Fernseharbeit - Dominik Graf - E-Book

Fernseharbeit E-Book

Dominik Graf

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Beschreibung

Welche Entscheidungen - kreativer, praktischer, technischerund finanzieller Art - machen einen Film zu dem, was er ist? Johannes Sievert dokumentiert am Beispiel von Dominik Grafs "Im Angesicht des Verbrechens" die Entstehung und dieverschiedenen Stadien einer Filmserie. Texte und Interviews von und mit Dominik Graf und den maßgeblich an der Serie beteiligten Mitarbeitern, Redakteuren und Producern, dem Kameramann, dem Ausstatter, der Cutterin, den Komponisten und den Schauspielern geben Einblicke in die komplexen Abläufe und Zusammenhänge einer Film- und Fernseharbeit in Deutschland. Ergänzt wird der Band u.a. durch eine Filmografie und ein Glossar mit den wichtigsten fimtechnischen Fachbegriffen.

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Dominik Graf

FERNSEHARBEIT

Gespräche mit Johannes F. Sievert

Alexander Verlag Berlin | Köln

Von der Idee zum Drehbuch zur Produktion zum fertigen Film. Welche Entscheidungen – kreativer, technischer und finanzieller Art – machen einen Film zu dem, was er ist?

Am Beispiel seiner zehnteiligen Krimiserie Im Angesicht des Verbrechens werden in ausführlichen Gesprächen mit dem Regisseur Dominik Graf die unterschiedlichen Schritte und Stadien der Entstehung eines Films vorgestellt. Ein Werkstattbericht, bei dem es um die Kunst, das Handwerk und den Prozeß des Filmemachens geht, ein ›Hands-on Manual‹, das Regisseuren, Schau spie lern und allen Filminteressierten einen Blick auf Dominik Grafs Arbeitsweise erlaubt.

»Ein Band, der allen Filmbegeisterten unbedingt ans Herz gelegt sei: In einem mehr als 200 Seiten umfassenden Gespräch gewährt Dominik Graf intime Einblicke in seine Filmwerkstatt, erläutert seine Vorlieben und Arbeitsweisen, seine Absichten und Vorbilder. Das Gespräch befasst sich mit Grafs Werken, den Filmen anderer Regisseure von Renoir über Hawks bis zu den italienischen Schmuddelregisseuren, an denen Graf einen Narren gefressen hat, und reflektiert so auch immer wieder das Filmemachen selbst. Grafs genauer Blick auf seinen Gegenstand, seine Souveränität hinsichtlich seiner Stärken, seine kritische Selbsteinschätzung hinsichtlich seiner Schwächen ergeben eine rundum faszinierende Lektüre.« Thomas Groh, moviepilot.de

»Spannende und aufschlussreiche Seiten, die sich bis ins Detail der Arbeitsweise Grafs widmen. (...) Eine interessante Publikation, die für cineastisch Interessierte eine Pflichtlektüre sein sollte.« Josef Schnelle, Film-Dienst

ISBN 978-3-89581-298-9

Alexander Verlag Berlin | Köln

www.alexander-verlag.com

Dominik Graf, geb. 1952 in München, brachte neben zahlreichen Fernsehfilmen (Der Fahnder, Polizeiruf 110, Tatort, Der Skorpion, Hotte im Paradies, Kalter Frühling, Eine Stadt wird erpreßt) unterschiedliche Beiträge auf die große Leinwand, darunter Die Sieger, Der Felsen und Der rote Kakadu. Unter zahlreichen Auszeichnungen findet sich achtmal der Adolf-Grimme-Preis.

Johannes F. Sievert, geb. 1968 in Bielefeld, studierte u. a. Regie an der internationalen filmschule köln (ifs). Neben eigenen Filmprojekten drehte er 2008/2009 das Making-of der Serie Im Angesicht des Verbrechens.

Bildnachweise:

Abbildungen innen: S. 35, 49, 65, 77, 91, 93, 109, 111, 113, 121, 127, 145, 151, 189: Privatarchiv Dominik Graf; S. 95: Fritz Michels; S. 143: Klaus Primke; S. 163: Gabriele Kracht; S. 135, 173, 197: © Julia von Vietinghoff

Lizenz durch Telepool GmbH

© Alexander Verlag Berlin | Köln 2010

Alexander Wewerka, Fredericiastr. 8, D-14050 Berlin

Alle Rechte vorbehalten. Jegliche Form der Wiedergabe, auch der auszugsweisen, nur mit schriftlicher Genehmigung durch den Verlag.

Eine Zusammenarbeit mit ARTE Deutschland TV GmbH.

info@alexander-verlag.com

www.alexander-verlag.com

Umschlaggestaltung: Antje Wewerka unter Verwendung eines Fotos von Caroline Link

Satz und Layout: Antje Wewerka

Redaktion/Lektorat: Katharina Broich und Christin Heinrichs.

Dank an Stella Diedrich und Sarah Schmidt.

Besonderer Dank an Wolfgang Krenz.

Korrektur: Hartmut Schönfuß

ISBN: 978-3-89581-298-9

INHALT

Johannes F. Sievert

Einführung

Gespräche mit Dominik Graf

1. Die droschkengaulartige Verbarrikadiertheit des Regisseurs – Motivation und Vorbilder

2. Wege zum Film – Werdegang

3. Im Labyrinth der Dramaturgie – Von der Idee zum Drehbuch

3.1 Mahlströme und Landkarten. Genre, Charaktere, Autoren

3.2 Schwarze Spiegel. Die Entstehung von Im Angesicht des Verbrechens

4. Der chinesische Glückshoroskop-Apparat – Vorbereitung und Proben

5. Vorfahrt fürs Leben – Vor den Dreharbeiten

5.1 Zufälle. Zeit & Budget

5.2 Magie und Stilwillen. Locations

5.3 Das bißchen Realität. Look

5.4 Skelette zum Leben erwecken. Die Auflösung

5.5 Von Schnellsprechern und Preisschildern. Schauspiel & Sprache

6. Die Konventionalisierung der Wahrnehmung – Dreharbeiten

7. Technische Probleme – Handwerkszeug I

7.1 Münchens Straßen von San Francisco. Actionszenen

7.2 »Let’s go to work«. Choreographie & Zeit

8. Leben jenseits der FernsehEventÄsthetik – Schauspielerführung

8.1 Das Wörterbuch des Inszenierens. Liebesszenen & Streß am Drehort

8.2 Betriebstemperaturen. Dialoginszenierung

9. Die Übung am Immergleichen – Handwerkswerkszeug II

9.1 Eine Art Zen-Buddhismus des Kinos. Genre & Day for Night

9.2 Die Tür zur Wirklichkeit. Drehen mit zwei Kameras; Kinder & Tiere

10. Ein Rauschen in Bild & Ton – Postproduktion

10.1 Innerhalb der organischen Masse. Muster & Musik

10.2 Akustischer Dreck. Tonbearbeitung

10.3 »Provinzdolby«. Tonmischung

Anhang

Glossar

Filmographie Dominik Graf

Johannes F. Sievert

EINFÜHRUNG

Als ich Dominik Graf im Dezember 2007 auf dieses Buchprojekt ansprach, war er bereits in der Vorproduktion zu der damals noch als achtteilig geplanten Serie Im Angesicht des Verbrechens. Wir vereinbarten, daß ich den Dreh mit der Kamera begleite und daraus ein Making-of schneide und daß ich mit ihm vor, während und nach den Dreharbeiten Interviews führe. Kurz darauf wird Dominik Graf vom Produzenten Marc Conrad gefeuert.

Im Januar 2008 wird er jedoch wieder eingestellt, da die beteiligten Sender gerne mit Graf und seiner Drehbuchversion arbeiten wollen. Als die Produktionsleiterin im Frühjahr die Drehbücher kalkuliert und – trotz vieler Kürzungen – deutlich höher liegt als die bisherige Kalkulation, bricht Panik aus: der Dreh soll schließlich im Juni starten … Der WDR erhöht nochmals das Budget und im Mai beginnen die Proben. Die angespannte Atmosphäre zwischen Regie und dem Produzenten Marc Conrad ist allgegenwärtig.

Im Juni 2008 beginnt der Dreh wie geplant. Aber die Kosten schwellen weiter an, die täglichen Pensen beim Drehen sind kaum zu schaffen. Als die Gewerbeaufsicht Mitte August um drei Uhr nachts die Dreharbeiten abbricht und eine strikte Einhaltung der gesetzlich vorgeschriebenen Arbeitszeiten verlangt, bedeutet das für die Produktion: zehn bis zwanzig Drehtage mehr als für den zweiten Winterblock geplant waren.

In der Pause zwischen Sommer- und Winterdreh kommt es zwischen dem WDR und Marc Conrad zum Streit darüber, wer die Verantwortung für die entstandenen zusätzlichen Drehtage trägt – und damit auch die entstehenden Mehrkosten übernimmt. Marc Conrad eröffnet erstmals seine Absicht, in Insolvenz zu gehen, wenn nicht zusätzliche 1,5 Millionen seitens der Sender in das Projekt investiert werden. Unterfinanziert, verfeindet und angespannt gehen die Beteiligten in die zweite Drehphase.

Nach endlosen weiteren Auseinandersetzungen vor und hinter den Kulissen werden die Dreharbeiten nach 112 Drehtagen im Februar 2009 beendet. Drei Sommer-Drehtage stehen noch aus.

Im März 2009 meldet der Brancheninformationsdienst Kress per Blitznachricht, daß das Amtsgericht Köln am 10. März 2009 das Insolvenzverfahren gegen die Produktionsfirma, die Typhoon AG, eröffnet hat. Laut dieser Mitteilung hat sich die Firma in Absprache mit ihren juristischen Beratern und Wirtschaftsprüfern zu diesem Schritt veranlaßt gesehen. Ein Insolvenzverwalter übernimmt das Ruder. Doch die Aussicht auf Einigung über die finanziellen Mehrkosten rückt in weite Ferne: der Schneideraum wird geschlossen, der Film droht im Papierkorb zu verschwinden ...

Gespräche mit Dominik Graf

1

DIE DROSCHKENGAULARTIGE VERBARRIKADIERTHEIT DES REGISSEURSMOTIVATION UND VORBILDER

Johannes F. Sievert: War Im Angesicht des Verbrechens (IAdV) deine größte Herausforderung?

Dominik Graf: Als rein äußerliche Anstrengung sicherlich, ja: Es sind nun beinahe 500 Minuten fertiger Film geworden, in fast jeder der inzwischen zehn statt acht Folgen gibt es eine ziemlich kräftige Actionsequenz, es waren ständig wechselnde, ganz verschiedene Milieus zu erzählen, verschiedene Sprachen, 150 Sprechrollen zu inszenieren, es gab im Drehbuch Dutzende komplizierte, genau beschriebene und detailliert festgelegte Motive, die gesucht werden mußten … Und dann das Ganze komplett unchronologisch nach Innen- und Außenmotiven abgedreht – das war eine gewisse Anforderung an uns alle, kann man sagen. Vergleichbar ist die Serie natürlich ein wenig mit meinen anderen größeren Thrillern in der Vergangenheit, ob nun Die Katze, Die Sieger, Hotte im Paradies oder Eine Stadt wird erpreßt. Es sind ja auch immer dieselben Probleme, dieselben Unterschätzungen der Produktionen, auf die man bei so aufwendigen Filmen trifft. Es geht letztlich immer um Geld und darum, daß man sich Filme mit starken Action-Anteilen bei uns gar nicht leisten kann – und im Grunde auch nicht leisten will. So seltsam das sein mag, wenn andererseits täglich Dutzende von Krimis in Auftrag gegeben werden: das, was den Thriller ausmacht, die Gefahr, die körperliche Spannung, die Jagd, der Showdown – das möchte am Ende keiner bezahlen. Daher gibt es bei Drehbüchern wie IAdV immer Probleme, und diese Probleme sind für mich anstrengender als das Drehen selbst.

Ist es eine besondere Herausforderung gewesen, eine Serie zu drehen, bei der du der alleinige Regisseur bist? Spielte die Größenordnung nicht doch eine Rolle? Kräftemäßig? Was die Pensen der Drehtage angeht? Organisationstechnischer Natur?

Ja. Die Länge und die Dauer der Arbeit allein ist schon eine Herausforderung. Einer der inneren Motoren, gleichsam eine der Antriebskräfte des Adrenalin-Haushalts ist es, daß man all das, was in einem Drehbuch steht, daß man jedes noch so kleine Detail exakt so hinzukriegen versucht wie es im Buch stand, während man den Film Tag für Tag macht. Man muß beinahe jeden der 120 Drehtage eine hohe Energie in die Bilder pumpen, man darf sich – bis auf wenige, leichtere Szenen – nie zurücklehnen, sonst nimmt das Ganze an einem schwachen Detail Schaden. Klar, man hätte die Regie der Folgen auch teilen können, Folgen 1 bis 4 dreht ein Regisseur und Folgen 5 bis 8 ein anderer Regisseur. Aber das wäre noch teurer geworden, weil die vielen durchgehenden Hauptmotive jeweils zweimal hätten angemietet werden müssen. Außerdem ist ja eine kontinuierliche Story, es sind keine abgeschlossenen Episoden – und ich weiß nicht, ob da ein Regiewechsel für die konsequente Stilistik und Erzählform der Sache förderlich ist. Andererseits kann einem Produzenten nach US-Serien-Vorbild der einheitliche Regiestil völlig egal sein, dort in Amerika entscheidet ja der einheitliche Produzenten-Look jeder Serie. Regisseure spielen dort eine Nebenrolle. Insofern habe ich Glück gehabt, das Ganze komplett inszenieren zu dürfen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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