Familienbalance - Sereina Heim - E-Book

Familienbalance E-Book

Sereina Heim

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Beschreibung

Viele Probleme in Familien entstehen durch verdrehte Hierarchien. Wenn das Kind auf der Position des Anführers ist, zwischen den Eltern steht oder die Hierarchien zwischen Geschwistern nicht eingehalten werden, ergeben sich Konfliktfelder, die im Alltag permanent wirken. Das Einhalten weniger Grundregeln und einfache Übungen ermöglicht Familien die innere Balance wiederherzustellen und aufrecht zu erhalten. Auch besondere Konstellationen wie in Patchworkfamilien werden dabei berücksichtigt. Zahlreiche Beispiele aus der Familienberatungspraxis der Autorin veranschaulichen das Vorgehen.

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Seitenzahl: 293

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Buch

Ein ganzheitlicher Blick auf die FamiliendynamikHäufig lassen sich Familienprobleme nicht auf der Verhaltensebene lösen, weil sie ihren Ursprung auf der energetischen Ebene haben. Wenn zum Beispiel unbewusst Rollen vertauscht oder Hierarchien verdreht werden, entstehen in Familien große Spannungen. Die erfolgreiche Familientherapeutin Sereina Heim erklärt die energetischen Grundsätze, mit denen sich viele typische Probleme leicht und selbstständig lösen lassen. Zudem beschreibt sie einfache Übungen, die die innere Ordnung der Familie wiederherstellen und für mehr Harmonie sorgen.

Autorin

Sereina Heim, 1982 geboren, studierte Pädagogik an der Universität Zürich und ist in eigener Praxis als Familientherapeutin tätig. Bereits als Kind zeigte sich ihre hellsichtige Begabung. Sie absolvierte eine Ausbildung in Medialität und geistigem Heilen sowie Weiterbildungen in Pränataltherapie nach St. John und zum Geistigen Familienstellen bei Bert Hellinger. Sie hält Vorträge und gibt Seminare für Eltern und Fachleute. Die Autorin lebt und arbeitet in Luzern.www.sereinaheim.ch

Sereina Heim

Familienbalance

7 Wege zu einer harmonischen und starken Eltern-Kind-Beziehung

Kösel

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Copyright © 2019 Kösel-Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Umschlag und Umschlagmotiv: Weiss Werkstatt, München

Außenredaktion: Mihrican Özdem, Landau

Satz: Fotosatz Amann, Memmingen

ISBN 978-3-641-23810-0V001

www.koesel.de

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Einführung: Familienbalance

Die sieben Grundsätze für das energetische Gleichgewicht einer Familie

1. Teil: Die Kernfamilie und ihre Dynamiken

Die Paarbeziehung

Die Liebe zwischen Mann und Frau

Die Grundschritte der Beziehungsentstehung

Die energetische Stärkung der Paarbeziehung

Die energetische Familienhierarchie

Die Versorgung der Familie

Warum gibt es eine Hierarchie in der Familie?

Die Aufgaben von Vater und Mutter

Wenn die Eltern vertauschte Rollen leben

Die Perspektive der Kinder

Die Eltern-Kind-Beziehung

Eltern werden – Eltern sein

Der Beziehungsaufbau zum Kind

In die Elternrolle hineinwachsen

Die Großen und die Kleinen

Das Kind ist nur das Kind

Die Probleme einer verdrehten Hierarchie

Wenn das Kind das Zentrum der Familie ist

Wenn das Kind zum Chef wird

Wenn das Kind zum Partner wird

Die Verwechslung mit dem inneren Kind

Wenn die Kleinen erwachsen werden

Die Geschwisterreihenfolge

Aufgaben und Rollen der einzelnen Geschwister

Seelenkinder und ihre Wichtigkeit für die Familie

Die Bedeutung der Ahnen

Die Ahnenreihe

Die Verstrickungen lösen

Die Ahnenkraft

Kinder und ihre Ahnen

2. Teil: Veränderungen der Familienkonstellation

Das Ende der Paarbeziehung ist nicht das Ende der Familie

Wenn die Paarbeziehung für die Kinder weitergelebt wird

Die Trennung der Eltern

Das Glück der Kinder bewahren

Alleinerziehende

Die Patchworkfamilie

Besondere Familienformen

Die künstliche Befruchtung

Die Adoption

Regenbogenfamilien

3. Teil: Familienbalance im Alltag

Sieben Wege zu einer harmonischen und starken Eltern-Kind-Beziehung

Übersicht der Familienbalance-Übungen

Schlusswort

Dank

Anmerkungen

Vorwort

»Eigentlich müssten alle Kinder zu dir kommen!«, sagte Florian, sechs Jahre alt. Seufzend ergänzte er: »Aber es glauben halt nicht alle daran.«

Florians Kompliment hat mich sehr berührt. Seine Überzeugung, dass ich allen Kindern helfen könnte, ist für mich die schönste Bestätigung dafür, dass meine Arbeit sinnvoll ist. Gleichzeitig hat Florian pointiert auf ein Spannungsverhältnis hingewiesen, in dem ich mich tagtäglich befinde: Ich bin eine Erziehungswissenschaftlerin und Familientherapeutin, die spirituell arbeitet. Das heißt, neben der konkreten Erziehungsberatung biete ich energetische Körperbehandlungen für Kinder an, in denen ich durch sanftes Handauflegen Blockaden im Körper und im Energiefeld löse. Daran glauben tatsächlich nicht alle Menschen!

Und doch sehe ich jeden Tag, welche wunderbaren Veränderungen in Familien passieren dürfen, wenn wir uns nicht nur mit der Verhaltensebene beschäftigen, sondern die Familie als ein System begreifen, das durch energetische Verbindungen zusammengehalten wird. Neben allen Dynamiken des Zusammenlebens, die psychologisch erklärt werden können, wirken in Familien Kräfte, die sich einem erst erschließen, wenn man die spirituelle Dimension miteinbezieht. Ganz ehrlich: Das hat nichts mit Glauben zu tun. Man muss nur genau hinsehen oder noch besser, ganz genau spüren, was ist, und dann erschließen sich einem diese Zusammenhänge von allein.

Da es tatsächlich nicht möglich ist, dass alle Kinder zu mir kommen, habe ich mich entschlossen, ein Buch für Eltern und Kinder zu schreiben, das die wichtigsten Erkenntnisse meiner Arbeit zugänglich macht.

Das Buch ist ein Elternratgeber, aber kein Erziehungsratgeber, denn ich gebe hier keine Erziehungsratschläge. Das Schöne an Erziehungstipps ist, dass sie im Alltag konkret umgesetzt werden können. Sie bleiben jedoch ausschließlich an der Oberfläche des Familienlebens wirksam, da sie auf Veränderungen der Handlungsebene abzielen. In der Tiefe, oder anders gesagt, auf der Gefühlsebene vermögen sie nichts zu bewirken.

Dem möchte ich entgegenwirken, indem ich aufzeige, dass Eltern allein durch eine Veränderung ihrer inneren Haltung ein liebevolles und stärkendes Miteinander in der Familie schaffen können. Somit befasst sich dieses Buch inhaltlich nicht nur mit den psychologischen, sondern auch mit den energetischen Hintergründen familiärer Beziehungen. Ich möchte Ihnen eine ganzheitliche Sichtweise auf die Familie ermöglichen und vertrete dabei eine sehr praktische und lebensnahe Spiritualität.

Viele Familien kommen zu mir, weil sie in irgendeiner Form überfordert sind und zu keiner Lösung finden. Ich erlebe all die typischen Probleme, die in Familien entstehen können: Kinder, die nicht allein schlafen wollen; Geschwister, die sich täglich streiten; Eltern, die keine Geduld mehr für ihre Kinder haben; Kinder, die massiven Ängsten ausgesetzt sind oder tägliche Wutausbrüche haben, die kaum zu bändigen sind. Daneben bin ich auch mit Entwicklungsverzögerungen, Verhaltensauffälligkeiten oder Lernstörungen konfrontiert. Ich begleite Eltern, die sich intensiv um das Wohl ihrer Kinder sorgen, sich dabei aber als Paar aus den Augen verloren haben. Aus welchen Gründen Eltern mit ihren Kindern auch immer zu mir kommen, dahinter steckt stets dieselbe Frage: »Was können wir tun, damit es uns als Familie besser geht?« Genau diese Frage möchte ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, mit diesem Buch beantworten.

Ihre Sereina Heim

PS Liebe Leserinnen, liebe Leser ich verwende im Text meistens die männliche Formulierung, um einen angenehmen Lesefluss zu gewährleisten. Selbstverständlich ist jeweils die weibliche Formulierung mitgemeint.

Einführung: Familienbalance

Dieses Buch hat den Titel »Familienbalance«. Diesen Begriff habe ich sehr bewusst gewählt, weil er präzise beschreibt, worum es mir in meiner Arbeit mit Familien geht. Balance ist das französische Wort für Gleichgewicht. Familien suchen meine Hilfe, wenn ein Familienmitglied, meistens eines der Kinder, in irgendeiner Form aus dem Gleichgewicht gefallen ist. Neben den energetischen Behandlungen für Kinder besteht meine Aufgabe zum größten Teil darin, den Eltern zu zeigen, warum es dem Kind nicht gut geht. Sehr häufig stellen wir gemeinsam fest, dass nicht nur das Kind ein Problem hat, sondern dass das Gleichgewicht in der ganzen Familie nicht mehr gegeben ist. Ich zeige den Familien daraufhin, wie sie es wiederherstellen können.

Familie zu leben, ist eine große Aufgabe, die viel Kraft kostet. Es muss nicht immer alles perfekt laufen, Fehler dürfen passieren, da wir miteinander lernen und wachsen. Und doch ist es der Wunsch aller Eltern, ein harmonisches Miteinander zu schaffen.

Familienbalance bedeutet, dass das Familienleben so gestaltet wird, dass es den einzelnen Mitgliedern der Familie gut geht und jeder seinen Platz in der Familie kennt. Zusätzlich zum theoretischen Verständnis der Familienbalance werde ich Ihnen konkrete energetische Übungen zeigen, die in allen Familien angewendet werden können. Ich empfehle Ihnen, das Buch zu lesen und erst im Anschluss ausgewählte Übungen zu machen. So können Sie sicherstellen, dass Sie aufgrund des umfassenden Verständnisses der Familienbalance-Struktur wirklich eine tief greifende Veränderung Ihrer Gefühlshaltung erzielen. Die Übungen sollten mit der klaren Absicht, etwas Gutes für die Familie erreichen zu wollen, durchgeführt werden. Nehmen Sie sich also vor jeder Übung einen Moment, um sich innerlich zu sammeln. Die Übungen ersparen Ihnen nicht die Herausforderungen des Alltags, aber sie helfen dabei, dem Familienleben mehr Leichtigkeit zu schenken, indem Sie als Mutter oder Vater die Energie der Familie in eine positive Richtung lenken.

Die siebenendsätze für das energetische Gleichgewicht einer Familie

Ich möchte Ihnen gleich zu Beginn des Buches die Hauptpfeiler meiner Familienphilosophie aufzeigen. Dies ist das Grundwissen, mit dem sich viele typische Probleme, die in allen Familien entstehen können, ganz einfach und selbstständig lösen lassen. Auch wenn jede Familie für sich gesehen einzigartig ist, habe ich über die Jahre doch festgestellt, dass gewisse Dinge in allen Familien gleich sind. Und dass sich viele Probleme auf die gleichen Ursachen zurückführen lassen.

Es ist normal, dass Probleme entstehen, wenn mehrere Menschen miteinander leben. Denn wir sind unterschiedliche Persönlichkeiten mit unterschiedlichen Bedürfnissen. Aber es kann klappen, trotz aller Unterschiedlichkeiten ein angenehmes Miteinander zu gestalten. Nämlich dann, wenn das Gebilde »Familie« im Gleichgewicht ist. Was heißt das?

Ich verstehe Familie als ein System. Das bedeutet, dass die einzelnen Mitglieder nicht unabhängig voneinander und quasi zufällig am gleichen Ort sind, sondern dass alle miteinander verbunden sind. Man kann sich das als silberne Fäden pulsierender Energie vorstellen, die jede Person innerhalb der Familie mit allen anderen verbindet. Wie ein überdimensionales Spinnennetz aus Energie. Da alle miteinander verbunden sind, reagieren auch alle auf die Handlungen, Lebensumstände und sogar Wünsche der anderen. Völlig unbewusst. Das passiert nicht mit unserem Verstand. Wir alle spüren unbewusst die Verbindung zu den anderen Mitgliedern der Familie und wir reagieren mit unserem Verhalten darauf. Insbesondere Kinder sind wahre Künstler darin, auf die Impulse aus dem Familiennetz zu reagieren. Deswegen kann man Kinderprobleme auch nie isoliert betrachten. Probleme von Kindern sind immer in das Gesamtgeschehen der Familie eingebunden.

Nun kann innerhalb dieses Familiennetzes Ordnung herrschen, das heißt, die Energie kann frei zwischen den einzelnen Mitgliedern hin- und herfließen, und jeder fühlt sich wohl auf seinem Platz. Es kann aber auch passieren, dass sich die einzelnen Energiefäden verheddern, und daraus entstehen dann die typischen Familienprobleme.

Wenn sich zum Beispiel Mama und Papa nicht mehr als Liebespaar spüren können. Der Alltag erdrückt sie, die Energie zwischen den beiden kann nicht mehr frei fließen, und die Beziehung wird belastet. Oder es kann passieren, dass ein Kind mehr Aufmerksamkeit bekommt als die anderen, und die Geschwister werden eifersüchtig. Dann kann sich der Faden unter den Geschwistern verknoten und es kommt zu Streitereien. Es ist auch möglich, dass die Mutter die Bedürfnisse des Kindes dauernd über die Wünsche ihres Partners stellt. Dann wird der Faden zwischen den Eltern geschwächt und der Faden zwischen der Mutter und dem Kind überstrapaziert, weil zu viel Energie darin steckt.

Um die Familie im energetischen Gleichgewicht zu halten, ist es wichtig, dass jeder seinen Platz und seine Aufgabe innerhalb der Familie kennt. Man kann die Familie durchaus mit Figuren auf dem Schachbrett vergleichen: Jeder hat seinen ihm allein zustehenden Platz, den er mit niemandem teilen muss. Die einzelnen Plätze sind klar voneinander abgetrennt. Im Schachspiel ist klar geregelt, welche Spielzüge eine bestimmte Figur machen kann. In der Familie gelten ebenfalls allgemeine Bedingungen, wie man sich in das Zusammenleben einbringt. Eltern haben den Kindern gegenüber beispielsweise andere Aufgaben als die Großeltern. Die Eltern sind für die Erziehung zuständig, während die Großeltern die Ausnahme zelebrieren dürfen und vielleicht Zuckerwatte als Hauptmahlzeit servieren. Der Vater begegnet seiner Frau als ebenbürtige Partnerin, deren Meinung er akzeptiert, während er seiner Tochter Grenzen setzt und die Welt erklärt.

Wie wir miteinander umgehen, ist definiert durch die Rolle bzw. den Platz, den wir in der Familie einnehmen. Neben den Regeln des Benehmens oder der psychologischen Rollenzuschreibung, wie dass die Eltern die Versorger der Kinder sind, wirkt in Familien zusätzlich eine versteckte Struktur des Miteinanders, welche das Zusammenleben wesentlich vereinfacht, wenn man sich danach richtet.

Die Balance in der Familie entsteht durch das Einhalten dieser energetischen Struktur einer Familie. Sie lässt sich mit sieben Grundsätzen gut beschreiben:

1. Die Paarbeziehung ist die wichtigste Beziehung innerhalb der Familie.2. Der Vater führt die Familie und die Mutter eint die Familie.3. Mama und Papa sind für die Kinder gleich wichtig.4. Die Eltern sind die Großen – die Kinder sind die Kleinen.5. Das Kind ist nur das Kind und nicht der Mittelpunkt der Familie.6. Die Reihenfolge der Geschwister definiert sich nach dem Zeitpunkt der Zeugung und nicht nach dem Zeitpunkt der Geburt.7. Die Verbindung unter den Familienmitgliedern ist stärker als der Tod, deswegen ist es wichtig, die Ahnen zu ehren.

Während meiner langjährigen Tätigkeit als Familientherapeutin konnte ich beobachten, dass diese Struktur für alle Familien gültig ist, auch wenn man sich ihrer nicht bewusst ist. In Familien, in denen die Grundsätze ganz natürlich eingehalten werden, läuft das Familienleben rund. Diese Familien schaffen es, schnell wieder zu ihrem Gleichgewicht zurückzufinden, auch wenn einmal kleine Probleme auftauchen. Meistens ohne dass sich die Eltern dessen bewusst sind. Sie gehen ganz nach ihrem Gefühl und bleiben dabei in Harmonie zur energetischen Struktur.

Vielen Familien ist diese Struktur gänzlich unbekannt. Grundsätzlich lassen sich aber alle Familienprobleme darauf zurückführen, dass einer oder mehrere der Grundsätze verletzt werden. Meistens werden sie aus Unwissenheit nicht eingehalten, es kann aber auch sein, dass sich die Eltern oder die Kinder dagegen auflehnen. Daraus entsteht eine Spannung, die sich direkt auf das Familienleben und das Wohlbefinden der Kinder auswirkt. Und zwar einfach deswegen, weil die energetische Struktur natürlich gegeben ist und der Versuch, sie zu umgehen, den freien Fluss der Energie innerhalb der Familie blockiert.

Anhand von Beispielen aus meiner Praxis erzähle ich Ihnen im Folgenden, welche positiven Veränderungen Familien erlebt haben, nachdem sie sich in ihrem Zusammenleben an der energetischen Struktur orientiert haben. Ich habe die Beispiele nicht wegen ihrer Einzigartigkeit ausgewählt; im Gegenteil, sie spiegeln Dynamiken wider, denen ich im Praxisalltag regelmäßig begegne. Zum Einstieg eine kleine Episode:

Frau Keller1 kommt mit ihrem Sohn Lukas (4) zu mir, weil Lukas seit Längerem unter starken Bauchschmerzen leidet. Sie hat ihm gesagt, Frau Heim könne zaubern und ihm helfen, dass die Bauchschmerzen weggehen. Lukas ist ziemlich enttäuscht, dass ich mittels einer energetischen Behandlung zwar tatsächlich seine Bauchschmerzen wegzaubern konnte, aber nicht in der Lage war, ihm sein sehnlich gewünschtes ferngesteuertes Auto hinzuzaubern. Traurig verlässt er die Praxis.

Als er das nächste Mal zu mir kommt, ist er ganz fröhlich und erzählt mir, dass seine Mama und sein Papa viel weniger streiten, seit die Mama mit ihm zu mir kam. Was Lukas nicht wissen kann, ist, dass ich nicht nur seinen Bauch behandelt habe, sondern seiner Mama auch noch eine emotionale Hausaufgabe mitgegeben habe. Ich hatte ihr die sieben Grundsätze erklärt, da mir aufgefallen war, dass die Mutter sehr hohe Erwartungen an das Benehmen ihres kleinen Sohnes stellt. Sie erzählte mir auch von den Spannungen zwischen ihr und ihrem Ehemann. Die Grundsätze erschienen ihr sehr stimmig. Seit sie diese kennt, ist sie weniger strikt in der Erziehung mit Lukas. Zudem versucht sie, wieder mehr Zeit mit ihrem Mann zu verbringen. Ich bin überzeugt, dass das genau so viel zu Lukas’ Genesung beigetragen hat wie die eigentliche Behandlung. Wenn die Eltern entspannt sind, muss sich auch der Bauch des Kindes nicht mehr verkrampfen.

Die Verinnerlichung der energetischen Struktur befähigt Eltern, eine allfällige Schieflage in der Familie zu korrigieren. Zudem führt sie langfristig dazu, dass die Familie als System in schwierigen Situationen widerstandsfähiger ist. Haben die Eltern die Grundsätze verinnerlicht und richten sie sich in ihrem Umgang mit den Kindern daran, sind die Kinder entspannter und das Zusammenleben wird einfacher.

1. Teil: Die Kernfamilie und ihre Dynamiken

Die Paarbeziehung

Wieso beginnt ein Elternratgeber mit dem Kapitel Paarbeziehung? Aus dem einfachen Grund: Die wichtigste Beziehung innerhalb der Familie ist die Beziehung zwischen dem Mann und der Frau. Oder generell gesagt: zwischen den beiden Erwachsenen. Die Beziehung, welche die Familie energetisch trägt und bestimmt, wie viel Kraft eine Familie hat, das ist die Paarbeziehung. In vielen Familien glaubt man irrtümlich, die wichtigste Beziehung innerhalb der Familie sei diejenige zwischen Mutter und Kind. Wieso diese Vorstellung zu großen Problemen in der Familie führt, möchte ich gern aufzeigen. Darum stelle ich diese wichtige Aussage auch gleich an den Anfang, denn die Qualität der Paarbeziehung definiert die Qualität des Familienlebens und braucht deswegen besonders viel Aufmerksamkeit. Sie ist gleichzeitig die Beziehung, aus der die Eltern ihre Kraft ziehen können, um den Familienalltag gut zu bewältigen. Die Paarbeziehung ist der eigentliche Schatz der Familie, den es gut zu hüten gilt. Schließlich war die Paarbeziehung der Ausgangspunkt für die Entstehung der Familie.

Die Liebe zwischen Mann und Frau

Ein Sprichwort der Cherokee besagt: »Die höchste Berufung einer Frau ist es, den Mann zu seiner Seele zu führen, damit er sich mit seiner Quelle verbinden kann. Die höchste Berufung des Mannes ist es, die Frau zu beschützen, damit sie frei und unverletzt auf der Erde wandeln kann.«

Nun ist es heutzutage natürlich nicht mehr so, dass die Frau den konkreten Schutz des Mannes braucht, um sicher durchs Leben zu gehen. Trotzdem bleibt dieses Sprichwort von seiner Kernbedeutung her aktuell, wenn man die energetischen Aspekte einer Paarbeziehung verstehen möchte.

Die Beziehung zwischen einer Frau und einem Mann kann nur gelingen, wenn die beiden sich bewusst sind, dass sie energetisch verschiedene Aufgaben innerhalb der Beziehung haben und auch verschiedene Ansprüche an eine Beziehung stellen. Frauen und Männer sind unterschiedlich und das ist gut so!

In der chinesischen Tradition werden die weiblichen und männlichen Energien mit Yin und Yang beschrieben. Da diese Begriffe auch in Europa sehr gebräuchlich sind, möchte ich sie ebenfalls verwenden. Auch weil die berühmten grafischen Darstellungen von Yin und Yang deutlich machen, dass die beiden Energieformen bei aller Unterschiedlichkeit in ihrem Wesen doch absolut gleichwertig sind und sich gegenseitig perfekt ergänzen, um ein harmonisches Ganzes zu schaffen. Schauen wir uns die Zuschreibungen von »weiblich« und »männlich« einmal genauer an.

Das weibliche Prinzip. Das weibliche Prinzip entfaltet sich in Ruhe und allmählicher Wandlung. »Das Weibliche ist Werden- und Geschehenlassen, es ist das Abwartende und Empfangende und in diesem Sinn ist es passiv.«2 Wobei passiv in keinster Weise negativ zu verstehen ist, sondern als die positive Kraft und Geduld, den Dingen die Zeit zu geben, die sie zur Verwirklichung brauchen. Yin-Energie wird als weich, anschmiegsam, flexibel und anpassungsfähig beschrieben. Wichtig für Frauen ist es, dass sie diese Qualitäten leben, sich dabei aber nicht aufgeben. Auch eine sanfte Energie hat eine Kontur und kann sich von anderen abgrenzen. Das Wort »Mutter« beispielsweise stammt aus dem Lateinischen und hat den gleichen Wortstamm wie Materie, nämlich »mater«. Die Materie wiederum ist die Verbindung zur Erde, genauso wie das weibliche Prinzip erdig und somit fruchtbar ist. Gerade in einer Liebesbeziehung hilft es, wenn die Frau sich dieser weiblichen Qualitäten bewusst ist und sie als wertvoll einstuft. Frauen müssen keine dauernd funktionierenden Maschinen sein. Das weibliche Prinzip der Fruchtbarkeit ist stetem Wandel unterworfen, das zeigt sich schon im monatlichen Zyklus.

Das männliche Prinzip. Demgegenüber steht das männliche Prinzip mit seiner kraftvollen Energie. »Es ist bestrebt, von sich aus Ordnung zu setzen, und verhält sich deswegen unterscheidend, planend, aktiv und aggressiv.«3 Wobei »aggressiv« von seiner ursprünglichen Bedeutung her nichts anderes heißt als voranschreiten. Man beschreibt die männliche Kraft als vorwärtsstrebend, vorausschauend und zielorientiert. Es fällt Männern leicht, einen Plan in die Tat umzusetzen. Das Tun ist ein wichtiger Bestandteil des männlichen Prinzips. Ergebnisse des Handelns werden hoch gewertet. Deswegen werden Männer oft als die Macher beschrieben. Diese unbedingte Zielorientierung kann sich für die Frauen hart anfühlen. Dahinter steht aber einfach die vorwärtsstrebende Kraft des Lebens, die sich ihren Weg bahnt.

Die beiden Qualitäten ergänzen sich optimal. Es ist natürlich so, dass jeder Mensch, egal, ob Mann oder Frau, beide Qualitäten in sich hat. Bloß sind bei den Frauen die weiblichen Seiten und bei den Männern die männlichen Seiten stärker ausgebildet. In der Partnerschaft ist es wichtig, dass wir uns der Unterschiede bewusst sind, ohne dass wir eine Wertigkeit hineinbringen. Männliche Energie ist gut und wertvoll und weibliche Energie ist gut und wertvoll. Wenn wir danach leben, gelingt es, dass die Frau durch ihr Sein den Mann an seine empfindsame Seite heranführen kann und der Mann durch sein Sein das Leben der Frau in vielen Lebensbereichen vereinfacht, weil er nach praktischen Lösungen sucht. Wie es bereits die Cherokee in ihrem Sprichwort deutlich gemacht haben.

Aus meiner Erfahrung als Paartherapeutin kann ich sagen, eine Partnerschaft wird dann von beiden Seiten als erfüllend erlebt, wenn die Paare sich gegenseitig in ihrem Anderssein erkennen und schätzen. Oder einfacher gesagt, wenn der Mann weiß, dass seine Frau anders tickt als er, und er sie trotzdem liebt. Und wenn die Frau versteht, dass ihr Mann anders fühlt, und sie ihn gerade dafür besonders schätzt.

Das Erkennen der unterschiedlichen Energiequalitäten von Mann und Frau ist besonders hilfreich, wenn aus dem Liebespaar ein Elternpaar wird. Gerade im Umgang mit den Kindern ist es hilfreich, wenn die Eltern sich gemäß ihren Energiequalitäten in das Familienleben einbringen.

Die Grundschritte der Beziehungsentstehung

Am Anfang jeder Familie steht die Beziehung als Paar. Nun gibt es die ideale Variante, dass sich zwei Menschen ineinander verlieben und beschließen, gemeinsam Kinder zu bekommen. Es gibt die überraschenden Familiengründungen, bei denen die Frau ungeplant schwanger wird. Die schwierigste Ausgangslage, nämlich dass ein Kind während eines unfreiwilligen Beisammenseins gezeugt wird, werde ich hier ausklammern. Doch auch da ist eine Voraussetzung für alle Formen der Familiengründung vorhanden: Es beginnt damit, dass zwei Menschen sich begegnen und diese Begegnung Folgen hat. Heute gibt es viele Familienformen, und wenn sich beispielsweise ein homosexuelles Paar entscheidet, ein Kind zu adoptieren, steht am Beginn dieser Familiengründung auch die Beziehung des Paares. Wenn es zur Familiengründung kommt, egal, ob bewusst oder unbewusst, geschieht das immer aus der körperlichen und/oder emotionalen Verbindung zweier Menschen. Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und sage, es geschieht auch aus der energetischen Verbindung zweier Menschen. Über die energetischen Voraussetzungen einer Zeugung werde ich später mehr sagen. Wir sind hier am Anfang der Geschichte:

Zwei Menschen fühlen sich voneinander angezogen, lernen sich besser kennen, verlieben sich ineinander und beschließen, das Leben gemeinsam zu verbringen. Wir alle wissen, sie leben nicht »glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende«, wie es in den Märchen so schön heißt. Eine Beziehung als Paar zu leben, stellt einen vor Herausforderungen. Gleichzeitig bietet diese Lebensform die Chance, sich selbst tiefer kennenzulernen und miteinander zu wachsen.

Am Anfang, wenn man die starke Wirkung der Anziehungskraft erlebt, wirkt alles magisch. Man spürt die Anziehung und die Auswirkung, die sie auf den Körper hat. Man fühlt sich vielleicht sogar wie ferngesteuert, als würde eine Kraft außerhalb des eigenen Körpers und insbesondere außerhalb des eigenen Willens die Begegnung mit gerade diesem Menschen herbeiführen. Das ist es, was wir als Verliebtsein erleben. Was braucht es, dass aus zwei Menschen ein Paar wird?

Wenn man den Prozess der Beziehungsentstehung genau ansieht, erkennt man ein Muster, welches alle Paare durchlaufen, auch wenn die einzelnen Geschichten sehr verschieden sind. Das Muster besteht aus fünf Grundschritten.

1. Grundschritt: Man sieht sich.Der erste Schritt des Kennenlernens besteht darin, dass man sich sieht. Im Bus, bei der Arbeit, beim Sport, ganz egal, wo man das allererste Mal aufeinandertrifft, der erste Reiz ist visuell. Ich sehe den anderen, und was ich da sehe, gefällt mir. Oder auch nicht, da es ja nicht nur Liebe auf den ersten Blick gibt. Aber jede Begegnung zwischen zwei Menschen beginnt mit dem ersten Blick. Man sieht den ganzen Tag unzählige Menschen. Die meisten betrachtet man, ohne dass man dabei etwas fühlt. Einzelne stoßen einen ab. Bei wenigen spürt man Sympathie oder Zugewandtheit. Und dann gibt es diejenigen, die uns berühren. Die etwas in uns auslösen. Die uns etwas erkennen lassen. Das ist ein wichtiger Punkt im Prozess der Beziehungsentstehung: Ich sehe einen anderen Menschen und ich erkenne ihn als ein für mich interessantes Gegenüber. Aus dem ersten unvoreingenommenen Blick ist ein bewusstes Sehen geworden, welches zu einem Erkennen geführt hat.4 Dieses Erkennen führt zum nächsten Schritt.

2. Grundschritt: Man redet miteinander.Menschliche Begegnungen, egal, welcher Art, zeichnen sich aus durch Kommunikation. Erst in der Kommunikation erfahre ich etwas über einen anderen Menschen. Wenn ich im Zug sitze und ein toller Mann setzt sich zu mir ins Abteil, dann muss ich mit ihm reden, um in Kontakt zu kommen. Natürlich kann man einfach hin und wieder einen scheuen Blick austauschen und zaghaft lächeln. Das kann auch schön sein. Doch dann endet diese Begegnung beim Sehen, dann kommt die Beziehung zu diesem tollen Mann im Zugsabteil nicht über das Stadium des Sehens hinaus. Um einen Schritt weiterzukommen, müssen wir miteinander reden.

Es gibt Paare, die waren sich nach dem ersten Gespräch einig, dass sie sich mögen. Andere haben unzählige Gespräche als Freunde oder Teamkollegen geführt, bis sie eine stärkere Anziehung gespürt haben. Egal, wie viel Zeit zwischen dem ersten Sehen und dem Spüren der Anziehungskraft vergangen ist, dazwischen liegt immer gemeinsame Kommunikation. Sie ist der Schlüssel zum Kennenlernen. Erst wenn ich mehr von einem Menschen erfahre, entwickle ich ein Gefühl für ihn. Ich kann jemanden sehen und diesen Menschen als interessantes Gegenüber erkennen, doch bevor ich nicht die Gelegenheit hatte, ihm im Gespräch näherzukommen, bleibt das Bild, das ich mir von ihm mache, eine Illusion. Es findet keine wirklich emotionale Begegnung statt. Das gelingt nur über das gemeinsame Gespräch.

3. Grundschritt: Man fühlt sich vom Gegenüber emotional angezogen. Nähe entsteht durch Wissen. Erst wenn ich etwas über einen Menschen weiß, kann ich ihm emotional wirklich begegnen. Die Begegnung auf emotionaler Ebene führt dazu, dass man eine Anziehung zu dem anderen Menschen spürt und man dieser nachgeben möchte, um ihn möglichst häufig zu sehen – wobei dann in jeder Begegnung zwischen zwei Menschen die ersten vier Punkte der Beziehungsentwicklung wiederholt werden und erst daraus stabile Beziehungen entstehen. Wir sehen uns (im Chor, beim Spazieren mit dem Hund, im Fußballclub), ich erkenne den anderen als für mich interessant, wir kommunizieren miteinander, wir spüren die Resonanz als angenehmes Gefühl, das wir wiederholen möchten, und darum verabreden wir uns für ein nächstes Treffen. Zwischen zwei Menschen, die sich freiwillig in ihrem Privatleben regelmäßig begegnen, gibt es eine Resonanz oder eben Anziehung. Bei Freundschaften endet hier der Prozess der Beziehungsentwicklung. Er wird einfach stetig wiederholt und dadurch gefestigt.

4. Grundschritt: Man fühlt sich vom Gegenüber körperlich angezogen. Bei der Entwicklung einer Paarbeziehung geht der Prozess weiter: Man probiert aus, wie man sich fühlt, wenn man dem anderen auch körperlich nahe kommt. Wenn man seine Hand hält, ihn küsst und mit ihm schläft. Die meisten Menschen definieren den Unterschied zwischen Freundschaft und Liebesbeziehung über das Ausleben der Sexualität. Derjenige, mit dem ich Sex habe, ist mir auch emotional am nächsten; mit demjenigen möchte ich eine Liebesbeziehung leben. Eine Paarbeziehung ist nur dann erfüllend, wenn beide sich vom anderen angezogen fühlen. Denn gerade in der Sexualität verbinden sich die Energien von Mann und Frau. Im Liebesspiel entsteht eine Magnetkraft zwischen den beiden Körpern, die einen stärkenden Einfluss auf das körperliche Wohlbefinden beider Partner hat und gleichzeitig die emotionale Verbindung des Paares stärkt. Und sie ist nicht zuletzt die Kraft, aus der sich erst eine Familie entwickeln kann. Der natürliche Vorgang der Zeugung eines Kindes geschieht durch die gelebte Sexualität. Auch deswegen ist die Paarbeziehung – oder man könnte sagen, die Beziehung innerhalb der Familie, in der die Sexualität als energetische Kraft gelebt wird – die tragende Beziehung der Familie.5

Nun ist die Anziehungskraft keine Konstante. Es ist nicht so, dass sie, einmal dagewesen, immer in gleicher Intensität vorhanden bleibt. Es kann sein, dass sie sich erst langsam entwickelt. Aber ohne sie ist es schwierig, die Herausforderungen als Paar zu meistern. Wenn sich also zwei Menschen gesehen haben, miteinander gesprochen haben, sich nähergekommen sind und schließlich miteinander geschlafen haben, drängt sich früher oder später immer die Frage auf: Was ist das mit uns? Ist es ein Abenteuer, eine Affäre oder eine Beziehung? Das Entstehen einer Liebesbeziehung gipfelt in der Beantwortung dieser Frage.

5. Grundschritt: Man beschließt, ein Liebespaar zu sein.Schlussendlich braucht es eine bewusste Entscheidung. Zwei Menschen entschließen sich, dass sie von nun an ein Paar sein möchten. Wie auch immer sie das Leben als Paar gestalten, egal, ob sie zusammenziehen oder eine Fernbeziehung leben oder nebenher noch andere Beziehungen pflegen, in Bezug auf diese zwei Menschen braucht es den Moment der definitiven Entscheidung. Sonst fühlt man sich nicht als Paar, sondern hängt emotional in der Luft. Geschichtlich betrachtet, wurde dieser Moment über Jahrhunderte in der Eheschließung zelebriert. Heute muss man nicht heiraten, um miteinander zu leben. Aber um ein Paar zu werden, muss man sich füreinander entscheiden. Erst dieser Entschluss, das Gegenseitige Ja zum gelebten Miteinander, macht aus zwei einzelnen Menschen ein Paar, das sich als zusammengehörig erlebt.

Dies ist natürlich eine sehr abstrahierte Darstellung des Prozesses. Der Ablauf der einzelnen Schritte kann variieren, aber es wird nie ein Schritt ausgelassen. Es ist wie beim Tanzen, man muss die Grundschritte beherrschen, um eigene Figuren ergänzen zu können. Es gibt Paare, die tanzen nur die Grundschritte, andere bauen noch Extradrehungen oder Rückwärtsbewegungen mit ein. So ergibt sich der individuelle Tanz des Kennenlernens. Doch die Grundschritte sind bei allen gleich.

Die energetische Stärkung der Paarbeziehung

Es gibt unzählige Ratgeber zum Thema Beziehung. Darin wird erklärt, wie man die Kommunikation verbessern und die Spannung in der Sexualität aufrechterhalten kann oder wie man Überraschungsmomente in eine langjährige Beziehung zaubert. Das sind alles wichtige Themen.

Ich möchte Ihnen mit diesem Buch eine neue Form zeigen, wie Sie auf einfache Weise Ihre Beziehung stärken können. Immer im Hinblick darauf, dass das Leben als Familie nur gelingen kann, wenn die Paarbeziehung gepflegt wird.

Wenn man in einer monogamen Paarbeziehung lebt – egal, ob als Mann und Frau oder zwei Frauen oder zwei Männer miteinander – sobald zwei Menschen sich als Liebespaar verstehen, wünschen sie sich, dass diese Beziehung funktioniert. Funktionieren meint hier, dass sie die Beziehung so gestalten können, dass sich beide wohlfühlen mit der Beziehung und dem gewählten Partner. Wohlbefinden ist das oberste Ziel in einer Liebesbeziehung. Nur wenn ich mich mit meinem Gegenüber wohlfühle, kann ich diese Beziehung über längere Zeit aufrechterhalten. Nun ist es sehr individuell, unter welchen Bedingungen man sich wohlfühlt. Das kann jeder nur für sich herausfinden. Was ich Ihnen mitgeben möchte, ist die Einsicht, dass die einmal entstandene Verbindung zwischen zwei Menschen energetisch gestärkt werden kann.

Man kann das Wissen um die fünf Grundschritte der Beziehungsentstehung glücklicherweise auch für die Beziehungspflege nutzen. Eine Beziehung ist kein statisches Gebilde, das stets in der gleichen Form verbleibt. Eine Beziehung ist eher wie ein Lebewesen, das sich immer wieder neu bildet. Und das viel Aufmerksamkeit braucht. Wenn es einmal nicht so gut läuft, kann man auf die Grundschritte zurückgreifen. Indem man die einzelnen Elemente wieder aktiviert, kann man die Verbindung zum Partner stärken und die Beziehung lebendiger werden lassen.

Die allgemein bekannten Beziehungsprobleme gründen zu einem großen Teil darin, dass die einzelnen Grundschritte nach der Beziehungsentstehung nicht mehr gepflegt werden. Dem kann man durch einfache Übungen entgegenwirken.

Es ist ratsam, vor den Übungen mit dem Partner ausführlich darüber zu sprechen, welche Veränderung man sich für die Beziehung wünscht und warum man die Übungen machen möchte. Alle Übungen zielen schlussendlich auf die Änderung einer inneren Haltung ab.

Das ist es, was ich Ihnen in diesem Buch vermitteln möchte: Man kann durch die Veränderung der eigenen Haltung ganz viel Positives für die Beziehung und für seine Familie tun. Die Haltung, die wir unseren Liebsten entgegenbringen, ist der Schlüssel zum gemeinsamen Wohlbefinden. Die Übungen sollen lediglich dabei helfen, die Haltung in eine positive Richtung zu lenken.

Ich gebe Ihnen zu jedem der oben beschriebenen Grundschritte eine Übung an die Hand. Sie können alle Übungen durchführen oder auch je nach Situation, in der Sie sich gerade befinden, nur diejenige Übung machen, die gezielt Ihr aktuelles Problem zu lösen hilft. Grundsätzlich gilt für alle Übungen, dass sie wirksamer sind, wenn man sie wiederholt. In welcher Regelmäßigkeit Sie das machen wollen, ist ganz Ihnen und Ihrem Partner überlassen.

Zum Grundschritt »Ich sehe dich«

Viele Liebespaare kommen irgendwann zu dem Punkt, an dem sie sich gegenseitig nicht mehr richtig wahrnehmen können. Besonders Paare, die Eltern geworden sind, laufen Gefahr, dass sie ihre Aufmerksamkeit seltener auf den Partner richten als zu der Zeit, in der sie noch keine Kinder hatten. Der gemeinsame Fokus liegt bei den Kindern, und man hat wenig Zeit oder wenig Energie, um auch dem Partner genügend Aufmerksamkeit zu schenken. Das endet dann häufig beim Vorwurf: »Du siehst mich nicht mehr!« Was heißt das?

Dahinter steckt das Gefühl, dass mein Partner mich nicht mehr als den Menschen erkennt, der ich im Moment bin. Er sieht zwar noch die Vorstellung, die er sich von mir gemacht hat, aber er erkennt nicht mehr, was ich im aktuellen Moment fühle, brauche oder wünsche. Weil er nicht mehr genau hinschaut. Er verbleibt in seinem Wissen, welches er sich über die Jahre angeeignet hat, und vergisst, dass jeder Mensch immer wieder neu ist.

Es gibt eine einfache Übung, um das bewusste Wahrnehmen des Partners wieder möglich zu machen. Man weiß aus psychologischen Forschungen, dass die Wahrscheinlichkeit, sich zu verlieben, steigt, wenn zwei Menschen sich mindestens 90 Sekunden in die Augen schauen. Wenn man sich so lange ununterbrochen die volle Aufmerksamkeit schenkt, bewegt das etwas in einem. Man wird vom Gegenüber berührt, auch weil man seinen Schutzwall unweigerlich fallen lassen muss. Wenn ich jemandem erlaube, mich so lange direkt anzuschauen und ich diesen Blickkontakt bewusst erwidere, schafft das eine energetische Verbindung, aus der emotionale Nähe entsteht.

Übung »Schau mir in die Augen, Kleines!«

Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin, in denen Sie garantiert ungestört sind. Setzen Sie sich bequem hin, egal, ob auf Stühlen, dem Sofa oder auf dem Boden. Sie sollten sich gegenübersitzen, sodass Sie sich entspannen und dabei direkten Augenkontakt halten können. Und dann schauen Sie genau hin! Sehen Sie sich mindestens 90 Sekunden lang in die Augen.

Es können verschiedene Gefühle auftauchen: Man möchte lächeln, man fühlt sich komisch berührt, man möchte am liebsten weglaufen oder aber den Partner sofort in die Arme schließen – ganz egal, welche Gefühle aufsteigen, sie sind alle gut. Sie bringen etwas in Bewegung. Und Bewegung ist wichtig, um ein dynamisches Wesen wie eine Beziehung am Leben zu halten.

Wichtige Regel: Sprechen Sie nicht miteinander über die auftauchenden Gefühle, lassen Sie sie einfach wirken. Sie können diese Übung in wiederkehrenden Abständen machen oder es einmalig versuchen.

Es ist ratsam, neben der Übung seinen Liebsten immer wieder mit unvoreingenommenem Blick zu betrachten. Damit meine ich, dass man versucht, im Jetzt zu bleiben und sich dem Gegenüber offen zuzuwenden, ohne die gestrigen Erlebnisse oder den Streit von letzter Woche im Kopf zu haben. Stattdessen sollte man dem anderen die Chance geben, sich so zu zeigen, wie er sich heute fühlt. Und nur auf das zu achten, was jetzt gerade passiert. Was heute Morgen oder letzten Monat war, ist nicht interessant. Ich möchte herausfinden, wer mein Partner heute ist und was ich in diesem lieben Menschen alles Neues entdecken kann.

Zum Grundschritt »Ich rede mit dir«

Wir haben oben gesehen, dass Kommunikation der Schlüssel zur gefühlten Nähe ist. Als Paar sollte man regelmäßig die Gelegenheit schaffen, dass man in Ruhe miteinander reden kann. Im Alltag mit Kindern, besonders wenn die Kinder noch klein sind, ist das aber eine Herausforderung.