Die Zukunft  ist das Ziel - Patricia Vandenberg - E-Book

Die Zukunft ist das Ziel E-Book

Patricia Vandenberg

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Beschreibung

Das Ehepaar Dr. Daniel Norden und Fee sehen den Beruf nicht als Job, sondern als wirkliche Berufung an. Aber ihr wahres Glück finden sie in der Familie. Fünf Kinder erblicken das Licht der Welt. Die Familie bleibt für Daniel Norden der wichtige Hintergrund, aus dem er Kraft schöpft für seinen verantwortungsvollen Beruf und der ihm immer Halt gibt. So ist es ihm möglich, Nöte, Sorgen und Ängste der Patienten zu erkennen und darauf einfühlsam einzugehen. Familie Dr. Norden ist der Schlüssel dieser erfolgreichsten Arztserie Deutschlands und Europas. »Schon wieder nur drei Punkte«, stöhnte Felix Norden verzweifelt und starrte auf die Mathematik-Klausur, die er an diesem Vormittag in der Schule zurückbekommen hatte. »Wenn das meine Eltern sehen, werden sie wahnsinnig.« Wie beinahe jeden Nachmittag in letzter Zeit saß er mit seinen Freunden in der Eisdiele, um sich zu unterhalten. »Warum bist du auch so blöd und rennst sofort zu ihnen, um ihnen alles zu sagen?« fragte sein Schulkamerad Merlin und grinste überheblich. »Meine Alten haben keine Ahnung, was in der Schule läuft. Die kriegen das erst mit, wenn es Zeugnisse gibt. Und meistens sind sie zu beschäftigt oder schon in Urlaubsstimmung, daß sie gar nicht mehr groß meckern.« »Und wie bringst du es ihnen bei, wenn deine Versetzung gefährdet ist?« »So schlimm? Dann hast du ein echtes Problem, Alter«, konstatierte ein anderer Freund mit Namen Basti. »Allerdings«, seufzte Felix bedrückt. »Zumal mein großer Bruder ein echter schulischer Überflieger war.« »Dumm gelaufen. Da wäre es nicht schlecht, einen Mathelehrer als Vater zu haben wie Jonas«, stieß Merlin den Jungen an, der still neben ihm am Tisch saß und den Problemen seiner Mitschüler mit halbem Ohr lauschte. »Ich wette, der bekommt jede Klausur vorher zu Gesicht.

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Familie Dr. Norden – 769 –

Die Zukunft ist das Ziel

Ist Marie in guten Händen?

Patricia Vandenberg

»Schon wieder nur drei Punkte«, stöhnte Felix Norden verzweifelt und starrte auf die Mathematik-Klausur, die er an diesem Vormittag in der Schule zurückbekommen hatte. »Wenn das meine Eltern sehen, werden sie wahnsinnig.« Wie beinahe jeden Nachmittag in letzter Zeit saß er mit seinen Freunden in der Eisdiele, um sich zu unterhalten.

»Warum bist du auch so blöd und rennst sofort zu ihnen, um ihnen alles zu sagen?« fragte sein Schulkamerad Merlin und grinste überheblich. »Meine Alten haben keine Ahnung, was in der Schule läuft. Die kriegen das erst mit, wenn es Zeugnisse gibt. Und meistens sind sie zu beschäftigt oder schon in Urlaubsstimmung, daß sie gar nicht mehr groß meckern.«

»Und wie bringst du es ihnen bei, wenn deine Versetzung gefährdet ist?«

»So schlimm? Dann hast du ein echtes Problem, Alter«, konstatierte ein anderer Freund mit Namen Basti.

»Allerdings«, seufzte Felix bedrückt. »Zumal mein großer Bruder ein echter schulischer Überflieger war.«

»Dumm gelaufen. Da wäre es nicht schlecht, einen Mathelehrer als Vater zu haben wie Jonas«, stieß Merlin den Jungen an, der still neben ihm am Tisch saß und den Problemen seiner Mitschüler mit halbem Ohr lauschte. »Ich wette, der bekommt jede Klausur vorher zu Gesicht. Deshalb ist er auch im Schriftlichen so gut. Stimmt’s, oder hab’ ich recht?«

»Das habe ich nicht nötig. Ich bin ein echtes Naturtalent«, scherzte Jonas gutgelaunt. »Während ihr euch den Kopf über die blöde Schule zerbrecht, kann ich die Mädels hier unter die Lupe nehmen. Wie findet ihr zum Beispiel die zwei da drüben? Die sind doch ganz schnuckelig. Ich glaube, ich hab’ sie schon mal auf dem Pausenhof gesehen. Die gehen in eine der unteren Klassen.«

Alle Jungen am Tisch schielten so unauffällig wie möglich hinüber zu den beiden Mädchen, 
die in ein Gespräch vertieft in 
der Nähe saßen und ihnen au-
genscheinlich keine Beachtung schenkten.

Nur Felix schien sich nichts aus ihnen zu machen. Ihn bedrück-
ten seine schulischen Probleme schwer. Merlin bemerkte es und lachte.

»Unser lieber Felix scheint einen anderen Geschmack zu haben. Ich glaube, der steht eher auf die etwas reiferen Semester. Marie ist eher deine Kragenweite. Stimmt’s, oder hab’ ich recht?« zog er ihn auf und stieß Felix mit dem Ellbogen in die Seite.

Der fuhr ärgerlich hoch.

»So ein Blödsinn. Ich hab’ echt Wichtigeres zu tun, als mich mit Mädchen abzugeben.«

»Das sagst du nur, weil du Angst hast«, provozierte Merlin seinen Freund weiter. Das Gelächter der anderen am Tisch feuerte ihn dabei an.

»Schwachsinn! Natürlich traue ich mich«, widersprach Felix heftig. Er fühlte sich in die Ecke gedrängt. Auch seine Freunde spürten das und schienen nur noch mehr angestachelt zu sein. Wie die Meute, die Blut geleckt hatte, gab ein Wort das andere.

Merlin wandte sich nun mit verschlagener Miene an Jonas. Er hatte augenscheinlich einen Plan.

»Sag mal, hast du eine Ahnung, wo dein Vater die Klausuren aufbewahrt, bevor sie geschrieben werden?«

»Na klar. Die sind in seinem Arbeitszimmer in einem verschlossenen Schrank, damit ich ja nicht auf dumme Ideen komme. Dabei interessiert mich das ohnehin nicht. Wie gesagt, Mathe liegt bei mir in den Genen.«

»Weißt du, wo er den Schlüssel hat?«

Langsam aber sicher wurde Jonas klar, worauf sein Freund Merlin hinauswollte und sah ihn forschend an.

»Wozu das ganze? Warum soll ich mir die Lösungen für die nächste Klausur verschaffen? Meinst du nicht, daß es auffällt, wenn der halbe Kurs 12 Punkte schreibt?«

»Es geht nur um eine einzige gute Klausur.« Merlin warf Felix einen durchtriebenen Blick zu. »Was haltet ihr von einer kleinen Wette? Ich finde, unser Alltag ist reichlich lahm geworden. Da könnten wir ein bißchen Abwechslung gut gebrauchen.«

»Coole Idee!«

»Klarer Fall!«

»Schieß los!« erntete er von allen Anwesenden am Tisch begeisterte Zustimmung. Nur Felix musterte seinen Freund stumm und skeptisch. Er verfolgte Merlins Blick, der hinüber zu der Bedienung Marie gewandert war und sich dann wieder auf Felix heftete.

»Wir sollten unserem Freund Felix ein wenig unter die Arme greifen, damit er in der nächsten Klausur besser abschneidet, findet ihr nicht?«

»Ehrensache«, grinste Jonas. »Das hat aber seinen Preis, nicht wahr?«

Merlin machte eine geheimnisvolle Miene und beugte sich nach vorne. Schließlich sollte niemand von der Sache Wind bekommen.

»Ich schlage ein Geschäft vor. Wenn es Felix gelingt, bis zur nächsten Klausur das Herz der schönen Marie zu erobern, dann bekommt er von uns die Ergebnisse vorab. Wie findet ihr das?«

Felix verdrehte die Augen gen Himmel. Doch wie erwartet waren seine Freunde alle begeistert. Der Übermut stand ihnen in die Augen geschrieben, und sie waren nicht mehr zu bremsen. Nur Felix konnte die Begeisterung nicht recht teilen.

»Super Idee, echt wahr!« stellte er zähneknirschend fest, während er sich die Idee, die im Hinblick auf seine schulischen Erfolge durchaus verlockend war, durch den Kopf gehen ließ. »Eine gute Note könnte ich allerdings durchaus vertragen. Und das bekomme ich ohne Hilfe nicht hin, so viel steht fest.«

»Dann sind wir uns also einig«, stellte Basti fest und sah wieder hinüber zu Marie, die von einem Nachbartisch leere Eisbecher und Kaffeetassen abräumte.

Auch Felix warf ihr einen nachdenklichen Blick zu und wägte das Für und Wider dieser Aktion ab.

Marie war eine gutaussehende, attraktive junge Frau, um einige Jahre älter als er, was ihn durchaus herausforderte. Es würde keine Überwindung kosten, mit ihr ein wenig zu flirten, wenn zur Belohnung die Ergebnisse der nächsten Mathearbeit winkten. Damit würde er nicht nur sich sondern auch seinen Eltern einen Gefallen erweisen, die sich offensichtlich und nicht unbegründet Sorgen um seine schulische Karriere machten.

»Schau mal, ist der nicht süß?« raunte die sechzehnjährige Stella ihrer Freundin Romy ins Ohr und warf schmachtende Blicke in Richtung Felix Norden, der sich nach außen hin lässiger gab als er innerlich war.

Romy drehte sich um.

»Mir gefällt sein Freund besser«, konstatierte sie schließlich sachlich, nachdem sie die Jun-
gen eingehend betrachtet hatte. »Weißt du, wie er heißt?«

»Keine Ahnung. Ich hab’ ihn hier noch nie gesehen. Aber ich kann ja mal Marie fragen. Vielleicht kennt sie ihn.«

Romy sah ihre Freundin schräg an.

»Wie läuft es denn mit dir und der Freundin deines Vaters? Versteht ihr euch jetzt besser?«

Stella zuckte mit den Schultern und steckte nachdenklich einen Löffel voll Eis in den Mund.

»Marie ist wirklich nett. Und was bleibt mir anderes übrig, als mich mit der Situation zu arrangieren? Ehrlich gesagt bin ich ganz froh, daß wenigstens die Streiterei zwischen Mama und Papa endlich ein Ende hat.«

»Hast du mir nicht erzählt, daß dein Vater sowieso nie zu Hause war?«

»Stimmt. Aber wenn er dann mal da war, gab es ständig Zoff, und ich mußte Luca trösten. Das ist jetzt Gott sei Dank vorbei«, erklärte Stella überraschend nüchtern.

Romy nickte vielsagend.

»Wie geht es deiner Mama? Hat sie auch einen neuen Freund?«

»Manchmal geht sie mit einem Kunden aus. Werner Ripke heißt der und haßt Kinder. Ich kann mir nicht vorstellen, daß zwischen ihm und Mama was läuft. Dazu ist sie viel zu beschäftigt mit Papas Firma.«

»Deine Mutter ist ja echt cool drauf«, stellte Romy anerkennend fest.

»Marschiert in die Firma deines Vaters und bringt sie mal schnell auf Vordermann. Das hätte meine nie geschafft.«

»Dafür sind deine Eltern noch zusammen«, seufzte Stella. »Dieser Rollentausch war eine echte Schnapsidee.«

»Wie sind die beiden überhaupt auf diese komische Idee gekommen?«

»Mama hat sich beschwert, daß Papa nie zu Hause ist. Sie hat ihn immer in allem unterstützt, sich um Luca und mich gekümmert, um das Haus, die Wäsche, um alles eben. Und Papa hat sich kaum blicken lassen. Stell dir mal vor, er hat es sogar fertiggebracht, Mamas Geburtstag zu vergessen. Daraufhin gab es einen Riesenkrach«, erinnerte sich Stella mit Schaudern. »Sie haben sich alles mögliche an den Kopf geworfen. Papa behauptete, er hätte einen unglaublich anstrengenden Job. Er meinte, Mama könne sich nie und nimmer vorstellen, was er tagtäglich leistet.«

»Und dann haben sie einfach getauscht. Dein Vater hat den Haushalt und die Kinder übernommen und deine Mama die Arbeit deines Vaters«, dichtete Romy die Geschichte weiter.

Stella nickte.

»Ganz genau.«

»Und? Wie ist es gelaufen?«

»Es war ein Chaos. Papa hat zu Hause nichts zustandegebracht und fühlte sich auch noch in seiner Ehre gekränkt, daß Mama seine Firma vor der Pleite gerettet hat.«

»Statt daß er stolz ist, daß sie es geschafft hat. Verstehe einer die Männer!« erklärte Romy und lachte.

Aber Stella war nicht zum Lachen zumute.

»Als Mama anfing, mit diesem Kunden auszugehen, war Papa so gekränkt, daß er ihr kurzerhand alles überlassen hat und ausgezogen ist. Dabei bin ich überzeugt davon, daß Mama ihn nur herausfordern wollte.«

»Wir Frauen haben es halt gerne, wenn ein Mann um unsere Liebe kämpft«, grinste Romy, und Stella verdrehte die Augen.

»Wo hast du das denn her?«

»Ach, ich hab’ neulich so eine Liebesschnulze im Fernsehen gesehen. Da hat das eine gesagt. Aber erzähl! Wie ist es weitergegangen?«

»Papa hat eine Stelle bei der Konkurrenz angenommen. Jetzt arbeiten die beiden gegeneinander. Und er hat eben Marie kennengelernt.«

»Wie im Kindergarten«, schüttelte Romy ungläubig den Kopf. »Na ja, wenigstens ist sie nett.«

»Sie ist viel zu jung für ihn. Außerdem glaube ich, daß sie Papa sowieso bald davonläuft. Er hat rein gar nichts aus seinen Fehlern gelernt und macht alles so weiter wie gehabt.«

»Und Marie läßt sich das gefallen?«

Stella nickte.

»Ehrlich gesagt weiß ich auch nicht warum. Sie sieht noch knackig jung aus, obwohl sie fast dreißig ist. Die könnte noch ganz andere haben als meinen Papa, der schon Fett um die Hüften ansetzt«, stellte Stella unbarmherzig fest. Als sie Maries Blick auf sich ruhen fühlte, sah sie auf, lachte und winkte die Freundin ihres Vaters zu sich heran.

Marie servierte noch rasch zwei Eisbecher, ehe sie an den Tisch der beiden Mädchen kam.

»Hat euch das Eis geschmeckt?« fragte sie freundlich. »Kann ich euch noch was Gutes tun?«

»Weißt du, wer der Junge da drüben ist?« fragte Stella, die in Marie eher eine große Schwester denn eine Stiefmutter in spe sah.

Marie wandte sich um und beobachtete die Gruppe Jungen, die sich gut zu unterhalten schienen und immer wieder zu ihr herüberschielten.

»Ich glaube, das ist der Sohn eines Arztes, der seine Praxis nicht weit von hier hat. Dr. Norden oder so ähnlich. Aber sicher bin ich mir nicht. Soll ich ihn fragen?«

Schlagartig wurde Stella knallrot im Gesicht.

»Lieber nicht. Am Ende hat er schon eine Freundin oder findet mich häßlich oder so.«

»Unsinn. Ihr seid so hübsch und jung. Ich alte Schachtel hätte dagegen keine Chancen mehr«, erklärte Marie augenzwinkernd. »Aber jetzt muß ich weitermachen, sonst bekomme ich Ärger vom Chef.«

»Arbeitest du immer in der Eisdiele?« hatte Romy jedoch noch eine Frage auf dem Herzen.

Marie nickte.

»Das kommt davon, wenn man jung und dumm ist und nicht einsieht, daß man für sich selbst lernt und nicht für die Eltern. Ich hatte keine Lust, in die Schule zu gehen und habe nach der Hauptschule einfach aufgehört. Und jetzt ist es zu spät für mich, noch etwas zu lernen, um einen besseren Beruf zu bekommen.«

»Meine Mutter sagt, daß es nie zu spät ist, wenn man einen wirklichen Traum hat, mit dem es einem ernst ist«, erinnerte sich Romy an eine Diskussion, die neulich am Familientisch stattgefunden hatte.

Marie lächelte.

»Im Grunde hat sie damit auch recht. Aber jetzt, wo ich mich um eine Wohnung und manchmal um zwei Kinder kümmern muß, habe ich keine Zeit für Träume. Aber das ist auch gut so. Eigentlich bin ich sehr zufrieden, mit dem, was ich habe. Ich möchte Stella und Luca nicht mehr missen.«

»Und Papa!« fügte Stella naseweis hinzu.

Marie seufzte leise.

»Den bekomme ich ja kaum zu Gesicht. Aber Luca und du, ihr seid mir jede Mühe wert«, ließ sie sich von diesem Gedanken nicht die Laune verderben und lachte schon wieder. »Mein Leben ist reich und glücklich wie nie zuvor. Aber jetzt muß ich wirklich weitermachen. Wir sehen uns am nächsten Wochenende.« Marie stellte die beiden geleerten Eisbecher auf ihr Tablett und schlängelte sich geschickt durch die eng stehenden, kleinen Tische. Sie war so vertieft in ihre Arbeit, daß sie die Blicke nicht bemerkte, die ihr folgten. Weder die von Stella und ihrer Freundin Romy noch die von den Jungen, die drüben am Tisch saßen.

Der Plan von Felix und seinen Freunden stand fest, und Marie ahnte in diesem Augenblick nichts davon, daß das einer jener schicksalhaften Momente war, die ein ganzes Leben zu ändern vermochten.

Als Felix Norden später als geplant nach Hause kam, saß ein Teil der Familie auf der Terrasse beisammen und genoß die letzten Sonnenstrahlen des herrlichen Sommertages, der sich seinem Ende entgegenneigte.

»Hallo alle miteinander«, grüßte er in die Runde und ließ sich scheinbar erschöpft auf einen freien Gartenstuhl fallen. Sein schlechtes Gewissen drückte ihn. Er hätte die Zeit besser zu Hause am Schreibtisch verbracht. Doch statt das vor sich selbst zuzugeben, floh er lieber in ein überhebliches Selbstbewußtsein.

Dr. Daniel Norden maß seinen Zweitältesten mit einem mißbilligenden Blick.

»Gibt sich der Herr auch wieder einmal die Ehre?« fragte er ein wenig gereizt.

»Tut mir leid, daß es so spät geworden ist«, wußte Felix sofort, worauf sein Vater anspielte. »Ich war noch mit den Jungs in der Eisdiele, und wir haben uns verquatscht.«

Felicitas machte eine besorgte Miene.

»Es ist ja nicht so, daß ich dir deine Freiheiten nicht gönne. Aber deine Leistungen in Mathe lassen in letzter Zeit mal wieder sehr zu wünschen übrig. Statt dir die Zeit in der Eisdiele zu vertreiben, solltest du lieber lernen.«

»Immerhin ist das Abitur nicht mehr allzu fern. Das scheinst du zu vergessen«, fügte Daniel vielsagend hinzu.

Felix verdrehte die Augen gen Himmel. Diese Diskussion hatte schon mehr als einmal so oder ähnlich stattgefunden.

»Wie oft soll ich euch sagen, daß ihr euch zu viele Gedanken macht? Das klappt schon alles. Ein bißchen Vertrauen in meine Fähigkeiten würde mich echt aufbauen«, erklärte er, sich seines provozierenden Tonfalls wohl bewußt.