Fight the Demons - J. L. Drake - E-Book

Fight the Demons E-Book

J. L. Drake

0,0

Beschreibung

*** Zweiter Titel einer Serie *** Endet mit einem Cliffhanger *** Für 18+ *** Kann Trigger enthalten *** Trigger Ich habe gedacht, das Licht würde mich retten. Erlösen. Dabei hat es nur meine Dämonen geweckt. Sie versuchen, durchzubrechen und mich auf den Abgrund zuzutreiben. Meine Schwäche ist offengelegt und es gibt nur eine Person, die diese Feuersbrunst in meinem Inneren stoppen kann … Tess Ich habe ein Versprechen gebrochen und jetzt bezahle ich dafür. Ich will nicht hier sein. Will kein Teil dieser Hölle sein. Aber ich habe keine Wahl. Der Reaper ist uns schon auf der Spur. Mit ihrer neuen Devil's-Reach-Reihe über den gleichnamigen Motorradclub schafft J. L. Drake es wieder, ein Netz aus Verrat, Mord und atemberaubender Spannung zu spinnen. Und mittendrin die beiden Hauptcharaktere: Trigger als Präsident des MC, der in seinem Leben nichts anderes kennt als Dunkelheit und Gewalt. Und Tess, die vor ihren eigenen Dämonen flieht. Geradewegs in die Arme des gefährlichen, aber auch anziehenden Trigger.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 450

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.

Beliebtheit




J.L. Drake

Fight the DEMONS

J.L. Drake

Fight the DEMONS

Devil’s Reach | Teile 2

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen

[email protected]

1. Auflage 2020

© 2020 by LAGO, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Nymphenburger Straße 86

D-80636 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

Die amerikanische Originalausgabe erschien 2018 bei Limitless Publishing LLC unter dem Titel Demons. © 2018 by J.L. Drake. All rights reserved.

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Übersetzung: Alfons Winkelmann

Redaktion: Silke Panten

Umschlaggestaltung: Catharina Aydemir

Umschlagabbildung: shutterstock.com/Jeff Thrower; Gleb Guralnyk

Satz: Satzwerk Huber, Germering

Druck: CPI books GmbH, Leck

eBook: ePubMATIC.com

ISBN Print 978-3-95761-193-2

ISBN E-Book (PDF) 978-3-95762-266-2

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-95762-267-9

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.lago-verlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de

Meiner hellen Seite. Wir hatten einen guten Start. Tut mir leid.

Inhalt

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Danksagung

Prolog

Ich zog den Kupplungshebel, drehte den Gasgriff zu mir hin und schaltete in den fünften Gang. Die Räder rutschten kreischend über das Pflaster, und die Farben um mich her verwischten.

Ich war stinksauer. Sie hätten es besser wissen sollen, als diesen Scheiß auf meinem Territorium abzuziehen.

Dafür, dass es bereits Mitternacht war, herrschte starker Verkehr, aber es gelang mir, den größten Teil des Wegs über Seitenstraßen und Gassen zurückzulegen.

Das Feuer loderte hell, was bedeutete, dass der Kampf bald vorüber sein würde. Mein Blut brannte in meinen Ohren, als ich über den staubigen Hügel kam. Ich war diesen Typen gegenüber mehr als fair gewesen, aber da sie eine direkte Anweisung missachteten, würde Blut fließen müssen.

Sobald das Geräusch meines Motors über das Stimmengewirr hinweg zu vernehmen war, sprang die gewaltige Menge aus dem Weg, und ich konnte mein Bike mitten in den Tumult hineinschwingen.

Beide Männer rissen die wild gewordenen Hunde auseinander und ließen sie vor sich hinlegen.

Ich stellte mein Bike hin und setzte den Helm ab. Ein paar Leute rannten weg, andere versuchten, zu erkennen, wer ich war.

Ich deutete direkt auf den örtlichen Drogendealer, der zumeist beschissenes Gras vertickte, und wartete, dass er es zugab.

»Trigger, Mann, ich weiß, was du gesagt hast, aber …«

Ich blendete ihn aus und sah auf den Pitbull hinab. Seine Kehle war zerfleischt; er kämpfte mit jedem Atemzug und stieß ein ganz kleines Winseln aus. Ein Betteln darum, diesem Scheiß ein Ende zu setzen.

Er hatte nie um sein Leben gebettelt, hatte nie darum gebeten, für hundert Kröten um sein Leben zu kämpfen.

Es ging nicht anders: Ich sah mein eigenes Spiegelbild in seinen Augen. Sah den tief verwurzelten Hass, eingewoben in sein Innerstes. Kein Friede, nur Dunkelheit.

Ich hob meine Waffe und richtete sie auf den Junkie, während ich nach Brick und Rail pfiff. Sie sollten den Hund an einen sichereren Ort bringen. Wenigstens könnte er irgendwo sterben und Frieden haben, wenn auch nur für einen Moment.

»Was soll das, Mann? In ihm war noch immer genug für einen weiteren Kampf.«

Ich fuhr herum und knallte ihm eine, und zwar so heftig, dass es ihn von den Füßen hob und er direkt neben dem winselnden Hund landete, der Schaum ums Maul zeigte.

Der Besitzer sah sich um, während er sich abmühte, den hungrigen Hund zurückzuhalten.

»Ich habe gesagt, keine Hundekämpfe.« Meine Stimme dröhnte über die Menge hinweg. »Nicht auf meinem Territorium.«

Niemand sprach ein Wort, und ich nahm die Leine und stieß den Besitzer neben den Drogendealer. Ich beugte mich herab und streichelte dem Hund über den Rücken. Er bellte bei meiner Berührung, und sein Schwanz peitschte umher. Etwas, das ich nur allzu gut verstand.

»Los«, sagte ich einfach und ließ die Leine durch meine Finger jagen.

Die Menge wurde still, als der Hund die beiden Männer zerriss, eine Gliedmaße nach der anderen. Blut bedeckte seinen Kopf, und Schreie strömten in die Nacht.

Kapitel 1

Tess

»Wie heißt du, mein Liebling?«

Ich blickte von meinem Buch auf und sah erneut den Mann. Er war mir im Verlauf der letzten paar Tage mehrmals aufgefallen. Er kam näher. Er trug Anzug und Krawatte, aber er zog an seinem Kragen, als ob er sich damit nicht wohlfühlte.

Er rückte auf seinem Hocker vor und zog ihn näher heran. Seine braunen Augen sahen mich unverwandt an. Er klopfte gegen den Buchrücken, und seine Brauen gingen in die Höhe.

»Nora Roberts? Bist du nicht ein wenig zu jung dafür, mit …?« Er wartete, dass ich ihm antwortete.

»Zehn, und nein.« Ich sah mich im Raum um. »Wenn man hier aufwächst, muss nichts der eigenen Fantasie überlassen werden.«

Er lächelte, und sein Mund ging auf einer Seite in die Höhe. Sein Haar war etwas länger als das der meisten Männer hier, aber es war schick frisiert, jede Strähne lag an ihrem eigenen Platz. »Tja, ist wohl so.«

Ich wartete darauf, dass er gehen würde, aber er knöpfte sich das Jackett auf und machte es sich bequem. Ich widmete mich wieder meinem Buch, spürte dann jedoch erneut seinen Blick auf mir. Ich sah auf und entdeckte,dass er mich anlächelte. Es schien, als wartete er auf eine Antwort. War mir eine Frage entgangen?

»Was ist?«

»Du hast meine Frage nicht beantwortet.«

Hm?

»Wie heißt du?«

Ich musterte ihn einen Herzschlag lang, bevor ich schließlich meine Vorsicht beiseiteschob. »Tess.«

»Schön, dich kennenzulernen, Tess. Ich bin Clark.«

»Sie tragen ein Unterhemd unter Ihrem Anzug?«

Er wartete einen Moment, bevor er ein heiseres Lachen ausstieß, bei dem ich mich sofort weiter entspannte. »Ja. Sieht man das?«

»Vielleicht sollten Sie Ihren Kragen richten.«

Er zupfte dramatisch daran. »Besser?«

»Geht so.«

»Clark Anderson?«, rief Rachel, die Empfangsdame, in unsere Richtung. »Wir sind für Sie bereit.«

Ich bekam ein flaues Gefühl im Magen, und die Wirklichkeit krachte auf mich herab, als ich daran dachte, dass er einen Termin im Haus hatte. Er musste meine Stimmung mitbekommen haben, weil er die Stirn runzelte, bevor er aufstand und seinen Mantel überstreifte.

»Einen schönen Tag, Tess.«

»Ja.« Ich öffnete mein Buch und versank wieder in einer fantastischen Welt, in der alles in Ordnung war.

Die Tür ging auf, und da stand er, gut aussehend wie eh und je. Er lächelte mich an und lehnte sich an den Türrahmen. Ich hätte nie geglaubt, jemals wieder in diese Lage zu geraten.

»Clark.«

»Willkommen daheim, Tessa.«

Er grinste, und ein Mundwinkel ging in die Höhe, während sein Blick an meiner Vorderseite hinabging und dann wieder zu meinem Gesicht hochfuhr. Wie stets blasiert.

»Schätze, ich habe die Wette gewonnen.« Er hielt mir die Tür auf, damit ich eintreten konnte. Sein Brustkasten war etwas schmaler, als ich ihn in Erinnerung hatte, und seine Arme hatten etwas von ihrem sexy Schwung verloren. »Ist Zeit, dass du endlich auf mich hörst.«

Ich verdrehte die Augen und rückte die schwere Tasche auf meiner Schulter zurecht. »Ich bleibe nicht lange.«

»Du wirst nicht wieder fortgehen.« Er packte mein Handgelenk und drehte mich zu sich herum. Sein Ausdruck verdunkelte sich. »Dafür werde ich sorgen.«

Mir drehte sich der Magen um. Es gab eine Zeit, da hätte ich meine Seele dafür verkauft, dass er diese Worte mir gegenüber äußerte, aber jetzt …

»Ich habe deine leeren Versprechungen schon früher gehört.« Ich beäugte seine Hand, und nach einer Sekunde ließ er los. »Du hast deine Wahl getroffen.«

»Es ist nicht so, dass …« Er verstummte, als er eine Frau sah, die herantrat und mir den Weg versperrte. »Felicia, sieh mal, wer nach Hause gekommen ist.«

Das Gesicht meiner Mutter verzerrte sich vor Hass, wie stets, wenn wir uns im selben Zimmer aufhielten. Ihre Hände landeten auf ihrer schlanken Taille, die in einem Samtkorsett und einem grauen Seidengewand steckte, das sie beim Gehen weich wie Federn umfloss. Dies war die Kleidung, die im Haus erwartet wurde – Lingerie und hochhackige Schuhe. Meine Mutter war atemberaubend, und sie wusste es. Alle hielten uns für Schwestern, und sie pflegte zu sagen: »Sie ist die ältere.«

»Brauchst du Geld?«

Ganz meine liebevolle Mutter.

»Felicia.« Clark räusperte sich und nickte den beiden Männern zu, die in Hörweite standen.

Ich sah, wie ihre Maske fiel, und ihre Worte kamen etwas weniger hart heraus.

»Wenn du zurück bist, arbeitest du als eines der Mädchen. Ich habe bereits eine beschissene Empfangsdame, und ich brauche nicht noch eine.«

Ich verbarg mein jähes Nervenflattern. Ich hatte einmal vorn am Empfang gearbeitet, war jedoch bald auf die Bühne geholt worden. Immer, wenn die Rede davon war, dass ich als »eines der Mädchen« arbeiten sollte, wäre ich fast ausgeflippt. Ich hatte mir das Versprechen gegeben, mich nie mehr auf die Ebene meiner Mutter herabzulassen. Niemand durfte mich auf der Bühne anfassen, und ich fühlte mich sicher, also … Mein Magen verkrampfte sich, und ich legte meine Hand auf ihn.

Ich wollte etwas sagen, aber meine Mutter schoss mir einen Blick zu, und ich schluckte die Worte hinunter. Dafür war jetzt nicht der passende Moment. Abgesehen davon kamen die Männer auf uns zu.

»Arbeite oder verschwinde. Du hast die Wahl, Tessa.«

Ich fuhr jedes Mal zusammen, wenn sie meinen vollen Namen benutzte, aber zu diesem Zeitpunkt hatte ich fünfunddreißig Cent und vielleicht ein paar Fussel in meiner Tasche. Was hätte ich tun sollen? Hinzu kam, dass ich wissen musste, ob Clark etwas gegen Trigger in der Hand hatte.

»Schön«, zischte ich, und Clark zuckte zusammen. »Ich gehe duschen.«

Meine Mutter entließ mich und begrüßte die Männer, hakte sich bei ihnen unter und führte sie von mir weg. Clark vollführte eine Bewegung, als ob er sich vor mich stellen wollte, aber ich duckte mich und überließ es ihm, sich mit seinen neuen Kunden zu beschäftigen.

Es war ein Schock, dass mein Zimmer noch genauso aussah wie bei meinem Weggang, leer und gleichzeitig zu viel des Guten, wie alles Übrige im Haus. Die Wände waren in roten Samt gekleidet, dazu gab es passende Vorhänge und einen Baldachin. Das schwarze Betttuch war aus Satin und mit modischen Knöpfen. Ein Läufer lag am Fußende des Betts, und dort stand ich und fühlte mich unsäglich einsam.

Ich ließ meine Tasche fallen und setzte mich auf den Rand der Matratze. Die Vorstellung, in meinem Leben rückwärts zu gehen, jagte mir eine Scheißangst ein, aber ich stand hier, genau an der Stelle, an der ich, wie ich mir versprochen hatte, nie mehr stehen wollte. Dieser Ort hatte mich mehr als einmal zerbrochen. Ich konnte mir nur vorstellen, was er jetzt mit mir anstellen würde.

Gelächter trieb mich hinaus auf den Balkon. Ich sah Clark, der seinen Arm um die Taille meiner Mutter gelegt hatte, während sie den Gästen den Pool zeigten. Anschließend gingen sie dorthin, wo, wie ich wusste, die unterirdischen Whirlpools für die VIPs lagen.

Ich stützte meine Arme auf das Marmorgeländer und ließ meine Gedanken schweifen.

Alles fing mit einem warmen Lächeln und mit Gesprächen an, die mich unglaublich glücklich machten und mich hin und wieder erröten ließen. Oft kam er nach Einbruch der Dunkelheit auf mein Zimmer. Er schloss die Tür, setzte sich auf die Bettkante und bedachte mich mit Komplimenten. Damals war er ein solcher Gentleman.

»Du hast so hübsche Augen, Tessa. Sie sind wie Weingummis, garniert mit einem kleinen bunten Zuckerkügelchen.« Seine Hand strich sanft über die meine. Er sprach mit mir über Fernsehshows oder Musik. Er stellte Fragen und hörte meinen Antworten zu, als ob er wirklich daran interessiert war, was ich zu sagen hatte. Gewöhnlich blieb er etwa eine Stunde, und im Weggehen drehte er sich immer um und wiederholte dieselben Worte, wenn er zur Tür hinausging. »Ich mag es unheimlich gern, dass wir Geheimnisse miteinander haben, Tessa. Geheimnisse bedeuten, dass wir einander nahe stehen, und ich möchte dir auf immer nahe bleiben.«

Mich verlangte es nach Aufmerksamkeit von seiner Seite, und vielleicht wusste ich tief im Innern, dass es nicht richtig war, einen viel älteren Mann zum Freund zu haben, aber das war mir egal. In der Welt, in der ich lebte, ging es nur um Sex, und es war vom ersten Tag an darum gegangen. Ich wusste viel für mein Alter, und ich war nicht dumm, aber er war anders als alle anderen Menschen hier.

Anfangs lag ich auch nicht falsch. Ich dachte nie daran, wie es aussehen mochte. Ich kümmerte mich lediglich darum, dass dieser Mann mir Aufmerksamkeit schenkte. Endlich, zum ersten Mal in meinem Leben, kümmerte sich jemand um mich.

Als ich mich wieder auf meine Umgebung konzentrierte, ertappte ich Clark dabei, dass er mich anstarrte. Ich schüttelte den Kopf, um meine Gedanken zu klären, und wandte mich zum Gehen, aber da hörte ich, wie meine Mutter kichernd sagte, er solle sich auf sie konzentrieren.

Er hatte seine Wahl vor langer Zeit getroffen. Ich war einfach nur zu dumm gewesen, es zu erkennen.

Das heiße Wasser prasselte auf meine Haut, als ich den Schmutz von der Busfahrt abwusch. Wüstensand wirbelte um meine Füße, bevor er den Ausguss hinabfloss und mich zurückließ. Ich strich mit meinen Fingern um meine Rippen und spürte, wie sehr sie mich schmerzten, dann befühlte ich meinen Bauch, der ebenfalls wie verrückt wehtat. Blaue und gelbe Flecken fanden sich überall auf meiner Haut, und ich fragte mich, wie lange es dauern würde, bis sie verschwunden wären. Alles war so beschissen … Was war passiert, zum Teufel? Mir schnürte sich die Kehle zusammen, und meine Augen brannten.

»Nein.« Ich drückte die Hände gegen die kalten Fliesen und richtete meine Gedanken überall hin, nur nicht dorthin. Triggers wilde Augen flackerten vor mir, und mir zog sich der Magen zusammen.

»Aufhören.« Ich atmete tief durch meine Tränen hindurch, um meine Gefühle unter Kontrolle zu behalten.

Gerade als ich dabei war, die Tür zu meinem Schlafzimmer zu öffnen, hörte ich, wie sich eine andere Tür schloss.

»Hallo?« Ich befestigte das Badetuch über meiner Brust. »Mom? Rachel?«

Nichts.

Ich trat ins Zimmer und sah mich um. Es schien leer zu sein. Ich musste zukünftig an die erste Regel des Hauses denken: Wenn man nicht für Unterhaltung sorgte, schloss man die Tür zu seinem Schlafzimmer ab.

Mit der Fernbedienung in der Hand stellte ich Musik an, die meine Gedanken übertönen sollte. Chris Stapletons »Fire Away« flutete durch das Zimmer und beruhigte das beengende Gefühl in meinem Magen.

Plötzlich entdeckte ich ein dunkelblaues Korsett mit schwarzen Schnüren und Spitze, das zusammen mit einem Paar Highheels auf meinem Bett drapiert war. Also hatte es einen Eindringling gegeben.

»Shit.« Ich strich mit der Hand über die Strumpfhalter, dann bemerkte ich, dass meine Jeans und das Tanktop fehlten. Ich wirbelte herum und sah, dass meine Chuck Taylors ebenfalls weg waren. »Nein!« Ich fuhr mit dem Fuß unter mein Bett und erwischte den Riemen meiner Tasche, die ich zuvor dort hinuntergeschoben hatte. Ich zog sie hervor und hielt sie fest, während ich nach einem sicheren Ort suchte, um sie aufzubewahren. Meine Hand umklammerte durch den Stoff den schweren Griff, und ich hoffte um Gottes willen, dass der Sicherheitsbügel vorgelegt war. Ich zog den Schrank von der Wand weg und schälte das Paneel herunter. Mein Geheimversteck. Ich hatte diesen kleinen Raum entdeckt, als die Maler in meinem Zimmer am Werk gewesen waren. Darin hatte ich alle meine Bücher und mein Geld versteckt. Meine Tasche passte genau hinein, zusammen mit meiner geliebten Kamera.

Ich hasste diesen Ort.

Ein letztes Mal warf ich einen Blick in den Spiegel und erkannte dort meinen schlimmsten Albtraum. Ich war wie meine Mutter geworden. Ich zuckte zusammen und schloss die Augen. Das war nur vorübergehend. Ich versuchte, mit den Fingern die schmerzenden Stellen zu beruhigen, aber das knöcherne Gerüst des Korsetts war keine große Hilfe.

Ich drapierte die kühle Seitenrobe über meinen Armen. Sie reichte bis etwa zur Mitte des Oberschenkels und umfloss mich wie ein Umhang. Ich wusste, dass es nur eine Frage der Zeit wäre, bevor jemand mich aufsuchen würde. Besser, jetzt das Gesicht zu wahren, als so auszusehen, als ob ich mich verstecken würde.

Ich beruhigte mich ein wenig und begab mich nach unten.

*

Trigger

Zwei Wochen später

Radiohead hämmerte durch den Schlachtraum. Der Beat vibrierte durch meine Fußsohlen, meine Beine hinauf und erfüllte den dunklen Raum hinter meiner Brust.

Die drei Männer mir gegenüber hatte man komplett ausgezogen. Sie saßen nackt nebeneinander. Schweiß tropfte ihnen von der Stirn und sammelte sich entlang ihrer Augenbrauen.

»Wählt.« Das Wort kam mir leicht über die Lippen.

Zitternd betrachtete der erste Mann seine Möglichkeiten. Seine dürren Finger strichen über die aufgereihten Waffen.

Vor ihnen lagen ein Jagdmesser, Kneifzangen, Bleichmittel, eine Pistole und zwei Totschläger aus Messing.

Er tippte auf die Pistole und schloss die Augen.

Ich hob sie hoch und blies ihm ein Loch mitten ins Gesicht.

Einer erledigt.

Der zweite brach in Tränen aus. Sein Oberkörper hob und senkte sich voller Angst, und er rieb sich mit der Hand über die Seite seines Kopfs.

»Du hattest die Chance zu gehen, hast sie jedoch nicht genutzt.« Ich legte die Pistole zurück in die Reihe und lehnte mich zurück, wartete ab, was er nehmen würde. Es hätte mir nicht gleichgültiger sein können. Ich langweilte mich, und ich wollte etwas spüren, aber wie in den vergangenen paar Wochen spürte ich nichts. »Wähle.«

»Und wenn nicht?«, fragte er mich herausfordernd, während seine blutunterlaufenen Augen den Raum nach einem Ausweg absuchten.

»Dann wähle ich.«

Er wusste es besser und sah zu seinem Freund hinüber, der völlig unter Schock stand.

»Verdammt! Pistole, die Pistole!«

Ich verdrehte die Augen und wünschte mir, Brick hätte es nicht in letzter Minute vorgeschlagen. Ich schob dem Typen die Waffe hin. Verwirrt sah er zu mir auf.

»Du tust es.«

»Ich?«

»Fünf, vier …« Ich fing an zu zählen.

»Scheiße, meinst du das ernst?« Er sah Brick an, dann Morgan, die beide hinter mir standen.

»Drei, zwei eins.« Ich riss ihm die Waffe weg. »Jetzt wähle ich.«

Mit einem Zucken meines Handgelenks schleuderte ich die Pistole vom Tisch und rammte ihm das Messer in den Hals. Ich drehte mich um und nutzte meinen Schwung, um die Hand des letzten Typen von dem Messingtotschläger wegzutreten. Er schrie auf, rührte sich aber nicht, als ihm Brick die Pistole an die Wange hielt.

Ich verdrehte die Klinge in der Halsschlagader des zweiten Typen und spürte sie reißen. Er sackte auf seinem Sitz zusammen. Ich ließ ihn los und wandte mich der letzten erbärmlichen Ausrede eines Mannes zu.

Ich schob den Tisch zwischen uns weg und stützte mich mit den Händen auf die Armlehnen. Knapp über seinem zitternden Kopf wartete ich darauf, dass er mir in die Augen sah.

»Wo ist Mateo?«

Er schloss die Augen und murmelte ein Gebet.

Ich hatte genug von diesem Scheiß!

Ich schnappte mir Bricks Pistole und schoss dem Arschloch in den Oberschenkel. Er brüllte, und ich packte seinen verschwitzten Kopf und riss ihn zurück, sodass er mich ansah.

»Wo ist Mateo?«

»Ah!«, rief er, aber ich sah, dass er kurz davor war.

»Dann nimm das hier zum Ausgleich.« Ich durchschoss den anderen Schenkel.

Er wand sich und wollte von seinem Sitz rutschen, aber meine Finger fanden das klaffende Loch und bohrten sich tief hinein.

»Du möchtest mich verarschen? Erlaube mir, den Gefallen zu erwidern.« Ich fischte herum und spürte Knochensplitter.

»Er und Tiago!« Er schnaubte zwischen den Schreien. »Sie verstecken sich irgendwo im Norden!«

»Wo?«

»Ich weiß es nicht!« Er starrte zu mir auf, und die Haut um seinen Mund wurde bleicher, während die Sekunden vorübertickten. Seine Augen wurden matt, und ich sah, wie seine Seele ihren Krempel zusammenpackte und uns verlassen wollte.

Fuck.

»Warum bist zu zurückgeblieben?«

Er kniff die Augen zusammen und versuchte, einen Gedanken zu formen. »Sie sind noch nicht fertig mit ihr.«

Bei der Erwähnung von ihr hörte ich, wie Brick sich anders hinstellte.

»Schön.« Ich stand auf, richtete dann die Pistole auf seinen Kopf und schoss ihm in den Mund. Blut strömte aus einem weiteren Loch in seinem Körper.

Ein Schweigen legte sich über uns. Die einzigen Dinge, die kreischten, waren die Dämonen in meinem Kopf. Meine Wut schwoll rapide an.

»Jace!«, brüllte ich. »Räum diesen Scheißdreck weg!«

Er und der neueste Prospect, Rich, machten sich mit einer Schaufel daran, den menschlichen Abfall in den Abfluss zu schieben.

Blut tropfte von meinen Haarspitzen und rann mir übers Gesicht. Ich nahm den Rasierer, den wir gewöhnlich zum Skalpieren benutzten, und ging hinüber zum Spiegel.

Ich fasste das Haar mitten auf meinem Kopf zusammen, hob es an und rasierte dann die Seiten. Den Mohawk oben ließ ich lang.

Besser.

Ich schleuderte mir das Haar aus dem Gesicht und wirbelte zu meinen Männern herum. Sie wussten anscheinend nicht, was sie davon halten sollten.

»Mag den neuen Look«, sagte Rail im Versuch, die Spannung aufzulösen.

Gus nickte zustimmend, aber ich ertappte ihn dabei, dass er einen Blick zur Seite warf, wo Morgan stand.

»Fuck. Ich würde mein linkes Ei dafür geben, Tess zurückzuhaben«, murmelte Rail Brick zu.

Brick schwieg weiterhin, was gut war, da ich nur kurz davor stand, meinen verdammten Schalter umzulegen.

Auf meinem Weg hinaus schnappte ich mir eine Flasche Whiskey und steckte sie in die Satteltasche, bevor ich den Motor meines Bikes anwarf.

Die Luft war kalt und fuhr peitschend durch meinen Hoodie, während der Geruch des bevorstehenden Regens dafür sorgte, dass die Erinnerungen an das letzte Mal, als es so schüttete, dick und rasch herankamen.

Ihre Lippen bebten, aber ihre Augen sagten mir, dass sie viel mehr Kampfeskraft in sich hatte.

»Dir ist kalt.«

»Mir geht’s gut.« Sie zog mir den Joint von den Lippen.

Ich schüttelte den Gedanken aus meinem Kopf und bog in eine Seitenstraße. Ich stellte den Motor ab und fand Mud draußen vor seinem Surfshop.

»N’Abend.« Er grinste, als er die Flasche von meinen Fingern herabbaumeln sah. »Möchtest du weitermachen?«

Ich nickte, zog meinen Hoodie aus und warf ihn auf den Tisch, legte meine Kutte jedoch sorgfältig auf das Ledersofa, in einigem Abstand von dem Müll.

Er winkte mir, ich solle den Stuhl nehmen. Ich warf mich zurück und sah zu den Postern mit den nackten Frauen auf, die überall an der Decke hingen.

Mud zündete sich einen Joint an, bevor er sagte: »Neu?« Er zeigte auf seinen Kopf.

Ich nickte.

»Möchtest du ein Glas?«

Ich löste den Verschluss mit einer Hand und trank direkt aus der Flasche, bevor ich sie wegstellte. Mud schnaubte grinsend, und Rauch ergoss sich aus seinen Mundwinkeln. Er tippte auf sein Handy, und »Lonely Boy« von den Black Keys tönte aus den mickrigen Lautsprechern. Ich beäugte ihn neugierig, ob das wegen mir war, aber er schaltete lediglich die Maschine ein und machte sich an meinem Brustmuskel ans Werk.

Ich konzentrierte meine sämtliche Energie auf die Nadel, die winzige Stiche in meine Haut bohrte, aber leider dauerte es nicht lang. Der Schmerz verblasste, und ich blieb mit meinen Dämonen zurück, die an meinen Erinnerungen nagten.

Nolan war nirgendwo zu finden.

Kapitel 2

Tess

»Tut mir leid, Tess.« Venna, die einzige vertrauenswürdige Freundin, die mir in diesem Haus geblieben war, sah mich mit einem grimmigen Stirnrunzeln an. Sie drehte den Computerbildschirm herum und zeigte mir, dass ich am Nachmittag um vier Uhr einen Kunden hatte. Mir brach der Schweiß aus allen Poren.

Irgendwie hatte ich es fertiggebracht, nicht gebucht zu werden, indem ich mich über die Bauchschmerzen beklagt und nebenbei bemerkt hatte, dass es diese Zeit des Monats sei. Hinzu kam, dass Rachel nach wie vor am Empfang arbeitete, und als ich ihr meine blauen Flecke zeigte, hatte sie Mitleid mit mir. Natürlich behielt ich die Wahrheit dessen, was wirklich geschehen war, für mich und erzählte nur eine vage Geschichte, die anscheinend besser funktionierte. Alle liebten ein kleines Geheimnis.

»Sieh mal, wer die Buchung bestätigt hat.« Sie tippte stinksauer auf den Schirm. »Scheint völlig Schraube, wenn du mich fragst.«

Ich sah funkelnd den Namen meiner Mutter an. »Sie sieht in mir sowieso nie ihre Tochter, also schockiert mich das nicht sonderlich. Ich bin für sie bloß jemand, den sie aufmotzen kann, um mit ihr Geld zu machen.«

Vennas Hand landete auf der meinen. »Zumindest wirst du gebucht. Felicia hat mich auf Bewährung gesetzt, weil ich abgehauen bin.«

»Das ist meine Bestrafung, weil ich zurückgekommen bin.«

Sie biss sich auf die Innenseite ihrer Lippe und dachte über etwas nach. Bevor sie es aussprechen konnte, richtete sie sich etwas gerader auf und tippte auf die Tastatur, sodass der Dienstplan verschwand.

»Clark«, begrüßte sie ihn, bevor sie auf ihr Handy sah.

»Ven, du siehst wunderschön heute aus.«

Sie errötete.

»Stimmt, du stehst auf Rot.« Ihre Finger streiften an der Vorderseite ihres roten Korsetts herab. »Ich brauche wirklich ein neues. Das hier wird alt.«

»Das lässt sich bestimmt arrangieren.« Er blickte zu mir herüber. »Wie ich sehe, hast du das blaue ausgesucht. Gute Wahl.«

Innerlich verdrehte ich die Augen, entschied mich jedoch, ihn so zu behandeln, wie ich jeden anderen Mann hier behandeln würde. »Nun ja, hoffen wir, dass mein Vier-Uhr-Kunde das ebenso sieht.«

Er zog die Brauen zusammen, drehte den Computerbildschirm zu sich hin und drückte die Tasten.

»Felicia hat ihn gebucht.« Ich schob mich von der Rezeption weg. »Zeit für einen Schluck vom Haus-Kirsch.« Kichernd verließ ich die beiden.

Ich hörte ihn flüstern: »Das stimmt nicht so ganz.«

Ich musste alles in mir aufwenden, damit mir die Knie nicht weich wurden.

Wow.

Wieder in meinem Zimmer zitterten meine Hände, und mein Herz schlug zu einem unbekannten Rhythmus, während ich zusah, wie die Zeit verstrich. Ich glaubte nicht, dass ich die Sache hinbekäme. Mir schmerzte der Magen, und meine Rippen brannten wie Feuer.

»Tess?« Venna schlüpfte herein und schloss die Tür hinter sich. »Kann ich dich irgendwie dazu überreden, dass ich deine Stelle einnehme, und du kannst heute Nacht tanzen?«

Ich wäre fast vornüber gefallen und packte den Pfosten am Ende meines Betts.

Jemand passt irgendwo auf mich auf.

Sie kam näher und bemerkte mein blasses Gesicht. »Alles in Ordnung mit dir?«

»Ven, ich geh überall hin, wo du willst, um zu tauschen.«

»Ich brauche das Geld, Tess. Ich muss hier raus, verdammt und verflucht noch mal.«

So gern hätte ich ihre Worte ihr gegenüber wiederholt, aber ich wollte mir lieber etwas mehr Zeit nehmen und Geld mit Tanzen machen, als einen Typen seinen dürren Schwanz in mich hineinstecken zu lassen.

»Der Termin gehört ganz dir.«

Ihr Gesicht hellte sich auf, und ein Gefühl von Erleichterung breitete sich in mir aus. »Halte nur den Mund, okay?«

»Vertrau mir.« Ich winkte ab und legte mich auf die Matratze zurück. »Wenn meine Mutter glaubt, ich würde hier so arbeiten, wie sie es gern hätte, dann wird sie mich in Ruhe lassen. Meine Lippen sind versiegelt.«

Ein Klopfen an der Tür holte uns beide auf die Füße. Venna packte meine Hand und zog mich näher zu sich. »Er soll sich vorbereiten, und sobald er fertig ist, erscheine ich.«

Ich nickte, und sie verschwand in meinem Bad. Auf zittrigen Beinen ging ich meinem Kunden entgegen.

Meine Finger streiften über meine Armbänder, um mich daran zu erinnern, stark zu bleiben, und ich holte tief Luft und öffnete die Tür.

»Du hast keine Ahnung, wie lange ich auf diesen Augenblick gewartet habe, Tessa.« Bret ließ sein 1-Millionen-Dollar-Lächeln aufblitzen und befingerte dann die Spitze zwischen meinen Brüsten. Es fiel mir schwer, den Mund zu halten, aber irgendwie brachte ich es fertig. »Sehen wir mal, ob du deiner Mutter irgendwie ähnlich bist.«

Ich möchte kotzen.

Bret war seit sieben Jahren Mitglied im Haus, und er hatte während der letzten fünf Jahre ein Auge auf mich geworfen. Natürlich hatten seine Frau und seine drei Kinder keine Ahnung, dass ihr Daddy nicht im Büro war. Bret liebte die Jagd, und er jagte mich fortwährend, weil ich mit absoluter Sicherheit nicht zulassen würde, dass mich dieser Mann mit irgendetwas stoßen würde.

Ich trat zurück und winkte ihm, er solle eintreten. Er klatschte mir auf den Hintern, als er hereinschlenderte und sein Jackett und die Krawatte auszog.

»Oben oder unten?«

Mein Mund wurde trocken, aber es gelang mir zu sprechen, als ich zu meinem Ankleidetisch ging und eine Augenbinde hervorholte. »Ich hatte etwas anderes im Sinn.«

Er griff meine Taille ein und zog mich zu sich.

Schlag ihn nicht, schlag ihn nicht.

Seine langen, knochigen Finger gruben sich in meine Hüften, was eher schmerzhaft als sexy war.

»Je abgedrehter, desto besser.«

Ich wand mich aus seinem Griff und klopfte auf die Matratze. Er kam meiner Aufforderung willig nach und gehorchte meinen Anweisungen.

Igitt. Ich hasste Männer, die gesagt bekommen wollten, was sie zu tun hatten. Ich wollte gegen die Wand geworfen werden, für leidenschaftlichen, animalischen Sex. Triggers Gesicht blitzte vor mir auf, und ich gab mir Mühe, die Erinnerung abzuschütteln.

Er will dich nicht, Tess.

Die Handschellen schnappten über seinen Handgelenken zu, und Satinfesseln hielten seine Fußknöchel fest. Ich setzte mich breitbeinig auf seine Taille, während ich ihm die Binde über die hungrigen Augen legte. Dann drehte ich die Musik lauter und flüsterte: »Ich hole das Öl.«

Er warf die Hüfte hoch, um seinen erigierten Schwanz an meinem Bein zu reiben. Ich sprang von ihm runter und eilte ins Bad, wo Venna sich vorbereitete. Zum Glück hatten wir dieselbe Haarlänge und so ziemlich denselben Körperbau.

»Er gehört ganz dir.«

»Ist er groß oder klein?«

Ich zuckte die Achseln. »Je nach dem, was du groß nennt. Achte bloß darauf, ob er drin ist oder nicht, bevor du etwas vortäuschst.«

Sie lachte, dann ging sie hinaus ins Zimmer, und ich sank mit einem angewiderten Schnauben auf den kühlen Boden. Es würde nicht immer so einfach sein, Kunden zu umgehen. Ich schob mich zur Ablage und ergriff das Handy, das Brick mir gegeben hatte. Es war im Flugmodus, also könnte man es nicht nachverfolgen. Mein Finger schwebte über der Fotoapp, und nach einem Moment tippte ich auf das Display, und kiloweise Fotos blitzten vor mir auf. Ich scrollte durch und blieb bei meinem Lieblingsfoto hängen. Trigger, der neben seinem Bike stand und etwas von seinem Handy ablas. Ich hatte es eines Morgens aufgenommen, als ich um die Ecke des Clubhauses gekommen war. Er wirkte in diesem Moment so echt. Die Dunkelheit, die ihn normalerweise umgab, war nicht vorhanden. Er war einfach ein Mann, der an seinem Bike lehnte, bevor er den Tag anfing. Zum Teufel, ich vermisste ihn. Ich schloss die Augen, als der Schmerz auf meine rohen Erinnerungen einschlug.

Nachdem ich Bret aus meinem Zimmer hinausbefördert und mir den langen Abschiedskuss vom Mund gewischt hatte, rannte ich hinab in den Hinterhof. Ich raste durch das Labyrinth aus hohen Büschen und den kleinen Hügel zu dem Gebäude hinab, wo der Stripclub in einem Meer aus Büschen und Bäumen eingebettet lag.

»Dirty Promises« war vor zwanzig Jahren errichtet worden und einer der renommiertesten Stripclubs in Vegas. Allein die Mitgliedschaft kostete mehr als die meisten Häuser dort.

Ich schüttelte einen Kieselstein aus meinem Schuh und klopfte zweimal an der großen Stahltür. Sie öffnete sich eilig, und Musik, Zigarrenrauch und Alkoholdunst schlugen mir wie ein Windstoß entgegen.

»Oh, Shit, seht mal, wer zurückgekommen ist.« Jarmon, der Türsteher, lachte und nahm mich in die Arme. »Sie kommen immer zur Stange zurück.«

»Danke, Jarmon«, brummelte ich, ließ mich jedoch auf seine Umarmung ein. Er war ein guter Junge und stand immer hinter uns.

»Springst du für jemanden ein?«

»Ja, Venna.«

Er stellte keine Fragen, sondern zeigte einfach auf ihren Spind und sagte mir, ich solle mich bedienen.

Der Vorteil, wenn Mommy den Laden besitzt.

Ich öffnete die Tür zu ihrem Spind und seufzte. »Echt, Ven?« Ich nahm mir das Outfit und wollte nach dem Haken hinten an meinem Korsett greifen, da spürte ich, wie jemand meine Finger wegschlug.

Mein Blick flackerte zum Spiegel hinüber, und ich schrie auf.

»Du siehst aus, als ob du einen Geist gesehen hättest, Schätzchen.«

Ich kniff die Augen zusammen, um mich zu vergewissern, dass ich recht hatte, und senkte langsam die Arme. »Sean?«

»Jetzt Shantee.« Er – oder vielmehr, sie – machte eine Schnute im Spiegel und bewunderte sich selbst. Sie war in ein glänzendes goldfarbenes Kleid gestopft und hatte einen Vorbau, der Pamela Anderson beschämt hätte. Sie trug einen auf Kinnhöhe gerade geschnittenen braunen Bob, der ihre mit Silikon gespritzten Lippen noch mehr zur Geltung brachte. Sean war als Mann schon nie klein gewesen, und jetzt, da sie eine Umwandlung hinter sich hatte, war sie ziemlich überwältigend. »Scheint, dass Felicia eine ziemliche Liste von Homosexuellen hatte. Also bin ich natürlich eingesprungen und habe mich für die Gemeinschaft geopfert.«

»Ich bin beeindruckt.«

»Nicht schockiert. Du bist immer gut mit dem Sonderbaren zurechtgekommen.« Sie zog meinen Reißverschluss herab und befreite meine Rippen. Ich zuckte zusammen, als ich Luft holte.

»Alles in Ordnung, mein Liebling?«

»Ja.« Ich tastete herum, um zu sehen, ob ich ihnen noch mehr Schaden zugefügt hatte.

Wieder schob sie meine Hände weg und beugte sich herab, um die Verletzung zu untersuchen. Ihre aufgemalten Augenbrauen hoben sich abschätzend.

Gerade als ich glaubte, mit Fragen gelöchert zu werden, lehnte sie sich zurück, nahm sich ihre Designer-Handtasche und reichte mir ein Pillendöschen.

»Nimm jetzt zwei, und noch mal zwei zur Schlafenszeit.«

»Was ist das?«

Wir beide schwiegen, als mir angezeigt wurde, dass ich die Nächste war.

»Ist das wichtig?« Sie nahm sie mir weg, ließ zwei in meine Hand fallen und reichte mir das Glas Gin Tonic, an dem sie gerade nuckelte.

»Danke.« Ich warf sie ein und streifte das lächerliche Outfit über.

»Tess«, rief sie mir nach, als ich die erste Stufe zur Bühne hinauf betreten hatte. »Ich hoffe, dass der, der dir das angetan hat, nicht mehr weiß, wo ihm der Kopf steht.«

Ich versuchte ein gezwungenes Lächeln. Ich stellte mir diese grünen Augen vor, die mich über seiner Kutte anstarrten. »Wird so sein.«

»Ich bin froh, dass du zurück bist.«

Bei dieser Bemerkung zog sich mir der Magen zusammen. Ich wollte nicht zurück sein.

In einem knappen Anzug mit Krawatte stand ich hinter dem Vorhang und wartete darauf, dass Justin Timberlakes »Drink You Away« durch die Vorhänge dröhnte.

Ich konnte nicht anders – ich durchsuchte die Menge nach seinem Gesicht, aber er war nicht da. Natürlich war er nicht da. Trigger wusste nicht einmal, wo ich war.

*

Trigger

Ich schob den Joint zwischen meinen Fingern hin und her, wie es ein Drummer mit seinem Stick täte. Meine Haut schmerzte, was meine Gereiztheit zusätzlich anfachte. Die kleinste Sache würde zur Explosion führen. Ich benötigte einen Grund, jemandem wehzutun.

Schließlich kam auch Brick in den Versammlungsraum. Er murmelte etwas davon, nicht ausreichend Schlaf zu bekommen. Gus warf mir einen Blick zu, und ich wusste, was er dachte. Wir mussten über diesen Scheiß hinwegkommen, wenn alles im Club weiterhin glatt verlaufen sollte.

»Irgendwas?«, brüllte ich die Jungs an. Alle lehnten sich in ihren Stühlen zurück und sahen sich im Raum um.

»Ich schätze, zurück in Vegas«, sagte Brick schließlich, wollte mich jedoch nicht ansehen.

»Ich meinte das Arschloch, das aus dem Grab gestiegen ist«, schoss ich zurück.

Sein Kopf fuhr nach oben, und er hielt sein Handy hoch. »Ich muss einen Anruf machen.«

Ich nickte ihm zu, dass er gehen konnte, aber es war eine beschissene Ausrede.

»Es ist, als ob er wieder vom Erdboden verschluckt wäre.« Morgan zupfte sich am Bart, während er überlegte. »Meinst du, du könntest etwas Unterstützung von Blackstone kriegen?«

Die Jungs von Blackstone waren mir nichts schuldig, aber angesichts der Lage konnte ich die Idee in Betracht ziehen.

»Gus.« Ich wandte mich ihm zu. »Sag allen Vizes Bescheid. Ich möchte alle Augen, die ich bekommen kann.«

»Okay.« Er ging, das Handy am Ohr.

»Was ist mit Fox? Suchen wir ihn ebenfalls noch?« Jace drehte seinen Pappbecher zwischen den Fingern.

Ich wollte Fox’ Kopf über meiner Bürotür für das haben, was er Tess in der Wüste angetan hatte. Es war etwas Nachbohren erforderlich gewesen, aber das Arschloch prahlte in einer Bar damit herum, wie er Tess zusammengeschlagen hatte. Als das in Umlauf war, wusste ich, dass er verschwinden würde. Feigling.

»Ja, aber ich bin besser das letzte verdammte Gesicht, das er zu sehen kriegt.«

»Kapiert.«

Zwanzig Minuten später erklärte ich das Treffen für beendet, da ich nichts von dem belanglosen Scheiß hören wollte, dass Tammy zurück wäre. Ich würde mich um sie kümmern, wenn ich sie sah.

»Trigger?« Jace blieb zurück, während die anderen hinausgingen. »Kann ich dich einen Moment sprechen?«

Ich zündete meinen Joint an und drehte mich auf meinen Stuhl zu ihm hin. Der Rauch umschmeichelte meine Lungen, während mein System das THC absorbierte. Ich hieß es willkommen, da es kurzzeitig die Dämonen zähmte. Im Geist spielte ich mit dem Bild, wie sie mit wachsamem Blick an den Türen ihrer Käfige hockten.

»Ich weiß, dass ich hier eine Grenze übertrete, aber ich möchte gern Tess suchen.«

Ich holte tief Luft bei der Erwähnung ihres Namens.

Er hob die Hände, da er meinen Stimmungsumschwung spürte. »Sieh mal, das Mädchen war für mich da, als ihr anderen nicht mitbekommen habt, wie ich abrutschte. Jetzt möchte ich dasselbe für sie tun.«

Fuck. Ich rieb mir über die Stirn, mehr aus sexueller Frustration als aus sonst etwas. Ich würde mein linkes Ei dafür geben, das Mädchen zurückzubekommen, aber da mein Vater im Hintergrund des Bildes lauerte, war es eine völlig neue Ebene der Dunkelheit.

»Trigger.« Jace trat näher, aber ich sah ihm an, dass er eine Scheißangst hatte. »Ich möchte mich nur davon überzeugen, dass alles gut mit ihr ist, bis du entscheidest, was du mit ihr tust oder auch nicht.« Er löste seinen Blick von meinem. »Sie ist auch meine Freundin. Ich möchte bloß wissen, dass es ihr gut geht.«

Ich schloss die Augen und inhalierte tief, um diesen Scheißdreck einen Moment lang zu überdenken. Ich wollte sie hier haben, gleich neben mir, in Sicherheit. Jedoch hatte sich die Vergangenheit als Miststück erwiesen, denn immer, wenn ich jemandem nahe war, um den ich mich auch nur im Entferntesten sorgte, wurde er zur Zielscheibe.

»Jace …«

»Bitte.« Er spannte die Schultern, als ihm klar wurde, dass er gerade damit herausgeplatzt war, aber er fuhr fort: »Lass mich einfach nur nachsehen, ob es ihr gut geht.«

Ich schluckte die wütenden Worte hinunter, dass er mich unterbrochen hatte. Ich sah ihm an, dass er wirklich besorgt um sie war.

Ich nickte leicht, und mehr benötigte er nicht, bevor ein jungenhaftes Grinsen auf seinem Gesicht erstrahlte und er aus dem Versammlungsraum schoss.

Verdammt, ich hoffte, das würde nicht ins Auge gehen. Es würde mich ärgern, wenn ich Jace ebenfalls töten müsste.

*

Schweiß lief mir das Gesicht herab, meine Hände schmerzten, und meine Knie waren wie Gummi, als ich mein Training auf dem Dach beendete. Ich öffnete den Bügelverschluss, leerte mein drittes Bier, beugte mich über den Rand und sah dorthin, wo Tess’ alte Wohnung gewesen war.

»He, Mann.« Brick hielt mich an meiner Maschine auf. »Du weißt, dass Tess nächste Woche kommt?«

Ich zuckte die Achseln und befestigte den Riemen an meinem Braincap.

»Sieh mal, ich glaube, sie sollte ihre eigene Wohnung haben. Ich möchte die Zimmer gegenüber von deinem Gebäude mieten. Du weißt, mehr Augen auf sie und so’n Scheiß.«

»Ja, in Ordnung.« Ich startete mein Bike und dachte nicht mehr weiter daran.

»Ich glaube, du wirst sie mögen.«

»Ich mag niemanden so richtig.« Ich warf das Bike in die Gänge und röhrte die Straße hinab.

Ich warf meine Flasche runter, sah zu, wie sie im Wind bebte und im Abfalleimer unten explodierte. Ich wollte wissen, was Tess gerade tat, aber gleichzeitig wollte ich es nicht wissen.

Auf der Fahrt nach Hause bekam ich sie nicht aus dem Sinn. Jaces Abwesenheit war mir auch keine große Hilfe, kühlen Kopf zu wahren. Bei meiner Ankunft im Club bemerkte ich, dass sein Bike verschwunden war. Kaum dass ich eingeparkt hatte, stand Big Joe neben mir, das Handy in der Hand. Er reichte es mir und trat zurück.

Ich hasste es, dass mein Körper belustigt zusammenfuhr, als ich die verschlüsselte Mail durchsah. Für jeden anderen sähe sie wie eine Ansammlung sinnloser Codes aus, aber für mich war es eine zweite Sprache.

Erster Preis – einhundert Riesen

Zweiter Preis – fünfzig Riesen

Die Gewinner des ersten und zweiten Preises werden ins Halbfinale weiterkommen. Ort wird bekannt gegeben, wenn die Gewinner verkündet werden.

Ich war fasziniert, jedoch verdammt verärgert, dass er mir eine Sache vorschlug, von der ich mir versprochen hatte, sie niemals mehr zu tun.

»Was? Meinst du, wir brauchen das Geld?«

»Nö, Boss, ich glaube, du brauchst das Ventil.«

Fuck!

Ich knallte ihm das Handy in die Hand und ging nach drinnen. Morgan hatte eine volle Bar, dabei war es erst 20 Uhr. Schön zu sehen, dass das Geschäft an Fahrt aufnahm.

»Brick?«, rief ich, als ich für ein Wasser hinter die Theke trat.

»Draußen, im Trainingsraum.«

Minnie versperrte mir den Weg.

»Was ist?« Sie hatte Feuer, aber nicht von der Art, die mir gefiel.

Sie verschränkte die Arme vor der Brust und stellte ihre Hüfte heraus. »Wann wirst du den Scheiß zwischen dir und B wieder in Ordnung bringen?«

»Jetzt nicht, Minnie.«

»Doch, jetzt. Und hol dir Tess, damit du wieder flachgelegt werden kannst, weil, ehrlich, du bist ohne sie ein riesiges Arschloch. Und warum ist Tammy zurück, verdammt? Sie könnte der verfluchte Maulwurf sein, um Gottes willen.«

Ich schloss die Augen und gab mir Mühe, meine Wut zu zügeln, was sich als schwerer erwies, als ich gedacht hätte. Nachdem ich sie wieder geöffnet hatte, sah ich, dass Minnie weggegangen war.

Gut.

Im Trainingsraum war es stickig und heiß. Wir hassten es, beim Training die Klimaanlage einzuschalten. Das Leben in der Wüste erforderte Durchhaltevermögen hinsichtlich der Hitze. Man konnte nicht kämpfen, wenn einem schwindelig wurde. Dann passierte Scheiß, und du warst tot.

Im Ring sprang Brick mit Rail herum, der so aussah, als ob er mehrmals ins Gesicht getroffen worden wäre. Es war kein fairer Kampf. Brick war stärker und schlanker.

»Rail!«, rief ich. Er ließ die Arme fallen und duckte sich unter den Seilen durch.

Ich sprang hinauf und hob die Fäuste zum Sparring. »Nein.« Brick seufzte.

»Ich habe nicht gefragt.« Ich schlug ihn auf die Schulter und dann auf die Wange.

»Warum?« Er zuckte zusammen, als ich seinen Arm traf.

»Wehr dich.«

Er verdrehte die Augen und schlug nach meinem Gesicht, aber ich duckte mich und trat gegen seine Knie. Er jaulte auf, aber es entfachte sein Feuer.

Wurde auch Zeit, verdammt.

Er holte wiederum aus, und ich ließ mir ins Gesicht schlagen. Er durchschaute mich und fluchte. Körperlicher Schmerz war meine Droge.

»Ich hasse es, dass du es warst, wegen dem sie gegangen ist.«

»War nicht meine Absicht«, knurrte ich. Ich wich seinem Schlag aus und versetzte ihm einen Hieb auf die Brust.

»Du hast mich verraten.« Er traf mich hart in die Rippen.

»Habe ich, aber es galt entweder das, oder mein Vater hätte seine Klauen in ihr versenkt.« Es fiel schwer, sich bei dem Tritt mit dem Fuß an sein Kinn zurückzuhalten.

Er trat zurück und spuckte Blut aus seiner aufgeplatzten Lippe. Er zeigte mit seiner getapten Hand auf mich. »Du weißt, dass sie dich liebt, und du wirfst sie den Wölfen zum Fraß vor wie jede andere Fotze, die dir zu nahe gekommen ist.«

Ich machte einen Satz, packte ihn an der Kehle und schleuderte ihn in die Ecke des Rings. Ein paar der Jungs standen auf, aber Rail hob die Hand, um ihnen zu sagen, sie sollten sich verziehen.

Meine gekrümmten Finger versteinerten, und ich zog meine Hand zurück. Mein Herz schlug gefährlich schnell, und mein Blick umwölkte sich. Mein Schalter bettelte darum, umgelegt zu werden, aber ich hielt ihn fest. Bricks Worte sanken in mich ein, und er schloss mit einem frustrierten Seufzer die Augen. Ich wartete einen Herzschlag lang, bevor ich losließ und die Arme an meinen Seiten herabfallen ließ. Die Dämonen schrien mir zu, ihm den Kopf abzureißen. Die verdammten Viecher wollten nicht loslassen.

»Sie ist im Haus«, murmelte Brick, sodass ich herumfuhr. »Ich habe gerade einen Anruf von einem Freund bekommen, der immer noch dort lebt. Du warst weg, und ich musste das verarbeiten.« Er ließ seinen Arm durch den Ring gleiten.

Mein Gott!

»Sag’s Jace.«

»Er weiß es. Er war dort, als er anrief.«

Ich wandte mich zum Gehen, aber da hielt mich Brick auf.

»Es ist nicht so, dass du einfach dorthin gehen und sie zurückholen kannst. Wenn sie nach Hause gegangen ist, bedeutet das, sie ist zu ihm zurückgekehrt.«

»Bist du jetzt so weit, mir zu sagen, wer er ist?«

*

Allen

Meine Hände spannten sich um die Seiten der Kanzel, und ich spürte die Verbindung zu denen unter mir. Ein Machtgefühl fuhr durch die Sohlen meiner Füße. Ich sah in mir einen Baum, der durch seine Wurzeln absorbierte, und die Wärme dieser Vorstellung durchflutete meine Seele. Ich inhalierte tief und mit geschlossenen Augen.

Langsam öffnete ich sie wieder und blickte hinab auf die zwanzig Ohrenpaare, die darauf warteten, dass ich sprach.

»Heute sprechen wir über Opfer und darüber, wie der Herr wünscht, dass ihr ihm gerecht werdet.«

Zwei Stunden später packte ich meine Sachen zusammen und schüttelte viele Hände, bevor ich meinen Kragen löste, eine Flasche Jack Daniel’s unter der verstaubten Orgel hervorholte und leerte. Diese Vorstellung war verdammt gut gewesen. Ich konnte mir wirklich einen runterholen bei dieser ganzen Sache von wegen Prediger auf der Kanzel. Es stand mir.

»All…« Zay, eines der ältesten Mitglieder meiner Familie, räusperte sich, als ich ihn anfunkelte. »Vater, wir haben eine neue Entwicklung.«

»Die wäre?« Mit meinem Jackett säuberte ich eingetrocknetes Blut von der Kante meines Messers. Die Erregung, die ich zuvor erfahren hatte, nachdem ich mich eines Hiesigen entledigt hatte, flaute erst jetzt allmählich ab.

»Wir haben das Mädchen gefunden.«

Das stachelte mein Interesse an. Trigger hatte nie zuvor um irgendwen auch nur einen Scheißdreck gegeben, aber aus irgendeinem Grund sorgte er sich genügend, weil diese blonde Frau verschwunden war. Ich begriff es einfach nicht. Soweit ich erkennen konnte, waren Weiber wie sie Dutzendware, nichts weiter als ein warmes, feuchtes Loch. Liebe war eine Verschwörung, die uns von der Gesellschaft ins Gehirn gehämmert wurde, als ob wir eine Ol’ Lady benötigen würden, um uns vollständig zu fühlen. Ich schnaubte laut bei diesem Gedanken. Alles, was einem blieb, wäre eine Zicke, die an einem herumnörgelte und einem das ganze Geld wegsaugte. Wenn der gewöhnliche Mann zurücktreten und sich unsere Geschichte ansehen könnte, würde er erkennen, dass Gefühle wie Liebe nichts anderes waren als Lust. Ein paar Stöße mit der Hüfte und ein erschlaffter Schwanz, und das war’s.

Wie es in der alten Redensart heißt: rein – raus – runter – weg.

»Wo ist sie?« Er blickte über die Schulter und reichte mir ein zusammengefaltetes Blatt Papier. Deswegen hielt ich Zay in meiner Nähe. Er war loyal, diskret und konnte jeden finden. Er war schließlich derjenige, der mit der Idee aufgekommen war, die Stripe Backs für uns zu gewinnen.

Ich warf einen Blick auf die Adresse und lächelte. »Setze fünfzig beim Blackjack für mich.«

Er nickte. »Ich erstatte heute Abend Bericht.« Mit diesen Worten ging er.

Die übrigen Männer machten sich daran, die Waffen hereinzuholen, die letzte Nacht eingetroffen waren. Ich ging zum Tisch und schwelgte in dem Duft.

»Was haben wir hier, Vater?« Mein potenzieller Käufer sabberte praktisch.

Ich zeigte auf das andere Ende des Tischs. »AK-47, ML 18 Inch 5.56, und das hier.« Ich hob die schlanke, sexy Waffe hoch und sah durch das Zielfernrohr. »Das ist die Schwarze Mamba.«

»Und was ist das genau?« Er beäugte das Gewehr und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Ich ließ sie in den weichen Samtbehälter zurückgleiten.

»Anfertigung nach Kundenwunsch. Eine Kreuzung zwischen den anderen beiden Waffen. Heckenschützen-erprobt.«

Seine Brauen gingen in die Höhe, und er schüttelte den Kopf, eindeutig nicht an meiner Spezialität interessiert. »Ich möchte nicht lügen. Ich war überrascht zu hören, dass Sie mit Waffen handeln.«

Ich warf eine Kugel zwischen den Fingern hin und her. »Tatsächlich möchte ich nicht verkaufen. Ich möchte eine Armee aufbauen.«

Er zeigte Enttäuschung und spannte die Kinnlade an. »Armee? Gegen wen genau kämpfen Sie?«

»Devil’s Reach«, erwiderte ich schroff und ließ mich auf einem Sessel nieder.

Er trat zurück und hob die Hände in die Höhe. »Verdammt, Mann, ich weiß nicht, warum Sie gegen jemanden vorgehen, der so verrückt wie Trigger ist, aber da möchte ich nicht dran beteiligt sein.«

»Schiss?«, neckte ich ihn.

Er strich mit den Fingern an der Schwarzen Mamba entlang, bevor sein Blick zu mir herüberzuckte. »Ich habe zugesehen, wie er die Augäpfel meines Neffen mit einer Gabel herausgeholt hat, weil er ihn beim Abschöpfen erwischt hat. Dann riss er meinem Onkel die verdammten Nieren raus, weil er ihn verteidigt hat. Ich habe überlebt, aber diese Bilder sind in meinem Gehirn eingebrannt.« Er rieb sich den Kopf. »Ich weiß nicht, was schlimmer war, dem zuzusehen oder damit zu leben.« Er schloss den Deckel über dem Gewehr. »Ich hatte nichts dagegen, Waffen von Ihnen zu kaufen, Vater, aber wenn Sie eine Armee haben wollen, würden sich meine Männer lieber selbst um die Ecke bringen, als gegen Trigger zu kämpfen.«

Ich hasste es, dass mein Sohn einen derartigen Ruf hatte. Wenn ich mich nicht versteckt hätte, dann wäre ich inzwischen mehr gefürchtet.

»Wie Sie wollen.«

Er sah zur Seite, und sein Gesicht erblasste jeden Augenblick mehr. Verdammtes Weichei. »Wann wollen Sie gegen ihn vorgehen?«

Ich neigte den Kopf und musterte sein Gesicht. Ich fragte mich, was er wollte. »Warum?«

Er schob die Hände in die Taschen. »Weil ich so weit weg von Ihnen wie möglich sein möchte, wenn es geschieht.«

Ich grinste und war aufgeregt, weil der Krieg ein epischer werden würde.

Kapitel 3

Tess

Drei Tage lang spielten Venna und ich mit jedem Kunden. Erforderlich hierzu waren etwas Schauspielerei, eine Augenbinde und ein wenig Musik, um die Stimmen zu übertönen. Ich hasste jeden Moment davon. Ich kam mir schmutzig und benutzt vor, mehr von meiner Mutter als von den Kunden. Ich hatte vielleicht nicht mit den Männern geschlafen, aber mehr als die halbe Zeit steckten sie mir die Zunge in den Hals oder bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Finger ins Höschen. Aber sie verbargen wenigstens nicht, wer sie waren.

Ich fühlte mich nur dann richtig, wenn ich tanzte. Da durften sie mich nicht anrühren. Venna machte ein Vermögen, und ich lag nicht allzu weit dahinter zurück. Die Hälfte meines Geldes ging irgendwo anders hin, also würde ich ein wenig länger brauchen, um hier herauszukommen.

Es war eine bittere Pille, die ich da schlucken musste, aber ich musste immer noch herausfinden, was Clark gegen Trigger und den Club in der Hand hatte.

Ich wirbelte noch einmal um die Stange herum, und dann fühlte ich mich krank. Meine Rippen brannten, und mir drehte sich der Magen um. Im Gefühl, als würde die Welt aus den Angeln fliegen, tanzte ich herum und wartete, bis die Scheinwerfer erloschen.

Ich wäre fast die Stufen herabgefallen und knallte heftig gegen jemanden, der meinen Sturz auffing.

»Was ist los, Tess?« Clark beugte sich zu mir herab.

»Nichts.« Ich schob ihn weg, aber er wollte es nicht zulassen. Er trug mich halb zum Umkleideraum und setzte mich auf einen Stuhl, bevor er mir eine Flasche Wasser reichte.

»Du bist weiß wie ein Geist. Hast du heute etwas gegessen?« Er befühlte meine Stirn, aber ich schob seine Hand weg.

»Ja, und hör auf, mich zu befummeln.« Sogar das Wasser wollte ich am liebsten wieder auskotzen.

»Du bist doch nicht etwa schwanger, oder?«

Meine Augen brannten, als ich das Arschloch vor mir anfunkelte. »Und falls doch?«

Er rieb sich übers Gesicht, dann über den Hals. Sein Ausdruck wurde düster, und ich sah, wohin seine Gedanken gingen. Er glaubte, es wäre von Trigger.

Langsam erhob ich mich aus dem Stuhl und wandte mich zur Tür, bevor er sich zwischen sie und mich stellte.

»Bist du?«

»Weg da.« Ich atmete durch die Nase, um den Sturm in meinem Innern zu beruhigen.

Er biss sich auf die Lippe, benahm sich jedoch nicht länger wie ein Arschloch. Er strich mir das Haar weg, wie er es immer getan hatte, und er hob vorsichtig mein Kinn an, damit ich ihn ansah. »Trotz deiner Wut auf mich, Liebling, mache ich mir wirklich Sorgen um dich und dein Wohlergehen.« Er fuhr mit den Fingern über meine Unterlippe, und einen Augenblick lang gab ich nach. Es fühlte sich gut an, als ob ich wieder daheim wäre. Er beugte sich vor und streifte mit seinen Lippen über die meinen, und ich hätte fast nachgegeben. »Ich habe das vermisst.« Als ich etwas sagen wollte, legte er seinen Mund über meinen und küsste mich zärtlich. Seine Küsse waren schon immer sanft und liebevoll erschienen, aber in Wirklichkeit verwirrten sie nur meine Sinne. »Tess«, flüsterte er in meine feuchte Haut. »Ich möchte bloß wissen, ob alles in Ordnung mit dir ist.«

Es war, als ob irgendein Trottel mir einen Schlag aufs Herz versetzt hätte. Ich trat zurück und wischte mir die Lippen ab.

»Nicht.« Ich wollte weinen, denn seine Worte ließen mich Trigger so heftig vermissen.

»Nicht was?« Er kam näher. »Nicht das tun?« Erneut drängte er sich gegen mich, aber auf eine sanfte Art und Weise. Es fühlte sich falsch an. Ich war innerlich so kaputt und verdreht, und bei jeder Süße während der Intimität kam ich mir eklig vor.

Er hatte mir das angetan.

Er legte die Arme um meinen Rücken und zog an dem Träger meines Tops. »Erinnert mich daran, wie süß deine Brüste sind.«

Meine Güte!

Tränen brannten in meinen Augen, und dieser ärgerliche Kloß kehrte in meine Kehle zurück. Ich entriss ihm den Träger und entwand mich ihm, die Hände über den Brüsten.

»Clark, es reicht«, brachte ich heraus und versuchte, meinen Millionen gemischten Gefühle irgendeinen Sinn zu entnehmen.

»Entschuldige.« Er hob die Hände. »Fällt nur schwer, nachdem ich dich so lange Zeit nicht gesehen habe. Du weißt, was du mit mir anstellst.«

»Ich muss gehen.«