Feuerphönix (Die Phönix-Saga 1) - Julia Zieschang - E-Book

Feuerphönix (Die Phönix-Saga 1) E-Book

Julia Zieschang

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Beschreibung

**Das Herz rast, die Augen fliegen über die Zeilen und nichts existiert mehr außer diesem Roman…** »Feuerphönix ist von mir ein absolutes MUST-READ!!! Nicht nur eine Leseempfehlung sondern ein absolutes Muss!!!!« (Leserstimme auf Amazon) Caro weiß nichts von ihren Eltern. Nichts von dem Erbe, das in ihr ruht. Oder über den unheimlichen Typen mit den goldenen Augen, der sie seit ihrem Geburtstag zu verfolgen scheint. Kann es sein, dass eine Verbindung zwischen ihm und den mysteriösen Bränden besteht, die sich immer häufiger in ihrer Gegenwart entfachen? Caro muss erkennen, dass in ihr Kräfte schlummern, die nicht nur für sie äußerst gefährlich werden können. Sie ist die Nachfahrin einer uralten Linie von magischen Wesen – den Phönixen. Und damit fangen ihre Schwierigkeiten erst an. //Textauszug: Zunächst visualisierte ich nur unsere Handflächen vor meinem inneren Auge. Aber als ich mich von dieser Vorstellung des Sehen-Müssens loslöste und nur auf das achtete, was ich fühlte, veränderte sich etwas. Es ging eine Art Wärme von Vincent aus, aber das war nicht der richtige Ausdruck dafür. Es veränderte sich erneut und nun konnte ich es klarer erkennen. Da war etwas Leuchtendes und Warmes, das mich anzog. Das, was ich fühlte, war unmöglich in Worte zu fassen. Es war einzigartig. Vincents Aura war einzigartig.// //Alle Bände der Fantasy-Bestseller-Reihe: -- Feuerphönix (Die Phönix-Saga 1) -- Eisphönix (Die Phönix-Saga 2) -- Sturmphönix (Die Phönix-Saga 3) -- Die Phönix-Saga: Alle Bände in einer E-Box// Die Phönix-Saga ist abgeschlossen.

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Im.press Ein Imprint der CARLSEN Verlag GmbH © der Originalausgabe by CARLSEN Verlag GmbH, Hamburg 2016 Text © Julia Zieschang, 2016 Lektorat: Ricarda Saul Umschlagbild: shutterstock.com / © nizas / © Chevnenko / © Misao NOYA / © Anastasiia Gevko Umschlaggestaltung: formlabor Gestaltung E-Book-Template: Gunta Lauck Schrift: Alegreya, gestaltet von Juan Pablo del Peral Satz und E-Book-Umsetzung: readbox publishing, Dortmund ISBN 978-3-646-60249-4

Für meine beste Freundin, die immer für mich da ist.

Du machst mein Leben schöner!

1. Kapitel

Ich versank in dem Anblick des Flammenspiels und machte unwillkürlich ein paar Schritte in seine Richtung. Fast meinte ich spüren zu können, wie die Spitzen der Feuerzungen meine Haut sanft kitzelten. Irritiert wandte ich den Blick von dem Feuer. Was war nur los mit mir? So durfte ich nicht denken. Feuer war schmerzhaft und grausam. Es vernichtete Leben und fraß alles auf, was sich ihm in den Weg stellte, nur um selbst leben zu können. Aber was, wenn das in der Natur der Dinge lag? Waren nicht immer die aufregendsten und faszinierendsten Kreaturen auch die gefährlichsten?

Ich saß in der U-Bahn und starrte durch das Fenster in die Finsternis. Die Wände des Tunnels rauschten an mir vorbei. Die laute Musik aus den Kopfhörern meines Smartphones ließ die Gespräche der Menschen um mich herum zu einem angenehmen Gemurmel verstummen. Ich lehnte mich entspannt zurück und konzentrierte mich ganz auf die harten Beats meiner Lieblingsrockband. Die U-Bahn hielt mit einem Rucken an der nächsten Station. Ich beobachtete die anderen Fahrgäste, die sich eilig zur Tür hinausdrängten. Ich hasste die Enge der unterirdischen Tunnel. Sie lösten ein beklemmendes Gefühl in mir aus, als wäre ich eingesperrt. Zum Glück war es nicht mehr weit bis zu meiner Station. Bald würde ich wieder Tageslicht sehen. Der schwere Geruch nach fettigem Essen weckte meine Aufmerksamkeit. Ich hatte die Quelle schnell ausgemacht: ein etwa zwölfjähriger Junge, der soeben die U-Bahn mit einem Burger in der Hand betreten hatte. Ich bemühte mich um einen gleichgültigen Blick, obwohl mich der Fleischgeruch anekelte. Der Junge machte ein paar Schritte in meine Richtung. Der Platz neben mir war noch frei. Etwas in meinem Blick musste ihn abgeschreckt haben, denn er zögerte kaum merklich und setzte sich dann auf die andere Seite. Die U-Bahn fuhr an und ich drehte meinen Kopf wieder zur Scheibe. Mein Spiegelbild grinste mir zufrieden zu.

Meine Gedanken schweiften zu den heutigen Vorlesungen. Wir hatten ziemlich viel Stoff durchgenommen, was bedeutete, dass ich heute Nachmittag noch einiges zum Durchlesen haben würde. Ich seufzte bei der Vorstellung, schon wieder nur in meinem Zimmer rumzusitzen. Vielleicht sollte ich lieber erst eine Runde joggen gehen. Seit ich vor ziemlich genau einem Jahr angefangen hatte, Jura an der Ludwig-Maximilians-Universität in München zu studieren, war von meiner Freizeit nicht mehr viel übrig. Zeitweise war es äußerst mühsam, sich durch die umständlich formulierten Gesetzestexte zu kämpfen, und ich musste mir wieder in Erinnerung rufen, warum ich mir das antat.

Der Zug wurde langsamer. Ich hob meine schwere Tasche vom Boden auf und ging in Richtung der Türen. Eine weitere lästige Angelegenheit am Jurastudium war, dass man ständig eine mit Gesetzbüchern vollgestopfte Tasche mit sich rumschleppte. Ein Wunder, dass mein Rücken noch nicht aussah wie der von Quasimodo. Die U-Bahn hielt. Ich drängte mich vorbei an den mir viel zu langsam gehenden Leuten und lief die Treppenstufen hinauf in die Freiheit. Noch bevor ich ganz oben angelangt war, erreichten mich die ersten Regentropfen. Sie klatschten auf mein Gesicht und ich hörte, wie eine Frau hinter mir über das »Mistwetter« schimpfte. Mich störte es nicht weiter. Ich hatte mich längst an den ständigen Regen gewöhnt. Nichts Außergewöhnliches für einen Oktober in München. Dennoch hätte ich nichts gegen ein bisschen Sonnenschein einzuwenden gehabt. Wann hatte es den eigentlich zuletzt gegeben? Ich konnte mich gar nicht mehr daran erinnern. Ich zog mir die Kapuze meiner Jacke tief in die Stirn und beschleunigte meine Schritte. Den Regenschirm hatte ich aus Bequemlichkeit in meinem Zimmer liegenlassen. Eigentlich war es total unlogisch, denn durch den kleinen Regenschirm würde meine Tasche nur unwesentlich voller und schwerer werden, als sie es ohnehin schon war. Konzentriert starrte ich auf den geteerten Gehweg vor mir, um mit meinen Stoffturnschuhen nicht in eine Pfütze zu treten. Ich war froh, als ich vor unserem Haus angelangt war. Ein kurzer Blick auf meine Armbanduhr bestätigte mir, was ich bereits vermutet hatte: Ich hatte den Weg von der Uni bis hierher mal wieder in unter dreißig Minuten geschafft. Schnell kramte ich den Haustürschlüssel aus meiner Tasche und schloss auf. Endlich im Trockenen zog ich mir die Kapuze vom Kopf, dann lief ich die vielen Stufen hinauf bis in den dritten Stock. Im Wohnungsflur brannte Licht. Ein sicheres Zeichen dafür, dass eine meiner beiden Mitbewohnerinnen schon zu Hause war. Da heute Mittwoch war, tippte ich auf Doro.

»Hey, Caro«, hörte ich ihre Stimme durch die geschlossene Zimmertür.

Ich hatte Recht gehabt. Nachdem ich meine Schuhe ausgezogen und die Jacke zum Trocknen auf einen Bügel gehängt hatte, klopfte ich kurz an ihre Zimmertür und drückte die Türklinke nach unten.

»Hi, na, was machst du gerade?«

Sie stöhnte: »Ich muss noch die blöde Hausarbeit in Kunstgeschichte fertig schreiben.«

»Ach stimmt ja, das hattest du schon mal gesagt. Was war noch gleich das Thema?«

Sie schüttelte sich. »Botticelli.« Sie sagte es, als wäre es ein Schimpfwort.

Den Namen hatte ich schon einmal gehört, konnte ihn aber nur grob mit Madonnen-Gemälden und einer Venus in Verbindung bringen.

»Sisley, van Gogh oder meinetwegen auch Picasso – über die hätte ich alle liebend gern zwanzig Seiten geschrieben. Aber nein, ausgerechnet ich kriege einen Maler aus der Renaissance.«

»Aber die Renaissance ist doch auch nicht so schlecht. Da gab es lauter Gemälde mit hübschen pausbäckigen Engelskindern.«

Sie warf mir einen bitterbösen Blick zu.

»Engel? Pah! Das ist nicht dein Ernst.«

Ich konnte mir ein Grinsen nur schwer verkneifen. Doro und Engel – das passte wirklich nicht zusammen. Sie wäre wohl eher die Andy-Warhol-Fraktion, was schon ein Blick auf ihre Kleidung bestätigte. So bunt, wie sie rumlief, war sie beinahe selbst Pop Art.

»Stimmt, war es nicht. Aber du kriegst das trotzdem hin. Bis wann muss die Hausarbeit denn fertig sein?«

»Bis morgen.« Sie vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Ihre kinnlangen schwarzen Haare standen in alle Richtungen ab. »Und ich hab keine Ahnung, wie ich das noch schaffen soll.«

»Na ja, du hast ja noch gute sechzehn Stunden Zeit. Vorausgesetzt, du verzichtest heute Nacht gänzlich auf Schlaf.«

»Kommt gar nicht in Frage!« Empört sah sie mich an und ihre grünen Augen blitzten.

»Schon klar, du brauchst deinen Schönheitsschlaf«, neckte ich sie.

»Sag mal, Caro, willst du mich verarschen?«, fuhr sie mich an.

»Wieso?« Ich machte eine Unschuldsmiene. Ihre heftige Reaktion verwirrte mich. Für gewöhnlich reagierte sie nicht so sensibel auf meine kleinen Sticheleien.

»Dir ist schon klar, was heute für ein Tag ist?«

Diese Frage verwirrte mich nur noch mehr. »Natürlich weiß ich das. Heute ist Mittwoch. Wäre ich etwa heute mit dem Einkaufen dran gewesen?«

»Nein.« Sie verdrehte genervt die Augen. »Du kannst unmöglich vergessen haben, dass heute der 12. Oktober ist.«

Ich zuckte zusammen. Heute war schon der Zwölfte? Scheiße, das bedeutete …

»Ganz genau.« Sie betrachtete meine vor Schreck erstarrte Miene mit einer gewissen Genugtuung. Sie kostete den Moment aus, in dem mir das volle Ausmaß ihrer Worte bewusst wurde. »Du wirst in weniger als acht Stunden zwanzig. Und das werden wir gebührend feiern.«

Ich verzog gequält das Gesicht. »Ich dachte, wir hätten uns darauf geeinigt, meinen Geburtstag zu ignorieren?«

»Wir haben uns auf gar nichts geeinigt. Du hast das so bestimmt und Mara und ich haben beschlossen, deinen Wunsch zu ignorieren.« Doro verschränkte die Arme vor der Brust. Ein zufriedenes Lächeln umspielte ihre Lippen.

Mara war die Dritte im Bunde. Ihr Vater hatte ihr diese Wohnung gekauft und sie hatte in einer Anzeige nach zwei Mitbewohnerinnen gesucht. Durch Zufall hatten Doro und ich uns als Erste gemeldet und nach einem kurzen Kennenlernen mit Wohnungsbesichtigung auch beide ein Zimmer bekommen. Wir waren alle im dritten Semester, aber jede von uns studierte etwas anderes. Mara hatte Pädagogik und Bildungswissenschaft gewählt, Doro Kunstgeschichte und ich Jura.

»Aber es ist mein Geburtstag! Habe ich da denn gar nicht mitzureden?«, beschwerte ich mich.

»Nein, hast du nicht.« Sie grinste mich frech an. Dann fügte sie versöhnlicher hinzu: »Es wird dir bestimmt gefallen, was wir uns überlegt haben.«

Das bezweifelte ich stark – ich hatte meine Geburtstage noch nie gemocht –, aber da ich keinen Streit wollte, nickte ich ergeben. Ich würde die paar Stunden bis Mitternacht schon irgendwie hinter mich bringen.

»Von mir aus. Und was machen wir dann heute? Damit ich mich schon mal seelisch und moralisch darauf einstellen kann.«

»Das werde ich dir ganz bestimmt nicht verraten. Nur so viel: Um halb acht fahren wir los. Ach, und, Caro, könntest du bitte nicht deinen ausgeleierten Kapuzenpulli anziehen? Irgendetwas Schickes wird sich bei dir im Schrank bestimmt finden, hm?« Sie blickte mich aus großen grünen Augen fast bittend an.

Ich schnaubte. Sie hatte gut reden! Noch nie hatte ich einen so vollen Kleiderschrank wie ihren gesehen. Allerdings musste ich ihr zugutehalten, dass sie ihre Klamotten hauptsächlich in Secondhandläden und auf Flohmärkten aufstöberte. Ihr spezieller Geschmack zeigte sich auch jetzt in einer schrillen Farbkombination aus türkisfarbenen Leggins und lilafarbenem Shirt.

»Tss«, empört verschränkte ich die Arme, »als ob ich nur diesen einen Pulli tragen würde. Er ist eben bequem.«

»Jaja, schon gut«, lachte Doro. »Ich muss jetzt wirklich zusehen, dass ich mit Botticelli fertig werde. Und dafür habe ich noch genau«, sie warf einen kurzen Blick auf ihr Handy, »achtundfünfzig Minuten.«

Sie drehte mir den Rücken zu und richtete ihre volle Aufmerksamkeit wieder auf ihren Laptopbildschirm.

Ich verließ mit einem mulmigen Gefühl im Bauch ihr Zimmer und ließ mich auf mein Bett fallen. Was sie wohl für heute Abend geplant hatten? Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass es mir Spaß bereiten würde. Ich hatte schon immer eine negative Grundeinstellung meinem Geburtstag gegenüber gehabt und es war mir völlig schleierhaft, wie ich die Tatsache hatte verdrängen können, dass morgen der 13. Oktober war. Vermutlich eine Art Schutzmechanismus, denn ich hatte diese geheuchelte Aufmerksamkeit und das »Heute ist dein großer Tag«-Gehabe schon als Kind gehasst. Und ich wusste auch genau, woran das lag. Nichts hatte ich schlimmer gefunden, als an diesem Tag im Mittelpunkt zu stehen und daran erinnert zu werden, dass ich keine liebevolle Umarmung von meinem Vater oder einen Kuss von meiner Mutter bekommen würde. In der Grundschule grenzte es schon an Grausamkeit, wenn mich die anderen Kinder fragten, ob ich denn auch eine Geburtstagsfeier bei mir zu Hause veranstalten würde oder ob es so etwas bei uns im Waisenhaus nicht gebe. Ich hatte durchaus eine Vorstellung davon, wie solche Partys unter normalen Umständen abliefen. Ich war oft genug von Schulkameraden eingeladen worden. Die Eltern verteilten Zuckerwatte, Popcorn und Eis, liefen mit einem Fotoapparat vor den aufgeregten Gesichtern rum und knipsten wild drauflos. Das Lieblingswort von Lola, meiner damaligen Banknachbarin, war »Ameisenscheiße« gewesen. Das hatte sie vor jedem Foto gesagt. Außerdem gab es haufenweise Geschenke, Wasserpistolen und Wasserbomben. Sicher, so ein Geburtstag hätte mir auch gefallen, aber eigentlich fand ich das alles immer nur künstlich und affektiert. Eine Zurschaustellung davon, wer die lustigste Party, die tollsten Geschenke und die coolsten Eltern hatte. Nichts davon hatte ich gehabt und dabei war mein sehnlichster Wunsch ganz simpel: Ich wollte einfach nur nach der Schule nach Hause kommen und von liebenden Eltern begrüßt werden. Sie mussten noch nicht einmal cool sein. Ich würde auch ganz uncoole, spießige Eltern nehmen, Hauptsache Eltern. Und mein Geburtstag erinnerte mich immer an meinen Verlust. Daran, dass sie mich nicht gewollt hatten. Zumindest nahm ich das an, sonst hätten sie mich wohl kaum weggegeben. Über meine Vergangenheit wusste ich fast nichts. Nur, dass ich erst wenige Tage alt gewesen war, als man mich im Waisenhaus abgegeben hatte. Ich hatte noch nicht einmal ein Foto von meinen Eltern. Ich hatte überhaupt nichts. Nicht die winzigste Erinnerung. Wenn der Kalender wieder einmal den 13. Oktober anzeigte, waren die Betreuerinnen stets bemüht gewesen, mich glücklich zu machen. Carmen – meine liebste Betreuerin – ging immer mit mir in den Spielzeugladen und ich durfte mir dort etwas aussuchen. Trotzdem hatte ich abends heimlich unter der Bettdecke geweint. Später, als ich bereits aufs Gymnasium ging, versuchte ich den Tag wie jeden anderen zu sehen und ließ ihn klaglos über mich ergehen, in der Aussicht, die nächsten 364 Tage lang Ruhe zu haben.

Um den Geburtstag letztes Jahr hatte ich mich erfolgreich drücken können, worauf ich besonders stolz war. Es war die zweite Uniwoche gewesen und wir drei hatten uns quasi gerade erst kennengelernt. Da war es ein Leichtes gewesen, einfach zu schweigen und den 13. Oktober still und leise an mir vorüberziehen zu lassen. Erst an Doros Geburtstag, drei Monate später, kam die Frage auf, wann denn überhaupt meiner war. Die beiden hatten sich furchtbar darüber aufgeregt, dass ich es ihnen verschwiegen hatte, und wollten ihn mit mir nachfeiern, aber ich konnte sie zum Glück davon überzeugen, dass wir das an meinem zwanzigsten Geburtstag mit einer viel größeren Party nachholen konnten. Und wie es aussah, hatten Doro und Mara mich beim Wort genommen. So ein Mist! Das würde eine lange Nacht werden.

***

Gegen achtzehn Uhr hörte ich Mara die Wohnung betreten. »Mädels, Essen ist da«, rief sie.

Als ich unsere Küche betrat, stieg mir gleich der Duft von Pizza in die Nase. Auf dem Tisch standen zwei große Pappschachteln, die den köstlichen Geruch verströmten.

»Wie kommt's, dass du Pizza besorgt hast? Bist du nicht immer gegen ungesundes Essen? Und ist heute nicht eigentlich unser Kochabend?«, wunderte ich mich.

»Der muss diesmal leider ausfallen.« Sie zwinkerte mir verschwörerisch zu. »Außerdem fand ich, wir könnten eine ordentliche Grundlage für heute Abend gebrauchen.« Als sie meinen grimmigen Blick bemerkte, sahen mich ihre haselnussbraunen Augen entschuldigend an.

»Oh, es gibt Pizza!« Doro lief freudestrahlend zum Esstisch und lüftete die Deckel der Pizzakartons. Sie sog den Geruch tief ein, dann ging sie den Pizzaroller holen.

»Die kommen genau richtig«, meinte sie, während sie die Pizzen in Stücke schnitt. »Ich kann mich schon gar nicht mehr richtig konzentrieren. Ich brauche unbedingt ein paar Kohlenhydrate.«

»Das dachte ich mir«, lachte Mara. »Wie kommst du voran?«

»Na ja, ich habe noch dreißig Minuten Zeit. Lang genug, um drei Word-Seiten zu schreiben, was meinst du? Braucht ihr Teller oder essen wir sie aus den Kartons?«

»Kartons«, riefen Mara und ich gleichzeitig und dann lachten wir alle drei, weil die Frage so überflüssig war. Da wir keine Spülmaschine hatten, versuchten wir Geschirr zu sparen, wo es nur ging. Schließlich mochte niemand gerne den Abwasch erledigen.

»Du musst noch drei Seiten schreiben? Oje, das klingt sehr nach copy and paste.«

»Pst«, machte Doro. »Nicht, dass dich noch jemand hört. Aber wozu gibt es schließlich dieses Monstrum von Internet.«

Mara sah nicht sehr überzeugt aus. »Aber du schreibst hoffentlich nicht von Wikipedia ab, oder?«

»Für wie blöd hältst du mich denn? Keine Sorge, ich hab da schon meine Quellen.«

»Also ich könnte das nicht. Ich würde mich dabei so unwohl fühlen und hätte vermutlich ein so schlechtes Gewissen, dass ich schon allein deshalb auffliegen würde, weil man es mir aus zehn Metern Entfernung ansehen würde.«

Ich setzte mich neben Doro und sah mir die Auswahl an. Mara hatte eine Pizza Margherita und eine Funghi gekauft. Da sie wusste, dass ich Vegetarierin war, und sie selbst ebenfalls kaum Fleisch aß, gab es bei Gemeinschaftsessen immer etwas Vegetarisches. Doro hatte bereits das erste Stück zur Hälfte verschlungen und ich schnappte mir eines von der Pizza Funghi. Mara, die sich noch schnell ein Glas mit Wasser gefüllt hatte, setzte sich mir gegenüber, biss in ihre Pizza und zog dabei lange Käsefäden.

»Ist ja auch besser so. Wie sagt man doch gleich? Ehrlich währt am längsten. Und wenn heute nicht so ein bedeutender Abend wäre, würde ich mir sicherlich mehr Mühe geben«, sagte Doro kauend.

»Tobi müsste auch jeden Moment da sein.« Vorfreude spiegelte sich auf Maras Gesicht. Ich war nicht sonderlich überrascht darüber, dass ihr Freund uns begleiten würde. Sie und Tobi waren unzertrennlich und gaben ein wirklich süßes Paar ab.

»Wir sollten uns auch langsam mal ranhalten, Caro. Ich komme mir schon vor wie eine dieser alten Katzen-Ladies«, stichelte Doro.

Sie hatte gut reden, sie hatte zumindest schon ein paar Freunde gehabt. Nur bei mir wollte es nicht klappen. Außer ein paar unbedeutenden Partyknutschereien hatte ich nichts vorzuweisen. Und die waren mehr dem Alkohol als natürlicher Attraktivität zu verdanken gewesen.

»Ein paar schwarze Katzen würden wirklich gut zu dir passen«, meinte ich.

»Die schaffe ich mir vielleicht auch wirklich an, wenn das mit den Jungs nicht bald mal klappt«, entgegnete Doro.

Ich lachte: »Du kannst dich doch wirklich nicht beschweren. Auf jeder zweiten Party schleppst du einen ab.«

»Schon, aber das ist doch nichts Dauerhaftes. Das dient lediglich dem kurzen Vergnügen.« Sie zwinkerte mir bedeutungsvoll zu.

»Ich könnte euch helfen, jemanden zu finden.« Mara klatschte, begeistert von der Vorstellung, Amor zu spielen, in die Hände. Ihre liebste Aufgabe war es, uns mit Typen bekannt zu machen, von denen wir – oder besser gesagt ich – nichts wollten. Wenn es ein Studienfach namens Beziehungswissenschaft gegeben hätte, ich wette, sie hätte es belegt.

Ich zog eine Grimasse. »Bitte nicht.«

»Warum denn nicht? Willst du etwa ewig allein bleiben?« Sie schürzte beleidigt die Lippen.

»Vielleicht verratet ihr mir mal, was wir heute Abend machen?«, versuchte ich sie abzulenken.

»Ach, wenn wir es dir sagen, wäre es ja keine Überraschung mehr«, entgegnete Mara.

»Außerdem wärst du vermutlich enttäuscht, weil wir bei weitem nicht so kreativ sind, wie du vielleicht befürchtest«, meinte Doro.

Immer diese Geheimniskrämerei. Aber so schnell gab ich nicht auf.

»Also kein Stripteaseclub?« Ich versuchte meiner Stimme einen enttäuschten Klang zu geben.

»Ich fürchte, heute Nacht wird sich niemand entkleiden. Es sei denn, dein Freund wäre bereit, für eine kurze Einlage die Hüllen fallen zu lassen?« Doro grinste Mara vielsagend an und schob sich den letzten Bissen ihres Pizzastückes in den Mund.

»Das sind leider ganz exklusive Vorstellungen, nur für exklusive Personen wie mich.« Mara zog in gespieltem Bedauern die Schultern hoch.

»Zu schade.« Doro schnappte sich ein weiteres Stück Pizza.

Ich kaute frustriert auf meinem herum. Mir war der Appetit vergangen und ich war immer noch keinen Deut schlauer.

2. Kapitel

Der Regen trommelte gegen mein Fenster. Meine hohen Schuhe brauchte ich bei dem Wetter gar nicht erst aus den Tiefen meines Kleiderschrankes zu kramen. Bei den vielen Pfützen würde das kein gutes Ende für sie nehmen. Daher entschied ich mich für schlichte graue Ankle Boots und eine enge schwarze Jeans. Hoffentlich war ich damit passend angezogen. Ich wusste ja immer noch nicht, wo es hingehen sollte. Ich wühlte ein paar schickere Oberteile aus dem Schrank und breitete sie auf dem Bett aus. Keine Ahnung, was Doro für ein Problem mit meinem Kleidungsstil hatte. Es konnte ja nicht jeder so schrill und bunt rumlaufen wie sie. Und wer bitteschön trug nicht gerne bequeme Sachen zu Hause? Seufzend zog ich meinen weiten Pulli aus und tauschte ihn gegen ein enges, figurbetontes graues Top mit silbernen Pailletten. Darüber zog ich meine schwarze Lederjacke. Fertig. Zufrieden betrachtete ich mich im Spiegel. Meine feinen Haare fielen mir glatt bis zum Schlüsselbein. Ein helles Blond, das bei Sonnenschein beinahe farblos wirkte. Genau wie mein alabasterfarbener Teint, der durch unzählige kleine Sommersprossen etwas Farbe abbekam. Da den kleinen Pünktchen die Fläche auf meinem Gesicht nicht gereicht hatte, waren sie über meine Schultern hinab bis zu meinen Handrücken gewandert. Ich mochte sie sehr, denn ihr Ton passte perfekt zur Farbe meiner Iris. Eine Art warmes Bernstein, das meine Augen förmlich zum Leuchten brachte und meinem kantigen Gesicht etwas Weiches verlieh.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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