Filmverrückter und Serienjunkie - Markus Hirsch - E-Book

Filmverrückter und Serienjunkie E-Book

Markus Hirsch

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Beschreibung

Lieben Sie auch Filme und stellen sich ab und an gewisse Fragen dazu? Ist Roman Polanskis Meisterwerk "Chinatown" wirklich der beste Film aller Zeiten? Ist Tom Cruises Lestat aus "Interview mit einem Vampir" nicht doch vielleicht eines der größten Film-Monster der Kinogeschichte? Warum ist Tim Burtons "Sleepy Hollow" alles andere als ein kopfloser Film? Warum zählen Jackie Chan und Tom Hanks zu den größten Stars der Filmgeschichte? Diesen und anderen Fragen sowie Phänomenen, das Medium Film betreffend, geht der Autor, ein deklarierter "Filmverrückter und Serienjunkie", in diesem Essay-Band nach.

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Für alle, die meine Kino- und Filmleidenschaft stets wohlwollend toleriert haben…:-)

Inhalt

Vorwort

Miami Vice

(2006): Der Fall Colin Farrell – Zuerst Sonny Crockett, dann ab in die Entzugsklinik…

Sleepy Hollow

(1999) oder: „Köpfe werden rollen“ – Alles andere als ein kopfloses Meisterwerk…

Sherlock

(Episode 1.1) –

A Study in Pink

(2010) oder: Warum die britische TV-Serie

Sherlock

eine der besten Mini-Serien aller Zeiten ist…

Roman Polanskis

Chinatown

(1974) - Der angeblich „

best film of all time

Alfred Hitchcocks

Psycho

(1960): Wenn ein Film zum kulturellen Phänomen wird...

Francis Ford Coppolas

Apocalypse Now Redux

(1979; 2001) oder: Wann zum Teufel kommt endlich Marlon Brando?

Drunken Master 2

(1994) oder: Warum Jackie Chan einer der größten Filmstars aller Zeiten ist…

David Lynchs

Twin Peaks: A Limited Event Series

(2017) – Ein

Lost Highway

oder doch eine

Straight Story

?

Interview with the Vampire: The Vampire Chronicles

(1994) oder: Warum Tom Cruises „Lestat“ eines der größten Film-Monster der 90er war…

Oliver Stones

Natural Born Killers

(1994) oder

:

Warum Serienkillerfilme heutzutage aus der Mode gekommen sind…

Lethal Weapon

(1987) oder: Warum Mel Gibson eine der tödlichsten Waffen der Filmgeschichte ist…

Sylvester Stallone in

Cop Land

(1997) oder: Wenn Filmstars ihr Image ändern wollen…

Cast Away

(2000) oder: Warum Tom Hanks der gekrönte König von Hollywood ist…

Vorwort

„Wie albern und verblödet uns der Gedanke, eine Königin zu haben, auch vorkommen mag...“

Haben Sie das Zitat erkannt?

Genau!

Nun, obwohl ich mich privat zu einhundert Prozent mit diesen wahrlich antiroyalen Worten identifizieren kann, die der wunderbare Leslie Nielsen in der wunderbaren und von David Zucker inszenierten Komödie The Naked Gun: From the Files of Police Squad! (1988; Die nackte Kanone), einer meiner Lieblingskomödien aller Zeiten, spricht, so bin ich doch nicht umhingekommen, Tom Hanks in diesem Essay-Band als „gekrönten König von Hollywood“ zu bezeichnen und der Frage nachzugehen, warum er dieser wohl ist.

Aber das ist nicht die einzige „bohrende“ Frage gewesen, die sich ein „Filmverrückter und Serienjunkie“, der ich im Grunde schon seit Kindheitstagen (meine Eltern würden Ihnen das sicherlich ohne Umschweife jederzeit bestätigen :-)) bin, irgendwann einmal stellt.

Warum ist die britische TV-Serie Sherlock jenes Meisterwerk, das sie nun einmal ist?

Warum ist Jackie Chan definitiv einer der größten Filmstars aller Zeiten?

Ist David Lynchs 2017er-Neuauflage von Twin Peaks eher ein wirrer „Lost Highway“ oder doch eine schlüssige „Straight Story“ geworden?

Warum muss man Mel Gibson als eine der „tödlichsten Waffen“ der Filmgeschichte bezeichnen?

Warum ist Tom Cruises Interpretation des Vampirs Lestat in Neil Jordans Meisterwerk Interview mit einem Vampir so abgründig und eindrucksvoll?

Diesen und anderen Fragen sowie Phänomenen, die Filmwelt und einiger ihrer, aus meiner Sicht, interessantesten und aufregendsten Exponenten betreffend, habe ich versucht, in den letzten zweieinhalb Jahren nachzuspüren.

Mein Dank, und das sollte eben auch in der diesem Buch vorangestellten Widmung zum Ausdruck gebracht werden, gilt vor allem den Menschen, die meine Kino- und Filmleidenschaft irgendwie immer wohlwollend toleriert und angesichts der stets leicht monströsen Ausmaße meiner diversen VHS- und DVD-Sammlungen niemals die Nerven verloren haben :-), also meinen Eltern und speziell meiner Frau Claudia.

M. H.

Miami Vice (2006; Regie: Michael Mann): Der Fall Colin Farrell – Zuerst Sonny Crockett, dann ab in die Entzugsklinik…

Aus gegebenem Anlass, nämlich dem DVD- und Blu-ray-Release der 2. Staffel der Fernsehserie True Detective, habe ich begonnen mich wieder mit Colin Farrell auseinanderzusetzen, den ich schon in Alexander (2004; Regie: Oliver Stone) oder in In Bruges (2008; Brügge sehen...und sterben?; Regie: Martin McDonagh) ganz phantastisch fand, der aber in den letzten Jahren in Hollywood nicht gerade als Blockbuster-Garant galt. Sowohl das von Len Wiseman inszenierte Remake eines Schwarzenegger-Über-Klassikers aus 1990, nämlich Total Recall (1990; Die totale Erinnerung – Total Recall; Regie: Paul Verhoeven), ging 2012 mit Farrell am Box-Office baden, und das meiner Meinung nach völlig zu Unrecht, denn der Film ist wirklich „gnadenlos unterhaltsam“, als auch Winter‘s Tale (2014; Regie: Akiva Goldsman) mit Co-Star Russel Crowe. Was den zweitgenannten Film betrifft, so enthalte ich mich einer Beurteilung, da ich ihn schlichtweg nicht gesehen habe - allerdings vermute ich da „gnadenlosen Kitschalarm“.

Wie auch immer, 2006 war Farrell in Hollywood noch eine heiße Nummer und der Regisseur Michael Mann drehte mit Farrell und Jamie Foxx tatsächlich ein Remake der TV-Serien-Legende Miami Vice (1984-1990), die Michael Mann seinerzeit ja selbst als sogenannter Executive Producer betreut hatte und somit maßgeblich für den bahnbrechenden visuellen Stil der Serie verantwortlich zeichnete, der die von Anthony Yerkovich kreierten Charaktere, wie James „Sonny“ Crockett (Don Johnson), Ricardo „Rico“ Tubbs (Philip Michael Thomas), Stanley Switek (Michael Talbott), Larry Zito (John Diehl) sowie Gina Calabrese (Saundra Santiago) und Trudy Joplin (Olivia Brown), zu absoluten Kultfiguren werden ließ. Auf keinen Fall vergessen darf man aber auch Edward James „The Voice“ Olmos, der Martin Castillo spielt, den Chef der Vice-Einheit. Dessen charismatische englische Originalstimme, von der man sich z. B. auch in der 6. Staffel der TV-Serie Dexter (2011) noch ganz gut überzeugen kann, darf man sich nicht entgehen lassen!

Vor allem aber natürlich Don Johnson, der damals noch „uneingeschränkt phantastisch“ aussah, wurde durch die Rolle des „Sonny“ Crockett weltberühmt und zu einer wahren Stil-Ikone, vor allem, was die damalige Herrenmode betraf. Die bunten Miami-Vice-Outfits, inklusive der Ray Ban-Sonnenbrillen, waren Kult und allgegenwärtig.

Trotz des gnadenlosen „80s-Touch“, der der Serie anhaftet, ist sie auch heute noch überraschenderweise gut zu konsumieren, ohne dass einem etwas „besonders aufstößt“ oder etwas „unfreiwillig komisch daherkommt“, wie das beispielsweise dann doch bei dem TV-Klassiker Magnum, P.I. (1980-1988; Magnum) oder vor allem bei Serien wie The A-Team (1983-1987; Das A-Team) der Fall ist.

Aber: Wenn man die 5 Staffeln Miami Vice konsumiert, sollte man sich unbedingt eine englischsprachige Gesamtausgabe besorgen, denn nur in einer solchen sind sämtliche Folgen ungeschnitten(!) zu sehen. Die deutschsprachigen Ausgaben sind fast generell um ein paar Minuten gekürzt, was jetzt in den allermeisten Fällen, rein inhaltlich gesehen, vielleicht nicht „die Welt“ ausmacht, vor allem aber in der letzten Staffel, und da ganz speziell beim Serienfinale, fast schon an Entstellung grenzt, da vieles unausgegoren, seltsam und widersinnig wirkt, was aber in der deutschen Version klar an der absurden „Herumschneiderei“ liegt.

Ganz abgesehen davon, kann ich persönlich geschnittene Versionen von Serien oder Filmen ohnehin nicht leiden - für den „Komplettisten“ ein wahrer Albtraum :-).

Nun, Michael Mann, der Regisseur des 2006er-Miami Vice-Films, kann getrost als einer der besten Hollywoodregisseure bezeichnet werden, denn wer Filme wie Heat (1995) mit Robert De Niro und Al Pacino, Collateral (2004) mit Tom Cruise, The Last of the Mohicans (1992; Der letzte Mohikaner) mit Daniel Day Lewis, Public Enemies (2009) mit Johnny Depp oder The Insider (1999; Insider) mit Pacino und Russel Crowe inszeniert hat, dem kann man wohl schwerlich unterstellen „Mist“ zu drehen.

Sogar den legendären Hannibal „The Cannibal“ Lecter hat Michael Mann als Erster auf die Leinwand gebracht, mit seiner Verfilmung des 1981 erschienenen Thomas Harris-Romans Red Dragon (dt. Titel: Roter Drache). Das meiner Meinung nach bahnbrechende und visuell wie inhaltlich aufregende Werk aus dem Jahre 1986 trug aber damals den Titel Manhunter (als deutscher Titel wurde für den Verleih „Blutmond“ gewählt) und die Rolle des Ermittlers Will Graham spielte William Petersen, der viel später bekanntlich in der Fernsehwelt megaerfolgreich zu Gil Grissom, dem „Mr. CSI: Vegas“, mutierte. Wie auch immer: Der Film Manhunter hatte im ganzen Action-Wirrwarr der 80er keinerlei Chance und floppte leider total, obwohl das Werk weit subtiler daherkommt als etwa der „ewige Geniestreich“ von Jonathan Demme The Silence of the Lambs (1991; Das Schweigen der Lämmer).

Aber zurück zu dem Miami Vice-Film von 2006, und dabei eines gleich vorweg: Wer ein „Retro-Erlebnis“ erwartet hatte, das den Geist der Serie atmet oder wieder aufnimmt, wurde eher enttäuscht, denn Michael Mann hat so ziemlich alles vermieden, was einen „Retro-Touch“ gehabt und die alte Serie irgendwie kopiert hätte.

Jan Hammers legendäres „Miami Vice Theme“, das viele Zuseher, einschließlich mich selbst, seinerzeit gleich in eine leicht euphorische Stimmung und in Vorfreude auf die kommende Folge versetzt hat, kann man sich sozusagen abschminken und es kommt nicht mal in einer „modernen Interpretation“ vor (die Mission: Impossible-Reihe mit Cruise ist da, was die Filmmusik betrifft, weit gnädiger :-)). Und Michael Mann geht sogar noch viel weiter, sein Film hat gar keinen Vorspann, sondern kommt gleich zur Sache, mit so etwas wie einer „Kampf-Szene“ in einem Club, die zugegeben etwas an Collateral erinnert. Musikalisch haben im Film eher Moby mit „Anthem“ oder „One of These Mornings“ sowie Mogwai mit „Auto Rock“ oder Nonpoint mit dem Phil Collins-Cover „In the Air Tonight“ das Sagen, eine Tatsache, die dem Ganzen natürlich Modernität verleiht und die ausgefeilten, teilweise atemberaubenden Bilder auf eindrucksvolle Weise unterstützt.

Wie schon bei der Serie, gilt auch für den Film möglicherweise die Formel „Style over Substance“, trotzdem wurde der Miami Vice-Film immer wieder, in diversen Auflistungen, zu den besten 10 Actionfilmen der 2000er-Jahre gewählt.

Die Geschichte ist kurz erzählt und eigentlich unspektakulär: Crockett und Tubbs heften sich, nachdem sie auf Grund eines Tipps eine beträchtliche Menge Drogen beschlagnahmen und dies geschickt wie einen Raub aussehen lassen, unter ihren Decknamen „Sonny Burnett“ und „Rico Cooper“ und mit einem offiziellen Auftrag des FBIs (in dem, wie könnte es auch anders sein, wieder mal eine undichte Stelle sitzt), an die Fersen eines von Luis Tosar, in seinen wenigen Auftritten, recht unheimlich gespielten kolumbianischen Drogenbarons namens Montoya. Dessen „Mann fürs Grobe“, Yero (John Ortiz), traut jedoch den beiden neuen Geschäftspartnern seines Bosses, denen recht schnell Ladungen mit in die Vereinigten Staaten zu schmuggelnden Drogen anvertraut werden, nicht über den Weg; vor allem ist ihm die sexuelle Beziehung zwischen „Burnett“ und Isabella, die Montoya „in geschäftlichen Dingen“ berät, ein Dorn im Auge. Isabella wird im Übrigen von Chinas weiblichem Superstar schlechthin gespielt: Gong Li.

Letztendlich kulminiert am Ende alles in einer ausgedehnten Schießerei am Hafen, bei der beide Seiten die Masken fallen lassen und die von Michael Mann gewohnt großartig inszeniert ist, jedoch, wohl aus guten Gründen, nicht jene epische Breite der legendären Dauer-Schießerei aus Heat besitzt. Crockett rettet, nachdem Yero durch Tubbs zu Tode gekommen ist, Isabella, indem er die von der verblüffenden Tatsache, nämlich dass „Burnett“ in Wahrheit ein Cop ist, überraschte und wütende Frau aus der Szenerie schleust und sie durch einen Freund mit einem Boot nach Havanna bringen lässt.

Die Abschiedsszene allein ist sehenswert, denn es wird kaum etwas gesprochen, sondern die Blicke von Farrell, der am Ufer steht, und Gong Li, die sich auf dem Boot befindet, sagen in punkto „Abschied für immer“ mehr als jeder Dialog leisten könnte!

Überhaupt lebt der Film nicht von den Dialogen, sondern von der Atmosphäre, den satten Farben, den großartigen Flugaufnahmen etwa, bei denen selbst die Wolken wie Kunstwerke erscheinen, der exzellenten Musik, den Nachtaufnahmen von Miami, die der Stadt etwas Monströses und Unheimliches verleihen, was sie auch zweifellos besitzt.

„Style over Substance“ stört hier nicht im Geringsten, denn die Story ist zweitrangig und in dem Sinn auch nicht originell.

Gedreht wurde, auch außerhalb Miamis, noch dazu meist an Originalschauplätzen, wie etwa in Kolumbien etc., was dem Ganzen eine unvergleichlich realistische Note verleiht.

Eine offenkundige Reminiszenz an die Originalserie, genauer gesagt, an Staffel 1 der Serie, ist allerdings die Gefangennahme von Trudy (gespielt von Naomie Harris - mittlerweile als neue „Miss Moneypenny“ an der Seite von 007 Daniel Craig einem sehr breiten Publikum bekannt), die, auf Yeros Anweisung hin, in die brutalen Hände einer „arischen Bande“ gefallen ist, die ebenfalls zu Montoyas Netzwerk in Miami gehört. Ihre Kollegen, Crockett, Tubbs (mit dem Trudy im Film eine intime Beziehung hat), Zito (Justin Theroux), Calabrese (Elisabeth Rodriguez) und Switek (Domenick Lombardazzi) befreien sie, unter der Leitung von Lieutenant Castillo (Barry Shabatta Henley), aus ihrem Wohnwagenverlies. Wie damals in der Serie ist die gefesselte Trudy mit einer Sprengstofffalle versehen, die aber, nachdem die „Bad Guys“ fast allesamt ausgeschaltet sind, sofort entfernt werden kann. Kurz darauf wird Trudy Joplin aber doch noch schwer verletzt, nämlich durch eine zusätzliche, am Wohnwagen angebrachte Sprengfalle, die von Yero ferngezündet wird. Dramaturgisch für meinen Geschmack fast ein wenig zu viel des Guten! Aber: Sie überlebt natürlich!

Kurz und gut, es wird Zeit ein Resümee zu ziehen: Ein toller Action-Film mit großartigen Hauptdarstellern, mit viel Stil und Atmosphäre sowie realistischen Gewaltszenen, die wahrlich nichts beschönigen, speziell, was die verheerenden Auswirkungen von Schussverletzungen betrifft, die von großkalibrigen Waffen stammen.

Mein persönlicher „Magic-Moment“ des Films: Colin Farrell und Gong Li rasen mit einem Speed-Boot über ein fast unwirklich blaues Meer und unter den Klängen von Mobys „One of These Mornings“ in Richtung Havanna, einfach nur „um dort einen Drink zu nehmen“.

Dieser Film ist eben großartig und uneingeschränkt empfehlenswert!

Ach ja, noch ein kleines, pikantes, fast traurig ironisches Detail am Rande: Colin Farrell, der ja einen Detective spielt, der Drogenhändlern hinterherjagt, musste sich unmittelbar nach den Dreharbeiten zu Miami Vice selbst in eine Entzugsklinik einweisen lassen. Der Grund: Jahrelange schwere Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit!

(2016)

Sleepy Hollow (1999; Regie: Tim Burton) oder: „Köpfe werden rollen“ – Alles andere als ein kopfloses Meisterwerk…

Anmerkung: Mein Dank gehört an dieser Stelle meiner Frau Claudia, die sich intensiv mit der Handlung, der Thematik und den Motiven des Films auseinandergesetzt hat und von deren Ausarbeitungen ich hier profitiere!

Ich kann mich noch gut erinnern, als ich zum ersten Mal den Namen des Film-Regisseurs Tim Burton gehört habe. Das war 1989, ich war Hauptschüler, und die (Film-)Welt war gerade im Batman-Fieber.

Jack Nicholson, Michael Keaton und Kim Basinger waren allgegenwärtig - und der Film, der heute sogar zum „erweiterten Kreis“ meiner All-Time-Favourites zählt, war: damals eine herbe Enttäuschung für mich! Zu groß war wohl meine, durch die Dauerwerbung hervorgerufene, Erwartungshaltung, zu wenig ausgeprägt noch der Blick für die subtileren Aspekte (Nicholsons letztendlich, bei aller Nicholson-üblicher-Überzeichnung, tolle Psychopathen-Darstellung etc.) des Films.

Heute, wie gesagt, sehe ich alles anders, und, „Joker“ Heath Ledger hin oder her, Regisseur Christopher Nolan hin oder her, mit anderen Worten: The Dark Knight (2009) hin oder her, Jack Nicholson ist und bleibt mein „Lieblings-Joker“ und Tim Burtons Film aus 1989 mein „Lieblings-Batman-Film“.

Da ich 1989 im TV eine Dokumentation über die Dreharbeiten verfolgte, in der natürlich auch Tim Burton zu Wort kam, war er der dritte Regisseur, neben und nach Steven Spielberg und Alfred Hitchcock natürlich, dem ich somit ein Gesicht zuordnen konnte.

Ich muss zugeben, ich hätte damals nicht gedacht (na ja, zugegeben, ich war damals, mit 13, doch noch sehr jung für solche Gedanken :-)), dass Tim Burton eine fixe Größe in der Filmwelt bleiben würde und auch heute noch zu den großen Regisseuren und generell Filmkünstlern dieser Welt zählt!

Der Schauspieler, mit dem Burton in der Folge dann am öftesten gearbeitet hat, war aber bekanntlich nicht Jack Nicholson, sondern natürlich Johnny Depp.

7-mal gab es bisher diese außergewöhnliche Kombination zweier Ausnahme-Talente auf der Leinwand zu betrachten, wobei für die meisten dieser Filme sicherlich auch das Wort bestaunen angemessen ist (1990: Edward Scissorhands/dt.: Edward mit den Scherenhänden; 1994: Ed Wood; 1999: Sleepy Hollow; 2005: Charlie and the Chocolate Factory/dt.: Charlie und die Schokoladenfabrik; 2007: Sweeny Todd: The Demon Barber Of Fleet Street/dt.: Sweeny Todd – Der teuflische Barbier aus der Fleet Street; 2010: Alice in Wonderland/dt.: Alice im Wunderland; 2012: Dark Shadows; die Alice in Wonderland-Fortsetzung von 2016 zählt natürlich nicht, da Burton hier nicht Regie führt...).

Bevor ich aber jetzt wirklich zu der ganz hervorragenden Burton-Depp-Zusammenarbeit Sleepy Hollow aus 1999 komme, einem Film, der sich auch kommerziell, also auch an den Kinokassen, so richtig rentiert hat (vor allem Tim Burton hatte ja nach dem Flop Mars Attacks im Jahre 1997 - im Übrigen ein Flop, der ihn seinerzeit angeblich in wirklich schwerere Depressionen gestürzt hat - wieder einen Hit bitter nötig! Burtons sozusagen absichtliche „Schwarz/Weiß-Art-House-Entgleisung“ Ed Wood hingegen, in der Depp, wie weiter oben schon erwähnt, ebenfalls die Hauptrolle spielte, hatte ihm Hollywood nach dem Blockbuster Batman Returns aus 1992 ja noch irgendwie vergeben), noch ein paar Worte zu meinem Verhältnis zu dem Schauspieler Johnny Depp, der, laut Wikipedia, seit 2008 zu den „bestbezahltesten Charakterdarstellern Hollywoods“ zählt.

Heute, wo ich so etwas wie ein deklarierter Fan von dem mittlerweile auch schon fast 53-jährigen Johnny Depp bin und eine ganze IKEA-Kiste voller DVD-Ausgaben seiner Filme besitze, kommt es mir ein wenig seltsam vor, dass ich mich sooo(!) lange nicht so richtig für ihn begeistern habe können.

Irgendwie konnte ich mich wohl mit seinem über ein Jahrzehnt anhaltenden Ausnahmestatus in Hollywood, als eine Art Zwitterwesen, angesiedelt zwischen Hollywood- und irgendwie auch Art-House-Film-Star, nicht so richtig anfreunden.

Sicherlich, ich kannte What`s Eating Gilbert Grape (1993; Gilbert Grape - Irgendwo in Iowa; Regie: Lasse Hallström), Emir Kusturicas exzellentes Arizona Dream (1993), Tim Burtons wirklich berührendes Schwarzweiß-Bio-Pic Ed Wood sowie Don Juan DeMarco (mit Marlon Brando!!!; 1994; Regie: Jeremy Leven), Jim Jarmuschs phänomenales Dead Man (1995) und vielleicht noch den möglicherweise damals überbewerteten Mafia-Film Donnie Brasco (mit Al Pacino!!; 1997; Regie: Mike Newell), aber so richtig wollte, wie man so schön sagt, der Funke nicht überspringen...

Erst ein paar Jahre nach seinem Megaerfolg als mittlerweile ikonischer „Captain Jack Sparrow“ in Pirates of the Carribean: The Curse of the Black Pearl (2003; Fluch der Karibik; Regie: Gore Verbinski) habe ich mich wieder für ihn zu interessieren begonnen und bin schließlich, letztendlich auch durch das schräg geniale Sleepy Hollow, zu einem Fan geworden.

Ein Fan bin ich aber mittlerweile nicht nur vom guten „Johnny“ :-), sondern auch ein Fan des Films Sleepy Hollow im Allgemeinen!

Warum Fan des Films?

Nun, schätzt man beim ersten Ansehen noch den reinen Unterhaltungswert, die mitreißende (Horror-)Geschichte und die ausgefeilte Künstlichkeit der Bilder (Anm.: Diese Bilder wurden sogar künstlich nachgebleicht, um den von Tim Burton gewünschten Effekt, die von ihm gewünschte Atmosphäre, zu erzielen!), so merkt man, desto analytischer man sich mit dem Film auseinandersetzt (ich weiß, „analytisch“ klingt ein bisschen nach unlustiger „akademischer Schwerarbeit“ :-), ist aber de facto hier ebenfalls ein reines Vergnügen), dass er auf vielerlei Arten lesbar ist und so einige, teilweise wirklich erstaunliche, Zusatzebenen zu bieten hat.

Letztendlich ist Sleepy Hollow, Regisseur Tim Burton und Drehbuchautor Andrew Kevin Walker (1995: Seven/dt.: Sieben; 1999: 8mm - Eight Millimeter/dt.: 8MM - Acht Millimeter) sei Dank, ein Film über die Angst, über Ängste und über Angstverarbeitung und Angstbewältigung.

Es ist die, glücklicherweise sehr weit über Washington Irvings literarische Vorlage („The Legend of Sleepy Hollow“) hinausgehende, Geschichte eines Mannes, Constable Ichabod Crane (Johnny Depp), der sich sowohl den im Städtchen „Sleepy Hollow“ gerade kursierenden Ängsten als auch seinen eigenen Ängsten und Traumata stellen muss, dabei immer wieder auch an seine Grenzen gerät (in Ohnmacht fällt etc.), letztendlich aber von Anfang an als Einziger gewillt ist richtig hinzuschauen und somit auch den „ganzen Spuk“ beendet.

Zunächst aber zur spektakulären Machart des Films und zur Filmsprache.

Die Bewegung der Romantik, genauer: der schwarzen Romantik (mit ihrer Rückbesinnung auf das Mittelalter und die „Gothic“), hat hier zweifellos Pate gestanden!

Überreale Bilder und die vorherrschende düstere Farbgebung mit viel Grau sowie Blau zeugen davon. Auch die Natur scheint belebt, vor allem die zahlreichen Bäume.

Die Gotik ist ja heute noch, wie ohnehin die meisten wissen werden, eine gar nicht so unbeliebte Bewegung in der Mode und im Life-Style-Bereich.

Was die Musik betrifft, so stellt diese eine teilweise schon fast klassische Untermalung der Horror-Handlung dar, die eben rund um das hässliche, gotische, graue Dorf „Sleepy Hollow“ passiert, und erzeugt dementsprechend auch eine unheimliche, bedrohliche Atmosphäre.

Ichabod Crane, der Ermittler, ist ein sehr schrulliger Typ (Johnny Depp, der in dem Film wirklich toll, wenn nicht sogar, man muss es auch als Mann leider zugeben, schön aussieht, kann hier wirklich immer wieder seinem komischen Talent freien Lauf lassen!), aber andererseits auch ein Verfechter moderner, beinahe schon forensischer und korrekter Ermittlungsmethoden (auch die zahlreichen wissenschaftlichen Instrumente, die er mit sich herumträgt, die modernere Ermittlungsmethoden garantieren sollen, geben bei der Bevölkerung meist nur Anlass zum Staunen und zu Gelächter)!

Da er in New York des Jahres 1799 mit seiner Sherlock Holmes-artigen Vorgehensweise, auch bei seinen Vorgesetzten, aber alles andere als gut ankommt, wird er strafversetzt.

Seine Reise in das besagte Dorf, auch hier machen Musik und Landschaft einen bedrohlichen Eindruck, wirkt wie eine Reise in den Horror, in eine Geisterwelt, in der er sich bewähren wird müssen!

Wie das gerade auch in kleinen Städtchen oder in Dörfern oft der Fall ist, gibt es dort einflussreiche Familien. Im Falle von „Sleepy Hollow“ sind das die Van Garretts und die Van Tessels.

In Baltus Van Tessels Haus etwa herrscht zweifellos eine Atmosphäre der Angst. Am Ende wird man auch wissen warum. Crane allerdings findet sofort zu Van Tessels hübscher Tochter Katrina (Christina Ricci) einen Draht und freundet sich mit ihr an.

Bald erfährt Crane auch die morbide Legende, die kursiert: Ein Hessischer Söldner (gespielt von Christopher Walken!) mit einem eindrucksvollen Ross, der extrem grausam war und alle Gegner köpfte, wurde eines Tages dann selbst mit seinem eigenen Schwert enthauptet. Wobei er der Enthauptung womöglich entkommen hätte können, wenn er damals nicht zwei kleinen Mädchen im winterlichen Wald begegnet wäre, von denen ihn eines, anscheinend selbst böse und ohne Angst, sofort an seine Verfolger verraten hat.

Die „Saat des Bösen“ treibt aber wieder, ausgehend von einem verfluchten Ort, einem, wie sich bald herausstellt, monströsen Baum, ihr Unwesen; der kopflose Reiter scheint tatsächlich auferstanden und auf einem Rachefeldzug!

Die Bibel, Aberglaube und Geister stehen in dem Film Cranes neuartigen Methoden gegenüber, wenngleich der Großteil der Protagonisten im Reiter ganz simpel den Teufel, also das personifizierte Böse, sieht und in der Konfrontation mit ihm ganz einfach eine Fortführung des alten Kampfes des Menschen gegen das Böse (Teufel gegen Kirche/Glaube gegen Teufel). Durch ein paar Zuflüsterer entdeckt Crane auch in der Folge Hinweise auf ein Geheimnis und eine Verschwörung, an der mehrere wichtige Dorfbewohner beteiligt sind.

Aber ich möchte mich an dieser Stelle und in diesem Artikel nicht unbedingt der „Kriminalgeschichte“, verkürzt gesagt geht es nämlich um Rache und um eine Erbschaftsangelegenheit, und den ganzen damit verbundenen Zusammenhängen widmen (nur so viel: niemand, der in irgendwelche Machenschaften involviert ist, Schuld auf sich geladen hat, kommt am Ende davon!), sondern eher gewissen mir interessant erscheinenden Motiven, Symbolen und, nennen wir es mal etwas hochtrabend einfach so, psychologischen Deutungsmöglichkeiten.

Was für die Motivation und für das Verständnis der Johnny Depp-Rolle Ichabod Crane zentral ist, sind dessen Träume von seiner Mutter, einem „Naturwesen“ mit, so deuten es die Rückblenden/Kindheitserinnerungen/Träume zumindest an, übersinnlichen Fähigkeiten.

Crane kämpft ja als Erwachsener gegen das Übersinnliche an, versucht sich davon stets zu befreien und ist immer auf der Suche nach den plausiblen Erklärungen.

Ein grausiges Kindheitstrauma, das im Zusammenhang mit seinen Eltern steht und das er versucht zu überwinden, verfolgt ihn jedoch konsequent: In der Erinnerung hat nämlich der Vater, laut Cranes Aussage im Film ohnehin „ein Tyrann unter der Maske der Bigotterie“, anscheinend seine Mutter getötet! Noch dazu in einer Eisernen Jungfrau!

Cranes Wundmale auf seinen Händen, die er sich als Kind durch ein paar unachtsame Griffe in der Folterkammer, in der seine Mutter starb, zugezogen hat, sind eine Art Mahnung und eine Erinnerung an dieses Drama um seine ermordete Mutter.

Ein Symbol, unter vielen, aber aus meiner Sicht ein absolut zentrales, ist das Drehspiel für Kinder, das Crane offenbar immer bei sich trägt und das er einmal Katrina zeigt.

Auf diesem sind ein Vogel und ein Käfig abgebildet, und zwar auf zwei verschiedenen Seiten. Crane hat dieses Drehspiel seinerzeit von seiner Mutter erhalten, und wenn man beginnt das Spielzeug hin und her zu drehen, sodass die Bilder sich gleichsam verbinden, dann entsteht die optische Täuschung, dass der Vogel plötzlich im Käfig gefangen ist.

Übertragen auf das Hauptthema der Angst heißt das, ohne -so denke ich jedenfalls- hier gleich in abenteuerliche Interpretationen abzugleiten, Folgendes: Wenn man, im Zustand der ANGST, nicht in der Lage ist genau hinzuschauen, dann entsteht eine EINBILDUNG, die fälschlicherweise für die Wahrheit gehalten wird!

Für eine psychologische Deutung des filmischen Geschehens könnte man festhalten: Die Geister sind die eigenen Ängste!!!

Ichabod Crane stellt sich ihnen mit Verstand und neuen Forschungsmethoden, wird aber immer wieder selbst von der Angst überwältigt, gibt aber, und das ist das Entscheidende, nicht auf!

Denn: Alle in dem Dorf „Sleepy Hollow“ lassen sich täuschen - und verlieren, aus Angst, auch symbolisch den Kopf!

Sie sehen den kopflosen Reiter, ja, aber im Hintergrund des Bösen steht ein Mensch, der, dank Angst und Aberglaube, eben nicht gesehen wird!

Der kopflose Reiter ist ein Motiv, dem Washington Irving, wie der Originaltitel seines Werkes auch andeutet („The Legend of Sleepy Hollow“), den Status einer Legende beimisst.

Der Reiter wird als Figur der dunklen Seite gezeigt, ist aber gleichzeitig auch ein psychologisches, ein psychisches Phänomen. Er symbolisiert die dunkle Seite der Seele, die dunklen Seelenzustände des Menschen, den düsteren Drang unserer Spezies. Er ist demnach die Verbildlichung der dunklen Seite des Menschen!

Im Film will sich der Reiter nur das zurückholen, was ihm genommen wurde. Er will das, was ihm fehlt: sein Kopf!

Das Gleiche gilt auch für die wahre Mörderin (hinter allem steckt nämlich in Wirklichkeit eine Frau, Lady Van Tessel - Katrina Van Tessels Stiefmutter, ebenfalls großartig gespielt von Miranda Richardson). Sie und ihre Familienmitglieder wurden einst um ein Erbe betrogen und sie sinnt nach Rache, denn auch sie, die förmlich zur Köpfe abschlagenden Massenmörderin wird, kann nur Ruhe finden, wenn sozusagen alle Teile wieder zusammenkommen.

Im Laufe des Films muss dann auch ihr Ehemann und Katrinas Vater, Baltus Van Tessel, dran glauben.

Da die Rache aber nicht auf einem normalen Weg gelebt werden kann, holt der legendäre Reiter, gleichsam stellvertretend, also nur zurück, was ihm fehlt und der Frau fehlt, bei der es sich im Übrigen um das bösartige kleine Mädchen aus dem Wald handelt, das ihn seinerzeit verraten hat, jetzt aber im Besitz seines Kopfes ist und somit, symbolisch, die Macht über ihn hat.

Zum Thema Angst und somit auch wieder zu Johnny Depps Constable Ichabod Crane: Wie ich schon erwähnt oder angedeutet habe, kann die Angst nur überwunden werden, wenn die dunklen Seiten angeschaut werden!

Als genau dieses Anschauen/Nicht-Wegschauen geschieht, nämlich durch Crane, durch Katrina und einen dritten Waisen (einem Jungen, der von Beginn an nicht von Cranes Seite weicht und dessen Vater Diener war und leider auch Zeuge einer folgenschweren Testamentsunterzeichnung, die ihm „den Kopf gekostet hat“), kann sich, am Ende, auch das Böse auflösen und wird in der Folge erlöst!

Überhaupt gehören die Waisen in Tim Burtons Meisterwerk sozusagen zu der Gruppe der, wenn man es so ausdrücken will, „guten Menschen“.

Sie haben, allesamt auf tragisch-radikale Art, geliebte Menschen verloren und mussten deren Tod sogar direkt mit ansehen.

Auch Ichabod Cranes jugendliche Begleiter stellen sich, ähnlich wie der Constable selbst eben, mutig dem Bösen sowie ihren Ängsten und ihren frisch erlittenen Traumata. Letztere sind natürlich bedingt durch den plötzlichen Verlust ihrer Eltern, die ihnen anscheinend von dem „Hessen“, also von dem monströsen Reiter, auf die gewohnte Art brutal genommen wurden.

Typisch für die Kunstrichtung der Romantik, von deren Einflüssen der Film ja förmlich durchdrungen ist, ist das Merkmal, dass die reale Welt und die Phantasiewelt ineinander übergehen; beide Seiten, Realität und Phantasie, oder, wie die Vertreter der Romantik es manchmal ausgedrückt haben, die „Tag- und Nachtseite“, stehen gleichberechtigt nebeneinander.

Christina Ricci, die Katrina spielt, hat durchaus auch einen Hang zur „Zauberwelt“ und zur „Hexerei“. Die Tatsachen, dass sie ein Pentagramm unter Cranes Bett malt und ihm ein Buch mit Zaubersprüchen schenkt, schüren natürlich zunächst sein Misstrauen. Doch sowohl das Pentagramm als auch die Zaubersprüche erweisen sich als Dinge, mit denen Katrina nur versucht den Constable zu schützen.

Das Buch, das er in einer Jackentasche in der Nähe des Herzens trägt, rettet ihm gegen Ende dann sogar tatsächlich das Leben, allerdings auf sehr „weltliche“ Art und Weise, denn es hält eine Pistolenkugel auf!

Eine weitere, wenn auch äußerst „schräge“, Verbündete findet Crane in einer Hexe, die ihm den Weg weist, und zwar zum Baum des Todes, der nicht nur vollgestopft mit abgeschlagenen Köpfen ist, sondern aus dem auch Blut fließt. Dieser Baum scheint eine Art Pforte zwischen zwei Welten zu sein und er scheint auch den kopflosen Reiter zu beherbergen, der stets von dieser Stelle aus beginnt sein Unwesen zu treiben.

Es stellt sich im Laufe des Films heraus, dass diese Hexe die Schwester von Katrinas Stiefmutter ist und in einer kurzen Rückblende wird gezeigt, dass die besagte Stiefmutter inzwischen auch ihre Schwester getötet, sprich geköpft, hat.

Dass diese Frau von Natur aus böse ist, zeigt ja ohnehin schon die Kindheitsszene, in der sie den „Hessen“ verrät. Auch das ist ein weiterer intelligenter Aspekt des Burton-Films: Das Böse braucht nicht immer eine Motivation oder eine „Vorgeschichte“, sondern ist manchmal auch einfach von Natur aus in einer Person angelegt!

Das zweite kleine Mädchen im Wald ist natürlich jene Hexe, die Johnny Depp später den zentralen Hinweis bezüglich des Baumes gibt.

Zum Finale: Der kopflose Reiter, der seinen gestohlenen Kopf zurückwill, bekommt diesen von Johnny Depp, dem es gelingt ihn Miranda Richardson zu entreißen, zurück. Die Störung seiner Totenruhe ist damit beendet und Christopher Walken verschwindet mit Richardson, der er, in einer wirklich denkwürdigen Szene, noch einen „blutigen Kuss“ auf die Lippen verpasst, und samt seinem imposanten Ross im Baum.

Am Ende bleiben aber sozusagen auch die drei Waisenkinder zusammen, denn Crane, der letztendlich auch für ein bald beginnendes neues Zeitalter steht, für eine neue aufgeklärte Zeit, die den Aberglauben verdrängen oder zumindest zurückdrängen wird