Restart - Valuta Tomas - E-Book

Restart E-Book

Valuta Tomas

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Beschreibung

San Francisco: Als Eden mit mehreren Schussverletzungen im Krankenhaus aufwacht, weiß sie nichts mehr von dem Hochverrat den sie begangen hat. Sie weiß noch nicht einmal wer sie ist. Ihr ganzes bisheriges Leben ist ausgelöscht. Auf der Suche nach sich selbst, stößt sie auf grauenvolle Dinge in ihrem Leben. Plötzlich scheint nichts mehr so zu sein wie es einst war. Bei ihren Recherchen, gerät sie zwischen die Fronten der rivalisierenden Gangs, den Dead Rabbits und den Five Dogs. Als wenn das aber noch nicht genug wäre, begegnet Eden einer jungen südländischen Frau, die sie, trotz ihrer provokanten Art, vom ersten Moment an magisch anzieht. Hin und her gerissen von ihrer Vergangenheit und den Gefühlen Leo gegenüber, versucht Eden zu sich selbst zu finden und den anhaltenden Mordversuchen auszuweichen. Schon seit zwei Jahren müssen die Five Dogs ohne ihre beiden besten Hunde, Sam und Neve auskommen, die aufgrund ihrer kriminellen Aktivitäten den Tod fanden. Niemand konnte diesen Platz einnehmen, bis jetzt. Denn Todgesagte leben schließlich länger ...

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Seitenzahl: 757

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Valuta Tomas

Restart

Ein neues Level

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Bonus Level

Prolog

Restart

Life

Create

Go

Fortschritt

Load

New Player

Bug

Jump

Game Start

Push

Lag

Skilbar

Points

Win

Neuer Gegner

Multiplayer

Mob

Win

You lost

Continue

Teamplayer

Epilog

Impressum neobooks

Bonus Level

(Letztes Kapitel aus ~Losing Game – Zwischen Liebe und Gesetz~)

»Neve!!!« prallt ihr plötzlich laut und hart gegen den Hinterkopf. Sie bleibt stehen, dreht sich um und dann fällt ihr alles aus dem Gesicht. Zuerst erschrocken und zutiefst geschockt, sieht sie, wie Sam auf sie zuläuft. Aber dann entspannt sich ihr Gesicht und wird mit einem Liebe getränkten Ausdruck überzogen.

»Hey!«, haucht sie leise und voller Liebe, als ihr Sam im selben Augenblick im Arm liegt.

»Ich hätte nicht anders gehandelt!«, flüstert Neve lächelnd, wegen Sams Entschluss, welchen sie aus purer Liebe getan hat.

Beide Frauen halten sich Minutenlang regungslos fest, bis sie zur Seite blicken und Neve leise »Ich wusste, dass es so enden wird!« flüstert. Beide Augenpaare sehen am Ende dieses langen schwarzen Tunnels ein riesen großes brennendes Tor, durch dessen Stäbe widerliche dünne Dämonenarme herausragen und mit ihren messerscharfen Krallen wie wild nach ihnen greifen und dabei abartig stöhnend durch die Luft kreischen und fauchen.

Neve nimmt Sam etwas von sich weg und guckt sie leicht besorgt an.

»Hast du Angst?«, fragt sie leise, worauf Sam sofort mit dem Kopf schüttelt.

»Nein! Mit dir an meiner Seite, habe ich keine Angst!«, lächelt sie, worauf Neve mit einem sicheren »Gut!« antwortet, nickt und wieder zum Tor zurückblickt. Dann nimmt sie Sams Gesicht in ihre Hände und erschlägt sie mit ihrer Liebe.

»Ich liebe dich Sam!«, lächelt sie.

»Und ich liebe dich Neve!«, antwortet Sam leise. Beide Frauen küssen sich sanft, bis Neve an Sams Seite tritt und sich in ihrer Körperhaltung strafft.

»Na dann lass uns als kleines Rudel mal einigen von denen in die Waden beißen!«, grinst sie fies und geht die ersten Schritte mit ihrer Frau auf das Tor zu. Sie greift nach Sams Hand und hält diese unglaublich stark fest, wobei man alleine durch diese kleine Handlung sehen kann, dass Nichts und Niemand diese beiden Frauen jemals trennen kann!!!

Prolog

Ein schweres Quietschen und Knarren begleitet das Öffnen des Tores. Kaltes Gusseisen schwingt langsam auf.

Angespannt und auf alles vorbereitet, gleiten Sam und Neve durch das Tor hindurch. Keineswegs sind sie auf den Anblick vorbereitet, der ihnen nun geboten wird. Ihre Hände halten sich fest! Sie krallen sich ineinander! Nichts und Niemand soll sie trennen! Selbst das nicht, was sie nun sehen!

»Scheiße!«, haucht Neve eingeschüchtert. Sam schluckt laut und klammert sich wie ein Hilfesuchendes Kind an Neves Hand.

Ein beißender und stürmischer Wind umgibt beide Frauen. Brennende Hitze legt sich auf ihre Haut! Eine feuerrote Decke hängt bedrohlich als Himmel über ihren Köpfen.

Eingeschüchtert schreiten beide Frauen ihren gemeinsamen Weg. Sie wagen kaum zu glauben, dass sie wirklich auf unzähligen menschlichen Knochen laufen. Dort wo normalerweise Beton oder Asphalt die Schritte aufnehmen, liegen gebrochene und verbrannte Knochen. Schulterblätter, Schädel, Beckenknochen, Schienbeine. Jeder im Körper befindliche Knochen liegt unter ihren Füßen und gibt ein ächzendes Geräusch von sich, wenn Neve oder Sam dort drauf treten.

Beide können den Anblick nicht fassen. Die ganze Umgebung ist in feuriges Rot getaucht. Es ähnelt sehr dem Licht, dass Sam in ihrem Trainingsraum einschaltete, wenn sie wieder für den Stripclub übte.

Sam und Neve blicken in eine schier unendliche Weite. Alle paar Meter steigen stechender Qualm oder beißende Flammen aus den Bodenspalten heraus. Berge von spitzen und messerscharfen Gestein umgeben beide Frauen. Meterhohe Mauern bauen sich neben ihnen auf, an denen tiefe Kratzspuren zu erkennen sind.

Der heiße Wind brennt den Frauen wie tausend Nadelstiche auf der Haut. Sie haben das Gefühl, dass die Haut jeden Augenblick Feuer fängt. Es ist kaum zu ertragen. Ihre offenen Haare werden von dem glühenden Wind in alle Richtungen geschlagen.

Plötzlich ertönt ein merkwürdiges Geräusch. Es klingt wie ein Lachen, gefolgt von einem schwachen Geröll aus Stein. Dann ein Fauchen, ein quiekendes Glucksen und wieder dieses Lachen. Es erinnert an Hyänen. Hyänen die sich auf alles stürzen, was zwischen ihre Krallen gelangen. Aber das Lachen klingt in keinster Weise nach erregter Freude. Sarkastisch, höhnisch und gefährlich wird dieses Lachen zu den Frauen getragen.

Erschrocken blicken Sam und Neve um sich und können auf einer der Mauern eine Gestalt erkennen. In ihren schlimmsten Albträumen könnten sie sich nicht diese Gestalt ausmalen, die sie mit Feuer in den Augenhöhlen regelrecht fixiert. Diese Figur besitzt keine Augäpfel mehr. Dort wo die Augen einst waren, lodert in jeder Höhle ein kleines Feuer. Ein Feuer, das sich auf die Neuankömmlinge richtet.

Zwei Hände mit messerscharfen Krallen umgreifen das Gestein, auf dem diese Gestalt,… dieser Dämon sitzt. Dessen Kopf ähnelt einem abgemagerten Pferd. Knochig und mit spitzen Ohren ausgestattet. Hörner auf dem Haupt, die einem Steinbock gleichkommen. Der Hals wird von einem Kranz aus dickem Fell umgeben. Ledrige, fast durchsichtige Haut liegt auf dem knochigen und abgemagerten Körper. Dünne schmächtige Beine tragen diesen Dämon auf den schmalen Mauervorsprung.

Offensichtlich freudig erregt, schwingt dieses Wesen einen fast zwei Meter langen Schwanz in sämtliche Richtungen. Die dort drauf befindlichen Stacheln aus Knorpel, wedeln im Takt der zuckenden Bewegungen.

Der Dämon beobachtet die beiden Frauen und fängt erneut zu lachen an. Verhalten, quiekend, glucksend. Eine kurze Bewegung folgt und er beugt sich etwas zu ihnen herunter. Dann blickt er flüchtig zur Seite, um sie kurz darauf wieder zu fixieren. Ein mehrfaches quietschendes Lachen ertönt. Im selben Moment tauchen über sämtlichen Gesteinsbildungen oder Mauern noch mehr dieser Dämonen auf. Erst zwei, dann vier, dann acht. Sam und Neve können nicht mehr mitzählen. Aus allen Ecken dieser Gegend tauchen diese Wesen auf und heißen sie lachend Willkommen. Ihre Krallen reißen die Mauern auf, als sie sich dort platzieren.

Ein Chor aus höhnischem Gelächter beginnt und schmerzt den beiden Frauen in den Ohren. Es lässt fast deren Trommelfell platzen.

Trotz ihrer jeweiligen Schmerzen halten sie sich noch immer an den Händen fest! Egal was in den nächsten Momenten mit ihnen geschehen mag, sie werden einander festhalten.

Von allen Himmelsrichtungen sind sie von diesen Dämonen umgeben, was sie dazu verleitet, mittlerweile Rücken an Rücken zu stehen. Sie behalten die Gefahr genau im Auge. Auch wenn sie keine Chance haben gegen diese Bestien anzukommen, werden sie sich nicht kampflos unterwerfen. Aufgeben ist für die Hunde ein Fremdwort!

Verängstigt blicken sie um sich, bis Sam ein zurückhaltendes und schweres »Schatz!« japst.

»Hm?«, schmeißt Neve konzentriert über ihre Schulter. Sie will sich bei dieser Gefahr nicht ablenken lassen. Das wäre ihr sicherer Untergang.

»Sieh!«, haucht Sam mit drückender Stimme. Neve blickt nach hinten. Ein »Fuck‼« entweicht ihr. Dieser Anblick ist ihr Untergang! Egal wie sehr die beiden Frauen sich wehren können und auch werden, gegen diese Gefahr werden sie nicht ankommen.

Mit einer fließenden Bewegung dreht sich Neve um, steht direkt neben Sam und starrt mit großen Augen auf die Gefahr, die dort auf sie zukommt. Vergessen sind sämtliche Dämonen von denen sie umgeben sind. Neve schluckt.

»Ich habe dich geliebt, Sam! Jede einzelne Sekunde meines Lebens habe ich dich von ganzem Herzen geliebt‼«, flüstert sie leise mit Tränenerstickter Stimme. Sie weiß, dass sie verloren haben. Sie weiß, dass sie und Sam in den nächsten Momenten einen weiteren Tod sterben werden! Sie werden zu einem dieser Dämonen, die sie umgeben. Neve will nur noch ein letztes Mal mit ihrer Stimme, ihrem Herzen und ihrer Liebe Sam ihre Gefühle offenbaren! Ein letztes Mal!

Neve dreht sich vollständig zu Sam um. In ihren Augen kann Neve dieselben Gefühle erkennen, die sie soeben selbst aussprach. Es bedarf keiner Worte mehr die mit einer Stimme ausgesprochen werden. Dieser Blick drückt alles aus! Alles‼

Noch immer aneinander festhaltend, zieht Neve Sam an sich und küsst sie! Ein letztes Mal genießt sie die Lippen ihrer Frau! Sie riecht ihr betörendes Parfüm und hat von einem Augenblick zum anderen keine Angst mehr vor dem was gleich mit ihnen passieren wird. Denn sie werden diesen Weg gemeinsam gehen! Den Weg der Hölle und des letzten Todes!

Beide genießen ihre Liebe zueinander, bis Sam sich langsam von Neve löst.

»Lass uns wenigstens in Würde von diesen Bestien zerrissen werden‼«, lächelt Neve vor Kraft strotzend.

»Es war auch nichts anderes von mir geplant‼«, grinst Sam und sprüht somit ihre gewohnte Brutalität aus. Etwas was Neve in diesem Moment sehr willkommen ist.

Beide drehen sich in die Richtung aus der diese tödliche Gefahr auf sie zugerannt kommt. Sie halten sich fest, beugen ihre Körper etwas nach vorne und nehmen somit eine Angriffsstellung ein. Ihre Augen richten sie messerscharf auf die ungefähr vierzig Höllenhunde, die in einem gewaltigen Rudel auf sie zukommen.

Die Krallen der Tiere reißen sich in den Steinboden und fetzen kleine Brocken heraus. Mit gefährlichen und wuchtigen Schritten, laufen sie über die menschlichen Knochen und bersten diese. Staubwolke um Staubwolke steigt um sie herum auf. Ein monströses Bellen ertönt. Jaulen, fauchen, kläffen! Fletschende Zähne richten sich auf die Frauen und zeigen ihnen somit das was sie in ihren letzten Atemzügen sehen werden. Sie sehen die Waffe mit denen sie getötet werden!

Die Höllenhunde rennen auf Sam und Neve zu. Sie bellen, jaulen und beißen sich hin und wieder gegenseitig. Immer wieder greifen sie sich selbst an! Jeder will schneller bei der Beute sein! Jeder will das beste Stück Fleisch von den Frauen abbekommen!

Der Boden unter Sam und Neve beginnt, aufgrund der Wucht der Schritte, zu beben. Die dort liegenden Knochen klappern. Erneut steigt Staub auf und wird von dem heißen Wind in der Luft aufgefangen.

Die Höllenhunde rasen weiter auf die Frauen zu, bis sie plötzlich langsamer werden. Aus dem schweren Lauf, wird ein ruhiger Trab und danach ein langsamer Schritt. Das ganze Rudel geht langsam auf Sam und Neve zu, bis sie unmittelbar vor ihnen stehen bleiben.

Angespannt und überrascht beobachten die beiden Frauen die Hunde, die nicht hässlicher sein können. Zerfetzte und abgerissene Haut schwingt in der heißen Luft. Stücke von grauem Fleisch hängen an deren knochigen Körper herab. Skelettartig stehen sie an Ort und Stelle und fixieren Sam und Neve mit ihren brennenden Augen. Genau wie die anderen Dämonen, besitzen auch diese Bestien keine Augen. Kleine Flammen schlagen aus den Höhlen. Ebenso tragen die Hunde nach hinten geneigte spitze Hörner auf dem Kopf. Vom Nacken bis zur Schwanzspitze ragen knorpelige Stacheln hervor.

Von diesem Anblick zutiefst angewidert, erschrecken die Frauen, als plötzlich der vorderste Hund einen Schritt auf sie zumacht. Er blickt zu ihnen hoch, jault und wimmert. Dann neigt er seinen Brustkorb nach unten, schiebt die knochigen Beine nach vorne und verbeugt sich vor Sam und Neve. Jaulend liegt er vor ihnen, bis ein Bellen durch die Reihen geht. Ein Befehl! Ein Befehl dem jeder Hund nachgeht! Innerhalb weniger Sekunden haben sich sämtliche Höllenhunde der Haltung seines Mitstreiters ergeben und verbeugen sich nun ebenfalls ehrfürchtig vor Sam und Neve.

Fassungslos starren die beiden die Hunde an, bis diese sich wieder erheben. Ein erneutes Bellen dringt durch die Reihen. Das Rudel setzt sich in Bewegung. Knurrend und Zähnefletschend schreiten sie auf Sam und Neve zu. Ängstlich weichen beide einen Schritt zurück. Aber das Rudel gleitet elegant an ihnen vorbei. Nicht ein Hund schenkt den Frauen ihre Aufmerksamkeit. Sämtliche Höllenhunde gehen an den beiden vorbei, bis sie sich in einer befohlenen Formation um die Frauen verteilt haben. Sie bilden einen schützenden Kreis, in dem Sam und Neve nun stehen. In einer Zweierreihe stellen sie sich auf und richten ihre Aufmerksamkeit auf die Dämonen, die diesen Auftritt stillschweigend beobachten.

Ein weiteres Bellen ertönt. Sofort knurren sämtliche Höllenhunde und stellen vom Nacken bis zum Schwanz ihre Stacheln auf. Sämtliche Wut und Aggression richtet jeder Hund fletschend gegen die Dämonen.

»Ich fasse es nicht‼«, stottert Sam leise und beobachtet die Hunde. Neve ist nicht in der Lage zu antworten. Sie ist von dieser Situation so dermaßen eingeschüchtert, dass Sam einfach weiter spricht.

»Das sind Hunde‼ Das sind unsere Hunde‼«.

»Was??«, stottert Neve. Sie kann mit dieser Aussage nichts anfangen. Sie ist überlastet und überfordert. Sam dreht sich zu ihr um und strahlt über das ganze Gesicht.

»Das ist unser Rudel! Das sind alle getöteten Five Dogs‼«, klärt sie Neve weiter auf, die diesen Gedankengang ihrer Frau kaum glauben kann. Sie blickt sich um und versteht erst nach ein paar Augenblicken.

»Unglaublich‼«, stottert sie. Eine Welle der freudigen Ehrfurcht bricht über sie herein. Die Loyalität der Hunde geht also auch noch über den Tod hinaus. Selbst dieser kann das Rudel nicht trennen! Genauso wenig wie irgendetwas Sam und Neve jemals trennen könnte.

Neve lächelt stolz über die Zusammengehörigkeit ihrer Familie, tritt aber gleich einen Schritt erschrocken zurück. Zwei von den Hunden haben sich aus der Formation gelöst und stehen nun vor ihnen. Plötzlich öffnet einer der beiden das knochige Maul. Eine weibliche und Glockenhelle Stimme ertönt.

»Bitte sagt Matt, dass wir ihn vermissen und lieben‼«, spricht dieser Hund. Geschockt starren Sam und Neve den Hund an. Erst jetzt sehen sie, dass sich auf dem Rücken des Hundes ein kleiner Welpe fest in die Knochen gekrallt hat. Die Feueraugen neugierig auf die beiden Frauen gerichtet.

»Passt bitte gut auf meinen Jungen auf‼«, äußert sich der andere Hund mit einer ebenfalls weiblichen, aber deutlich älteren Stimme. Bevor Sam und Neve auf eine der Aussagen reagieren können, blicken beide Hunde nach oben. Sie richten das Feuer in ihren Höhlen gen Himmel und winseln kurz. Sie blicken flüchtig zu den Frauen zurück und wimmern erneut. Dann drehen sie sich um und begeben sich in die Formation zurück.

Ein dominantes Bellen ertönt! Ein erneuter Befehl! Der Befehl des Angriffs! Ohne zu zögern setzt sich das Rudel in Bewegung. Mit gefletschten Zähnen greifen sie alle gleichzeitig sämtliche Dämonen an. Ein bestialischer Kampf beginnt. Schon nach wenigen Sekunden landen die ersten abgerissenen Köpfe der Dämonen auf dem knochigen Boden. Direkt vor die Füße von Sam und Neve. Aber die beiden haben keine Möglichkeit sich auf diesen Kampf zu konzentrieren. Denn von irgendwoher dringen auf einmal laute Stimmen durch die brennende Luft. Zwei weibliche Stimmen und eine männliche! Die Stimmen sind so stark und strotzen vor Kraft, dass sie mit jedem Wort lauter werden. Sam und Neve verstehen nicht was die Stimmen durch die dicke Feuerdecke des Himmels tragen. Die Stimmen werden zu laut! Sie donnern die Worte durch die Luft. Neve und Sam haben keine andere Möglichkeit, als sich loszulassen. Sie lassen ihre Hände los, um sich diese auf die Ohren zu legen. Die Stimmen dröhnen in ihren Ohren! Sie schmerzen bestialisch! Sie fressen sich in den Gehörgang und lösen bei beiden Frauen ein unbeschreibliches Fiepen aus! Ohne Kontrolle über ihr Gleichgewicht, sacken sie in sich zusammen und brüllen ihre Schmerzen heraus. Schmerzen die sie um den Verstand bringen. Beide brüllen sich die Seele aus dem Leib und spüren ein Gefühl der Benommenheit in sich aufsteigen.

Die Stimmen sprechen ohne Unterlass ihre Worte weiter und zerfetzen das Gehör beider Frauen. Nur wage und völlig verschwommen erblicken sie etwas über sich.

Gebrochen und auf dem Boden liegend, sehen sie wie zwei Dämonen über ihren Köpfen fliegen. Weiße Körper mit blauem Schimmer. Gewaltige Muskeln stärken den Körper! Schwarze, kurze Haare und starke Hörner zieren den Kopf. Riesige Flügel schlagen hinter deren Körper und tragen sie in der Luft. Beide Dämonen blicken zu den Frauen hinunter. Sie lachen höhnisch und genießen den Anblick, wie sich Sam und Neve vor Schmerzen auf dem Boden winden. Plötzlich stürzt einer der Dämonen zu ihnen herab.

»NEEEEEVE‼!«, kreischt Sam und versucht sich zu erheben. Aber die Stimmen und Schmerzen drücken sie erbarmungslos auf den Boden zurück. Machtlos muss Sam mit ansehen, wie dieser Dämon Neve in seine Klauen nimmt und vom Boden reißt.

»SAAAAAMMM‼!« brüllt Neve und windet sich in den scharfen Klauen dieser Bestie. Orientierungslos greift sie blind nach ihrer Frau und versucht sich gleichzeitig von diesem Dämon zu befreien. Es ist aber ein Kampf gegen Windmühlen. Hämisch lachend trägt der Dämon Neve in die Luft und entführt sie in eine ungewisse Richtung! Er durchbricht die brennende Wolkendecke und lässt Sam alleine zurück.

Noch immer durch die Schmerzen betäubt, findet Sam keine Kraft auch nur eine Träne zu vergießen. Im Gegenteil. Sie windet sich auf den Knochen. Die Stimmen geben keine Ruhe, während der zweite Dämon noch immer über ihr fliegt.

Trotz der Schmerzen, ruft Sam sich Neves Gesicht ins Gedächtnis und lächelt schwach.

»Ich liebe dich‼«, flüstert sie leise. Schwerfällig dreht sie sich auf den Rücken und blickt zu dem zweiten Dämon hoch.

»Komm schon, du verdammter Wichser! Bring es hinter dich‼«, faucht sie zu ihm hoch. Sie weiß, dass sie hier nicht bleiben wird! Hier wird sie nicht sterben! Sie wird an einem anderen Ort in sämtliche Gliedmaße zerrissen, aber nicht hier.

Mit kräftigen und anmutigen Flügelschlägen, blickt der Dämon zu Sam herunter. Er legt den Kopf in den Nacken und lacht höhnisch.

»ICH WARTE‼!«, brüllt Sam zu ihm hoch. Sie will nicht mehr warten! Sie will nicht eine Sekunde länger als nötig ohne Neve existieren‼

Der Dämon blickt lachend zu ihr herunter, fletscht die Zähne und schlägt die Flügel. Mit einem einzigen Schlag stürzt er zu ihr herunter, packt sie und trägt sie ebenfalls durch die Decke des Höllenfeuers‼

Restart

»Zeitpunkt des Todes, 21:48 Uhr! Alle Wiederbelebungsversuche sind gescheitert!« Wie in einem Traum, hört sie fern diese Stimme. Eine männliche Stimme. Tief, rau, beängstigend. Sie hört die Stimme und die Worte, die gesprochen wurden. Ebenso ein schriller durchgängiger Ton.

»Zeitpunkt des Todes?? Wiederbelebungsversuche gescheitert?? Was soll das heißen?? Meinen die etwa mich?? Das kann nicht sein‼ Wie kann der scheiß Kerl mich für tot erklären?? Ich lebe doch noch‼«

Wie eine Rakete schießt sie im Bett hoch und versucht zu schreien. Es endet aber in einem Brummen. Irgendetwas steckt in ihrem Hals.

»DOKTOR‼!«, brüllt eine andere männliche Stimme.

Panisch greift sie sich an den Mund und ertastet etwas Plastikartiges. Es nimmt ihr die Luftzufuhr! Es nimmt ihr die Atmung! Es bereitet ihr Angst.

Mit hektischen, wilden und unüberlegten Bewegungen, fingert sie an dem Plastik herum und zieht es mit einem Ruck aus ihrem Mund. Zeitgleich arbeitet sich etwas ihre Luftröhre empor. Ängstlich reißt sie an dem Teil, worauf ihre Lunge stark protestiert. Sie zerrt und zieht. Kaum hat sie den Tubus vollständig aus ihrem Mund entfernt, übergibt sie sich mitten auf der Decke.

Wie ein aufgeschreckter Schwarm Tauben, versammeln sich blitzschnell unzählige Menschen um sie. Hektisch und angsterfüllt, blickt sie um sich. Sie sieht überraschte und aufgebrachte Personen. Zwei Ärzte, drei Schwestern und ein Mann in Zivilkleidung, der sie mit verweinten und feuerroten Augen ängstlich, aber zugleich glücklich anlächelt.

Von dieser Situation überfordert, greift sie blitzschnell an ihren Rücken, spürt aber nichts. Doch, ein leeres Holster. Verdammt‼ Sie beugt sich vor, zieht das linke Hosenbein hoch, spürt kaltes Metall und richtet die Waffe hektisch in sämtliche Richtungen. Sie ist zum schießen bereit.

Alle Personen reagieren erschrocken und treten einen Schritt zurück. Nur der Mann in Zivilkleidung nicht. Er steht neben ihr am Bett und spricht irgendwelche Worte.

»Schatz, beruhige dich. Es ist alles in Ordnung«, redet er ruhig auf sie ein, aber sie reagiert nicht. Sie versucht nur die Situation unter Kontrolle zu kriegen.

Zitternd zielt sie mit der Waffe von einer Person zur nächsten.

Nur für einen winzigen Augenblick richtet sich ihre Konzentration auf ein anderes Bett in ihrer Umgebung. Schräg rechts vor ihr, wird einer Frau die Kleidung zerschnitten. Andere Ärzte kämpfen um das Leben dieser Frau und bereiten einen Defibrillator vor.

»Schatz‼ Bitte‼« Wieder dieser Mann. Sie spürt einen brennenden Schmerz am Hals, tastet mit einer Hand danach, zeigt dabei aber noch immer mit der Waffe in alle Himmelsrichtungen. Etwas Warmes und Schmieriges klebt an ihren Fingern. Sie nimmt die Hand weg und sieht, dass sie voller Blut ist. Ängstlich blickt sie hoch. Sie betrachtet all die besorgten und verängstigten Gesichter. Dann wird ihr schwarz vor Augen.

Flackernd öffnet sie die Augen und schluckt schwer. Ihr Hals ist rau und brennt wie das Fegefeuer der Hölle. Wacker kämpft sie mit ihren Lidern, bis diese nur protestierend und mit hohem Kraftaufwand offen bleiben. Schwach blickt sie um sich. Sie sieht einen Mann neben sich auf einem Stuhl sitzen. Den Kopf gesenkt, die Augen auf eine Zeitschrift in seinen Händen gerichtet. Langsam blättert er um. Das dadurch entstehende Geräusch frisst sich schreiend in ihre Ohren. Wie die Sirenen eines Polizeiwagens, brüllt dieser Laut durch ihren Gehörgang und lässt sie vor Schmerzen die Augen zukneifen. Sie schluckt schwer und öffnet erneut die Lider. Schwach blickt sie zu dem Mann hinüber.

»Was ist passiert?«, hört sie eine weibliche Stimme durch den Raum huschen. Schwach, kratzig, erschöpft. Eine Stimme, die laut in ihren Ohren widerhallt. Ihre eigene Stimme.

Der Mann am Bett reagiert, reißt den Kopf hoch und schaut sie mit großen Augen an. Wie ein Blitz schießt er in dem Stuhl hoch, macht einen schnellen Schritt auf das Bett zu und fällt ihr wimmernd um den Hals.

»Eden‼«, hört sie ihn schluchzen.

»Du bist endlich aufgewacht‼ Ich hatte solche Angst um dich‼«, jammert er weiter und löst sich von ihr. Mit Tränen in den Augen schaut er sie an. Sie betrachtet ihn und schluckt.

»Wer sind sie?«, fragt sie mit dieser zerrissenen Stimme. Unsicherheit macht sich in den Augen des Mannes breit. Aber dann lächelt er wieder.

»Ich bin es Schatz. Ryan, dein Mann!« Um das Gesicht des Mannes genauer betrachten zu können, drückt sie ihren Kopf tiefer in das Kissen. Ihre Augen gleiten über den Drei-Tage Bart, die harte aber gradlinige Nase, den gepflegten Augenbrauen und der kurzen Stoppelfrisur.

»Ich kenne sie nicht«, krächzt sie und ist sich sicher. Diesen Mann, dieses Gesicht hat sie noch nie zuvor in ihrem Leben gesehen.

Dieser Ryan wirkt im ersten Moment enttäuscht und erschlagen, lächelt dann aber sicher.

»Der Arzt sagte schon, dass du vielleicht eine Zeitlang keine Erinnerungen haben würdest, aber die dürften nach einer Weile zurückkehren«, lächelt er, beugt sich zu Eden herunter und drückt ihr plötzlich seine Lippen auf den Mund. Dann strahlt er wieder wie ein Sonnenschein. Sie starrt ihn fassungslos, geschockt, aber geschwächt an.

»Ich bin so unglaublich froh, dass du lebst!«, säuselt er. Eine neue Welle der Tränen treten in seine Augen.

Life

»Ruhen sie sich aus und vermeiden sie unnötige Anstrengungen. Für die nächsten Wochen verordne ich ihnen strickte Bettruhe«, bellt mehrere Tage später ein Arzt und verlässt mit harten Schritten das Krankenzimmer. Die letzten Tage erholte sich Eden von dem, auf sie ausgeübten Attentat. Tag für Tag warf ihr dieser Ryan Bruchstücke und Häppchen von ihrem Leben vor die Füße, mit denen sie keineswegs etwas anfangen konnte. Er erklärte ihr, dass sie beim FBI in San Francisco arbeitet und Undercover in einer der gefürchtetsten Gangs der Stadt, den Dead Rabbits, eingeschleust wurde, um Informationen einer anderen Gang zu erhalten. Aus unerklärlichen Gründen flog aber irgendwann ihre Tarnung auf. Den Unmut über den verräterischen Neuzugang bei den Dead Rabbits, drückten diese mit mehreren Kugeln aus. Fünf Schüsse wurden auf sie abgefeuert. Eine Kugel traf den Oberschenkel. Eine andere streifte nur knapp die Halsschlagader. Eine weitere drang in ihren Bauch. Eine zusätzliche steckte im Arm. Die letzte traf den Schädel. Eden sei beim einliefern in der Notaufnahme schon klinisch tot gewesen. Die Ärzte versuchten mehrere Wiederbelebungsversuche, aber selbst diese wären ergebnislos gewesen. Bis sie plötzlich aus heiterem Himmel in der Liege aufschrak und mit ihrer Waffe das Krankenhauspersonal bedrohte. Ihr wurde in einer mehrstündigen Operation eine Stahlplatte eingesetzt, um den zerstörten Teil des Schädels zu ersetzen.

Ryan ließ bei den Erzählungen keine Einzelheit aus, aber Eden fühlt sich fremd und fehl am Platz. Sie kann sich an nichts erinnern. Noch nicht einmal daran, dass sie das Personal bedroht haben soll. Sie weiß gar nichts mehr! Es kommt ihr alles so irreal vor. Selbst mit ihrem Namen Eden kann sie nichts anfangen. Er klingt in ihren Ohren genauso fremd, wie der ihres angeblichen Mannes Ryan. Sie kennt nichts und niemanden! Noch nicht einmal sich selbst.

Als sie das erste Mal in ihrem Zimmer in das Bad ging und sich im Spiegel betrachtete, stand sie ausdruckslos vor dieser glatten Fläche. Sie blickte in das Gesicht einer Frau, die nach Ryans Aussage, nächsten Monat dreiundvierzig wird. Minutenlang stand sie im Bad, betrachtete sich im Spiegel und zuckte irgendwann mit den Schultern. Sie konnte mit dieser unbekannten Frau nichts anfangen. Sie war ihr so fremd, wie der Besuch der fast täglich in ihr Zimmer schneite. Nach und nach erfuhr sie, dass sie mit Ryan seit fast zehn Jahren verheiratet ist, eine Schwester und einen Bruder hat. Als diese sie das erste Mal besuchten und ein älteres Ehepaar (ihre Eltern) neben ihnen stand, lehnte sie sich in das Kissen zurück und betrachtete die Personen nüchtern. Auch diese Gesichter kannte sie nicht. Weder die Menschen, noch die Namen (welche sie sich nicht merkte), kamen ihr bekannt vor. Ihre angebliche Mutter fing irgendwann zu weinen an. Es tat ihr merkwürdigerweise keineswegs weh. Sie sah die gute Frau weinen und empfand nichts. Absolut gar nichts. Ihr waren die Menschen fremd und sie war sich selbst fremd. Sie musste erst mal zu sich selbst finden, bevor sie sich mit anderen Personen beschäftigen konnte.

Aber heute würde sie neue Informationen erhalten. Ryan setzt große Hoffnung daran, dass Eden sich dann nach und nach erinnern könnte. Sie darf das Krankenhaus verlassen und nach Hause fahren. Nach Hause! Wo ist ihr zu Hause? Wie ist ihr zu Hause? Soll sie tatsächlich mit diesem unbekannten Mann an ihrer Seite, der vorgibt ihr Ehemann zu sein, in ein Haus fahren, das sie nicht kennt? Eine neue Welt! Eine unbekannte Welt! Eine beängstigende Welt!

Eden rafft sich aber auf, kramt ihre Sachen zusammen und verlässt mit Ryan das Krankenhaus. Vor der Eingangstür strahlt er sie vor Glück und Liebe an, drückt ihr einen Kuss auf die Lippen und eilt zum Wagen. Als er vorfährt, macht Eden schlagartig einen Schritt zurück.

»Was ist das?«, fragt sie geschockt, als sie den kackgrünen ´73er Suburban Kombi sieht. Ryan steigt aus, eilt zu ihr zurück und grinst wie ein Honigkuchenpferd. Allmählich geht ihr das auf die Nerven. So viel Dauergrinsen, wie Ryan an den Tag legt, hält ja kein gesunder Menschenverstand aus. Auch wenn ihr eigener Verstand noch nicht auf Hochtouren läuft, weiß sie, dass dieser Mann ihre Nerven gewaltig strapaziert.

»Das ist dein Auto, Schatz«, trällert er mit leuchtenden Augen.

»Meiner?«, quiekt Eden. Entsetzt starrt sie den Wagen an.

»Diese Schüssel ist mein Auto?«, japst sie. Mit zitterndem Finger zeigt sie auf das arme Stück Metall, was nun wirklich nichts für ihre Stimmung kann.

»Ja Schatz. Du wolltest diesen Wagen unbedingt haben. Es ist dein Traumauto und ich dachte mir, dass ich dich zur Feier des Tages damit abhole«, grinst Ryan. Er nimmt ihr die Taschen aus den Händen, hüpft freudig zum Auto zurück und öffnet die Heckklappe. Als diese mit einem Quietschen darauf reagiert, zieht Eden erschrocken den Kopf zurück. Eine Welle des Ekels bricht über sie zusammen.

Nur langsam und vorsichtig wagt sie sich wenige Schritte an das Vehikel. Angewidert starrt sie es an. Sie läuft ein paar Schritte rauf und runter und bleibt dann neben der Haube stehen. Mit einem flüchtigen Blick zu Ryan, der lächelnd die Fahrertür mit einem weiteren Quietschen öffnet, wirft sie die Augen zum Wagen zurück. Sie hebt einen Fuß und kickt zaghaft gegen den vorderen Reifen. Mit der Angst im Nacken, dass dieser daraufhin platzt, spannt sie sich an. Es passiert aber nichts. Der Wagen lässt diesen Tritt regungslos über sich ergehen.

»Das gute Stück hat dich noch nie im Stich gelassen und bisher immer trocken von A nach B gebracht«, versichert Ryan ihr die Zuverlässigkeit ihres Wagens, was sie lediglich mit einem nüchternen Nicken abtut.

»Schon klar!«, murmelt sie leise vor sich hin, klopft mit einer Faust vorsichtig gegen den vorderen Kotflügel. Scheinbar erwartet sie, dass dieser laut scheppernd auf dem Asphalt landet. Aber auch hier bleibt das Auto standhaft.

»Du bist echt süß, Schatz. Komm lass uns fahren. Ich möchte dich endlich wieder zu Hause haben«, jauchzt Ryan freudig und hüpft in den Wagen. Eden bleibt noch einige Momente skeptisch stehen, öffnet dann aber die Wagentür und steigt ein. Kaum sitzt sie auf den alten und verbrauchten Sitzen, rümpft sie die Nase.

»Wahnsinn, was stinkt hier so bestialisch??«, flucht sie. Im selben Augenblick hat sie einen Duftbaum am Rückspiegel ins Visier genommen.

»Lavendel?«, grunzt sie, greift nach dem Duftverteiler, reißt ihn brutal vom Spiegel und schleudert es aus dem offenen Fenster.

»Schatz, du liebst doch diesen Duft«, protestiert Ryan liebevoll.

»Jetzt nicht mehr«, grummelt Eden. Mit einer Hand wedelt sie vor ihrer Nase herum.

»Ich werde Wochen brauchen, um diesen Gestank aus dem Wagen zu kriegen. Ekelhaft!«, schimpft sie weiter und erntet von ihrem Mann einen verständnislosen Blick. Er lässt sich allerdings nicht mit in Edens Stimmung reißen, setzt sein Dauergrinsen auf und startet den Motor.

»Ab nach Hause!«, trällert er pfeifend.

Als der Wagen anspringt, schlägt Eden sich ängstlich beide Hände auf die Ohren.

»Was ist?«, fragt Ryan überrascht. Hektisch blickt Eden zwischen Motorhaube und Heck hin und her.

»Ich warte darauf, dass der Motor explodiert, oder der Auspuff in sämtliche Bestandteile zerspringt.« Richtig entzückt lacht Ryan flüchtig.

»Ach wie ich dich liebe«, säuselt er und drückt ihr einen Kuss auf die Lippen. Als er sich aufrecht hinsetzt und den Wagen rollen lässt, überkommt Eden das Gefühl, sich die Lippen abwischen zu müssen. Dieses ständige knutschen von Ryan, kann sie mittlerweile genauso wenig ertragen, wie seine fortwährend gute Laune, gepaart mit diesem Perl-Weiß Lächeln. Sie kann einfach nichts mit ihm anfangen und ihm keinerlei Sympathie zusprechen. Er ist ihr, im wahrsten Sinne des Wortes, zu wider.

Regungslos sitzt Eden während der Fahrt neben ihm. Hin und wieder wirft sie ihren Blick durch das Fenster, um das rege Treiben auf den Straßen zu betrachten. Sie sieht die vorbeifliegenden Firmenschilder, die Wohnhäuser, Schulen und andere Gebäude. Das erste Mal, seit sie im Krankenhaus aufgewacht ist, hat sie das Gefühl etwas zu kennen. Sie kennt diese Gegend. Sie kommt ihr bekannt vor. Hier war sie schon mal Das weiß sie.

»Ich kenne die Gegend«, murmelt sie leise vor sich hin. Sie überprüft nochmal ihre Gedanken, bis sie es zu hundert Prozent weiß.

»Ich kenne die Gegend! Ich war hier schon mal‼«, jauchzt sie freudig, dreht sich in Ryans Richtung und strahlt ihn vor lauter Glück an. Endlich hat ihr Gehirn ihr etwas Brauchbares gegeben. Ryan lächelt und schüttelt den Kopf.

»Nein Schatz, da irrst du dich. Du warst noch nie hier. In deinem ganzen Leben warst du noch nie in diesem Stadtteil«, zerreißt er Edens Hoffnung in der Luft. Hecktisch dreht sie sich um. Aufgeregt blickt sie zur Straße hinaus.

»Doch, doch, ich bin mir ganz sicher. Hier war ich schon mal. Das ist doch Soma, oder? Dieser Stadtteil heißt Soma. Das weiß ich!«

»Ja Schatz, das stimmt. Trotzdem warst du noch nie hier. Noch nicht einmal beruflich.«

»Das kann aber nicht sein‼ Ich…!« Den Rest verschluckt Eden freiwillig, als sie Ryans sicheres Lächeln und den schüttelnden Kopf sieht. Schweigende Sekunden vergehen, bis sie sich enttäuscht in den Sitz zurücklehnt.

»Ich habe mich wohl getäuscht«, flüstert sie leise und blickt auf ihre Hände herunter. Hände die ihrem Alter entsprechend schon einiges hinter sich haben. Dennoch sind sie gepflegt und makellos. Mit einem flüchtigen Blick auf Ryans Händen, stellt sie schnell fest, dass beide wohl den Luxus einer regelmäßigen Maniküre genießen. Beide Paare sehen sehr gepflegt aus.

Eine Stunde vergeht, bis der Wagen in der Sibley Road auf eine Auffahrt fährt. Steif lehnt sich Eden in den Sitz zurück. Sie blickt auf das Haus und glaubt in einem Albtraum zu stecken.

»Unser Haus?«, japst sie und versucht sich ihre Panik nicht anmerken zu lassen. Weißes Holzhaus, schwarze Dachziegeln, grüner Rasen, weißer Zaun, ein roter Briefkasten am Bürgersteig und Spitzengardinen an den Fenstern.

»Und du bist dir sicher, dass ich beim FBI arbeite?«, schluckt sie über dieses idyllische Bild des Heimes vor sich, wo sie wohl oder übel den Rest ihres Lebens verbringen wird.

»Aber natürlich, Schatz«, gluckst Ryan und hüpft erfreut aus dem Auto. Endlich hat er seine Frau wieder zu Hause.

»Oh Gott, bitte lass mich sterben. Wäre es doch bloß bei den misslungenen Wiederbelebungsversuchen geblieben. Das ist ja schlimmer als die Hölle«, japst Eden leise. Ihr gleicht das Bild des Hauses einem perfekten Horrorfilm. Wie kann man in so einem Puppenhaus wohnen und dann beim FBI arbeiten? Gibt es noch unterschiedlichere Welten, als dieses Horrorszenario? Wohl kaum! Wann werden Barbie und Ken aus der Tür treten und sie willkommen heißen? Wo ist der Golden Retriever, der sie zur Begrüßung von oben bis unten abschleckt? Wo sind der Junge und das drei Jahre ältere Mädchen, die dieses perfekte Familienbild komplettieren könnten? Das kann doch alles nicht wahr sein! Verflucht, wo ist sie hier nur gelandet?

»Komm«, pfeift Ryan belustigt über die steife Puppe, zieht Eden aus dem Wagen und öffnet nach einigen Schritten die Haustür. Auf dem Weg dorthin, wirft Eden ihren Blick zum Rasen. Verzweifelt sucht sie die Nagelschere mit der dieses perfekte saftige Grün geschnitten wird.

»Haben wir hinter dem Haus Rosenbeete?« Ryan dreht den Schlüssel im Schloss und nickt beiläufig.

»War klar!«, flucht Eden leise und könnte ihr vorheriges Ich vor Gericht bringen. Anklage wegen Nötigung und Körperverletzung. Sie würde sämtliche Hebel in Bewegung setzen, um diese Person (welche sie vor dem misslungenen Clou war) für immer hinter Gitter zu bringen. So etwas nennt man auch seelische Grausamkeit!

Ryan wirft schwungvoll die Tür auf. Schreckhaft macht Eden einen Schritt zurück, anstatt nach vorne. Panisch zieht sie eine Menge Luft ein und atmet sie zischend laut aus. Wie ein Luftballon, der ein kleines Loch hat, entweicht die Luft ihrer Lunge. Helles Laminat springt ihr mitten ins Gesicht. Links neben der Haustür befindet sich ein Sideboard, auf dem eine Lampe steht und eine kleine Schüssel, in die Ryan seinen Schlüssel fallen lässt. Dann nimmt der Horror seinen Lauf. Eine kleine Porzellanpuppe begrüßt Eden freudig. Mit künstlich gemalten blauen Augen, strahlt sie Eden an. Sie lächelt bis zu den Ohren. Ihre Kleidung frisst sich durch Edens Augäpfel, wie ein Parasit, der sich durch sämtliche Organe beißt, nur um den Menschen zu schaden. Dieses Ding von Puppe, ist mit rosa Spitze bekleidet und trägt einen ebenso rosafarbenen Strohhut, der mit einer dunkel rosafarbenen Schleife unter dem Kinn verknotet ist.

»Willkommen zu Hause‼«, jodelt Ryan. Eden nimmt es aber kaum auf. Sie will hier nur noch raus. Sie will gar nicht wissen was sie noch alles in diesem Haus erwarten wird. Sie will einfach nur noch weg! Da schläft sie lieber unter einer Brücke, als hier zu bleiben. Wenn man schon an der Haustür von so einer Grässlichkeit von Puppe begrüßt wird, kann es nicht mehr besser werden, sondern nur noch schlimmer!

Zitternd wagt sie die ersten Schritte. Ihr Herz beginnt zu rasen, als Ryan die Haustür hinter ihr verschließt. Jetzt ist sie gefangen! Gefangen in einem Horrorhaus! Ihrem Haus! Ein Albtraum‼

Widerwillig lässt sie sich nach und nach sämtliche Räume zeigen, bis Ryan in die Küche verschwindet. Langsam und mit einem leichten Anflug von Panik, steigt Eden die Treppe hinauf. Was wird sie dort oben erwarten? Noch mehr Idylle? Noch mehr Spitze?

Sie beruhigt sich aber schnell, als sie das Badezimmer sieht. Endlich keine Spitze oder ähnliches, was in ihr Panikattacken auslösen könnte. Es ist durchschnittlich eingerichtet. Nichts fällt einem großartig ins Auge. Also weiter zum nächsten Raum. Durchatmen, Tür öffnen und reingehen. Die Tür ist allerdings noch nicht einmal zur Hälfte geöffnet, da entweicht ihr ein greller Schrei. Ängstlich wankt sie einige Schritte zurück und prallt mit dem Rücken gegen das Treppengeländer. Wenn sie nicht blitzschnell das Gleichgewicht wiederfindet, wäre ein Sturz über das Geländer gesichert.

»Schatz? Was ist?« Besorgt eilt Ryan die Treppe hinauf und sieht seine Frau kreischend am Geländer stehen. Der Mund zum Schrei weit aufgerissen, die Augen panisch auf das Zimmer gerichtet.

»Eden‼ Was ist passiert??«,

»Da… da… da im Zimmer, da ist…!« Eden kann sich nicht beruhigen. Mit einem zitternden Finger zeigt sie in das Zimmer.

»Was ist da?«, bohrt Ryan nach, blickt in das Zimmer, dann zu ihr zurück.

»Da… da… da…!« Ein Maschinengewehr ist kaum schneller und treffsicherer als Edens Gestotter. Zur Sicherheit betritt ihr Mann das Zimmer, dreht sich dreimal um die eigene Achse und schaut seine Frau fragend an.

»Schatz? Was hast du gesehen? Hier ist nichts!«

»Siehst du das denn nicht???«, quiekt Eden und wagt sich nur langsam wenige Schritte vorwärts. Verkrampft bleibt sie am Türrahmen stehen und wirft ihre Augen in diese Räumlichkeit. Eine Folterkammer, oder der Arbeitsplatz eines SM Studios ist angenehmer und schöner anzusehen, als dieses Horrorkabinett. Zwei große Regalschränke die bis auf den letzten Zentimeter mit Porzellanpuppen vollgestopft sind. Diese grässlichen Kreaturen grinsen Eden belustigt an und erfreuen sich an ihrem ängstlichen Anblick. Sie überkommt das Gefühl, dass sie von diesen Monstern ausgelacht wird. Es sind doch nur harmlose Puppen und tun keiner Fliege was zu leide! Wie könnten solch entzückende Geschöpfe, jemandem solch eine Angst einjagen?

Ryan geht zu Eden zurück, schaut sie zuerst besorgt an, lächelt dann aber wieder sein freudiges Grinsen.

»Schatz, das sind doch nur deine Babys. Du verbringst Stunden mit ihnen.«

»WAS??«, kreischt Eden. Fassungslos starrt sie ihn an. Ihre Augen wandern hektisch zwischen ihm und den Puppen hin und her. Dann übermannt sie Angst und Panik. Sie reißt sich herum, rennt stolpernd die Treppe runter, reißt die Haustür auf und stürzt in den Vorgarten hinaus. Entkräftet sackt sie in die Knie. Verzweifelt versucht sie Luft zu holen.

»Das kann nicht sein! Das ist nicht wahr! Wie kann ich nur??«, keucht sie schwer. Sie spürt Tränen in sich aufsteigen. Das ist doch alles nur ein verdammter Albtraum. Das ist niemals ihr zu Hause. Niemals‼! Wer tut sich so etwas nur freiwillig an??

»Schatz?«, flüstert Ryan vorsichtig neben ihr. Sanft berührt er sie am Rücken. Ängstlich zuckt sie zusammen. Geschockt blickt sie zu ihm hoch.

»Ich glaube es ist besser, wenn du dich ausruhst. Es ist im Moment alles etwas zu viel für dich!«, redet er beruhigend auf sie ein.

Widerwillig lässt sich Eden in das Haus zurückführen und in das Schlafzimmer bringen. Dort bekommt sie den nächsten Schock, den sie sich aber nicht anmerken lässt. Sie will ihren Mann ja auch nicht überfordern. Es steht allerdings die Frage im Raum, wer derzeit mehr überfordert ist? Ryan, weil er eine Frau neben sich hat, die ihn nicht erkennt, oder Eden, die selbst keine Ahnung hat wer sie ist und in einem Horrorhaus lebt?

Krampfhaft ignoriert Eden die handgehäkelte Tagesdecke, die Ryan sorgfältig aufkrempelt und das Bett zum schlafen vorbereitet. Bereitwillig legt sich Eden auf die Matratze und schließt die Augen. Sie hofft, wenn sie wieder aufwacht, dass sie alles nur geträumt hat und sie irgendwo anders ist. Egal wo! Ihr ist alles lieber, nur nicht mehr hier in diesem Haus! Nicht hier, wo diese widerwärtigen Kreaturen von Puppen mit ihr unter einem Dach hausen. Wie kann eine erwachsene Frau nur auf solche Monster stehen und diese dann auch noch ihre Babys nennen? Wie krank ist diese Person eigentlich? Das kann doch unmöglich sein. Die sollte man in eine geschlossene Anstalt stecken. Dort ist sie bestens aufgehoben.

Als Eden nach fast zwei Stunden die Augen öffnet, schnauft sie enttäuscht. Sie ist in demselben Haus aufgewacht. Verdammt‼

Ergeben von ihrer aussichtslosen Situation, stampft sie aus dem Bett und quält sich in das Bad. Sie nimmt eine Dusche und betrachtet sich im großen Schlafzimmerspiegel. Sie tritt dicht heran und wandert mit ihren Augen über den nackten Körper. Fast dreiundvierzig? Danach sieht er kaum aus. Er ist schlank und sportlich, alles ist gut proportioniert. Ok, ein paar Falten im Gesicht verraten ihr Alter, aber wenn man den Kopf außer Acht lässt, könnte sie als Anfang dreißig gut durchgehen.

Eden hebt die Hände, gleitet damit über den Bauch und stellt etwas fest. Offensichtlich hat sie keine Kinder. Sie hat keine Schwangerschaftsstreifen oder gedehnte Haut, die sich irgendwann in die alte Position zurückzog und trotzdem diese kleinen Risse hinterließ. Jemandem wie dieser Person dort im Spiegel, würde sie auch freiwillig keine Kinder überlassen. Dafür ist diese Person definitiv zu krank‼ Jedenfalls nach ihrem derzeit geistigen Zustand. Keine Kinder, Fakt! Weiter geht's.

Sie greift sich an die Brüste und ist überrascht, dass sie sich recht straff anfühlen. Keine Kinder! Tatsache! 80 C, kommt hin! Gewaltig aber nicht aufdringlich, prallt ihr ihre Oberweite im Spiegel entgegen. Mit fremden Händen umgreift sie ihre Brüste, hebt sie etwas an und lässt sie los. Sie hat Panik, dass sie sich die beiden beim nächsten Versuch über die Schulter schmeißen kann, aber ihr Busen legt sich straff in die alte Position zurück. Aufgrund dessen lächelt sie stolz. Sehr schön.

Eden betrachtet sich weiter und ist über den Gesamteindruck positiv überrascht. Die fremde Figur gefällt ihr. Nur mit dem Gehirn muss noch einiges gemacht werden. Da sind auf jeden Fall zu viele Schrauben locker. Braune Augen, brünette Haare, zierliche aber einladende Lippen. Ok, akzeptiert. Erster Check bestanden!

Ryan betritt das Zimmer und blickt überrascht zu Eden. Sie überkommt allerdings das Bedürfnis, sich verschämt die ekelhaft gehäkelte Tagesdecke umzubinden. Auch wenn er angeblich ihr Mann ist, kommt sie sich im Augenblick doch wie auf dem Präsentierteller vor. Sie wird das Gefühl nicht los, dass dieser Mann ihr völlig fremd ist. Sie weiß nur das von ihm, was er ihr erzählt hat und ob das alles so stimmt, ist die zweite Frage. Er kann viel erzählen, wenn der Tag lang ist.

Ryan schaut Eden von oben bis unten an und lächelt freudestrahlend. Mit langsamen Schritten geht er auf sie zu. Eden spürt, wie sich ein Schalter in ihrem Kopf umlegt. Sie schaltet unbeabsichtigt auf Verteidigung und möchte am liebsten ein Bein heben und diesem Mann mitten ins Gesicht treten. Sie möchte nicht, dass er ihr zu nahe kommt. Abstand will sie. Abstand und Klarheit. Über sich, ihre Persönlichkeit und ihr bisheriges Leben. Das alles will sie jetzt auf der Stelle und nicht diesen komischen Mann von Ryan, der plötzlich hinter ihr steht und seinen Blick zum Spiegel richtet.

Er betrachtet sie beeindruckt, legt seine Hände auf ihre Hüfte und tritt dicht an sie heran. Erschrocken zuckt Eden zusammen. Sie will diese Berührung im Moment nicht. Auch wenn er angeblich ihr Mann sein soll, will sie seine Hände in diesem Augenblick nicht spüren.

»Du bist so schön«, säuselt Ryan flüsternd. Langsam dreht er Eden zu sich um und betrachtet sie fasziniert. Er hebt beide Hände und führt sie an ihr Gesicht, um sie zärtlich an sich zu ziehen.

»Du hast ja keine Ahnung, was für Angst ich um dich hatte. Ich dachte, dass ich dich verlieren würde. Ich wüsste gar nicht, was ich ohne dich machen sollte. Du bist doch mein Leben«, flüstert er. Eden spürt, dass er es ernst meint. Das es wirklich von Herzen kommt. Herrgott, wieso kann sie sich nicht einfach ergeben und sich der Situation stellen? Sie leidet an Amnesie und hat offensichtlich einen fürsorglichen, liebenden und starken Mann geheiratet, der vor Sorge um sie fast verzweifelt ist. Was ist so schlimm daran, die Rolle der Ehefrau anzunehmen? Ihr Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmt? Dass sie glaubt, sich fehl am Platz zu fühlen? Dass ihr dieser Mann zu wider ist? Das kriegt man alles in den Griff. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, also sollte sie sich daran gewöhnen.

Eden atmet tief ein und kämpft mit sich. Dieser Mann vor ihr, liebt sie scheinbar mit allem was er empfindet. Warum sollte sie ihn also weiterhin von sich fernhalten? Er ist ihr Ehemann. Die beiden haben sich ewige Treue geschworen.

Innerlich ergibt sie sich ihren Gedanken, hebt ihre Arme und legt sie in Ryans Nacken. Zögernd nähert sie sich ihm und spürt plötzlich eine körperliche Blockade. Sie will ihn küssen und ihm nahe sein. Sie will ihm zeigen, dass sie wieder zu Hause ist, auch wenn ihr Gehirn noch nicht zu hundert Prozent geladen ist. Warum kann sie ihren Körper aber nicht weiter bewegen? Wieso starrt Ryan sie genauso an, wie eine ihrer ekelhaften Porzellanpuppen? Was soll das??

Eden kämpft weiter und bemerkt, dass ihre Blockade ziemlich schnell Risse bekommt und dann in sich zusammenfällt. Erleichtert nähert sie sich Ryan und küsst ihn zurückhaltend. Wie erwartet, geht er erfreut darauf ein.

Einige Zeit später hat Eden die Worte des Arztes im Kopf. Bettruhe hat er ihr verordnet. Bettruhe‼ Ruhe und nicht einen stöhnenden und keuchenden Mann über sich, der sich daran erfreut, dass er in seinem Ehebett endlich wieder mit seiner Ehefrau schlafen kann. Rücksicht scheint er keine zu kennen. Sie sollte keinem Stress ausgesetzt werden. Aber das hier, ist purer Stress für sie! Stress für ihren Körper, weil ihr vor Ekel immer wieder eine Gänsehaut über den Körper fegt. Stress für ihren Kopf, weil er sich gegen dieses langweilige pumpen bis ins letzte wehrt.

Ryan bekommt das alles aber gar nicht mit! Er ist zu sehr mit sich beschäftigt, als dass ihm auffällt, dass seine Frau unter ihm gedanklich gar nicht bei ihm ist. Ihr Körper ist da, aber ihre Gedanken sind woanders.

Während er wie ein Kochlöffel im Brei in ihr herumstochert, liegt sie wie eine steife Puppe unter ihm und starrt den Kleiderschrank neben sich an. Sie empfindet nichts dabei! Rein gar nichts! Es erregt sie nicht und sie hat nicht einen Funken Spaß an dem Sex mit ihrem Ehemann. Wie könnte sie auch? Sie wurde vor Wochen fast getötet, trägt eine Stahlplatte im Kopf und weiß weder etwas von sich, noch von ihrem Leben. Stahlplatte! Vorsichtig führt Eden eine Hand an die linke Kopfseite. Sie könnte ihre Haare verfluchen, dass diese noch nicht schneller gewachsen sind. Diese Stoppel passen ihr gar nicht. Die linke Kopfseite ist fast bis zur Hälfte abrasiert. Das steht keiner Frau. Sie muss unbedingt zum Friseur, um modisch irgendetwas mit der anderen Kopfseite zu machen, was die rasierte Hälfte wenigstens etwas ausgleicht, oder ansehnlich wirken lässt. So kann sie jedenfalls nicht auf die Straße! Da sieht jedes gerupfte Huhn besser aus, als sie.

Fast zitternd führt sie die Finger an ihre Haut und spürt die Narbe. Eine zehnmal zehn Zentimeter große Narbe ziert ihren Kopf. Als sie diese das erste Mal im Spiegel sah, erschrak sie fast zu Tode. Sie malte sich selber aus, dass dieser Teil der Haut, aufgeschnitten und wie ein Blatt umgeklappt wurde, um besser an den zerstörten Schädel heranzukommen. Die Ärzte erklärten ihr, dass das Gehirn selber keinen Schaden davon getragen hätte. Die Kugel hätte den Knochen lediglich gestreift. Dennoch wäre es so irreparabel gewesen, dass sie keine andere Möglichkeit sahen, als ihr eine Stahlplatte einzusetzen. Super, jetzt hat sie es auf dem Flughafen von San Francisco bei den Sicherheitsmaßnahmen erheblich schwerer. Nun gut, da muss sie durch. Sie kann froh sein, dass sie lebt.

»Ich liebe dich so unglaublich!«, hört Eden Ryan neben sich schwer atmen. Stimmt, da war ja was. Sie blickt zu ihm und verarbeitet den Anblick, wie er atmend und erschlafft neben ihr liegt. Ihm ist die Erschöpfung ins Gesicht gemeißelt. Schön, wenigstens hatte er Spaß.

Sie streichelt ihm am Kopf, tastet mit der anderen Hand an ihrem eigenen weiter entlang und denkt darüber nach, wie die beiden vor ihrem Unfall Sex hatten. Sie war mit Sicherheit aktiver, als jetzt! Aber wie genau lief es immer ab? Hat sie sich eventuell sogar die eine oder andere Puppe neben das Bett gestellt, damit sie noch mehr Freude an dieser ganzen Sache hatte?

Bei dem Gedanken fängt sie zu lachen an. Ryan findet an der Gesamtsituation nichts witzig und schaut sie dementsprechend fragend an. Sie sieht es und schüttelt flüchtig den Kopf. Das würde zu ihrem früheren Ich passen. Dass sie sich tatsächlich eine ihrer Puppen neben das Bett auf das Nachtschränkchen stellt, damit eine ihrer Babys ihrer Mami beim Sex zusehen kann. Wie krank war sie bloß vor dem Attentat?

Am nächsten Morgen steht Eden vor dem geöffneten Kleiderschrank und rümpft die Nase.

»Ryan‼«, brüllt sie lauthals und greift in den Schrank.

»Ich arbeite wirklich beim FBI? Kannst du mir mal sagen, mit was ich die Verbrecher erwischen soll?«, flucht sie und hält ihm ein luftiges Sommerkleid entgegen.

»Mit roten Rosen und grünen Blättern, oder was??«, schimpft sie über den Geschmack ihrer alten Persönlichkeit. Wie kann man nur solch konservative Kleidung tragen?? Wenn sie es sich anziehen würde, wäre es sicherlich bis zum Hals verschlossen, damit ja bloß niemand ihr Dekolleté sieht. Ein bisschen Haut muss man doch zeigen und mit ihrer Figur kann sie es ja offensichtlich auch noch. Weshalb hat sie dann aber so ein Outfit auf den Bügeln hängen?? Für so etwas gibt man tatsächlich Geld aus?

»Nein Schatz«, trällert Ryan und öffnet eine weitere Schranktür.

»Das ist deine berufliche Kleidung.« Eden tritt an seine Seite, blickt skeptisch um die Schranktür und spürt, wie ihr Herz vor Freude zu hüpfen beginnt. Sie grinst bis zu den Ohren und nickt wortlos.

»Das sieht doch tausend Mal besser aus und ist das erste Vernünftige, was ich hier in diesem Haus sehe«, lacht sie und lässt ihre Augen über sämtliche Hosenanzüge gleiten. Schwarze Anzüge und weiße Blusen. Ein paar schwarze Lederjacken, die ihren Geschmack perfekt treffen. Jetzt muss sie nur noch soweit gesund werden, damit sie diese Kleidung auch tragen kann. Sie wird mit Sicherheit nicht mit roten Rosen auf die Straße gehen. Da kann sie sich ja gleich selber eine Kugel in den Kopf jagen. Kugel! Kugel? Kugel und Waffe?

Schlagartig schwirrt nur noch ein einziger Gedanke durch Edens Kopf. Flüchtig blickt sie sich im Schlafzimmer um. Mit sicheren Schritten geht sie an den Nachttisch, an ihrer Seite des Ehebettes. Ehebett, welch grauenvoller Gedanke.

Hecktisch reißt sie die kleine Schublade auf. Sofort beginnt ihr Herz erneut vor Freude zu hüpfen. Sie hat Schwierigkeiten, dieses in ihrem Brustkorb halten zu können. Respektvoll, ehrfürchtig und zitternd führt sie ihre Hand in die Schublade. Sie spürt kalten Stahl. Erleichtert atmet sie aus, schließt ihre Augen und macht eine Handbewegung. Langsam öffnet sie die Augen und sieht eine 6" Rettinger STI Kaliber 9 mm in ihrer Hand. Eden hält die Waffe kräftiger, betrachtet sie und greift ohne zu zögern an den Schlitten. Sie zieht ihn zurück, lädt, entsichert und könnte vor Freude explodieren. Wenigstens beweist ihr altes Ich dahingehend einen guten Geschmack. Diese Waffe schmiegt sich an sie, als wenn sie Eden willkommen heißen will. Sie passt sich perfekt ihrer Hand an. Sie ist so kraftvoll, dass Eden ihre Wirksamkeit und Energie durch das kalte Material spüren kann. Zwar ist sie mit dem geschätzten 1-Kilogramm Gewicht recht schwer, aber das stört sie keineswegs. Sie merkt nur, dass eine Welle von unglaublichem Stolz über sie hinwegfegt. Wie ein Tornado der öfters in Florida sein Unwesen treibt.

»Ich mag es überhaupt nicht, dass du die Waffe zu Hause hast und das weißt du!«, drängt sich Ryan schimpfend in Edens überschwängliche Freude. Sie presst den Kiefer zusammen, weil ihr diese Unterbrechung keineswegs passt. Sie hebt lediglich ihre Hand.

»Du musst sie ja auch nicht anfassen. Ist schließlich meine Waffe«, giftet Eden und sieht dabei zu, wie Ryan die Gesichtsfarbe entweicht. Entsetzt starrt er auf die Waffe, die mit dem Lauf genau auf seinen Kopf gerichtet ist. Er schluckt schwer und blickt Eden erschrocken an.

»Was ist?«, zischt sie gespielt. Hektisch und ängstlich wandern Ryans Augen zwischen der Waffe und seiner Frau hin und her. Er kann offensichtlich diesen Augenblick weder fassen noch verarbeiten.

»Habe ich dir noch nie zuvor meine Waffe vor die Nase gehalten?«, feixt sie und sichert die Pistole mit einer kleinen Fingerbewegung. Wie gerne würde sie, anstatt ihren Daumen, den Zeigefinder bewegen? Nur ganz kurz. Dann wäre sie diese dauerhafte Grinse-Visage los.

Ryan schüttelt panisch den Kopf und sieht dabei zu, wie Eden die Waffe in die Schublade zurücklegt, sie noch flüchtig voller Stolz betrachtet und das Schränkchen schließt.

»Frühstück? Ich habe Hunger!«, reißt sie ihren Ehemann in eine normale Stimmung zurück und rupft sich einen Morgenmantel aus dem Kleiderschrank.

Nach dem gemeinsamen, aber nervenden harmonischen Frühstück, geht Eden in das Schlafzimmer zurück und sucht verzweifelt etwas, was sie anziehen kann. Ihr sind die ganzen Outfits ihres alten Ichs einfach zu wider. Geht sie etwa auch noch jeden Sonntag in die Kirche? Das wäre der Brüller!

Genervt greift sie nach einer hellblauen Bluse und rupft eine Kaki Hose heraus. Sie hält sich beides vor dem Spiegel an und rümpft die Nase. Mit einer Bewegung schmeißt sie es auf das Bett und kann kurz vor der vollständigen Drehung etwas an sich im Spiegel sehen. Sie dreht sich wieder zurück, schmeißt ihre Finger nach hinten und tastet blind herum. Eilig hüpft sie an den Spiegel, dreht und wendet sich. Sie glaubt sich zu täuschen.

»Ryan‼!«, brüllt sie lauthals und betrachtet dieses schwarze Etwas, das sie auf ihrem Körper sieht. Fragend steht ihr Mann wenige Augenblicke später im Zimmer.

»Was zur Hölle ist das??«, flucht sie und gleitet mit einer Hand über ihren Po. Als Arschgeweih prangt ihr dort eine Tätowierung entgegen, die sie kaum erkennen kann. Sie schärft den Blick, während sich Ryan ihr vorsichtig nähert.

»Das ist noch von deinem letzten Undercover-Einsatz. Es ist das Zeichen der Gang in der du eingeschleust wurdest. Den Dead Rabbits«, klärt er sie auf. Eden verrenkt sich in die unmöglichsten Richtungen, um die Tätowierung genauer sehen zu können.

»Ist das ein schwarzes Kaninchen?«, flucht sie und kann nicht glauben, dass sie tatsächlich eine Tätowierung auf dem Körper hat.

»Ja. Du warst schließlich fast zwei Jahre eine von ihnen. Du bist da nicht drum herum gekommen. Mir passt das genauso wenig wie dir, aber es ging nicht anders.«

»Warum zur Hölle war ich eigentlich bei denen?« Wütend kratzt Eden auf dem Kaninchen herum und wünscht sich auf der Stelle eine Stahlbürste, um dieses Vieh loszuwerden.

»Das kann ich dir leider nicht sagen. Du hast nie darüber gesprochen. Schließlich ist deine Arbeit immer geheim«, murmelt Ryan. Eden spürt, dass es ihm keineswegs passt, nur die eine Hälfte von dem Leben seiner Frau zu kennen. Ihr ist es eigentlich egal. Sie wünscht erst mal sich zu kennen, bevor sie sich Gedanken um ihre Mitmenschen, geschweige denn, um ihren Mann macht.

»Ich muss zur Arbeit. Kann ich dich alleine lassen?« Ryan tritt dicht an sie heran und drückt ihr einen Kuss auf die Lippen. Sie nickt nur und betrachtet das Kaninchen noch immer im Spiegel. Eigentlich ist es ja recht niedlich, richtig süß. Trotzdem ziemlich merkwürdig, dass so eine, scheinbar kriminelle Gang, so ein friedliches und entzückendes Tier als Gangzeichen ausgesucht hat.

Nachdem sie sich dann doch für eine Kleidung aus ihrem Schrank entschieden hat, wandert sie ziellos durch das Haus. Sie fühlt sich keineswegs heimisch. Sie betrachtet mehrere Fotos auf dem Kaminsims, auf dem sie und Ryan zu sehen sind. Hochzeitfotos! Typisch weißes Kleid mit Schleier. Ryan trägt einen schwarzen Anzug. Wie glücklich die beiden doch aussehen. Es war offensichtlich wirklich ein schöner Tag für beide und sie scheinen mit ihrer Entscheidung glücklich zu sein. Wenn Eden sich doch nur daran erinnern könnte.

»Kann ich aber nicht!«, murmelt sie, greift nach dem harmonischen Bild und klappt es um. Weg mit diesem versnobten und konservativen Anblick.

Sie wandert weiter und bleibt vor dem Zimmer mit ihren Babys stehen. Von der Tür aus, starrt sie die Porzellangesichter an. Sie kann es nicht verhindern, dass sich eine eiskalte Gänsehaut auf ihrem Körper ausbreitet. Wie kann eine erwachsene Frau, mit einem eigentlich vernünftigen Verstand, so einen Mist im Haus haben und das dann auch noch als ihre Babys ansehen? Was zum Teufel hat sie nur geraucht?

»Das geht nicht! Das geht gar nicht‼«, flucht Eden und stolpert die Treppe herunter. Wenige Momente später eilt sie mit einer Rolle Müllsäcke zurück. Nach und nach befördert sie die Puppen in den blauen Plastikbeutel. Mit jeder Puppe fühlt sie sich befreiter und atmet erleichtert aus, als der dritte Sack mit diesen Mistgeburten gefüllt ist. Ohne Rücksicht auf Verluste, schleift sie zwei Säcke hinter sich her. Sie schert sich keineswegs darum, dass die Säcke und somit auch die Puppen, jede Stufe der Treppe brutal zu spüren bekommen. Mit jedem Schritt, hört sie es klirren und knacken und erfreut sich an dem Geräusch.

Als wenn sie eine Leiche hinter sich herschleppen würde, hievt sie die Säcke zur Straße hinaus und bringt sie zur Mülltonne. Weg mit diesem Horror. Das hält ja kein gesunder Menschenverstand aus.

»Eden??«, prallt ihr plötzlich eine Stimme entgegen. Sie dreht sich um und sieht eine Frau auf dem Bürgersteig stehen. In der einen Hand eine Einkaufstüte mit Lebensmitteln (der herausragende Porree verrät dies eindeutig), in der anderen, mehrere Tüten von Designer Läden.

»Eden?? Bist du es wirklich??«, quiekt die Frau, schmeißt sämtliche Tüten zu Boden und eilt zu ihr. Eden steht wie angewurzelt an Ort und Stelle. Sie muss sich gewaltig beherrschen, ihren Kopf nicht im Rhythmus der Brüste auf und ab zu bewegen, die hüpfend und schwingend auf sie zuspringen. Meine Güte, mit diesem Bomberbusen könnte die gute Frau den nächsten Weltkrieg gewinnen. Jedes Land würde sofort kapitulieren.

Die fremde Frau schmeißt sich Eden ungebeten um den Hals. Vor lauter Freude quiekt sie wie eine Quietsche-Ente. Eden spürt allerdings nur, wie der Druck der Brüste ihre eigenen zerquetscht und ihr fast sämtliche Rippen bricht. Wahnsinn, wie kann man mit solchen Torpedos bloß leben? Wie hält die Frau das Gewicht nur aus?

Die Frau nimmt Eden etwas von sich weg und strahlt genauso schlimm wie Ryan. Eden betrachtet sie allerdings sparsam.

»Wer…?«, beginnt sie zu stottern und studiert diesen Schminkkasten, der sich in das Gesicht der Frau verirrt hat.

»Du weißt nicht wer ich bin?«, trällert die Frau und winkt dann mit Meterlang lackierten Fingernägeln ab.

»Ach das macht nichts, Schätzchen. Ryan sagte mir schon, dass du Amnesie hast und niemanden wiedererkennst«, jodelt sie weiter. Schätzchen? Schätzchen?? Was soll das?? Wurde Eden von dieser Person bisher wirklich immer mit diesem Kosenamen betitelt? Bitte Dead Rabbits, verpasst mir noch eine Kugel!, betet Eden wimmernd.

»Ich bin es, deine beste Freundin Jill!« Eden schaut die Frau noch immer nüchtern an und zuckt mit den Schultern. Verzweifelt sucht sie in ihrem Gehirn nach so einer Person. Sie findet aber nichts und empfindet dies als eine gelungene Wohltat. Man könnte es auch einen vollen Erfolg nennen.

»Komm lass uns ein Käffchen trinken. Ich habe dich so schrecklich vermisst. Und ich habe so unglaublich viele Fragen«, jauchzt diese Jill weiter, hakt sich bei Eden unter den Arm und schleift sie zum Haus. Käffchen? Hat die Frau auch noch einen anderen Wortschatz, oder besitzt jedes Wort von ihr ein ä und endet mit chen? Meine Güte, Eden würde ihr sogar freiwillig eine Sprachtherapie bezahlen, nur damit sie wie ein normaler Mensch redet.

Sie dreht sich aber um und zeigt auf die Müllsäcke.

»Aber ich…!«

»Papperlapapp Schätzchen! Egal was du gemacht hast, das kann warten.«

In der Küche angekommen, stopft diese Jill Eden auf einen Stuhl und beginnt Kaffee zu machen. Sie scheint öfter in diesem Haushalt zu sein, ihre Handlungen sind sicher und vertraut. Zielbewusst greift sie in einige Schränke und Schubladen und stellt schon nach wenigen Momenten, zwei dampfende Tassen Kaffee auf den Tisch. Sie nimmt Platz und strahlt Eden freudig an.

»Wie geht es dir denn Schätzchen? Ich habe dich ja schon so lange nicht mehr gesehen. Geht es dir gut? Wie war die OP? Hast du alles gut überstanden? Seit wann bist du wieder zu Hause? Wieso hat Ryan mir nichts davon erzählt?«, pfeffert diese Jill hektisch um sich. Hoffnungslos überfordert, starrt Eden sie an und versucht zu atmen.

»Äh, ich… ähm… ich…«, beginnt sie zu stottern und wird von Jill unterbrochen.

»Hach Gottchen, Schätzchen! Was haben die nur mit deinen schönen Haaren gemacht?« Mit einem flinken Griff, führt Jill ihre Hand an Edens Kopf und berührt die rasierte Haut. Gleich darauf fahren ihre Finger über die große Narbe.