meinen Ohren lächerlich. «Der Garten. Er …»
«Der Silent Death?»
«… stand hinter mir. Ich weiß nicht, wie lange. Dann … dann verschwand er wieder.»
Mein Vater taxierte mich aus zusammengekniffenen blauen Augen, die so anders waren als meine. Der Mann an seiner Seite starrte mich an. Um mich herum wurde es still, und mir wurde klar, dass die halbe Stadt mich anstarrte. Köpfe drehten sich in meine Richtung, Gespräche gerieten ins Stocken, und der Ausdruck auf ihren Gesichtern wurde leer, als ihnen die Bedeutung meiner Worte bewusst wurde.
Dann kicherte jemand.
Ein Eröffnungsschuss. Aus dem Publikum um uns herum ertönte Schnauben und Gelächter, während die Menschen, die ich mein ganzes Leben lang gekannt hatte und die mich mein ganzes Leben lang gekannt hatten, zu ihrem üppigen Mittagessen zurückkehrten und ihre Gespräche wieder aufnahmen, wobei sie immer wieder lachten. Die Lippen von Othmar, der noch immer neben meinem Vater stand, zuckten. Mein Vater selbst sog scharf die Luft zwischen den Zähnen ein, während sich eine beunruhigende rote Röte auf seinem Gesicht ausbreitete.
«Ist das eine neue Methode, um sich vor der Arbeit zu drücken, Emelin?»
«Nein!» Eine kalte Hand legte sich um meinen Hals und drückte zu. «Bitte, Vater, ich schwöre …»
«Wenn Ihr den Silent Death gesehen hättet, Miss Emelin», sagte Othmar freundlich und streckte die Hand aus, um mir auf die verschwitzte Schulter zu klopfen, «wärt Ihr jetzt nicht hier und könntet davon erzählen.»
«Na gut, vielleicht war er nicht der Henker selbst!» Am liebsten wollte ich etwas zerschlagen. Ich wollte das Rot aus der schicken Jacke meines Vaters ziehen und einen Baum in winzig kleine Teile sprengen, um sie irgendwie dazu zu bekommen, mir zuzuhören. «Aber da stand ein männlicher Fae in unserem Garten – ich schwöre bei den verdammten Göttern, er war hier, komplett mit Flügeln und Dolchen und allem. Er wird bald zurück sein und …»
«Emelin.» Hör auf, sagte der Ton. Hör sofort auf, und vielleicht bekommst du heute Abend doch noch etwas zu essen. «Das reicht. Fae können Cathra nicht mehr betreten. Um die Insel herum liegt ein eiserner Schutzwall, hast du das schon vergessen? Was auch immer du gesehen hast, es kann nicht der Silent Death oder einer aus seiner Brut gewesen sein.»
«Aber … Vater, bitte, ich würde nicht einfach …»
Er schloss die Augen und unterdrückte sichtlich einen Seufzer. «Professor, wenn Ihr uns einen Moment entschuldigen würdet …»
«Natürlich, natürlich», sagte der ältere Mann und sah immer noch leicht amüsiert aus. Die dümmliche Tochter des Meistermalers. Man konnte der armen Kleinen ja keinen Vorwurf für ihren Wahnsinn machen, nicht wahr?
«Bitte», versuchte ich es noch einmal, aber mein Vater zog mich bereits weg vom Platz, weg von den spöttischen Blicken und dem verstohlenen Kichern. Ich entdeckte meine Mutter inmitten einer kleinen Gruppe von Hausfrauen, und sie rollte mit den Augen, hatte einen Ausdruck auf dem Gesicht, den ich nur allzu gut kannte.
Erst als wir um die erste Ecke bogen, blieb mein Vater stehen und ließ mein Handgelenk los. Eine Ader an seiner Schläfe pochte gefährlich. «Ist das irgendein Racheversuch, weil ich nicht wollte, dass du auf das Fest gehst, Em?»
«Ich lüge nicht», erwiderte ich, aber meine Stimme klang schrill, wie die einer Lügnerin. «Ich war … Ich habe im Garten gearbeitet, und dann habe ich mich umgedreht, und er stand hinter mir mit seinen riesigen schwarzen Flügeln und seinem …»
«Das ist unmöglich», fauchte er. «Du weißt, dass es unmöglich ist. Sie können Eisen nicht überqueren. Wir haben die Barriere heute Morgen überprüft, und sie ist immer noch an ihrem Platz. Hättest du dir nicht wenigstens eine plausible Lüge ausdenken können?»
«Aber –»
«Genug!» Er holte scharf Luft. «Hast du eine Ahnung, was du gerade unterbrochen hast? Othmar hat Porträts für vielleicht die Hälfte seiner Abteilung bestellt, und wir müssen einfach hoffen, dass er sich von deiner lächerlichen kleinen Show nicht hat abschrecken lassen und …»
«Aber ich habe nicht –»
«Du hast mich lächerlich gemacht, Emelin!»
Die Worte platzten aus seinem Mund wie ein wildes Tier, das sich befreite, waren laut genug, um auf dem Platz dahinter gehört zu werden. Im nächsten Moment riss er den Kopf zurück und biss die Zähne zusammen, als wolle er die hässliche Wahrheit wieder zurücknehmen – aber das konnte er nicht. Er hatte die Worte gesagt, und ich hatte sie gehört.
Etwas in meiner Brust erstarrte, während ich ihn anstarrte, sein Gesicht anstarrte, das ich wie meine Westentasche kannte. Dünne Lippen verzogen sich zu einem wütenden Grinsen, die Haut war mit roten Flecken übersät. Ich hatte ihn lächerlich gemacht – und das schon immer, oder nicht? Eine Versagerin als Tochter, die zu einer Versagerin als Assistentin heranwuchs. Eine Tochter, die eher einem entfernten Vorfahren seiner Frau ähnelte als ihm, die Kräfte geerbt hatte, welche mit meiner Großtante Gisele hätten aussterben sollen. Die sich trotz all seiner Versuche, Disziplin und Regeln durchzusetzen, immer noch nicht so benehmen konnte, wie es sich für ein Mitglied seines Haushalts gehörte. Eine echte Schande. Ein beschämendes Geheimnis, das man vor der Öffentlichkeit verbergen muss.
«Ich verstehe», sagte ich heiser.
Er trat einen Schritt zurück und atmete schwer. «Geh nach Hause, Em.»
«In Ordnung.» Selbst die Wut war verraucht und ließ nichts als leblose Resignation zurück. «Ich … werde dann die Aufgaben zu Hause erledigen.»
«Ja. Sehr gut. Ausgezeichnet.» Als ob diese dürftige Entschuldigung, die nicht einmal eine war, die Worte von gerade eben wiedergutmachen würde. «Bleib nicht zu lange in der Sonne. Vielleicht hat dich die Hitze dazu gebracht, dir Dinge einzubilden.»
Ein Friedensangebot. Mir fehlte die Kraft, ihm zu widersprechen.
«Vielleicht.»
«Geh nach Hause», wiederholte er. «Wir sehen uns heute Abend.»
Ich rührte mich nicht. Er murmelte einen Fluch und tätschelte mir unbeholfen die Schulter, dann schob er sich an mir vorbei und eilte zurück zum Platz. Zurück zu seinen beeindruckenden Gästen und seinen Porträtaufträgen. Zurück zum Fleisch und zu der Heiterkeit und dem spöttischen Geflüster, in dem sich alle das Maul über die chaotische junge Frau zerrissen, die er großgezogen hatte. Hinter mir war der Lärm der Stimmen und Flöten wieder auf seine ursprüngliche Lautstärke angestiegen, als wäre ich nie auf den Platz gestürmt, um meine Warnung herauszuschreien.
Geh nach Hause.
Ich ging nicht nach Hause.
Ich würde den Rest des Topfes nicht reparieren. Ich war ihnen ohnehin peinlich, ob sie nun wussten, dass ich Magie angewendet hatte, oder nicht.
Stattdessen zog ich meine Schuhe aus und machte mich auf den Weg zur Küste.
Ich brauchte drei Stunden, um Cathra einmal zu Fuß zu umrunden, watete barfuß durch den Schaum und das seichte blaue Wasser und folgte der endlosen Linie aus Eisen. Stange für Stange lag im weißen Sand, die Enden waren von den Schmiedelehrlingen zusammengeschweißt worden. Die Barriere hielt. Es gab keine einzige Lücke, kein einziges Loch, durch das ein mörderischer männlicher Fae auf die Insel hätte gelangen können.
Und doch hatte ich den Bastard gesehen. Keine noch so große Menge erstickender Hitze hätte mich dazu bringen können, mir etwas dermaßen Furchteinflößendes vorzustellen – etwas so unheimlich Schönes.
Aber es kam keine Wolke von Fae-Kriegern, um den Festlichkeiten ein blutiges Ende zu bereiten. Als ich nach Hause zurückkehrte – die Sonne war jetzt ein rotes Juwel, das direkt über dem Horizont hing, war die Feier noch in vollem Gange, und meine Eltern waren nach wie vor nicht nach Hause gekommen.
Alles war so, wie es sein sollte – bis auf diese kurze, stille Begegnung im Garten.
Ich tigerte noch eine Stunde lang durch das Wohnzimmer, Angst und Verwirrung kämpften in mir um die Vorherrschaft. Wurde ich doch noch verrückt? Hatte der Silent Death geheime Kräfte, die es ihm ermöglichten, selbst die Schutzzone zu überschreiten, die wir errichtet hatten? Oder war Eisen einfach nicht so wirksam, wie wir gedacht hatten, trotz aller Berichte darüber, dass das Metall Fae fernhielt?
Dies war vermutlich nicht der richtige Zeitpunkt, um die Männer und Frauen zu fragen, die diese Erkenntnisse gesammelt hatten.
Als die Dunkelheit hereinbrach, schleppte ich mich ins Bett, weil mir nichts Besseres einfiel. Wenn er bisher noch nicht zurückgekommen war, würde er heute Nacht wahrscheinlich auch nicht kommen. Morgen würde ich sehen, ob mir jemand helfen konnte, die Situation zu verstehen.
Aber egal wie sehr ich auch versuchte, mich zu beruhigen, ich lag stundenlang wach. Als der Schlaf mich endlich fand, träumte ich von rauschenden Samtflügeln und dunklen Augen, die so bodenlos tief waren, dass sie mich direkt in die Hölle führten.
Ich wachte auf, weil es nach Feuer roch.
Es war kein heimeliger Geruch, und auch kein festlicher wie von frisch geschlagenem Kiefernholz und gebratenem Fleisch. Es war ein scharfer, übler Geruch. Der Gestank von etwas, das nicht brennen sollte, aber es dennoch tat.
Ich stöhnte in mein Kissen und versuchte, zu verstehen, was hier wieder vor sich ging. Feuer? An diesem Nachmittag hatte es auf dem Platz Feuer gegeben – für die Feier. Für die Eisenbarriere, die die Insel umgab. Der Fae, der geflügelte Mann im Garten … Nein, das musste eine Erfindung meiner Träume sein …
Mit einem weiteren Stöhnen drehte ich mich auf den Rücken und schlug die Augen auf, blinzelte. Das Licht, das zwischen meinen fadenscheinigen Vorhängen hindurchschien, tanzte mit einem ungewöhnlichen orangefarbenen Schimmer an den Wänden entlang.
Feuer.
Sofort verschwand auch noch die kleinste Spur von Schlaf aus meinem Kopf. Ruckartig richtete ich mich auf und sprang aus dem Bett, wobei ich das Gewirr aus dünnen Laken mit mir zog. Sie verhedderten sich um meine Knöchel, während ich zum Fenster eilte, und ich wäre fast mit dem Gesicht voran gegen die Wand gestolpert, bevor ich überhaupt die Vorhänge erreicht hatte. Mit klopfendem Herzen und schwerem Atem riss ich einen der schweren Vorhänge beiseite und erstarrte.
Direkt vor mir brannte die Welt.
So weit ich sehen konnte, schlugen hungrige Flammen aus jedem einzelnen Haus, leckten an den Vorhängen und Dächern und fraßen sich durch die Holzbalken und verputzten Wände. Dichter, wirbelnder Rauch stieg in den Nachthimmel auf, überall schossen Funken aus dem Inferno, landeten auf trockenen Bäumen und Gras und ließen sie schwelen. Selbst durch das Glas meines Fensters hörte ich das Rauschen der Flammen, das Krachen einstürzender Dächer und Wände.
Kein anderes Geräusch störte die unheimliche Vision. Nichts sonst bewegte sich.
Ich wich vom Fenster zurück und führte eine zitternde Hand an meinen Oberarm. Nein. Das konnte nicht real sein. An diesen Gedanken konnte sich mein gelähmter Verstand klammern – das musste ein Albtraum sein. Bald würde ich aufwachen, und der Himmel wäre wieder klar, die Stadt würde friedlich schlafen. Bald …
Mit Daumen und Zeigefinger zwickte ich fest in die Haut meines Oberarms. Schmerz durchfuhr mich. Echter Schmerz. Eine echte Berührung.
Nein.
Sie war nicht echt. Sie konnte nicht echt sein. Ich wurde einfach nur verrückt; das war die bessere Alternative. Ich hatte mir auch den männlichen Fae eingebildet, und das alles war einfach nur eine schreckliche Lüge …
Aber was, wenn er echt gewesen wäre?
Ich stand da wie betäubt, meine nackten Füße klebten am Holzboden fest, während mir die Bedeutung dieses Gedankens bewusst wurde.
Es war kein Wahnsinn gewesen. Es war nicht die Hitze gewesen. Diese brutale anmutige Erscheinung im Garten war so real gewesen wie die Sonne und das Gras und der verfluchte zerbrochene Topf – er war dort gewesen, hatte mich gesehen und verschont, aus welchem Grund auch immer.
Jetzt war er zurückgekommen. Und hatte Tod und völlige Zerstörung mitgebracht.
Angst durchzuckte mich, durchbrach die Erstarrung, in der meine Gedanken sich befanden. Raus. Ich musste raus. Stand unser Haus bereits in Flammen? Als ich die Tür aufriss und aus meinem Zimmer floh, war der kleine Flur bereits pechschwarz – irgendwie hatten die Wände der brüllenden Hitze bisher standgehalten. Zwei Schritte, und ich war an der anderen Tür, die zum Schlafzimmer meiner Eltern führte. Hier war der Rauch so dicht, dass mir die Augen tränten, aber nur das ferne Leuchten des Feuers erhellte die Wände.
Der Raum war leer.
Ich blieb in der Tür stehen und keuchte. «Mutter?»
Keine Antwort.
Ich versuchte es lauter: «Vater?»
Nichts. Mir drehte sich der Kopf, und ich torkelte hinein. Ein unordentliches Bett. Ein offener Schrank. Ein paar Hemden und Kleider lagen auf dem Boden verstreut, als hätte jemand den Kleiderschrank meiner Eltern durchsucht und dann einen Wutanfall bekommen, weil er das Objekt seines Interesses nirgends finden konnte. Eine unangebrachte, lächerliche Wut stieg in mir auf – ich hatte diesen Schrank erst gestern aufgeräumt, verdammt noch mal. Eine halbe Stunde hatte ich damit verschwendet, die Lieblingshemden meines Vaters und die schönen Sommerkleider meiner Mutter zu falten, und nach all dieser Arbeit …
Nach all dieser Arbeit war ein Großteil der Hemden und Kleider nirgends zu sehen.
Es dauerte eine Weile, bis dieser Gedanke zu mir durchdrang.
Ihre Kleidung war weg. Und nicht nur ihre Kleidung – neben dem Schrank hatten immer Taschen gestanden, die mein Vater für seine vielen Reisen zu den anderen Inseln benutzt hatte. Jetzt war diese Ecke des Zimmers leer. Ich drehte mich um, der Atem stockte mir in der Kehle, als ich unter das Kopfkissen meiner Mutter griff. Die Kette, die sie nachts abnahm – weg.
Weg.
Waren sie bereits geflohen? Ohne mich geflohen?
Mein Körper fühlte sich nicht mehr an, als würde er mir gehören, ich zog meine Hand zurück und verließ schwankend das Zimmer. Wie von selbst lief er die Treppe hinunter, meine Füße verstanden die Notwendigkeit der Flucht besser als mein Verstand. Der beißende Gestank von Rauch erreichte mich kaum noch. Selbst die Angst war einer benommenen Verwirrung gewichen. Mir wurde vage bewusst, dass ich mich hätte bewaffnen sollen, bevor ich aus dem Haus ging. Ich sollte mehr als nur ein knielanges weißes Nachthemd tragen, das Feuer fangen könnte, sobald sich die ersten Funken im Stoff verfingen. Aber ich torkelte wie eine Schlafwandlerin auf die Straße und bemerkte nur, dass die Mäntel meiner Eltern beide nicht mehr an der Garderobe im Flur hingen.
Die Welt war noch immer seltsam, unheimlich still, während ich weiterlief.
Rauch waberte überall um mich herum und verwandelte meinen Atem in ein mühsames Keuchen. Meine Augen brannten. Durch die Tränen hindurch sah ich nur die gierigen Flammen, die alles und jeden verschlangen, den ich jemals gekannt hatte – sie fraßen Menschen bei lebendigem Leib in ihren Betten, und doch gab es keine Schreie, keine Hilferufe. Waren sie alle fort? Hatten sie mich einfach vergessen, mich zurückgelassen, damit ich in den Flammen umkam?
Aber mein Haus brannte nicht. Das Feuer wütete die gesamte Länge der Straße hinunter und auch durch die Straßen dahinter, soweit ich sehen konnte, und hüllte jedes einzelne Gebäude in Flammen und Funken. Und doch war mein Haus immer noch in Dunkelheit gehüllt. Jemand hatte es verschont.
Jemand hatte mich verschont.
Ich war überhaupt nicht vergessen worden. Ganz im Gegenteil – man hatte an mich gedacht.
Aber wenn ich die Nacht überleben sollte …
Etwas bewegte sich in meinem Augenwinkel.
Ich wirbelte herum, das Herz schlug mir bis zum Hals. Eine Waffe. Ich hätte mir eine Waffe mitnehmen sollen. Aber hier stand ich nun mit leeren Händen und nur in nutzloses, farbloses Weiß gekleidet – und fünfzehn Meter von mir entfernt stand er, das Bildnis der Stille vor dem Hintergrund der sich windenden, lodernden Flammen.
Diesmal mit angelegten Flügeln. Langes Haar, das zusammengebunden war. Die Hände steckten in schwarzen Handschuhen. Ein dunkler Gott, der aus den Tiefen der Hölle aufgestiegen war, um all jene zu vernichten, die ihm Unrecht angetan hatten, um seinen Triumph in Feuer und Blut zu feiern – aber es gab keine Spur von Triumph in seinem Gesicht. Nur kalte, gnadenlose Berechnung. Nur Tod.
Ich hätte fliehen sollen.
Aber was hätte eine Flucht für einen Sinn gehabt? Sein Blick fixierte mich wie der eines Raubtiers. Ich konnte weglaufen, aber er wäre schneller. Ich konnte wegschwimmen, aber er konnte fliegen. Es gab kein Entkommen, kein Versteck, und was blieb mir in diesem lodernden, unwirklichen Albtraum noch, wofür ich hätte fliehen sollen?
Ich hob meine linke Hand an mein Gesicht, als wollte ich die Strähnen beiseitewischen, die sich aus meinem lockeren Zopf gelöst hatte. Meine Fingerspitzen strichen über die dunkelbraunen Strähnen – dunkelbraun. Drei Teile Rot, je zwei Teile Blau und Gelb.
Rot für Zerstörung.
Ich schleuderte die Magie auf ihn.
Der rote Funke schoss aus meinen Fingerspitzen und wurde mit der zehnfachen Kraft, die ich auf den Blumentopf ausgeübt hatte, auf ihn geschleudert. Er hätte ihn verletzen müssen, zumindest an der Stelle, an der er ihn traf, eine hässliche Schnittwunde hinterlassen müssen. Aber der Silent Death hob nur die Hand, als ob diese gebieterische Geste die Magie zurückhalten würde, und fing den magischen Blitz mit der Handfläche seiner behandschuhten Hand ein wie ein Mann, der eine Fliege fängt. Das Leder platzte nicht auf. Sein Gesicht verriet keinen Anflug von Schmerz. Irgendwie hatte er den Angriff … absorbiert?
Konnte er so etwas? Konnte das überhaupt jemand?
Ich wich zwei Schritte zurück, während Flammen von allen Seiten auf mich einprasselten, und feuerte einen zweiten verzweifelten Schuss Rot auf ihn ab. Mühelos trat er einen Schritt vor und fing die Magie erneut aus der Luft. Und dann ging er weiter. Immer näher schlenderte er an mich heran mit langen, gemächlichen Schritten, während ich rückwärtsstolperte, weil ich nicht wagte, ihm den Rücken zuzukehren. War das ein Angriff? Wollte er mich doch noch töten? Aber er besaß auch Magie, und ich würde seinen Angriff nicht abwehren können, wie er es mit meinem getan hatte … Warum sollte er überhaupt näher kommen? Um seine Dolche zu benutzen? Wollte er mir die Kehle durchschneiden und war dies das Letzte, was ich von der Welt sehen würde – eine brennende Geisterstadt und einen Himmel voller Rauch und tanzender Funken?
Ich hatte ihn gerade angegriffen. Er hatte keinen Grund, mich zu verschonen – nicht einen.
«Bitte», brachte ich hervor. Ich wollte nicht betteln. Ich wollte ihm diese Genugtuung nicht geben. Aber meine Zunge sprach für mich und klammerte sich an einen Überlebensinstinkt, von dem ich nicht gewusst hatte, dass ich ihn besaß. «Bitte, tötet mich nicht – ich wollte Euch nicht …»
Wollte Euch nicht töten? Ich hatte verdammt noch mal vorgehabt, ihn zu töten. Dennoch blieb er ruhig, während er die Lücke zwischen uns weiter schloss, nun nah genug war, dass ich die Details seines markanten Gesichts im flackernden goldenen Licht erkennen konnte. Er sah … grimmiger aus als am Nachmittag. Um seine harten Lippen lag eine Anspannung, die vorher nicht da gewesen war, und in seinem dunklen Haaransatz schimmerte Schweiß. Seine Augen ließen mich nicht los, in ihnen lag ein erbitterter, konzentrierter Blick, der fast wirkte wie … Verlangen?
O Zera, erbarme dich meiner.
Hatte er mich deshalb noch nicht getötet – war ich die Belohnung für seine harte Arbeit heute Nacht? Sein Spielzeug, um die Stunden zu füllen, bis auch die letzte Asche von Cathra aufgehört hatte zu schwelen?
Beweg dich!, schrien meine Gedanken meine Beine an, aber mein Körper hatte Wurzeln geschlagen, während der Fae näher, näher, näher kam. Die Dolche an seinem Gürtel reflektierten den Schein des Feuers in blendenden, schillernden Fragmenten. Dagegen spiegelte die Dunkelheit seiner Augen überhaupt kein Feuer wider.
«Bitte», flüsterte ich.
Er hob seine linke Hand an die Brust und lockerte den Verschluss seines langen schwarzen Mantels. Das darunter liegende, kunstvoll genähte Hemd war an der Brust aufgeknöpft und gab den Blick auf einen muskulösen Oberkörper frei, bei dem ich mich am liebsten übergeben hätte. Ich wollte den Rest dieses Körpers, dieses lebendige, atmende Instrument des Mordens und der Zerstörung, nicht sehen. Und ganz sicher wollte ich ihn nicht berühren. Aber er ignorierte mein wortloses Starren, zog den Mantel von seinen Schultern …
Und reichte ihn mir.
Die Welt schien um uns herum stillzustehen. Ich blinzelte, sah auf das dunkle Kleidungsstück, das einen halben Arm weit von mir entfernt war. Eine Samtkreation, die mehr wert war als das Haus, in dem ich lebte. Der Fae wich nicht zurück, wandte sich nicht ab. Er stand einfach nur da, sein Gesicht eine undurchdringliche Maske dunkler, tödlicher Macht, und wartete.
Wollte er, dass ich ihn nahm? Warum?
«Ich … ich brauche keinen Mantel», brachte ich hervor.
Er hob eine seiner Augenbrauen einen Hauch an und rührte sich nicht. Ein unerwarteter, aber höchst willkommener Zornesausbruch durchfuhr mich und brachte das Leben in meine Glieder zurück. Dieser herablassende Blick, diese Fae-Arroganz – als wäre ich kaum mehr als eine unwissende Närrin.
«Und selbst wenn ich einen bräuchte», fügte ich mit zitternder Stimme hinzu, «würde ich lieber erfrieren, als Euren zu tragen.»
Er zuckte mit den Schultern und warf mir den Samtstoff in die Hände, ohne auf weitere Einwände zu warten. Reflexartig schlang ich meine Arme um den warmen Stoff und wich vor ihm zurück. Endlich ließ mich sein düsterer Blick los.
«Was habt Ihr mit mir vor?», flüsterte ich.
Er winkte ab, musterte stattdessen mein Haus. Seine tätowierte linke Hand strich leicht über seinen Oberschenkel, während er seinen rechten Arm hob und auf die Wände richtete; ein magischer Blitz und das Schwarz seiner Hose färbte sich in ein tristes dunkles Violett. Gelb für Verwandlung. Die Wände meines Hauses, gerade noch aus Lehm und weißem Putz, hatten sich in Holz verwandelt.
O nein.
Nicht Vaters Gemälde. Nicht Mutters Blumen. Nicht meine Stoffe und meine Nadeln und meine Kleider – aber der Silent Death trat zurück und hob ein brennendes Holzscheit auf, das im Sand der Straßen lag.
«Nein», sagte ich.
Ein weiterer Blitz aus Magie. Die Tür schwang auf, das Schloss war zerstört.
«Nein!»
Er blickte nicht zurück, als er mit der provisorischen Fackel in der Hand vortrat.
Ich wusste selbst nicht einmal, was ich vorhatte, ich wusste nicht, ob ich überhaupt eine Chance hatte, ihn aufzuhalten. Aber ich sprang vor, bevor ich mir die Zeit nehmen konnte, es herauszufinden, und warf mich zwischen ihn und die Tür, krallte mich dabei mit der linken Hand in den schwarzen Mantel, den ich hielt. Die schwarze Farbe war die einzige Waffe, die ich hatte.
Der Silent Death blieb stehen und musterte mich mit einem Blick, der nicht unbedingt überrascht wirkte, aber zumindest … interessiert.
Ich hob mein Kinn und hielt ihm stand, ignorierte meine eigenen zitternden Knie und meine mühsame Atmung. Er war jetzt nahe genug, dass ich die langen Wimpern erkennen konnte, die seine dunklen Augen umrahmten. Aus der Nähe wirkte er noch größer; im flackernden Feuerschein wurden seine hohen Wangenknochen zu messerscharfen Kanten. Hinter seinen Schultern bewegten sich seine Flügel leicht. Die Bewegung wirkte, als würde er sich bereit machen, anzugreifen.
Wie oft warfen sich Menschen ihm in den Weg? Wie oft überlebten sie das und konnten später noch davon berichten?
«Bitte», sagte ich noch einmal. Ich wusste nicht, was genau ich damit beabsichtigte, welche Karten ich ausspielen musste. Aber er hatte mich verschont. Er hatte meine Eltern verschwinden lassen und mich hierbehalten. Bedeutete das nicht, dass ich irgendwie von Wert für ihn war? «Bitte, Ihr verbrennt alles, was ich habe. Lasst mir wenigstens etwas davon, bevor Ihr …»
Bevor ich den Satz beenden konnte, schüttelte er bereits den Kopf und seufzte so müde wie ein Mann, der gezwungen war, die Gesellschaft eines besonders nervigen Kleinkindes zu ertragen.
Er seufzte