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Im Reiseführer ist die Rede von Lokalen, wo „prickelnde Erlebnisse“ möglich sein sollen. Unweit der Strandpromenade findet er eines, das einen verlockenden Namen trägt. Eine Frau dort scheint es zu mögen, Touristen wie ihn willkommen zu heißen. Zumindest möchte sie in sein Hotelzimmer, um ihm am nächsten Tag diese geheimnisvolle, nach unten führende Treppe im Lokal zu zeigen.
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Veröffentlichungsjahr: 2018
Auf der Strandpromenade gab es durchaus ein paar interessante Einblicke. Ungünstig nur, dass die meisten attraktiven Frauen mit Begleitung unterwegs waren. Auch bei einer kleinen Strandbar, etwas abseits des Weges, sah es nicht viel anders aus. Im Reiseführer war die Rede davon gewesen, dass es in so manchen Lokalen zu „prickelnden Begegnungen“ kommen könnte. Ich sollte mich genauer umschauen – aber war dort überhaupt schon geöffnet?
Die Gasse dort vorne kam mir ein wenig düster und verlassen vor. Dafür war die Leuchtreklame, die sich an diesem fortgeschrittenen Nachmittag bereits gut machte, umso einladender. Hieß der Laden wirklich „Feucht“ … und stand dort „Alle dürfen rein“? Klar, es ging schon einmal … feuchtfröhlich zu, wenn die Getränkekarte hielt, was sie versprach. Und es durften alle rein … in das Lokal. Dachte jemand vielleicht an andere Sachen?
Beim Eintreten begrüßte mich dezentes, aber nicht zu schummriges Licht. Für den sehr kräftig aussehenden Türsteher war ich wohl gerade noch elegant genug gekleidet. Andererseits, wer zumindest ein T-Shirt trug und nicht nur eine Badehose, war offenbar willkommen. Rechts neben mir befanden sich einige gepolsterte Sitzgelegenheiten und niedrige Tische.
Ob es hier einen Keller mit dunkelroten Wänden gab? Mit Peitschen und Fesseln, wenn jemand darauf stand? Meine Fantasie spiele auf einmal verrückt, aber die nach unten führende Treppe konnte sich durchaus so fortsetzen. An einem Tisch saß wohl eine kleine Reisegruppe, die anderen Leute hielt ich eher für Einheimische. Eine jüngere Frau, eher 25 als 30, saß allein an einem der Tische. Im ersten Moment hatte ich an sie gedacht, doch meine Geschäftspatnerin, die ich hier getroffen hatte, war ein paar Jahre reifer. Ich wusste nicht einmal, was sie genau machte, aber ihre Aufträge dann und wann brachten gutes Geld ein.
Die Ecke wurde durch einige Pflanzen abgetrennt. Sie schien etwas zu lesen, und das Glas Bier konnte das auf der mit Kreide geschriebenen Tafel angepriesene sein. Oder kippten die hier Wodka hinein? Ein U-Boot, klar. Ich nahm am Nebentisch Platz, ein Kellner erschien, und zwei Gesten genügten, um uns zu verständigen.
Eine Minute später konnte ich einen Schluck nehmen, und riskierte einen Blick zu meiner Nachbarin. Dass bald ihr Freund auftauchte, hätte mich kaum überrascht. Es passte eher in meine Gedankenwelt als eine Frau, die allein reiste und sich auch noch von mir anquatschen ließ. Ob sie von hier stammte … oder sogar zum Angebot des Lokals gehörte? Sie legte ihr Handy weg und richtete ihren Blick auf mich.
Meiner bewegte sich weg, auf den Tisch, durch den Raum – ihre Augen erfassten mich immer noch. Ich musste genauer hinsehen, um ihr Lächeln zu erkennen, stimmte zögerlich ein – und ihr vorsichtig erhobenes Glas zeigte in meine Richtung. Ich stand auf und rutschte auf der plüschigen Bank, die entlang der ganzen Wand verlief, zu ihr hinüber. Wir saßen schräg gegenüber, ihr Lächeln wurde stärker, praktisch ein unterdrücktes Lachen, und ich hob mein Bierglas. Sie prostete mir zu, halblaut. Na dann Prost!