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'Kunst ist Leidenschaft' - dieses Credo von Nico Hienckes lässt sich noch konkretisieren, denn seine Leidenschaft gilt ganz besonders dem Rost und seinen Korrosionsspuren, die der Künstler auf so verschiedene Trägermaterialien wie Leinwand, Pappe, Holz oder auch Stoff zu setzen vermag. Wie ihm dies gelingt? Durch ein neuartiges Verfahren, denn Hienckes setzt in seinem vielfältigen künstlerischen Werk nicht nur korrodierende Eisenfragmente ein, sondern er lässt ganz gezielt mit Hilfe von streichbaren Metallgrundierungen und Oxidationslösungen seine Trägermaterialien oxidieren. Das Ergebnis sind künstlerische Arbeiten, die sich fortwährend weiterentwickeln, und dies gleich im doppelten Sinn, denn Luftfeuchtigkeit und Temperatur nehmen Einfluss auf Ergebnis und Entwicklung des Oxidationsvorgangs. Nico Hienckes weiß um die ganz besondere Ästhetik von Rost und Patina, und seine Werke eröffnen dem Betrachter zugleich auch eine wahre Inspirationsquelle für die eigene Sammelleidenschaft: Notenblätter oder Briefe bieten sich für die Patina-Collagen ebenso an wie alte Fotos oder Landkarten, denn dies ist die andere Leidenschaft des Nico Hienckes - er sucht und findet in scheinbar wertlosen, ausgedienten Materialien und Gegenständen deren besondere Schönheit und lässt diese Fundstücke neu definiert wieder aufleben. Auf diese Weise sensibilisiert er auch den Betrachter seiner Werke, denn seine Fundstücke sind ihm Material und Werkinspiration zugleich.
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Seitenzahl: 48
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Die Kunst-Akademie
Nico Hienckes
Künstlerische Effekte mit Patina
Die Kunst-Akademie
Nico Hienckes
Faszination Rost
Künstlerische Effekte mit Patina
„Lebe dein Leben wie ein Schmetterling, lege aber ab und an eine Pause ein, aber vergiss niemals zu fliegen!“
Autor: Nico Hienckes
Reproduktion der Werke: Frank Schuppelius;
Fotos: Tom Hynek; S. 24: Nico Hienckes
Layout und Litho: Achim Ferger
Druck und Verarbeitung: Grafisches Centrum Cuno GmbH & Co. KG, Calbe (Saale)
ISBN 978-3-86230-261-1
eISBN 978-3-95440-089-8
© 2017 Christophorus Verlag GmbH & Co. KG, Freiburg
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Vorwort
Faszination Rost – eine Entdeckungsreise
Die Quelle meiner Inspiration
Das Atelier – ein Ort der Stille außerhalb der Zeit
Material – der Dialog mit der Materie
Der Gestaltungsprozess – die Suche nach dem permanenten Ausgleich
Künstlerisches Werk
Material und Collage
Engel
Stoff
Alte Fotos
Alte Bücher
Wein
Curriculum Vitae und Ausstellungen
Nachwort
Pablo Ruiz Picasso
Mein Künstlerdasein ist eng mit diesem Zitat Picassos verknüpft. Der Rost, der in meinen Werken eine so große Rolle spielt, findet mich, davon bin ich überzeugt. Deshalb sehe ich auch den Rost überall, er begegnet mir auf Schritt und Tritt: in Form von verrosteten Gartentoren, von rostigen Fassaden, auf dem Schrottplatz und an vielen alltäglichen Orten. In Luxemburg-Stadt gibt es sogar eine „Rue du Rost“, die ich hinter dem großherzoglichen Palais entdeckte. Ich spaziere durch die Natur, durchstöbere die Dachböden, die Keller, ich schlendere über die Flohmärkte, durch die Antiquitätenläden und sammele verschiedene Materialien: rostiges Metall, Blechplatten an denen der Zahn der Zeit genagt hat, Zink, Blei, Draht, die verschiedensten Sorten Papier: Zeitungspapier, Packpapier, Seidenpapier, Postkarten, Manuskripte, Briefe, Notenpartituren, usw. …
Aber eigentlich bin nicht ich es, der die Materialien aussucht, sondern es sind die Materialien, die mich finden. Für mich als Künstler bringt der Rost Kunst und Leben zusammen, denn er berührt und bewegt unsere Sinne, spricht mit leiser Stimme zu uns, so als ob er ein Geheimnis verbergen wollte; er hat seine Funktion aufgegeben, verloren und ist bereit zu jeglicher poetischer Nutzung. Rost schenkt uns Momente der Stille, wertvolle Augenblicke von Balance und Poesie und lässt der Phantasie alle Freiheiten. Es reicht, den Rost mit den Augen zu streicheln, damit er vibriert und eine diskrete Sinnlichkeit ausstrahlt. Mit anderen Worten: ich bin wahrhaft vom Rost fasziniert.
Rost ist Patina, eine chemische Reaktion von Metallen, ein Zeichen des Verfalls, der Vergänglichkeit. Dieser morbide Charme übt eine ganz besondere Faszination auf mich aus und ich liebe es, dieser ausgefallenen Materie, in vielen verschiedenen Variationen, in meinen Werken quasi ein neues Leben einzuhauchen.
Faszination – Rost, Rascht, rust, rouille, ruggine… Luxemburg ist ein mehrsprachiges Land, in dem sich die Sprachen, die Kulturen und die Mentalitäten vermischen. Es entspricht dem internationalen Charakter meines Landes, ein Schlüsselwort in viele Sprachen zu übersetzen und ganz selbstverständlich je nach Bedarf in Deutsch, Luxemburgisch, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch oder Portugiesisch zu schreiben. Und so vermischen sich auch die unterschiedlichsten Brauntöne in meinen Werken. Dabei liegt die Faszination am Rost auch an der roten Farbe, deren Attraktion unbestritten ist. In Verbindung mit den verschiedenen Nuancen der braunen Farbpalette wird sie weicher, verliert ihre Aggressivität, bleibt aber in der warmen Farbpalette bestehen und bleibt lebendig.
Für mich ist Rost von poetischer Schönheit, ein Feuerwerk an warmen Farbtönen, eine Explosion von Eindrücken und meine große Leidenschaft, der ich mit Sensibilität zu begegnen suche. Rost bietet ein Riesenspektrum an Farbnuancen und Formen voller Leuchtkraft und Transparenz, wie von der Sonne angestrahlt. Rost ist eine Kreation der Natur, eine natürliche Metamorphose, Oxidation und Patina durch Zeit und Umwelt und zugleich eine Erinnerung an Vergängliches und an „gute, alte Zeiten“. Wir sollten respektvoll, ja sogar liebevoll mit alten Sachen umgehen. Es bedeutet eine wunderbare Reise zu unseren Ursprüngen, wenn man die Schönheit des Zerfalls und den Prozess von Werden und Vergehen künstlerisch erfassen kann.
Nico Hienckes
Ich entdecke und erforsche den Rost mit meinen Augen, und ich ertaste und erspüre ihn mit meinen Händen. Geradezu leidenschaftlich sammle ich interessante Fundstücke und immer wieder lasse ich mich überwältigen von der verrückten, fatalen Schönheit des Rostes. Ganz bewusst lasse ich mich auf eine Beziehung mit ihm ein und gehe vorsichtig mit seiner Zerbrechlichkeit um. In meinen Werken hauche ich ihm ein neues Leben, eine neue Identität ein und rette ihn sozusagen vor dem Verfall, indem ich ihn in meinen Kunstwerken verewige.
Ich setze mich intensiv mit meinen Fundstücken auseinander und suche sie neu zu beleben, ich studiere ihre Oberflächen und Lebensspuren, immer mit Respekt und im permanenten Bestreben, einen Teil ihrer Geheimnisse, ihrer Herkunft, ihrer ursprünglichen Identität, zu wahren. Ich schöpfe aus den Quellen der „arte povera“.
Meine Inspiration finde ich immer wieder auch auf Flohmärkten,