Fifa-Mafia - Die schmutzigen Geschäfte mit dem Weltfußball - Thomas Kistner - E-Book

Fifa-Mafia - Die schmutzigen Geschäfte mit dem Weltfußball E-Book

Thomas Kistner

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Beschreibung

Aktuelle Erkenntnisse aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft - Ein Denkanstoß aus dem Jahrbuch »Querdenken 2014« Steht hinter den Fußballweltmeisterschaften eine »Fifa-Mafia«? Der renommierte Sportjournalist Thomas Kistner beleuchtet die Kriminalgeschichte des weltgrößten Sportverbandes.

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Thomas Kistner

Fifa-Mafia – Die schmutzigen Geschäfte mit dem Weltfußball

Ein Beitrag aus Querdenken 2014

Knaur e-books

Inhaltsübersicht

Fifa-Mafia»Bin ich ein schlechter Mensch?«»Eine Art Fifa-Geheimdienst«Zerstört ihn nicht»Zerstört mich nicht«Mehr WissenMehr Querdenken
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Thomas Kistner

Fifa-Mafia

»Bin ich ein schlechter Mensch?«

Das Leben ist schön, wenn Beifall durchs Stadion braust wie ein Orkan. Der 11. Juli 2010 ist so ein Tag, die Welt in Ordnung und Joseph S. Blatter auf der Ehrentribüne in seinem Element. Händeschütteln, Umarmungen, golden blinken die Medaillen im Schein der Flutlichter und Kameras. Der Präsident des Fußballweltverbandes Fifa, umdrängt von seinen Vorständen, nimmt das Defilee der spanischen Weltmeister-Kicker ab. »Und jetzt!«, ruft der Stadionsprecher. »Die Übergabe der Trophäe!« Lichtblitze zucken durch die Arena von Johannesburg, die monotonen Blasinstrumente, die Vuvuzelas, dröhnen lauter denn je. Und Sepp Blatter schreitet die Stadionstufen hinab. Ein bodenlanger Seidenschal gießt priesterliches Weiß über den nachtblauen Anzug, im linken Arm ruht der goldene Pokal. Könnte das nicht ewig so weitergehen, eine Stadionrunde und noch eine? Aber da steht Iker Casillas, der Kapitän der spanischen Mannschaft. Feierlich übergibt Joseph S. Blatter die Trophäe an die neuen Fußballweltmeister.

Dies ist das Gipfelglück. Nicht nur für jeden Fußballprofi. Auch für den Funktionär in jener Sportart, die allein es schafft, die Alltagsroutine rund um den Planeten außer Kraft zu setzen. Ein Milliardenpublikum blickt jetzt auf ihn, die ganze Welt schaut zu, vibriert, alles ist ekstatisch aufgeladen. Kein Staatschef kennt eine derartige Selbstinszenierung, keinem Filmhelden oder Musikstar wird so etwas zuteil. Dies ist der Moment, der ewig währen soll.

Es sei denn, man hat dabei den Part des Bösewichts inne.

Sepp Blatter kennt auch diese Rolle. Von der Fußballweltmeisterschaft 2002 in Asien, oder von der WM2006 in Deutschland. Sie ist zutiefst verletzend, zudem bringt sie das schlimmste Gefühl für einen wie ihn mit sich: Ohnmacht. Wenn die Fans buhen und pfeifen und Transparente mit Schmähungen ausrollen, wenn La-Ola-Wellen des Protestes durch das Stadion schwappen, sobald Blatters Gesicht auf der Leinwand auftaucht, wann immer der Fifa-Chef zu reden anhebt – das sind Augenblicke, die keiner erleben will. Für Blatter ist es der Augenblick der Wahrheit.

Bei der WM2006 hatte ihn das Publikum von Spiel zu Spiel heftiger ausgepfiffen, weshalb er sich beim Finale in Berlin zur Siegerehrung gar nicht mehr auf den Rasen traute. Es war ein groteskes Bild, wie sie dort unten um den Weltpokal herumstanden und nicht wussten, was sie tun sollten. Der Bundespräsident Horst Köhler, die Fifa-Vorstände, der WM-Organisationschef Franz Beckenbauer, die wichtigsten Repräsentanten der Fußballfamilie warteten auf das Oberhaupt. Aber Blatter kommt nicht. Er hat sich verkrochen, aus Angst vor den Menschen hier auf den Rängen? Vor den Fans, vor jenen Leuten, die keinen materiellen Profit aus dem Spiel ziehen und es so sehr lieben, dass sie es zum größten Ereignis des Planeten gemacht haben?

Sie bescheren Blatter eine Demütigung. Es ist der Teil der Gesellschaft, der es sich noch leisten kann, auf ihn und sein Kabinett zu pfeifen: das Publikum. Menschen, die nicht Geschäft, Macht oder Selbsterhöhung mit dem Fußball verbinden, sondern Freude, Lust, Vergnügen. Dafür bezahlen sie. Und sogar immer mehr.

Der Rest spielt bis zur Selbstverleugnung mit, wenn Blatter um den Globus tourt, bedient von Heloten und Securitys, Spähern und Sekretären. First Class, Five Stars. Blaulicht und Autokolonnen bilden den unverzichtbaren Rahmen für den rastlosen Greis aus dem Schweizer Alpensprengel Visp und seine Getreuen. Blatter hat das Bundesverdienstkreuz und Ehrenprofessuren, er hat den Olympischen Orden und sogar den Bambi und einen Haufen mehr im Schrank. Ihn als Chef eines Sportverbandes zu bezeichnen gerät allmählich zur Blasphemie. Ist er nicht viel, viel mehr – der Patron einer globalen Glaubensgemeinschaft, welche die Dimension der katholischen Kirche weit hinter sich gelassen hat? Die Fußballfunktionäre glauben fest daran. In gewisser Weise trifft es sogar zu.

Ein Fingerschnippen genügt. Es öffnen sich ihnen die Türen von Königs- und Präsidentenpalästen, des Weißen Hauses, des Kremls und des Vatikans, von Kanzlerämtern und Ministerien. Kein Politiker mit Machtanspruch darf sich dem Fußball gegenüber neutral verhalten, dieser Sport ist längst kein unparteiisches Terrain mehr. Wer öffentliche Beliebtheit sucht, muss dem Fußball die Ehre erweisen. Damals, beim WM-Finale 1986, hatte Kanzler Helmut Kohl noch landesweit für Erheiterung gesorgt, als er bei der Siegerehrung die Spieler an seine breite Brust drückte. Heute dringt die märkische Pfarrerstochter Angela Merkel selbst bei einem Qualifikationsspiel schon in die Nasszelle der deutschen Nationalmannschaft vor; dort posiert sie vor ausgesuchten Fotografen mit den verschwitzten Helden, die nur Handtücher um die Hüften tragen. Und danach streiten sich Kanzleramt und DFB-Spitze tagelang, ob der Abstecher ins nationale Gefühlsleben abgesprochen war oder nicht – eine Zirkusnummer fürs Fußballvolk. Doch gibt die Politik im Fußballrausch nicht nur Zug um Zug ihre Würde ab, sondern das Wichtigste auf: den Anspruch auf Kritik und Kontrolle.

Darf man es Sepp Blatter und den Seinen da verübeln, wenn sie sich selbst als höhere Wesen begreifen? In den Stadien werden heute Formen der Verehrung sichtbar, die man bis vor nicht allzu langer Zeit nur im Petersdom verortete. In großen Arenen finden sich Chöre und Dirigenten, elektrisierte Massen mit Lichtern in der Hand, Feuerzeuge statt Kerzen, die das Gefühl verbreiten, hier und jetzt den größten Moment des Lebens zu erfahren, allmählich senkt sich eine Ahnung von Unsterblichkeit herab. Raus aus dem Diesseits, rüber in eine spirituelle Welt aus Heldentum und Emotion – das ist die sportreligiöse Mischform der Zukunft.

Daneben gibt es profane Gründe, sich gut mit Blatter und Co. zu stellen. Die Fußballweltmeisterschaft will ja irgendwann jedes Land einmal austragen, selbst wenn es nur halb so groß wie Hessen ist, so klein wie Katar zum Beispiel. Also fordert auch die Staatsräson den pfleglichen Umgang mit Blatter, dem seit Jahrzehnten herrschenden Fußballpotentaten. Lächeln, nicken, nachgeben. Und am Ende die Zeche zahlen, mit dem Geld der Steuerpflichtigen.

Noch weniger als die Politik müssen die Götter des Fußballs die werbende Wirtschaft fürchten. Die Phalanx der Weltkonzerne, von der es in Krisenzeiten – das ist der Dauerzustand in der korruptionsverseuchten Fifa – heißt: Obacht, aufgepasst, wenn die Sponsoren richtig zornig werden, kriegt die Fifa schwerste Probleme! Es ist ein Rätsel, wie diese Mär in die Welt kam. In Wirklichkeit kauern gerade Wirtschaft und Sponsoren in devoter Ergebenheit vor dem Produkt Fußball-WM und damit vor Blatter und Kameraden, den Besitzern. Denn ihr Produkt ist das werbeträchtigste der Galaxie. Wer nicht spurt, kann jederzeit ausgewechselt werden. Und zwar gegen den direkten Marktrivalen, die Konkurrenz steht Schlange.

Aber halt. Sind da nicht noch die Medien? Richtig. Nur sind Sportjournalisten leider allzu oft Fans, die es über die Absperrung geschafft haben, journalistisch gehen sie eher selten ran ans Thema. Mit Begeisterung und großer persönlicher Anteilnahme erledigen sie den Pressedienst für die Blatterschen Passionsspiele, treiben das Ereignis in höhere Höhen. Was die Fifa gerne mal mit einer satten Spende von 50000 Franken an den Internationalen Sportpresseverband honorierte, wenn die Bilanzen nicht lügen. Frucht der medialen Verklärungsarbeit ist der wohl originellste Wahrnehmungsverlust, den die moderne Gesellschaft kennt: Einem von schwellenden Aggressionen und Nationalismen geprägten, von Gangstern und dem organisierten Verbrechen unterwanderten Milliarden-Business wird ein Kanon aus Werten und Idealen angedichtet, dem sogar die wachsenden Fan-Kohorten aus Intelligenzija und Wissenschaft begeistert folgen.