Fast Food Diät - Harald Sükar - E-Book

Fast Food Diät E-Book

Harald Sükar

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Beschreibung

17 Jahre, nachdem Morgan Spurlock in der Kult-Doku "Supersize Me" den McDonald's-Selbstversuch wagte, versuchte es Harald Sükar genau andersherum: In diesem Buch zeigt er mit einem unter ärztlicher Begleitung durchgeführten Experiment, warum Fast Food mit den richtigen Zutaten sogar gut für die Gesundheit sein kann und wie er selbst in nur sechs Wochen zehn Kilo mit nichts als Burger, Pizza und Co. abgenommen hat. Dazu liefert er Rezepte zum Nachkochen für die gesunden Alternativen zur ungesunden Versuchung.

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FAST FOOD DIÄT

Harald Sükar:

Fast Food Diät – Gesund und schlank mit Burger, Pizza und Co.

Alle Rechte Vorbehalten

© 2021 edition a, Wienwww.edition-a.at

Cover: Isabella StarowiczSatz: Sophia Stemshorn

ISBN gedruckte Ausgabe 978-3-99001-482-0

ISBN E-Book 978-3-99001-483-7

E-Book-Herstellung und Auslieferung:Brockhaus Commission, Kornwestheimwww.brocom.de

Für meine Eltern

INHALT

Ein Arbeitstag als McDonald’s-Manager

10 Jahre später

Ab ins McKrankenhaus

Minimize me!

Die ersten Schritte

Der Glykämische Index

Es wird langsam ernst

Regeln

Rezepte

Dreimal täglich Burger, Pizza und Kebab

Der Befund

EIN ARBEITSTAG ALS MCDONALD’S-MANAGER

Ein Tag meines Lebens als McDonald’s -Manager.Alles ist so gut, dass ich nie darüber nachdenken muss.

Adrenalin in den Adern schon beim Aufstehen.

Wie die meisten McDonald’s-Mitarbeiter spüre ich ein permanentes Hochgefühl. Wir vermuten, dass es vom Ketchup kommt. Es vermischt sich mit unserem Blut, lässt unsere Augen glänzen, wenn wir Burger, Nuggets und Pommes promoten und morgens aus dem Schlaf hochfahren wie Fast-Food-Cyborgs, die jemand eingeschaltet hat.

Ich heiße Harald Sükar und bin Chef von McDonald’s Österreich. Willkommen in meinem Leben. Wir erzielen mit 8.000 Mitarbeitern und 176 Restaurants 350 Millionen Euro Umsatz und wachsen ständig. Das fühlt sich für einen Manager wie mich super an.

Am Vormittag steht ein Expansions-Meeting an, zu Mittag ein Marketing-Meeting samt Produktverkostung für die Januar-Promotion, am späten Nachmittag ein Termin mit der Finanzchefin, um das Augustergebnis zu besprechen. Wir haben das Jahr 2005, September, ich bin 41 Jahre alt und es wird ein guter Tag mit nichts als positiven Angelegenheiten werden.

Punkt neun Uhr versammelt sich das Expansionsteam an einem runden Tisch und berichtet über die Standortsuche. Es geht um behördliche Fragen und um Baufortschritte. Kaum noch vier Monate bis Jahresende, und uns fehlte für das Plansoll noch eine Neueröffnung. Die Firmenphilosophie, die unsere Augen auch glänzen lässt, sieht eine Performance unter dem Plansoll nicht vor.

Ein Immobilienmanager berichtet, dass er noch an einem Standort dran ist. Die Verhandlungen mit dem Grundstückseigentümer über den Preis und die mit den Behörden über die Zu- und Abfahrtssituation laufen noch. Ein schnelles behördliches Verfahren dauert mindestens vier Monate, ein durchschnittliches sechs, ein langsames, wenn es um Anraineransprüche geht, zwölf.

Der Bürgermeister steht dem Projekt wohlwollend gegenüber. Wir rufen ihn noch während unseres Meetings an. Schaffen wir das heuer noch? Das ist die einzige Frage, die uns alle interessiert.

Wir hören den Bürgermeister über die Freisprechanlage. »Höchste Zeit, dass meine Bürger nicht mehr in den Nachbarort zum Burger-Essen fahren müssen«, sagt er.

Beim Grundstückseigentümer kann er uns nicht helfen. »Darum müsst ihr euch selbst kümmern«, sagt er. Dafür ruft er gleich direkt bei der Gewerbebehörde an. Wir sollen in der Leitung bleiben, um mitzuhören. Jackpot.

Wir warten gespannt. Jemand hebt ab. »Du, ich habe gerade die Herren vom McDonald’s am Apparat«, sagt der Bürgermeister. »Die würden gerne heuer noch aufsperren. Morgen bringen sie dir die Pläne. Macht mir bitte keine Probleme.«

Anfang der 1990er-Jahre, als ich McDonald’s-Neuling war, wäre das noch anders gelaufen. Wenn wir einen neuen Standort eröffnen wollten, waren Bewohner und Behörden alarmiert. Es gab Bürgerproteste, Versammlungen und Petitionen. Vorhaben scheiterten.

Inzwischen schicken Gemeinden Abordnungen zu uns in die Zentrale und urgieren ihre eigene Filiale. Manche Gemeinden betteln regelrecht um ein McDonald’s-Restaurant. Es liegt auf der Wunschliste der Gemeinden noch vor einem eigenen Zahnarzt. Was unser Ketchup-Blut-Gemisch zum Brodeln bringt.

Ich sehe auf die Uhr. Marketing-Meeting. Im Auto fahre ich zu einem nahegelegenen McDonald’s-Restaurant. Der zuständige Marketingmanager hat drei Tische für uns zusammengeschoben. Der Produktmanager stellt uns die Januar-Produkte vor. Alles perfekt.

Was passt in den kalten Winter nach Weihnachten? Die Alpengaudi natürlich. Erfunden haben das die deutschen Kollegen. Wir sind einverstanden, machen aber »Hüttengaudi« daraus. Eine kleine Mutation, die wenig kostet.

Wir kosten die neuen Burger. Es gibt niemanden im Team, der Burger nicht mag. Auch wir, die hohen Tiere bei McDonald’s, essen sie ständig und sie schmecken uns. Der Promotionmanager gestikuliert mit seinem Burger in der Hand. Ein Klecks Sauce fliegt auf einen der grauen Tische, die wir zusammengeschoben haben. Er hat keine Zeit, zu trocknen und dank seines Zucker- und Salz-Gehaltes zu einer harten Kruste zu werden. Er hat keine Zeit, uns daran zu erinnern, was wir da essen. Eine Service-Mitarbeiterin wischt ihn weg.

Es geht um Schärfe, mehr oder weniger Sauce oder zwei statt drei Scheiben Tomaten. Ich liebe diesen Prozess, der einer abschließenden Verkostung durch eine repräsentative Konsumentengruppe vorausgeht. Wir prägen dabei Geschmackserlebnisse und schaffen Trends. Wir prägen ganze Generationen. Als wir Mitte der 1990er-Jahre zum ersten Mal Shrimps ins Sortiment aufnahmen, kamen viele Österreicher zum ersten Mal in den Genuss dieser damals exotischen Meeresbewohner. Aus einem Luxusprodukt war eine der breiten Masse zugängliche Köstlichkeit geworden.

Die Verkostung ist vorbei und ich mache mich mit vollem Magen auf den Weg zu meinem Auto. Zurück in die Zentrale. Die Finanzchefin hat nichts zu meckern. Wir sind gegenüber dem Vorjahr wieder im Plus. Es geht bloß um Details. Wo verdienen wir gut und wo herrscht noch Verbesserungspotential?

Außerdem müssen wir den im Juni aufgesetzten Budgetplan für das nächste Jahr fertigstellen und ins Headquarter nach Chicago schicken. Wir müssen uns immer schon im Juni mit den Finanzen des Folgejahres beschäftigen, denn das zwingt uns, uns laufend mit dem Budgetprozess zu befassen und mögliche Kursabweichungen rechtzeitig zu erkennen. Die in Chicago überlassen nichts dem Zufall.

Das ganze Konstrukt McDonald’s funktioniert wie eine gut geölte Maschine. Alle Unternehmensteile greifen ineinander. Reibungsverluste gibt es kaum und die Devise »Erfolg schafft Erfolg« überdeckt einzelne Misstöne rasch.

Wir in Österreich sind besonders gut. Gerade waren wir in Bezug auf den »Return on Investment« die Nummer zwei der Welt. Nur Singapur hatte noch bessere Kennzahlen.

Am Heimweg nehme ich wie immer einen Umweg und schaue in einem unserer Restaurants vorbei. Präsenz zeigen. Stichprobenkontrolle. Abendessen mitnehmen. Wir wachsen und wir alle essen das gleiche Zeug. Lächeln.

Ich werde wie ein Baby schlafen und morgen mit dem Läuten des Weckers wie ein Cyborg hochfahren, den jemand eingeschaltet hat. Mit glänzenden Augen. I’m loving it.

10 JAHRE SPÄTER

Ich arbeite nicht mehr bei McDonald’s, esse aber noch immer Fast Food und wiege 96 Kilo. Es sind besonders zähe 96 Kilo. Sie haben sich allen meinen Diäten erfolgreich widersetzt.

Ich fing erst nach meinem Wechsel weg von McDonald’s an nachzudenken. Wir haben Generationen geprägt, aber wie? Mit welchen Folgen? Ich konnte das an mir selbst ermessen. Ich war bei McDonald’s fast schon so etwas wie ein Fast-Food-Heavy-User geworden und geblieben. Inzwischen wog ich 96 Kilo, und ich war bei weitem keine 2,30 Meter groß, die das gerechtfertigt hätten. Ein Leben am Schreibtisch, im Auto und in McDonald’s-Restaurants hinterließ seine Spuren.

Ich hatte mich als McDonald’s-Manager gewissermaßen auch selbst geprägt. Da ein Hamburger, dort einige Pommes oder Chicken McNuggets. So ging das die ganze Zeit und es endete nicht nach der Auflösung meines Dienstvertrages. Ich hatte mich beruflich von dem Unternehmen befreit, saß aber weiterhin in der McDonald’s-Falle. Mir ging es wie den Wirten, die sich irgendwann die Selbstdiagnose »Trinker« stellen müssen. I didn’t love it.

Ich wusste, dass ich etwas ändern musste. Ich wollte nicht noch mehr in die Breite gehen und beim Stiegensteigen irgendwann nach zehn Stufen außer Atem sein. Der naheliegende Ausweg lautete: Verzicht auf Fast Food. Das kann ja nicht so schwer sein, dachte ich. Gerade ich hätte es besser wissen müssen.

IN DER FALLE

Fast Food macht einfach Spaß, aber in der Version der Fast-Food-Industrie eben auch süchtig. Ein Bekannter, der nach seiner Hochzeit sein Konsumverhalten gründlich änderte, erzählte mir, dass diszipliniert essen zu lernen für ihn viel schwerer war, als mit dem Rauchen und Trinken aufzuhören. Ich kann nur sagen: Mit Fast Food wieder aufzuhören ist das Allerschwerste.

Wie hätte es auch anders sein können? Milliardenschwere Fast-Food-Konzerne stecken wahrscheinlich mehr Geld in die Erforschung des Suchtfaktors ihrer Nahrungsmittel als die NASA in die Raumfahrt und das zeigt Wirkung. Umso mehr, als sie sich dabei nicht der natürlichen Ressourcen am Nahrungsmittelsektor bedienen müssen.

Sie entwickeln ihre Nahrungsmittel vielmehr in Labors mit Forscherteams, die das gesamte Wissen über anorganische und organische Chemie, den menschlichen Körper und den menschlichen Geist anwenden, um möglichst viele Menschen nach Burgern, Pommes und Nuggets süchtig zu machen. Was kann dem ein kleines Individuum, das in ihrer Maschinerie gefangen ist, entgegensetzen? In die Erforschung von Fast-Food-Entziehungskuren fließt jedenfalls kein Geld.

PERFEKTE SUCHT-MASCHINE

Wie diese Maschinerie funktioniert, wird jedes Jahr deutlicher. Es geht um standardisiertes Essen für standardisierte Kunden. Immer gleich, immer berechenbar, schnell erreichbar, schnell zubereitet und noch schneller serviert. Sogar die Kommunikation ist standardisiert. Die Worte, die Mitarbeiter der Restaurants zu uns sagen, kommen aus Chicago.

Die Digitalisierung perfektioniert das Ganze. Wir bestellen an Terminals und warten wie die Lemminge, bis unsere Abholnummer auf einem Bildschirm aufleuchtet. So spart McDonald’s Personalkosten, aber darum geht es eigentlich gar nicht. Die Terminals können an der Art unserer Bestelleingabe unser Konsumverhalten ablesen und perfekt darauf abgestimmte Zusatzangebote zeigen.

Besonders erfreut ist Chicago, wenn wir mit unserer Kundenkarte bestellen. Damit werden wir endgültig zu gläsernen Konsumenten und McDonald’s kann uns mit weiteren Forscherteams, die das gesamte Wissen der Welt über Psychologie anwenden, nach Lust und Laune manipulieren.

Klingt wie eine Bedrohung? Das wäre ein Trugschluss. Denn Fast Food ist auch deshalb so populär, weil wir unser Gehirn bei unseren Ess-Entscheidungen nicht mehr einschalten müssen. McDonald’s erledigt alles für uns, und das besonders effizient über die Terminals, die noch dazu ein lustiges Spielzeug sind. So können wir uns auch besonders gut in der Konformität der Masse verstecken und uns unauffällig unserer Fast-Food-Sucht hingeben.

EINSTIEGSDROGE SPASSFAKTOR

Dass das alles Spaß macht, soll auch das Design der Filialen vermitteln. Schon die Farbwahl der Logos der meisten Fast-Food-Restaurants ist psychologisch ausgeklügelt. Rot und gelb ziehen Aufmerksamkeit auf sich, was kein Geheimnis ist. Aber das ist nicht alles. Besonders das warme McDonald’s-Rot stimuliert auch die Geschmacksnerven und regt den Appetit an. Gelb wiederum wirkt positiv und einladend. Diese Farbkombination ist effektiv, genau wie alle anderen Zahnräder der Maschinerie, in der nichts dem Zufall geschuldet ist.

Überall gibt es Bildschirme, auf denen Kinder mit ihren Fettfingern herumtippen können. Für die Erwachsenen gibt es meist Zeitungen und wer seine Kinder nicht mehr aushält, kann sie in einem der »Spielparadiese« parken. Einen Luftballon gibt’s für den Weg nach Hause auch noch, für Papa einen Becher Kaffee und Mama gönnt sich noch schnell eine Himbeerrote. Inzwischen finden sogar erste Dates in McDonald’s-Restaurants statt. Einfach, weil wir sie inzwischen mit Emotionen verbinden.

ESSEN MIT DEN HÄNDEN

Dazu kommt, dass Essen mit den Händen etwas Sinnliches hat. Die Lust darauf ist uns allen in die Wiege gelegt. Denn während des allergrößten Teils der Menschheitsgeschichte saßen wir als Jäger und Sammler um unsere Lagerfeuer und aßen nicht etwa mit geschnitzten Holzstöckchen, an deren Spitzen wir die Zähne von Säbelzahntigern befestigt hatten, sondern mit den Händen.

Essen zu haben war in all den tausenden Jahren viel weniger selbstverständlich als heute. Umso schöner muss es für unsere Ahnen gewesen sein, wenn sie unter dem Sternenhimmel oder in ihren Höhlen im orangen Schein der Flammen saßen und nach dem griffen, was sie tagsüber erjagt oder gefunden hatten. Essen mit den Händen liegt uns also wie eine tiefe Wahrheit im Blut.

Die Geschichte der Gabel hingegen ist kurz. Noch im 11. Jahrhundert bezeichneten sie die Italiener, nachdem sie ihnen eine griechische Prinzessin aus Byzanz gebracht hatte, als »Attribut des Teufels«. Auch Jahrhunderte später hinterfragten unsere Vorfahren noch ihre Nützlichkeit: »Warum eine Gabel, wenn auf dem Weg vom Teller zum Mund sowieso die Hälfte in den Teller zurückfällt?«, fragten sich die heute ja eher als manierlich bekannten Franzosen im 16. Jahrhundert.

Erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts setzte sich die Gabel und mit ihr das Messer allmählich durch. »Gabeln sind ohne Zweifel eine spätere Erfindung als Finger«, schrieben die Verfasser eines Londoner Benimmbuches aus dem Jahre 1859, »aber da wir keine Kannibalen sind, neige ich zu der Auffassung, dass sie wirklich eine gute Idee waren!«

Waren sie das wirklich? Kulturhistorisch betrachtet bot die Gabel den Europäern jedenfalls die Möglichkeit, sich von den »Wilden« in ihren Kolonien abzugrenzen.

Wo sonst dürfen wir jetzt noch so ungeniert und in aller Öffentlichkeit unserem Ur-Instinkt folgen und mit den Fingern essen wie bei Burger King und Co.? Dort dürfen wir es nicht nur, wir sollen es sogar, und es geht immer mit einem Hauch von Leichtigkeit einher.

Egal wer wir sind, dort sind wir alle gleich und wir essen alle so, wie wir wollen. Wie wir auch als kleine Kinder gegessen haben. Wer könnte in einem Hauben-Restaurant oder in einem normalen Dorfwirtshaus ein Eis mit Smarties bestellen? Bei McDonald’s ist das ganz normal. Dort sind wir unter uns in unseren basalen Bedürfnissen. McDonald’s-Restaurants sind kleine Disneylands für jedermann, die immer gleich vor der Haustür liegen.

KINDER IN DER FAST-FOOD-FALLE

McDonald’s hat dabei den perfekten Dreh gefunden, um dieses Geschäftsmodell für alle Zukunft abzusichern. Denn wenn es uns auch so vorkommt, die eigentliche Zielgruppe des Konzerns sind nicht wir Erwachsenen, sondern die Kinder. Wenn McDonald’s Kinder von Fast Food abhängig machen kann, in der Zeit also, in der sich unser Ernährungsverhalten genau wie etwa unser Sozial- oder unser Bewegungsverhalten unter dem Einfluss unserer Umgebung herausbildet, dann schafft das viele lebenslang abhängige Kunden.

Was für uns Erwachsene so angenehm leicht erscheint, ist für Kinder das wahre Paradies. Essen mit den Händen, Herumtollen, nicht ruhig sitzen bleiben zu müssen. Die sonst immer verlangten Manieren ablegen zu können. Im Fast-Food-Palast regieren die Kinder.

Mit den Kindergeburtstagsfeiern in den Restaurants, aus Sicht von Chicago wahrscheinlich eine der besten Ideen ever, generiert McDonald’s schöne Erinnerungen voller Spaß und Emotionen. Die Kinder werden eines Tages selbst mit ihren Kindern wiederkommen, sollten sie nicht als Männer wegen all dem Junk impotent geworden oder als Frauen an Typ-2-Diabetes gestorben sein.

Wie oft haben wohl schon Kinder auf dem Heimweg oder der Fahrt von A nach B getobt und geheult, dass sie lieber zu McDonald’s wollen, als Mamas gebackenen Emmentaler zu essen. Sobald sie in der Schule sind und eigenes Taschengeld haben, sind Eltern in jedem Fall chancenlos.

McDonald’s sagt dazu: »Wir bieten auch gesunde Alternativen wie zuckerfreie Getränke, also Wasser, oder etwa Obst an.« Tja das stimmt, aber Werbung für Wasser und Obst habe ich bei McDonald’s noch nie gesehen. Dass Übergewicht und Adipositas ihre Wurzeln in der Erlebniswelt von Kindern zwischen zwei und sechs Jahren haben, ist den Fast-Food-Ketten egal.

ICH HASSE DIÄTEN

Ich war also eine vergleichsweise milde Form von Fast-Food-Junkie. Als ich ein Kind war, gab es in Österreich noch keine McDona!ds-Restaurants. Das erste sperrte 1977 auf, als ich 14 war. Ich geriet also nicht in meinen wichtigsten Prägephasen, sondern erst als Erwachsener in die McDonald’s- Maschinerie, was gerade für mich immer noch schlimm genug war. Denn Disziplin beim Essen gehört eindeutig nicht zu meinen Stärken.

Das stellte ich fest, nachdem mich meine Waage mit 96 Kilo geschockt hatte. Bei neunzig Kilo dachte ich noch: Naja. Bei 95 dachte ich: Diese Grenze wollte ich eigentlich nie überschreiten. Bei 96 merkte ich: Das geht immer so weiter.

Also musste eine Diät her. Nur welche? Das Angebot war riesig. Ich suchte nach einer Fast-Diät, also nach einer, die schnell wirken würde. Ich wollte mich nicht ewig mit irgendwelchen neuen Ernährungsformen beschäftigen, sondern am besten das ganze Unterfangen schnell hinter mich bringen und die Kilos purzeln sehen. Vielleicht war das im Nachhinein betrachtet nicht die intelligenteste Einstellung zum Abnehmen, aber ich wollte Ergebnisse sehen, und das möglichst sofort.

Eines hatten alle Diäten, die ich ausprobierte, gemeinsam. Ich scheiterte kläglich mit ihnen. Sie brachten mich körperlich und physisch an meine Grenzen. Ich will gar nicht damit spekulieren, wie sich Menschen in Hungersnöten gefühlt haben müssen, aber mir ging es auch verdammt schlecht. Schon weil es bei mir dazu kam, dass das Essen wie immer rings um mich in jeder Menge verfügbar war.

Ich erinnere mich an Tage, an denen ich penibel Kalorien zählte, mir winzige Portiönchen von irgendetwas gruselig Schmeckendem zubereitete und mir dabei lächerlich vorkam. Irgendwann beobachtete ich mich dabei, wie ich Essen vor mir selbst verstecken wollte oder eben erst gekaufte Lebensmittel in die Mülltonne vor dem Haus warf, weil das meine einzige Rettung vor ihnen war, und wie ich dann noch drei Mal den Deckel hob und überlegte, ob ich sie nicht doch wieder herausholen sollte. Mit einem leeren, unerträglich laut knurrenden Magen ins Bett zu gehen, war ein Alptraum für mich und ich war ständig gereizt, unglücklich und unleidlich. Ich verlor meine Lebensgeister, was mich noch unglücklicher machte als mein Übergewicht.

Verzicht ist ja an und für sich etwas Wertvolles. Er schärft unsere Sinne und verbessert unsere Fähigkeit, diesen Kosmos in all seiner Komplexität wahrzunehmen, weshalb sich Mönche aller Religionen im Verzicht üben. Genau diese Übung ist wahrscheinlich auch unsere einzige Möglichkeit, unseren Planeten noch zu retten, der gerade an unserem Übermaß in allem zu kollabieren droht.

Bloß eigne ich mich einfach nicht als Apostel des Verzichts. Das überlasse ich gerne anderen. Wenn ich mich im Verzicht üben soll, dann geht das nur, wenn ich es selbst kaum merke. Mein Körper sieht das offenbar genauso. Während meiner Versuche mit diversen Diäten prägten neben Stimmungsschwankungen auch Übelkeit, Schwindel und Kopfschmerzen mein tägliches Leben.

Ich verstand schon, dass eine Diät dem Körper viele Veränderungen abverlangt, die auf lange Sicht sicher gut sind, aber ich fragte mich: Muss ich mich dabei wirklich wie ein Patient in der Blüte einer wirklich unangenehmen Krankheit fühlen?

Ich will Diäten gar nicht pauschal verurteilen. Die guten zielen auf eine Veränderung unserer Essgewohnheiten ab und bringen im besten Fall für manche Menschen wirklich einen Gewichtsverlust und eine Verbesserung ihrer Gesundheit mit sich. Genau das brauchte ich auch, trotzdem lief es bei mir einfach nicht.

Nichts schien so richtig zu klappen und nichts schien richtig zu mir zu passen. Nichts ließ mich Burger, Pommes und Co. vergessen. Klassische Diäten waren einfach nichts für mich, das musste ich wohl oder übel akzeptieren.

Wahrscheinlich bin ich dafür einfach zu lebensfroh, dachte ich. Ich will auch beim Essen Spaß und sinnliche Momente haben, ohne deshalb besonders feine Geschmacksnerven zu besitzen. Wahrscheinlich war ich damit das perfekte McDonald’s-Opfer.

AB INS MCKRANKENHAUS

So schlimm wird es schon nicht sein: Das sagt immer eine liebenswürdige Stimme aus unserem Inneren, wenn wir wieder einmal feststellen, dass Burger, Pommes oder Pizzaschnitten doch genau das Richtige für uns sind, zumindest im Moment. Nur leider ist es in Wirklichkeit sogar noch schlimmer.

Nachdem ich der Fast-Food-Branche beruflich den Rücken gekehrt hatte und mit meinem Gewicht zu kämpfen anfing, ließ mich eine Frage nicht los: Was genau macht Fast Food so ungesund? Auch mir war klar, dass das Zucker-Fett-Salz-Gemisch in der Kombination mit Billig-Schnell-Einfach eine Falle ist, mit der Fast-Food-Konzerne auf Kosten ihrer Kunden Umsätze maximieren, und zwar nachhaltig. Denn jemand, der einmal hineingetappt ist, sitzt wie gesagt dort fest, vielleicht sein Leben lang.

Die großen Ketten müssen ihr Zeug nur hübsch verpacken, hübsche Sachen draufschreiben und hübsche Menschen in der Werbung lustige Dinge sagen lassen, dann wird das Ganze zuerst zu einer kleinen sündigen Belohnung und im Lauf der Zeit zu etwas wie einer Ernährungsroutine. Besonders, wenn die Konzerne auch noch Statements für das schlechte Gewissen wie »Fleisch aus der Region« dazu liefern oder unter ihren vielen bunten Farben das Grün besonders stark betonen.