FETTSTARK - Geta C. Fabian - E-Book

FETTSTARK E-Book

Geta C. Fabian

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  • Herausgeber: epubli
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2018
Beschreibung

Die therapeutische Wirkung der ketogenen Ernährung wird bereits seit einem Jahrhundert bei der Behandlung von Epilepsie genutzt. Gleichermaßen bietet die Ketogenese durch ihre entzündungshemmende Wirkung neue Ansätze für die nutritive Therapie von neurodegenerativen Erkrankungen, von Krebs und Autoimmunerkrankungen. Dieses Buch beschreibt, wie eine strikte ketogene Ernährung rheumatoide Arthritis, eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung, bändigen kann: durch eine Reduktion der Blutglukose, die Synthese von Ketonen und eine erhöhte Resilienz gegenüber oxidativem Stress. Dieses Buch wendet sich an Menschen, die am entzündungshemmenden Potenzial der ketogenen Ernährung interessiert sind. Es richtet sich gleichermaßen an Leserinnen und Leser, sowie Studenten und Dozenten, die mehr über die biologischen Grundlagen der ketogenen Ernährung erfahren möchten. Das Buch schildert: •die persönliche Erfahrung der Autorin mit der ketogenen Ernährung zur Kontrolle rheumatischer Symptome, •die Prinzipien der vollwertigen ketogenen Ernährung – mit exemplarischem Wochenplan, inklusive Makro- und Mikronährstoffangaben, •die biochemischen Grundlagen der Ketogenese, •die entzündungshemmenden Mechanismen der Ketose.

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Seitenzahl: 160

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FETTSTARK

Wie die ketogene Ernährung chronische Entzündungen bändigt Ein Erfahrungsbericht

GETA C. FABIAN

FETTSTARK

WIE DIE KETOGENE ERNÄHRUNG

CHRONISCHE ENTZÜNDUNGEN BÄNDIGT

EIN ERFAHRUNGSBERICHT

Impressum

1. Auflage (Update März 2020)

Copyright © 2018, Geta C. Fabian, c/o AutorenServices.de, Birkenallee 24, 36037 Fulda. Alle Rechte vorbehalten

Neopubli GmbH, Köpenicker Straße 154a, 10997 Berlin www.epubli.de

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

ISBN: 978-3-746773-24-7

Kontakt: [email protected] und www.fettstark.de

Haftungsausschluss

Die Informationen in diesem Buch sollen und können die Ärztin bzw. den Arzt nicht ersetzen. Die Autorin ist keine Ärztin und gibt keine medizinischen oder gesundheitlichen Versprechen ab. Die in diesem Buch beschriebene Ernährungsform sollte nicht als Grundlage zur eigenständigen Behandlung von Erkrankungen verwendet werden. Alle Angaben, Ergebnisse und Anleitungen beruhen ausschließlich auf den Erfahrungen und Interpretationen der Autorin. Für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der Inhalte übernimmt die Autorin keine Gewähr. Die Inhalte wurden von der Autorin nach bestem Wissen sorgsam überprüft und erstellt. Da inhaltliche Fehler jedoch nicht völlig auszuschließen sind, erfolgen diese Angaben ohne jegliche Verpflichtung der Autorin.

Die Inhalte des Buches unterliegen dem deutschen Urheberrecht. Die Verbreitung, Vervielfältigung und Bearbeitung sowie jede Art der Nutzung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtes bedürfen der schriftlichen Zustimmung der Autorin. Kopien und Downloads dieses Buches sind nur für den privaten und nicht kommerziellen Gebrauch gestattet.

Die Autorin erklärt, dass zu den Inhalten dieses Buches kein Interessenkonflikt vorliegt.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort6

Prolog7

Die Drei Säulen10

Die ketogene Ernährung11

Der Glukose-Keton-Index (GKI)12

Aufbau einer ketogenen Ernährung14

Ketoadaptation oder doch Fettadaptation?17

Wasserfasten und time-restricted feeding18

Kraft- und Kraftausdauersport21

Die vollwertige ketogene Ernährung23

Das Protein23

Die Fette24

Mittelkettige Triglyceride (MCT-Öl)25

Essenzielle Fettsäuren − die Omegas27

Natrium, Kalium und Magnesium28

Vitamin-B-Komplex29

Keto für eine Woche – ein Beispiel29

Wie strikt ist die ketogene Ernährung?31

Supplemente: Lebertran und Vitamin K231

Entzündungen und das Immunsystem33

Entzündungen brauchen Glukose33

Ketose und Ketone36

Biochemische Grundlagen36

Das Gehirn ist ein glukoseabhängiges Organ41

Das Nervensystem ist insulinabhängig42

Fasten und ketogene Ernährung44

Ketone wirken entzündungshemmend46

Einfluss von Ketonen auf HCA2 und HDACs49

Beruhig Fett das Nervensystem?50

Lipoproteine neutralisieren Endotoxine52

Ketose gegen schmerzen55

Freie Radikale und oxidativer Stress56

Ketose reduziert oxidativen Stress59

Eine ketogene Ernährung reduziert AGEs61

Länger leben mit Ketose?62

Schlusswort64

Quellenangaben66

Anhang68

Vorwort

Mit Mitte dreißig wurde bei mir rheumatoide Arthritis (RA) diagnostiziert. Nach einem halben Jahr medikamentöser Behandlung fing ich an, mich für nutritive Alternativen zu interessieren, und setzte dabei meine Fachkenntnisse der Immunologie und Physiologie ein.

Die unzähligen Blogs von Menschen, die von Autoimmunität betroffen sind, motivierten mich. Dieses Buch ist diesen mutigen Menschen gewidmet. Am Ende meiner Suche stand die vollwertige ketogene Ernährung, durch die ich meine RA langfristig gebändigt habe.

Dieses Buch ist weder ein Kochbuch noch ein Ratgeber zur Gewichtsreduktion noch ein dogmatischer Kreuzzug gegen Brot und Pasta. Ich richte mich konkret an Leserinnen und Leser, die sich für die physiologischen Grundlagen sowie die entzündungshemmende Wirkung der ketogenen Ernährung interessieren.

Die Erfahrungen in diesem Buch konzentrieren sich auf meine Autoimmunerkrankung, die ketogene Ernährung kann aber theoretisch bei jeder Erkrankung mit einer chronisch-entzündlichen Komponente von Nutzen sein.

Im ersten Teil beschreibe ich, wie ich mit der ketogenen Ernährung und ohne Medikamente meine rheumatoide Arthritis unter Kontrolle gebracht habe, und gehe auf einzelne ernährungsrelevante Aspekte ein. Im zweiten Teil stelle ich die biologischen Grundlagen und physiologischen Mechanismen der ketogenen Ernährung vor. Ich zeige, dass Glukose für Entzündungen von fundamentaler Bedeutung ist, auf welche Weise Ketone entzündungshemmend wirken und wie Fett die Resistenz gegenüber oxidativem Stress erhöht.

UPDATE MÄRZ 2020 ̶ DREI JAHRE KETOGENE ERNÄHRUNG

Ich esse schon drei Jahre ketogen und befinde mich immer noch in Remission. In dieser Zeit hatte ich zwei Perioden, von rund zwei Wochen, in denen ich meine Krankheit spürte. Es waren keine Schwellungen oder Rötungen, nur ein allgemeines Unwohlsein mit unangenehmem Ziehen in den beschädigten Gelenken. Ich aß mehr Fett als sonst und die Symptome vergingen.

Was hat sich geändert? Ich hatte die ketogene Ernährung mit Olivenöl angefangen. Das war ein guter Anfang und ich würde es wieder so machen, denn es hat funktioniert. Heute macht mich Olivenöl nicht mehr satt. Ich esse jetzt wenig Olivenöl, dafür hauptsächlich Butter und Rinderfett. So werde ich satt und habe keinen Appetit auf Snacks, wie Nüsse oder Käse. Olivenöl verwende ich nur noch für den Sommersalat. Nüsse, Nussmus und Leinsamen esse ich selten, denn sie machen mich heißhungrig. Dafür habe ich selbstgemachten Kefir und Jogurt eingeführt. Die Proteinmenge nahm zu und die Ketone ab: Sie messen jetzt 0,5-1,5 mM.

Eine meiner Strategien, um den Blutzucker niedrig zu halten, war, jeden Abend ein Glas Rotwein zu trinken. Diese Methode hat sehr gut funktioniert. Irgendwann merkte ich, dass ich den Wein nicht mehr brauchte. Der morgendliche Blutzucker hatte sich normalisiert und meine Gesundheit verbesserte sich. Ich brauche kein Hilfsmittel mehr. Wein trinke ich nur noch zum Essen.

Und etwas anderes änderte sich: ich kann jetzt kleine Mengen Bohnen und Wurzelgemüse essen, ohne dass mein Blutzucker ansteigt.

Bleiben Sie gesund!

Prolog

Rheumatoide Arthritis (RA) ist eine systemische chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung, die Gelenke und innere Organe schädigt, die Lebensqualität beträchtlich mindert sowie die Lebensspanne verkürzen kann. Die Langzeitprognosen sind düster und die lebenslang einzunehmenden Medikamente haben schwere Nebenwirkungen.

Aus der Rückschau betrachtet fing meine Erkrankung schon mindestens ein Jahr vor der Diagnose an: mit einer heftigen Bronchitis, enormem Stress und einer schlechten Ernährung, die auf Kartoffeln und Haferflocken basierte. Meine Füße schmerzten, die Augen waren entzündet, ich war erschöpft und depressiv. Mir ging es nicht gut. Ich war in der biologischen Forschung tätig und wusste, dass ich meine Symptome ernst nehmen musste. Ich veranlasste Bluttests, um chronische Infektionen auszuschließen. Ich war kerngesund, bis auf einen niedrigen Eisenwert und einen erhöhten ACPA Titer. (Anti-citrullinated protein antibodies sind Autoantikörper, die im Blut der meisten Patienten mit rheumatoider Arthritis nachweisbar sind. Ein niedriger Eisenwert kann ein Merkmal chronischer Entzündungen sein.) Mir war klar, was das bedeutete. Ich kannte die Langzeitprognosen. Was darauf folgte, war die Standardbehandlung: Medikamente mit leichten Nebenwirkungen und regelmäßige Bluttests. Ich wurde durchgereicht, Ärzte, Krankenschwestern und Medikamente waren Teil meines Lebens. Man versuchte mir klarzumachen, dass dies für immer so sein würde. Ich nahm es wie betäubt hin. Die Stimme der Angst bot mir die bequeme Opferrolle an.

Aber etwas rührte sich in mir. Ich weigerte mich, diese Rolle anzunehmen, und akzeptierte keine Abhängigkeit. Entschlossen, Alternativen zu suchen, und stets begleitet von Angst und Zweifel setzte ich nach sechs Monaten das Medikament langsam ab. Ich fasste den intuitiven Entschluss, mein Fachwissen einzusetzen, um die Progression meiner Autoimmunerkrankung zu verlangsamen und die Remission zu erlangen. Mein Ziel war klar: eine langfristige Reduktion RA-typischer Symptome. Als Wegweiser setzte ich mir folgende Parameter: keine Fatigue, keine Schmerzen, keine Angst, dafür aber Kraft und Energie. Weiterhin wollte ich dem Heilungsvermögen meines Körpers wieder vertrauen können. Um mein Ziel zu erreichen, hörte ich auf meine Intuition, meine Körperwahrnehmung und mein Fachwissen. Ich testete diverse Ernährungsinterventionen und Supplemente.

Meine Entdeckungsreise, die anfänglich auf dem Versuch-und-Irrtum-Prinzip beruhte, begann ich mit dem Wissen, dass Ernährung einen enormen Einfluss auf das Immunsystem ausübt. Die klinische Forschung gibt allerdings nur diffuse Hinweise darauf, welche Ernährungsformen sich bei Autoimmunität eignen. Deshalb durchforstete ich das Internet nach Erfahrungsberichten von Menschen, die wie ich einen nicht medikamentösen Weg heraus aus ihrer Krankheit suchten.

Im Folgenden werde ich knapp auf meine sonstigen diätetischen Versuche eingehen, denn sie ermöglichten mir den Weg zur ketogenen Ernährung. Meine erste Maßnahme, noch vor dem ersten Medikament, war die Eliminierung glutenhaltiger Lebensmittel. Darauf verbesserte sich meine Verdauung signifikant, praktisch über Nacht. Obwohl die Umstellung auf glutenfreie Lebensmittel keinen weiteren Einfluss auf meine Symptome hatte, behielt ich die glutenfreie Ernährung bei.

Nach eingehenden Literaturrecherchen versuchte ich anschließend caloric restriction without malnutrion (Kalorienrestriktion ohne Nährstoffmangel, KR), eine vollwertige Ernährungsform, bei der die Gesamtkalorienmenge reduziert wird. KR verlängert im Laborversuch die Lebensspanne von Hefen, Fliegen, Nematoden, Mäusen und Affen. Die Gesamtkalorienmenge wird um zehn bis dreißig Prozent reduziert, die optimale Nährstoffversorgung bleibt jedoch erhalten. Ob der lebensverlängernde Effekt auch beim Menschen auftritt, ist (noch) nicht bekannt. Meine Entzündungen und Schwellungen milderten sich jedenfalls, die schmerzenden Gelenken aber blieben. Ich verlor Gewicht, Muskelmasse und vor allem Kraft. Deshalb fiel diese Ernährung nach einem halben Jahr bei mir durch.

Als Nächstes versuchte ich eine vollwertige Low-Fat-Ernährung, die auf Getreide, Hülsenfrüchten, Gemüse, Obst und magerem Protein basierte. Diese Ernährungsform erwies sich als katastrophal, denn die Entzündungen verschlimmerten sich in kürzester Zeit und mein Wohlbefinden nahm rapide ab. Entsetzt brach ich nach zwei Wochen ab. Dass offensichtlich Kohlenhydrate meine Entzündungen entscheidend vorantrieben, kam mir in diesem Moment noch nicht in den Sinn.

Ich versuchte Veganismus, der mir anfänglich half: Schwellungen und Rötungen reduzierten sich, die Schmerzen dagegen blieben. Ich ermüdete ungewohnt schnell, kam leicht außer Atem und verlor meine Ausdauer. Ich hatte so wenig Kraft, dass ich häufig ganze Nachmittage verschlief. Weiterhin beanspruchte Veganismus große Sorgfalt bei der Auswahl der Nahrungsmittel, was ich als zu stressig und obsessiv empfand. So gab ich diese Ernährungsform nach acht Wochen wieder auf. Zu diesem Zeitpunkt dämmerte mir, dass ich möglicherweise ein Problem mit dem Energiemetabolismus hatte, denn obwohl ich ausreichend mit Kohlenhydraten und Proteinen versorgt war, war ich fortwährend erschöpft.

So probierte ich die Paleoernährung. Zyniker verhöhnen diese Ernährungsform, weil sie nicht original paläolithisch sein kann. Dem stimme ich aus mehreren Gründen zu: Erstens existieren die damaligen Nahrungsmittel zum Teil gar nicht mehr und zweitens praktizieren wir einen komplett anderen Lebensstil als unsere Vorfahren. Drittens frage ich mich, welcher steinzeitlichen Klimazone die Paleoernährung entsprechen soll. Der Arktis? Dem zentralafrikanischen Urwald? Oder vielleicht der sibirischen Taiga?

Ignoriert man allerdings den ungeschickten Namen, präsentiert sich die Paleo als eine hervorragende Ernährungsform, die mit der sogenannten mediterranen Ernährung problemlos konkurrieren kann. Die Letztgenannte ist ein Konstrukt der 1960er, das auf den US-Amerikaner Ancel Keys zurückgeht, der sich bei seinen Feldstudien auf Kreta konzentrierte. Somit ist die sogenannte mediterrane Diät eng mit der griechischen und kretischen Küche verbunden. Dass die kretische Ernährung eine Hochfetternährung war und die Kreter bis zu zweihundert Tage im Jahr in irgendeiner Form fasteten, ignorierte Ancel Keys.

Ihr irreführender Name sollte nicht davon abhalten, die Paleoernährung auszuprobieren. Diese Ernährungsform, die Getreide, Milchprodukte und Hülsenfrüchte ausschließt, stellte sich bei mir als teilweise effektiv heraus: Entzündungen und Schmerzen reduzierten sich. Ich hatte Energie und Kraft. Die Ergebnisse waren aber nicht konstant, so dass ich mich an manchen Tagen wohlfühlte, an anderen nicht. Obwohl ich mit der Paleoernährung nur einen Teilerfolg erzielte, hatte ich doch das sichere Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein. Ich stellte nämlich fest, dass meine Symptome mit dem Verzehr von kohlenhydrathaltigen Lebensmitteln positiv korrelierten. Um diese Vermutung zu testen, schlug ich eine radikale Wendung ein und fastete.

Beim ersten Mal war ich überrascht, wie gut es mir ging. Entzündungen und Schmerzen verschwanden innerhalb von Tagen. Meine Muskeln arbeiteten wie frisch geölt und meine Gedanken waren klar. Ich wusste natürlich, dass Fasten keine Dauerlösung bot. Aber ich erkannte, dass der Fastenmetabolismus Merkmale aufwies, die mir halfen mein Ziel, die Remission, zu erreichen. Ich beschäftigte mich daraufhin mit der Ketogenese, dem fundamentalen Teil des Fastenmetabolismus, sowie mit der ketogenen Ernährung. Ketogenese ist der metabolische Weg zur Synthese von Ketonen und kann durch eine ketogene Ernährung oder Fasten gezielt induziert werden. Da mir Fasten sehr geholfen hatte und die ketogene Ernährung physiologische Merkmale des Fastens nachahmt, entschied ich mich sie auszuprobieren.

Die ersten beiden Anläufe gingen schief. Ich hatte keine Energie, war aufgebläht, genervt und nahm innerhalb von zwei Wochen stark an Gewicht zu. In der Retrospektive erkenne ich meine damaligen Fehler: Da ich kein Tagebuch führte, aß ich zu viel Protein, das primär aus vegetarischen Quellen stammte, also Samen- und Nussmehle, Tofu und Quark. Die Kohlenhydratmenge lag bei knapp 50 g/Tag, was wohl für mich zu hoch war. Und ich sparte unbewusst an Fett. Ausgerüstet mit einem Tagebuch und einem Online-Nährstoffrechner startete ich den dritten Versuch.

Die Wirkung war überwältigend: Ich hatte sehr viel Energie. Offensichtlich gab es bei mir also ein Problem mit der Energiegewinnung aus Kohlenhydraten, aber nicht aus Fetten. Solange ich mich an die Prinzipien der KE hielt, verschwanden Schwellungen und Rötungen. Die Schmerzen waren anfänglich morgens weiterhin vorhanden, nahmen über mehrere Monate jedoch signifikant ab und mein Zustand verbesserte sich weiter. Für Feinabstimmungen probierte ich einige Varianten der KE. Nach circa acht Monaten hatte ich mein Ziel erreicht: Ich war schmerzfrei und hatte keine spürbaren Entzündungen mehr. Die Essenz meines Erfolgs ist ein morgendlicher Blutzuckerwert von < 80 mg/dl und eine Ernährungsform, die mir ausreichend Fett für einen hohen Blutketonwert von 2-5 mM liefert.

Ich möchte meine Erfahrungen gern mit Ihnen teilen, in der Hoffnung, dass die KE auch anderen Menschen hilft. RA ist übrigens nicht die einzige Erkrankung, bei der sich die ketogene Ernährung positiv auswirken kann. Im Grunde genommen kann sie bei jeder chronisch entzündlichen Erkrankung als nicht-medikamentöse Zusatztherapie eingesetzt werden. So wird das Potenzial einer ketogenen Ernährung in Kombination mit Fasten im Moment bei MS in der Charité Berlin untersucht Der Probandenaufruf dazu erfolgte im Juli 2017 (Nutritional Approaches in Multiple Sclerosis, NAMS-Studie, NCT03508414). Ich bin davon überzeugt, dass die Ergebnisse wertvolle Therapieansätze liefern werden.

Die Drei Säulen

Am Anfang schaffte ich es mit der ketogenen Ernährung, die Symptome meiner Autoimmunerkrankung so weit zurückzudrängen, dass ich fast schmerzfrei war. Ich sage „fast“, weil meine Gelenke trotz enormer Verbesserungen am Morgen immer noch schmerzten. Mein Ziel war aber die vollständige Remission meiner Symptome, nämlich keine Schmerzen, Schwellungen und Rötungen, keine Fatigue und kein Muskelabbau. Mir war klar, dass meiner KE der Feinschliff fehlte. Um aus den Erfahrungen anderer Menschen mit Autoimmunerkrankungen zu lernen, recherchierte ich die Fachliteratur und durchstöberte die Blogosphäre. Nach einem halben Jahr des Experimentierens kristallisierten sich Strategien heraus, die mich zum Ziel brachten. In diesem Kapitel werde ich auf diese Strategien, die ich die Drei Säulen nenne, eingehen, bevor ich im nächsten Kapitel die vollwertige ketogene Ernährung näher beschreibe.

Die erste Säule stellt die ketogene Ernährungsform an sich dar, mit Fokus auf den Glukose-Keton-Index (GKI). Die zweite Säule meiner Strategie stellt das Fasten dar, zum einem als time-restricted feeding, das heißt ein 8:16-Stunden-Essrhythmus, und zum anderen in Form von zwei Wasserfastenperioden im Jahr. Die dritte Säule ist der Kraft- und Kraftausdauersport, der meine Muskeln wieder aufbaute und der zum Einhalten des Glukose-Keton-Index essenziell ist.

Die Drei Säulen unterstützen sich gegenseitig: Die ketogene Ernährung erleichtert das Fasten, schont und baut Muskeln auf. Fasten wirkt wie der Resetknopf für den ketogenen Metabolismus und fördert die Entwicklung frischen Körpergewebes aus Stammzellen. Sport auf der anderen Seite unterstützt die Ketose, reguliert den Blutzucker und mindert während einer längeren Fastenperiode den Muskelabbau. Ich bin überzeugt, dass diese drei Strategien, ketogene Ernährung, Fasten und Sport, so oder in einer personalisierten Version weiteren Menschen helfen können.

Die ketogene Ernährung

Fasten hilft gegen epileptische Anfälle. Das wurde bereits in der Antike von Hippokrates beobachtet. 1911 griffen zwei französische Ärzte diese Beobachtung wieder auf und verordneten Kindern und Erwachsenen mit Epilepsie Fastenkuren. Die beiden Ärzte hielten fest, dass die Fastenintervention epileptische Anfälle reduzierte.(50) Wenig später wurde klar, dass Fasten und Kohlenhydratrestriktion zwei Metabolite im Körper ansteigen lassen: die Ketone Beta-Hydroxybutyrat (BHB) und Acetoacetat (AcAc). So lag die Vermutung nahe, dass diese bei dem beobachteten Effekt eine Rolle spielten.

Diese Hypothese bestätigte sich in den folgenden Jahrzehnten; der Wirkmechanismus ist trotzdem bis heute nicht vollständig geklärt. Der Grund dafür ist nicht der Mangel an Forschungsprojekten, sondern das jahrzehntelange Ignorieren der Ketone. Diese Metabolite wurden zum ersten Mal Mitte des 19. Jahrhunderts im Urin von Diabetikern nachgewiesen, aber nicht im Urin von Gesunden. So lag die Schlussfolgerung nahe, dass die Bildung von Ketonen eine lebensgefährliche Situation darstellt. Ein verzeihlicher Fehler für die damalige Zeit, aber unverzeihlich für die nachfolgenden Generationen von Forschern, die die physiologische, das heißt, normal-gesunde Ketose, mit der diabetischen lebensgefährlichen Ketoazidose in einen Topf schmissen. Ich unterstelle hier nicht Mangel an Kompetenz, sondern ein Unmaß an Ignoranz. Die historisch bedingte Assoziation von BHB und AcAc mit Diabetes führte über Jahrzehnte dazu, dass Ketose für einen gesundheitsschädlichen Zustand gehalten wurde. Daraus folgte eine jahrzehntelange Forschungslücke, in der die ketogene Ernährung regelrecht ignoriert wurde, obwohl ihre positive Wirkung bei pharmakoresistenter Epilepsie bekannt war.

Aber zurück zu den Anfängen der ketogenen Ernährung. Die Erkenntnis, dass der Zustand der Ketose mit einem Rückgang epileptischer Anfälle korrelierte, führte 1921 zur Entwicklung der ketogenen Diät (KD), die so erfolgreich war, dass sie in den nächsten Jahrzehnten zur Behandlung von Epilepsie eingesetzt wurde.(168) 1938 wurde das erste Medikament gegen Epilepsie vorgestellt, was die Entwicklung weiterer Medikamente anstieß. Daraufhin verlor die ketogene Diät an Popularität und diese effektive nichtmedikamentöse Therapie wurde nur noch selten zur Behandlung von Epilepsie eingesetzt. Nachfolgende Studien bestätigten, dass die ketogene Diät ebenso wirksam epileptische Anfälle reduziert wie eine medikamentöse Therapie.(21)

Trotz dieser wissenschaftlichen Evidenz scheinen manche Ärzte die KD zu ignorieren und Pharmaka vorzuziehen.(85) In den letzten fünfzehn Jahren nahm die Forschung im Bereich der ketogenen Ernährung erheblich zu. Inzwischen wissen wir, dass die Ketose nicht nur bei Epilepsie wirksam ist, sondern auch bei anderen neurologischen Erkrankungen wir Alzheimer, Parkinson und Huntington. Weitere vielversprechende Forschungsbereiche sind die Krebstherapie sowie Autoimmunerkrankungen.(14), (30), (98), (149), (176)

Der Glukose-Keton-Index (GKI)

Der Glukose-Keton-Index (GKI) ist ein einfaches Optimierungstool, entwickelt von Thomas Seyfried und seinem Team, mit dem man den Erfolg der ketogenen Ernährung bewerten kann.(90), (134) Um den GKI zu berechnen, wird die Blutglukose (in mM/l) durch die Konzentration an Beta-Hydroxybutyrat (BHB, mM) im Blut geteilt (Abb. 1). Krebspatienten in den obengenannten Studien befolgten eine strikte und gleichzeitig kalorienreduzierte ketogene Ernährung (caloric restricted ketogenic diet), die zu Blutglukosewerten von 56-70 mg/dl und BHB-Werten von 2,5-7,0 mM führte. Demnach lagen die GKIs zwischen 0,5 und 1,5. So zeigten Seyfried und sein Team, dass ein GKI im Bereich von annäherungsweise 1,0 das Wachstum von Hirntumoren hemmte. Sie nannten dies den therapeutischen Bereich der ketogenen Diät. Den GKI auf meine Autoimmunerkrankung zu übertragen, war ein gedanklicher Sprung ins Unbekannte. Ich probierte es aus.

Eine ketogene Ernährung nach Phinney und Volek eignet sich zur Verminderung des Atheroskleroserisikos und zur Gewichtsabnahme.(161)