Faith - Valuta Tomas - E-Book

Faith E-Book

Valuta Tomas

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  • Herausgeber: neobooks
  • Kategorie: Krimi
  • Serie: Faith
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2016
Beschreibung

!! FSK 18 !! Abigail liebt das Leben und die Frauen – reihenweise. Das was ihr im privaten Leben an Kontinuität und Festigkeit fehlt, macht sie in ihrem Job wieder wett. Als Detective versucht sie mit ihrem Partner Liam eine Mordserie aufzudecken. Im Laufe der Ermittlungen stößt sie auf eine Spur, auf die sie selbst nie gekommen wäre. Zwischen vergangenen Vergewaltigungsfällen und ihren Mordfällen gibt es eine Verbindung. Dass sie diese Möglichkeit überhaupt in Betracht ziehen kann, liegt an Madison. Eine kleine unscheinbare Person, die Abigail eines Abends in einer Bar antrifft. Tagelang versucht die Polizistin Madison etwas näher zu kommen - vergeblich. Erst nach mehreren Anläufen erreicht sie diese fremde Frau, die keine allzu große Anteilnahme am Leben zeigt. Als Abigail allerdings eines Abends selbst Opfer einer Vergewaltigung wird, ändert sich ihr Leben schlagartig. Eine Vergewaltigung die es in dieser Art und Widerwärtigkeit sicherlich noch nicht gab. Verängstigt und verwirrt findet Abigail in Madisons Armen Schutz und Sicherheit. Gemeinsam tanzen die beiden Frauen einen Tanz, der alles Bisherige in Frage stellt. Einen Tanz, der beide Frauen näher bringt und deren jeweilige Leben und Welten vollkommen verändert. Dennoch läuft draußen auf der Straße weiterhin ein eiskalter Mörder, der sein nächstes Opfer sucht. :: Fortsetzung mit ~Faith - Heart of Courage~ :

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Seitenzahl: 137

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Valuta Tomas

Faith

You changed my World

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Kapitel 1

Kapitel 2

Impressum neobooks

Kapitel 1

Nachdenklich tippt Abigail mit einem Bleistift gegen die Unterlippe. Ihre Augen wandern über zwei Pinnwände. Foto für Foto betrachtet sie die Gesichter von fünf Männern, die laut Statistik nicht unterschiedlicher sein können. Anwalt, Börsenmakler, Lehrer, Obdachloser und ein Dealer haben auf diesen beiden Pinnwänden ihren letzten Platz gefunden. Fotos die von ihren jeweiligen Familien für diese Untersuchungen bereitgestellt worden sind, hängen über jenen, die die toten Körper der Männer zeigen. Erstochen und in ihrem eigenen Blut zum sterben zurückgelassen, haben sich die Tatortfotos schon so detailreich in Abigails Gedächtnis gebrannt, dass sie diese Fotos eigentlich nicht mehr bräuchte. Sie kennt jede Einzelheit.

»Na Blondchen, bist schon weitergekommen?« Genervt rollt Abigail die Augen und atmet dementsprechend laut aus. Sie nimmt das Geräusch hinter sich wahr, wie sich ihr Kollege mit vollem Körpereinsatz in seinen Sessel wirft. Sie weiß selbst, dass die Haare auf ihrem Kopf durchaus nicht blonder sein könnten. Aber genau dadurch wird sie oft unterschätzt. Sie verstand schon sehr schnell, dass die meisten Menschen tatsächlich noch nach dieser beleidigenden Einstellung Blond-Blauäugig-Blöd vorgehen. Allerdings konnte sie mit ihren Fähigkeiten und ihrem Wissen schon viele von solch stumpfsinnigen Menschen in die Schranken weisen. Wenn es nötig war, wühlte sie in ihrem Mitte dreißiger Kopf und warf ihrem Gegenüber einen Wissensstand vor die Füße, dass dieser erst einige Zeit brauchte, um den Brocken zu schlucken. Sie würde sich zwar selbst nicht als Intelligenzbestie bezeichnen, aber den Titel Blond-Blauäugig-Blöd konnte sie somit schon oft genug abstreifen. Dass sie zu ihren blonden Haaren tatsächlich noch blaue Augen mit auf dem Weg bekam, scheint von der Natur ein schlechter Scherz gewesen zu sein. Oder ihr wurde einfach das falsche Gehirn mitgegeben. Diese Möglichkeit besteht natürlich auch noch. Weshalb ihre Eltern ihr aber auch diesen typischen Porno-Namen Abigail gaben, versteht sie bis heute nicht. Vielleicht standen ihre Eltern damals bei der Namenssuche unter illegalen Betäubungsmitteln.

»Nicht wirklich.« Bockig wie eine Bergziege setzt sie sich zu ihrem Kollegen an den Besprechungstisch. Sie blickt noch einmal flüchtig zu den Fotos zurück bevor sie sich den mitgebrachten Karton Donuts ranzieht. Kaum ist der Deckel geöffnet, klappt ihr die Kinnlade herunter.

»Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder? Du hast alle Donuts weggefressen?« Liam grinst, zwinkert ihr zu und wischt sich demonstrativ die letzten Krümel aus dem Oberlippenbart.

»Bullenklischee. Außerdem«, mit einem flüchtigen Blick über Abigails schlanken Körper, spricht er somit auf ihre Figur an.

»brauchst du dieses fettige Zeug nicht. Sonst bekommst du vielleicht irgendwann das Halfter nicht mehr an deine Hüfte.«

»Arschloch«, grummelt Abigail, als sie den Karton mit einer Handbewegung zur Tischmitte befördert.

»Das habe ich gehört.«

»Wäre schlecht wenn nicht. Schließlich sitzt du direkt neben mir.« Abigail nahm noch nie ein Blatt vor den Mund. Sie sagte was sie dachte und eckte damit leider schon allzu oft bei einigen Leuten an. Selbst Liam, der mit Anfang vierzig sicherlich noch kein Hörgerät benötigt, sagt sie deutlich was sie denkt. Auch wenn er den Anschein macht, als wenn er das manchmal gar nicht hören will.

Sie blickt wieder zu den beiden Pinnwänden.

»Es ist echt zum verrückt werden. Alle wurden erstochen. Es wurde sich also Mühe mit dem ermorden gegeben. Die Männer sollten nicht das Vergnügen haben auf schnelle Weise durch eine Kugel sterben. Scheinbar wollte unser Täter, dass sie genau wussten was auf sie zukam.« Stumm stimmt Liam der Aussage seiner Kollegin nickend zu.

»Mich macht es aber auch stutzig, dass es in keinem der Fälle um einen Raubmord ging. Jeder von ihnen war noch im Besitz seiner Brieftasche, oder seines Hab und Guts. Dem Täter ging es offensichtlich also nur um die reine Person. Nur warum?« Anstatt sich in Abigails Gedankengänge einzubringen, rührt Liam in dem mitgebrachten Cappuccinobecher herum.

»Auch gibt es keinerlei Verbindungen zwischen den Männern. Sie sind sich noch nie im Leben begegnet. Noch nicht einmal in einer Kneipe. Der Täter scheint seine Opfer willkürlich auszusuchen.«

»Glaubst du?« Endlich mal ein Wort von Liam.

»Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Mich macht dieser Fall wahnsinnig.« Abigail lehnt sich in den Stuhl zurück und beginnt mit den Beinen zu wackeln. Das tut sie immer wenn sie angestrengt nachdenkt. Ihre Augen verweilen derweil auf den Fotos.

»Ok, willkürlich war das falsche Wort. Der Täter wusste schon wen er da vor sich hat und wo diese Person zu finden war. Er muss sich also vorher gründlich über die Opfer informiert haben. Der Anwalt und der Börsenmakler wurden jeweils nach Feierabend in ihren Büros ermordet. Der Lehrer auf dem Nachhauseweg von einem Elternsprechabend. Der Obdachlose in seiner Zuflucht und der Dealer hinter einer Bar. Unser Mörder musste ihnen also auf Schritt und Tritt folgen.«

»Und was sagt dir das?« Stellt Liam nur Fragen, oder bringt er auch mal selbst ein paar Ideen mit ein?

»Dass es sich um einen Racheakt handelt. Was anderes fällt mir hierzu langsam nicht mehr ein. Nur warum? Wir haben die Vergangenheit sämtlicher Opfer fast bis zur Geburt durchforstet. Nichts deutet darauf hin, dass sie sich kannten. Sie hatten noch nicht einmal dieselben Interessen. Was wollte unser Mörder also mit seinen Taten erreichen?«

»Das, Blondchen, ist unsere Aufgabe herauszufinden. Aber für heute reicht es. Ich mache Feierabend. Wir sehen uns morgen.«

»Ja ja, lass mich ruhig mit meinen Gedanken alleine. Wofür habe ich eigentlich einen Partner?«, grummelt Abigail wütend vor sich hin. Liam hat zu diesen einzelnen Morden tatsächlich noch nicht allzu viel mit eingebracht. Liegt aber vielleicht auch daran, dass sie sämtliche Informationen wie ein Schwamm aufsaugt und für ihren Kollegen nur noch der letzte Rest übrigbleibt.

Liam verabschiedet sich mit einem flüchtigen Winken und huscht durch die Bürotür. Stille kehrt ein. Abigails Augen ruhen auf den Fotos.

»Was habt ihr angestellt, dass man euch das antat?«

Das Holster und die Marke abgelegt, betritt Abigail kurz vor Mitternacht eine Lesbenbar. Eine der wenigen die sie noch nicht ausprobiert hat. Ansonsten kann sie sich tatsächlich damit brüsten schon jede Lokalität für sich beansprucht zu haben. Ebenso eine ungewisse Anzahl an Damen die solche Räumlichkeiten aufsuchen.

Was ihre Arbeit angeht ist Abigail das pulsierende Gesetz. Sie hütet es und spielt nach sämtlichen Regeln. Allerdings hat sie es nicht so mit dem Pflichtbewusstsein wenn es um ihr Liebesleben geht.

Weil es der einzig freie Platz an der Theke ist, setzt sie sich auf den letzten Hocker am Ende des Tresens. An der anderen Eckseite fällt ihr eine junge Frau auf die ganz ihrem Beuteschema entspricht. Kurze schwarze Haare und sportlicher Körper. Was will man mehr?

Unbewusst beißt sich Abigail leicht gierig auf die Unterlippe. Die Nacht kann also noch sehr interessant für sie werden.

Gerade als sie die Frau ansprechen und einen Drink anbieten will, sieht sie, wie auf der anderen Seite eine fremde Frau die Schwarzhaarige anspricht.

»Lust auf einen Tanz?«, säuselt die junge Frau verführerisch. Wer könnte da schon Nein sagen? Abigail definitiv nicht. Die Frau an der Theke offensichtlich schon. Ohne die Frau anzusehen oder den gesenkten Kopf zu heben, schüttelt sie diesen. Schaufend und diesen Korb verdauend, tritt die tanzfreudige Dame den Rückzug an.

Abigail bestellt ein Bier, behält ihre Augen aber bei der schwarzhaarigen Frau. Sie will ihre Chance nicht verpassen. Diese behält ihren Blick auf ihrer eigenen Flasche Bier. Mit gepflegten Fingern zupft sie an einer Ecke des Etiketts. Sie scheint sich keineswegs für das rege Treiben in dieser Bar zu interessieren. Aber weshalb geht man sonst in so eine Lokalität? Wirklich nur um ein Bier zu trinken? Abigail würde so etwas nie in den Sinn kommen. Schon immer suchte sie solche Räumlichkeiten auf, um sich für ein paar Stunden mit einer hübschen Frau zu vergnügen. Für mehr sind diese Bars in ihren Augen nicht geeignet. Jedenfalls nicht um stumm am Tresen zu sitzen und interessante Gelegenheiten an sich vorbeiziehen zu lassen.

Bei dem Gedanken, muss Abigail schmunzeln. Sie würde eine Einladung niemals ausschlagen. Allerdings wird sie stummer Zeuge davon, dass eine weitere Frau die Schwarzhaarige zu einem Tanz auffordert. Wieder verneint diese.

Auch wenn Abigail die Entscheidung der Frau absolut nicht nachvollziehen kann, wird dadurch ihr Interesse geweckt. Nicht nur ihr Interesse, sondern auch ihr Kampfgeist. Sie wird einen Versuch starten, sich aber nicht so leicht abwimmeln lassen wie die anderen beiden Frauen zuvor.

»Kein Verlangen nach Gesellschaft?«, wirft sie der schwarzhaarigen Frau hinüber. Diese hebt den Kopf und schaut sie an. Strike, angebissen.

Abigail will sich gerade für ihren kleinen Erfolg selbst loben, als sie in die Augen dieser schwarzhaarigen Frau blickt. Für einen kurzen Moment bleibt ihr die Luft weg. Langsam öffnet sich ihr Mund. Fast geschockt starrt sie in die braunen Augen der Frau. In ihrem ganzen Leben hat sie so einen Ausdruck in menschlichen Augen noch nie gesehen. Augen die so tief und dunkel sind, dass sie einen fast wie ein schwarzes Loch in sich aufsaugen. Augen die so viele unterschiedliche Gefühle ausdrücken, dass Abigail keines davon deuten kann. In diesen Augen scheint es wirr umherzugehen. Fast wie ein Tornado wüten dort unzählige Gefühle. Sturm um Sturm kämpfen diese dort um die größte Aufmerksamkeit. Und mit jedem Sturm scheint der Körper der Frau zu kämpfen. Denn Abigail kann ein unglaubliches Maß an Erschöpfung in diesen Augen sehen.

»Offensichtlich nicht«, brummt die schwarzhaarige Frau, steht vom Hocker auf, legt einen zehn-Dollar Schein unter die Bierflasche und verlässt den Tresen.

Bevor Abigail zu einer menschlichen Statue mutiert, reißt sie sich herum und blickt der Frau hinterher. Normalerweise würde sie der Frau nun auf den Hintern blicken, aber dieses Mal bleiben ihre Augen auf dem Rücken der Frau kleben. Auch wenn deren Körper in einer aufrechten und gestärkten Haltung geht, kann Abigail sehen, dass dieser Körper gebrochen, geschunden und geschwächt ist. Noch nie hat sie so ein wandelndes Wrack gesehen.

Körperlich vollends befriedigt, gleitet Abigails Zunge über ihre Lippen. Schwer atmend legt sie ihren Kopf auf das Kissen zurück. Mit geschlossenen Augen nimmt sie die schwankenden Bewegungen im Bett wahr, die, wie hieß sie noch gleich? Ah genau, die Susan macht, als sie dieses verlässt. Abigail öffnet erschöpft die Augen und beobachtet, wie sich Susan eine Bluse umwirft und das Schlafzimmer verlässt. Dann schließt sie wieder die Augen. Stille kehrt ein. Stille die Abigail ganz und gar auskostet. Stille, um sich mit ihren Gedanken auseinanderzusetzen. Denn diese driften von ganz alleine zu diesen dunklen und wirren Augen der schwarzhaarigen Frau aus der Bar. Abigail spürt, dass ihr für einen kurzen Moment schwindelig wird. Wie kann ein Mensch nur solch unterschiedliche Gefühle im Inneren des Körpers austragen, ohne diese nach außen hin zu zeigen? Jeder Mensch zeigt in den meisten Fällen seine Gefühle offen nach außen hin. Aber nicht diese Frau. Sie hat es scheinbar gelernt, ihren Kampf nur nach innen auszutragen, ohne die Welt daran teilhaben zu lassen.

»Durst?« Susans Stimme reißt Abigail aus ihren Gedanken. Sie öffnet die Augen und sieht das gutaussende Abenteuer direkt vor sich. Ohne es bemerkt zu haben, hat sich Susan auf ihre Oberschenkel gesetzt und schwenkt elegant eine Flasche Wasser hin und her.

Mit einem dankbaren Lächeln nimmt Abigail die Flasche und trinkt einen großen Schluck.

»Eventuell Lust auf eine zweite Runde?«, schnurrt Susan. Abigail muss nicht lange überlegen. Sie setzt sich aufrecht hin, stellt die Wasserflasche auf den Boden und lächelt.

»Selbstverständlich.« Bevor die beiden Frauen sich allerdings in einem erneuten Zungenclinch vergnügen können, hört Abigail ihr Handy klingeln.

»Das kann doch nicht wahr sein«, stöhnt sie genervt. Widerwillig lehnt sie sich zum Boden hinunter und wühlt in ihrer Hose herum. Kaum meldet sie sich, verändert sich ihre Laune schlagartig.

»Ich bin in zwanzig Minuten da.« Von einem Moment zum anderen haben sich ihre Sinne von einer erregten Ekstase in eine konzentrierte Wahrnehmung umgewandelt. Etwas wehmütig blickt sie zu Susan zurück.

»Sorry Sweetheart, die Arbeit ruft.« Schnaufend, weil ihr somit die ersehnte zweite Runde stiften geht, steigt Susan von Abigails Beinen herunter und lässt sich auf das Bett fallen. Sie beobachtet Abigail, als diese sich anzieht und dann suchend um sich blickt.

»Wo habe ich denn jetzt meine verdammte… ?«

»Suchst du die hier?«, grinst Susan. Abigail blickt zu ihr zurück. Kokett zupft Susan an der Bluse die sie trägt. Wie ein kleiner Tiger kriecht Abigail auf allen vieren auf das Bett zurück. Sie kann es sich nicht nehmen lassen Susan zu küssen, während ihre Hände an den Knöpfen der Bluse spielen. Als diese vollständig geöffnet ist, blickt sie auf den offen gelegten Körper. Schwermütig schnauft sie.

»Was für eine Schande«, bemitleidet sie sich selbst und die verpasste zweite Runde. Sie steigt aus dem Bett und zieht sich weiter an.

»Kannst dich ja mal melden wenn du Lust hast.« Susans Worte klingen ehrlich und aufrichtig. Abigail blickt zu ihr zurück und zwinkert ihr lächelnd zu.

»Schlaf schön, wird langsam Zeit.« Mit diesen Worten verschwindet sie aus dem Schlafzimmer und der Wohnung der jungen Frau, die sie in der Bar noch angetroffen hat. Es hat einige Zeit gedauert, bis sie die Augen dieser schwarzhaarigen Frau verarbeiten konnte. Als das aber getan war, schaute sie sich suchend um und erhaschte den interessierten Blick von Susan. Der Rest war schon fast Routine. Ein verführerischer Blick hier, ein nettes Wort da und alles lief seinen Gang.

»Drei Messerstiche und keine Zeugen, wie immer.« Mit verschränkten Armen steht Liam vor dem Schreibtisch des Chefarztes, der zusammengesackt in seinem großen Ledersessel hockt.

»Niemand hat gesehen wie jemand in dieses Büro gegangen ist? Soll ich das glauben?«, schnauft Abigail wütend. Sie geht um den Schreibtisch herum, geht neben dem Opfer in die Hocke und blickt in das leblose Gesicht des Arztes.

»Wir sind hier in einem Krankenhaus. Irgendjemand muss doch etwas gesehen haben.«

»Abigail, zu dieser späten Stunde wirst du hier nicht viel Personal sehen. Und selbst wenn hier plötzlich jemand umherläuft, fällt das kaum auf, weil einfach zu wenig Personal anwesend ist. Es wird doch an allen Ecken und Kanten gespart. Was erwartest du?«

»Etwas mehr Aufmerksamkeit!« Abigails Stimme wird schärfer und dominanter. Sie kann es nicht glauben. Da ist schon wieder ein Mensch getötet worden und niemand will was gesehen haben.

Die Abstände der Morde werden immer kürzer. Da wo der Mörder am Anfang nur alle paar Monate zuschlug, liegen zwischen den Morden jetzt nur noch Wochen. Der letzte lag erst zwei zurück. Und Abigail tappt noch immer im dunklen. Der Polizeipräsident, die Presse und die Öffentlichkeit wollen endlich die Aufklärung des Falls. Etwas was Abigail selbst gerne hätte. Nur weiß sie nicht so recht wie sie das anstellen soll. Irgendwie fehlt ihr der entscheidende Schlüssel zu dieser ganzen Angelegenheit.

»Verflucht!« Wütend reißt sie sich von dem Opfer weg. Mit harten Schritten verlässt sie das Büro. Dass sie dabei die Spurensicherung und den bereitstehenden Coroner fast umrennt ist ihr egal. Dieser wird ja eh einen nicht allzu weiten Weg haben, um die Leiche abzuliefern.

Mies gelaunt betritt Abigail am nächsten Morgen das Department. Ihr Schädel brummt wie ein ganzer Bienenstock. Drei Stunden Schlaf waren definitiv zu wenig. Noch mitten in der Nacht musste sie mit Liam der Frau des toten Arztes einen Besuch abstatten und ihr erklären was geschehen ist. Abigail schaffte es bisher immer, den Anblick der weinenden Witwen gut wegzustecken. Auch wenn sie solche Besuche nicht mag, ist es ein notwendiges Übel und Teil ihres Jobs.

Der Anblick des toten Arztes und die Augen dieser schwarzhaarigen Frau verfolgten sie aber. Etwas was ihr in ihrer bisherigen Karriere noch nie geschehen ist. Sie konnte immer den nötigen Abstand zu den Fällen wahren. Nie nahm sie die Bilder mit nach Hause. Es blieb hier im Department und wurde erst am nächsten Morgen wieder aufgegriffen.

»Ich weiß dass es merkwürdig klingen mag und ich will ihnen ja auch keine unnötige Arbeit machen, aber ich würde mich sicherer fühlen wenn es eine Untersuchung geben würde.« Abigail nimmt die wimmernde Stimme einer Frau wahr, die einige Tische von ihrem entfernt sitzt. Ein Kollege hat sich ihrer Sache angenommen.

»Was ist denn da los?«, grunzt sie Liam als Guten Morgen entgegen und bedient sich an der Kaffeemaschine.

»Die Frau glaubt vorgestern vergewaltigt worden zu sein. Sie ist sich aber nicht ganz sicher.« Abigail betrachtet ihren Partner sparsam. Irgendwie ist ihr Gehirn noch nicht warmgelaufen. Liam erkennt den verwirrten Ausdruck auf ihrem Gesicht und schmunzelt in die Kaffeetasse.