Fit im Schritt - Volker Wittkamp - E-Book

Fit im Schritt E-Book

Volker Wittkamp

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Beschreibung

»Was macht ein Urologe eigentlich genau?« – Das ist die häufigste Frage, die Volker Wittkamp jenseits des Krankenhausalltags zu hören bekommt. Um Berührungsängste mit seinem Fachgebiet zu reduzieren und Licht in dieses Dunkel zu bringen, erklärt er Männern (und Frauen) hier, wie sie »untenrum« funktionieren und was zu tun ist, wenn das mal nicht der Fall sein sollte. Wittkamp macht organische Abläufe verständlich und berichtet über spannende Fallgeschichten aus seinem Berufsalltag – wie die von einem 30jährigen Bodybuilder, dessen Chihuahua beim Spielen die Würstchen verwechselt hat.

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Veröffentlichungsjahr: 2016

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Mehr über unsere Autoren und Bücher:www.piper.deFür Opa Josef.Alle medizinischen Ratschläge in diesem Buch erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen des Autors und des Verlages, ersetzen aber in keinem Fall einen Gang zum Arzt. Die Angaben erfolgen daher ohne Gewährleistung oder Garantie durch den Verlag oder den Autor.Sprachregelung:Um den Lesefluss nicht zu beeinträchtigen, wird in diesem Buch meist die männliche Form genannt (der Urologe, der Patient), die weibliche Form aber stets gleichermaßen mit gedacht.ISBN 978-3-492-97528-5Oktober 2016© Piper Verlag GmbH, München/Berlin 2016Covergestaltung: Favoritbüro, MünchenCovermotiv: Selfie und Illustration von Martina Frank, MünchenDatenkonvertierung: Uhl + Massopust, AalenSämtliche Inhalte dieses E-Books sind urheberrechtlich geschützt. Der Käufer erwirbt lediglich eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf eigenen Endgeräten. Urheberrechtsverstöße schaden den Autoren und ihren Werken. Die Weiterverbreitung, Vervielfältigung oder öffentliche Wiedergabe ist ausdrücklich untersagt und kann zivil- und/oder strafrechtliche Folgen haben.

Samstagabend. Ich stehe gemütlich in der Wohnküche auf irgendeiner Party, deren Gastgeber ich nur flüchtig kenne, genau wie die meisten Leute um mich herum. In Smalltalk war ich noch nie gut, jedenfalls nicht nüchtern mit gänzlich fremden Leuten.

Das Startthema in solchen Fällen ist meist der Klassiker: »Und, was machst du so?« Also antworte ich wahrheitsgemäß, dass ich Arzt bin.

Zunächst schaut mein Gesprächspartner dann meist etwas verdutzt, weil ich relativ jung aussehe. Ich stand eben nicht unbedingt vorn in der Schlange, als Gott den Bartwuchs verteilt hat …

Nach einer kurzen Bekräftigung meines Gegenübers, wie cool es sei, Arzt zu sein, und wie viel man sicher auswendig gelernt habe, folgt direkt die heikle Frage nach der Fachrichtung.

»Urologe!«

Nur zwei kleine Buchstaben mehr, und ich hätte es zum Neurologen gebracht, dann hätte ich es nicht mehr weit bis zum Frauenschwarm Dr. Dreamy aus Grey’s Anatomy, dem Neurochirurgen mit der tollen Frisur. Aber nein, U-ro-loge!

Eine Mischung aus Fassungslosigkeit und Entsetzen steht meinem Gegenüber ins Gesicht geschrieben. Wenn es gut läuft, blitzt dann höchstens noch ein leicht perverses Interesse auf, wenigstens tolle Penis-Geschichten zu erfahren.

Die Leute denken dann wahrscheinlich so etwas wie: »Hach, der Arme hat nicht nur keinen Bartwuchs, sondern auch noch verschlafen, als man sich nach dem Staatsexamen für die späteren Fachrichtungen anstellen musste.«

In Frankreich entscheidet übrigens die Examensnote darüber, welches Fachgebiet der Medizin man erlernen darf. Die besten werden Neurochirurgen in Paris, die schlechtesten Proktologen bei den Sch’tis.

»Wenigstens ist er nicht Proktologe«, denkt sich der Partygast mir gegenüber und fragt, warum ich Urologe geworden bin, ich scheine doch ein netter Kerl zu sein?

Nach dem Abitur war mir klar, dass ich etwas mit praktischen Anteilen studieren wollte. Wie ich auf Medizin kam, weiß ich ehrlich gesagt nicht mehr genau. Irgendwie mochte ich Krankenhäuser aber schon immer und war stolz wie Bolle, als ich nach einer Fußballverletzung in der siebten Klasse einen Gips mit mir herumtrug, der den ganzen Arm bedeckte. Mit meinem Abi-Schnitt von 2,1 wurde ich noch ganz knapp an der Uni Bonn genommen. Davon träumen angehende Medizinstudenten heute zwanzig Wartesemester lang.

Neben dem Studium verdiente ich mein Geld als Indie-DJ in einer Kneipe mit Tanzsaal, als Weinverkäufer und als Hakenhalter im OP. In den Semesterferien fing ich früh an, Praktika in der Urologie zu absolvieren. Meine damalige Freundin meinte, das würde zu mir passen. Ah ja … Wider Erwarten machte mir die Arbeit dort wirklich Spaß, weshalb meine Standard-Smalltalk-Antwort heute folgendermaßen lautet: »Das ist eben ein kleines Fach, in dem man trotzdem viele und relativ große Operationen durchführen kann und mit dem man sich später auch gut in einer Praxis niederlassen kann. Und nein, es werden da nicht nur alte Männer behandelt, sondern auch Frauen, sogar junge. Und außerdem waren die Urologen immer die Lustigsten.«

An dieser Stelle ernte ich nun endlich Zustimmung. Zumindest fragt dann keiner mehr groß nach.

Wahrscheinlich war ich einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Ja, richtige Zeit, richtiger Ort. Bisher habe ich meine Entscheidung zumindest noch nie bereut. Okay, teilweise gibt es Gerüche, auf die man verzichten kann. Andererseits reicht es bei einem ordentlichen Harnwegsinfekt, den Raum mit geschlossenen Augen zu betreten, und die Diagnose ist klar. Das spart Zeit und Geld.

Um auf den nächsten Partys bei der Berufsfrage ein signiertes Exemplar auspacken zu können und um Ihnen die Urologie ein wenig näherzubringen (keine Sorge, Geruchsbücher werden erst noch erfunden), habe ich dieses Buch geschrieben. Es ist ganz bestimmt kein Lehrbuch und wird die Urologie nicht komplett erklären können, aber es kann einen Einblick in diesen vielseitigen Bereich der Medizin und des Körpers geben und vielleicht die Scham vor einem Besuch beim Urologen nehmen. Außerdem sind die ja, wie oben erwähnt, oft lustig.

Nach fünf Jahren als Assistenzarzt in einer mittelgroßen urologischen Klinik habe ich viel Lustiges und manch Trauriges erlebt. Für dieses Buch habe ich mit Kollegen, Freunden und fremden älteren Männern in Kölsch-Kneipen über urologische Angelegenheiten gesprochen. Ich habe Bücher gewälzt und mich in Internet-Foren herumgetrieben. Ich habe meinen Job gekündigt und meiner Mutter erzählt, ich schreibe endlich meine Doktorarbeit. Immerhin habe ich parallel für meine Facharztprüfung gelernt. Ich wünsche Ihnen viel Spaß mit dem Ergebnis!

Fast alle für die Urologie relevanten Organe und Körperteile liegen entlang der Wege, auf denen Urin und Spermien den Körper verlassen.

Beginnen wir mit dem Urin. Den muss ja bekanntlich jeder Mensch produzieren und ausscheiden – jeder bis auf die nordkoreanische Diktatorenfamilie. Laut Legenden, oder vielmehr Propaganda, müssen die Kims nämlich nicht ausscheiden, weder Urin noch Stuhl. Die einleuchtende Erklärung dafür: Sie verbrennen ihre komplette Energie, um ihre bewundernswerten Taten zu vollbringen, wie zum Beispiel Opern zu komponieren, im Alter von drei Wochen Laufen zu lernen oder während der ersten Versuche auf dem Golfplatz elf Hole-in-One hintereinander zu schlagen.

Bei uns normalen Menschen, männlich wie weiblich, wird der Urin in den Nieren gebildet. Hiervon haben wir üblicherweise zwei Stück, auf jeder Seite des Körpers eine. Von der Niere aus fließt der Urin durch den Harnleiter, nicht zu verwechseln mit der Harnröhre, in die Blase. Hier muss er warten, bis sich in der Blase genug Flüssigkeit angesammelt hat, damit sich der Toilettengang auch lohnt. Irgendwann meldet die Blase an das Gehirn, dass sich nun das Aufsuchen einer Toilette empfehlen würde. Das geschieht bei 400 bis 500 Millilitern. Gehen Gehirn und Blase d’accord, kann die Reise weitergehen. Bei der Frau ist nach zwei bis vier Zentimetern Harnröhre Schluss und der Urin in der Freiheit angekommen, beim Mann gelangt er über die angebaute, mehr oder weniger lange Rutsche nach draußen. Hier verabschieden wir uns fürs Erste von der Frau und machen bei der Samenproduktion weiter.

Die vorläufige Produktion der Spermien erfolgt im Hoden. Danach geht es zur Verfeinerung und Reife weiter in den Nebenhoden, das dauert im Gegensatz zu einem guten Rioja nicht zwölf Monate im Barrique, sondern acht bis 17 Tage, ohne Barrique versteht sich. Die Spermien, die bei einem Orgasmus den Nebenhoden verlassen, machen übrigens nur drei Prozent des späteren Ejakulatsvolumens aus, also dessen, was vorne rauskommt. Den restlichen Anteil bilden Sekrete aus Samenblase und Prostata, die wichtige Stoffe enthalten, welche die Spermien außerhalb des Körpers überlebens- und fortpflanzungsfähig halten. So ist das Ejakulat eines sterilisierten Mannes optisch und mengenmäßig nicht von dem eines fruchtbaren Mannes zu unterscheiden. Aber dazu kommen wir später. Ab der Prostata, die sich beim Mann direkt unter der Blase befindet und die Harnröhre ummantelt, nehmen Urin und Sperma durch die Harnröhre denselben Weg nach draußen. Dieser Weg ist natürlich deutlich länger als bei der Frau, was bei einer Blasenentzündung von großer Wichtigkeit ist.

Wir haben im weiblichen Körper also folgende für einen Urologen interessante Organe:

Nieren

Harnleiter

Harnblase

Harnröhre

Brüste (äh, leider nicht)

Beim Mann kommen neben oben aufgelisteten Organen noch folgende hinzu:

Hoden

Nebenhoden

Samenblasen

Prostata

Penis

Es kann in allen aufgezählten Organen zu Entzündungen durch Bakterien oder Viren kommen, nicht nur in der Blase. Weiterhin können sich Steine in der Niere bilden und den Harnleiter verstopfen. Leider können auch alle Organe von bösartigen Tumoren befallen werden oder von Geburt an in ihrer Funktion eingeschränkt sein. Sie sehen, es gibt zahlreiche Gründe, weshalb Sie irgendwann im Leben einmal an einen Urologen geraten könnten.

Was stellen Sie als Patient nun konkret an, wenn es im Hoden zwickt, die Niere schmerzt oder der Harnstrahl schwächelt? Wie findet man seinen Weg zu einem Urologen? Und, wenn man schon mal dabei ist, auch zu einem Guten, wenn es keine Umstände macht.

Der klassische Weg führt immer noch über den Hausarzt, den Allrounder und Verteiler. Er ist das Bindeglied zwischen Facharzt und Patient und sollte entscheiden, ob der Schmerz in der Niere nicht vielleicht doch eine Muskelverspannung ist oder das Zwicken im Hoden gar ein akuter Notfall, mit dem man sich schleunigst in die nächste Ambulanz begeben sollte. Ist man sich sicher, urologische Hilfe zu benötigen, kann natürlich auch der direkte Weg in eine urologische Praxis gewählt werden.

Nun steht man vor zwei Problemen: Zunächst gilt es, eine geeignete Praxis zu finden. Heutzutage wird die Lage meist im Internet sondiert: Wie weit ist die Praxis entfernt? Kann ich den Besuch mit nützlichen oder unnützen Einkaufsgängen verbinden? Wohnt vielleicht ein Bekannter in der Nähe zum Trösten, falls der Arzt schlechte Nachrichten hat?

Falls die Praxis eine Homepage hat, finden sich dort weitere interessante Informationen. Meist wird das Behandlungsspektrum aufgezeigt und einzelne Krankheitsbilder werden erklärt. Auch Fotos des Praxisteams und natürlich der behandelnden Ärzte samt Lebenslauf können einen ersten Eindruck vermitteln. Ja, Mama, dafür brauche ich den Doktortitel vielleicht doch noch.

Jetzt noch ein schneller Check bei einem Ärztebewertungsportal: »Gerne wieder!«, »Schnelle Behandlung … fünf Sterne«, »Top Urologin!« – und es folgt der Griff zum Telefonhörer. Ähnlich verläuft die Suche nach einem geeigneten Krankenhaus, wenn eine Operation ansteht. Meist hilft einem dann der behandelnde Urologe bei der Auswahl oder gibt nützliche Tipps. Im akuten Notfall, wie bei einer Nierenkolik, entscheidet ganz einfach die Distanz zur nächstgelegenen Klinik.

Vor Problem Nummer zwei stehen Sie, wenn es aus dem Telefonhörer schallt, ein Termin sei erst wieder in zwei Monaten zu bekommen, falls es sich nicht um einen Notfall handle. Dann beginnt der obige Ärztesuch-Algorithmus von Neuem. Wenn die Suche erfolgreich verläuft, stellt sich die Frage: Was muss man eigentlich alles mitbringen zu solch einem Termin?

Es ist sehr beliebt unter Patienten, ihren beispielsweise rötlich verfärbten Urin in einem Behältnis in der Praxis zu präsentieren. Bewährt haben sich hier im Speziellen Marmeladen- und Gurkengläser. Davon würde ich aus hygienischen Gründen abraten. In einer urologischen Praxis sollte die Möglichkeit bestehen, den Urin frisch in ein steriles Gefäß abzugeben. Ist das nicht der Fall, würde ich von der Praxis abraten. Und selbst wenn sich kein Blut mehr nachweisen lässt, wird der Urologe Ihnen glauben.

Viel wichtiger für die Mitbringliste ist der Körper, in welchem sich das befallene Organ befindet. Hilfreich ist natürlich außerdem die Kran… äh, Gesundheitskarte, eine Liste der Medikamente, die Sie regelmäßig einnehmen, und etwas Zeit. Falls Sie Gala und Bunte schon beim Friseur »gelesen« haben und die Miró-Kunstdrucke bereits vom Hausarzt kennen, empfiehlt sich eine kleine Lektüre für die Wartezeit. Vielleicht ja dieses Buch hier.

Nach dem Verlassen der Praxis ist ein Behandlungserfolg oft nicht direkt auszumachen. Manchmal braucht es etwas Zeit, bis eine Therapie oder ein Medikament anschlägt. In jedem Fall wichtig ist aber: War der behandelnde Arzt freundlich und kompetent, und hat er mich ernst genommen? Handelte es sich um einen einmaligen Besuch, sind die Antworten darauf vielleicht gar nicht so wichtig, vorausgesetzt, Ihr Problem wird erfolgreich behandelt. So wie bei einem One-Night-Stand.

Falls Sie aber auf der Suche nach einer dauerhaften urologischen Bindung sind, spielt die Chemie zwischen Ihnen und dem Arzt oder der Ärztin eine große Rolle, auch hier ist natürlich der Behandlungserfolg Voraussetzung.

Zunächst können Sie aber auf dem Heimweg in Ruhe über den Arztbesuch nachdenken und zu Hause eine nette Bewertung auf den einschlägigen Portalen abgeben.

Neulich saß ich zusammen mit meinem Bruder in einer Berliner Soul-Bar und wir sprachen über dieses Buch. Prompt brachten sich zwei junge Damen in das Gespräch ein. Eine von ihnen behauptete, es gäbe kein vernünftiges Wort für das männliche Geschlechtsteil. Alle Formulierungen seien entweder zu anzüglich, animalisch oder zu mechanisch angehaucht (Schwanz, Prengel, Rute, Stange, Bolzen) oder zu verniedlichend (Pipimann, Piephahn, Pullermann, Dödel, Lümmel).

Meiner Meinung nach muss es einfach eine situationsspezifische Anpassung in der Penis-Nomenklatur geben. Stellen Sie sich vor, Sie stünden mit ihrem vierjährigen Sohn an einem öffentlichen Pissoir, er bei diesen niedlichen halbhoch aufgehängten, und sagen ihm dann, er müsse sich jetzt aber schon noch den Bolzen abschütteln. Ähnlich komisch klingt es, wenn ein erwachsener Mann einer Frau während des Vorspiels ins Ohr haucht, dass er gleich seinen Piephahn krähen lässt. Ich persönlich kann mit den Worten Penis und Glied beruflich wie privat recht gut leben. Für besondere Situationen halte ich mir jedoch noch etwas Spielraum frei. Privat, versteht sich.

Neben der sprachlichen Vielfalt gibt es wohl kaum ein Organ, das über eine solch lange, von Mythen umrankte Historie verfügt wie der Penis. Als Symbol für Fruchtbarkeit und Männlichkeit taucht er in den bildenden Künsten auf, dann meist erigiert als sogenannter Phallus. In manchen asiatischen Ländern werden aus Tierpenissen sogar Pülverchen und Gerichte hergestellt, um Potenz und Fruchtbarkeit zu steigern. – »Einmal die 83, Tigerpenis-Suppe, zum Mitnehmen bitte.« – Solche Praktiken entbehren jeglicher wissenschaftlicher Grundlage. Allerdings gibt es viele Studien, die sich mit der durchschnittlichen Penisgröße beschäftigen, einem für den Mann sehr wichtigen Thema. Andere Studien beschäftigen sich damit, was Frauen am männlichen Geschlechtsteil besonders wichtig ist. Bei einer Schweizer Studie1 landet dabei auf Platz eins die »allgemeine kosmetische Erscheinung«, also der Gesamteindruck, gefolgt von der »Erscheinung der Schambehaarung« auf Platz zwei. Gut zu wissen, hier ist offensichtlich mit minimalem Aufwand einiges rauszuholen. Von kurz gestutzt über glatt rasiert bis hin zur kecken geometrischen Figur ist alles möglich. Den dritten Platz teilen sich die »Eigenschaften der Haut« und der »Penisdurchmesser«. Mit dem Durchmesser und der »Form der Eichel« auf dem fünften Platz sind wir bei eher schwer beeinflussbaren Parametern angekommen. Erst an sechster Stelle kommt die viel diskutierte Penislänge. Den Probandinnen wurden allerdings nur Fotos gezeigt, anfassen war nicht inbegriffen, auch wenn sie alle über sexuelle Erfahrungen verfügten. Platz sieben belegte die »Ästhetik des Hodensacks« und am unwichtigsten war den Frauen die »Harnröhrenmündung«. Ausgangspunkt der Studie war ein medizinischer Grund, da es sich bei allen beteiligten Penissen um solche mit einer angeborenen Fehlmündung der Harnröhre handelte, eine sogenannte Hypospadie. Hierbei liegt die Harnröhrenmündung nicht an der Spitze der Eichel, sondern an deren Unterseite. Bei den gezeigten Penissen in der Studie handelte es sich um solche, bei denen diese Erkrankung operativ behoben worden war, und um gesunde Exemplare. Die Ärzte hatten also einen guten Job gemacht. Die Studie spiegelt in jedem Fall auch das Ergebnis meiner privaten Recherchen wieder: Frauen ist die Länge des Penis weniger wichtig, als wir Männer denken, befürchten oder hoffen. Jetzt aber Butter bei die Fische: Die durchschnittliche Penisgröße liegt weltweit im erigierten Zustand bei 13,12 Zentimetern, wie andere Forscher herausfanden.2

Na, schon zurück? Händewaschen nicht vergessen. Ab einer Penisgröße von unter sieben Zentimetern im erigierten Zustand spricht man in der Medizin übrigens von einem Mikropenis. Aber wir verlieren, wie viele Männer, ein wenig den Fokus aus den Augen.

Die 48 Zentimeter Maximallänge, die im Freundschaftsbucheintrag oben genannt sind, entsprechen übrigens der Realität, sind aber niemandem zu wünschen. Wahrscheinlich schafft der Penis bei diesem Ausmaß gar nicht mehr die Aufgaben, die die Natur für ihn vorgesehen hat: Der Penis ist das äußere männliche Geschlechtsorgan und dient in erster Linie der Fortpflanzung des Menschen. Dass dieser Akt mit Spaß einhergeht, ist von Mutter Natur nicht gänzlich ungewollt. Außerdem verläuft im Penis die Harnröhre, die essentiell für eine Entleerung der Blase ist. Obwohl, ganz stimmt das nicht, bei der oben erwähnten Fehlmündung der Harnröhre, die sich in schweren Fällen in der Nähe des Hodensacks befindet, ist ein relativ normales Wasserlassen durchaus möglich. Dann aber auf jeden Fall im Sitzen. Um viele Vorgänge im und um den Penis verstehen zu können, müssen wir uns allerdings etwas mit der Anatomie desselbigen beschäftigen.

Von außen betrachtet ist alles noch recht einfach. Da haben wir den Penisschaft, an dessen Ende sich die Eichel befindet, die wiederum von einer Hautschürze umgeben ist, der Vorhaut. Manche Männer haben unten an der Eichel kleine pickelartige Erhebungen, die Hornzipfel heißen und völlig ungefährlich sind.

Schauen wir uns den Penis im Querschnitt an, wird die Sache etwas komplizierter. Hier hat er eine gewisse Ähnlichkeit mit einem etwas traurig dreinblickenden Alien-Smiley:

Die Augen stellen die Schwellkörper des Penis dar, die Corpora cavernosa. Die Pupillen sind arterielle Blutgefäße, für die Erektion sehr wichtige Bestandteile. Bei der Mundöffnung des Penis-Smileys handelt es sich um die Harnröhre, die von einem dritten Schwellkörper umgeben ist, dem Corpus spongiosum. Dieser bildet an der Spitze des Penis die Eichel, welche bei einer Erektion ebenfalls mit anschwillt. Die Schwellkörper sind im Inneren aufgebaut wie ein Schwamm, wie man schon am Namen des Corpus spongiosum erkennen kann. Dafür braucht es kein Latinum, sondern es reichen ungefähre Trickfilm-Kenntnisse in Bezug auf einen kleinen gelben Schwammkopf. Umhüllt sind die Schwellkörper von einer Hülle aus Muskulatur und mehreren festen Schichten Bindegewebe, die bei einer Erektion enormen Druck aushalten müssen.

Auf mögliche Probleme bei einer Erektion und die Frage, ob man diese Penismuskeln trainieren kann wie einen Bizeps, kommen wir später noch zu sprechen. Um die einzelnen Penishüllen spannt sich außen die Haut, die, wie wir jetzt wissen, einiges zum Gesamteindruck des Penis beiträgt. Marktlückentechnisch gedacht könnte man hier an eine 24-Stunden-Penis-Feuchtigkeitscreme denken, vielleicht mit kleinem Probetütchen in diesem Buch, wie Antifaltencreme in einer Frauenzeitschrift. Allerdings ist für eine ausreichende Intimhygiene lediglich ein Wasseranschluss vonnöten, weshalb wir uns wieder von dieser Idee verabschieden müssen.

Die Penishaut geht an der Spitze fließend in die Vorhaut über – Angriffspunkt unserer ersten Erkrankung.

Vorhautverengung und Beschneidung

Beginnen wir mit einer kleinen Geschichte aus der Notfallambulanz.

In keiner gut ausgestatteten Küche darf ein vernünftiges Messer fehlen. Heutzutage verbringen ja gerade die Männer mehr Zeit mit der Materialkunde als mit dem Kochvorgang an sich. Dabei ist ein gut geschliffenes Damaststahl-Santoku-Messer, neben anderen wichtigen Utensilien wie einem Vakuumierer, ein absolutes Muss. Vielleicht wird Ihnen schon etwas flau im Magen, wenn Sie Ihre Augen zurück auf die Überschrift richten. Vorhautverengung … Santoku-Messer. Eine Kombination, die jeden normalen Menschen erschaudern lässt.

Jeden?

Nicht einen jungen Mann, der sich mit einer starken Blutung am Genital bei mir in der Notfallambulanz vorstellte. Das passiert nicht allzu häufig und ließ mich zunächst an einen Einriss des Vorhautbändchens denken, dazu kommen wir später.

Falsch geahnt, der junge Herr hatte tatsächlich versucht, mit einem Santoku-Messer, dem Skalpell des kleinen Mannes, seine Vorhaut zu beseitigen. Zum Glück hatte ihn, nach einem anfänglich schüchternen Probeschnitt, die unerwartet starke Blutentwicklung verunsichert, und er hatte sein Vorhaben abgebrochen. Nach fachmännischer Versorgung des Körperteils mit Küchenpapier stand er also nun vor mir, sein bestes Stück umschlungen von einer halben Rolle Zewa Wisch&Weg mit lustigem Deko-Print in Form von Blättern und Blumen. Nachdem ich sein Mitbringsel ohne große Probleme ausgepackt hatte und die letzten Zewa-Reste mittels Kochsalzlösung weggespült waren, zeigte sich zum Glück kein allzu grausamer Anblick. Die Blutung war fast gestoppt und es war »nur« noch eine oberflächliche Schnittverletzung am besten Stück zu sehen. Der junge Mann bekam eine fachmännische Wundversorgung, etwas Verbandmaterial zum Mitnehmen und ein richtiges Skalpell einen ambulanten Termin für eine professionelle Beschneidung. Wie es zu dieser Harakiri-Aktion kam, werden wir wohl nie erfahren, aber dafür, was man bei einer Phimose, wie die Vorhautverengung auf Ärztedeutsch heißt, eigentlich unternimmt.

Zunächst muss man wissen, dass die Vorhaut aus einem inneren, die Eichel umschließenden und einem äußeren, sichtbaren Teil besteht. Bei Geburt sind diese an sich gegenseitig verschieblichen Vorhautblätter, so nennen wir Urologen das, noch miteinander verklebt. Es besteht eine natürliche Vorhautverengung. Im Lauf der ersten Lebensjahre löst sich die Verklebung und die Vorhaut lässt sich zurückziehen. Ist dies nicht der Fall, kann mit Kortison-Cremes nachgeholfen werden. Selbst wenn das nicht hilft, muss noch kein Termin für eine Beschneidung gemacht werden. Sollten bei bestehender Phimose im Kindesalter Schmerzen beim Wasserlassen auftreten oder sich Entzündungen an der Vorhaut oder gar Harnwegsinfekte bilden, ist dies allerdings eine dringende Indikation zur Beschneidung. Hierbei kommen auch Verfahren zur Anwendung, bei denen die Vorhaut teilweise erhalten bleibt. Manche Urologen empfehlen diese Verfahren jedoch nicht, da die Gefahr einer späteren erneuten Verengung besteht.

Auch Erwachsene können an einer Phimose leiden. Oft ist diese dann nicht angeboren, sondern erworben. Das Wort stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet so viel wie »Maulkorb«. Bei Amazon kann man tatsächlich eine Art Maul- oder Keuschheitskorb für den Penis bestellen, samt Schlüssel dazu. Dumm allerdings, wenn die Partnerin, der Partner oder die Domina den Schlüssel verliert, wie neulich bei einem Patienten in der Ambulanz. Die Lösung des Problems war jedoch recht einfach und lässt sich kurz mit einem Wort zusammenfassen: Bolzenschneider – ein dem Urologen gar nicht so fremdes Gerät.

Aber zurück zur Phimose. Bei Erwachsenen kann es aufgrund von Entzündungen der Vorhaut, welche zum Beispiel gehäuft bei Diabetikern auftreten, zu einer Phimose kommen. Oftmals bestand dann schon vorher eine relative Vorhautverengung, die sich mit der Zeit verschlimmert hat.