Feldenkrais bei Schmerzen - Carola Bleis - E-Book

Feldenkrais bei Schmerzen E-Book

Carola Bleis

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Beschreibung

Entspannter Nacken, starker Rücken, bewegliche Knie – die Feldenkrais-Methode macht’s möglich. Wo auch immer es zwickt, sticht oder zieht, oft sind Schmerzen die Folge von zu langem Sitzen, einseitiger Belastung oder Stress. Hier kann die bewährte ganzheitliche Körpertherapie von Dr. Moshé Feldenkrais Abhilfe schaffen und der Vorbeugung dienen. Durch bewusst ausgeführte kleine, aber sehr effektive Bewegungen lassen sich nicht nur akute Verspannungen lösen und Beschwerden lindern. Auch ungünstige Haltungs- und Bewegungsmuster werden durch die Stärkung des Körperbewusstseins langfristig abtrainiert. Die erfahrene Bewegungs- und Entspannungsthera­peu­­tin Carola Bleis präsentiert zahlreiche Übungen, die sich ganz einfach in den Alltag integrieren lassen. Ob Sie es entspannt oder dynamisch mögen, in Ruhe zu Hause praktizieren oder sich während der Mittagspause etwas Gutes tun wollen – die passende Anwendung ist schnell gefunden. Einfache Anleitungen und anschauliche Fotos machen Lust, sofort loszulegen und die Freude an der Bewegung neu zu entdecken.

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Seitenzahl: 88

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Die Ratschläge in diesem Buch sind sorgfältig erwogen und geprüft. Sie bieten jedoch keinen Ersatz für kompetenten medizinischen Rat. Alle Angaben in diesem Buch erfolgen daher ohne Gewährleistung oder Garantie seitens der Autorin oder des Verlages. Eine Haftung der Autorin bzw. des Verlages und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist ausgeschlossen.

ISBN Printausgabe 978-3-8434-1525-5

ISBN E-Book 978-3-8434-6511-3

Carola Bleis: Feldenkrais bei Schmerzen Mit kleinen, feinen Bewegungen Verspannungen lösen, die Körperhaltung verbessern und das Wohlbefinden steigern © 2013, 2022 Schirner Verlag, Darmstadt

Umschlag: Anna Twele & Anna Katharina Berg, Schirner, unter Verwendung von # 496911493 (© Butsaya), www.shutterstock.com

Print-Layout: Anna Katharina Berg, Schirner

Lektorat: Claudia Simon, Schirner

E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH, Rudolstadt, Germany

www.schirner.com

Erweiterte Neuausgabe 2022 – 1. E-Book-Auflage November 2022

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Funk, Fernsehen und sonstige Kommunikationsmittel, fotomechanische oder vertonte Wiedergabe sowie des auszugsweisen Nachdrucks vorbehalten

Inhalt

Einleitung

Mein Weg zu Feldenkrais

Feldenkrais – Was ist das?

Wer hat’s erfunden?

Was ist das Besondere an Feldenkrais?

Welche Rolle spielen Wirbelsäule und Gelenke?

Bevor es losgeht

DER ÜBUNGSTEIL

Das Scanning oderdie bewusste Körperwahrnehmung

Lektionen – ganz klassisch

Beugen und Strecken

Alles dreht sich, alles bewegt sich

Feine Bewegungen mobilisieren die Gelenke

Die Halswirbelsäule neu entdecken

Beinestreicheln tut dem Rücken gut

Lektionen – ganz entspannt

Sonnenstrahlen malen

Die Beckenuhr

Der sanfte Schulterkreis

So einfach entspannt sich die Halswirbelsäule

Lektionen – ganz dynamisch

Der Vierfüßlergang

Das Drehen um die eigene Achse

Vorwärts auf den Knien

Shorties – Mini-Lektionen für zwischendurch

Ein kleines Nein, ein kleines Ja

Die Hände drehen, die Arme schwingen

Eine kurze Umarmung

Kniependeln

Hüftpendeln

Bewusstes Atmen

Entspannte Augen

Entspannte Kiefergelenke

Nachwort

Über die Autorin

Bildnachweis

Einleitung

Wenn wir Schmerzen haben, wollen wir sie so schnell wie möglich loswerden. Das ist mehr als verständlich. Dennoch sollten wir sie nicht als Feind betrachten, den es zu bekämpfen gilt. Denn im Grunde wollen sie uns nichts Schlechtes – im Gegenteil: Unser Körper signalisiert uns durch sie, dass etwas in uns aus den Fugen geraten ist, was unserer Aufmerksamkeit bedarf. Sie sind ein Warnsignal, das uns auf eine Gefahr aufmerksam macht, und haben somit die Funktion, unser Leben und unsere Gesundheit zu schützen.

Schmerzen werden durch äußere Reize wie Druck, Hitze, Kälte, Dehnung und Verletzung oder durch krankhafte Veränderungen im Inneren des Körpers ausgelöst. Die Wahrnehmung erfolgt über Schmerzrezeptoren, die sich nahezu in allen Körpergeweben befinden. Werden diese Rezeptoren aktiviert, weil wir zum Beispiel auf eine heiße Herdplatte fassen, gelangt das Schmerzsignal über die Nervenbahnen in das zentrale Nervensystem, wo es verarbeitet und die entsprechende Reaktion eingeleitet wird: Die Hand schnellt zurück. Das alles geschieht in Sekundenbruchteilen.

Die Beschwerden, auf denen in diesem Buch der Fokus liegt, betreffen den Bewegungsapparat, die Muskulatur, die Faszien, die Wirbelsäule und die Gelenke. Ihnen liegen häufig Fehlhaltungen, einseitige Belastungen oder degenerative Veränderungen in den Gelenken wie Arthrose zugrunde.

In vielen Fällen spielt aber auch eine psychische Komponente eine Rolle. So können unterschiedlichste Schmerzen eine Folge von Stress sein. Bei Beschwerden, die ein körperlicher Ausdruck länger andauernder psychischer Belastung und der daraus resultierenden permanenten Anspannung sind, kommt der Schmerz nicht in Form eines akuten Alarmsignals, sondern verstärkt sich stufenweise über einen längeren Zeitraum hinweg. Betroffene leiden häufig unter chronischen Kopfschmerzen, Rückenschmerzen oder Fibromyalgie (Schmerzen am ganzen Körper in Verbindung mit Schlafstörungen und Erschöpfung).

Alles in unserem Körper spielt zusammen. Wussten Sie, dass zum Beispiel der Auslöser von Rückenbeschwerden nicht unbedingt in dem schmerzenden Bereich selbst liegen muss, sondern auch in einer verspannten Muskulatur im Becken oder in den Fußgelenken zu finden sein kann? Oder dass mögliche Ursachen von Migräne hochgezogene Schultern und eine verspannte Nacken- oder Kiefermuskulatur sind?

Betrachten wir die Zusammenhänge anhand eines Beispiels genauer: Eine bewusste tiefe Atmung ist nicht nur wichtig, um unseren Körper ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen. Das zeigt sich daran, dass eine ungenügende Atemtiefe mitunter zu Verdauungsproblemen führt, denn die Auf-und-ab-Bewegung des Zwerchfells beim Atmen ist wichtig für die Mobilisierung aller Bauchorgane.

Wenn wir dauerhaft flach atmen, kann das zudem die Beweglichkeit unserer Rippengelenke reduzieren. Steife Rippengelenke schränken die Atmung weiter ein und haben einen negativen Effekt auf die Rückengesundheit, was sich meist durch Bewegungseinschränkungen und Schmerzen im mittleren Rücken, also im Bereich der Brustwirbelsäule, äußert. In der Folge bewegen wir uns verstärkt aus dem unteren Rücken heraus, was dazu führt, dass der Bereich der Lendenwirbelsäule überlastet wird und uns dementsprechend Probleme bereitet.

Bei Beschwerden ist es daher ratsam, nicht allein das Symptom in den Fokus zu nehmen, sondern den Blick zu erweitern und den Körper als Einheit zu betrachten.

Die Feldenkrais-Methode ist aus genau diesem Bewusstsein heraus entstanden. Sie ist eine ganzheitliche Bewegungstherapie, bei der davon ausgegangen wird, dass die ausgeführten Übungen auf das gesamte Körpersystem wirken, wodurch es aktiviert und geheilt wird. Zudem führt sie dazu, dass wir uns unseres Körpers, unserer Bewegungen und unserer Atmung bewusster werden. Wir bemerken dann eher, wann wir die Schultern hochziehen, die Nackenmuskulatur anspannen, mit den Zähnen knirschen, flach atmen und – ganz wichtig – wann wir eine Pause benötigen.

Pausen sind ein fester Bestandteil von Feldenkrais und entscheidend, wenn es um die Erhaltung der Gesundheit geht.

Mein Weg zu Feldenkrais

Als ich als junge Frau meine Arbeit als Physiotherapeutin begann, wollte ich am liebsten jedem Patienten seine Beschwerden mit der ersten Behandlung nehmen. Das stellte ich mir damals ganz einfach vor, denn schließlich hatte ich zahlreiche Techniken gelernt, die man bei den unterschiedlichsten Krankheitsbildern anwenden konnte. Wie bei einem Kochrezept: Man nehme folgende Zutaten, ein wenig von diesem und jenem Gewürz, und das Ergebnis war eine leckere Speise. Übertragen auf die Physiotherapie bedeutete das: eine Massage, eine Bewegungsübung, etwas Fango – und Schulterschmerz ade.

Nach relativ kurzer Zeit stellte ich jedoch fest, dass die Arbeit mit und an Menschen nicht so einfach war wie gedacht, denn dasselbe »Rezept« führte nicht immer zum gewünschten Ergebnis, sprich der Gesundung. Bei zehn Patienten mit dem gleichen Beschwerdebild ergab dieselbe Therapiemethode mindestens fünf unterschiedliche Ergebnisse, die sowohl in (Teil-)Erfolgen als auch in Misserfolgen bestanden.

Es war mir ein Rätsel. Wie konnten die Resultate dermaßen voneinander abweichen? Es gab sogar Patienten, bei denen eine Behandlung zunächst die gewünschte Wirkung zeigte, nur eine Woche später aber scheinbar keinen positiven Effekt mehr hatte: Weder verschwand der Schmerz, noch ließ er nach, oder er trat an einer anderen Körperstelle auf.

Viele Weiterbildungen später begriff ich: Wir Menschen sind ganz unterschiedlich, und zwar sowohl in unserer Konstitution, also in dem, was wir von Geburt an in uns tragen, als auch in der Art und Weise, wie wir unser Leben gestalten. Zahlreiche Faktoren wie unsere Arbeit und unser soziales Umfeld beeinflussen unseren Organismus. Sogar die Jahreszeiten spielen eine Rolle, zum Beispiel neigt die Muskulatur im Winter, wenn es draußen kalt ist, eher dazu, zu verspannen.

Je mehr ich mich mit Ganzheitlichkeit beschäftigte, desto klarer wurde mir auch, dass Heilung nicht allein in den Händen des Therapeuten liegt, sondern der Mitarbeit des Patienten bedarf. Dieser muss spüren, was ihm guttut und was nicht. Denn nur in Absprache mit ihm kann der Therapeut die Behandlung immer wieder entsprechend dessen aktuellen Bedürfnissen und Befindlichkeiten anpassen.

Bewusstheit hilft uns, gesund zu werden und es zu bleiben. Wir können uns besser wahrnehmen und spüren, ob wir etwas gut vertragen oder nicht, was unter anderem auch eine wichtige Rolle bei der Ernährung spielt.

All diese Erfahrungen haben mich zu Feldenkrais geführt. Die Methode unterstützt das bewusste Wahrnehmen, das Ausprobieren, das Dazulernen sowie die Beweglichkeit von Körper und Geist.

Überzeugen Sie sich selbst. Finden Sie die Lektionen, die Ihnen aktuell am besten helfen, Ihre Beschwerden loszuwerden, und die Sie dabei unterstützen, auf allen Ebenen mobil und vital zu bleiben.

Bewahren Sie sich Ihre Neugierde, und erforschen Sie spielerisch, was Ihnen guttut – immer wieder neu.

Feldenkrais – Was ist das?

Wer hat’s erfunden?

Ihren Namen verdankt die Methode Dr. Moshé Feldenkrais (1904–1984). Ein Knieleiden und die damit einhergehenden Schmerzen und Bewegungseinschränkungen brachten den anerkannten Physiker, der lange Zeit ein enger Mitarbeiter des französischen Wissenschaftlers Frédéric Joliot-Curie war, dazu, die menschliche Bewegung und die damit verbundene Anatomie und Biomechanik zu studieren.

Als erfolgreicher Judokämpfer – Dr. Feldenkrais war Träger des schwarzen Gürtels – galt sein Interesse seit Langem dem bewussten Einsatz von ökonomischer Bewegung: Mit minimalem Krafteinsatz das Optimum erreichen, den Körper fordern, aber nicht überfordern, mit Leichtigkeit zum Ziel …

Das ausgewogene Zusammenspiel von Muskulatur, Nervensystem und Psyche bestimmt die körperliche Mobilität eines Menschen. Je bewusster wir uns bewegen, desto einfacher, effektiver und gesünder können unsere Bewegungen werden. Auch im Bereich der Schmerztherapie spielt Bewusstheit eine wesentliche Rolle, denn nur, wenn wir die Übungen bewusst ausführen und wahrnehmen, wie sie sich auswirken, können wir erkennen, ob sie uns guttun oder nicht, und sie entsprechend fortführen, abwandeln oder eine Alternative wählen.

Dr. Feldenkrais entdeckte bei der Erforschung der meist festen Bewegungsmuster, die wir mit der Zeit entwickeln, dass das menschliche Gehirn über nahezu unendliche Ressourcen verfügt, die wir bei Weitem nicht ausschöpfen. Uns steht eine Vielzahl von Aktionsmöglichkeiten zur Verfügung, die wir nutzen könnten, wenn wir die Ressourcen unseres Körpers bzw. bestimmte Areale im Gehirn mobilisieren würden. Überanstrengungen und Überlastungen könnten wir damit leichter ausgleichen oder sogar vermeiden, und zwar nicht nur auf körperlicher, sondern auch auf geistiger Ebene. Das war Dr. Feldenkrais’ Idee. Daran forschten er und seine Mitarbeiter viele Jahre lang. Auch heute noch wird die Feldenkrais-Methode von Trainern beständig weiterentwickelt.

Durch die ungewohnten Bewegungen, die bei Feldenkrais ausgeführt werden, entstehen neue Verschaltungen im Gehirn. Dadurch wirkt die Methode zusätzlich wie eine Art Gehirnjogging.

Das Aktivieren ungenutzter Potenziale kann dabei helfen, Bewegungen ökonomischer und leichter werden zu lassen. So können wir uns mit wenig Kraftaufwand bewegen. Das lässt uns weniger schnell ermüden. Die Beweglichkeit erhöht sich, denn wir nutzen sie vielfältiger. Und dies wiederum hilft, lange gesund, fit und beschwerdefrei zu bleiben.

Das heißt, Feldenkrais versetzt uns in die Lage, unsere Energie angemessen und effizient einzusetzen. Dadurch sind die Bewegungen ausgewogen, wir sind weder über- noch unterfordert.

Auch eventuelle Defizite, wie sie durch Krankheiten entstehen, können ausgeglichen werden, denn durch Bewegungsvielfalt werden neue Areale im Gehirn aktiviert, die dabei helfen, die Beweglichkeit wiederzuentdecken. Schmerzen, die durch einen erhöhten Muskeltonus entstehen, wie zum Beispiel der weitverbreitete Spannungskopfschmerz, kann vorgebeugt werden. Oder sie werden durch die entspannenden Feldenkrais-Lektionen wieder aufgelöst.

Dass wie bei Dr. Feldenkrais die eigenen Beschwerden der Anstoß zur Entwicklung einer neuen Therapieform waren, ist übrigens kein Einzelfall. So entstand beispielsweise die Bindegewebsmassage, wie sie heute noch praktiziert wird, weil die Physiotherapeutin Elisabeth Dicke durch Durchblutungsstörungen ausgelöste Schmerzen in den Beinen hatte und daraufhin Techniken erfand, mit denen sie sich selbst therapierte. Sebastian Kneipp entwickelte seine weltweit bekannte Kur aufgrund seiner Lungenerkrankung.