Federn im Kopf - Dr. Stefanie Gräf - E-Book

Federn im Kopf E-Book

Dr. Stefanie Gräf

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Beschreibung

Mit mentalem Training und antiker Philosophie federleicht durch heiße Zeiten. Gestalten Sie selbst das bedeutungsvolle Leben, nach dem Sie sich sehnen. Die zertifizierte psychologische Beraterin Dr. Stefanie Gräf hat in über 15 Jahren in ihrer eigenen Praxis erlebt, wie wir uns durch fehlende Abgrenzung und mangelnde Wertschätzung selbst das Leben unnötig schwermachen. Als Selbstführungs-Coach hat sie dabei viele unkomplizierte, praxiserprobte Lösungen entdeckt, die das Leben leichter machen – ja sogar federleicht. Egal ob Sie in der Familie oder im Beruf Stress, Sorgen und Zweifel hinter sich lassen wollen, mit „Federn im Kopf“ halten Sie den Kompass für mehr Gelassenheit, Leichtigkeit und Zufriedenheit in allen Lebenslagen in Ihren Händen. Mit viel Herz, Scharfsinn und einer gehörigen Prise Humor begleitet die Autorin und Geschichtenerzählerin uns fast nebenbei an diesen heilvollen Ort in uns, an dem unser Herz in heiterer Gelassenheit zur Ruhe findet und wir aufatmen.

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Dr. Stefanie Gräf

Federn im Kopf

Die Kunst, schwierige Situationen gelassen zu meistern.

Impressum

Autor: Dr. Stefanie Gräf

ISBN:

“978-3-98661-053-1” Federn im Kopf ebook

Lektorat: Luise Esau

1. Auflage November 2022

© 2022 Stefan Waidelich, Zeisigweg 6, 72213 Altensteig

Druckerei: Amazon Media EU S.á r.l., 5 Rue Plaetis, L-2338, Luxembourg

Buchsatz

Covergestaltung:

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Rechteinhabers und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Über die Autorin:

Dr. Stefanie Gräf ist zertifizierte psychologische Beraterin sowie Coach für Mentaltraining in eigener Praxis. Zuvor war sie mehrere Jahre zuständig für das Gesundheitsmanagement in einem international agierenden Unternehmen und in dieser Position Ansprechpartnerin für die Mitarbeiter. Die damaligen Erfahrungen sowie die enge Kooperation mit Psychologen prägten sie tief und waren der entscheidende Impuls, sich noch intensiver mit dem Thema Psyche auseinanderzusetzen. Als gefragte Beraterin im Bereich Persönlichkeitsentwicklung ist ihr Credo: Mut machen, sich selber zu helfen!

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Kapitel 1:Haltet die Welt an, ich will aussteigen!

Kapitel 2:Eine neue alte Lösung

Kapitel 3:Unsere Gedanken bestimmen unsere Realität

Wenn die rosarote Brille zur Sackgasse wird

Trainiere den unemotionalen Blick

Kapitel 4:Nicht mehr auf die Meinung anderer hören

Was bedeutet Selbstbewusstsein?

... und was ist Selbstvertrauen?

Wie kannst du Selbstvertrauen lernen?

Kümmere dich gut um dich selbst

Nimm dich wichtig: Schon mal was von Selbstfürsorge gehört?

Erschaffe Routinen

Achte auf deine Ernährung

Kapitel 5:Was macht die Seele glücklich?

Was ist Glück eigentlich?

Sieger nach Punkten: Zufriedenheit

Ressourcen

Kapitel 6:Bedenke, dass du sterblich bist

Wieso leben nicht alle im Hier und Jetzt?

Hokus-Pokus … Fokus!

Was du heute kannst besorgen, dass …

Wie soll ich leben?

Mut

Selbstbeherrschung/Mäßigung

Gerechtigkeit

Weisheit

Kapitel 7:Loslassen hilft!

Schicksalsschläge überstehen

Resilienz

Kapitel 8:Die Top 10 für deine Federn im Kopf

Kapitel 9:Fazit ... von wegen das Ende!

Literaturverzeichnis

Empfehlenswerte Internetseiten

Einleitung

Der 1988 veröffentlichte Song „Don’t worry, be happy“ von Bobby McFerrin brach alle Rekorde. In den USA, Deutschland, Österreich, Großbritannien und der Schweiz stürmte das heiter -ironische A-Capella-Liedchen mit dem Fingerschnippen die Charts und landete auf Platz 1 bzw. 2. Es war zugleich der erste A-Kapella-Hit, der die Billboard-Charts anführte, außerdem heimste das Lied drei Grammys ein. Ein voller Erfolg! Offenbar traf der Song einen Nerv beim Publikum und in der Folge tauchten in der Öffentlichkeit schlagartig Aufkleber mit dem Titel sowie zahlreiche Grinse-Smileys auf. Als ob sich alle gegenseitig zurufen wollten: Mach dir keinen Kopf, sei fröhlich!

Nette Idee, oder? Brauchst du manchmal vielleicht auch so einen Sticker, weil du dir viel zu oft Sorgen machst und dein Kopf vollgestopft ist mit lauter Dingen, die du unbedingt noch erledigen musst? Deshalb fühlst du dich häufig gestresst, ausgelaugt und müde und hast insgeheim den Eindruck, die entscheidende Abzweigung in Richtung Glück und Zufriedenheit verpasst zu haben. Ohne Navi aber auch schwierig, oder?

Wie wäre es, wenn du dich nicht länger in die Tretmühle einsperren lässt? Wie wäre ein Leben nach deinen Maßstäben? Ein Leben, das dir guttut, das an deinen persönlichen Bedürfnissen, innersten Wünschen und Zielen ausgerichtet ist. Ein Leben, das sich so leicht und entspannt anfühlt, als hättest du … naja, Federn im Kopf: Du bist du selbst und lässt dich nicht mehr von anderen Menschen oder Dingen treiben.

Das ist die Basis für einen Zustand der völligen inneren Ruhe, die mit Heiterkeit entspannt die Dinge nimmt, wie sie kommen, und sie angemessen sowie ihrer Bedeutung entsprechend bewertet.

Ich persönlich mag das Bild von den Federn im Kopf, denn es beschreibt dieses beglückende Gefühl von Freiheit, Leichtigkeit und heiterer Gelassenheit; mit Federn im Kopf lassen sich mögliche Hürden in unserem Leben händeln. Ein anderer Begriff für „Federn im Kopf“ ist: mentale Stärke.

Wenn du dir Federn im Kopf und eine ultimative Leichtigkeit in deinem Leben wünschst, bist du hier genau richtig!

In diesem Buch erfährst du, wie du endlich ein gelassenes, entspanntes Leben führen kannst und dich frei machst von tatsächlichen und vermeintlichen äußeren Zwängen. Mit der Federn-im-Kopf-Strategie holst du aus deiner Existenz das Beste heraus: Ein wirklich sinnvolles Leben voller innerer Ruhe und gelassener Heiterkeit. Stress? War gestern!

Insofern hast du hier eine Fundgrube für Mittel und Wege vorliegen, die dir helfen, dieses Ziel auf dem besten und zugleich schnellsten Wege zu erreichen. Denn je eher du auf die Bremse trittst, desto schneller kannst du dein Leben so gestalten, wie du es dir schon immer ersehnt hast: Ein Leben erfüllt von Ruhe und Unbeschwertheit, ein Leben, in dem du rundum bei dir selbst angekommen bist. Lass dir nicht länger die Ziele anderer aufdrücken – verfolge deine eigenen. Messe dich nicht mehr mit Maßstäben, die dich nicht voranbringen – sei dein eigener Maßstab. Sei zufrieden – und genieße das wunderbar-gelassene Gefühl fernab vom ständigen Mehr-haben-wollen oder Besser-sein-zu-müssen. Genieße die heitere Leichtigkeit in deinem Leben und sei fortan ganz du selbst und mit dir im Reinen!

Klingt wie esoterisches Gequatsche? Keine Sorge! Bei der Federn-im-Kopf-Strategie musst du weder um Mitternacht auf dem Friedhof irgendwelche seltsamen Rituale ausführen noch nackt im Morgentau die Sonne begrüßen oder merkwürdige Dinge trinken, die angeblich dein Karma reinigen. Das grandiose Federn-im-Kopf-Gefühl kann jeder erreichen und genießen, dazu musst du auch keine teuren Kurse besuchen oder unnötiges Equipment kaufen. Du gehst mit einem Versuch also kein Risiko ein. Ein guter Anfang, oder?!

Damit du diesen großartigen Zustand der Leichtigkeit und Unbeschwertheit umso schneller erreichst, findest du im Buch immer wieder praktikable und einfach umsetzbare Übungen, mit denen du deinem Ziel stetig näherkommst, deine eigentlichen Lebensziele entdeckst, deine Stärken erkennst und lernst, dir selbst zu vertrauen und in dir zu ruhen. Ich nehme dich an die Hand und unterstütze dich dabei, deinen Kopf von dem lästigen alltäglichen Ballast zu befreien, der uns alles so unendlich schwer macht und der Grund für so viel Frust ist. Entscheide dich für ein Leben, das dich jeden Tag aufs Neue wieder zufrieden macht; ein Leben, in dem du dir selbst dann noch ein heiteres Schmunzeln bewahrst, wenn es mal nicht so rund läuft. Das erreichst du natürlich nur, wenn du dich für diese Lebensveränderung bewusst entscheidest und das, was du in diesem Buch lernen wirst, in deinem Alltag umsetzt.

PS: Was viele nicht wissen, der Aufruf „Don’t worry, be happy“ ist kein genialer Einfall des Jazz-Musikers Bobby McFerrin. Er hat vielmehr den indischen Guru Meher Baba zitiert. Dieser hatte im Jahr 1925 mit einer ungewöhnlichen Aktion ein Zeichen setzen wollen für einen positiveren Umgang der Menschen miteinander. Für ihn war es unter anderem ein Unding, dass sich die Leute gegenseitig anschreien. Sein Protest dagegen war absolut einzigartig: Vom 10. Juli 1925 an bis zu seinem Tod 44 Jahre später sprach er kein Wort mehr. Fortan kommunizierte er bei Bedarf mit Gesten und Buchstabentafeln. DAS nenne ich konsequent!

Federn im Kopf, Note: 1+.

Kapitel 1:

Haltet die Welt an, ich will aussteigen!

„Carpe diem!“, „Lebe jeden Tag so, als wäre er dein letzter!“, manchmal ist es wirklich schon lästig, sich solche pauschalen Ratschläge anhören zu müssen. Vorzugsweise wird man genau dann damit konfrontiert, wenn es so gar nicht passt und einem sowieso gerade der Hut hochgeht ...

Das sind auch Klassiker aus den bekannten Selbsthilfe-Ratgeber – und davon gibt es inzwischen eine ganze Menge! Wir alle haben irgendwo zwischen Leber und Milz dieses seltsame, vage Gefühl, dass es im Leben doch irgendwie noch was anderes geben muss: nicht immer nur Stress bei der Arbeit, Stress zu Hause, Stress beim Konsumieren, Stress beim Fernsehen und Stress in der Freizeit … Alles nervt und zerrt an uns, da fällt es unglaublich schwer, den Kopf mal wieder freizubekommen – oder auf Neu-Deutsch: die Work-Life-Balance mal wieder zu optimieren.

Das dumpfe Gefühl, es müsse sich dringend etwas im eigenen Leben ändern, haben unglaublich viele Menschen. Du bist also in bester Gesellschaft! Wer wäre nicht gerne fröhlicher, glücklicher, zufriedener, entspannter!? Inzwischen ist es deshalb schon mit den Ratgebern fast wie mit dem Küchenschränkchen in den guten, alten Slapstick-Filmen: Beim Öffnen einer Tür wird er von einer Lawine von Geschenkpapier oder Tupperware begraben. Das heißt, es gibt unfassbar viele. Vom Buddhismus bis hin zu kabbalistischen Riten, von Akupressur bis Lach-Yoga ist alles dabei, um das eigene Leben zu „pimpen“. Ich glaube, inzwischen wurde so ziemlich alles ausprobiert.

Nein, halt! Ich hätte da noch eine Idee: Wie wäre es mit einer Blutegelkur? Die schlechten Gedanken einfach in einer einsamen Höhle im spanischen Hinterland aussaugen lassen. 3.500 Euro für eine Woche, ohne Flug. Würde ich zehn Leute davon überzeugen, hätte ICH die Federn im Kopf und wäre unterwegs nach Brasilien, während DU dich ärgerst, weil du eine fiese Erkältung von der zugigen Höhle hast … Gewagter Plan, oder? Gerade letztens erst bekam ich beim Surfen im Internet so etwas als ultimative „Detox-Kur“- gegen Stress und Grübeleien angezeigt.

Ganz im Ernst, ich fände es besser, wenn du ebenfalls weißt, wie du das Gefühl von Federn im Kopf bekommst. Und jetzt die gute Nachricht: Dazu kannst du natürlich nach Spanien fahren (und die Sonne und das Meer genießen), aber den Trick erkläre ich dir auch dann gerne, wenn du dabei entspannt und gemütlich auf deinem Sofa sitzt und dieses Buch liest.

Ein Teil des Problems ist auch, dass wir immer wieder mit Aussagen und Gedanken konfrontiert werden, die uns nicht nur bloß die Leichtigkeit vermiesen, sondern den Frust sogar noch steigern. Klassiker sind beispielsweise: „Sei froh, dir geht es doch gut im Vergleich mit anderen!“, „Warum jammerst du denn? Dir geht es doch eigentlich gut!“, „Was gibt es da zu lachen?“, „Du solltest dir wirklich mehr Gedanken machen!“ – Wer hat solche Sätze nicht schon einmal gehört und postwendend zum sowieso schon vorhandenen Frust auch noch ein schlechtes Gewissen bekommen?

Als Kind wuchs ich mit Aussagen auf wie: „Iss deinen Teller leer, die Kinder in Afrika würden sich freuen, wenn sie das essen könnten!“ Wird da das Essen nicht direkt appetitlicher? Ja, na klar! Da bekommt man sofort spontan mehr Appetit auf Zungengulasch oder bitteres, schwabbeliges Grünzeug! (Vorsicht Ironie!)

Natürlich nicht, aber es ist etwas anderes passiert: Essen wird plötzlich zu einer Pflichtveranstaltung und die Lust auf Geschmackserlebnisse und Genuss rückt in weite Ferne. Gleichzeitig haben viele Menschen von ihren Eltern von Kindesbeinen an eingebläut bekommen, man müsse zufrieden und brav sein und klaglos Dinge tun, die man nicht tun möchte. Und als Druckmittel wurde einem ein schlechtes Gewissen gemacht, denn ich bin undankbar (immerhin habe ich zu essen) und anderen geht es noch viel schlechter. Wir haben gelernt: Halte die Klappe und leide still. Sätze, die auch sonst gerne und häufig genutzt wurden: „Aber was sollen denn die Leute denken?“ oder „Wenn du das tust, ist deine Oma ganz furchtbar traurig!“ Diese Methode ist nicht unbedingt die ideale Basis, um ein zufriedener, selbstbewusster Erwachsener zu werden, der sich traut, auch mal Nein zu sagen, wenn er oder sie etwas nicht möchte. Es ist fast schon amüsant zu sehen, dass es unzählige Kurse und Bücher gibt, in denen Erwachsene das Nein dann plötzlich wieder erlernen sollen. Der Erfolg dabei ist jedoch mäßig und ich frage mich immer wieder: Wieso wird einem erst etwas aberzogen, damit es dann hinterher mühsam wieder antrainiert werden muss? Schon verwirrend, finde ich.

Fast schon logisch, dass sich unglaublich viele Leute wie gefangen in ihrem Leben fühlen, als würden sie ständig zwischen den Stühlen sitzen. Und zusätzlich ein latentes Schuldgefühl im Nacken. Das Arbeitsleben ist stressig: Chefs verlangen permanente Höchstleistungen, Kreativität auf Knopfdruck und möglichst noch eine Erreichbarkeit rund um die Uhr. Das altbewährte Druckmittel „Na ja, wenn Sie nicht wollen, gibt es genug Menschen, die scharf auf Ihren Job wären …“ funktioniert schließlich bestens. „Ja, das Projekt ist ganz gut gelaufen, sparen Sie beim Nächsten doch noch da und da ein“ oder „Ah, sehr gut, Sie haben das Soll geschafft, dann können Sie ja noch eine Schippe drauflegen“ – klingelt es bei dir?

Vielleicht brauchst du nicht einmal diese kleinen Spitzen von außen, weil dein innerer Kritiker seinen Job sehr, sehr gut macht: Du hast gerade einen tollen Job gemacht, ein Projekt beendet, eine Klausur gut bestanden. Du fühlst dich im Prinzip großartig, euphorisch, möchtest dieses fantastische Gefühl nach allen Regeln der Kunst auskosten und dann sind da plötzlich wieder diese gemeinen Gedanken in deinem Hinterkopf: „Na ja, die Note wäre besser, wenn ich noch mehr gelernt hätte ...“

Schlagartig ist das gute Gefühl verpufft, fast als wäre es nicht in Ordnung gewesen, sich so zu fühlen. Irgendwie werden solche fabelhaften Momente immer ruiniert und stattdessen noch mehr gefordert. Denn, egal, was du tust, es ist nie gut genug. Du musst noch mehr Leistung bringen!

Na ja, nach Feierabend ist die Schinderei dann ja vorbei und ich kann zu Hause so sein wie ich will und einfach Fünfe gerade sein lassen – von wegen.

Stell dir vor, du willst endlich mal etwas für dich tun: Du hast schon einen schönen Abend geplant, vielleicht ein entspanntes Treffen auf ein Glas Wein und eine leckere Pizza mit einer lieben Freundin. Doch als du nach Dienstschluss endlich nach Hause kommst und dich müde und erschöpft kurz auf die Couch setzt … Was macht da deine innere Nervensäge?

„Ach, es ist doch gerade so gemütlich und eigentlich bist du viel zu müde. Hier ist noch eine Tüte Chips. Komm, sag deiner Freundin ab ...“ Dagegen wäre grundsätzlich nichts einzuwenden, wüsstest du nur nicht jetzt schon, dass du dich hinterher wieder für die „Faulenzerei“ nicht leiden magst.

Besser ist permanente Selbstoptimierung – so wird es uns in den Medien und der Werbung ja gerne verkauft. Wir müssen ständig daran arbeiten, immer besser zu werden. Das wird uns gepredigt. Besser heißt dabei: schlanker, durchtrainierter, amüsanter, kreativer, spontaner, glücklicher, positiver. Es gehört regelrecht zum guten Ton, permanent glücklich zu sein, positiv zu denken, hart zu arbeiten und Karriere zu machen, die Freizeit mit Sportkursen vollzustopfen, Koch- und Entspannungskurse zu belegen, Freunde zu treffen (und dann immer gut gelaunt zu sein), mehrmals im Jahr grandiose Reisen zu unternehmen, die andere neidisch machen und, und, und.

Echt jetzt?

Sicherlich kennst du auch diese typische Frage: „Na, wie geht‘s dir?“. Und die erwartete Antwort ist immer: „Super, alles bestens!“ – oder zumindest ein „Gut.“ Irgendwann habe ich mir mal den Spaß gemacht und den Spieß umgedreht: Ich habe einfach mal wirklich ehrlich und ungeschönt auf die Frage nach dem „Wie geht’s?“ geantwortet. Damals war ich gerade ziemlich mies drauf und habe das auch ganz offen ausgesprochen. Die Reaktionen haben mich beinahe umgehauen, so sehr musste ich mir das Lachen verkneifen. Niemand hatte damit gerechnet, dass ich gegen die Konventionen verstoßen und einfach „Mies.“ sagen könnte; insofern war von Schock bis Stottern und Ablenken alles dabei. Probiere es ruhig aus. Leider haben die meisten Menschen unglaubliche Angst vor der Reaktion der anderen und fürchten, bei denen durchzufallen, wenn sie gegen den Strom schwimmen. Kann man das? Darf man das? – so etwas summt ständig in den Köpfen vieler Leute.

Ja, klar, warum denn nicht!?

Auszeiten oder einfach mal Faulenzen sollten am besten einen „coolen“ Namen haben. „Wellness“ geht. Statt einfach rumzuliegen und mal nichts zu machen, „tut“ man hier nämlich schon wieder etwas: nämlich am Wohl des Körpers arbeiten, damit man den gesellschaftlichen Schönheitsidealen möglichst entspricht (die übrigens ebenfalls Druck auf uns ausüben) und in neuer Frische an den Arbeitsplatz stürmen kann.

Das Faszinierende bei dem Ganzen: In der westlichen Welt beschweren sich eigentlich alle über den Stress des modernen Lebens, bei dem es vordergründig um eine Form der krassen Selbstoptimierung und Selbstausbeutung geht, doch niemand drückt den Stopp-Knopf. Niemand wagt es, einfach mal die einschränkenden Normen über Bord zu werfen und das zu tun, was für ihn wirklich guttut. Und das Sahnehäubchen: Diese Tretmühle wird als Suche nach dem Glück deklariert. Höher, schneller, schöner, weiter – das soll Glück sein?

Ein anderer aktueller Glücksdieb ist ein ständiges Mehr-Haben-Wollen, das teilweise sogar in ein permanentes Mehr-Haben-Müssen ausartet. Gerade wenn es gut läuft in deinem Leben, rattert es vielfach unvermittelt in deinem Kopf los: „So, um WIRKLICH glücklich zu sein, muss ich dieses und jenes erreichen. Und dazu muss ich Folgendes machen: ...“ Selbstoptimierung endet eben niemals, es stellt sich zu keinem Zeitpunkt so etwas wie Zufriedenheit ein. Heutzutage ist Zufriedenheit fast schon „out“. Unter „glücklich“ geht es nicht, darunter machen wir es nicht mehr. Doch ein Tag hat 24 Stunden, die mit lauter fabelhaften Übungen gefüllt werden müssen, um immer besser zu werden: Yoga, Meditation, Achtsamkeit, Atemtraining, fernöstliche Weisheiten, Kosmetik, Nagelstudio, Fitness, Glückstagebuch führen, Spinning, Pilates, Rhetorik usw. Und damit ist der Freizeitstress komplett. Hinzu kommt noch eine winzige Prise „die Nachbarn/Bekannten etwas neidisch machen“. Schließlich will man ja auch ein wenig bewundert werden für all die harte Arbeit an sich selbst.

Wenn ich das höre, kommt mir spontan wieder ein alter Spruch aus den 80er-Jahren in den Sinn:

„Haltet die Welt an!

Ich will aussteigen!“

Aber das trauen sich natürlich die Wenigsten. Das Ergebnis dieser ganzen Gemengelage: Psychische Erkrankungen nehmen stetig zu, Burn-out ist eine Hauptkrankheit unserer Zeit. Die Jagd nach dem besseren, optimierten Ich bricht uns psychisch gesehen oft genug das Genick – im übertragenen Sinne.

Lange Zeit waren Rückenschmerzen die unangefochtene Nummer 1 auf der Hitliste der Krankschreibungen.

---ENDE DER LESEPROBE---