Finanzmärkte - Herbert Sperber - E-Book

Finanzmärkte E-Book

Herbert Sperber

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Beschreibung

Die Ereignisse der letzten Jahre haben uns eindrucksvoll vor Augen geführt, welche bedeutende Rolle die Finanzmärkte spielen: für die Weltwirtschaft, für einzelne Länder, letztlich für jeden Menschen. - Aber was versteht man eigentlich unter den Finanzmärkten? Und was geschieht auf ihnen? - Wie bilden sich Zinsen und Kurse? - Wer sind die Finanzmarktakteure und was machen sie? - Was passiert an der Börse? Warum gibt es sie überhaupt? - Wie hängen die Finanzmärkte weltweit zusammen und wie funktioniert die internationale Währungspolitik? - Wie kann man sich vor finanziellen Risiken schützen?Anhand vieler Beispiele erklärt der Autor die Vorgänge auf den Finanzmärkten, beleuchtet die Zusammenhänge und macht so das komplexe Thema verständlich. Die 2. Auflage wurde um aktuelle Entwicklungen auf den Märkten für Finanzierungen und Geldanlagen erweitert. Neue Themen u.a.: Crowdfunding, Contracts for Difference, Digitale Vermögenswerte, Fintechs.

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[VII]Inhaltsverzeichnis

Hinweis zum UrheberrechtImpressumVorwort zur zweiten Auflage1 Bedeutung der Finanzmärkte1.1 Kapitalvermittlung1.2 Gesamtwirtschaftliche Finanzierungsgleichung1.3 Weitere Funktionen1.4 Größe der FinanzmärkteKontrollfragen Kapitel 12 Einteilung der Finanzmärkte2.1 Kassamärkte2.2 Internationale Finanzmärkte2.3 TerminmärkteKontrollfragen Kapitel 23 Preise auf den Finanzmärkten3.1 Primär- und Sekundärmarkt3.2 Zinsen und Anleihekurse3.3 Zinsprognose3.4 Zinsstruktur3.5 Kassa- und Terminzinsen3.6 Aktienkursprognose3.7 Efficient Market Theory3.8 Behavioral Finance3.9 Wechselkurse3.10 Kassa- und Terminkurse3.11 Wechselkursbildung3.12 Wechselkursprognose3.13 Spekulative KapitalbewegungenKontrollfragen Kapitel 34 Instrumente auf den Finanzmärkten4.1 Geldmarktpapiere4.2 Anleihen4.3 Aktien4.4 Mischformen4.5 Anteile an Investmentfonds4.6 Strukturierte Produkte4.7 Kreditderivate4.8 Zertifikate4.9 Digitale VermögenswerteKontrollfragen Kapitel 45 Derivative Finanzinstrumente5.1 Einsatzmöglichkeiten5.2 Futures5.3 Optionen und Optionsscheine5.4 SwapsKontrollfragen Kapitel 56 Akteure auf den Finanzmärkten6.1 Zentralbanken6.2 Geschäftsbanken6.3 Fintechs6.4 Institutionelle Investoren6.5 Kapitalanlage- bzw. Investmentgesellschaften6.6 Hedge-Fonds6.7 Private Equity-Fonds6.8 Venture Capital-Fonds6.9 Family Offices6.11 CrowdfundingKontrollfragen Kapitel 67 Börse und Wertpapierhandel7.1 Finanzbörsen7.2 Börsensegmente7.3 Transparenzstandards7.4 Außerbörslicher Handel7.5 Präsenz- und Computerhandel7.6 Börsenzyklus7.7 Aktiencrash7.8 Kursmanipulation7.9 Börsennutzen7.10 Wertpapierhandel7.11 Kursermittlung7.12 BörsenindizesKontrollfragen Kapitel 78 Verflechtung der Finanzmärkte8.1 Internationaler Kapitalverkehr8.2 Vorteile offener Finanzmärkte8.3 Globale Finanzkrisen8.4 Gefahren offener Finanzmärkte8.5 Ansteckungseffekte8.6 Realwirtschaftliche GefahrenKontrollfragen Kapitel 89 Devisenmarkt und Währungspolitik9.1 Devisen9.2 Devisenentstehung9.4 Kassa- und Terminmarkt9.5 Devisenhandelsteilnehmer9.6 Devisenhandelsgeschäfte9.7 Kursstellung9.8 Devisenarbitrage und -spekulation9.9 Internationales Währungssystem9.10 Flexible Wechselkurse9.11 Feste Wechselkurse9.12 Spekulative Attacken9.13 WährungsunionKontrollfragen Kapitel 910 Risikoabsicherung auf Finanzmärkten10.1 Zinsänderungsrisiken10.2 Zinsswaps10.3 Forward Rate Agreements10.4 Zinsfutures10.5 Euro-Bund-Future10.6 Forwards10.7 Zinsoptionen und -optionsscheine10.8 Caps, Floors, Collars und Korridore10.9 Wechselkursänderungsrisiken10.10 Absicherungsinstrumente10.11 Devisenkassageschäfte10.12 Devisentermingeschäfte10.13 Devisenfutures10.14 Devisenoptionen10.15 WährungsswapsKontrollfragen Kapitel 10Antworten zu den KontrollfragenLiteraturStichwortverzeichnis
[1]

Hinweis zum Urheberrecht

Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft - Steuern - Recht GmbH

[IV]Autor:

Prof. Dr. Herbert Sperber lehrt Finanzmanagement, Volkswirtschaft und Bankwirtschaft an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen.

Dozenten finden pdf-Daten der Abbildungen und Aufgaben mit Musterlösungen zu diesem Lehrbuch unter: www.sp-dozenten.de/

(Registrierung erforderlich)

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Print:

ISBN 978-3-7910-4519-1

Bestell-Nr. 20856-0002

ePub:

ISBN 978-3-7910-4854-3

Bestell-Nr. 20856-0100

ePDF:

ISBN 978-3-7910-4520-7

Bestell-Nr. 20556-0151

Herbert Sperber

Finanzmärkte

2. Auflage, Februar 2020

© 2020 Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft · Steuern · Recht GmbH

www.schaeffer-poeschel.de

[email protected]

Bildnachweis (Cover): © Peshkova, shutterstock

Produktmanagement: Alexander Kühn

Lektorat: Adelheid Fleischer

Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.

Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar.

Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Schäffer-Poeschel Verlag Stuttgart

Ein Unternehmen der Haufe Group

[V]Vorwort zur zweiten Auflage

Die seit einigen Jahren beobachtbaren Finanz-, Staatsschulden- und Bankenkrisen haben uns eindrucksvoll vor Augen geführt, welch bedeutende Rolle die so genannten Finanzmärkte spielen: Für die Weltwirtschaft, für einzelne Länder, ja letztlich für jeden Menschen. Aber was versteht man eigentlich unter den »Finanzmärkten«? Und was geschieht auf ihnen? In der Zeitschrift »Spiegel« wurden die Finanzmärkte einmal als »merkwürdig gesichtsloses Wesen« bezeichnet, »dem die Politik nur noch hinterherhechelt«. Der frühere Bundespräsident Horst Köhler, ehedem Chef des Internationalen Währungsfonds, verwendete im Zusammenhang mit den Finanzmärkten verschiedentlich den Begriff »Monster«.

Das vorliegende Buch möchte die Vorgänge auf den Finanzmärkten transparent machen und dem Phänomen Finanzmärkte ein Gesicht geben. Zu diesem Zweck widmet es sich den grundlegenden Fragen des globalen Finanzwesens:

Welche Funktionen haben die Finanzmärkte?Wie kann man die Finanzmärkte beschreiben?Wie bilden sich Finanzmarktpreise, also Zinsen und Kurse?Wie funktioniert die Geldpolitik?Welche Instrumente gibt es auf den Finanzmärkten? Was sind »Derivate«?Wer sind die Finanzmarktakteure, und was machen sie?Was passiert an der Börse? Warum gibt es sie überhaupt?Wie hängen die Finanzmärkte weltweit zusammen?Was geschieht auf dem Devisenmarkt?Wie funktioniert die internationale Währungspolitik?Wie kann man sich vor finanziellen Risiken schützen?

Die Ausführungen sollen die Leserinnen und Leser in die Lage versetzen, das Geschehen in der Welt der Finanzen und des Geldes zu begreifen. Mit diesem Ziel besteht das didaktische Konzept des Buches darin, dass ich versuche, die Zusammenhänge möglichst einfach und anhand von Beispielen zu erklären. Entsprechend sind für das Verständnis der Darstellung keine speziellen fachlichen Vorkenntnisse erforderlich. Erwartet wird lediglich die Bereitschaft, stellenweise etwas konzentrierter mitzudenken.

In der Neuauflage habe ich Korrekturen, Ergänzungen und Aktualisierungen vorgenommen. Des Weiteren habe ich noch einige Entwicklungen aufgegriffen, die teilweise erst in jüngerer Zeit verstärkt diskutiert werden. Dazu gehören unter anderem digitale Vermögenswerte und Fintechs, aber etwa auch Staatsfonds, Crowdfunding, Niedrigzinsen oder Aktiencrashs.

Nürtingen, im Dezember 2019Herbert Sperber

[9]2Einteilung der Finanzmärkte

Lerninhalte
Kassa- und TerminmärkteGeld-, Kredit- und Kapitalmärkte, GeldpolitikNationale und internationale FinanzmärkteGrundgedanke von Finanztermingeschäften

In ihrer Gesamtheit gleichen die Finanzmärkte einem Mosaik. Aus welchen Teilen setzt es sich zusammen, und wie greifen diese Teile ineinander?

2.1Kassamärkte

Als Erstes muss man zwischen Kassamärkten und Terminmärkten unterscheiden. Betrachten wir zunächst die Kassamärkte, an denen der vereinbarte Finanzmitteltransport sofort bzw. innerhalb weniger Tage ausgeführt wird. Üblich ist hier eine Differenzierung nach den Marktteilnehmern und der Fristigkeit der Finanzmittel (siehe Abb. 2-1).

Geldmarkt im engeren Sinne

Auf dem Geldmarkt im engeren Sinne finden Geldgeschäfte zwischen der Europäischen Zentralbank (EZB) und den Geschäftsbanken statt. Es handelt sich hier sozusagen um das »Operationsfeld« der Geldpolitik. Im Rahmen ihrer Tätigkeit nehmen Geschäftsbanken Kredite bei der EZB auf. Seltener legen Geschäftsbanken überschüssiges Geld bei der EZB an. (In Krisenzeiten allerdings parken die Kreditinstitute teilweise große Beträge auf ihren Zentralbankkonten, in der Europäischen Währungsunion waren das auf dem Höhepunkt der Staatsschuldenkrise Ende 2011 über 400 Milliarden Euro.) Die aufgenommenen EZB-Kredite müssen von den Geschäftsbanken verzinst werden und sind überwiegend mit Wertpapieren abgesichert. Man spricht dann von »Wertpapierpensionsgeschäften«. Die bekanntesten und regelmäßig getätigten Wertpapierpensionsgeschäfte sind die so genannten »Hauptrefinanzierungsgeschäfte«. Deren Zinssatz, der »Hauptrefinanzierungssatz« (kurz: Refi-Satz) ist der maßgebliche Leitzins im Eurosystem. Er gilt als Indikator für den monetären Kurs der EZB. Bei Wertpapierpensionsgeschäften hinterlegen Geschäftsbanken beispielsweise Staatsanleihen oder Industrieobligationen, die sie im Zuge früherer Kreditgewährungen an Staaten oder Unternehmen [10]erworben haben, als Pfand bei der EZB. Dafür erhalten sie von dieser für eine bestimmte Zeitspanne Geld – so genanntes »Zentralbankgeld« – geliehen. Das heißt, die EZB schreibt der betreffenden Geschäftsbank den Gegenwert auf deren Konto bei der EZB gut und erhöht damit die Bankenliquidität (expansives Wertpapierpensionsgeschäft). Neben der Kreditgewährung über Wertpapierpensionsgeschäfte tätigt die EZB auch definitive Käufe von Wertpapieren. Mit diesen Maßnahmen steuert sie die Liquidität der Geschäftsbanken, das heißt deren Bestand an Zentralbankgeld. Will die Zentralbank die Bankenliquidität verengen, so geschieht das über kontraktive Wertpapierpensionsgeschäfte oder definitive Verkäufe von Wertpapieren. Auf diese Weise kann die EZB die Fähigkeit der Geschäftsbanken zur Kreditvergabe und damit das Wachstum der Geldmenge beeinflussen.

Abb. 2-1 Einteilung der Finanzmärkte (Kassamärkte)

Interbankenhandel

Emission von Geldmarktpapieren

Das zweite Segment des Geldmarkts bildet der Interbankenhandel. Hier leihen sich die Geschäftsbanken gegenseitig Zentralbankgeld für Zeiträume von einem Tag bis zu einem Jahr. Die Zinsen, die sich dafür – und auch für Geldmarktpapiere (siehe unten) – bilden, heißen »Geldmarktzinsen«. Schließlich findet auf dem Geldmarkt die Emission, also die erstmalige Ausgabe, neuer sowie der Handel mit den schon umlaufenden Geldmarktpapieren statt; Teilnehmer sind außer den Banken einige große Unternehmen aus Industrie, Handel und Versicherungswirtschaft sowie die öffentliche Hand (siehe Kapitel 4.1).

Bankkredite und -einlagen

Die Märkte für Bankkredite und -einlagen umfassen die normalen Kreditbeziehungen zwischen Geschäftsbanken und ihren Kunden. Banken nehmen von ihren Kunden Giro-, Spar- und Termineinlagen entgegen und reichen an ihre Kunden Kredite für Finanzierungszwecke aus.

[11]Kapitalmärkte

Hypothekendarlehen

Zum Markt für langfristige Finanzierungen (Laufzeit von mehr als 4 Jahren) gehören zum Einen die Kapitalmärkte. An ihnen werden überwiegend börsenfähige Wertpapiere (so genannte »Effekten«) emittiert und gehandelt, also Aktien und Industrie-, Bank- und Staatsobligationen (Anleihen) sowie Anteile an Investmentfonds (siehe Kapitel 4). Hinzu kommen die Märkte für Hypothekendarlehen.

2.2Internationale Finanzmärkte

Nationale Finanzmärkte

Parallel zu der oben beschriebenen Systematik lassen sich die Finanzmärkte (Kassa- wie Terminmärkte) in nationale und internationale Märkte einteilen. An nationalen Finanzmärkten agieren ausschließlich Inländer allein in der Währung ihres Landes. Es ist diesbezüglich sinnvoll, die Teilnehmerstaaten der Europäischen Währungsunion zu einem Land (»Euroland«) zusammenzufassen. Ein Beispiel für ein Geschäft an diesem nationalen Finanzmarkt wäre dann etwa, dass eine deutsche Bank einen Kredit in Euro an ein französisches Unternehmen vergibt (Kreditmarktgeschäft). Ein entsprechendes Kapitalmarktgeschäft könnte darin bestehen, dass eine deutsche Bank eine auf Euro lautende Anleihe eines französischen Unternehmens an Geldanleger in Deutschland (oder in Frankreich oder in einem anderen EWU-Land) verkauft.

Internationale Finanzmärkte

Typisch für internationale Finanzmärkte ist, dass die Geschäftspartner aus unterschiedlichen Ländern stammen oder dass eine Fremdwährung beteiligt ist. Abbildung 2-2 zeigt die entsprechenden Teilmärkte.

Abb. 2-2 Einteilung der internationalen Finanzmärkte (Kassamärkte)

Außenmärkte

Zu den internationalen Finanzmärkten zählen die traditionellen Außenmärkte, an denen beispielsweise eine deutsche Bank einer koreanischen Bank (Geldmarktgeschäft) oder einem koreanischen Unternehmen (Kreditmarktgeschäft) einen bestimmten Geldbetrag in Euro (also in aus Gläubigersicht heimischer Währung) [12]leiht. Solche Auslandskredite gibt es schon sehr lange, ebenso wie die klassischen Auslandsanleihen, also etwa in Deutschland platzierte, auf Euro lautende Anleihen einer koreanischen Firma (Kapitalmarktgeschäft).

Euromärkte

Geradezu explosionsartig haben sich daneben die Euromärkte entwickelt. Um Missverständnissen vorzubeugen: Es handelt sich hierbei nicht um die Märkte für auf die europäische Währung »Euro« lautende Kreditbeziehungen. Auf dem Euromarkt werden generell Währungen außerhalb ihres Ursprungslandes gehandelt. Ein Beispiel wäre ein auf japanische Yen lautender Kredit einer deutschen Bank an einen Kreditnehmer aus Brasilien oder sonst wo (Kreditmarktgeschäft). Die Nationalität des Kreditnehmers ist unerheblich. Entscheidend ist, dass die benutzte Währung aus Sicht des Gläubigers (der Bank) eine Fremdwährung ist. Solche Geschäfte werden in allen frei konvertierbaren (umtauschbaren) Währungen durchgeführt. Man nennt sie Eurowährungen – also Euro-Yen, Euro-Dollar etc. Kurioserweise gibt es folglich auch »Euro-Euro«.

Der Eurokapitalmarkt schließlich ist der Markt für Anleihen und Aktien, die von großen Banken oder internationalen Bankenkonsortien meist gleichzeitig in mehreren Ländern platziert werden. Beispiel:

Eine Luxemburger Bank platziert (auf eigene oder fremde Rechnung) eine in englischen Pfund denominierte Anleihe unter anderem in Deutschland. Ein weiteres Beispiel ist eine in der europäischen Gemeinschaftswährung »Euro« denominierte Anleihe, die von einer (oder unter Führung einer) Tokyoter Bank weltweit platziert wird. Es handelt sich in diesem Fall um eine »Euro-Euro«-Anleihe.

Wichtig zu erwähnen ist noch, dass sich der Zins von Eurokrediten bzw. -anleihen immer nach dem Zinssatz richtet, der in dem Land mit der betreffenden Währung gilt. Ein etwa auf Yen lautender Kredit einer deutschen Bank oder eine in Deutschland platzierte Yen-Anleihe »trägt« also den in Japan für ähnliche Laufzeiten geltenden Zinssatz.

Der betriebswirtschaftliche Vorteil des Euromarktes besteht darin, dass er nicht von einer Währungsbehörde reglementiert wird. Die Euromarkt-Transaktionen selbst unterliegen keiner unmittelbaren geldpolitischen Steuerung oder bankaufsichtsrechtlichen Kontrolle. Euroeinlagen – also etwa in Euro geführte Konten deutscher Staatsbürger auf den Cayman Islands – sind typischerweise von Mindestreserveverpflichtungen, ebenso wie von Quellenbesteuerung, befreit. Deshalb und aufgrund der hohen Volumina sind die Zinssätze an den Euromärkten im Allgemeinen sowohl für Anleger als auch für Kreditnehmer günstiger als auf nationalen Märkten. Andererseits erhalten Unternehmen und Staaten Zugang zu Eurokrediten nur, wenn sie über eine bestimmte, hohe Bonität verfügen (siehe Kapitel 3.2).

Offshore-Märkte

Der oben definierte Euromarkt umfasst seinerseits mehrere Teilmärkte. Hierzu zählen neben dem geografisch auf europäische Finanzplätze wie London, Luxemburg, Paris, Frankfurt, Amsterdam oder Brüssel konzentrierten Euromarkt im engeren Sinne der Asien-Dollar-Markt sowie die amerikanischen Offshore-Märkte. Offshore-Märkte sind dadurch gekennzeichnet, dass sowohl Kapitalgeber als auch [13]Kapitalnehmer nicht gebietsansässig sind, dass die abgeschlossenen Geschäfte von denen der Gebietsansässigen getrennt sind (so dass die inländische Geldversorgung davon unberührt bleibt) und dass solche Geschäfte von staatlichen Kontrollen weitgehend befreit sind. Zentren des Asien-Dollar-Marktes sind der Japan Offshore Market (JOM) in Tokio, daneben die Offshore-Plätze Hongkong und Singapur, wobei Tokio insgesamt einer der führenden internationalen Finanzmärkte ist. Amerikanische Offshore-Plätze sind zum Einen die International Banking Facilities (IBFs) in New York, weiterhin die Bahamas (allen voran die Hauptstadt Nassau), die Cayman Islands und Panama. Letztere werden oft auch als Karibik-Dollar-Markt bezeichnet. An diesen Offshore-Plätzen sind ungefähr 600 ausländische Banken registriert. Außerdem betreiben zahlreiche Banken in Kanada und an anderen Orten der Welt Fremdwährungsgeschäfte, primär in US-Dollar, die ebenfalls zu den Eurogeschäften gerechnet werden können. In Frankfurt am Main existiert seit 2014 ein Offshore-Zentrum für den Handel mit der chinesischen Währung Renminbi (Yuan).

Devisenmärkte

Vielfach werden auch die Devisenmärkte unter die internationalen Finanzmärkte gefasst. Auf dem Devisenmarkt werden Währungen ausgetauscht, beispielsweise Euro gegen US-Dollar. Ein solcher Tausch ist immer bei Währungsraum übergreifenden Geschäften notwendig. Das ist etwa der Fall, wenn ein deutsches Unternehmen Ware aus den USA importiert und in US-Dollar bezahlen muss oder wenn ein deutscher Investor Geld in den USA anlegen will. Wir werden auf die verschiedenen Transaktionen, die am Devisenmarkt stattfinden, im 9. Kapitel näher eingehen.

2.3Terminmärkte

Nicht nur im Wirtschaftsleben, aber hier vor allem, erfreuen sich Voraussagen über die zukünftige Entwicklung großer Beliebtheit. Auf den Finanzmärkten ging man noch einen Schritt weiter. Es entstanden neben den Kassamärkten die Terminmärkte, welche es Geschäftsleuten erlauben, künftige Preise und Kurse wichtiger Güter und Vermögenswerte festzuschreiben. Bereits 1859 hat der Handel mit börsennotierten Terminkontrakten am Chicago Board of Trade (CBOT) begonnen. Damals dominierten noch Abschlüsse im Rohstoffbereich, später kamen Kontrakte auf Währungen und Finanzwerte hinzu.

Termingeschäfte

In Termingeschäften wird heute vereinbart, zu einem in der Zukunft liegenden Zeitpunkt einen bestimmten »Basiswert« (etwa eine Aktie) zu einem bestimmten Preis abzunehmen bzw. zu liefern.

Da sich Termingeschäfte immer auf einen zugrunde liegenden (originären) Basiswert beziehen, nennt man sie »derivative«, das heißt abgeleitete Finanzprodukte, oder schlicht Derivate. Wir werden die verschiedenen Formen derivativer Finanzinstrumente im 5. und im 10. Kapitel besprechen. Vorläufig sei hier nur der Grundgedanke von Termingeschäften veranschaulicht: Nehmen wir an, Sie kaufen [14]heute – am 23. Dezember – eine Weihnachtsgans im Supermarkt. Gewicht 5 kg, Preis 150 Euro. Sie nehmen die Gans aus dem Kühlregal, bezahlen sie an der Kasse und gehen mit ihr nach Hause. Das ist ein Kassamarkt- oder kurz Kassageschäft.

Grundgedanke von Termingeschäften

Ein Terminmarkt- bzw. Termingeschäft liegt vor, wenn etwa der Einkaufsleiter des Supermarktes bei einem Geflügelzuchtbetrieb sagen wir am 23. Juni Weihnachtsgänse mit Liefertermin am 23. Dezember bestellt. Beispielsweise bestellt er 100 Gänse mit einem Gewicht von jeweils 5 kg zum Preis von 100 Euro pro Stück. Mit dieser Vereinbarung sichern sich beide Geschäftspartner ab: Der Supermarkt gegen einen eventuellen zukünftigen Preisanstieg (es könnte sich ja bis Weihnachten das Gänseangebot durch eine Seuche verknappen) und der Geflügelzüchter gegen einen möglichen Preisverfall (etwa weil die Leute an Weihnachten lieber exotische Tiere wie Gnus oder Haifische essen wollen). Das Absichern gegen ungünstige zukünftige Preisentwicklungen bezeichnet man als Hedging. Es geschieht in unserem Beispiel durch ein einfaches Warentermingeschäft.

Das beschriebene Warentermingeschäft lässt sich durch ein Finanztermingeschäft ersetzen. Der Vorteil besteht darin, dass damit die Absicherung gegen Preisschwankungen vom Grundgeschäft (Kauf bzw. Verkauf von Weihnachtsgänsen) losgelöst wird. Dies geschehe im betrachteten Fall durch den Kauf bzw. Verkauf eines Future. Dabei handelt es sich letztlich um einen Vertrag über den Erhalt bzw. die Bezahlung einer bestimmten Geldsumme in der Zukunft. Die Vereinbarung könnte zum Beispiel so lauten: Sollte der Marktpreis einer 5 kg schweren Weihnachtsgans am 23. Dezember höher sein als 100 Euro, erhält der Supermarkt (Käufer des Future) von seinem Kontraktpartner den Differenzbetrag ausbezahlt. Sollte der Preis der Gans hingegen unter 100 Euro gesunken sein, muss der Supermarkt seinerseits den Differenzbetrag an seinen Kontraktpartner (Verkäufer des Future) ausbezahlen. Bei einem angenommenen Preis von 130 Euro würde der Supermarkt seine Gänse am 23. Dezember zum Marktpreis (130 Euro) erwerben und bekäme 30 Euro pro Gans erstattet, so dass eine Gans ihn nicht mehr als 100 Euro kostet. Beträgt der Ganspreis am 23. Dezember nur 80 Euro, würde der Supermarkt die Gänse zwar zu diesem niedrigen Preis erwerben können, müsste aber 20 Euro zusätzlich an den Kontraktpartner auszahlen.

Kontraktpartner des Supermarkts könnte der Geflügelzuchtbetrieb sein, der im Falle eines Preisrückganges profitieren würde, das heißt dagegen abgesichert wäre. Kontraktpartner des Supermarkts könnte aber genauso gut ein Spekulant sein, etwa eine Bank oder ein Hedgefonds, der auf einen Preisrückgang bei Gänsen spekuliert. Statt von Spekulation sprechen Banken übrigens lieber von Trading (Handeln), weil dieser Begriff nicht so negativ besetzt ist. Selbstverständlich spekulieren Banken und andere Finanzmarktakteure sowohl auf sinkende wie auch auf steigende Preise von Basiswerten.

Eine Bank, die auf einen Preisanstieg bei Gänsen spekuliert, könnte als Kontraktpartner unseres Geflügelzuchtbetriebs auftreten. Die Bank wäre entsprechend Käufer des Future. Sofern Kontrakte über Weihnachtsgänse an der Börse gehandelt werden, wird unsere Bank ihren Kontrakt vermutlich gar nicht bis zum Fälligkeitstag aufrechterhalten. Wenn nämlich der Preis von Weihnachtsgänsen steigt, so erhöht sich auch der Kurs des betreffenden Kontrakts. Immerhin könnte die [15]Bank aufgrund des Vertrages die Gänse ja zu einem niedrigeren Preis bekommen, als sie aktuell am Markt kosten: Der Terminkontrakt hat ganz simpel gesagt einen Gewinn aufgebaut. Lediglich um diesen Wertzuwachs geht es unserer auf steigende Ganspreise spekulierenden Bank. Deshalb schließt sie zusätzlich zum bestehenden Kauf den Verkauf eines Terminkontrakts mit identischer Fälligkeit ab, und zwar angesichts des inzwischen gestiegenen Ganspreises zu einem höheren Kurs. Man nennt dies Glattstellung. Die Börse saldiert Kauf- und Verkaufspreis und schreibt der Bank den Gewinn auf deren Konto gut.

Es ist klar, dass keine Bank ein Interesse am eigentlichen Grundgeschäft besitzt. Weder will sie Gänse verkaufen noch will sie Gänse kaufen. Mit Hilfe der beschriebenen Finanztermingeschäfte kann sie aber an einem Preisrückgang oder einem Preisanstieg bei Gänsen verdienen. Natürlich kann sie auch Geld verlieren, nämlich dann, wenn ihre Preiserwartung nicht eintritt. Typischerweise finden die meisten derartigen Spekulationsgeschäfte statt, ohne dass überhaupt ein Grundgeschäft existiert. Das heißt, Banken, die einen Preisrückgang zum Beispiel bei Gänsen – oder bei Kaffee, Gold, Mineralöl, Aktien, Weizen, etc. – erwarten, schließen Terminkontrakte mit Banken, die mit einem Preisanstieg rechnen. Beide Parteien sind also Spekulanten, pardon: Trader.

[16]KontrollfragenKapitel 2
Worin besteht der Unterschied zwischen Kassamärkten und Terminmärkten?In welche Teilmärkte können die Kassamärkte nach dem Kriterium der Fristigkeit der zur Verfügung gestellten Finanzmittel unterschieden werden?Was versteht man unter Wertpapierpensionsgeschäften? Wie wirken expansive, wie kontraktive Wertpapierpensionsgeschäfte?Wie unterscheiden sich internationale von nationalen Finanzmärkten?In welche Teilmärkte lassen sich die internationalen Geld- und Kreditmärkte einteilen? Definieren Sie die relevanten Marktsegmente und finden Sie jeweils ein Beispiel für ein Geschäft auf diesen Teilmärkten.Definieren Sie den Begriff des Eurokapitalmarktes und geben Sie ein Beispiel für ein Geschäft auf diesem Teilmarkt.Welche Gründe gibt es für die günstigeren Zinsen an den Euromärkten im Vergleich zu den nationalen Finanzmärkten?In welche Teilmärkte lässt sich der Euromarkt unterteilen?Was kennzeichnet einen so genannten Offshore-Markt?Welche zentrale ökonomische Funktion erfüllt der Devisenmarkt?Wie lautet die Vereinbarung, die bei Termingeschäften getroffen wird? Warum spricht man diesbezüglich von »derivativen« Finanzprodukten?Veranschaulichen Sie den Grundgedanken von Termingeschäften anhand eines Beispiels.

[17]3Preise auf den Finanzmärkten

Lerninhalte
Primär- und SekundärmarktZinsen und AnleihekurseZinsprognose, Geld- und FiskalpolitikWirtschaftspolitische LehrmeinungenInstrumente und Wirkungsweise der GeldpolitikZinsstruktur, Kassa- und TerminzinsenFundamentale Aktienkursprognose und Behavioral FinanceWechselkurse am Kassa- und am TerminmarktWechselkursbildung und -prognose

Wie auf jedem Markt bilden sich auch auf den Finanzmärkten Preise. Auf den Kassamärkten handelt es sich hierbei um die Zinsen, die Kurse von Schuldtiteln (Anleihen und Geldmarktpapiere, siehe Kapitel 4