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Sexualität als spannendste Form von Persönlichkeitsentwicklung Obwohl ich meinen Sex abwechslungsreich gestaltete, blieb die Zufriedenheit irgendwann immer mehr aus. Als sich dann sogar Unlust einstellte, fragte ich mich: Kann das schon alles gewesen sein? Ich suchte Antworten und fand heraus: Es gibt einen Zusammenhang zwischen Sex und Persönlichkeit. Für mehr Spaß im Bett ist die eigene Entwicklung ausschlaggebend und diese kann sogar über Sex erfolgen. Über mehrere Jahre sammelte ich Wissen, machte Erfahrungen und entwickelte mich. Die Zusammenfassung davon und die Vision für einen Weg zu erfüllterem Sex findest du in diesem Buch. Flow Sex bietet dir Anregungen und Inspirationen für deinen Weg zu bewusst gelebter Sexualität, die dir eine wundervolle Wechselwirkung ermöglicht: Über Sex zu mehr Wachstum und Gewinn in allen Lebensbereichen sowie erfüllteren Sex durch persönliche Entwicklung.
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Seitenzahl: 226
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Wichtige Hinweise
Vorwort
Kann das schon alles gewesen sein?
Go with the Flow Sex
Was ist Flow?
Was ist Flow Sex?
Was bringt Flow Sex?
Was „kostet“ Flow Sex?
Wie geht Flow Sex?
Merkmale Nicht-Flow Sex
Merkmale Flow Sex
Weitere Merkmale
Grow with the Flow Sex: Die 3 Säulen
Säule #1
Discover the Flow Sex
Flow (Sex)-Elemente
Das Ziel
Der Weg
Sex beginnt im Kopf
Bejahe deinen Sex
Lifestyle deinen Sex
Erotisiere deinen Sex
Flow Sex beginnt nicht nur im Kopf
Gehe deinen Flow Sex-Weg
Kenne deinen Flow Sex-Weg
Säule #2
Trust the Flow Sex
Flow (Sex)-Elemente
Anforderungen
Mühelosigkeit
(
Selbst-)Sicherheit
Im Bett gut sein WOLLEN
Erkenne deinen Sex
Realisiere deinen Sex
Subjektiviere deinen Sex
Sich im Bett gut FÜHLEN können
Fühle deinen Sex
Steuere deinen Sex
Kommuniziere deinen Sex
Säule #3
Be the Flow Sex
Flow (Sex)-Elemente
Erleben von Zeit und Raum
Aufmerksamkeit & Präsenz
Eins sein
Gut im Bett SEIN können
Erlebe deinen Sex
Sei dein Sex
Sich gut im Bett SPÜREN können
Achte auf deinen Sex
Versinnliche deinen Sex
Im Bett gut LIEBEN können
Liebe deinen Sex
Verliebe dich (neu) in deinen Sex
Dein sexuelles Profil
Epilog
Quellen & Empfehlungen
Von ganzem Herzen Danke
Über die Autorin
Dieses Buch enthält Wissen und Anregungen für die eigene Persönlichkeitsentwicklung. Wer diese anwendet, handelt in eigener Verantwortung. Die Autorin beabsichtigt keinerlei therapeutische Ratschläge zu geben. Deswegen haftet sie auch nicht für resultierende Ergebnisse welcher Art auch immer. Im Bedarfsfall sind Personen des Vertrauens mit therapeutischer Kompetenz aufzusuchen!
Die Informationen in diesem Buch sind nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert und wiedergegeben. Dennoch wird darauf hingewiesen, dass die Gültigkeit sowie die Vollständigkeit durch die Autorin nicht gewährleistet werden.
Dieses Buch versucht eine möglichst geschlechterinklusive Sprache zu verwenden, die Personen aller Geschlechteridentitäten anspricht. Die Inhalte dieses Buches sind geschlechterunabhängig und unabhängig davon, in welchen Formen und Strukturen Sexualität gelebt wird. An manchen Stellen werden biopsychosoziale Geschlechtermerkmale erwähnt, die so sein können, jedoch nicht bei jeder/jedem so sein müssen und weiters keinesfalls Rollenbilder darstellen oder bestätigen sollen. Jeder Mensch trägt sowohl weibliche als auch männliche Anteile in sich und deshalb sind Merkmale nur eine theoretische Kategorisierung, die von Mensch zu Mensch unterschiedlich ausgeprägt sein kann.
von Manuel Harand, Psychologischer Berater
https://sexhochdrei.at/, Salamanderblut.at), Liebes-schule.at)
Wenn Ulrike etwas macht, dann macht sie es ganz. Und so hat sie sich keine leichtere Aufgabe gewählt als jene des sagenumwobenen Ritters Parzival mit seiner Suche nach dem heiligen Gral. Der Heilige Gral, um den es in diesem Buch geht, ist Flow Sex. Und das ist wahrlich kein leichtes Unterfangen in einer Gesellschaft, in der eine bewusste und ganzheitlich gelebte Sexualität leidet wie der dahinsiechende König Amfortas in seiner Gralsburg. Parzival hat eine Mischung aus Mut, Ausdauer, Hingabe und persönlicher Transformation ans Ziel geführt, um den König zu erlösen und Hüter des Grals zu werden. Diese ritterlichen Eigenschaften sehe ich auch in Ulrike und ich fühle mich geehrt, dass sie mich danach gefragt hat, das Vorwort für dieses Buch zu schreiben.
Sowohl meine Lebenserfahrung als Privatperson, als auch meine beruflichen Erfahrungen als Therapeut und Workshopleiter rund um die Themen Intimität, Sexualität und Beziehung, haben mir gezeigt, dass Sex nicht einfach nur Sex ist. Sex ist mehr als ein Werkzeug zur Fortpflanzung, mehr als das Ausleben animalischer Lusttriebe und mehr als der Abbau aufgestauter Spannung. Zu mir kommen Menschen meistens dann, wenn Sexualität in ihrem Leben zu einem Problem wird – entweder für sie selbst oder für ihre Beziehungspartner*innen. Bei der Auseinandersetzung mit diesem Thema wird ihnen dann oft nach und nach bewusst, dass es bei ihren Herausforderungen nicht nur um Sex geht, sondern dass Sex ein Spiegel für ihr ganzes Leben sein kann und einige der wichtigsten Lebensfragen daran geknüpft sind:
Wer bin ich und was will ich wirklich? Was sind meine Bedürfnisse und wie kann ich sie äußern? Wo sind meine Grenzen und wie kann ich sie kommunizieren? Wie gehe ich mit meinen Gefühlen und mit meiner Lebendigkeit um? Wie gut kann ich spielen und gestalten und wie geht es mir damit, mich auf die Impulse anderer Menschen einzulassen? Wieviel Raum nehme ich mir und wie steht es um meinen Selbstwert und meine Fähigkeit, mich selbst zu lieben? Wo stehen mir meine Scham und meine Unsicherheit im Weg und wie kann ich inmitten dieser unangenehmen Gefühle doch irgendwie vorwärtsgehen?
Ulrike hat ein Buch geschaffen, mit dem du nicht nur etwas über ganzheitlichen Sex lernen kannst, sondern bei der Beschäftigung mit diesem Thema auch etwas über dich selbst. Flow Sex spiegelt vieles von dem, was Ulrike in ihrer eigenen sexuellen Reise begegnet ist und womit sie sich intensiv und ehrlich auseinandergesetzt hat. Es erzählt zwischen den Zeilen immer wieder auch von ihren eigenen Wunden und Unvollkommenheiten, die Antrieb waren, sich so ausdauernd und hingebungsvoll diesem Thema zu widmen und letztlich dieses Buch auf die Welt zu bringen.
Flow Sex ist nicht nur ein Buch, sondern Inspiration und Ausgangspunkt für eine Reise zur Entdeckung der eigenen Sexualität. Ulrike hat viele Modelle und Ansätze zusammengetragen und macht diese zu einem großen und schönen Patchwork. Ich glaube, das liegt in ihrer Natur, denn sie hat auch eine künstlerische Ader, die sich immer wieder ausdrücken mag. Man hätte aus der Fülle der Themen leicht ein mehrbändiges Werk machen können – doch dann hätte Ulrike zu wenig Zeit gehabt, um Menschen auch mit ihren kreativen Arbeiten zu erfreuen oder sich in der Praxis weiterhin Flow Sex zu widmen *zwinker*.
Deshalb konnte sie einige Themen nur streifen. Das kann jedoch für dich liebe*r Leser*in eine Einladung sein, diese für dich selbst zu vertiefen und zu entdecken, was dich neugierig macht und berührt.
Ich wünsche mir, dass dieses Buch – über 50 Jahre nach der sogenannten sexuellen Revolution – dazu beiträgt, uns als Menschheit in eine sexuelle Evolution zu begleiten. Eine Evolution in eine Zukunft, in dem Sex in unserer Gesellschaft die Tiefe, die Magie, die Heilkraft, die Schönheit und die Ganzheit zur Entfaltung bringen kann, die ihm immer schon innegewohnt hat. Eine Zukunft, in der Ulrike kein Buch mehr über Flow Sex schreiben muss, weil er zur Norm geworden ist und wir ihn schon alle leben.
Alles Liebe!
Manuel
Liebe*r Leser*in,
ich freue mich, dass du mein Buch in der Hand hast und gespannt darauf bist, es zu lesen! Jetzt würde ich gerne wissen: Was war deine Motivation, dein Impuls? Welche Erwartungen hast du an das Buch und was soll es dir bringen? Klar kannst du mir gerade die Antworten darauf nicht geben. Aber das ist gleich ein wunderbarer Einstieg – ein Vorgeschmack auf das, was dich in diesem Buch bzw. bei Flow Sex erwartet: ein immer wiederkehrendes Reflektieren und Wahrnehmen, Spüren und sich (seiner selbst) bewusst(er) werden.
Für viele Menschen gehört ein erfülltes Sexleben dazu, um sich wohlzufühlen. Tatsächlich haben viele Menschen aber nicht den Sex, den sie gerne haben möchten oder zu wenig davon. Das scheint kaum vorstellbar zu sein. Wir leben doch in einem aufgeklärten Zeitalter, alle Informationen sind verfügbar, Vorgenerationen haben bereits „die Arbeit“ gemacht und uns den Weg zur sexuellen Befreiung geebnet. Sex springt uns doch förmlich ins Gesicht, sobald wir auf die Straße gehen, den Fernseher einschalten oder wir unsere Social Media-Kanäle öffnen.
Wie kann es also sein, dass viele Menschen nicht den Sex haben, den sie gerne hätten und den, den sie haben, oftmals maximal als befriedigend empfinden? Ich meine ein Befriedigend war vielleicht in der Schule OK, wenn man nicht so hohe Ansprüche hatte und einfach durch das Schuljahr kommen wollte. Aber beim Sex? Da reicht uns das doch nicht, oder? Auch manche Menschen, mit denen ich für die Erstellung dieses Buch gesprochen habe und die ich sexuell für durchaus aufgeschlossen halte, meinten, dass es in ihrem Sexleben noch Luft nach oben gebe. Und selbst ich sage das von mir, obwohl ich mich bereits bewusst auf den Weg zu Flow Sex gemacht habe.
Das lässt mich vermuten, dass wir doch noch nicht so aufgeklärt sind, doch noch nicht so befreit und uns doch nicht so viele Informationen zur Verfügung stehen, wie wir alle glauben.
Vielleicht sind es auch oft verdrängte Gefühle wie Scham oder Ängste, die uns daran hindern den Sex zu haben, den wir uns wünschen. Oder ist es vielleicht so, dass wir eine gewisse Vorstellung – ein mentales Konzept – davon haben, wie erfüllter Sex sein sollte, dieses Konzept aber nicht der Realität entspricht? Fragen über Fragen! Aber ich kann dir versprechen, dass ich in diesem Buch viele Bereiche beleuchte und dir vielleicht auch die eine oder andere konkrete Antwort gebe.
Fakt ist, egal welches Geschlecht, egal welche sexuelle Orientierung oder welche sexuellen Präferenzen – uns vereint eine gewisse Vorstellung von glücklich sein, auch in unserem Sexleben. Um dieses Glück zu „finden“, gibt es aber keine allgemein gültige Formel, denn jede und jeder von uns hat ein eigenes sogenanntes sexuelles Profil, das so einzigartig ist wie eine Schneeflocke oder ein Fingerabdruck.
Weißt du, wie dein sexuelles Profil aussieht? Das ist wichtig, denn es zeigt dir auf, was du mit ins Bett nimmst. Vieles in diesem Buch kann dir Input geben, wie du dir deinem sexuellen Profil bewusst(er) werden kannst. Im letzten Kapitel steht dir dafür auch ein mehrseitiger Fragenkatalog zur Verfügung. Für den Anfang lade ich dich ein, ein wenig von meinem sexuellen Profil – oder auch meiner sexuellen Geschichte – zu erfahren. Du kannst versuchen nachzuspüren, ob es Ähnlichkeiten zu deinem gibt. Und du wirst erfahren, wie es zu diesem Buch kam und was der Grund und die Motivation dazu waren.
Und schon fühle ich Scham. In meinem Bauch grummelt es und mein Atem ist ganz flach und schnell. Meine Gedanken überstürzen sich: „Oh mein Gott, was soll ich da jetzt erzählen? Darf ich das? Oder werde ich zu offen und erzähle ich womöglich zu viel über mich?“. Wie du siehst, bereits darüber zu sprechen kann Blockaden zeigen. Und obwohl ich mich schon einige Jahre damit beschäftige und Ausbildungen absolviert habe, geht es mir so. Ich erzähle dir aber gern von meiner Scham, meinen Bedenken und davon, dass auch jenen Personen manchmal so geht, die beruflich mit Sexualität zu tun haben. Ich hoffe, dich damit zu unterstützen, denn ich traue mich zu behaupten, auch du kennst irgendeine Form von Scham, wenn es um Sexualität geht. Aber: Sie ist "normal", völlig natürlich und du bist nicht allein damit!
Also, los geht´s …
Bereits im Kindergartenalter bemerkte ich, dass mein Körper Lust empfinden kann – selbstverständlich war ich noch weit davon entfernt zu wissen, was das ist und worum es geht. Mich anzufassen und zu berühren, gar zwischen den Beinen, das geschah natürlich heimlich – erst recht ab dem Zeitpunkt, als ich "erwischt" wurde und es dafür gehörigen Tadel regnete. Meine ersten Eindrücke von Sexualität erhielt ich sehr früh. Schon im Volksschulalter war ich der Popkultur verfallen und kaufte mir heimlich und verbotenerweise eine gewisse Jugendzeitschrift. Die Seiten über Musik und verschiedene Bands interessierten mich aber bei weitem nicht so sehr wie die Artikel des "Doktoren-Teams", die über Liebe und Sexualität informierten.
Und das war es dann schon fast mit meiner sogenannten Aufklärung. Zu Hause war dieses Thema einfach nicht existent und auch in der Schule wurde kaum über Sexualität gesprochen. Im Unterricht beschränkte sich die Information des Lehrpersonals ausschließlich auf die Funktionalität des Körpers, Schwangerschaftsvermeidung und Vorbeugung von Krankheiten. Deshalb versuchte ich mir die Welt der Sexualität Stück für Stück selbst zu erklären. Da mal ein Bild von nackten Menschen, bei dem ich mir dachte: „Wie geht denn das, dass der Penis (kindliches Gekicher: „Hihi, die hat Penis gesagt.“) da rein (was das ist, sagt man ja nicht) kann. Dort mal in einem Film eine Sexszene aufgeschnappt mit einer vermeintlichen Erkenntnis darüber, dass es das wäre.
Mein erster Kuss war mit 13. Mein erster Sex – im Sinne von „mit Geschlechtsverkehr“ war mit 16. Damit liege ich im Durchschnitt. Nicht, dass es mir wichtig wäre, einer Statistik zu entsprechen. Im Gegenteil. Was Sex betrifft, rate ich dir, dich weniger mit Statistiken zu befassen. Wie schon erwähnt, jeder hat sein eigenes sexuelles Profil und irgendwo nicht „der Norm“ zu entsprechen oder gar „unter Durchschnitt“ zu liegen, sagt rein gar nichts über dich aus. Ich möchte mit meinen Angaben nur zwei Dinge ansprechen:
Wie viele Jugendliche habe auch ich meine ersten sexuellen Erfahrungen mit anderen in diesem Alter gemacht und vor allem nur deshalb, weil es "dazu gehörte". Ich hatte nicht nur wenig Ahnung von Sex. Ich hatte auch überhaupt kein Gefühl und Gespür dafür, ob es zu diesem Zeitpunkt für mich schon richtig war und ob es das Richtige für mich war, was ich tat. Woher sollte ich es auch wissen? Wo in unserer Gesellschaft lernt man denn über Sex und über Lust, wo lernt man auf sich zu achten, sich zu spüren, seine eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Grenzen kennen zu lernen, etc.?
Später als junge Erwachsene in meinen Zwanzigern, war es nicht viel besser. Im vermeintlichen Glauben doch jetzt schon alles zu wissen, lebte ich halt Sex so wie ich glaubte, wie Sex zu sein hätte. Ich lebte Sex so, wie ich glaubte, dass ich mich verhalten müsse, um auch sexuell reif und aufgeschlossen zu sein. Aber eigentlich lebte ich Sex nicht – ich stellte Sex nach.
Anfang meiner Dreißiger wurde ich dann (vermeintlich!) ganz cool! Wahrscheinlich spürte ich unbewusst schon damals, dass Sex mehr oder was anderes sein sollte als das, was ich bisher erfahren hatte. Was habe ich gemacht? Ich habe angefangen zu experimentieren und das nicht zu wenig. Kleidung, Pornos, so viele Stellungen wie möglich oder verschiedene Sextoys war sowieso schon Standard. Jetzt probierte ich es auch noch mit dem eigenen Geschlecht oder mit verschiedenen Praktiken abseits des „Gängigen“.
Gerade überkommt mich wieder Scham. Ich bewerte mich und denke mir, ob das nicht sehr spät war, um zu experimentieren und der eigenen Sexualität auf die Spur zu kommen (so viel dazu, was Statistiken und „sich mit anderen vergleichen“ anrichten kann). Und ich bewerte mich, wissend, dass ich es wieder nicht gelebt, sondern nur nachgestellt habe.
Bis ich auch diese Experimentierphase nach ein paar Jahren sein ließ, weil ich – dieses Mal schon bewusst – spürte, dass mir das nicht die Erfüllung brachte, die ich wollte. Mir wurde auch bewusst, dass ich mir eigentlich gar nichts Gutes damit getan hatte, vor allem psychisch. Damit meine ich nicht, dass ich mich dafür schämte, WAS ich getan habe, sondern WIE ich es getan habe – nachstellend, performend, unbewusst, mich nicht wirklich spürend, meine wahren Bedürfnisse, Wünsche und Grenzen nicht kennend.
Es folgten einige Jahre, in denen ich sexuell fast abstinent war. Nachvollziehbar für mich, denn wie sollte Lust an der Lust entstehen, wenn der Sex keinen Spaß machte, nur mäßig befriedigte und teilweise sogar verletzend war. Was ich mich in diesen Jahren aber immer wieder gefragt habe war:
Kann das schon alles gewesen sein?
Und jetzt gerate ich etwas ins Stocken mit meinen Erzählungen, denn es ist eine Frage nach Henne oder Ei. Ziemlich zeitgleich haben mich zahlreiche Aus- und Weiterbildungen, eine starke Entwicklung meiner Persönlichkeit, inspirierende Begegnungen mit unzähligen Menschen und anregende Gespräche auf meinen Weg gebracht. Durch all diese Erfahrungen konnte ich beginnen zu erkennen, dass Sex auch anders gehen kann. Heute weiß ich: Meine bisherigen Erfahrungen waren bei Weitem noch nicht alles, was möglich ist.
An dieser Stelle möchte ich festhalten, dass erfüllender Sex völlig unabhängig ist von Beziehungsformen oder sexuellen Präferenzen. Worauf es ankommt bzw. von einem möglichen Weg (von vielleicht vielen) zu erfüllendem Sex, erzähle ich dir in diesem Buch.
Auf diesem Weg wurden mir viele Dinge klar, wie beispielsweise:
Der Mensch ist ein Säugetier, aber im Gegensatz zu anderen Säugetieren besitzen wir ein Bewusstsein. Und es gibt einen direkten Zusammenhang wischen Sexualität und unserem Bewusstsein bzw. unserer Persönlichkeit.
Ich erfuhr bisher Befriedigung, jedoch selten Erfüllung. Die Befriedigung hielt oft nicht sehr lange an und nach Hochgefühlen folgten auch Tiefs. Oft war nicht der Weg das Ziel. Weil ich es nicht besser wusste, standen Leistung, Performance und „gut sein (müssen)“ im Vordergrund. Meist beschränkte sich die Befriedigung auf den Körper – und hier auch nur auf einige Teile dessen.
Weiters glaubte ich, Sex kann jede*r und es gäbe nichts zu lernen. Es ist doch ein natürlicher Trieb und was es zu wissen gibt, lernt man doch durch Aufklärung und Medien. Dass Aufklärung trotz vermeintlich sexueller Revolution in den 1960er und 1970er Jahren aber immer noch viel zu wenig und teilweise auch immer noch mit Mythen, Annahmen und bereits wissenschaftlich widerlegten Informationen stattfindet, dass ich nie wirklich meinen Körper kennen gelernt habe, nie gelernt habe mich zu spüren, nie meine wirklichen Bedürfnisse und auch Grenzen entdeckt habe – das wurde mir erst in den letzten Jahren klar.
Früher glaubte ich, nur meinen Körper, meine Fantasien und meine (vermeintlich wahren) Wünsche und Bedürfnisse mit ins Bett genommen zu haben. In Wirklichkeit war mein Körper viel weniger dabei als gedacht, denn gespürt habe ich mich nur begrenzt. Und auch meine wahren Bedürfnisse kannte ich nicht wirklich. Ich glaubte sie zu kennen, verwechselte sie aber mit Vorstellungen bzw. einem Glauben darüber, wie guter Sex sein müsste.
Gar nicht gemerkt hatte ich, dass dafür ganz viele andere Dinge mit ihm Bett waren: meine gesamte persönliche Geschichte, Ängste, Scham, Verletzungen, Unsicherheiten, Glaubenssätze über mich und meine Sexualpartner*innen – einfach alles, was mich geistig und emotional als Mensch ausmacht. Als ich dann begann, nach und nach alle sich mit im Bett befindlichen Anteile zu entdecken, merkte ich, dass Sex – egal ob in einer Beziehung oder unverbindlich – etwas mit mir macht und Auswirkungen darauf hat, mir meiner selbst bewusster zu werden. Auch merkte ich, wie viel Ausdruckskraft von meinem wahren Selbst in Sexualität liegen kann, wenn ich diese nicht nur befriedigend, sondern auch erfüllend, nicht nur performend, sondern auch wirklich spürend und lebendig gestalte.
Auch wenn der größere Teil meiner sexuellen Entwicklung noch vor mir liegt – erfreulicherweise ist es so, ich darf noch viel entdecken und erfahren – hatte ich nach ca. zwei Jahren auf diesem Weg die Initialzündung dafür, wie ich gerne mein weiteres Sexualleben gestalten möchte. Und ich habe dafür einen Begriff definiert:
Flow Sex
Nein, den Begriff Flow und dessen Definition habe ich selbstverständlich nicht erfunden. Und Flow mit Sex in Zusammenhang gebracht haben auch schon andere vor mir.
Aber ja, der Begriff Flow Sex stammt von mir und den gab es (so) vorher noch nicht.
Nein, Flow Sex ist nichts Neues und Innovatives, sondern enthält Elemente, auf die schon viel klügere Köpfe als meiner schon lange vor mir gekommen sind. Aber ja, ich setze diese Elemente kreativ und neu zusammen.
Ja, es ist ein sehr persönlicher Einblick, der keinesfalls Anspruch auf Vollständigkeit oder gar Richtigkeit für alle Menschen erhebt. Aber nein, du wirst hier nicht nur meine Meinung und persönliche Ansichten vorfinden. Dass Flow Sex nicht nur für mich, sondern auch für andere Menschen ein Weg sein kann, wird dir dadurch gewährleistet, dass dieses Buch mit beispielsweise Wissen aus Ausbildungen, Sachliteratur und Reflexion durch Fachpersonen verfasst wurde.
Im Grunde ist es bei diesem Buch wie mit allem: Egal, ob du etwas in der Klatschkolumne des größten Schundblattes liest, oder in einer weltprämierten Professor*innen-Publikation – ob es für dich passt und stimmig ist, ob das auch ein Weg für dich ist, kannst und sollst nur du entscheiden!
Wie war die Erzählung über meine sexuelle Geschichte für dich? Konntest du dadurch schon etwas deiner Eigenen auf die Spur kommen? Gibt es vielleicht Ähnlichkeiten zwischen deiner und meiner Entwicklung?
Ich hoffe, ich konnte dich anregen, dass du dieses Buch jetzt nicht aus der Hand legst, sondern schon ganz gespannt darauf bist, mehr über Flow Sex zu erfahren. Ich lade dich ein, lasse dich mitnehmen auf eine kleine Reise – vielleicht auch zu mehr Genuss und Erfüllung in deinem Sexleben!
Was ist Flow?
Flow kann objektiv gemessen werden. Viele Organe, wie beispielsweise unser Gehirn, erzeugen elektrische Signale. Mittels EEG können diese Gehirnströme gemessen werden. Hier spricht man von Flow, wenn jene Gehirnareale, die für das logische Denken zuständig sind (arbeitshypothetisch linke Gehirnhälfte genannt), nicht mehr die Haupttätigkeit haben, sondern auch die (arbeitshypothetisch) rechte Gehirnhälfte, z.B. für Kreativität und Intuition zuständig, im gleichen Ausmaß aktiv ist. Dieser Zustand wird auch Alpha-Zustand oder Halbbewusstsein genannt. Auch messbar sind die positiven Auswirkungen von Flow, beispielsweise mit einem EKG über die Herzfrequenzvariabilität oder über die Messung der Hautleitfähigkeit, die die entspannende Wirkung auf das vegetative Nervensystem aufzeigt.
Fragst du unterschiedliche Personen, was Flow für sie bedeutet, wirst du verschiedenste Antworten erhalten. Im Flow zu sein, kann zwar objektiv gemessen werden, du wirst dich aber beim Sex nicht an ein Messgerät anschließen lassen wollen. Eigentlich ist es auch egal, was jemand anderer oder ein Messgerät sagen: Für dein Empfinden zählen nur deine Wahrheit und das, was du spürst! Das Flow-Empfinden ist subjektiv und demnach individuell.
Auch wenn das Empfinden subjektiv ist, denken die meisten Menschen dabei an ähnliche Dinge wie z.B. entspannt sein, sich treiben lassen, relaxed und gechillt sein, glücklich und zufrieden sein, gelassen sein und auf das Leben reagieren, so wie es kommt. An was denkst du dabei? Und welche Bilder hast du vor Augen?
Ich sehe beispielsweise das Bild sonnengebräunter Menschen, die mich selig lächelnd von der letzten Welle mit dem Surfbrett unter der Hand mit dem „Hang loose“-Zeichen begrüßen. Oder von Menschen im Schneidersitz, die zum Duft von Räucherstäbchen Licht und Liebe atmen. Es sind eher stereotypische Klischees, die ich vor meinem geistigen Auge habe. Früher konnte ich persönlich wenig damit anfangen und mir auch nicht vorstellen, dass das auch bei mir "funktioniert". Dabei ist Flow ein natürlicher Zustand, den jede und jeder sogar im Alltag erleben kann, wenn bestimmte Bedingungen gegeben sind.
Früher dachte ich auch „im Flow sein“ wäre nur ein geflügeltes Wort. Schon einige Zeit vor meiner Entdeckung von Flow Sex erfuhr ich, dass es nicht nur das ist. Flow wurde mit anderen Worten schon lange wissenschaftlich und literarisch erwähnt und beschrieben. Und 1975 wurde der Begriff dann offiziell durch den ungarisch-amerikanischen Professor Mihály Csíkszentmihályi definiert. Er gilt als Pionier der sogenannten Glücksforschung und hat zu dem Thema mehrere Bücher verfasst. Er erklärte erstmals ausführlich, welche Elemente es benötigt, um in ein Flow-Erleben zu kommen.
Die wichtigsten Punkte zu Flow sind …
Flow ist keine Technik, kann also im klassischen Sinn nicht erlernt werden.
Flow ist nicht willentlich erzeugbar.
Flow ist ein Zustand jenseits des Verstandes.
Flow kann entstehen durch innere Haltung und einen den Flow unterstützenden Lifestyle.
Kennst du das Flow-Empfinden und wie beschreibst du es für dich? Warst du dabei sprichwörtlich „im Fluss“? Hast du dich völlig in einer Handlung vertieft und bist darin total aufgegangen? Hast du dich in der Tätigkeit treiben lassen und warst nur im Moment? Hast du alles rundherum und die Zeit dabei vergessen? Ging es dir „leicht von der Hand“ und wie von selbst? Fühltest du dich dabei „in deiner Mitte“, in dir ruhend und vielleicht gleichzeitig voller Power? Oder ging es dir ganz anders dabei?
Hier gibt es keine richtigen oder falschen Antworten. Unterm Strich geht es eigentlich nur um eines: Es ist ein wunderbares Gefühl – während der Handlung und auch danach – das uns glücklich und zufrieden sein lässt.
Was ist Flow Sex?
Flow Sex ist eigentlich nichts anderes als Sex im Flow-Zustand und kann dir die Möglichkeit bieten, im und durch Flow Sex glücklicher, zufriedener und erfüllter zu werden – und das nicht nur in deinem Sexleben. Seine Definition beinhaltet viele Elemente, die auch schon für Flow allgemein festgelegt wurden. Näheres dazu wirst du in den Kapiteln zu den drei Säulen des Flow Sex erfahren.
Wenn du dich fragst, ob Flow Sex auch etwas für dich und dein Leben bzw. deine Lebensumstände sein kann, dann traue ich mich – ohne dich zu kennen – mit Überzeugung „JA“ zu sagen. Denn Flow Sex kann unabhängig davon erlebt werden, …
welches biologische Geschlecht du hast.
ob und welchem Geschlecht du dich zugehörig fühlst.
wen oder was du körperlich, emotional oder geistig liebst.
in welcher Beziehungs- oder Nicht-Beziehungsform du dabei bist. Er kann sogar bei einem One-Night-Stand stattfinden.
wie viele Personen beteiligt sind – zwei, mehrere oder nur du allein.
ob sich die Beteiligten gerade erst kennen gelernt haben oder sich schon seit Jahren kennen.
wie alt die Beteiligten sind (vorbehaltlich sie sind sexuell mündig!), wie sie aussehen oder auch ob sie vielleicht körperlich eingeschränkt sind.
Extra erwähnen will ich, dass Flow Sex – genauso wie Flow – keine Technik ist. Es kann alles sein! Deshalb ist es auch nicht wichtig, ob du dir beim Sex gerne den Hintern versohlen lässt oder du am liebsten zum Duft von Räucherstäbchen durch dein Wurzelchakra atmest. Das sind natürlich nur stereotypische Beispiele. Bitte stell dir jegliche sexuellen Präferenzen vor, die dir einfallen – unabhängig davon, ob es deinen entspricht oder nicht.
Wenn ich etwas in der Aufzählung vergessen habe und dir noch etwas einfällt, dann ergänze es bitte. Die einzig wichtige Grundlage für Flow Sex ist, dass er einvernehmlich zwischen mündigen Erwachsenen stattfindet.
Was bringt Flow Sex?
Bei der Frage, wozu die menschliche Sexualität dient, werden in der Sexualwissenschaft aktuell vier Hauptfunktionen angeführt:
Fortpflanzung
Lust
Bindung
Identitätsstiftung
Dabei zu bemerken ist, dass diese Funktionen stark beeinflusst sind von der kulturellen Herkunft und sie auch immer in irgendeiner Form miteinander in Verbindung stehen.
Fortpflanzung
Um sich fortpflanzen zu können benötigt es nicht unbedingt Flow Sex, auch wenn es dadurch natürlich „schöner“ werden kann. Sollte der Fortpflanzungswunsch bestehen, hier aber Hindernisse oder Probleme auftreten, fällt dies in einen medizinischen und/oder therapeutischen Bereich. Diese Bereiche entsprechen nicht meiner Kompetenz, deshalb enthalte ich mich hier einer Stellungnahme. Meiner persönlichen und subjektiven Meinung nach kann Flow Sex die Fortpflanzung bei psychologischen Aspekten unterstützen, da er auch die Erlebnisebenen Emotionen und Gedanken integriert.
Lust
Dies ist wohl jene Funktion, an die die meisten Menschen als erstes oder gar als einziges denken, wenn es um Sex geht. Wobei es viele Menschen dabei belassen ihre Lust darüber zu definieren, dass sie anregende Gedanken und/oder Erregung in ihren Intimzonen verspüren.
Jede*r interpretiert echte Befriedigung individuell. Egal, wie du es für dich auslegst, es steigen dadurch dein Verlangen und damit deine Stimulation im Gehirn. Fehlt sie, sinkt dein Verlangen und sogar Lustlosigkeit kann die Folge sein. In diesem Fall kennt dein Körper die Empfindungen nicht mehr, die Lust und Erregung auslösen.
Die Grundvoraussetzung für erfüllende Sexualität ist auch die Fähigkeit, sexuelle Erregung zu spüren und wahrzunehmen. Das kann trainiert werden! Und Flow Sex bietet dir eine Möglichkeit das zu trainieren.