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Mit Humor durch das Abenteuer Schwangerschaft und Baby: Wer gewinnt den Bauchvergleich der Schwangeren? Warum ist Gebären so anders als erwartet? Und was macht man eigentlich, wenn man nach Monaten im Dienste des Nachwuchses plötzlich mit einem Nachmittag Freizeit konfrontiert ist? Journalistin Julia Evers hat das Abenteuer Schwangerschaft und Baby gewagt und ihre Erfahrungen niedergeschrieben: unmittelbar, ehrlich und vor allem mit einer großen Portion Humor. Vom Hebammen- Casting über das Verschwinden der Schamgefühle als Still-Mama bis hin zu Dinkelstangen schwingenden Supermüttern - in jeder "Flascherlpost" versteckt sich Erste Hilfe für werdende Eltern. Zum Mitfiebern, Mitlachen und Mitfreuen.
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Seitenzahl: 130
Veröffentlichungsjahr: 2014
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Impressum
Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikationin der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografischeDaten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
© 2014 Verlag Anton Pustet5020 Salzburg, Bergstraße 12Sämtliche Rechte vorbehalten.
Lektorat: Dorothea ForsterGrafik und Produktion: Nadine LöbelCoverfoto: Syda Productions. Mit Genehmigung von Shutterstock.com
eISBN 978-3-7025-8010-0Gedruckte Version ISBN 978-3-7025-0728-2
www.pustet.at
Mit Humor durch das Abenteuer Schwangerschaft und Baby
Wie sag ich’s meinem Chef? Neun Monate kommt das Kind – wann geht es? Und was macht man eigentlich, wenn man nach Monaten im Dienste des Nachwuchses plötzlich mit einem Nachmittag Freizeit konfrontiert ist?
Journalistin Julia Evers hat das Abenteuer Schwangerschaft und Baby gewagt und ihre Erfahrungen niedergeschrieben:unmittelbar, ehrlich und vor allem mit jeder Menge Selbstironie. Vom Hebammen-Casting über das Verschwinden der Schamgefühle als Still-Mama bis hin zu Dinkelstangen schwingenden Supermüttern – in jeder „Flascherlpost“ versteckt sich Erste Hilfe für werdende Eltern.Zum Mitfiebern, Mitlachen und Mitfreuen.
Julia Eversgeboren 1982 in Perth/Australien, aufgewachsen in Wels/Oberösterreich, Studium des Medienmanagements an der FH St. Pölten, Master für Qualitätsjournalismus an der Donau-Universität Krems, Beschäftigungen bei diversen Printmedien und beim ORF, längere Auslandsaufenthalte in Italien und Spanien, seit 2004 Kulturredakteurin der OÖNachrichten, mit der Geburt des Sohnes kam 2012 auch die wöchentliche OÖNachrichten-Kolumne „Flascherlpost“ über Schwangerschaft und Elternfreuden zur Welt.
Julia Evers
Alles babyleicht, oder?
Auf geht’s – Das größte Abenteuer überhaupt hat begonnen
Das Problem mit dem Prosecco
Bauchvergleich im Schwangeren-Paralleluniversum
Eine Geburt ist kein Wunschkonzert – oder doch?
Willkommen im Kugel-Club
Von unerwarteten Lernerfolgen beim Probegebären
Der Beipackzettel zur Schwangerschaft
Unfreiwillige Entschleunigung im Mutterschutz
Echte Schmerzensschreie und ein kleines Aua
Ohne Molton-Tuch kein Mutterglück
Putzen, bis der Storch kommt
Die Welt da draußen dreht sich weiter – aber wen interessiert’s?
Der Tausch: Baby gegen Erinnerungsvermögen
Bis(s) zur Abendstund – Auszug aus einem Still-Leben
Sprechen Sie schwanger?
Erst Kinderwunsch, dann Kinderwagen – oder besser umgekehrt?
La Le Lu – und keiner geht zur Ruh’
Vom Wachen, Lachen und den Tücken der Regelmäßigkeit
MÜSSEN. SOLLEN. DÜRFEN. Und lackieren.
Der Kinderwagen im Manne
Ein Treffen mit den besseren Eltern
Ins Wasser fallen, ohne nass zu werden
Gut betucht schläft es sich besser
Achtung, Ansteckungsgefahr!
Den Windeln entwachsen und trotzdem noch ein Schreihals
Drei Warnungen und viele Babys
Die Muttermilch macht’s
Heiraten (baby)leicht gemacht
Waschen, schneiden, reden
Auf der Suche nach dem kleinen Glück
Baby-Kino: Große Leinwand für kleine Besucher
Alarm, ein Schnuller-Dieb!
Das Känguru in mir
Kleine Rübe trifft Karotten
Gerechte Freizeitgestaltung und ein Geschirrspüler
Holpriger Babyschlaf
Eltern stellen andere Gretchenfragen
Die Generation der iBabys
Mutter sein, ein Kinderspiel
Der sehnsüchtige Griff zur Flasche
Wettkampf in Windeln: Mein Kind kann!
Eines ist sicher: Es ist nur eine Phase!
Ohne Beruf ist das Leben fad. Oder?
Das Geschäft mit der Schwangerschaft
Der weite Weg zum Flascherltrinker
Ein Tag ohne Kind, ein Tag der unbegrenzten Möglichkeiten
Was zu Weihnachten alles glitzert, funkelt und blinkt
Im Advent öffnen wir jeden Tag ein Türchen – doch manche bleiben zu
Eine Beschwerde namens Mama
Selbst isst der Mann
Die Damenwahl obliegt dem Kind
Wenn Mäuse mit dem Radl fahren
Neun Monate kommt das Kind – wann geht es?
Die Zeit hat einen Zahn zugelegt, unser Kind auch
Wie Mütter zu sein haben
Individualisten wählen Fritz
Selbst Engerl hinterlassen Spuren
Willkommen in der Wir-klichkeit des Mutterlebens
Die Eintrittskarte ins Mamiversum
Karenz-Männer aufgespürt!
Gezielt fordern und fördern – aber wie?
Ohne Windel und ohne Worte
Weg mit kleinen Negerlein und putzenden Squaws
Kind, Karenz und Konzentrationsschwächen
Von Müttern und normalen Menschen
Mit den Waffen einer Super-Mutter
Adieu Karenz, hallo schlechtes Gewissen!
Der Zauber von damals, ein bisschen verwaschen
Ein Kinderwagen. Ein Baby. Ein Mann.
Von Mäusen und Männern
Helikopter oder nicht – das ist hier die Frage
Die Steigerungsform von Multi-Tasking
K(l)eine Katastrophe
DA!
Das Kreuz mit den Krabbelstuben
Lieber knabbern als küssen
Doppelt gemoppelt
Baba Baby, hallo Kleinkind!
SCHWANGER. Tatsächlich, in Großbuchstaben steht das da. „Das fortschrittliche digitale Display sorgt dafür, dass keine Linien interpretiert werden müssen“, verrät der Beipackzettel zum Test. Davon, was das jetzt eigentlich bedeutet, steht nichts.
Einerseits werde ich mit einem Kind das bekommen, was ich mir immer schon gewünscht habe, andererseits ganz furchtbar DICK werden (sicher auch das in Großbuchstaben). Einerseits glaube ich fest daran, dass Kinder die wichtigste Aufgabe im Leben sind, andererseits will ich eigentlich nicht einmal für einige Zeit zum Arbeiten, spontan Entscheiden oder wild durch die Gegend Reisen aufhören. Einerseits fühle ich mich heroisch, weil ich dem allgemeinen Trend der niedrigen Geburtenrate entgegentrete, mein Leben völlig umkremple und das größte Abenteuer überhaupt wage, andererseits mimosenhaft, weil mir sowohl die Vorstellung einer natürlichen Entbindung als auch die eines Kaiserschnitts, gelinde ausgedrückt, Angst einjagt. Und überhaupt: Wie soll das weitergehen, wo ich meinen Bauch plötzlich mit unbekannten Zellen teile?
SCHWANGER werden, das ist etwas, das haben mein Liebster und ich per Handschlag vereinbart, als wir 21 waren. „Nachwuchs mit 28“ lautete da der Plan. 28 fühlte sich damals ohnehin an wie 43, weit weg, ein Alter, in dem man sicher unvorstellbar erwachsene Entscheidungen trifft. Mit 28 fühlten wir uns dann mehr wie 21, jung und voller nicht-kinderkompatibler Pläne, das „Viel zu früh, lass uns das Thema verschieben“ war schnell vereinbart.
Jetzt sind wir 30 und bekommen hoffentlich bald einen wohlriechenden Miniaturmenschen, der unser Leben auf den Kopf stellen wird und den wir dennoch stolz als „Das mit Abstand Beste“ titulieren. 30, das ist schön im Durchschnitt, das Alter der Erstgebärenden in unseren Breiten hat sich rund um diese Marke eingependelt.
Vor dem Baby kommt allerdings noch die schlechte Laune, das habe ich bei ein paar Schwangeren schon eindeutig beobachten können. Überdimensionierte Brüste. Wasser in den Beinen. Und spüre ich etwa schon die ersten Anzeichen von Schwangerschaftsdemenz? Immerhin starre ich noch immer auf den Test und frage mich, was dieses Wort in Großbuchstaben eigentlich für mich bedeutet.
Ich habe ein Problem. Starre auf das Glas in meiner Hand. Drinnen perlt goldener Prosecco. Normalerweise würde ich begrüßen, dass meine Kollegin ihren Urlaubsbeginn damit begießt. Normalerweise. Aber seit 12 Wochen ist gar nichts mehr normal. Ich bin jetzt Geheimnisträgerin, ich trage ein Kind in mir. Oder zumindest ein durchschnittlich sechs Zentimeter großes und 45 Gramm schweres Wesen, das optisch verdächtig an einen Alien mit Schwanz erinnert.
„Fahre noch mit dem Auto“, versuche ich zum wiederholten Male abzulehnen, mit einem „Komm, wenigstens anstoßen“ wird das abermals zunichtegemacht. Seitdem ich Geheimnisträgerin bin, nehme ich es zwar mit dem Alkoholverzicht ganz genau, dafür mit der Wahrheit nicht mehr. Von Antibiotika habe ich schon gemurmelt, als es darum ging, dem Gläschen zum Geburtstag zu entgehen, von Magenschmerzen und Diät. Man könnte auch sagen: Ich lüge. Aber dann könnte man wahrscheinlich ebenso sagen: Die Welt um mich säuft.
Diesmal komme ich mit keiner meiner Ausreden an mein Ziel. Ich drehe das Glas hin und her. Wahrscheinlich sollte ich es den Kollegen lieber gleich gestehen. Immerhin ist heute in der Früh bei der Kontrolle der kleine Punkt noch auf und ab gehüpft, das Herz hat noch fest gepumpt, ja, sogar so etwas wie Arme und Beine konnte mir der Gynäkologe schon zeigen. Die Morgenübelkeit hat mich fest im Griff – auch mittags und abends und nachts. Die um zwei Körbchengrößen mutierten Brüste könnten auch als Beweis herhalten. Schwanger, auch wenn es sich gerade wieder gar nicht so anfühlt, weil mich im Moment weder seliges Mutterglück durchströmt noch irgendwelche Lebenszeichen meines Geheimnisses zu spüren sind.
Wie sage ich es meinem Chef? Je mehr ich an diese Schwangerschaft glaube, desto näher rückt der Moment des Geständnisses. Sage ich es bedauernd oder freudestrahlend? Unfall oder geplant? Muss ich das überhaupt sagen? Warum fühle ich mich wie eine Verräterin, warum plagt mich das schlechte Gewissen? Warum verkünden Männer ihre baldige Vaterschaft mit stolzgeschwellter Brust und Frauen mit vor Schuld gebeugtem Kopf?
„Komm schon, anstoßen!“, ertönt es abermals. Fieberhaft grüble ich nach einer Lösung, meine zitternde Hand erledigt das Problem ganz ohne mein Hirn. Sie stößt um statt an. Die Planungsmappe meines Chefs ist jetzt Geschichte, meine neue Jacke reif für die Putzerei. Aber mein Geheimnis, das ist noch einmal gerettet.
„Hallo, ich bin Julia, ich bin in der 22. Woche.“ Und die Gruppe antwortet: „Hallo Julia!“ Das, was hier einen Hauch von einem Treffen der Anonymen Alkoholiker verströmt, ist in Wirklichkeit eine Zusammenkunft einer ganz anderen Schicksalsgemeinschaft: Schwangerschafts-Yoga. Denn mit literweise Trinken, gesund Ernähren, Folsäurekapseln Schlucken, ausreichend Schlafen, am besten auf der linken Seite, damit das Baby optimal von der Plazenta versorgt wird, und ständig von Untersuchung zu Untersuchung Rennen (wenn man die Fortbewegung ab dem sechsten Monat noch so nennen kann) ist es noch lange nicht getan: Wer heutzutage eine verantwortungsbewusste Schwangere sein will, muss ganz schön viel tun. Vor allem aber viel weglassen. Sie muss nicht nur den altbekannten Übeln Alkohol und Nikotin abschwören, sie muss auf weiche Eier, Rohmilchkäse, Räucherlachs, Speck, Salami und Sushi verzichten und auf die meisten Sportarten gleich mit, weil sich Bauchmuskelübungen und die Möglichkeit zu stürzen nicht mit einer Schwangerschaft vertragen.
Yoga und Schwimmen bleiben als Empfehlung zur körperlichen Ertüchtigung über. Na gut, dann also Schwangerschafts-Yoga: Die vorsichtigen „Hallos“ beim Kennenlernen der runden Gruppe werden schnell abgelöst von ziemlich unverfroren-taxierenden Blicken auf die Bäuche der anderen. „Ganz klar, die entbinden bald.“ Der Gedanke drängt sich auf beim Anblick der prallen Kugeln rechts und links. Und doch sind die Damen teilweise sogar kürzer schwanger als ich, im fortgeschrittensten Fall zwei Wochen länger. Wie sich Männer in der Umkleidekabine fühlen, wird plötzlich klar – spätestens wenn einem der Satz „Ich habe den Kleinsten“ tatsächlich spontan und ohne Hintergedanken durch den Kopf geht.
Ob die vom anderen Geschlecht ihre Klischeeproblematik ähnlich kaschieren wollen wie meinereine die ihre im Schwangerschafts-Yoga? Während meine Nachbarin rechts stolz und triumphierend über ihren prallen Bauch reibt, halte ich peinlich berührt ein Handtuch vor meine Körpermitte. Und grüble, ob sich dieses Schwangeren-Paralleluniversum wohl nach neun Monaten wieder genauso schnell in die diätgeplagte Frauenwelt zurückverwandelt.
Soll sie hübsch sein? Alt? Jung? Wie soll die Frau aussehen, die mich durch die gruseligsten und, so munkelt man, schmerzhaftesten Stunden meines Lebens begleiten soll? Die Geburt meines Kindes rückt unaufhaltsam näher und ich wähle eine Hebamme.
Jede dritte Frau entbindet in unseren Breiten per Kaiserschnitt. Das ist aber nicht nur schlecht für das Gesundheitssystem, weil aufwändig und teurer, sondern auch für die Babys, sagt man. Denn denen fehlen dann etwa Vorgänge wie das Zusammenpressen der Lunge, durch das bei einer natürlichen Geburt das Fruchtwasser rausgequetscht wird.
Und egal wie einlullend das Wort „Wunschkaiserschnitt“ auch klingt, seitdem ich meine Freundin U. beobachten durfte, wie sie drei Tage nach ihrer (medizinisch notwendigen) Sectio die zwei Meter zum Lichtschalter schweißüberströmt in Millimeterschrittchen überwand, weiß ich – ein Spaziergang ist das auch keiner. Oder zumindest ein sehr, sehr beschwerlicher.
Also eine natürliche Geburt, Spontangeburt, wie das so schön heißt. Weil ich in Situationen, in denen Kontrollverlust droht, aber lieber alles kontrolliere, was ich kann, plane ich voraus und setze meine Hoffnungen in eine Hebamme mit Rufbereitschaft, die meine Entbindung im Krankenhaus begleitet. Ja, auch ich kenne viele, die zuhause im Ehebett oder in der Eckbadewanne geboren haben. Aber das reizt mich nicht. Wegen der medizinischen Sicherheit erstens, eh klar. Aber vor allem: Alles, was ich bis jetzt gehört habe, besagt, dass Geburten keine klinisch sauberen Angelegenheiten sind. Mit welchen Erinnerungen ist das Ehebett dann für immer besudelt? Wer putzt dann alles wieder blitzeblank? Muss man die Nachbarn frei nach Einweihungsparty-Etikette auf ein Glaserl vorbeibitten, weil es „heute vielleicht ein bisserl lauter werden kann“?
Nein, nein. Ich beschäftige mich lieber wieder mit den Hebammen. Die wirklich wichtigen Fragen beantworten sie auf ihrer Homepage nicht. Sieht es Marina als persönliches Versagen, wenn Frauen mehr Schmerzmittel als ein paar Globuli zu sich nehmen? Motiviert Karin durch liebevolles Zureden oder durch harsche Worte? Und: Was wäre mir eigentlich lieber? Vielleicht doch ein „Wunschkaiserschnitt“. Weil das so nett nach „Wunschkonzert“ klingt.
Schwanger, 31. Woche. Die Welt rund um mich hat sich verändert, und das nicht nur, weil sie plötzlich fast nur noch von Babys und Babybauchträgerinnen bewohnt wird.
Nein, verändert hat sich auch mein Verhalten. Gleich nach Dienstschluss schlafe ich, dafür liege ich in den Nachtstunden wach, weil entweder die Blase mich aufweckt oder das Kreuzweh. Und Umdrehen mit integriertem Mitbewohner, das ist eine Prozedur, die frau auch nicht einfach so im Schlaf hinter sich bringt. Anlauf nehmen, rüberwuchten, bisschen stöhnen, das gehört dazu. Danke, ja, ich habe des Öfteren vernommen, dass diese kurzen Nächte eine Vorbereitung auf die Zeit mit Baby sein sollen, es begeistert mich deswegen aber noch lange nicht.
Ich weine. Zum Beispiel bei dieser einen Werbung, wo das Baby mit den großen blauen Augen so treuherzig vom Bildschirm blickt, direkt in mein Schwangeren-Herz. Aber auch beim televisionären Anblick von Yaks im Schnee. Weil das so herzzerreißend ausgesehen hat, wie sie dagestanden sind. Und ja, nach den letzten Zeilen vermuten Sie es wahrscheinlich schon – ich zweifle an meiner Zurechnungsfähigkeit.
Allerdings auch an der der Krankenkassa – immerhin habe ich die mir verschriebenen Stützstrümpfe bekommen –, die Haftränder, damit die auch an den Beinen oben bleiben, musste ich aber selber zahlen.
Andere Kugelige grüßen mich verstohlen oder freudestrahlend auf der Straße, so ein Babybauch verbindet. So wie bei den Motorradfahrern, die lässig den Finger heben, wenn sie sich auf der Landstraße entgegenbrausen, sind auch wir offensichtlich ein eingeschworener Club.
Wir, die Schwangeren, wohlgemerkt. Mit den Müttern habe ich gerade relativ wenig am Hut. Neben Frauen, die ihre Kinder bereits auf- und abschleppen, fühle ich mich im Moment wie eine Maturantin neben Studentinnen, wie eine Schülerin neben einer, die schon mitten im Berufsleben steht. Frei nach dem Motto: Das alles wartet auf mich, irgendwie bereite ich mich auch darauf vor, aber Ahnung habe ich keine davon.
Angeblich ist das alles normal in einer Schwangerschaft. So wie die Kilos, die sich fast sekündlich mehr um meine Hüften schmiegen. Wenigstens eine erwartete Veränderung ist nicht eingetreten. Ich bin weder ständig gereizt noch gerührt, meine Launen habe ich voll im Griff. Gleich wieder. Nachdem ich das Schluchzen aufgehört habe, weil da im Fernsehen schon wieder das blauäugige Baby war. Und mir jemand ein Ende für diese Kolumne sagt. SOFORT!
Ich knie auf einer Matte, 20 Augenpaare richten sich konzentriert auf meinen Hintern. Ich übe den Vierfüßler-Stand, so hat die Leiterin des Geburtsvorbereitungskurses mich auserkoren, probezugebären. Und während sie eine Puppe zwischen meinen Beinen hervorzaubert, tritt der Lernerfolg ein: weniger über Atmung und Haltung als über Schamgefühle.
„27 Stunden höllische Schmerzen, dann blieb das Baby im Geburtskanal stecken.“ „Nicht auszuhalten, aber auch nicht aufzuhalten.“ Ja, Mütter erzählen Schwangeren gerne von ihren Geburten, an Blut, Wehendauer und abschreckenden Adjektiven wird dabei nicht gespart.
Überzeugender klingt das bei denjenigen, die sich dann auch konsequent zur Ein-Kind-Familie entschlossen haben. Die, die Geschwisterkinder in die Welt gesetzt haben und bei der Detailbeschreibung der „schlimmsten Stunden ihres Lebens“ dieses leicht fiebrige Glitzern in den Augen nicht unterdrücken können, bringen sich selbst in den Verdacht, nur zweifelhafte Auskunftsgeber zu sein. Zumindest tut man als Schwangere gut, daran zu glauben.
Dennoch: Monatelang aufgeladen mit jeder Menge Horrorgeschichten soll ein Wochenende alles wieder ins rechte Licht rücken: Geburtsvorbereitung für Paare steht auf dem Programm. Dort wird schnell die Schwangerste zur Rudelchefin, sie kann am öftesten wissend nicken, wenn Physiotherapeutin und Hebamme über die zahlreichen Schwangerschafts-Zipperlein referieren.