Fantasiereisen - Katrin Biela-Blasius - E-Book

Fantasiereisen E-Book

Katrin Biela-Blasius

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Beschreibung

Auf den Flügeln der Fantasie in Traumwelten verreisen, wo Kinder und Jugendliche ihr physisches und psychisches Gleichgewicht wiederfinden. Wer möchte nicht gerne einmal in die Zukunft reisen, sich in einem Schokoladenland wiederfinden oder auf einem Drachen durch die Luft fliegen. Fantasiereisen mit integriertem autogenem Training (AT) vermitteln Konzentrationssteigerungen, Selbstbewusstsein, eigenständige Entwicklung von Lösungsstrategien bei Alltagsproblemen und vieles mehr. Jede Fantasiereise ist mit einer kompletten Einleitungsübung versehen, um effektiv in die Entspannung finden zu können. Autogenes Training und eine Ruhephase von bis zu 45 min. ermöglichen eine intensive Entspannung des Körpers mit der Umschaltung von Stress in Ruhe. Diese Fantasiereisen sind natürlich auch für Erwachsene geeignet, die ihr inneres Kind zum Leben erwecken können.

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Seitenzahl: 218

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Inhalt

Vorwort

Das Wildpferd

Der magische Wald

Der Schwanensee

Der Baum der Wünsche

Die Nachtwanderung

Die Zeitmaschine

Ein Ausflug in die Natur

Eine Reise in das Schokoladenland

Im Zirkus

Das Baumhaus

Schlusswort

Ich habe dieses Buch geschrieben, weil ich beruflich sehr erfolgreich mit Autogenem Training und Fantasiereisen arbeite und dieses Wissen gerne an meine Leser weitergeben möchte.

In meiner Praxis für Psychologische Beratung führe ich, im Rahmen meiner Zusatzqualifikationen, Entspannungsverfahren für Kinder, Jugendliche und Erwachsene durch.

Viele Erwachsene nutzen Autogenes Training insbesondere zum Stressabbau und zur Wiederherstellung ihres körperlichen und seelischen Gleichgewichtes.

Aber vor allem geht es mir in diesem Buch um Kinder und Jugendliche. Die unumstritten schnelllebige Zeit in einer bunten und fordernden Welt, welche heute auf unsere Kinder einströmt, ist nicht zu unterschätzen. Viele reagieren mit emotionalen Folgen wie Konzentrationsstörungen, aggressivem Verhalten, aber auch Hyperaktivität und psychosomatischen Beschwerden.

Das Grundbedürfnis nach Ruhe und Entspannung geht leider häufig im Alltagstrubel unter.

Aber auch durch permanente Nutzung digitaler Bildschirme kann die Entwicklung von Kindern Schaden nehmen. Das kindliche Gehirn wird durch schnell wechselnde Bilder, Szenen und Helligkeiten überfordert. Diese Stimulanzien führen, vor allem bei kleinen Kindern, nicht selten zur Reizüberflutung im Gehirn.

Hinzu kommt die Tatsache, dass zu häufiges Fernsehen oder übermäßige PC-Nutzung gesundheitsfördernde Aktivitäten ausschließt und die eigene Fantasie und Kreativität zu kurz kommen.

Das Spielen oder die Beschäftigung mit den Kindern geht so weitestgehend verloren. Obwohl es gerade das ist, was unsere Kinder fördert, ihnen Halt gibt und Intelligenz schult. Aber auch die daraus resultierende Nähe und Geborgenheit sind unabdingbar.

Dies sollte nur als ein Beispiel dienen, wie stark unsere Kinder heutzutage Reizüberflutungen ausgesetzt sind. Es gibt Unmengen an Situationen, die ein kindliches Gehirn nicht gut verarbeiten kann. Es vollbringt täglich Höchstleistung, um seinen Aufgaben gerecht zu werden. Oft sind an ADS/ADHS erkrankte Kinder noch schlimmer betroffen.

Ärger, permanente Lautstärke, Unzufriedenheit, Gruppenzwang, Geschwisterrivalität, Unruhe, Leistungsdruck, Stress usw., all das beeinflusst die kindliche Entwicklung negativ und wirkt sich nachteilig auf Erholungsphasen aus. Um diese Diskrepanz zu vermeiden, sollten Kinder möglichst täglich kurze Ruhephasen einlegen. Körper und Seele können entspannen und somit die Balance zwischen Stress und Ruhe wiederhergestellt werden.

Die Fähigkeit der Vorstellungskraft, in Verbindung mit entspannenden Fantasiereisen, ist ein mächtiges Werkzeug, das wir alle besitzen. Dieses Buch entführt den Zuhörer auf verschiedene Reisen, hier kann er seine Vorstellungskraft nutzen, um Entspannung und Ruhe zu finden. Schritt für Schritt begleiten die Geschichten durch verschiedene Szenarien und Abenteuer, die es ermöglichen, den eigenen inneren Frieden zu finden und die Kreativität zu erweitern.

Die Kurzreisen handeln von Ängsten, Emotionen, Akzeptanz, Selbstbewusstsein, Konflikten und imaginären Bildern. Diese werden in einer kindgerechten Art und Weise vermittelt, sodass sie gut verständlich sind.

Fantasiereisen rufen Freude und Entspannung im Zuhörer hervor. Sie schulen Intelligenz, Gedächtnis und Vorstellungskraft.

Auch werden Kinder und Jugendliche durch bestimmte Strategien angeregt, eigene Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln, oft, weil sie das Ganze aus einer anderen Perspektive zu hören/sehen bekommen. So sind die kleinen Zuhörer für ihr alltägliches Leben gut gerüstet.

Kinder lernen schnell durch imaginäre Vorstellung ihren Alltag zurückzulassen, sich von allen Anspannungen zu entladen und in eine Welt einzutauchen, in der es für sie friedlich und erholsam ist. Hier finden sie ihren Raum, den sie brauchen, um sich zu erholen. Es existiert nur Ruhe und genau die Welt, die sie sich mit ihren eigenen Gedanken erschaffen. Alles ist so, wie es das jeweilige Kind für sich erträumt.

Während der Entspannung durch Fantasiereisen mit den Formeln des Autogenen Trainings, entstehen bestimmte positive Vorgänge im Körper, z.B. sinkt der Muskeltonus und die Durchblutung steigt.

Im Anschluss an die Entspannung kann ein leichtes Frösteln auftreten, diese Reaktion ist normal und hält bis zu 30 min. lang an.

Der Parasympathikus, welcher auch als „Ruhenerv“ bezeichnet wird und eine Komponente des vegetativen Nervensystems ist, wird in dieser Entspannungsphase angeregt. Er sorgt für Ruhe, Erholung und Schonung, somit also letztlich für mehr Konzentration und Ausgeglichenheit.

Bei regelmäßigen Entspannungsübungen kommt es zur Regenerierung und einem seelischen Ausgleich, was auch die Konzentration und Leistungsfähigkeit steigert.

Kinder besitzen ein hochgradiges bildhaftes Vorstellungsvermögen. Das macht sie zu aufmerksamen und erwartungsvollen Teilnehmern. Sie lernen schnell umzudenken und aus Fantasiereisen den Sinn herauszufiltern. Oft liegt dieser in Vertrauen, Zuversicht, Geduld, Mut und Stolz.

Jeder Mensch ist in der Lage sich willentlich zu beeinflussen. Vor allem darauf beruht Autogenes Training. Die kindge-rechten Formeln, welche in den Fantasiereisen integriert sind, sorgen für innere Ruhe, Entspannung und Ausgeglichenheit. Eine Steigerung von Selbstbewusstsein und die innere Akzeptanz, welche vielen Kindern fehlt, ist ebenfalls ein Ziel der Fantasiereisen.

Kinder brauchen Erwachsene, um sich zielgerichtet und gesund entwickeln zu können. Deshalb sollten wir ihr Wohlergehen niemals aus den Augen verlieren.

Helfen sie mit, ihrem Kind das zu geben, was es physisch und psychisch nötig hat.

Katrin Biela-Blasius

Psychologische Beraterin

Kursleiterin für Entspannungsverfahren für Kinder, Jugendliche und Erwachsene

Vorwort

Lesen Sie zuerst die jeweilige Fantasiereise durch, um den Sinn und die Betonung besser erfassen zu können.

Eine Fantasiereise sollten Sie mit dem Kind nur unternehmen, wenn Sie genügend Zeit dafür zur Verfügung haben und das Umfeld entsprechend ruhig ist.

Vergessen Sie bitte nicht, dass sich Ihre eigene Unruhe auf das Kind übertragen und es somit nicht richtig entspannen kann.

Kinder spüren sehr genau, ob der Vorleser sie in das Reich der Träume entführen will, ob er sich Zeit nimmt und selbst gerne mit verreisen möchte.

Bitte besprechen Sie vorher mit dem kleinen Zuhörer, ob dieser lieber Musik zum Träumen oder ohne Klänge der Entspannung auf die Reise gehen möchte.

Erklären sie vorab schwierige Wörter oder Begriffe, damit das Kind beim Träumen weiß, was gemeint ist und nicht aus der Entspannung gerissen wird, weil es anfängt zu grübeln.

Jede Fantasiereise enthält zusätzlich eine kleine Einleitung, um besser in die Ruhe finden zu können.

An den Stellen, welche mit „[∼]“ gekennzeichnet sind, lassen sie bitte immer eine kleine Pause beim Vorlesen, damit die kleinen Zuhörer ihre Gedanken und Vorstellungen formen können.

Die Rücknahme ist an jedem Ende einer Fantasiereise sehr wichtig, bitte führen Sie immer eine Rücknahme durch, damit das Bewusstsein wieder klar und frei ist und der Teilnehmer ganz orientiert im Hier und Jetzt zurück sein kann.

Wenn Sie Fantasiereisen zum Einschlafen anwenden, müssen Sie keine Rücknahme durchführen, der kleine Zuhörer kann dann einfach weiterschlummern.

Ich wünsche Ihnen und Ihrem Kind viel Spaß!

Das Wildpferd

Heute kannst du eine abenteuerliche Traumreise unternehmen, dazu legst du dich nun ganz bequem hin. Um in die Welt der Träume einzutauchen, ist es wichtig, dass du dich entspannst.

Fühle deinen Körper! Spüre, wie du jetzt immer ruhiger wirst und mehr und mehr in die Entspannung findest! Dein Atem geht ganz leicht, die Luft strömt wie von selbst durch deinen Körper. Du fühlst dich frei von allem, was dir Aufregung oder Unruhe bereitet. Nichts ist mehr wichtig in diesem Moment und in Gedanken sagst du nun zu dir selbst:

„Ich bin ganz bei mir, nichts kann mich stören, ich bin ganz ruhig, die Ruhe kommt von selbst. Ich bin ganz ruhig und entspannt. … Meine Arme und Beine sind ganz schwer, angenehm schwer, angenehme Schwere ist in meinen Armen und Beinen. [∼] … Meine Arme und Beine sind ganz schwer, angenehm schwer, angenehme Schwere ist in meinen Armen und Beinen. [∼] … Meine Arme und Beine sind völlig schwer, angenehm schwer, angenehme Schwere ist in meinen Armen und Beinen. [∼] Ich bin ganz ruhig und entspannt.“ [∼]

Wenn du nun gelöst bist und dein Körper sich ganz schwer anfühlt, dann komm mit mir auf eine Reise in die Welt deiner eigenen Fantasie!

Stell dir vor, du befindest dich in einer malerischen Landschaft. Um dich herum sind hohe wunderschöne, sandfarbene Berge und in der Mitte erstreckt sich ein märchenhaftes Tal, in welchem du dich nun befindest. [∼] Die Sonne steht hoch am Himmel und schickt dir wohlige Wärme auf deinen Körper. Heute scheint sie besonders warm und hell zu strahlen. Die Luft ist klar und es ist ein perfekter Sommertag. [∼]

Durch das herrliche Tal führt ein breiter Fluss, der ganz ruhig dahinfließt. [∼] Stell dir diesen schönen Fluss vor! Siehst du, wie er langsam über die Erdoberfläche kriecht? Und wenn du so weit bist, dann gehe jetzt hinüber an sein Ufer! Setz dich eine Weile hin, zieh die Schuhe aus und baumle deine Füße ins Wasser hinein! [∼] Spürst du, wie angenehm frisch es ist? Das tut dir gut, denn langsam wird der Tag nun immer heißer. Du genießt das kühle Nass an deinen Beinen und Füßen, legst dich zurück ins weiche Gras und schaust zum blauen Himmel hinauf.

Ein paar weiße Schleierwolken breiten sich langsam in diesem schier endlosen Blau aus. Du kannst auch die weißen Kondensstreifen einiger Flugzeuge sehen und fragst dich, wohin sie wohl fliegen. Deine Gedanken schweifen ab und du erinnerst dich an deinen letzten Urlaub. Wecke die Bilder in dir! Welche Abenteuer hast du erlebt und wie sah alles aus? Welche Gerüche konntest du wahrnehmen? Vielleicht den salzigen Duft des Meeres, das Aroma tropischer Blumen oder den verlockenden Geruch von Schnee? Tauche in diese Erlebnisse ein! Was erinnert dich an deinen letzten Urlaub? War es Sommer oder Winter? Wie war das Wetter? Warm oder kalt? Regnerisch oder sonnig? Wie sah die Landschaft aus? Gab es Berge oder ein blaues Meer? Was war da noch? Welche Dinge kommen dir in den Sinn? Lass dir etwas Zeit zum Träumen! [∼]

Zeit zum Träumen lassen

Dann kehrst du langsam mit deinen Gedanken zurück und vernimmst wieder das angenehme Plätschern des Wassers. [∼] Du fühlst dich sehr wohl und entspannst immer mehr.

Mit deinen Fingern gleitest du jetzt über das zarte Gras und ein Kitzeln auf deinen Handflächen wird spürbar. Du streichst mit deiner Hand vor und zurück, während die Grashalme auf deiner Haut ein so angenehmes Kribbeln hinterlassen, dass du kurz die Augen schließt. Es ist eine wunderbare Empfindung. Spürst du das? [∼]

Du genießt den Tag und die Stille hier am Fluss. Langsam setzt du dich dann wieder auf und schaust in das klare Wasser hinein, dabei entdeckst du sogar ein paar Fische. Siehst du sie? Sie sind wie kleine Juwelen unter dem Wasser versteckt. Welche Arten kannst du erkennen? Forellen? … Karpfen? … oder andere Fische? Wenn dir die Namen nicht bekannt sind, konzentrierst du dich stattdessen auf die Farben und Größen, die vor dir erscheinen. Lass deine Vorstellungskraft fließen und erkenne die Schönheit der Natur! Die Farben der Fische schillern in verschiedenen Nuancen, siehst du das? Entdeckst du ein sanftes Grau, ein warmes Orange oder eher ein strahlendes Silber? Sind sie groß und imposant oder klein und anmutig? Was siehst du? Konzentriere dich ganz fest! Du kannst sie sehen, wenn du es wirklich willst. [∼] Hier und da schlängeln sie um die Steine im Wasser herum, treiben flussabwärts oder verharren an den Pflanzen. Jeder Fisch trägt sein eigenes Geheimnis. Lass dich von der Vielfalt verzaubern und genieße diesen magischen Moment der Entdeckung! [∼]

Einen Augenblick lang stellst du dir jetzt vor, wie es wohl wäre, ein Fisch zu sein und sich mit den Wellen der Strömung treiben zu lassen. Nur die Ruhe unter dem Wasser zu spüren und zu sehen, wie die Sonne durch die glitzernde Oberfläche alles erhellt, muss wunderschön sein. [∼] Diese Gedanken hinterlassen in dir Ruhe, Stille und Leichtigkeit. Du fühlst dich ganz entspannt.

Das Plätschern an deinen Füßen lässt dich wieder aus deinen Träumen erwachen. [∼] Und wenn du dann so weit bist, stehst du auf und gehst ein Stück weiter. Die Schuhe nimmst du in die Hand, denn jetzt möchtest du lieber barfuß laufen.

Unter deinen Füßen spürst du nun den warmen Boden, er ist so weich und fluffig, als würdest du über kleine Schaumkronen gehen. Kannst du es fühlen? [∼] Ganz toll machst du das! Spüre dem nach! [∼]

Hier und da liegen große Steine wie stumme Wächter am Wegesrand. Die Sonne hat ihre Oberfläche sanft ausgeblichen und sie bilden einen Kontrast zu den einzigartigen Pflanzen, die den Pfad säumen und in lebhaften Farben ihre Schönheit entfalten.

Du gehst weiter am Fluss entlang, der sich immer noch ganz ruhig durch die Landschaft schlängelt. [∼]

In der Ferne entdeckst du, hinter einem kleinen Wäldchen, eine wunderschöne Wiese, die dich zu rufen scheint. Um sie zu erreichen, musst du jedoch den Fluss durchqueren. Deshalb entschließt du dich nach einer flachen Stelle im Wasser Ausschau zu halten, um es zu versuchen. [∼]

Nicht lange und ein seichtes Stück im Flusslauf ist zu sehen. Mit einem zufriedenen Lächeln ziehst du deine Schuhe wieder an. Wie praktisch, dass du dich heute Morgen für wasserfeste Gummistiefelchen entschieden hast. Entschlossen setzt du einen Fuß in den klaren Fluss, spürst die erfrischende Kühle und dann gleitet auch der andere Fuß ins Flussbett hinein. Das Wasser umspielt deine Stiefel, während du behutsam voranschreitest. Die Strömung ist sanft und das leise Murmeln des Flusses begleitet dich auf deinem Weg. Die Sonne wirft ihr warmes Licht aufs Wasser und die umgebende Natur scheint dir zuzulächeln. Deine Gummistiefel lassen dich trocken zum anderen Ufer gelangen und du steigst aus dem Fluss heraus. Prima, das wäre geschafft! [∼] Jetzt atmest du einmal tief in deinen Bauch hinein – und wieder aus. Die Luft ist klar und riecht angenehm nach frischem Wasser. [∼] Das leise Plätschern der seichten Strömung lässt dich wieder ein wenig in Gedanken versinken. [∼] Tatenlos schaust du aufs Wasser und genießt die Ruhe des Flusses, der langsam und gemächlich seinen Lauf nimmt. Körperlich völlig entspannt, nimmst du dir Zeit, die Umgebung eine Weile auf dich wirken zu lassen. Die Sonnenstrahlen tanzen auf der funkelnden Oberfläche und das sanfte Rauschen des Wassers schafft eine beruhigende Atmosphäre.

Hier, auf der anderen Seite des Flussufers, beginnt der prächtige kleine Wald. Du entschließt dich hindurchzugehen, um dann geradewegs auf die wunderschöne Wiese zu gelangen. [∼]

Als Erstes nimmst du jetzt den Geruch der Bäume wahr. Es riecht holzig und duftet nach Moos. Du atmest tief in deine Lungen hinein, ein und wieder aus. [∼] Leise schleichst du zwischen den grünenden Bäumen am Flussrand entlang und beobachtest erschrocken, wie sich der Boden und das Wasser auf einmal verändern. [∼]

Der Fluss beginnt plötzlich schneller zu fließen und ändert seine Farbe, indem er dir schlammig entgegenlugt. Die Strömung nimmt rapide zu, während der Wasserpegel immer weiter ansteigt und mitgerissene Holzstücke und Blätter an dir vorbeirauschen. Du bist überrascht und hast keine Ahnung, wo diese Strömung auf einmal herkommt. Das Waldufer überschwemmt und das kühle Wasser umschließt deine Beine. Eine gewisse Unruhe macht sich in dir breit und du versuchst aufgeregt, schneller zu werden, um dem ansteigenden Wasser zu entkommen. In deinem Bauch spürst du jetzt ein beklemmendes Gefühl, das sich nach und nach in deinem ganzen Körper ausbreitet. Die Natur um dich herum, gerade noch so ruhig und friedlich, hat sich nun in einen unberechenbaren Moment verwandelt. [∼] Ganz ruhig ordnest du deine Gedanken und dir kommt etwas in den Sinn.

Ein sehr alter, weiser Mann hat dir einmal einen Spruch verraten: „Hab ruhigen Mut, dann geht alles gut, geh vertrauensvoll deinen Weg, dann kannst du alles schaffen! Hör auf dein Herz, bleibe gelassen und glaube an dich selbst, so wirst du stets die richtige Entscheidung treffen!“

Flüsternd wiederholst du die beruhigenden Worte wieder und wieder, während du durch die Überschwemmung schreitest. Jeder Schritt ist bedacht, jeder Atemzug ein Versuch, die innere Ruhe zu bewahren und so entspannst du dich. Du watest besonnen, aber zielstrebig weiter durchs Wasser, bis du fast das Ende des Waldes erreicht hast. Vergiss nicht zu atmen, ganz ruhig ein – und aus! [∼]

Inzwischen hat sich auch das Wasser wieder beruhigt. Holzreste schippern noch langsam vor sich hin und werden nicht mehr mitgerissen. Die Strömung ist zurückgegangen und der Waldboden trocknet langsam im Sonnenlicht. Weiches, grünes Moos kommt zum Vorschein. [∼] Du bist sehr stolz auf dich, dass du ruhig und besonnen reagiert hast. [∼]

Wie von Geisterhand ist die Strömung verschwunden und der Fluss sieht jetzt genauso aus, wie du ihn vorher entdeckt hast. Als sei nichts gewesen, leuchtet dir seine türkisblaue Farbe wieder entgegen. Am anderen Ufer kannst du nun sogar ein paar Rehe beim Trinken beobachten. Zwei kleine Kitze spielen und planschen im Wasser. [∼] Der Anblick dieses friedlichen Naturmoments berührt dein Herz und ein Gefühl von Geborgenheit breitet sich in dir aus. Du lächelst, leichtfüßig und glücklich gehst du weiter. [∼]

Doch jetzt bemerkst du, dass es auf einmal spürbar kühler wird, die Sonne verschwindet hinter dicken Wolken und du kannst nur erahnen, wie lange es dauern wird, bis du ihre Wärme wieder spürst. [∼] Bis dahin bleibt das Licht des Tages etwas gedämpft und die Stille am Fluss macht sich umso mehr breit.

Du bist ganz allein in dieser zauberhaften Umgebung, weder Tier noch Mensch sind jetzt in Sicht. Mystischer Nebel steigt über dem Fluss auf und die Landschaft scheint von Schatten umhüllt zu sein. Ein Gefühl von Geheimnis und Magie durchdringt die Luft. Du spürst, wie die Natur um dich herum in einen verwunschenen Zustand übergeht und lauschst in die Stille hinein. [∼] Für einen kurzen Moment glaubst du, im Gebüsch ein Geräusch wahrgenommen zu haben, und so bist du ganz leise. Du bewegst dich nicht von der Stelle. Augen und Ohren hältst du weit offen, dabei vergisst du nicht zu atmen. [∼]

Die Natur ist durchzogen von einer fast greifbaren Stille, während du die Umgebung um dich herum gespannt beobachtest. Dein Blick schweift umher, durch den Wald und über den Fluss. Aber alles bleibt ruhig und du weißt, dass du dich getäuscht hast, du bist ganz allein hier. Es ist friedlich und still. Niemand stört dich, hier hast du die Zeit auf deiner Seite. Alles ist so, wie du es haben willst und wie es gut für dich ist. So, als seist du der Hüter der Zeit. Du atmest tief ein, um die klare Waldluft zu genießen und spürst die Ruhe darin liegen. Der Nebel scheint langsam zu verschwinden und die Konturen der Bäume werden wieder klarer. [∼]

Jetzt kommst du dem Ende des Waldes entgegen, kleine Sträucher lösen ihn ab und leuchten dir grün entgegen. Immer wieder bewunderst du die kraftvolle Farbe der Blätter an den Sträuchern. Als du an den letzten Astwerken vor‑übergehst, siehst du endlich die schöne Wiese vor dir. [∼] Ein leichter Wind trägt den Duft von frischem Gras und wilden Blumen heran. Überall siehst du traumhaft bunte Blüten und Schmetterlinge tanzen in der Luft. Ein riesiges weiches Bett aus unzähligen Blumen breitet sich vor dir aus. [∼] Hier fühlst du dich wohl und genießt die Zeit. [∼]

Dann bemerkst du auf einmal in der Ferne einige Schatten, die sich eilig nähern. [∼] Die Sonne beginnt gerade eine dicke Wolke beiseitezuschieben, da hörst du ein fernes Wiehern und entdeckst eine große Staubwolke am Horizont. Ein sanftes Grollen begleitet jetzt das rhythmische Stampfen von Hufen und die Umrisse von Pferden zeichnen sich in der aufgewirbelten Staubschicht ab. Dieses Bild strahlt unbändige Schönheit aus. Siehst du alles vor dir?

Die Herde galoppiert im Gleichklang über die Wiese und die Erde bebt unter den kräftigen Hufen. Die Pferde wirken ungezähmt, als ob sie die Natur selbst verkörpern. Von der Staubwolke begleitet, siehst du die unbändigen Tiere immer näherkommen. Wie sie sich da so vor dir bewegen, vermitteln sie dir Schnelligkeit, Kraft und Freiheit, und du kannst das Aufbrausen der Energie förmlich in dir spüren.

Jetzt hörst du die Hufschläge noch deutlicher. Stell dir diesen immer wiederkehrenden Klang vor! Lass die Geräusche in dir entstehen! Lass sie erklingen und wahr werden! … Wild lebende Mustangs statten dir jetzt einen Besuch ab.

Mustangs sind sehr intelligent, sie galoppieren mühelos über felsige, steinige Flächen und ihre kräftigen Beine tragen sie mit einer beeindruckenden Leichtigkeit. Ihre Bewegungen sind geschmeidig und kraftvoll zugleich, während sie bis zu 50 Kilometer am Tag zurücklegen.

Siehst du sie vor dir? Diese muskulösen Tiere? Die Hufe setzen kraftvolle Abdrücke in die Wiese und ihre Augen spiegeln die Weisheit und den unbezähmbaren Geist wider, der ihnen innewohnt. Ihre Eleganz und Schönheit fesseln dich, während sie sich mit einer fast mystischen Anmut durch die Landschaft zu dir bewegen.

Dann werden die Mustangs langsamer. Allem Anschein nach wollen sie dich begrüßen. Sie kommen näher … noch näher … [∼] und kurz vor dir bleiben sie stehen. [∼] Die Tiere schnauben, wiehern und schütteln ihre Köpfe. Dabei wehen ihre langen Mähnen im Wind. Aus ihren Nüstern kommt dir warmer Atem entgegen. Fühlst du ihn? [∼] Riechst du auch den süßlichen Duft? [∼]

Solche wundervollen Pferde hast du noch nie gesehen. Eines schöner als das andere. Kannst du sie dir vorstellen? Welche Farben tauchen vor deinem inneren Auge auf? Wie sehen sie aus? Schau genau hin! Versuche sie dir vorzustellen! [∼] Es sind weiße, braune, aber auch gescheckte und schwarze Pferde. Eines von ihnen gefällt dir besonders gut. Es steht direkt vor dir, hat schwarzes Fell und eine lange weiße Mähne. Auch wenn du vielleicht kein Pferdefreund bist, zieht dieser Hengst dich in seinen Bann. Von ihm geht eine spürbare Magie aus, die dich berührt. [∼] Du siehst ihn vor dir, rabenschwarz, mit einer lockigen Mähne, die zart im Wind flattert. Seine Augen strahlen reinste Freiheitsliebe aus und auf der Stirn zeichnet sich ein weißer Stern ab. Sein heller Schweif strahlt dir so entgegen, dass er dich an ein funkelndes Sternenmeer erinnert und das Fell glänzt seidig in der Sonne, die sich alle Mühe gibt, den Tag wieder hell zu erleuchten. [∼]

Der Mustang wiehert dir zu. Seine weichen Nasenlöcher bewegen sich beim Ein- und Ausatmen und du spürst einen warmen Hauch an deiner Schulter. Dann streichelst du die Mähne und berührst vorsichtig sein Gesicht.

Mit seinen schwarzen Augen, die von dichten Wimpern umgeben sind, schaut er dich erwartungsvoll an und beobachtet, was du tust. [∼]

Seine Ohren stellen sich auf und zucken in mehrere Richtungen, wahrscheinlich nimmt er gerade das Rauschen des Flusses wahr oder ein Rascheln in den Sträuchern. Jetzt kommt Wind auf und erzeugt noch mehr Geräusche. Aufmerksam schaut das wilde Tier dich an. Es ist, als wolle der fremde Hengst dich beschützen und auf dich Acht geben. [∼]

Kurz stellst du dir vor, wie du mit ihm zur Schule reitest und ihn dort an einem Baum festmachst, um ihn in den Pausen zu streicheln. Am Nachmittag würdest du zum Supermarkt reiten, um etwas einzukaufen. Der Hengst könnte vielleicht in eurer Garage wohnen. Das würde dir gefallen. Jetzt stellst du dir vor, wie du an einem echten Pferderennen teilnimmst und die Menschen dir zujubeln. Du kannst den Staub der Rennbahn schon förmlich riechen und vor dir sehen, wie du Erste/r wirst. [∼] Bei diesen Gedanken fühlst du dich glücklich und zufrieden. [∼]

Zeit zum Träumen lassen

Mit Karacho galoppiert die Herde nun wieder los, dabei wirbelt Staub auf und du gehst einen Schritt zurück. Du hörst den dumpfen Klang der Hufe, während dich ein frisches Lüftchen im Gesicht streichelt. Sobald der Staub sich legt, kannst du die vielen Hufabdrücke im Boden sehen. Stell sie dir vor! Und jetzt bemerkst du auch, dass der schwarze Mustang bei dir geblieben ist. [∼] Voller Freude streichelst du über seine warme, weiche Nase bis zu den Ohren hinauf und kannst das samtweiche Fell wieder deutlich spüren. Die Wärme des Pferdes dringt in deinen Körper hinein. Zuerst spürst du deine warme Hand und dann breitet sich die angenehme Wärme weiter aus. Sie kriecht in deinen Arm, bis sie deinen ganzen Körper durchströmt. So angenehm warm, so schön, so wundervoll… Herrlich! [∼] Jetzt beugt der Hengst seinen Kopf zu dir hinunter, damit du ihn noch besser streicheln kannst. Es gefällt ihm offensichtlich, dass du ihn so verwöhnst.

Er beschnuppert dich, während seine helle Mähne dein Gesicht ganz zart berührt. [∼] Fühlst du das? Kitzelt es? Ist es angenehm? [∼] Nach einer Weile reckt er seinen Kopf in die Luft und wiehert dir zu. Das heißt wohl: „Aufsteigen!“ Mutig entschließt du dich, es herauszufinden. Du trittst an die Seite des Pferdes, hältst dich an der leuchtenden Mähne fest, hebst dein Bein und schwingst dich, mit einem kräftigen Ruck, auf seinen geschmeidigen Rücken hinauf. [∼] Toll! Das hast du gut gemacht! [∼] Der Hengst bleibt ruhig stehen und wartet, bis du Halt gefunden hast, dann trabt er los und gemeinsam reitet ihr über die Wiese. [∼] Dabei strahlt die Sonne und der Himmel ist jetzt so blau, wie man es nur selten sehen kann. Endlos. Wolkenlos. [∼] Du sitzt auf deinem Wildpferd und reitest durch die Natur. Du bist so frei und glücklich, dass du deine Arme weit zur Seite ausbreitest und die frische Luft tief einsaugst. Man kann ein Lächeln auf deinem Gesicht erkennen und du genießt diesen Ausritt. Dein Pferd und du, ihr verkörpert den Inbegriff von Freiheit. [∼] Jetzt siehst du einen kleinen, zarten Schmetterling, der sanft über deine Handfläche flattert. Seine Flügel sind von schillernden Farben durchzogen und sie glänzen im Sonnenlicht wie kostbare Juwelen.

Der Schmetterling setzt sich für einen Moment auf deine Hand nieder und scheint dich mit seinen winzigen Facettenaugen anzusehen. Du versuchst du dich so wenig wie möglich zu bewegen. [∼] Siehst du ihn? Welche Farbe hat er? Ist es ein Zitronenfalter, ein Tagfalter oder ein Pfauenauge? Wie sieht er aus? [∼]

Langsam hebt der Schmetterling dann wieder ab und gleitet in die Luft davon. Er schwebt in spiralförmigen Bahnen um dich herum, als würde er dich einladen wollen, ihm zu folgen.

Dein Blick richtet sich wieder geradeaus und ihr reitet weiter durch die Natur. Jetzt kannst du vor dir sogar einen Feldhasen über die Wiese hüpfen sehen. Entdeckst du noch mehr Tiere? Blick dich in Gedanken um! Was erkennst du während deines Rittes durch dieses einmalige Naturgebiet? [∼]

Und wenn du dir in der ruhigen Umgebung alles angeschaut hast, dann galoppiere zum Fluss und genieße dabei ein weiteres Mal die freie Bewegung und die frische Luft!